Kapitel Zweiunddreißig

Sie erwachte in ihrem Bett, oben in ihren Zimmer, zugedeckt und allein. Erinnerungen kamen, überfielen sie hinterrücks und sie fragte sich plötzlich, ob sie all das nur geträumt hatte, den Kuss, den Brief und ihn, der ihn vorgelesen hatte. Langsam richtete sich Hermine auf, sah sich kurz um, vielleicht um sicher zu sein, dass sie auch wirklich in ihrem Bett lag.

Wie war sie hier hoch gekommen? Hatte er sie hier hoch getragen oder war sie selber hier hoch gegangen und hatte sich in ihre Bett gekuschelt. Irgendetwas schien ihr komisch an der Sache zu sein. Vorsichtig setzte sie einen Fuß auf die kalte Erde, zuckte nicht zurück, sondern stand auf. Schneeflocken schwebten an ihrem Fenster vorbei. Auf nackten Füßen ging Hermine aus ihrem Zimmer und öffnete leise die Tür, die zu ihm führen würde. Tiefe Traurigkeit breitete sich in ihr aus, als die Bett verlassen und unberührt da fand. Sie hätte es wissen müssen. Er würde sie niemals küssen, er würde ihr niemals sagen, dass er sie liebte und dabei mit einer Strähne ihres Haares spielen. Niemals. Tränen traten ihr in die Augen, alles hatte sich so echt angefühlt, alles, seine Lippen, seine Hand, die ihre Wange umschlossen hatte.

Hermine lief zurück in ihr Zimmer, zog sich an und stopfte ein weiteres Set in ihre Tasche, schwang sie sich über die Schulter und verließ ihr Zimmer, den Gemeinschaftsraum. Den Brief, der auf dem Boden lag übersah sie.


Zwei Tage waren nach ihrer Flucht aus ihren eigenen Räumlichkeiten verstrichen und in diesen Tagen hatte sie so gut wie keinen Fuß vor die Tür gesetzt. Niemand hatte sie darauf angesprochen, nur Ron, doch als sie ihm keine Antwort hab, seufzte er nur und verschwand mit den anderen. Wahrscheinlich fühlte er sich wie das dritte Rad am Wagen, wenn er mit Harry und Ginny zusammen war, doch Hermine kümmerte sich nicht darum. Sie war tief in ihren Gedanken versunken, fürchtete sich, ihren Gemeinschaftsraum zu betreten. Er war wirklich da, er war wirklich wieder zurückgekommen. Konnte es denn wahr sein? War es vielleicht wirklich kein Traum gewesen?

„Ich ... ich muss kurz in mein Zimmer. Mir neue Sachen holen?", murmelte sie in Rons Richtung, der kurz von seinem Buch aufsah, die Feder in der einen Hand, das Buch in der anderen und ihr einen besorgten Blick zu warf.

„Bist du sicher, dass ich nicht mitkommen soll oder so? Du siehst so ... zerbrechlich und verletzlich aus."

„Mir wird es schon gut gehen", entgegnete sie leise, stand auf und verließ den Gryffindorturm.


Ihre Hände waren feucht, als sie in den dämmerigen Gang eintrat, der in den Gemeinschaftsraum führen würde. Sie wusste nicht, was sie erwartete, ein leichtes Zittern breitete sich aus, als sie langsam um die Ecke trat. Da saß er, den Kopf über ein Pergament gebeugt und Hermine erkannte zu ihrer Überraschung und Freude, dass er die Feder in der Hand hielt, die sie ihm zu Weihnachten hatte schenken wollen. Er schien den Blick zu spüren, sah zur Seite und erkannte Hermine, die mit dem Rücken gegen die Wand stand. Draco stieß den Stuhl zurück, so hart, dass er mit einem lauten Poltern zu Boden fiel. Er machte einen Schritt auf sie zu, fuhr sich mit einer Hand durch sein Haar. Seine Augen blickten sie prüfend an, glitten über jeden Zentimeter ihres Körpers, was Hermine erröten ließ.

„Wo zum Teufel warst du?" Seine Stimme klang gefährlich ruhig und für einen Augenblick zweifelte Hermine daran, dass es eine gute Idee gewesen war, in den Gemeinschaftsraum zurückzukehren.

„Oben, bei Ron, Harry und Ginny", antwortete sie ihm, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern. Er machte ihr Angst, das Zittern verstärkte sich, als er zielstrebig auf sie zu kam und nah vor ihr stehen blieb. Draco stützte sich mit seinen Händen an der Wand ab, neben ihren Ohren.

„Bei Ron, Harry und Ginny?", wiederholte er und in seinen Augen lag ein Hauch von Zorn.

„Ja."

„Einfach so?" Hermine runzelte die Stirn, vergrub die Hände in den Hosentaschen, damit er das Zittern nicht sehen konnte.

„Muss ich mich neuerdings bei dir abmelden?", verlangte sie zu wissen, zuckte leicht zusammen, als Draco knurrte.

„Ich habe mir Sorgen um dich gemacht", er stieß hart mit dem Finger gegen ihr Schlüsselbein.

„Hör auf damit", fauchte Hermine und schlug seine Hand weg.

„Du warst nicht beim Essen. Du warst nirgendwo aufzufinden, verschluckt von diesem scheiß Turm. Ich dachte, wir hätten gestern Abend alles geklärt, mehr oder weniger, ich dachte du und ich, wir könnten jetzt endlich ein wenig mehr Zeit miteinander verbringen, auf einer anderen Ebene, aber nein, My Lady hat es sich scheinbar anders überlegt und die Wort von gestern Abend nicht ernst gemeint."

„Gestern Abend?"

„Vorgestern Abend, an Weihnachten", zischte er zurück, brachte sein Gesicht nah an ihres heran. „Ich hasse es angelogen zu werden, Hermine, ich hasse es, wenn man mit mir spielt. Also rate ich dir, mir schleunigst die Wahrheit zu sagen, ansonsten kann ich dir für nichts garantieren."

„Die Wahrheit?"

„Ja, die verdammte Wahrheit."

„Es ist alles passiert?", fragte sie ungläubig, ihre Stimme eine Oktav zu hoch.

„Wie bitte?"

„Es ist alles passiert, du hast mich geküsst und ... du weißt schon, alles ist passiert?"

„Was hast du denn gedacht?", fragte er sie mit gerunzelter Stirn, schloss für einen Moment die Augen, nur um sie dann wieder zu öffnen und sie zornig anzustarren.

„Hör auf mit mir zu spielen und mir Scheiße zu erzählen. Du kannst doch nicht ernsthaft daran gezweifelt haben, was ich dir an Weihnachten gesagt habe oder? So verrückt bist doch noch nicht mal du." Hermine legte ihre Hände auf seine Brust, fuhr langsam hoch zu seinen Schultern und ließ sie dort liegen.

„Oh doch, so verrückt bin ich, es kann ja schließlich nicht sein, dass du mir ein Liebesgeständnis machst. Das würde ein total Chaos ergeben, niemals würdest du so etwas tun und daher, bleiben meine Zweifel an der Echtheit dieses Traums weiterhin bestehen. Und noch was", fügte sie hinzu, als sie sich unter seinen Armen hinweg geduckt hatte, „ich mag es auch nicht, wenn man mit mir spielt und ich hasse es, wenn man mir auf die Pelle rückt und mich mit zornigen Blicken aus der Nähe bombardiert." Sie schaffte es, ganze drei Schritte von ihm weg zu machen, als er sie unsanft am Arm packte und sie zurück an die Wand drängte.

„Tust du das, ja?" Ehe Hermine antworten konnte, hatte er ihr einen leichten Kuss auf den Mund gegeben. Hermine hatte ihren Kopf gegen die Wand gedrückt, doch es war ein leichtes für Draco, den Zwischenraum zu überwinden.

„Lass das", murmelte sie, doch er hörte nicht auf sie und küsste sie erneut, knabberte neckisch an ihrer Unterlippe.

„Würdest du das bitte unterlassen?", grummelte sie gegen seine Lippen, Draco lächelte nur und seine Lippen wanderten ihren Hals hinunter. Hermine konnte nicht anders, ein Schauer lief ihr über den Rücken und sie seufzte, als Draco ihr einen Kuss in den Zwischenraum ihrer Schlüsselbeinknochen hauchte. Er brachte sein Gesicht wieder auf die gleiche Höhe und schmunzelte bei dem Ausdruck in Hermines Augen.

„Ich weiß doch was ich machen muss", sagte er und ein breites Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.

„Hör auf so eitel dreinzuschauen, ansonsten--", Draco unterbrach sie, als er ihr einen Kuss gab.

„Sonst was?" Hermine blickte ihn, überlegte und lächelte verschwörerisch.

„Das willst du gar nicht erst wissen." Draco schmunzelte.

„Wenn es das ist, woran ich denke, schau ich sofort weiter eitel drein." Röte schlich sich auf ihrer Wangen.

„Glaub ich nicht."

„Nicht?"

„Nein, glaube ich nicht", erwiderte Hermine und schlüpfte mit einer schnellen Bewegung unter seinen Armen durch, brachte sich mit einem Sprung in sichere Entfernung, als er erneut seinen Arm nach ihr ausgestreckt hatte.

„Du kriegst mich nicht", lachte sie und streckte ihm die Zunge raus.

„Da sei dir mal nicht so sicher", sagte er leise, machte allerdings keine Anstalten sie einzufangen.

„Spielt ein Malfoy kein Fangen?"

„Nein, tut er nicht. Ich hab meine eigenen Methoden." Das Grinsen was sich auf sein Gesicht schlich, war in gewisser Weise unheimlich, doch Hermine lächelte nur, ging zu ihm hin und legte die Arme um seinen Hals.

„Die da wären?"

„Willst du nicht wissen", sagte er seinem hochmütigen Blick. Überraschung legte sich auf sein Gesicht, als Hermine ihn küsste und ihrerseits an seiner Unterlippe knabberte, mit ihrer Zunge an seiner Unterlippe entlang fuhr und einen Schauer über seinen Rücken gleiten ließ.

„Hermine, ich glaube nicht--", sprach er gegen ihre Lippen, doch Hermine biss ihn als Antwort nur etwas fester in die Lippe, ein leichtes Grinsen auf den Lippen. Draco knurrte, seine Füße bewegten sich automatisch in Richtung Sofa und er drückte Hermine darauf nieder, als sie mit den Beinen dagegen stieß. Sie machte ihn wahnsinnig.

„Nicht jetzt", flüsterte Hermine keuchend, als er sich von ihr löste und Draco hielt inne, sich einen Weg unter ihren Pullover zu suchen.

„Okay", entgegnete er, stand auf und zog sie an der Hand mit nach oben.

„Es tut mir Leid." Draco legte ihr einen Finger auf die Lippen.

„Du musst dich nicht entschuldigen, lass mich von mir aus noch was länger zappeln, aber beschwer dich nachher nicht." Hermine räusperte sich und drückte ihm als Antwort einen Kuss auf die Lippen.


Es war Nacht und es war kalt, als Hermine plötzlich ohne jeglichen Grund aus dem Schlaf gerissen wurde. Sie saß in ihrem Bett, kerzengerade. Mit hochgezogenen Schultern ließ sie sich zurück ins Bett sinken und schloss die Augen, versuchte zu schlafen, doch der Schlaf wollte und wollte nicht kommen. Eine Idee schlich sich in ihrer Gedanken und erneut stellte sie ihrer Füße auf den kalten Boden und schauderte kurz, verließ ihr Zimmer und betrat das von Draco. Er schlief, wie jeder normale Mensch es auch tun würde, lächelte leicht im Schlaf. Ohne groß nachzudenken, ging sie auf sein Bett zu, kletterte über ihn und kuschelte sich unter die Decke.

„Aber ansonsten geht es uns gut, My Lady?", fragte er grunzend, während er einen Arm um sie schlang und sie ihren Kopf auf seiner Brust bettete.

„Jetzt geht es mir wunderbar", antwortete sie, schloss die Augen und schlief mit einem Lächeln auf den Lippen ein.


A/N ... danke danke danke ... so viele reviews hätte ich echt nicht erwartet ... dank an Jannilein, zeit lassen scheint es ja nicht so zu bringen, hm? hdgdl , Drac0sGirl, thnx und ida , Trory , Tanja, cdt, Lee-sun, BlackAngel18, doch doch, am 31.10 sechzehn geworden ;) , Dieutrixx , slYtherIn-gIrlY-91 , Janinchen , ClaireBlack , AlyshaNemesis , viciousdragon , HexenLady, malibulina , sakura-kyoko, julschn, Angel-chan-19 und Olivia Malfoy ... freut mich, dass ihr denkt, dass ich es gut hinbekommen hab ... ich denke, dass wir die hälfte geschafft haben, somit könnt ihr euch ausmalen, wie lang es voraussichtlich werden wird ;) R&R