Kapitel Neununddreißig
Jemand strich ihr sanft über die Lippen und Hermine drehte sich mit einem Grummeln auf die Seite.
„Lass mich schlafen."
„Wir haben Schule, My Lady, ich kann nicht verantworten, dass Ihr nicht in Eure Klasse kommt", murmelte Draco ihr ins Ohr und knabberte kurz an ihrem Ohrläppchen.
„Warum sagst du das nicht gleich?", entgegnete Hermine und setzte sich verschlafen auf.
„Ich dachte, du würdest mir zu liebe blau machen, ich habe nämlich eine viel bessere Idee, wie wir diesen wunderschönen, vierzehnten Februar verbringen können", sagte Draco leise und drückte ihr einen Kuss in den Nacken.
„Das geht aber leider nicht, denn wir müssen auch was lernen", antwortete Hermine, doch ein leichtes Lächeln hatte sich auf ihr Gesicht geschlichen.
Es war nun schon ein Monat vorbei, seit dem Vorfall mit Voldemort und auf Dracos Bitten und Betteln war sie nicht zu Dumbledore gegangen, auch wenn sie es mit ihrem Gewissen nicht vereinigen konnte. Er musste davon wissen, auch wenn es hieß, dass Dracos wahre Identität aufgedeckt würde. Was würde passieren, wenn sie es niemanden erzählte und Voldemort es schaffte, in Hogwarts einzudringen, dem einzigen Platz, der allen als sicher vorkam? Sie würde Schuld daran sein, wenn jemand starb, da sie es ihrem Schulleiter nicht mitgeteilt hatte. Manchmal schreckte sie mitten in der Nacht auf, nass geschwitzt und mit hämmernden Herzen. Dort wo der Fluch sie getroffen hatte, tat es immer noch leicht weh, dagegen hatten auch Dracos sanfte Berührungen nicht helfen können.
„Na, dann werden wir wohl mal aufstehen", murmelte sie zu sich selber, schlug die Decke zurück, was ein protestierendes Grummeln von Draco zur Folge hatte und machte sich auf den Weg in ihr Zimmer, um sich frische Sache zu holen.
Als sie den Waschraum betrat, stand er bereits unter der Dusche und im gesamten Waschraum roch es nach seinem Shampoo. Hermine sog die Luft ein und lächelte versonnen.
„Hallo, Mine", begrüßte sie Harry, nahm sie in den Arm und flüsterte ihr leise ins Ohr:
„Ich wünsche dir einen frohen Valentinstag. Wäre ich nicht mit Ginny zusammen, würde ich dich auf der Stelle hinreißend küssen, aber ich glaube, das würde weder ihr noch Ron gut gefallen."
„Harry", nuschelte Hermine entrüstet und schlug ihm gegen die Brust. Harry grinste sie nur breit an und gemeinsam gingen sie in die Große Halle, wo Ron und Ginny sie erwarteten.
„Hey ihr zwei", sagte Hermine, ließ sich neben Ron fallen und warf einen raschen Blick zum Slytherintisch. Draco war noch nicht da, aber Parkinson und allein der Anblick reichte ihr, um ihr den Appetit vergehen zu lassen. Ohne große Freude nahm sie sich ein paar Cornflakes, schüttete Milch darüber. Über ihren Köpfen kündigte das Rauschen die Ankunft der Eulen an und der Post.
„Weißt du, was mich wundert, Mine?", fragte Ron sie mit vollem Mund. Er schien es nie zu lernen.
„Was?", fragte Hermine zurück, nicht ohne ihm einen vielsagenden Blick zuzuwerfen, den er auffing und sich beeilte, sein Essen hinunterzuschlucken.
„Tschuldigung. Was mich wundert ist, dass du seit ein paar Wochen oder sagen wir Monaten, keine Briefe mehr von deinem heimlichen Verehrer bekommst. Hat Vicky sich etwa geäußert?"
„Nenn ihn nicht Vicky, Ron."
„Hat er oder hat er nicht?"
„Hat er nicht und damit --", eigentlich hatte sie noch etwas hinzufügen wollen, doch eine schwarze Eule landete vor ihr, ihr Gefieder glänzend und nicht zerzaust. An ihr Bein war ein kleines Päckchen gebunden und daran ein Zettel.
„Wenn man vom Teufel spricht", murmelte Ron und blickte neugierig zur Seite.
„Ich mache es hier sicherlich nicht auf", entgegnete Hermine schnippisch und Ron rümpfte die Nase.
„Du hast zu viele Geheimnisse vor uns", beschwerte er sich, doch ehe Hermine etwas sagen konnte, hatte Ginny ihren Bruder schon über den Tisch hin angefahren:
„Lass ihr ihre Geheimnisse, wenn sie sie dir erzählen will, dann kommt sie sicherlich zu ihr. Wann blickst du endlich, dass auch Frauen Geheimnisse haben, die sie nicht ausplaudern, nur weil jemand es will?"
„Du weißt es", stellte Ron beleidigt fest, doch Ginny rollte mit den Augen und wandte sich wieder ihrem Essen und Harry zu, der ihr etwas ins Ohr flüsterte, was sie kichern ließ.
„Hermine, sie weiß es oder?", fragte Ron sie, hielt sie am Arm fest, als sie aufstehen wollte.
„Und wenn es so wäre?", fauchte Hermine zurück und verschwand aus der Großen Halle, Rons Blicke im Rücken.
Seufzend ließ sie sich in dem noch leeren Klassenzimmer auf einen Stuhl in der hinteren Reihe sinken und betrachtete das Päckchen was vor ihr lag. Ihr Finger schienen ein wenig zu zittern, als sie langsam die Kordel löste und das Papier abwickelte. Heraus fiel ein schlichter, silberner Ring, unscheinbar und doch wunderschön, wie sie fand.
Einen kleinen Valentinsgruß für My Lady...
Ich hoffe, es gefällt Euch und ziert schon bald Euren lieblichen Finger
Verbleibe mit Grüßen
D.M.
Zu faul um seinen Namen auszuschreiben, dachte Hermine lächelnd und schob sich den Ring ohne zu zögern über den Finger. Nach und nach tröpfelte auch der Rest der Klasse hinein, bis schließlich auch Professor McGonagall die Klasse durch eine kleine Tür betrat und sich vor ihr Pult stellte.
„Seien Sie bitte leise und stellen Sie Privatgespräche ein", sagte sie mit ihrer schneidenden Stimme und warf einen Blick auf Ron, der sich zu Hermine hinübergelehnt hatte und gerade anfangen wollte zu sprechen.
„Langsam aber sicher neigt sich das Schuljahr dem Ende zu. Sie haben alle Ihre Berufsrichtung gewählt und ich rate Ihnen allen, das Beste daraus zu machen und sich früh genug die Wiederholungen anzufangen. Den Plan habe ich Ihnen bereits ausgeteilt. Ja, Mr. Longbotton?" Neville hatte die Hand gehoben und blickte Professor McGonagall schüchtern an.
„Ich habe meinen verloren, Professor", sagte er und Hermine fiel zum ersten Mal auf, dass er nicht mehr stotterte, sondern eine klare, recht tiefe Stimme bekommen hatte, die nicht zitterte.
„Sie bekommen einen neuen. Also. Unser Stoff wird nun zur Hälfte aus Wiederholungen und neuem Stoff bestehen. Ich rate Ihnen, sich Notizen zu machen, egal ob neu oder alt. Die heutige Stunde beginnen wir mit einer kleinen, schriftlichen Aufgabe, die Sie alleine lösen, haben sie mich verstanden, Mr. Weasley?", fragte Professor McGonagall Ron, der sich erneut zu Hermine herüber gelehnt hatte und bombardierte ihn mit strengen Blicken, sodass er sich, mit erröteten Ohren auf sein Blatt konzentrierte, was vor ihm aufgetaucht war.
Auch Hermine richtete ihren Blick darauf und lächelte. Es war einfach.
Zählen Sie alle Merkmale auf, die ein Animagus haben muss, um voll ausgebildet zu sein. Fassen Sie sie in einem Text zusammen. Der Text wird am Ende der Stunde eingesammelt und benotet!
„Hermine?", flüsterte Ron leise und stupste sie gegen den Ellebogen.
„Was?", zischte Hermine zurück.
„Von wem ist der Ring?"
„Hast du nichts besseres zu tun?", wollte Hermine wissen, wobei sie fleißig auf ihr Blatt schrieb.
„Von wem?"
„Es geht dich nichts an."
„Ich will es aber wissen!"
„Konzentrier dich auf den Text und nicht auf meinen Schmuck", fauchte Hermine leise und reagierte nicht mehr, als Ron sie erneut gegen den Ellebogen stieß.
Sie saßen zusammen in der Bibliothek, Harry über ein Buch gebeugt, ebenso Hermine, die jedoch genervt aufblickte, da Ron sie die ganze Zeit über anstarrte.
„Habe ich Dreck an der Nase, Ron?", wollte sie wissen, doch er kniff nur die Augen zusammen.
„Von wem ist der Ring? Von Vicky?"
„Wie kommst du denn bitte auf Viktor?"
„Er hat dir immerhin die ganzen Briefe geschrieben, oder etwa nicht?" Hermine hob eine Augenbraue.
„Interessiert dich das so sehr?"
„Ja", war seine schlichte Antwort und Hermine biss die Zähne zusammen.
„Dann muss ich dich enttäuschen, da ich es dir nicht sagen werde."
„Nun, Harry und ich haben da sowieso eine Vermutung", fauchte Ron leise und Harry murmelte:
„Lass mich da raus, Ron, du hast eine Vermutung und ich habe dir gesagt, wie abwegig sie ist, Hermine würde so etwas nie machen."
„Was nie machen?", hakte Hermine nach, auch wenn ihr etwas unheilvolles schwante. Ron würde doch nicht etwa etwas mitbekommen haben? Ihre heimlichen Blicke zum Slytherintisch? Dracos heimliche Blicke?
„Du würdest nie etwas mit Malfoy anfangen. Ron steigert sich in etwas rein, nur weil er einmal gemeint hat zu sehen, wie Malfoy dich angelächelt hat, was nun überhaupt nicht sein kann, weil der Junge nichts anderes kann außer ekelhaft Grinsen. Wie also, sollte er dich anlächeln oder noch dazu mit dir zusammen sein, nichts gegen dich, Mine, aber es wäre genauso unwahrscheinlich, dass die Dursleys mir etwas zu Ostern, Weihnachten oder meinem Geburtstag schenken würden."
„Harry hat Recht, Ron", sagte Hermine, doch ihre Stimme klang nicht so überzeugend, wie sie es sich gewünscht hatte, was zur Folge hatte, dass Ron sie ansah, ein leicht geschockter Ausdruck hatte sich in seine Augen geschlichen.
„Ginny weiß es, habe ich Recht? Sie weiß es, deswegen verhält sie sich uns gegenüber so komisch."
„Sie verhält sich nur dir gegenüber komisch, Ron, mir nicht", steuerte Harry seinen Teil des Gespräches bei, ohne auch nur seinen Blick von der Seite zu lösen, die er nun schon seit zehn Minuten las.
„Doch, du merkst es nur nicht, aber sie ist meine Schwester, ich weiß ganz genau, wenn etwas mit ihr nicht in Ordnung ist. Sie weiß es Harry, ich schwör es dir."
„Sie ist meine Freundin, Ron. Es wäre eine Schande, wenn ich nicht wissen würde, ob sie eine Sache bedrückt oder nicht. Ein guter Freund merkt so etwas."
„Ist es Malfoy, Hermine?" Hermine antwortete nicht, sondern wandte sich ihrem Buch zu, zückte die Feder und tat so, als hätte sie Rons Frage nicht gehört. Für einen Moment wollte sie erleichtert aufatmen, da Ron das Thema hatte fallen lassen, doch sie hätte sich nicht zu früh frühen sollen, denn Ron war aufgestanden, packte sie bei den Schultern und sah auf sie hinab.
„Sag mir, dass es nicht wahr ist, Hermine. Sag es mir einfach, ganz normal, wie du es immer tust, wenn ich etwas falsch mache." Seine blauen Augen sahen sie an, es lag ein flehender und bittender Ausdruck in ihnen. Sie konnte ihn nicht länger belügen, sie konnte einfach nicht, es wäre den beiden gegenüber unfair. Hermine schaute zur Seite, blickte aus dem Fenster und beobachtete eine Eule, die einsam und alleine über den Himmel glitt. Eine Hand an ihrer Wange, der Zwang ihren besten Freund anzusehen. Erkenntnis legte sich in seinen Blick, Schock und Schmerz.
„Sag, dass es nicht wahr ist, ich bitte dich, Hermine, bitte, sag mir, dass es nicht stimmt, dass ich mir etwas einbilde, sag es mir", er schüttelte sie an den Schultern, als versuchte er, die Liebe für Draco aus ihr rauszuschütteln.
„Hermine?", fragte nun auch Harry, der sich von den Buchstaben gelöst hatte, in einer Hand die Feder, die andere auf die Stuhllehne gelegt. Ein Tropfen Tinte löste sich von der Spitze seiner Feder. „Seit wann?", fragte Harry sie mit leiser Stimme, als sie ihm und Ron keine Antwort gab.
„Nein, Harry, das meinst du auch nicht ernst, das könnt ihr beide mir nicht antun", Rons Stimme überschlug sich.
„Seit Weihnachten", murmelte sie leise in Richtung Fenster, sie traute sich nicht, ihre beiden Freunde anzusehen, die vielleicht die längste Zeit ihre besten Freunde gewesen waren. Rons Hände rutschten von ihren Schultern, seine Arme hingen hinunter, unbrauchbar, leblos.
„Nein", flüsterte er nur, sah sie an und hoffte darauf, dass sie lachte, dass sie ihm sagte, dass es nur ein Witz gewesen sei. Doch sie tat es nicht. Nichts von dem, was er sich wünschte.
„Deswegen bist du hoch gekommen und hast eine Nacht im Mädchenschlafsaal geschlafen." Hermine nickte, sah Harry an und konnte auch in seinen Augen Schmerz erkennen, Misstrauen und Fragen über Fragen.
„Warum?" Hermine ging an Ron vorbei, der sie nicht aufhielt.
„Warum? Warum verliebt man sich, Harry? Wieso sieht man jemanden plötzlich in einem anderen Licht? Weil die Hormone verrückt spielen? Nein, es ist einfach so und dagegen kann man nichts tun. Ich habe es drei Jahre versucht zu bekämpfen, ich habe versucht, mich nicht darauf einzulassen. Aber als er mir an Weihnachten diesen letzten Brief geschrieben hat--", Ron unterbrach sie:
„Er hat dir die ganzen Briefe geschrieben? Dieser Bastard?"
„Er ist kein Bastard, er heißt Draco und ist anders. Ganz anders. Er ist nicht so, wie ihr ihn kennt, Draco ist nett, zuvorkommend, so wie ihr beiden es auch seit. Er macht sich Sorgen um mich, er hilft mir, wir haben Spaß miteinander, wir können lachen und", sie machte einen Pause und blickte erst Harry, dann Ron an. Ihr Blick blieb für einen Moment an ihm haften, ein Loch tat sich in ihr auf, ein bodenloses Loch. „Und wir lieben uns", flüsterte sie beinahe unhörbar, doch bei beiden war es angekommen. Harry wandte sich ab, ohne ein Wort zu sagen, wandte sich einfach nur ab, packte seine Sachen zusammen und drehte sich noch einmal um.
„Ich hoffe, du weißt was du da tust, Hermine. Mach was du willst, aber komm nicht zu uns und frag uns um Hilfe. Ich denke, du bist so klug, dass du für dich das richtige machst, erwarte nicht von mir und ich glaube auch nicht von Ron, dass wir es akzeptieren." Er sagte es ruhig, doch in seiner Stimme lag pure Enttäuschung.
„Harry, ich --", Harry schüttelte den Kopf und erstickte die Entschuldigung, die sich einen Weg aus ihrem Mund bahnen wollte im Keim.
„Warte, ich komme mit", sagte Ron, er ging an Hermine vorbei, packte seine Tasche und verließ, ohne Hermine noch einmal anzusehen, die Bibliothek. Harry folgte ihm, schien kurz zu zögern, doch schließlich verließ auch er die Bibliothek mit schnellen Schritten.Hermine sah den beiden hinter her, sie wusste, dass sie einen Fehler gemacht hatte, der nun für immer zwischen ihnen sein würde. Wie hatte sie auch nur einen Augenblick daran denken können, dass Harry und Ron es eventuell verstehen würden, zwar enttäuscht sein würden, aber sie nicht mit einer so klaren Aussage im Stich ließen. Tränen sammelten sich in ihren Augen, sie starrte die Stelle an, an der Harry für einen winzigen Augenblick gezögert hatte, ein Hoffnungsschimmer. Von nun an hatte sie keine zwei besten Freunde mehr, die sich um sie sorgten, die sie behandelten wie eine Schwester.
Ich habe einen Fehler gemacht, einen riesengroßen Fehler
A/N so, da haben wir das 39. chap, nach geraumer zeit :) dank an Drac0sGirl, bedankt und ich dich auch, Dieutrixx (Lia), slYtherIn-gIrlY-91, malibulina, thnx und hdagdl, dascha, thnx, Trory, AlyshaNemesis, ja hast du, darfst es aber gerne immer wieder tun ;), Olivia Malfoy, slytheringirl12, thnx und hdal, HexenLady, Akazia89, Bbabygirl90, nicolemalfoy160178, thnx :) und Janinchen, danke schön:) ... HEAGDL ... vielleicht schaffe ich es, in den nächsten tagen wieder schneller zu schreiben ... langsam lässt der arbeitsstress in der schule nach ;) R&R
P.s.
Sollte ich wen vergessen haben, sry, alle Schwarzleser dürfen auch gern
reviewen ;) ihr würdet mir einen gaaaaaaaaaaaaaaanz großen Gefallen tun
...
