„Wer könnte das sein?" wisperte Hermine, auch wenn momentan ein Schweigezauber über dem Zimmer lag. Noch nie war jemand vorbeigekommen, seit sie ihre Zeit mit Severus in dessen Räumen verbrachte.

„Dumbledore. Zieh dich an und bleib hier drin!" befahl Severus, der in der Zwischenzeit mit Hilfe seines Zauberstabes in frische Roben gekleidet war.

Hermine achtete auf seinen Tonfall. Es war derselbe, den er auch im Unterricht benutze, nur irgendwie weicher. Vielleicht verwendete er ihn schon automatisch. Ohne viel darüber nachzudenken, gehorchte sie ihm und versuchte mit ihrem Zauberstab ihren Rock und die Bluse zu reinigen, so dass sie nicht danach aussahen, als wären sie in der Hitze der Leidenschaften gestern Nacht einfach zu Boden geworfen worden.

Severus verließ Hermine, um nachzusehen, ob es der Direktor war - sollte es jemand anderes sein, würde er sich nicht mit ihm befassen und ihn abwimmeln. Hermines´ Roben hingen in der Nähe der Tür. Severus verbarg sie schnell unter seinen eigenen und öffnete.

Sehr zu Severus´ Missfallen war es Dumbledore. „Albus." grüßte ihn Severus schroff.

„Guten Morgen, Severus. Ich hoffe, ich störe dich nicht."

Severus antwortete nicht. Er wollte nur den alten Mann loswerden und dann wieder nackt zu Hermine ins Bett zurück. Er hatte gerade die Tür hinter dem älteren Zauberer geschlossen, und beide nahmen in den zum Kamin angrenzenden Stühlen Platz. „Was kann ich für dich tun, Albus?"

„Bring Hermine hier heraus."

Severus wurde panisch, aber er stand auf, ging zu seinem Schlafzimmer und flüsterte: „Hermine, Albus weiß, dass du hier bist."

Furcht durchflutete Hermine; sie wusste, dass sie sehr vorsichtig gewesen war, niemanden über sie und Severus wissen zu lassen, aber irgendetwas musste sie übersehen haben. Hermine nickte und folgte Severus aus dem Schlafzimmer. Ohne es zu bemerken, saßen beide sehr nahe zusammen auf der Couch.

„Guten Morgen, Hermine!" grüßte sie Dumbledore.

„Morgen, Professor." schaffte Hermine zu kieksen.

„Albus, da du ja hier bist, bist du dir sicher über die Beziehung zwischen Miss Gra... " nein, sie ist mein Partner, und als solche werde ich sie auch vor ihm behandeln, „Hermine und mir bewusst."

Dumbledore beobachtete Severus, als er sprach, und er beobachtete die Reaktionen von Hermine. Dass Severus eine Schülerin, und ganz besonders eine Gryffindor, in seiner Gegenwart mit ihrem Vornamen ansprach, zeigte, dass Severus sie respektierte und sich um sie sorgte. Nun, das war eine angenehme Überraschung. Während Dumbledore von der Beziehung der beiden zwar wusste, hätte er doch nicht gedacht, dass Severus es in seiner Gegenwart ansprechen würde. Es musste sehr ernst für Severus sein, realisierte er, und war darüber sehr erfreut. „Ja, ich bin mir dessen bewusst."

Severus nickte: „Und ich kenne die Regeln für solche Beziehungen. Ich werde meinen Rücktritt anbieten. Ich bin mir sicher, du wirst bis zum neuen Schuljahr einen Ersatz für mich gefunden haben. Bitte behalte aber das Ganze für dich, ich will nicht, dass Hermine dadurch in Schwierigkeiten kommt."

„Du kannst nicht zurücktreten!" äußerte sich Hermine nach ihrer anfänglichen Überraschung.

„Hermine, ich muss. Ich kannte die Regeln. Wenn du mich sehen willst, wenn du die Schule beendet hast, werde ich auf dich warten." flüsterte er so leise, dass nur sie es verstand.

„Direktor, sie können ihn nicht entlassen. Es war ebenso meine Entscheidung für diese Beziehung wie seine." versuchte Hermine zu erklären.

Severus nahm Hermines´ Hand in seine, küsste sie und flüsterte: „Engel, das geht schon in Ordnung so. Ich schwöre dir, dass wir in sieben Monaten wieder beisammen sein werden, wenn du es willst."

„Severus, liebst du Hermine?" fragte Dumbledore.

„Ja."

„Hermine, liebst du Severus?"

„Von ganzem Herzen." Severus drückte fest ihre Hand um ihr zu zeigen, dass er genauso fühlte wie sie.

„Severus, wenn du deinen Rücktritt erklärst, werde ich ihn ablehnen." sagte Dumbledore grinsend.

„Aber... " fing Severus an.

„Ich sehe darin kein Problem. Hermine ist nach den Zauberergesetzen volljährig und kann ihre eigenen Entscheidungen treffen. Ich kann hier keinen Zwang erkennen."

„Aber die Regeln?" fragte Severus.

„Sie wurden schon früher gebrochen, und ich bin mir sicher, dass sie es auch in Zukunft werden. Sie verletzen niemanden. Ihr beide seid sehr diskret gewesen, also würde ich mir darüber keine Sorgen machen."

„Professor, darf ich fragen, woher sie es dann wussten?" Hermine war neugierig, welchen Fehler sie begangen hatte, so dass Dumbledore es schließlich doch herausgefunden hatte.

„Der Unsichtbarkeitszauber, den ich dir gegeben habe, ist eine meiner eigenen Kreationen. Wenn er im Schloss verwendet wird, habe ich ein Buch, in dem es aufgezeichnet wird. Ich habe angefangen, Verdacht zu schöpfen, als er in letzter Zeit vermehrt verwendet wurde, und eben auch letzte Nacht."

Hermine schämte sich bei der Erwähnung der letzten Nacht und wagte es nicht, Dumbledore in die Augen zu sehen.

„Es ist an der Zeit, dass ich wieder gehe. Es gibt bald Frühstück. Guten Tag Severus, Hermine." Dann ging Dumbledore.

„Oh Gott!" Hermine vergrub ihr Gesicht an Severus´ Brust.

Severus gluckste: „Das war peinlich, stimmt's?"

Hermines´ Kopf schnellte empor und sie starrte ihren Geliebten an: „Ja, das war es."

„Zumindest hat er kein Problem damit. Ich war über die Aussicht, dich sieben Monate lang zu verlassen, nicht gerade erfreut."

„Ich ebenso nicht." Mit einem schiefen Grinsen fuhr sie fort: „Ganz besonders nicht nach der letzten Nacht und heute Morgen. Ich erwarte regelmäßige Dienste von dir, Geliebter."

„Was auch immer meine Dame wünscht." schnurrte Severus.

Ihre Lippen trafen sich zu einem tiefen Kuss.

„Ich sollte in den Turm zurückkehren. Harry und Ron werden nicht ohne mich nach Hogsmeade gehen."

„Dann sollten wir uns einen guten Grund für deine Strafarbeit ausdenken, die den ganzen nächsten Samstag dauern wird."

„Das wagst du nicht!" empörte sich Hermine.

„Bist du sicher?" knurrte Severus.

„Nein, würdest du nicht." sagte Hermine überzeugt.

„Was macht dich so sicher?"

„Weil es zuviel Aufmerksamkeit erregen würde, und wir müssen sehr vorsichtig sein, da ich begonnen habe, darüber nachzudenken, öfter zu kommen und die Nacht hier zu verbringen."

Ein zufriedenes Grinsen ergriff Severus´ Lippen: „Ich kann dieser Logik einfach nicht widersprechen."

„Ich weiß. Gibt es etwas, was ich dir aus Hogsmeade mitbringen soll?"

„Nein, mein Engel."

„In Ordnung, bis heute Abend." Hermine stand auf.

Severus folgte ihr bis zur Tür, nahm ihre Roben aus dem Versteck und hielt sie, dass sie sich anziehen konnte.

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„Haben wir dir nicht gesagt, dass du Spaß haben würdest?" prahlte Ron.

Hermine lächelte ihrem Freund zu. „Ja Ron, das hast du." - Aber nicht soviel Spaß, wie ich gestern abend gehabt hatte, dachte sie bei sich selbst, obgleich sie diese kleine wunde Stelle von gestern Abend... und heute Morgen hatte.

„Hermine, bleibst du diese Weihnachten hier?" fragte Harry, bevor er an seinem Butterbier nippte.

„Ich glaube nicht. Meine Eltern werden mir sicher bald eulen und sagen mir Bescheid."

„Ich wünschte du würdest. Es wird unser letztes Jahr sein, und überhaupt." sagte Harry.

„Erwähne das bitte nicht, Harry. Nächstes Jahr wird ohne euch Jungs so langweilig werden." murmelte Ginny.

„Beruhige dich, Ginny, es wir auch für dich schnell vorbei sein." sagte Ron.

„Und es gibt ja immer noch die Wochenenden an denen wir uns sehen können." sagte Harry zärtlich.

„Das ist ja wohl nicht dasselbe."

„Ich weiß, das nächste Jahr wird auch für mich ohne dich schwer sein." Harry küsste ihre Wange.

„Harry, genug jetzt. Sie ist schließlich meine Schwester!" beschwerte sich Ron.

„Sei ruhig, Ron. Er hat mich ja nur auf die Backe geküsst." schimpfte Ginny.

„Na und?! Ich will nicht diesen weichlichen Kram sehn."

„Damit musst du leben Ron, sie ist meine Freundin." gab Harry stolz bekannt.

Ron seufzte und wechselte wie immer das Thema zu Quiddich.

Hermines Gedanken trieben ab und sie dachte an Severus. Sie hatten eine Beziehung, aber sie als Freund und Freundin zu titulieren, erschien ihr zu unreif. Sie stellte sich gerade vor, ihn als ihren ´Freund´ einzuführen, und sah ihn sie dafür finster ansehen. Hermine würde ihn fragen müssen, was sie zueinander waren. Sie konnten ihre Liebe zueinander nicht für immer geheim halten.

Den Rest des Tages schlenderten die vier Gryffindors durch Hogsmeade, machten Schaufensterbummel und hatten Spaß. Während sich die beiden Jungen durch Quiddichartikel wühlten, hatten Ginny und Hermine die Möglichkeit, Bücher zu durchstöbern.

„Hermine, was ist mit dir los?" fragte Ginny, als sie allein waren.

„Von was redest du?"

„Irgendwas an dir ist anders, aber ich weiß nicht was... ."

Hermine hatte Geschichten darüber gehört, dass sich Leute veränderten, wenn sie ihre Jungfräulichkeit verloren hatten, aber sie hatte das immer als Gerücht abgestempelt. Aber anscheinend war es wahr. Oh, Hermine wünschte sich, sie könne Ginny über Severus erzählen. Sie wusste, dass Ginny es für sich behalten würde, aber sie wollte Severus´ Karriere nicht gefährden, indem sie jemandem darüber berichtete. Hermine war nicht bereit, seine Karriere für irgend etwas auf der Welt zu riskieren. „Ich weiß nicht, Ginny. Ich glaube, die frische Luft tut mir einfach nur gut."

„Wenn du es sagst," sagte Ginny mit einer Ich-glaube-dir-nicht Stimme.

Als es Zeit wurde, trafen sich die Jungs wieder mit den Mädchen und gingen gemeinsam nach Hogwarts zurück. Jetzt, da Hermine den ganzen Tag mit den Jungs und Ginny verbracht hatte, beschwerten sich niemand darüber, als sie sagte, sie würde zur Bibliothek gehen.

Hermine hatte schon früher an sich und Severus gedacht, aber sie musste es noch ein bisschen erforschen. Und sie musste sich Gedanken über ein Weihnachtsgeschenk für ihn machen.

TBC