Montag.
Rory hatte das Wochenende damit verbracht liegen gebliebene Arbeit für ihre Kurse und die Zeitung zu erledigen und sich endlich mal
wieder ein paar ihrer Lieblingsfilme anzusehen. Ohne eine meckernde Paris und mit einem Vorrat an Chips, Cola und den Telefonnummern
sämtlicher Lieferdienste ließ es sich im Appartement wirklich aushalten. An Dean hatte sie allerhöchstens dreimal gedacht, und jedes Mal
ohne Wehmut. Die Beratungstante im Fernsehen hatte Recht: Man muss auch Schlussstriche ziehen können!
Doch nun ging der Alltag an der Yale wieder los.
Der Tag begann mit einer wunderbaren Stunde bei Professor Huntzberger, in der sie die Hausaufgaben, die er in seiner ersten Stunde
aufgegeben hatte, zurückbekamen.
Gespannt saß Rory auf ihrem Platz. Sie hatten die Aufgabe leider letzten Freitag schon abgeben müssen, ansonsten hätte sie das
Wochenende nutzen können um noch ein wenig daran zu feilen. Aber auch so hatte sie ein gutes Gefühl: Sie hatte gut recherchiert, um dem
auch in der letzten Stunde ewig nörgelnden Professor keinen Nährboden für weitere Kritik zu bieten.
Sie beobachtete die Gesichter der anderen Studenten, die ihre Arbeiten bereits wiederbekommen hatten. Norman Wallace, der
normalerweise Noten im oberen Mittelfeld bekam, sah ziemlich geschockt aus. Auch Reese Miller schien statt einem für sie typischen B
mit jeweiliger Tendenz zum + oder – eine eher schlechtere Bewertung bekommen zu haben. Schließlich landete auch vor Rory ein Stapel
aneinander gehefteter Blätter. In dem mit rotem Stift darauf gemalten Kringel stach ihr ein D+ entgegen. Sie hielt den Atem an. Ihre
schlechteste Note in diesem Semester war ein glattes B gewesen! Das war einfach unmöglich. Hektisch blätterte sie die Seiten durch. Auf
keiner war eine Anmerkung zu finden! Schließlich fiel ihr das Blatt mit der ausführlichen Bewertung in die Hände.
„Liebe Miss Gilmore.
Ich habe das Schreiben diverser Anmerkungen unterlassen, da dies reine Zeitverschwendung gewesen wäre. Ihre Arbeit ist von Anfang bis
Ende ungenügend und ermittelt vor völlig falschen Gesichtspunkten. Da dies ihre erste Arbeit bei mir war, habe ich aus Großzügigkeit bei
der Benotung noch einmal Nachsicht walten lassen. Ich hoffe, sie nutzen diese Chance."
Wut schoss durch Rorys Arme und Beine und in ihren Kopf hinauf. Fassungslos starrte sie auf das Blatt.
„Hey, mach dir keinen Kopf. Immerhin hast du noch ein D PLUS, mir hat er doch glatt ein D minus gegeben." Logans Stimme holte sie in
die Wirklichkeit zurück.
„Das…das ist doch unerhört. Er hat überhaupt nicht geschrieben, was angeblich alles falsch sein soll, nur dass alles falsch ist" Sie sog laut
die Luft ein. „Aber das mache ich nicht mit, ich werde mit ihm reden und dann soll er mir mal erklären was sein Problem mit meiner Arbeit
ist. Oder besser, was sein Problem mit mir ist, denn meine Arbeit ist vollkommen in Ordnung!"
„Dich aufzuregen ist sinnlosen. Er kann es sich halt erlauben." Logans Augen blitzten. „Mit der Note falle ich in dem Kurs durch."
„Nein." Rory stand abrupt auf und packte ihre Sachen zusammen. „Du wirst nicht durchfallen. Und ich werde diese Note nicht behalten.
Er mag sagen was er will, aber weder du noch ich sind minderbemittelt und müssen auf solchen Noten sitzen bleiben. Die nächste Arbeit
müssen wir Freitag abgeben. Und ich werde ihn zwingen mich besser zu benoten. Meine Arbeit wird zu 100 Prozent korrekt recherchiert,
untersuchend und die richtigen Gesichtspunke beachtend sein und wenn ich dafür in der Bibliothek schlafen muss. Wir könnnen ja
zusammen daran arbeiten?" Fragend sah sie ihn an.
„Ich habe dich ja noch nie so wütend gesehen", grinste er. „Aber gut, ich habe auch keine Lust auf der Note sitzen zu bleiben."
"Also dann, heute Abend um 18 Uhr in der Bibliothek?"
"Okay."
„Na, Logan, wie siehts aus?" unbemerkt war Leopold Starkitt-Jensen zu ihnen getreten. „Doch keinen Verwandten-Bonus gekriegt? Tja,
gut recherchiert ist halt die halbe Miete. Also ich bin jedenfalls mit meinem A zufrieden. Hätte natürlich auch ein A+ sein können, aber" –
er lachte – „ man kann ja nicht alles auf einmal haben."
„Stimmt – Schleimerei und Freunde haben gleichzeitig geht schon mal nicht. Also Rory, bis dann." Und damit war Logan verschwunden.
„Ach, hängt die ehemalige Klassenbeste jetzt mit dem Bonzensöhnchen herum, der denkt ihm würde die Welt gehören? Tja Rory, das
College ist halt was anderes als die High School."
„Ach, halt die Klappe!" fauchte sie und lief an ihm vorbei aus dem Raum. Draußen stand Shira Smith mit ein paar Freundinnen und weinte.
Rory vergaß ihre Wut und ging auf sie zu. „Shira, was ist denn passiert?"
„Ach, es ist nur…ich habe ein D und…ich habe doch ein Stipendium. Wenn ich den Kurs nicht schaffe bin ich raus, dann muss ich die Uni
verlassen."
„Das wird schon", versuchte Rory sie zu trösten. Sie zögerte kurz. „Ich will für die nächste Hausaufgabe in der Bibliothek lernen. Heute
Abend um 18 Uhr. Komm doch auch?"
„Okay…das ist echt nett, danke."
Um 17:56 betrat Rory die Bibliothek und ließ ihren Blick über die Tische schweifen bis sie Shira entdeckte und sich zu ihr setzte. Sie
wirkte um einiges gefasster als am Morgen.
„Hey. Das ist echt totaler Mist, was der Professor abzieht. Und ausgerechnet dieser Schleimer Leopold hat die beste Note. Ich
meine…ich war nie die Beste im Kurs so wie du oft" – Rory lächelte schüchtern – „aber ich hatte eigentlich immer ein B+ oder auch ein
A-. Das ist einfach unfair. Jedenfalls denke ich, dass es eine gute Idee von dir war sich jetzt schon einmal vorzubereiten. Womit sollen wir
anfangen?"
„Ähm", suchend sah Rory sich um, „also es gibt noch jemanden, der mitmacht. Ich frag mich wo er bleibt."
In dem Moment kam Logan um die Ecke und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
„Hey." Sagte er zu Rory. Dann erblickte er Shira und schien etwas verblüfft zu sein. „Oh, hi. Du bist…?"
„Shira. Hi. Rory hat mich gefragt ob ich nicht auch meine Note bei Professor Ungerecht verbessern will" sie lachte, verstummte aber
plötzlich. „Oh sorry, du bist ja mit ihm verwandt. Ich wollte nicht taktlos sein."
„Kein Problem. Dass er nichts auf unsere Verwandtschaft gibt zeigt ja schon wie er mit mir umgeht. Wieso sollte ich es also anders halten."
Die drei lernten knappe dreieinhalb Stunden, bis Rory mit einem Blick auf die Uhr feststellte, dass es für heute wohl genug sei.
„Okay, dann bis morgen. Selbe Zeit?", Shira blickte fragend in die Runde.
„Selbe Zeit", bestätigte Rory und packte ihre Bücher zusammen. Shira war bereits weg, doch Logan wartete noch auf sie. „Sieht doch
nicht schlecht aus oder? Ich meine, mehr kann dieser Schleimscheißer Leopold auch nicht gemacht haben und das war erst der erste
Abend."
„Ja, ich denke wir haben ganz gute Chancen", nickte Rory und ging auf die Tür der Bibliothek zu.
„Okay, und was willst du – angenommen natürlich unsere Noten verbessern sich – als Dankeschön haben?"
Verblüfft drehte Rory sich um. „Wieso Dankeschön, ich mache doch nicht mehr als ihr. Wir sind einfach so eine Art Arbeitsgruppe."
Logan grinste. „Ja, aber du bist der Wortführer. Die, die alles regelt und bestimmt was wir lernen, unser Doc"
Rory fing an zu lachen. „Na klar."
„Nein, im Ernst. Du hast das natürliche Talent immer vernünftig zu sein und die konstruktivsten Vorschläge zu haben, von denen du alle
anderen auch noch mühelos überzeugst."
„Oh wow, vielleicht sollte ich eine Sekte gründen!"
Sie hörte auf zu lachen, als Logans Finger sich plötzlich um ihr Kinn schlossen und leicht zudrückten. „Du wirst es schon noch bemerken:
Du hast das gewisse Etwas, das Leute dazu bringt dir zu folgen." Der ernste Ausdruck auf seinem Gesicht war so schnell verschwunden
wie er aufgetaucht war. Jetzt zuckten seine Mundwinkel wieder, als er meinte „ und jetzt guck nicht mehr als würde ich gleich über dich
herfallen. Überleg dir bis morgen lieber wie ich mich bei dir bedanken soll." Und mit einem leichten Augenzwinkern: „So eine Gelegenheit
bekommst du so schnell nicht wieder."
Schon war er an ihr vorbei und verschwand durch die Tür.
Rory stand da wie angewurzelt. Sie wusste nicht, was sie mehr ärgerte: Dass Logan sich verhalten hatte, als wäre sie eines der vielen
Mädchen die ihm total verfallen waren, oder, dass sie sich aufgeführt hatte wie ein alberner verliebter Teenager der keinen Ton
herausbekommt. So oder so, sie kam sich ziemlich dämlich vor.
Langsam ging sie zurück zu ihrem Wohnheim. Die Stelle an ihrem Kinn prickelte leicht, als sie sich überlegte, was sie sich – mal
angenommen sie würde auf dieses kleine Spiel eingehen –als „Dankeschön" wünschen würde…
An ihrer Appartementtür angekommen bemerkte Rory, dass sie ihren Schlüssel nicht mitgenommen hatte und klopfte. Paris machte ihr auf,
drehte sich auf dem Absatz um und rauschte mit einem „Du hast Besuch" davon.
Eine Gestalt kam aus dem Dämmerlicht auf die Tür zu. Noch ehe sie das matte, aus dem Flur einfallende Licht erreicht hatte, wusste Rory
wer ihr „Besuch" war. Alles in ihr verkrampfte sich, als ihre Lippen wortlos den Namen der Gestalt formten.
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Na, wer könnte das wohl sein?
Hm, wäre nett wenn ihr mal ein paar Reviews schreibt, gerne auch konstruktive Kritik, damit ich weiß ob das hier überhaupt jemand liest
und es sich lohnt weiter zu schreiben. THX
