Kapitel Vierzig

Nachdem Hermine ihre Tränen so gut es ging getrocknet hatte, packte sie ihre Tasche und verließ die Bibliothek. Sie hatte Harry und Ron verloren, sie war sich sicher, dass es niemals mehr so sein würde, wie es war und es war ihre Schuld. Du kannst nichts dafür, dass du dir Draco ausgesucht hast...

Doch sie konnte etwas dafür. Draco war ein Todesser, er würde sein Leben nicht für sie aufs Spiel setzen, so etwas lernten Todesser nicht, sie töteten, retteten ihr eigenes Leben, zerstörten das von anderen.

Hermine hatte das Portrait erreicht, doch sie zögerte. Sie wollte nicht reingehen und sich ihm stellen, aber sie musste.

Draco saß auf der Couch, die Füße hatte er hochgelegt, die Haare waren nass, anscheinend kam er aus der Dusche.

„Ah, My Lady, wie geht es Euch." Hermine antwortete nicht, sondern blickte ihn an und ohne das sie etwas dagegen tun konnte, schluchzte sie auf. Alarmiert stand Draco auf und kam auf sie zu.

„Was ist passiert?"

„Harry, Ron, sie ... ich … "schluchzte sie und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.

„Was haben sie mit dir gemacht?", fragte Draco, seine Stimme war ruhig, zu ruhig.

„Ich habe es ihnen gesagt", flüsterte Hermine leise, blickte auf in Dracos Augen, die sie sanft ansahen und ihr für einen Augenblick den Schmerz nahmen. „Sie sind einfach gegangen, einfach so, meinten, ich sollte nicht auf ihre Hilfe zählen, ich müsste wissen, was für mich am besten sei, dass ich von ihnen keine Toleranz erwarten könnte", murmelte sie leise vor sich hin und Draco hatte Mühe die einzelnen Wörter zu verstehen.

„Ist es nicht egal, was sie sagen? Die Hauptsache ist doch, du bist hier glücklich", erwiderte er leise und legte ein Hand auf ihr Herz.

„Sie sind, waren meine besten Freunde. Harry und Ron waren wie Brüder für mich, sind es immer noch." Sie legte ihre Hand über seine und hielt sie fest.

„Verlässt du mich?"

„Sieht es so aus?"

„Nein."

„Na also", sagte sie und ein winziges Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht, was jedoch sofort wieder verschwand. Es fehlte etwas und je länger sie darüber nachdachte, desto bewusster wurde es ihr. Erneut sammelten sich Tränen in ihren Augen und als sich die ersten einen Weg ihre Wange hinunterbahnten, wischte Draco sie sanft weg und gab ihr einen leichten Kuss.

„Nicht mehr weinen, My Lady, ich bin stets zu Euren Diensten."


Hermine blickte zu den Flügeltüren der Großen Halle, wartete darauf, dass Ron, Harry und Ginny eintraten und alles wieder wie früher sein würde, was es natürlich nicht war.

Zuerst kam Ron, der, sobald er sie sah, für einen kurzen Moment die Stirn runzelte und sich dann, zusammen mit Harry, der wenige Sekunden nach ihm eingetreten war, an die Mitte des Tisches setzte, sodass ein halber Tisch zwischen ihnen lag. Ginny stand da, blickte zwischen den dreien hin und her, beugte sich zu Harry runter und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Hermine seufzte und wandte sich ihrem Teller zu, stellte beschämt fest, dass sich schon wieder Tränen in ihren Augen sammelten.

„Darf ich mich zu dir setzen?" Überrascht sah sie auf und erkannte Ginny, die sie anlächelte. Hermine versuchte ebenfalls ein Lächeln, doch sie scheiterte kläglich.

„Warum nicht?", murmelte sie mit brechender Stimme, zog ihre Tasche von der Bank und ließ sie zwischen ihre Füße sinken.

„Du hast es ihnen gesagt oder?"

„Scheint ganz so, ja."

„Was hast du erwartet?"

„Ich kann ihnen keinen Vorwurf machen, ich meine, ich", sie senkte die Stimme auf ein Flüstern, „habe was mit ihrem Erzfein und eigentlich sollte der Kerl ja auch mein Feind sein, aber ich habe mich nun mal in ihn verliebt, da kann ich auch nichts gegen machen. Aber, willst du nicht wieder zu ihnen gehen? Ich will nicht daran Schuld sein, dass sie auch nicht mehr mit dir reden."

„Harry hält es ja kaum die Nacht ohne mich aus, meinst du wirklich, er würde es schaffen nicht mehr mit mir zu reden?" Ginny lächelte und tat Hermine etwas zu essen auf. „Iss was. Vielleicht kriegen sich die beiden ja auch wieder ein. Ich glaube sogar, dass es bei Harry schneller geht, als bei Ron. Ron ist enttäuscht, sehr. Er … hast du es gemerkt? Ron empfindet mehr für dich, als er zugibt und jetzt gehst du mit Malfoy, das kann er nicht so ganz verstehen. Wir alle können das nicht verstehen. Harry ist … bei ihm ist es anders, er will halt einfach nicht einsehen, dass er dich mit ihm teilen muss. Die beiden hassen sich, da ändert sich nichts dran. Vielleicht lässt du ihnen einfach Zeit?" Hermine seufzte.

„Weißt du was, Gin? Ich habe einen riesigen Fehler gemacht und ich glaube kaum, dass ich ihn wieder gutmachen kann." Sie hob den Blick und erwischte Ron dabei, wie er sie ansah, anders als sonst. Selbst auf die Entfernung war ihr klar, dass es ihn wirklich am schwersten getroffen hatte und sie daran Schuld war. Ron sah Harry an, der ihm etwas erzählte. Ron grinste und Hermine kam sich verlassen vor. Normalerweise würde sie jetzt dort sitzen, sie würde mit ihnen lachen...

„Das mag sein. Aber ... wenn du ihn wirklich liebst, dann sollten die beiden es vielleicht lernen zu akzeptieren. Akzeptieren, nicht verstehen, Mine. Ich will aber auch nicht, dass ihr, Ron und du, euch wieder die ganze Zeit anfaucht. Es war so schön ruhig."

„Ginny?", Hermine verschluckte sich beinahe an ihrem Kartoffelpüree, welches sie sich unter Zwang einverleibte, als sie Harrys Stimme hörte. Röchelnd griff sie nach ihren Becher mit Kürbissaft und nahm zwei Schlucke.

„Ja?", fragte Ginny und sah lächelnd zu ihrem Freund auf, der Hermine bewusst keine Aufmerksamkeit schenkte. Er hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben.

„Ron und ich gehen gleich runter zum See. Ich wollte dir das nur sagen, damit du weißt wo wir sind. Bis gleich", setzte er noch hinzu und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

„Harry, ich", setzte Hermine an, doch er hatte sich bereits umgedreht und ging zurück zu Ron, der auf ihn wartete.

„Willst du nicht gehen?", fragte Hermine Ginny leise, während sie mit ihrer Gabel spielte.

„Doch, ich gehe jetzt auch. Soll ich den beiden irgendetwas ausrichten?"

„Ich glaube kaum, dass es sie interessiert." Sie lachte trocken. „Solltest du einen Sinneswandel bekommen, ich bin in der Bibliothek", fügte Hermine noch hinzu, erhob sich zusammen mit Ginny und trennte sich von ihr, als sie die Eingangshalle erreicht hatten.


„Warum sitzt Ihr hier so alleine, My Lady?", fragte Draco leise durch eines der Regale und Hermine blickte auf.

„Du solltest vielleicht nicht so mit mir reden, schließlich könnte jeden Augenblick jemand kommen und dich fragen, warum du mit einem Schlammblut redest."

„Ist es immer noch wegen den beiden?" Er trat hinter dem Regal hervor und lehnte sich lässig mit dem Rücken gegen ein anderes, sodass er Hermine im Blick hatte.

„Ja."

„Wieso?"

„Was wieso?"

„Wieso machst du dir so Gedanken darüber, du hast dir doch keinen Fehler erlaubt, sondern die beiden. Du hast dich nur mit dem bestaussehenden Typen der ganzen Schule eingelassen", sagte er und ein breites Lächeln erschien auf seinem Gesicht, doch anstatt Hermine aufzuheitern, steigerte es nur ihren Zorn.

„Du weißt anscheinend nicht, wie es ist, wenn man sich mit seinen beiden besten Freunden streitet, weil du noch nie beste Freunde hattest. Inzwischen bin ich sogar soweit, dass ich mich verfluche, dass --", sie verstummte, als ihr klar wurde, was sie gerade eben gesagt hatte.

„Es tut mir Leid", murmelte sie verlegen und richtet ihren Blick wieder auf das Buch, welches vor ihr auf dem Tisch lag. Konzentrieren konnte sie sich nicht, denn Draco stützte sich mit beiden Händen auf der Tischplatte ab und sah sie an.

„Du magst vielleicht wütend sein, aber lass es bitte nicht an mir aus. Ich kann nichts dafür, dass deine tollen Freunde dich nicht mehr leiden können, nur weil du etwas mit mir angefangen hast. Aber bitte, wenn es dir so unwichtig ist, dann geh hin zu ihnen und sag ihnen, dass wir uns getrennt haben." Hermine blickte auf und erkannte für einen Augenblick den alten Draco in seinen Augen wieder.

„Ich werde es ganz sicher nicht tun. Sie müssen akzeptieren, dass ich mich für dich entschieden haben. Solange sie nicht anfangen irgendwelche Hetzkampagnen gegen mich zu führen, werde ich sicherlich nicht klein beigeben, selbst dann würde ich es nicht tun."

„Schön, dass wir uns in diesem Falle einig sind, My Lady", entgegnete Draco, doch Hermine konnte nicht umhin, leichten Spott in seiner Stimme wahrzunehmen.


Der Gong schallte durch das Schloss, doch Hermine hatte keine Lust zum Mittagessen zu gehen. Sie holte sich oben aus ihrem Zimmer ihre Jacke und verließ das Schloss. Das Gras hatte etwas frisches an sich, es war feucht, doch es federte unter ihren Sohlen. Ginny, Harry und Ron waren sicherlich auch schon in der Großen Hallo, doch was sollte sie da? Alleine essen machte keinen Spaß und sie wollte auch nicht, dass Ginny sich aus Mitleid zu ihr setzte. Hermine hatte kein Interesse daran, Schuld an Streitigkeiten mit ihrem Bruder und ihrem Freund zu sein. Unbewusst trugen ihre Füße sie in Richtung Kirschbäume, die in geraumer Entfernung zu Hagrids Hütte standen und schon bald in voller Blüte stehen würden. Gedankenverloren durchschritt sie die zwei Reihen und strich mit ihren Fingern an der Rinde entlang. Die Bäume waren erst vor kurze Zeit gepflanzt worden, doch es schien ihr, als hätten sie schon immer hier gestanden. Eine leichte Brise fuhr durch die Wipfel und ließ ihren Umhang flattern und den Umhang von jemand anderen, der am Ende der Reihe stand und auf sie zu warten schien. Es war Draco.

„My Lady", sagte er leise und zog sie, ehe sie protestieren konnte in seine Arme, vergrub sein Gesicht in ihren Haaren.

„Was machst du hier?", nuschelte Hermine gegen seine Brust.

„Auf Euch warten. Ich sah Euch von einem der Fenster, My Lady." Hermine blickte auf und lächelte.

„Du bist so verrückt", sagte sie lächelnd und fügte leise hinzu: „Es tut mir Leid, wegen heute Morgen. Ich hätte dich nicht so anfahren dürfen, aber--", er ließ sie nicht weitersprechen, sondern legte ihr einen Finger auf die Lippen.

„Sch, vergessen und vergeben." Mit einem letzten Blick in ihre lächelnden Augen, küsste er sie sanft. Hermines Hände fanden ihren Weg in seinen Nacken und verschränkten sich dort, spielten mit den Spitzen seiner Haare, während Draco sie an sich drückte.

„Du lässt mich nie alleine, okay?", fragte Hermine unbedacht und leise, doch die Worte hatten ihren Mund verlassen, ehe sie etwas dagegen tun konnte. Draco sah sie an, lächelte und nickte, doch in seinen Augen konnte Hermine sehen, dass er ihr etwas versprach, was er nicht halten konnte. Vielleicht würde er bald gehen müssen, den Auftrag von Voldemort ausführen und Hogwarts und sie verlassen. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss, murmelte gegen seinen Lippen:

„Ich liebe dich, nur damit du das weißt." Er lächelte und verschloss ihre Lippen mit einem sanften Kuss.


A/N ja, ich weiß, ich habe es nicht schneller geschafft und es tut mir leid ... dank an Trory, malibulina, hdagdl, MistWoman, thnx, Bbabygirl90, hdal, AlyshaNemesis, danke schön ;) , SlytherinxSlut, Olivia Malfoy, dascha, danke, slYtherIn-gIrlY-91, Janinchen, bussi zurück, ClaireBlack(Claire) und Dieutrixx(Lia), bussal zurück ... HEAGDL und es tut mir leid, dass ihr immer so lang warten müsst ;) aber ihr dürft mir dafür auch reviewen...wär schön, wenn wir/ihr es wieder über zehn liebe reviews schafft ;) R&R