„Ich sehe nicht ein, dass du ihr verziehen hast. Sie ist mit ihm zusammen, verstehst du das nicht?" Hermine konnte Rons entrüstete Stimme hören, ihm schien es egal zu sein, ob sie ihn hören konnte oder nicht. Harry antwortete nicht direkt. Scheinbar verstand Ron es nicht, doch er ging auch nicht so weit, dass er sich ebenfalls von seinem besten Freund distanzierte.
„Es gefällt mir auch nicht, dass Hermine mit ihm zusammen ist, aber was willst du dagegen tun? Du kannst ihn schlecht umbringen und außerdem, Ron. Sie verändert sich nicht durch ihn, sie ist immer noch so, wie sie vorher war, ohne irgendeinen ekelhaften Ausschlag."
„Aber alleine die Tatsache, dass das Frettchen seinen Hände auf ihrer Haut hatte. Es ist ... ich kann mir das einfach nicht vorstellen, es ist abartig Harry."
„Geht es uns was an, wo er seine Finger hatte und wo nicht?", fragte Harry mit leiser Stimme und Ron schnaubte.
„Sie ist meine beste Freundin, meine, nicht blutsverwandte Schwester, meinst du wirklich, da interessiere ich mich nicht dafür, wer sie anpackt? Das Frettchen hat kein Recht darauf sie anzufassen." Kurze Stille trat zwischen den beiden ein und Ginny hob den Kopf um Hermine einen Blick zuzuwerfen.
„Weißt du, warum ich das mache?", fragte Ron schließlich leise, beinahe so leise, dass es für Hermine unmöglich zu verstehen war.
„Ich mache das, weil ich Angst um sie habe, Angst, dass sie sich an ihn verliert, dass sie vergisst, wer er ist und zu wem er gehört. Deswegen verhalte ich mich so ihr gegenüber, fauche sie an, rede nicht mit ihr, alleine deswegen." Harry schien zu lächeln, als er sagte:
„Weißt du Ron, du würdest ihr einen großen Gefallen tun, wenn du sie unterstützt, indem du mit ihr redest und ihr nicht länger die kalte Schulter zeigst. Versteck aber bitte deine Eifersucht ein bisschen. Irgendwann..." Harry Stimme wurde zu leise, als dass Hermine sie hätte hören können. Sie beugte sich über ihr Buch, doch ihre Augen lasen keinen einzigen Buchstaben, sie warteten darauf, dass Ron hinter dem Regal hervortrat und lächelte. Doch der einzige, der hinter dem Regal hervortrat war Harry. Erstaunt blickte Hermine auf, suchte nach Ron, doch er war nicht da.
„Wo ist er?", fragte sie hastig, stand auf und warf beinahe den Stuhl um.
„Wer?"
„Ron."
„In Richtung Gemeinschaftsraum gegangen, wieso?" Hermine antwortete ihm nicht, sondern raste an ihm vorbei, mäßigte das Tempo nur, als sie an Mme Pince vorbei kam und sprintete wieder los, sobald sie die Bibliothek verlassen hatte.
„Ron", rief sie keuchend, als sie ihn vor sich erkennen konnte, drängte sich durch eine Gruppe kichernder Mädchen, die, zu ihrem Erstaunen sehr deutlich auf Rons Kehrseite sahen. Hermine runzelte die Stirn und hielt ihre Augen streng auf seinen Hinterkopf gerichtet. Er war nicht stehen geblieben, doch mit einem erneuten Sprint holte sie ihn ein und kam schlitternd vor ihm zum Stehen, stellte sich ihm in den Weg und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Was willst du?", fragte er sie kalt, doch Hermine zog eine Augenbraue hoch.
„Ich will, dass du wieder mit mir redest, ich will, dass du mich nicht mehr ignorierst und ... ich will, dass du mich hier und jetzt, auf der Stelle in den Arm nimmst." Ron sah sie perplex an.
„Ich dich in den Arm nehmen?"
„Exakt."
„Dein Freund würde das sicherlich--", er verstummte, den Hermine hatte ihm seine Entscheidung abgenommen und sich gegen seine Brust geworfen, so doll, dass er einen Schritt zurückstolperte, sie reflexartig festhielt und schließlich, nachdem er seinen ersten Schock überwunden hatte, vergrub er für einen kurzen Moment sein Gesicht in ihren Haaren.
„Hermine", murmelte er und strich ihr sanft über den Rücken.
„Mach das nicht noch einmal", sagte Hermine lächelnd und blickte hinauf in seine blauen Augen.
„Was denn? Ich habe doch gar nichts gemacht", entgegnete er und grinste sie an.
„Soll ich dir etwas sagen?", fragte Hermine und grinste verschmitzt.
„Was?"
„Du hast einen Fanclub, dreh dich mal um." Ron drehte den Kopf und warf einen Blick über die Schulter. Die Mädchen stoben kichernd auseinander und gingen ihre Wege.
„Lass deine Finger von meinem Mädchen, du Bastard", schnarrte plötzlich Dracos Stimme, Hermine drehte sich alarmiert um. Da stand er, fein herausgeputzt und so gut aussehend wie immer. Seine Augen musterten Ron feindselig, die Schuluniform, die er trug stand ihm makellos, das weiße Hemd unter dem Umhang war nicht ganz zugeknöpft und dieser gesamte Anblick brachte Hermines Herz trotz allem zum Flattern.
„Ich denke nicht, dass es dich etwas angeht, wo ich meine Finger habe und wo nicht", fauchte Ron und deute Hermine hinter sich.
„Oh doch, das geht mich wohl etwas an, denn an meinem Mädchen hast du sie nicht zu haben."
„Sie ist nicht dein Mädchen."
„Nein? Denkst du das? Meinst du wirklich, sie würde sich je mit einem Wiesel einlassen, wenn sie doch mich hat?"
„Wenigstens hätte sie es bei mir weitaus besser, als bei dir", knurrte Ron, seine Ohren liefen dunkelrot an, doch Hermine achtete nicht darauf. Das Gespräch der beiden nahm ganz klar Züge an, welche sie zu verhindern versuchte.
„Draco, ich sehe wirklich keinen Sinn darin, dass du dich hier so aufführst, als wärst du der König von Hogwarts. Er ist mein bester Freund und daher musst du dir wirklich keine Sorgen machen, außerdem, baut eine Beziehung nicht auf Vertrauen?" Draco wandte sich mit hochgezogener Augenbraue ihr zu.
„Weißt du, wie das hier gerade ausgesehen hat? Seine Hände waren nur einen Zentimeter von deinem Hintern entfernt und niemand hat das Recht den anzufassen, außer ich. Und außerdem will ich nicht, dass das Wiesel mit seinen dreckigen Pfoten Spuren auf dir hinterlässt." Mit einer schnellen Bewegung hatte er sie am Arm gepackt und gegen sich gezogen. „Niemand stellt sich zwischen mich und meinem Mädchen, das müsstest du doch am besten wissen", raunte er ihr ins Ohr und Hermine verzog die Augen zu Schlitzen.
„Lass mich los, Ron und ich müssen noch etwas in der Bibliothek erledigen."
„Ich habe aber keine Lust, dich loszulassen, ich habe zu etwas anderem große Lust." Sein Atem kitzelte an ihrem Ohr, doch sie unterdrückte die Gänsehaut, auch, als Draco anfing, leicht an ihrem Ohr zu knabbern, wobei er seinen Blick nicht von Ron nahm. Wütend stieß sie ihn weg.
„Hör auf immer wieder den Versuch zu starten, meine Freunde zu demütigen. Und hör auf, mich für deine Zwecke zu benutzen. Ich habe da keine Lust drauf", fauchte Hermine bissig, drehte sich schwungvoll um, nahm Ron am Arm und zog ihn mit sich.
„Wir sehen uns heute Abend im Gemeinschaftsraum, My Lady", rief Draco ihr hinterher, doch Hermine reagierte nicht.
„Geh nicht hin", sagte Ron, kaum waren sie um eine Ecke gebogen.
„Es ist aber mein Zuhause da oben, ich habe meine Sachen in meinem Zimmer, natürlich gehe ich hin", fauchte sie wütend, entschuldigte sich aber sogleich bei Ron.
„Du musst dich nicht entschuldigen. Ich weiß ja, dass es nicht wegen mir ist und das macht mich verdammt glücklich. Es ist gut zu sehen, dass du noch auf ihn sauer sein kannst", murmelte er, legte ihr einen Arm um die Schulter und drückte sie kurz an sich.
„Ah, sieh an, sieh an. Da haben die beiden ja doch wieder zueinander gefunden", begrüßte Ginny sie lächelnd und Ron grinste breit.
„Ich wusste doch, dass ihr beiden nicht ohne den anderen könnt", grinste Harry und schlug seinem Freund auf die Schulter.
„Jetzt haben wir endlich wieder harmonisches Klima und können uns zufrieden an die Hausaufgaben setzen", fügte Ginny noch hinzu, bevor sie sich wieder das Buch heranzog, in dem sie versucht hatte zu lesen.
„Hausaufgaben?", fragte Ron geschockt und schnappte sich das Pergament von Harry. „Wir hatten Hausaufgaben auf?"
„Ja, stell dir vor, Ron. In Zaubertränke, Verwandlung, Kräuterkunde", Hermine zählte lächelnd alle Fächer an den Fingern ab und Ron stöhnte.
„Die habe ich ja vollkommen vergessen", seufzte er und ließ sich auf einen Stuhl neben Harry fallen, zog ein Pergament aus der Tasche seines besten Freundes und borgte sich Tinte und Feder von Hermine, die sich ebenfalls wieder an ihren Aufsatz setzte. Sie hatte schon beinahe einen ganzen Bogen voll.
Vollgegessen und zufrieden machte Hermine sich auf in den Gemeinschaftsraum. Ron hatte sie immer und immer wieder gebeten nicht hinzugehen. Sie hatte ihn zwar vermisst, aber seine Besorgnis konnte manchmal ganz schon nervend sein.
Mit gestreckten Schultern betrat sie den Raum, sie konnte Dracos Anwesenheit fühlen, er saß wie immer in einem Sessel vor dem Kamin.
„Ach da bist du ja", stellte er sachlich fest, hielt seinen Blick jedoch ins Feuer gerichtet.
„Draco, ich muss mit dir reden."
„Bitte, nur zu, ich höre dir zu." Hermine atmete tief ein und sagte dann:
„Merkst du eigentlich, dass du wieder zu dem wirst, der du warst?" Er drehte sich um und blickte sie an.
„Ich habe mich nie zu jemand anderem verändert", sagte er und nahm den Blick nicht von Hermines Gesicht.
„Doch, hast du. Du warst sanft, zuvorkommend, hast meine Wünsche respektiert. Ich habe sogar für einen Moment geglaubt, du gehst Harry und Ron aus dem Weg, um unnötige Zusammentreffen zu vermeiden." Draco lachte trocken.
„Dann hast du dich wohl vertan Hermine, selbst ein Mädchen kann mich nicht davon abhalten, das Leben meiner Feinde zur Hölle zu machen."
„Liebst du mich noch?"
„Was ist das für eine Frage?"
„Eine normale Frage, die ich gerne beantwortet hätte."
„Würde ich mich sonst noch mit dir abgeben?", sagte er schlicht und achtete nicht auf den verletzten Ausdruck in Hermines Augen.
„Aber du gibst schon zu, dass es dir Spaß macht, durch mich meine Freunde zu demütigen, ja?", fragte sie durch zusammengepresste Zähne und starrte ihn an.
„Natürlich. Du bist ihre Schwachstelle und du gehörst mir."
„Du bist ein Arschloch, Draco Malfoy, ein Arschloch, das nur auf seinen Profit aus ist. Soll ich dir mal etwas sagen, du kannst mich mal. Hör auf mich für deine Zwecke zu benutzen. Das kannst du doch nicht lieben nennen und noch etwas, ich gehöre dir nicht, ich bin keine Hauselfe, ich bin ein freies Wesen, was selbst über sich verfügen kann", fauchte Hermine und schoss wütende Blicke auf ihn ab. Draco erhob sich mit einer eleganten Bewegung.
„Natürlich gehörst du mir. Ich bezweifle nicht, dass du ein freies Wesen bist, aber du bist meine Freundin, du bist mein Mädchen und ich kann es nicht sehen, wenn ein ... wenn ein dreckiges Wiesel seine Finger beinahe auf deinem Arsch platziert", zischte er zurück.
„Er hat seine Finger nicht auf meinem Arsch platziert."
„Ich habe ja auch beinahe gesagt, Hermine", klärte er sie mit freundlicher Stimme auf und warf ihr ein Lächeln zu.
„Du merkst es nicht oder?"
„Was?"
„Dass du ein noch größeres Arschloch geworden bist, als du es vorher schon warst." Seine Augen verdunkelten sich, seine Hand zuckte kurz zu der Stelle, wo sein Dunkles Mal war.
„Nenn mich nicht noch einmal Arschloch. Ich bin keines. Ich bin Draco Malfoy, wo siehst du da einen Teil des Wortes Arschloch versteckt." Hermine wich nicht zurück, als er auf sie zukam, sondern tippte ihm hart mit dem Finger vor die Brust.
„Ich weiß wer du bist, aber ich weiß auch, dass es da drin mal einen Draco gab, der sich um einen gekümmert hat, der sanft war und einen einfach nur geliebt hat, Wünsche respektierte."
„Dann muss ich dich wohl enttäuschen, dass es diesen Draco nicht mehr gibt. Nur so zu deiner Information, ob ich nun ein Arschloch bin oder nicht, du liebst mich und ich weiß genau, dass du dich nie von mir trennen kannst, denn du bist in einer Weise von mir abhängig." Hermine schluckte hart, als sie den Ausdruck in seinen Augen sah, diese Kälte, die vorher schon immer da gewesen war, die immer gewichen war, wenn er sie angesehen hatte.
„Was denkst du eigentlich, wer du bist?", fragte sie zornig und fand ihren Weg an ihm vorbei, rannte die Treppen hinauf und schlug die Tür mit einem lauten Knall zu. In ihrem Zimmer angekommen, warf sie sich auf ihr Bett und ließ den Tränen, die sie nur mit Mühe zurückgehalten hatte, freien Lauf. Die einen Freunde hatte sie wieder gewonnen, doch ihren Freund hatte sie vielleicht gerade für immer verloren. Etwas in seinem Blick hatte ihr gesagt, dass sie ihn nicht mehr wieder sehen würde, ein Gefühl in ihr bestätigte es. Es war der Grund für ihre Tränen, der Grund dafür, dass sich Zweifel in ihr aufbäumten und ein Verlangen in ihr hoch kochte, welches von ihr verlangte, dass sie runterging, ihn in den Arm nahm und ihm sagte, dass sie ihn liebte.
A/N ich hoffe es ist ein wenig länger, ich schreibe immer und irgendwann komme ich an einen Punkt, der mir sagt, dass ich aufhören soll ;) Dank an Trory, malibulina, TryPepper, ClaireBlack, danke :) , fanjana, Dieutrixx (Lia), kein Problem ;) , Keule und Tanea, danke trotzdem, es ist immer gut, solche Sachen zu hören und ich bemühe mich, darauf zu achten :) HEAGDL ...noch mal so viele Reviews oder mehr, ihr seht, ich bin süchtig nach euren Reviews ;) R&R
