„Deine Eltern sind hier?" fragte Harry erstaunt.
„Ja, Dumbledore und meine Eltern haben es sich als Überraschung für mich ausgedacht. Ich war auch überrascht, sie zu sehen, als ich in sein Büro gekommen bin."
„Und Snape wurde dafür als Botenjunge missbraucht?" lachte Ron: „Ich liebe es."
Hermine hielt ihre wahren Gefühle versteckt und versicherte sich, dass sie Ron nicht vor den Kopf stieß: „ Also, ich werde in der Wohnung meiner Eltern bleiben, bis sie uns wieder verlassen. Dumbledore sagte, dass wir dort auch essen könnten."
„Super!" jubelte Ron.
Hermine führte ihre Freunde zur Wohnung, um ihre Eltern vorzustellen. Sie hatten sich vorher schon einige Male in der Winkelgasse beim Einkaufen getroffen, aber das war schon Jahre her. Als sie endlich in der Wohnung waren, staunten die drei über deren Größe. Hinter der Tür war ein riesiges Wohnzimmer mit zwei beigefarbenen Sofas, die sich am Kamin gegenüber standen. Den Kamin rahmten zwei übervolle, blaue Stühle mit einem Tisch zwischen ihnen ein. In einem anderen Teil des Raumes stand ein langer Esstisch, an dem locker zehn Personen sitzen konnten. Weitere Türen führten zu den privaten Schlafzimmern, und eine andere zu einem Gästebadezimmer.
„Hermine, dieser Raum ist wundervoll," rief Harry aus.
„Ja, das ist er."
„Schon zurück, Hermine?" fragte Candace, als sie aus ihrem Zimmer kam.
„Ja, Mom. Du kennst meine Freunde, Harry, Ron und Ginny. Leute, ihr kennt meine Mom Candace."
Jeder sagte Hallo und sie begrüßten einander. Das Ganze wiederholte sich bei Hermines Vater, als er zu ihnen stieß. Kurz darauf saßen die vier Gryffindorfreunde vor dem Kamin und spielten Zauberschach. Als sie hörten, wie sich die Flammen im Kamin bewegten, waren Hermines Freunde sichtlich geschockt, als Severus aus dem Feuer trat.
„Schließt euren Mund, ihr seht aus wie Fische." mit einem knappen Nicken und leichtem Lächeln an Hermine gerichtet: „Miss Granger."
„Professor," Hermine hatte ihr eigenes kleines Lächeln auf den Lippen.
Severus ging zum Esstisch hinüber, der von den Grangers besetzt worden war.
„Hermine, was macht der denn hier?" fragte Ron flüsternd.
„Er ist hier, um mit meinen Eltern und mir zu Mittag zu Essen. Und, wenn ihr hier bleiben wollt, auch mit euch, Jungs." fügte sie mit hoffnungsvollem Gesicht hinzu.
„Warum das?" fragte Harry dieses Mal.
„Weil Dumbledore ihn gefragt hat."
„Dumbledore wird wahnsinnig," murmelte Ron.
„Nun, bleibt ihr zum Mittagessen bei uns?" fragte Hermine.
„Ja, tun wir," antwortete Ginny für alle.
Zuerst war das Mittagessen angespannt, aber bald entspannte sich jeder zumindest ein bisschen. Severus und die Grangers saßen an einem Ende des Tisches und unterhielten sich, die vier Freunde am anderen Ende und redeten ebenfalls. Sie fragten, warum Fawkes mit in der Wohnung war, und Hermine antworte, wenn Dumbledore einmal wegen etwas gebraucht werden würde, könne Fawkes ihn am schnellsten holen. Die Anderen akzeptierten ihre Antwort.
Während der nächsten paar Tage blieb Hermine in der Wohnung. Harry, Ron und Ginny besuchten sie ab und zu, oder nur Ginny, während die Jungs Quidditch spielten. Wenn nur Hermine und ihre Familie anwesend waren, stieß Severus manchmal zu ihnen und in dieser Zeit erfuhr Hermine mehr über ihre Familiengeschichte.
Die Mahlzeiten waren nicht ganz so langweilig. Dumbledore leistete ihnen gelegentlich Gesellschaft. Harry saß bei diesen Gelegenheiten neben ihm, Hermine neben Severus, Ginny an ihrer anderen Seite und Ron neben Harry. Ebenso nahmen Hermines Eltern für gewöhnlich neben Dumbledore Platz. Während dieser Gelegenheiten ärgerte Hermine Severus, indem sie ihre Hand unter dem Tisch über seinen Oberschenkel gleiten ließ, aber er gab ihr die Gefälligkeiten immer zurück. Einige Male hatten Severus und Hermine die Chance, in ihrem Zimmer zu sein und sich privat unterhalten zu können. Mehr als Kuscheln und Streicheln war aber nicht möglich, schließlich wollten sie es mit Hermines Eltern um sie herum nicht zu weit treiben.....
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An Weihnachten verbrachten sie den ganzen Tag in der Wohnung. Severus sprach, wenn er anwesend war, die meiste Zeit mit Hermines Eltern. Er wahr mehr zugegen, da alle annahmen, dass es jetzt bald geschehen könnte, aber größtenteils verlief der Tag recht angenehm. Beim Mittagessen ging es wieder sehr lebhaft zu. Sie saßen jetzt näher beisammen, und Hermine nahm, sehr zu ihrem Vergnügen, wieder den Platz neben Severus ein, da keiner der anderen drei es wagen würde, sich neben ihn zu setzen.
Nach der Hälfte des Essens wurden Hermines Kopfschmerzen schlimmer, und sie wusste, dass es nun beginnen würde. „Mom, es fängt an." unterbrach Hermine die Anderen.
„Es wird alles gut gehen." Candace erhob sich.
Severus drückte kurz ihre Hand, bevor er selbst aufstand und zum Phönix hinüber ging. „Fawkes, bitte hohl Albus." Fawkes wurde zu einem Feuerball und verschwand.
Inzwischen fragten die drei Gryffindors, am dringendsten aber Harry und Ron, was denn nun passieren würde. Die Grangers versuchten sie - ohne Erfolg - zu beruhigen.
Severus schritt schnell vor die drei Gryffindors: „Ruhe!"
Die drei verstummten. Reed ließ den Tisch mitsamt den Stühlen und dem darauf befindlichen Essen verschwinden. Dann geleiteten sie Hermine in die Mitte des Areals.
„Potter, Weasley, gehen sie jetzt auf die andere Seite des Raumes." Severus ließ keinen Platz für Widerworte.
Die Grangers und Severus begannen Schilde um Hermine aufzubauen. Sie weiteten die Schilde bis in die Nähe der Schüler aus und zusätzlich errichteten sie noch weitere Schilde. Hermine stand ruhig inmitten des Raumes und beobachtete ihre Eltern und ihren Geliebten bei der Arbeit. Sie blickte flüchtig zu ihren Freunden, die verwirrt und besorgt aussahen: „Das geht in Ordnung, Jungs."
„Hermine, was passiert hier?" fragte Harry.
„Ich kann es jetzt nicht erklären, aber hört auf meine Eltern und Professor Snape."
Harry wollte noch einmal etwas sagen, wurde aber dabei unterbrochen.
Professor Dumbledore und Mc Gonagall erschienen neben den Schülern. „Severus, sind sie mit den Schilden fertig?" fragte Dumbledore.
„Ja." Severus nahm seinen Blick nicht von Hermine.
Dumbledore wandte sich zu Mc Gonagall und den Schülern um: „Was auch immer passiert, es soll ein Geheimnis blieben, und keiner wird diese Schilde verlassen, bis ich es sage. Ist das klar?" forderte er mit kräftiger Stimme.
Die Schüler nickten.
„Wie lange wird es dauern ?" fragte Dumbledore Candace.
„Fünf bis fünfzehn Minuten, nach dem ersten Erscheinen von...." sie driftete ab. „Bei Hermine könnte es aber auch anders sein. Sie wird vielleicht die größte Veränderung in meiner Familie durchmachen."
„Was passiert hier?" forderte Mc Gonagall schließlich eine Antwort.
„Minerva, ich wünschte ich könnte...."
Dumbledore wurde von Hermines Schmerzensschrei, als sie auf die Knie zu Boden fiel, unterbrochen. Harry, Ron und Ginny versuchten zu ihr zu gelangen, aber Dumbledore und die Grangers hielten sie zurück.
„Wenn ihr in ihre Nähe kommt, sterbt ihr. Bleibt innerhalb der Schilde." sagte Candace bestimmt.
„Was passiert hier?" fragte Harry wieder, aber er erhielt von niemandem eine Antwort, da alle auf Hermine fixiert waren.
Hermine lag nun auf der Seite, ihre Knie fest an ihre Brust gezogen. Sie weinte vor Schmerz und stöhnte, als der Schmerz wie Dolche durch ihren Körper fuhr. Innerhalb der nächsten Minuten ertönten weitere Schreie und Stöhner und es wurde immer schlimmer. „Es ist schlimmer, als es bei mir war, und sie ist gerade erst am Anfang." erzählte Candace ihrem Mann.
„Ihr wird es gut gehen. Sie kommt nach ihrer Mutter." Reed umarmte seine Frau.
Hermine öffnete ihre Augen, das Weiße glomm hell, das Braun war ein tiefes Schokoladenbraun geworden und sie hatte Severus fixiert. Schmerzen erschütterten ihren Körper, es war, als ob Feuer ihren Geist und Körper versengen und nichts als heiße Schmerzen hinterlassen würde. Ihre Knochen zerrieben sich zu Pulver, Fleisch wurde wiederholt in Stücke gerissen und hinterließ nichts als rohe Muskelmasse. Wellen der Hitze breitete sich von ihrer Brust in Richtung ihrer äußeren Gliedmaßen aus und verwandelten sich in bittere Kälte, die die Hitze ersetzte und ein Gefühl wie im tiefsten Winter zurückließ. Es fühlte sich an, als ob sie gewaltsam gegen den Boden gedrückt und mit einem halben dutzend Messern auf sie eingestochen werden würde. Instinktiv wusste sie, dass es eine Möglichkeit gab, ihren Schmerz zumindest geringfügig zu mildern. Sie streckte ihre Hand nach ihm aus, wollend, dass er zu ihr kam. Ihre Lippen bewegten sich, aber kein Ton, nur Schmerz brach daraus hervor. Nach mehreren, langen Sekunden formte sich ein Name. „Severus."
Severus trat eine Schritt nach vorne, aber eine Hand, die seine Schulter umklammerte, hielt ihn zurück. „Severus, nicht." sagte Dumbledore. Severus sah auf Dumbledore und starrte ihn eine Sekunde lang an, bevor sein Blick wieder zu Hermine zurückwanderte. Severus´ Körper und Seele schmerzten beim Anblick seiner Geliebten, die sich unter Qualen wand. Candace hatte gesagt, das es sich wie ein schwacher Cruciatus anfühlen würde, wenn es durch den Körper kroch, aber sie glaubte auch, dass es bei Hermine stärker sein würde. Severus wusste aber, dass es schlimmer war, als sich irgend jemand vorstellen konnte, und es schien mit der Zeit immer stärker zu werden.
Alle waren überrascht bei dem, was sie bei Hermine und zwischen Dumbledore und Severus sahen. Niemand sprach - wenngleich sie auch Hermine beobachteten.
„Severus..." keuchte Hermine wieder vor Schmerz.
Die Hand auf Severus´ Schulter straffte sich.
Hermine streckte ihre Hand nach ihm aus und wisperte noch ein paar Male seinen Namen.
„Ich muss, Albus." knurrte Severus.
„Nein!"
„Sie war für mich da, nun werde ich für sie da sein." forderte Severus.
„Du kannst nicht. Es wird dich töten." erklärte Dumbledore.
Er schüttelte seinen Kopf. „Nichts innerhalb von Hermine würde mich verletzen!" Irgend etwas in ihm sagte, dass er sicher sein würde, und er seinem Engel helfen könnte.
Bei seinem letzen Wort schrie Hermine aus voller Lunge „SEVERUS!" als der Schmerz durch ihrem gepeinigten Körper schoss.
Severus machte sich von Dumbledore los, ging zu Hermine und ließ sich breitbeinig vor ihr nieder. Er zog sie zu sich hoch und umschlang sie fest mit seinen Armen. In dem Moment, als er sie berührte und sie hielt, fühlte er, wie der Schmerz, ähnlich einem Cruciatus, ihn durchflutete. Er ignorierte ihn, denn er war nichts im Vergleich zu dem, was Hermine durchlitt, und er war fest entschlossen, für sie zu tun, was er konnte.
„Severus, kommen sie zurück!" brüllte Dumbledore und machte einen Schritt vorwärts. Dieses Mal aber war es die Hand von Reed auf Dumbledores Schulter.
„Sie dürfen nicht." sagte er weich.
Hermines Kopf ruhte auf der Schulter von Severus, er küsste sanft ihre Stirn und murmelte immer wieder, das alles in Ordnung sein würde. Innerhalb der nächsten Minuten verließen Hermine weitere herzerweichende Schmerzensschreie. Severus versuchte sie mit Worten der Liebe und sanften Küssen auf ihrem Kopf zu lindern. Hermine drehte ihren Kopf weiter zu Severus und küsste ihn tief. Die Leidenschaft des Kusses glich derer, die sie miteinander teilten, wenn sie sich liebten. Alle beobachteten schockiert, wie sie sich küssten - niemand außer Dumbledore wusste ja bisher davon.
Als ihr Kuss andauerte, umgab sie ein helles Licht, das viel zu hell war, als dass die Anwesenden ihre Augen offen halten konnten. Als das Licht verblasste, bemerkten die Zuschauer, dass Hermine und Severus scheinbar ohnmächtig am Boden lagen.
Dumbledore brach die Schilde, ging an Severus´ Seite und ließ die Grangers sich um ihre Tochter kümmern, welche immer noch in Severus´ Armen festgehalten wurde.
„Ist er tot...?" fragte Candace.
TBC
