Kapitel Dreiundvierzig

Sie murmelte leise das Passwort und trat in den Gang ein, der in ihren Gemeinschaftsraum mündete. Innerlich hoffte sie darauf, dass Draco nicht zugegen war, sie hatte keine Lust, sich heute noch mit ihm zu streiten. Aber er war da, wie sie nach wenigen Schritten festzustellen vermochte.

„Hallo", sagte sie leise und Draco sah auf.

„My Lady traut sich also noch, in meine Gegenwart?" Sein Gesicht war emotionslos, fast schon abweisend, was Hermine dazu veranlasste, ihre Schultern zu strecken und ihn fragend anzusehen.

„Wieso sollte ich das nicht tun?" Draco stand auf, ging auf sie zu und blieb wenige Zentimeter vor ihr stehen.

„Du hast mir vor deinen dreckigen Freunden gedroht. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich dir gesagt habe, du sollst dich nicht in meine Angelegenheiten einmischen." Seine Stimme war mit jedem Wort lauter geworden.

„Ich habe mich nicht eingemischt und schrei mich nicht an", sagte Hermine in normaler Lautstärke zurück, doch in ihren Augen glitzerte verborgener Zorn.

„Nein, du hast dich nicht eingemischt, du hast mir nur vor deinen Freunden eine Ohrfeige verpasst und das, liebe Hermine war ein Fehler. Niemand schlägt mich vor den Leuten, die ich zutiefst verabscheue", knurrte er leise und bedrohlich, überbrückte die letzten Zentimeter und fasste Hermine an den Schultern. Sie wich nicht zurück, sondern starrte hinauf in sein Gesicht.

„Was willst du jetzt machen? Du großer, toller, selbstverliebter, arroganter Kerl, hm? Willst du mich jetzt verprügeln oder willst du mich womöglich noch vergewaltigen, nur damit du deine Genugtuung hast, es mir heimzuzahlen? Vergiss es, Draco und lass meine Schultern los", fauchte sie und stieß ihn heftig vor die Brust. Er blickte auf sie hinab, runzelte für einen Moment die Stirn und ohne das Hermine etwas dagegen machen konnte, hatte er seine Lippen auf ihre gepresst. Wütend und überrascht, tat Hermine das, was ihr im ersten Moment in den Sinn kam. Sie biss Draco fest auf die Lippen und funkelte ihn zornig an, als er sich löste, mit einem Finger über seine Unterlippe strich und mit Verwunderung feststellte, dass seine Fingerkuppe mit einem Hauch von Blut bedeckt war. Hermine zog die Augenbrauen zusammen. So fest hatte sie gar nicht zubeißen wollen. Das nächste was sie wusste war, dass er sie hart gegen die Wand drückte.

„Bist du eigentlich von allen guten Geistern verlassen?"

„Du tust mir weh, Draco", keuchte Hermine, sein Hände drückten ihre Schultern gegen die Wand.

„Das ist mir egal, du hast mich gebissen, ich wollte dich küssen, aber nein, My Lady will das nicht. Du hast heute schon zwei mal Hand an mich gelegt."

„Lass mich los." Draco schüttelte den Kopf, senkte seine Lippen erneut über ihre und strich fordernd mit der Zunge an ihrer Unterlippe entlang. Als sie ihm den Einlass nicht gewährte, wanderten seine Lippen an ihrem Hals entlang und mit einem schadenfrohen Grinsen stellte er fest, dass sie trotz des Widerstandes, den sie zu leisten versuchte, eine leichte Gänsehaut bekam.

„Draco...Draco, hör auf, lass es ein, ich bin wirklich nicht in der --", er ließ ihr keine Möglichkeit den Satz zu Ende zu sprechen, sondern verschloss erneut ihren Mund mit seinen Lippen, biss ihr leicht in die Unterlippe und als Hermine ungewollt seufzte, nutzte er die Gelegenheit und drang in ihren Mund ein, umspielte ihre Zunge mit seiner, bis er sich mit einem selbstsicheren Blick löste und mit hochgezogener Augenbraue auf sie hinab sah.

„Was sollte das jetzt?", fragte Hermine fauchend, doch ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen.

„Ich hielt es für nötig, dass wir noch einmal klarstellen, wer hier das Sagen hat." Hermine runzelte die Stirn. Ohne Zweifel, er wurde wieder zu dem selbstverliebten Kerl, den sie zuvor schon immer gekannt hatte.

„Du bist wirklich zu arrogant für diese Welt", zischte sie und drängte sich an ihm vorbei, wollte hinauf in ihr Zimmer, doch Draco umschlang ihre Hüfte mit einer schnellen Bewegung und zog sie an sich heran.

„Ich bitte dich. Ich bin in keiner Weise arrogant, das ist alles nur Einbildung deinerseits." Hermine knurrte etwas unverständliches, er grinste noch einmal und küsste sie dann erneut. Hermines Hände fanden ihren Weg hinauf in seinen Nacken, verschränkten sich dort und dieses Mal gewährte sie im schon beim ersten Mal Einlass. Draco löste sich von ihr, hob sie hoch und trug sie die Treppe hinauf in sein Zimmer, wo er sie langsam auf seinem Bett niedersinken ließ.


Grummelnd drehte sie sich auf die Seite, tastete mit ihrer Hand nach Draco, der eigentlich neben ihr hätte liegen sollen, doch da war niemand. Blinzelnd öffnete sie die Augen, blickte sich in dem Zimmer um und stellte fest, dass Draco den Raum allen Anschein nach schon verlassen hatte. Seufzend richtete sie sich auf, hielt sich die Bettdecke vor die Brust und erinnerte sich wage an die letzte Nacht. Er war sanft gewesen, wie er es immer war, kein eitles Gehabe, einfach nur ein Draco, der einem beweisen wollte, dass er einen liebte. Umso mehr wunderte sie sich über sein Verhalten. Etwas schien in im vorzugehen und Hermine entschloss sich, es anzusprechen, ob er es nun gern hatte oder nicht. Sie war seinen Freundin und hatte somit ein Recht darauf zu erfahren, was in ihm vorging.
Mit gepackter Tasche und einer eigentlich guten Lauen betrat Hermine die Große Halle und wunderte sich, dass bisher noch niemand die Beziehung zu Draco herausgefunden hatte. Aber wann hatten sie sich auch schon in der Öffentlichkeit gesehen, geschweige denn normal miteinander geredet. Niemals. Ihre Augen suchten Harry und Ginny, die gemeinsam mit Ron an der Mitte des Tisches saßen. Sie steuerte auf die drei zu und ließ sich seufzend neben Ginny fallen, wünschte Harry einen Guten Morgen und warf Ron einen kurzen Blick zu.

„Habe ich etwas nicht mitbekommen?", fragte eben dieser und blickte Harry fragend an, doch er schüttelte nur den Kopf und schien sich mit großem Interesse den Posteulen zuzuwenden, die just in dem Augenblick in die Halle geflattert kamen.

„Gin", Hermine beugte sich leise flüsternd zu ihrer besten Freundin hinüber.

„Was?", fragte sie zurück und nahm einen Bissen von ihrem Toast.

„Kann ich gleich mit dir reden? Es geht um ... um Draco", sagte Hermine zögernd, doch Ginny nickte sofort.


Es war die erste Aprilwoche und der Frühling war endgültig über das Land gezogen. Doch er brachte nicht nur Sonne, sondern auch Regen und Wind. Heute war ein ruhiger und sonniger Tag, was es Hermine und Ginny ermöglichte um den See zu spazieren.

„Nun, Hermine, was ist los?" Hermine blickte über den See und dachte kurz nach.

„Na ja, es ist eigentlich nichts. Aber ich habe das Gefühl, ihn beschäftigt etwas, aber ich weiß auch nicht was. Gestern Abend...er war, so anders."

„Normal?" Hermine nickte langsam. Ja, er war normal, dachte sie.

„Wir haben uns mehr oder weniger gestritten, weil er meinte, dass ich mich erneut in seine Sachen eingemischt habe, ihn gedemütigt habe, vor euch. Er hat mich geküsst, ich habe ihn gebissen, zu fest, seine Lippe hat leicht geblutet, aber es war eine Tat aus dem Affekt. Ich wollte ihn gar nicht verletzen. Es ist eben einfach passiert. Und dann hat er mich feste gegen die Wand gedrückt, nicht darauf geachtet, als ich ihm gesagt habe, dass es mir wehtut. Und schließlich hat er mich noch mal geküsst, einfach so, ich habe ihm wieder versucht zu sagen, dass ich keine Lust habe, er wollte mehr, was er im nachhinein auch bekommen hat." Leichte Röte hatte sich auf Hermines Wangen geschlichen, ihre Beziehung mit Draco vor Ginny in solchem Maße aufzurollen, wäre ihr nie in den Sinn gekommen, aber es war nun einmal notwendig.

„Er hat dich ... vergewaltigt?", fragte Ginny und purer Zorn und Schock lag in ihren Augen. Hermine winkte ab.

„Nein, so etwas würde er nicht tun. Draco weiß halt, was er machen muss, damit ich mich vollends unter seinen Berührungen verliere." Ginny hob die Augenbraue, sie schien ihrer besten Freundin nicht zu glauben, doch nachdem Hermine es ihr noch einmal versichert hatte und Ginny diesen Ausdruck in ihren Augen gesehen hatte, wusste sie, dass Hermine die Wahrheit sagte.

„Wo ist das Problem?"

„Draco hat früher immer akzeptiert, wenn ich nicht wollte oder einfach nicht in der Stimmung war. Aber gestern, da hatte er etwas so ... so unberechenbares an sich. Außerdem redete er auch wieder so anders, normal, wie du es nennst. Er hat aufgehört, so mit mir zu reden, so eitel, arrogant, abgehoben." Ginny seufzte.

„Weißt du Hermine, ich kann dir da nicht helfen, du kennst meine Meinung zu dem Thema, er ist ... er ist Malfoy. Ich glaube immer noch nicht, dass er sich für dich ändert oder je ändern wird. Schau wie es dir mit der jetzigen Situation geht, wenn es dir gut dabei geht, okay, wenn nicht, dann beende es. Es gibt genug Jungen auf der Schule, die gerne an Malfoys Stelle wären und es auch weitaus mehr verdient hätten." Hermine seufzte ebenfalls, lächelte ihre beste Freundin dankbar an und gemeinsam gingen sie weiter, in Richtung Hagrid, da sie sich beide einig waren, dass es ihm vielleicht gut tun würde, wenn sie ihn noch einmal besuchten, bevor jetzt bald der ganze Prüfungsstress beginnen würde.


A/N So, da ist es, das 43 Chap. Dank an Trory, Akazia89, HexenLady, Angel-chan-19, Olivia Malfoy, malibulina, TryPepper, Janinchen, slytheringirl12 und Tanea für die Reviews zum 41 Chap. :) Dank an Olivia Malfoy, malibulina, Tanea, Claireblack, Keule, TryPepper, die Briefe sind mir einfach so eingefallen und daraus hat sich mehr oder weniger die ganze Story entwickelt, aber trotzdem danke für deine Kritig, so kann man immer wieder etwas dazu lernen ;) und Akazia89 für die Reviews zu Chap. 42 ... HEAGDL und würde mich über noch mehr Reviews tierisch freuen. Nun denn, ich hoffe, ihr seid alle gut ins neue Jahr reingekommen und ich bedanke mich herzlich für die Weihnachts- und Neujahrsgrüße...R&R