Kapitel Einunddreißig

Da stand er, lehnte sich gegen die Wand und sah sie an, ein liebevolles und sanftes Lächeln in den Augen. Hermine wollte etwas sagen, doch ihre Stimme versagte ihr den Dienst. Die Worte hallten in ihren Gedanken nach, sie schluckte, versuchte die Tränen zu ignorieren. Langsam machte er einen Schritt auf sie zu, Hermine wich nicht zurück, sah ihm entgegen, die Lippen einen Spalt weit geöffnet. Tränen rannen ihr über die Wangen, doch ihr Blick galt einzig und alleine ihm, nur ihm.

Nun stand er vor ihr, er hob seine Hand und wischte sanft die Tränen weg, seine Augen suchten in ihrem Gesicht nach etwas, was nur er sehen konnte. Und ohne das Hermine darauf vorbereitet war, drückte er sie an sich, vergrub sein Gesicht in ihren Haaren.

Im ersten Moment zu überrascht, drückte sie nun auch ihr Gesicht gegen sein Sweatshirt, sog seinen Geruch ein und erneut schossen ihr Tränen in die Augen.

„Es ist in Ordnung, ich bin ja da." Sanft streichelte er ihr über den Rücken, nahm ihr Gesicht in seine Hände, lächelte.

„Du ... du ... du dürftest gar nicht hier sein", schniefte Hermine, ihre Stimme war brüchig.

„Aber so wie es scheint, ist es gut, dass ich hier bin." Seine Daumen wischten die Tränen weg, das Lächeln verschwand nicht von seinem Gesicht und es war ehrlich, aufrichtig und atemraubend. Sie nickte, blickte hinauf. Sie konnte nicht glauben, was gerade geschah, wer ihr Gesicht in seinen Händen hielt.

„Das muss ein Traum sein."

„Es ist keiner", entgegnete er, seine sanfte Stimme ließ einen Schauer über ihren Rücken laufen. Hermine umschloss seine Hände mit ihren, zog sie von ihrem Gesicht und blickte ihn fragend an.

„Hast du es ernst gemeint, verarscht du mich nicht?" Er kniff die Augen zusammen und warf ihr einen gekränkten Blick zu.

„Na vielen Dank auch."

„Ich ... es ... es ist so unwirklich, niemals ... ich, du ... wir ... wir dürfen nicht, es ... niemand würde uns verstehen."

„Liebst du mich auch, Hermine?" Sie zögerte, sah erneut hoch in seine grauen Augen und flüsterte mit Tränen erstickter Stimme:

„Ich liebe dich, Draco, ja, ich liebe dich. Willst du wissen seit wann? Willst du wissen, wie oft ich mir das gewünscht habe, wie oft ich es mir wieder ausgeredet habe? Willst du das wissen? Unendliche Male. Immer habe ich mir gesagt, dass wir es nicht dürfen, dass es einfach nicht geht, keiner würde uns verstehen, sie würden uns für verrückt erklären ... es würde ... es würde nicht lange halten. All das habe ich mir eingeredet und doch, ich habe es nicht geschafft, sie waren immer da, die Gefühle für dich." Er hob ihre Hände zu seinem Mund und küsste sie sanft.

„Danke."

„Wofür?"

„Dass du ... für alles, für alles", seufzte er, sah auf sie hinunter und wieder einmal verfingen sich ihre Blicke ineinander, doch diese Mal ließ Hermine es zu, ihr Herz klopfte schneller, ihre Hände krampften sich um seine. Sie versank in seinen Augen, der Wunsch brannte erneut in ihr, in einem gleißenden Licht, niemand und nichts konnten ihn nun, da sie die Gewissheit hatte, unterdrücken, niemand, nur sie selbst, mit der Kraft ihres Herzens.

Dracos Lippen kamen ihren näher, Hermine starrte hinauf in seine Augen, traute sich nicht ihre zu schließen. Sie durften nicht, sie konnten nicht.

„Draco", wisperte sie, er runzelte die Stirn, ihre Nasenspitzen berührten sich beinahe.

„Alles in Ordnung?", fragte er zurück, Sorge schimmerte in seinem Blick und Angst, Angst davor, dass Hermine ihre Finger aus seinen wand, den Kopf drehte und ihn verließ. Sie hatte gesagt, sie würde ihn lieben, er würde sie nicht noch einmal gehen lassen, niemals.

„Wir dürfen das nicht, weißt du, wir sind ... du bist in Slytherin, ich bin in Gryffindor, ich bin ein ... du bist Reinblüter."

„Hör auf, Hermine, ich bitte dich, hör auf so einen Schwachsinn zu reden. Was macht es für einen Unterschied, ob deine Eltern Muggel sind oder nicht. In deinen Adern fließt das Blut einer Hexe, einer Hexe, die ich liebe."

„Was ist mit Parkinson?"

„Was soll mit ihr sein? Sie hat keinen Teil mehr in meinem Herzen, sie ist kein Teil mehr meines Lebens, war es nie."

„Die Briefe?"

„Habe ich geschrieben, alle. Ich wollte wissen, wie du über mich denkst, beobachtet habe ich dich durch einen alten Spiegel, es ... es war meine einzige Möglichkeit in deiner Nähe zu sein. Vergessen wir die Tradition, es zählt doch nur, dass wir glücklich sind, wir beide." Noch immer war sein Gesicht nah an ihrem, ihre Finger waren immer noch ineinander verschränkt.

„Aber--", Hermine wurde von ihm unterbrochen, seine Nasenspitze stupste gegen ihre.

„Hör auf, ich liebe dich, du liebst mich, niemand trennt uns. Wir schaffen es, Hermine, zusammen schaffen wir es."

„Ich kann nicht."

„Doch du kannst, du willst es doch oder?" Hermine schluckte hart, entwand ihre Finger aus seiner Umklammerung und ließ sich auf das Sofa sinken.

„Ich weiß es nicht." Sie wusste es wirklich nicht. Ihr größter Wunsch war in Erfüllung gegangen, er hatte ihr das beste Geschenk zu Weihnachten gemacht. Sein Geständnis. Doch da war immer noch die Angst, dass es alles nur ein Scherz war, auch wenn er es ihr versichert hatte, die Befürchtung, dass Ron und Harry es nicht verstehen würden, dass alle es nicht verstehen würden, am aller wenigsten Dracos Eltern. Er ließ sich neben ihr nieder, ein Hand griff ihr unter ihr Kinn und zwang sie, aufzusehen.

„Willst du es?" Hermine schaute zur Seite, doch Draco legte ihr eine Hand an die Wange und eine Hand von ihr legte sich über sie. Ja, sie wollte es und doch konnte sie es nicht.

„Wir dürfen nicht."

„Hermine", knurrte er, das Lächeln war für einen Augenblick aus seinen Augen verschwunden.

„Was ist? Wir dürfen nicht, wir können nicht."

„Ich dachte du liebst mich?", fragte er, wollte seine Hand von ihrer Wange nehmen, doch sie ließ es nicht zu.

„Ich liebe dich, Draco, wieso zweifelst du?"

„Warum?" Seine Stimme hörte sich verletzt an, sodass Hermine ihm einen schnellen Blick zu warf. „Weil du mich zweifeln lässt. Auf der einen Seite lässt du mich dich berühren, aber sobald ich dich küssen will, verschwindest du. Weiß du eigentlich, wie schwer es war, mich zurückzuhalten, als du die beiden Male unter mir gelegen hast? Weißt du das? Nein, ganz sicher nicht. Ich hätte dich küssen können, aber in der einen Nacht, als du in den Kamin geflüstert hast, dass du keine Briefe mehr haben wolltest, ich dachte, es ist alles wegen dem Wiesel, dass er sich zwischen uns gedrängt hast, ihn küsst du, ja? Wie alles andere auch, habe ich es gesehen, in dem Spiegel, den ich so manche Mal schon verflucht habe. Tu mir das nicht an Hermine, ich bitte dich, tu es mir nicht an", sagte er eindringlich. Hermine ließ seine Hand los, in ihrem Blick flackerte es.

„Lass Ron aus dem Spiel, ich kann doch nichts dafür, dass er sich in mich verliebt hat. Ich habe dir gesagt, wen ich liebe, wenn du es mir nicht glaubst, dann kann ich dir auch nicht helfen, aber du musst auch mich verstehen. Meinst du denn, dass es für mich leicht war? Diese ganzen Situationen, alles. Kannst du dir vorstellen, wie weh es getan hat, zu wissen, dass es da jemand anderen in deinem Leben gibt, dass du zu einem anderen Mädchen gehst, die es schafft, einen Glanz in deine Augen zu zaubern? Meinst du denn, dass ist leicht?" Sie schrie beinahe, ihre Hände zitterten. Sie sahen sich an und ehe Hermine etwas tun konnte, hatte Draco sie auf dem Sofa nieder gedrückt, hielt ihre Handgelenk umschlossen, wie er es auch vorher schon getan hatte.

„Du kannst dich nicht mehr befreien, Kleines, jetzt hast du keine Chance mehr, mir zu entkommen."

„Ich hasse dich dafür", grummelte sie leise, schloss die Augen, damit sie nicht in seine hineinsehen musste, damit sie nicht das breite Lächeln auf seinem Gesicht sehen musste.

Unvorbereitet trafen seine Lippen auf ihre, erschrocken schlug sie die Augen auf, sah in seine hinein, schloss sie wieder und seufzte leise gegen seine Lippen. Wie sehr hatte sie sich es sich gewünscht, wie sehr hatte sie sich gewünscht, ihn endlich zu spüren. Herminen öffnete ihren Mund einen Spalt breit, als Dracos Zunge neckend an ihrer Unterlippe entlang fuhr und gewährt ihm Einlass. Es war so ein komisches Gefühl, so ungewohnt und so schön. Noch nie hatte sie jemand so geküsst, noch nie.

Sie löste sich von ihm und in ihren Augen brannte es. Draco lächelte, ein wenig selbstsicher, doch es machte ihn noch attraktiver.

„Na also", sagte er leise und küsste sie erneut. Hermines Hände verschränkten sich in seinem Nacken, zogen ihn näher zu sich heran und spielten mit den Spitzen seiner Haare. Sie waren weich, weicher als sie sich vorgestellt hatte. Ihre Zungenspitzen berührten sich, in eben jenem Moment, als Dracos Arme nachgaben und er mit einem undeutlichen Geräusch auf sie fiel. Er löste sich von ihr, blickte sie an und konnte nicht anders, er musste Grinsen.

„Ich hätte ja nicht ahnen können, dass du so zur Sache gehst." Hermine zog eine Grimasse und streckte ihm die Zunge raus. Draco stützte sich auf seine Ellebogen, blickte sie an und setzte sich hektisch auf, als Hermine anfing, hemmungslos zu schluchzen.

„Oh Gott, Himmel, Hermine, alles in Ordnung ... ich wollte nicht, ach verdammt, warum hast du denn nichts gesagt?" Hermine lächelte ihn durch einen Schleier von Tränen an, seine Aufgelöstheit und die Art wie er mit seinen Hände rang schienen nicht ganz zu ihm zu passen.

„Nimmst du mich noch einmal in den Arm?", fragte sie mit erstickter Stimme, Draco lächelte und zog sie zu sich heran. Hermine bette ihr Gesicht an seiner Schulter, schniefte und lächelte.

„Habe ich etwas falsch gemacht?", wollte er wissen, murmelte es gegen ihr Haar, während er mit einer Strähne spielte.

„Nein ... nein, hast du nicht ... ich, ich liebe dich", nuschelte Hermine undeutlich, doch er hatte es verstanden, hob ihr Gesicht an und küsste sie auf die Stirn.

„Ich liebe dich auch." Hermine schloss die Augen, Müdigkeit überfiel sie und mit einem leisen Seufzer des Glückes, fiel sie in einen traumlosen Schlaf...


A/N Dank an Drac0sGirl , Tea , Lee-sun , HexenLady , Janinchen , Dieutrixx , malibulina , AlyshaNemesis , Olivia Malfoy und Trory ... HEAGDL und ich hoffe, euch hat das chap. gefallen, mir nicht so, aber vll liegt es daran, dass ich keinerlei praktische erfahrung habe, was dieses thema betrifft ... R&R