Juhuu, da bin ich wieder! An alle, die bisher vergeblich auf eine Fortsetzung dieser Geschichte gewartet haben: ES GEHT WEITER! Hat zwar lange gedauert, aber da ich das Schwert der Druiden inzwischen abgeschlossen habe, kann ich mich jetzt wieder unserer Alex widmen. Viel Spaß!


In der Muggelwelt

Hogwarts ist zwar eine Zaubererschule, aber auch wir unterliegen gewissen Zwängen, wie zum Beispiel dem, dafür zu sorgen, dass nicht allzu viele Unterrichtsstunden ersatzlos ausfallen. Und jawohl, ich rede gerade von Mr. Remus Unwiderstehlich Lupin, der heute tatsächlich den zweiten Tag in Folge weder zu einer der Mahlzeiten aufgetaucht ist, noch seinen Unterricht in Verteidigung gegen die dunklen Künste abhält. Dumbledore, McGonagall und sogar Snape, dieser schleimige, durchtriebene, undurchsichtige Bastard, scheinen zu wissen, warum er nicht da ist – eine Tatsache, die mich innerlich fast zum Überkochen bringt. Offenbar weiß hier jeder Furz, wo der Kerl sich herumtreibt, der mir noch gestern mit seinen Küssen das Gehirn aufgeweicht hat und dann einfach so verschwunden ist. Nur ich habe nicht den geringsten Schimmer!

Da sitze ich nun bei einer kurzen, mittäglichen Besprechung im Lehrerzimmer, verdaue mehr schlecht als recht die Tatsache, dass ich die Einzige zu sein scheine, die überhaupt keine Ahnung hat, was hier vorgeht – oder vielleicht auch die Einzige, die keine Ahnung hat, aber sich darüber maßlos ärgert, was wenigstens ein kleines bisschen leichter zu ertragen wäre – und höre nur mit halbem Ohr zu, wie McGonagall innerhalb einer einzigen Minuten den Stundenplan für die kommenden zwei Tage in Schwindel erregender Geschwindigkeit auf den Kopf stellt.

Snape darf Verteidigung unterrichten, na Klasse!

Die Art, wie er seine schmalen Lippen zu einem triumphierenden Lächeln verzieht, lässt auf nichts Gutes schließen und ich beschließe spontan, die armen Schüler, die ihm heute Nachmittag und den morgigen Tag über hilflos ausgeliefert sein werden, in meine Gebete mit einzuschließen. Immerhin können sie ja nichts dafür, dass er ein sadistisches Arschloch mit einer nadelspitzen Zunge ist, für die er normalerweise einen Waffenschein beantragen müsste. So wie er sich manchmal gebärdet, habe ich schon immer heimlich den Verdacht gehegt, dass bei seiner Geburt etwas furchtbar schief gegangen ist. Womöglich hat die Heilerin, die seine Mutter entbunden hat, ja aus Versehen das richtige Kind weggeschmissen und die nichts ahnenden Eltern haben stattdessen die Nachgeburt großgezogen. Entweder das, oder sein Charme, sein Humor und besonders sein Sinn für Takt und Anstand sind bei der Geburt aufgrund eines Kunstfehlers gestorben …

WAS! Noch einmal bitte, Minerva! Das kann doch nicht dein Ernst sein! ICH soll morgen die dritten Klassen in MUGGELKUNDE unterrichten?

Es ist ihr Ernst, ganz offensichtlich.

Schlimmer kann es nicht mehr kommen! Warum bekomme immer ich diesen Murks aufgehalst? Weil ich aus einer nichtmagischen Familie stamme, ja klar! Aber wenn ich wirklich solchen Kinderkacke-Unterricht hätte abhalten wollen, wäre ich wohl kaum ARITHMANTIK-Lehrerin geworden, oder? Okay, okay. Ich rege mich ja schon ab. Aber dafür wird Lupin büßen, das schwöre ich!

Irgendjemand schiebt mir ein Blatt Pergament und einen kleinen Lederbeutel zu und weil ich alles lieber tun würde, als dieses schadenfrohe Grinsen auf Snapes Gesicht auch nur eine Sekunde länger zu betrachten, greife ich danach und vertiefe mich in den Inhalt des Schriftstückes.

Ich kann nichts dagegen tun, dass meine Augenbrauen in die Höhe wandern. Der Lehrplan, nach dem ich unterrichten soll? Hah! Wenn es denn so wäre! Das hier ist eine Einkaufsliste! Offenbar sind nämlich im Muggelkundeunterricht Pergament und Feder nicht gestattet. Und ich darf den heutigen Abend damit verbringen, die benötigten Utensilien zu besorgen, die da wären: 34 Teile am Rande zusammengeklebten, leichten, weißen Pergamentes (damit müssen wohl Schreibblöcke gemeint sein) und 34 Bällchenmaler (vermutlich Kugelschreiber). Angesichts dieser Liste beginne ich beträchtlich am Sinn des Muggelkundeunterrichts zu zweifeln. Oder zumindest an dem Kollegen, der ihn abhält …

Aber egal, das wird sowieso nur eine einmalige Vorstellung! Ab übermorgen unterrichte ich wieder ausschließlich Arithmantik und die ganze Angelegenheit hier ist nur noch eine ferne, unangenehme Erinnerung … Ein Alptraum, aus dem ich glücklicherweise erwacht sein werde …

Halt, was hat Minerva gerade gesagt? Dieses Arrangement gilt jetzt jeden Monat für zwei oder drei Tage? Himmel, was denn noch alles?

Unter Snapes höhnischem Blick – ich weiß gar nicht, was dieser verdammte Kerl auf einmal hat, der beachtet mich doch sonst auch nie – ergreife ich das verfluchte Pergament, stopfe den Beutel mit Geld in eine Tasche meines Umhangs (Verdammt, Galeonen! Also auch noch ein Besuch bei Gringotts!) und sehe zu, dass ich Land gewinne, bevor meine Wut tatsächlich überkocht und ich diese überdimensionale Fledermaus an die Wand nagele. Vorzugsweise an die in der Großen Halle, gleich neben dem Slytherin-Tisch! Wäre doch eine schöne Demonstration für die Verteidigungsschüler morgen, oder?

Lernziel: „Die finsterste Kreatur überhaupt – vielleicht nach Voldemort persönlich, aber den hat ja seit dreizehn Jahren keiner mehr zu Gesicht bekommen – ist immer noch eine wütende Frau! Merkt euch das gut, am besten, ihr schreibt es auf …"

Mwahahahaharhar!

Ich schieße noch einen letzten finsteren Blick auf Dumbledore und McGonagall ab, die am Fenster leise miteinander flüstern, dränge mich zwischen Professor Sprout und Madame Hooch hindurch und verfluche Murphy aus tiefster Seele.

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Einer der Lieblingssprüche meiner Mutter war: ‚Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen', eine Weisheit, an die ich mich immer noch halte. Also benutze ich den Kamin in der Großen Halle, um in den Tropfenden Kessel zu reisen, schiebe mich nach meiner Ankunft dort durch die verqualmte Gaststube, wobei ich mindestens zweimal mit irgendwelchen torkelnden Gestalten zusammenstoße, und gelange schließlich auf den Hinterhof, wo ich erst einmal tief die klare Luft inhaliere.

Ich hasse es einzukaufen!

Ich tippe mit meinem Zauberstab die Mauersteine in einer bestimmten Reihenfolge an und der Durchgang zur Winkelgasse öffnet sich. Meine Geschäfte in Gringotts sind schnell erledigt und ich verlasse mit dem Muggelgeld in der Tasche die magische Welt auf der Suche nach einem Schreibwarengeschäft. Okay, ich finde natürlich keines – jedenfalls nicht in der Nähe des Tropfenden Kessels – aber der Supermarkt dort an der Ecke wird wohl auch solche Dinge wie Schreibblöcke und Kugelschreiber führen.

Zum zweiten Mal: Ich hasse es einzukaufen! Und ich vertue auch keine Zeit mit Dingen, die ich nicht mag, deshalb zische ich wie auf einer Rennstrecke durch diesen Supermarkt und manövriere meinen Einkaufswagen wie einen Formel-1-Boliden durch die Gänge auf der Suche nach dem Schreibwarenregal. Und wenn ich schon mal hier bin, kann ich gleich noch ein paar andere Sachen besorgen – Katzenfutter für Krummbein wäre zum Beispiel keine schlechte Idee …

Ein Arm schlingt sich um meine Taille – gerade, als die vier Portionsschälchen durch die Luft segeln und präzise neben meiner Handtasche zu liegen kommen – und eine wohlbekannte, tiefe Stimme fragt irritierend nah an meinem Ohr: „Hast du mich vermisst?"

Ich schaffe es beinahe, meinen Aufschrei zu unterdrücken, der sich darum nur als höchst peinliches Quieken äußert, doch ich springe mindestens fünfzig Zentimeter in die Höhe und wäre um ein Haar in einem Stapel Sheba-Katzenfutter gelandet. Ich fahre herum, bringe hastig meinen Einkaufswagen zwischen uns in Position und sehe ihn – mal wieder – mit großen Augen an. „Verzeihung", erwidere ich mit zitternder Stimme für die ich nach diesem Schreck meine Schauspielkunst nicht einmal allzu sehr strapazieren muss, „aber ich kenne Sie nicht, Sie müssen mich verwechseln."

Remus starrt mich finster an. Okay, ich gebe es ja zu, zweimal die gleiche Masche innerhalb weniger Wochen ist nicht besonders kreativ, aber ich bin nun einmal sauer! Verdammt sauer! Außerdem steckt mir der Schreck noch in den Gliedern. Und in diesem Zustand fällt mir nicht immer gleich etwas Neues, Spektakuläres ein. Für die übrigen Kunden jedenfalls scheint es gereicht zu haben, denn sie beobachten die Szene aufmerksam und äußerst interessiert und zumindest eine ältere Dame sieht aus, als wolle sie die Polizei rufen, sobald er auch nur eine falsche Bewegung macht.

„Sehr witzig", knurrt er und lässt mich nach einem Blick auf die besagte Frau zögernd los. Als er einen Schritt zurück tritt, entspannt sich die explosive Situation in Gang Nummer sieben langsam wieder.

„Verschwinde!", zische ich zwischen zusammengebissenen Zähnen. „Ich habe zu tun!"

„Das sehe ich! Was treibst du hier eigentlich? Einkaufswagen-Jogging? Ich hetze dir schon seit fünf Minuten durch sämtliche Gänge nach."

Idiot! „Tust du nicht", gebe ich mit einem Blick auf die Uhr zurück. „Ich bin nämlich noch keine fünf Minuten hier."

Er seufzt. „Also gut, seit drei Minuten. Ich habe dich aus dem Tropfenden Kessel stürmen sehen, mit wehendem Umhang und in einem Tempo, dass du beinahe den Zauberstab verloren hättest, und bin dir nachgegangen."

„Falls du dir Sorgen machen solltest, dass ich hier auffalle, so darf ich dich wohl daran erinnern, dass du ebenfalls einen Umhang trägst, mein Bester! Also kannst du mich wohl kaum wegen eines Verstoßes gegen die ministerielle Geheimhaltungsverordnung belangen …"

„Verdammt noch mal, ich will dir doch keine Schwierigkeiten machen", schnauzt er mich an, offenbar am Ende seiner Geduld – und seiner guten Laune – angelangt. „Aber wenn du nicht bald langsamer wirst, kommt bestimmt gleich so ein Muggelpolizist vorbei und erledigt das für mich!"

Ich bekomme ein süffisantes Grinsen hin. „Du bist also extra hier hereingekommen, um mich zu belästigen?"

„Nein", streitet er diesen Tatbestand übertrieben geduldig ab. „Ich bin hier rein gekommen, weil ich … weg war und mich zurückmelden wollte.

„Weg?" Ich reiße die Augen auf, so weit es nur geht. „Das habe ich gar nicht mitbekommen!"

Er beißt die Zähne zusammen, ich kann es deutlich daran erkennen, wie seine Kiefer mahlen. „Also gut, ich hätte dir flohen sollen." Er hört sich an, als müsste er jedes Wort unter Schmerzen aus seinem Leib reißen.

„Ach ja? Und warum?"

„Weil wir …"

„Kollegen sind?", schlage ich vor, als er die gesuchten Worte nicht zu finden scheint. Allmählich beginnt die Sache mir Spaß zu machen, so viel Spaß wie ich eben haben kann, wenn mir morgen Muggelkunde-Unterricht ins Haus steht.

„Weil wir diese Sache da laufen haben." Er schaut düster auf mich herab, so als wäre er ganz und gar nicht glücklich über ‚diese Sache'. Das bringt mich natürlich noch mehr auf.

Sache? Ich mache keine Sachen."

„Mit mir wirst du es", erwidert er kaum hörbar.

Natürlich höre ich ihn trotzdem und will gerade den Mund aufsperren, um ihn verbal niederzumähen, als ein etwa acht Jahre alter Junge auf mich zugelaufen kommt und mir eine Plastik-Laserpistole in die Rippen bohrt, die jedes Mal, wenn er den Abzug drückt, ein elektronisches Sirren von sich gibt.

„Du bist tot!", verkündet er triumphierend. Langsam nehmen die Blödmänner in diesem Gang überhand.

Seine Mutter kommt ihm eilig hinterher gehetzt, absolut hilflos. „Dorian, hör auf damit!" Sie sieht ihren Sohn mit einem Lächeln an, das mich verdächtig an eine Fratze erinnert. „Hör auf, andere Leute zu ärgern!"

„Halt den Mund", befiehlt er barsch, ohne die Pistole zu senken. „Siehst du nicht, dass das hier Außerirdische sind, die unseren Planeten stehlen wollen?"

„Bitte entschuldigen Sie", bittet die Mutter, während sie ihren selbst produzierten Miniterroristen wegzuzerren versucht. „Dorian, du kommst jetzt mit, oder du musst sofort auf dein Zimmer, wenn wir zu Hause sind."

Ich muss mich beherrschen, um nicht die Augen zu verdrehen. Vermutlich steht Selbstbeherrschung seit Neuestem unter Strafe, denn das selbsternannte Erdenbeschützerlein bohrt mir die Waffe von neuem schmerzhaft in die Rippen. „Autsch!"

Wieder produziert Klein-Dorian dieses ekelhafte Sirren, wobei er sich unbestreitbar an meinem Unbehagen zu laben scheint.

Ich habe die Nase voll, setze ein riesiges Lächeln auf, beuge mich zu dem süßen, kleinen Jungen mit Weltenrettersyndrom herab und gurre in meiner außerirdischsten Stimme: „Sieh an, ein kleiner Erdling!" Dann richte ich mich wieder auf und sehe Remus herrisch an. „Töte ihn!"

Was immer die beiden Blödmänner erwartet haben, das war es jedenfalls nicht. Dorian klappt die Kinnlade herunter. Als Remus bei meiner Anweisung erschrocken zurückfährt, wobei sein Umhang sich öffnet und einen Blick auf den Zauberstab im Gürtel freigibt – vorschriftsmäßig in dem dicken Futteral verstaut, das das Ministerium für Aufenthalte in der Muggelwelt vorschreibt und das in den Augen eines mit Fantasie überreichlich gesegneten Achtjährigen durchaus wie eine außerirdische Waffe aussehen kann – werden die Augen des Jungen so groß wie Tennisbälle und treten auch genauso weit hervor. Aus seinem weit aufgerissenen Mund dringt eine Folge schriller Laute, die an einen Feueralarm erinnern.

Remus flucht leise in sich hinein, packt mich am Arm und befördert mich praktisch im Laufschritt aus dem Laden. Ich schaffe es eben noch, meine Handtasche aus dem Einkaufswagen zu retten.

„Hey, meine Einkäufe!", protestiere ich atemlos.

„Du kannst ja später noch mal für drei Minuten herkommen und sie abholen", schlägt er mit aufgestautem Groll vor. „Im Moment versuche ich Dich nämlich vor einer Anhörung im Zaubereiministerium zu bewahren."

„Wofür denn das?", frage ich entrüstet, als er mich unsanft durch die Automatiktüren schleift. Ein paar Leuten schauen uns interessiert nach, doch die meisten streben Dorians Sirenengeheul entgegen in den Gang Nummer sieben.

„Vielleicht dafür, dass du gedroht hast, diesen Bengel umzubringen und einen Aufstand in einem Muggel-Supermarkt angezettelt hast?"

„Ich habe überhaupt nicht gedroht, ihn umzubringen. Ich habe es dir befohlen." Es fällt mir nicht leicht, mit ihm Schritt zu halten, immerhin sind seine Beine um einiges länger als meine. Und ein Zaubererumhang ist nicht gerade ein Renntrikot, auch wenn Remus Lupin damit keine Probleme zu haben scheint.

Sobald wir außer Sichtweite sind, drückt er mich an die Seitenwand des Gebäudes und presst mich gegen die Mauer. „Ich verstehe wirklich nicht, wie mir so etwas fehlen konnte", erklärt er erhitzt.

Ich sehe zornig zu ihm auf, ohne einen Ton von mir zu geben.

„Ich war … krank", knurrt er zögernd und beugt sich dabei so tief herunter, dass seine Nase beinahe meine berührt. „Es ist … Ich habe … nun ja … ein chronisches Leiden, das mich des Öfteren außer Gefecht setzt."

Erst jetzt fällt mir auf, dass er wirklich recht blass und mitgenommen wirkt. Und dennoch … Eine wütende Frau bleibt eine wütende Frau. Und ich habe lange noch nicht genug Dampf abgelassen. „Du schuldest mir keine Erklärungen."

Er richtet sich auf und blickt himmelwärts, als hoffe er auf Beistand von oben. Und, verdammt noch mal, er sieht wirklich furchtbar elend aus. Bleich und eingefallen. Ich beschließe, ein winziges bisschen nachzugeben. „Also gut, ich hätte es als nicht allzu aufdringlich empfunden, wenn du dich gemeldet hättest."

Er brummelt etwas vor sich hin, das in meinen Ohren verdächtig nach einem wüsten Fluch klingt. Schade, dass ich nicht alles verstehe, da ich insgeheim der Ansicht bin, dass mein Repertoire an Slang und Gossensprache durchaus eine Erweiterung vertragen könnte. Wenn man mit Kindern und Teenagern arbeitet, sollte man schon in der Lage sein, sie auch verbal zu übertrumpfen.

Aber erst einmal brauche ich etwas Anders.

Ich packe ihn bei den Ohren, ziehe seinen Kopf herunter und küsse ihn.

Im nächsten Augenblick drückt er mich gegen die Wand und hat die Arme so fest um mich geschlungen, dass ich kaum noch Luft bekomme. Aber Luft zu bekommen steht in diesem Moment sowieso ganz unten auf meiner Prioritätenliste. Ihn zu spüren und zu schmecken ist viel wichtiger. Das Futteral mit dem Zauberstab darin hängt seitlich an seinem Gürtel, daher weiß ich, dass das, was da gegen meinen Bauch drängt, etwas Anderes sein muss. Ich winde mich ein bisschen, nur um ganz sicherzugehen. Nein, ganz eindeutig kein Zauberstab.

Als er den Kopf wieder hebt, ist er außer Atem, hat dafür aber schon wieder etwas Farbe. Na wer sagt's denn; so eine Mund-zu-Mund-Beatmung wirkt eben doch Wunder. „Du suchst dir die unmöglichsten Orte aus", erklärt er beim Umsehen.

Das kann ich natürlich nicht widerspruchslos hinnehmen. „Ich? Ich war da drin, vollkommen unschuldig, und habe ganz friedlich weißes, an den Rändern zusammengeklebtes Pergament und Bällchenmaler gekauft, als ich nicht nur von einem, sondern gleich von zwei Wahnsinnigen angegriffen worden bin …"

„Magst du etwa keine Kinder?"

Ich blinzele angesichts dieser bescheuerten Frage. Ich bin schließlich Lehrerin, oder? Andererseits, Snape ist auch Lehrer … Aber dennoch: „Wie bitte?"

„Ob du keine Kinder magst. Das da sollte ich für dich umbringen."

„Die meisten Kinder mag ich durchaus", erwidere ich ungeduldig, weil er beim Sprechen den Kopf hebt und seine Lippen viel zu weit von meinen entfernt sind … „Nur diesen Bengel da drin nicht. Er hat mich in die Rippen gepiekt!"

„Und ich pieke dich in den Bauch."

Mein süßes Lächeln sollte ihm eigentlich einen Schauer über den Rücken jagen. „Aber nicht mit einer Plastik-Laserpistole."

„Wir sollten von hier verschwinden", meint er stöhnend und zieht mich die Straße entlang zum Tropfenden Kessel.