Kapitel Einundvierzig
Sie rannte den dunklen Korridor entlang, Schritte hallten hinter ihr und ihr Herz schlug rasend schnell, so schnell, dass sie dachte, es würde zerspringen. Plötzlich ragte vor ihr eine Wand auf, unüberwindbar und das Ende ihrer Hetzjagd. Sie tastete sie ab, doch ihre Hände trafen nur auf massiven Stein. Keuchend drehte Hermine sich um und blickte in die Schwärze. Die Schritte kamen näher und näher, Hermine wusste nicht, wo sie sich befand, sie wusste nur eines, sie wollte weg, sie wollte nicht von demjenigen entdeckt werden, der sie verfolgte. Doch was sollte sie tun? Jemand trat aus den Schatten, eingehüllt in einen schwarzen Umhang, den Zauberstab in der ausgestreckten Hand, an dessen Spitze ein grünes Licht glomm. „Endlich", sagte eine Stimme, tief, dunkel, angsteinflößend und sie jagte Hermine einen Schauer über den Rücken. Sie wollte fragen, wer er war, was er wollte, doch ihre Stimme versagte ihr den Dienst. „Nun wirst du die Welt der Lebenden verlassen", zischte er und das Licht an der Spitze des Zauberstabes glomm heller und heller und brach schließlich mit atemberaubender Schnelligkeit aus der Spitze hervor, raste auf Hermine zu und ...
Hermine schreckte hoch, fasste sich mit einer Hand an die Stirn und blickte sich ängstlich im Raum um. Draco grummelte neben ihr, drehte sich um und blickte sie fragend an.
„Was war los?"
„Ich habe geträumt", sagte Hermine leise und mit leicht zitternder Stimme.
„Geträumt? Deswegen machst du so einen Lärm?"
„Ich habe keinen Lärm gemacht", entgegnete sie und blickte Draco fragend an.
„Doch hast du, ansonsten wäre ich nicht aufgewacht. So ein Stuss, nur weil du geträumt hast."
„Entschuldige mal bitte. Ich habe gerade einen Traum hinter mir, in dem mich ein Irrer, eingehüllt in einen dunklen Mantel umgebracht hat. Da darf ich doch wohl ein wenig geschockt sein oder etwa nicht?", fragte sie ihn mit einer leichten Bissigkeit in der Stimme. Was war denn nur los? Normalerweise war er doch auch nicht so kaltherzig zu ihr. Irgendetwas war los, auch wenn es nur langsam wieder mehr wurde, Hermine konnte fühlen, dass etwas nicht mit ihm in Ordnung war. Etwas schien ihn zu beschäftigen.
„Alles in Ordnung mit dir, Draco?", fragte sie ihn leise, als er keine Antwort gab. Er grummelte.
„Was soll sein? Ich bin müde und möchte schlafen, macht es dir was aus, mir diesen Wunsch zu erfüllen?"
„Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?"
„Ja und jetzt lass mich bitte schlafen", fauchte er und Hermine seufzte, legte sich wieder hin und schloss die Augen.
„Ich liebe dich Draco", murmelte sie in die Dunkelheit, doch sie bekam keine Antwort.
Als sie aufwachte, war sie alleine. Das Bett neben ihr war leer. Hermine stand auf, holte sich frische Kleider und stellte sich unter die Dusche. Das warme Wasser nahm die schlechten Erinnerungen aus der Nacht, die bitter auf ihrer Zunge nachschmeckten. Heute war der letzte Besuch in Hogsmeade, doch sie hatte keine große Lust hinzugehen. Ginny würde wahrscheinlich mit Harry und Ron gehen. Draco zu treffen schien ihr nicht sehr sinnvoll. Schlechte Laune bahnte sich an, als sie die Große Halle betrat und ihr Blick auf Ron, Harry und Ginny fiel, die sich lachend unterhielten. Harry drehte sich um, sein Blick blieb kurz an ihr hängen, doch er wanderte schnell weiter. Hermine schluckte hart und ging mit erhobenen Haupt an den dreien vorbei, nahm aus den Augenwinkeln Ron war, der sich zu Harry hinüberbeugte und ihm etwas ins Ohr flüsterte, was ihm einen Schlag auf den Arm von Ginny einfing. Seufzend ließ sie sich gegenüber von Neville auf die Bank fallen.
„Morgen Hermine."
„Morgen Neville", murmelte Hermine, nahm sich etwas Cornflakes und mied bewusst den Blick in Richtung der anderen.
„Ihr habt euch wieder gestritten, hm?", fragte Neville und warf ihr ein schüchternes Lächeln zu, als sie überrascht aufsah.
„Ist es so offensichtlich?" Er lachte leise.
„Wenn das Trio nicht zusammenhängt oder sich mehr als drei Stunden nicht ansieht, fangen die ersten Gerüchte an. Hermine, es ist nicht zu übersehen, dass ich euch gestritten habt. Ihr hängt doch normalerweise immer zusammen."
„Du scheinst recht zu haben", sagte Hermine. Es überraschte sie keineswegs, dass alle mitbekamen, wenn sie sich stritten. Immerhin hingen sie sonst wirklich zusammen wie Kletten. Ron und Hermines kleine Streitereien wurden normalerweise immer von Harry eingedämmt oder der Sehnsucht des anderen. Hermine hielt es nicht lange ohne ihre besten Freunde aus, ob Ron oder Harry, sie waren ihr beide zu wichtig, als dass sie sich von ihnen hätte trennen können. Es war ein Wunder, dass sie die letzten Tage überstanden hatte, ohne klein beizugeben, denn sie hatte ihre Grenze erreicht. Eine Eule mit dem Tagespropheten landete vor ihr auf dem Tisch. Auf der Titelseite prangte ein Bild, ein Haus mit dem dunklen Mal darüber. Hermine legte die Zeitung beiseite. Sie hatte keine Lust wieder zu lesen, dass jemand umgebracht und gefoltert worden war. Außerdem kochte Zorn in ihr hoch, wenn sie die Artikel las, Zorn auf Draco, der mit in dieser Gruppe steckte und sich nicht traute auszusteigen.
„Willst du darüber reden?" Sie blickte Neville an und runzelte die Stirn. Ginny nahm ihr eine Antwort ab, als sie sich mit einem Gruß in Nevilles Richtung neben Hermine fallen ließ und einen kurzen Blick auf den Tagespropheten warf.
„Hey."
„Hey."
„Kommst du mit?"
„Wohin?"
„Nach Hogsmeade", erwiderte Ginny und rollte mit den Augen.
„Mit wem?"
„Mit mir, Hermine."
„Was ist mit Harry und Ron?" Ginny lächelte.
„Können es nicht verstehen, können aber auf mich verzichten." Hermine lächelte kurz und nickte dann.
„Okay, ich komme mit. Dann machen wir uns einen schönen Frauennachmittag." Ginny stand auf und wartete darauf, dass Hermine ihr folgte, die sich noch kurz von Neville verabschiedete und den Tagespropheten in die Tasche steckte. Mr. Filch stand am Portal und überprüfte wie immer die Genehmigung der Eltern.
Es war ein schöner Tag, die Sonne schien und die Luft war erfüllt von Geräuschen, die den Frühling ankündigten. Immerhin war es Ende März, es war Zeit, dass die Wärme zurückkam. Der Boden war noch nass vom Regen, der in der Nacht niedergegangen war.
„Mit euch beiden noch alles in Ordnung?", fragte Ginny, während sie ihren Blick für einen kurzen Moment auf Harrys Rücken heftete. Die beiden gingen vor Ginny und Hermine, allerdings soweit, dass sie außer Hörweite waren.
„Doch, ich denke."
„Hört sich nicht wirklich überzeugend an", meinte Ginny halbherzig und Hermine schüttelte den Kopf.
„Er ist ein wenig komisch, sonst ist nichts."
„Das heißt, er wird wieder so wie er immer war?"
„Nein", entgegnete Hermine mit leicht gerunzelter Stirn und spielte mit dem Ring. Er durfte nicht mehr so wie früher werden, das konnte er einfach nicht tun.
„Du weißt, dass du dich mit einem von der anderen Seite einlässt?", fragte Ginny weiter, Hermine nickte nur.
„Natürlich weiß ich das, aber was soll ich machen? Ich habe ihn mir auch nicht ausgesucht, sondern mein Herz und gegen das kann man bekannter Weise nichts tun, meinst du ich reiße es mir raus, nur weil es sich ihn ausgesucht hat?"
„Keiner verlangt von dir, dass du es dir rausreißt. Ich meine ja nur, dass du dir darüber bewusst sein sollst, dass es eventuell böse ausgehen kann. Es gibt doch auch noch genügend andere Jungen auf der Schule, warum gerade Malfoy?" Hermine zuckte mit den Schultern.
„Was soll ich dir darauf jetzt antworten?"
„Die Wahrheit?"
„Kennst du. Ich kann nicht dagegen tun, es ist nun einmal so gekommen." Ginny nickte und sagte nichts mehr. Was sollte sie auch sagen? Es würde eh nichts an der Entscheidung ihrer besten Freundin ändern.
„Hermine?", sagte sie nach einigen Minuten Schweigen.
„Ja?", fragte Hermine zurück und blickte Ginny an.
„Komm zu mir, sobald er sich verändert. Ich will dich nicht an ihn verlieren, okay? Wer weiß, was in seinem kranken Hirn vorgeht oder wer ihn manipuliert." Hermine zögerte kurz und nickte dann. Er war ja nicht wirklich komisch, ein wenig gereizt vielleicht.
„Komm", sagte Ginny, packte Hermine bei der Hand und zog sie in die Drei Besen.
„Was machen wir hier?", fragte Hermine, leichte Panik breitete sich in ihr aus, als Ginny sie geradewegs an den Tisch führte, an dem Ron und Harry saßen.
„Hallo, Jungs, wir dürfen uns doch sicherlich zu euch setzen."
„Du darfst, sie nicht", antwortete Ron prompt und warf Hermine einen feindseligen Blick zu, der sie tief traf.
„Ohne Hermine setze ich mich nicht", sagte Ginny mit leiser Stimme und funkelte Ron wütend an.
„Dann lass es bleiben", zischte er zurück, trank einen Schluck Butterbier und richtete seinen Blick an den beiden vorbei, als seien sie Luft.
„Harry?", wandte sie sich fragend an ihren Freund, doch der zuckte mit den Schultern.
„Lass gut sein, Ginny, ich sehe schon, ich bin hier nicht erwünscht", Hermines Stimme drohte zu kippen, doch sie räusperte sich.
„Nein, Hermine, du setzt dich jetzt zu uns und alles wird wieder in Ordnung."
„Lass sie doch, wenn sie nicht will", fauchte Ron, blickte Hermine an und schoss wütenden Blicke auf sie ab.
„Halt die Klappe, Ron. Ich weiß doch, wie schwer es dir fällt, nicht mit ihr zu reden."
„Wenn du das denkst", knurrte er zurück und stand auf. „Ich gehe", setzt er noch hinzu und wollte sich auf den Weg machen, doch Hermine sagte leise:
„Ist schon gut, Ron, bleib wo du bist, setzt dich wieder hin, ich gehe schon. Es ... ich vermisse euch." Hermine drehte sich um und verließ die Drei Besen, atmete tief durch und schluckte die Tränen hinunter. Sie durfte nicht weinen, Harry und Ron hatten irgendwo ja Recht. Er war ihr Feind und sie konnte nicht von den beiden erwarten, dass sie es respektieren würden.
„Hallo Draco", begrüßte sie ihn. Er saß am Tisch, kratzte irgendwas mit einer Feder auf ein Pergament und blickte nicht auf. „Hallo Draco", versuchte Hermine ihr Glück erneut, doch er antwortete immer noch nicht. Sie ging auf ihn zu, stellte sich vor ihn hin und sagte es erneut und dieses Mal lauter.
„Was?", fragte er, blickt auf und runzelte die Stirn bei ihrem Anblick.
„Ich habe dir lediglich Hallo gesagt", sagte Hermine säuerlich.
„Hallo", brummte Draco und wandte sich wieder seinem Papier zu.
„Danke, ich hatte einen schönen Tag, ja ich habe mich mit Ginny getroffen, mir geht es trotzdem gut, du musst dir keine Sorgen machen", fauchte Hermine. Draco sah auf, lächelte und sagte:
„Schön, das freut mich für dich, aber ich muss jetzt diesen Brief zu Ende schreiben, also setzt dich irgendwohin und warte von mir aus bis ich fertig bin, aber stör mich nicht." Hermine sah ihn an, es fehlte nicht viel und ihr Mund hätte offen gestanden vor Empörung.
„Weißt du was?"
„Nein, aber du wirst es mir sicherlich jetzt sagen."
„Ja, eher lernen Schweinen fliegen, als dass ich hier auf dich warte, bis der Prinz Zeit für mich hat, ich bin kein Hund, Draco."
„Das habe ich auch nie behauptet und außerdem, ich müsste es doch am besten Wissen, ob du Hund oder Frau bist oder?" Auf ihre Wangen schlich sich eine leichte Röte, doch sie knurrte nur etwas unverständliches, machte auf dem Absatz kehrt und fand ihren Weg in die Bibliothek.
A/N so, da haben wir unser 41 Chap...Dank an Trory, slytheringirl12, julschn (Ju), malibulina, hdagdl, Olivia Malfoy, AlyshaNemesis, fanjana und Bbabygirl ... HEAGDL ... Frohe Weihnachten euch allen und da wir jetzt ja ferien haben, denke ich, dass wir wieder schneller vorankommen werden, vll küsst die muse mich ja ;) also ... R&R (schenkt es mir zu weihnachten, bidde...)
