Ich rannte so schnell ich konnte. Die erdrückende Furcht, die mich erfasst hatte, als ich erfahren hatte, dass Harry nicht mehr zuhause bei seinen Verwandten war, war während der letzten Stunde nicht von mir gewichen.
Wie hatte ich nur so dumm sein können, ihr nicht zu glauben?
Ich war überzeugt gewesen, sie hätte nur Alpträume gehabt, sicher nichts ungewöhnliches, nach dem was ihr passiert war. Niemand konnte so leicht den Tod seiner Eltern verkraften.
Vor allem nicht, wenn man wusste, dass sie ermordet worden waren und dass das eigentliche Ziel des Anschlags jemand anderes gewesen war: Man selbst.
Obwohl mir klar war, dass Selbstvorwürfe in diesem Moment völlig fehl am Platz waren, konnte ich mich doch nicht von ihnen frei machen.
Wenn ich es nicht schaffte, die beiden aufzuhalten, wäre ich womöglich verantwortlich für zwei Tode...
Denn auch sie war verschwunden.
Hatte ich wirklich geglaubt, ein einfacher Heiler wäre in der Lage, eine so kluge junge Hexe aufzuhalten, die dazu noch davon überzeugt war, dass ihr bester Freund in Lebensgefahr schwebte?
Ich hätte damit rechnen müssen, dass sie bereits apparieren konnte. Vermutlich beherrschte sie diese Kunst schon seit längerem.
Ich allein hätte verhindern können, dass sie sich selbst in Gefahr brachte, denn nur mir hatte sie ihr Wissen anvertraut. Sie hatte gedacht, dass ich als die Person, die sich seit seinem Tod am meisten für Harry verantwortlich fühlte, ihr glauben schenken würde.
Wie sehr musste ich sie enttäuscht haben...
Ich spürte den keuchenden Atem des Ministeriumsangestellten in meinem Nacken.
Ohne ihn würde ich die beiden niemals schnell genug finden, denn mein Vorhaben war ein Wettlauf mit der Zeit.
Ich kannte den Vorhang und ich kannte seine Wirkung. Zwar kannte ich genauso gut Harrys Stärke, doch wenn er freiwillig hierher gekommen war, würde er gar nicht erst versuchen, sich seinem Sog zu widersetzen.
Und Hermine?
Auch sie war stark, aber ich bezweifelte, dass sie sich ihm entziehen konnte, in der psychisch labilen Lage, in der sie sich ohne Zweifel befinden musste.
Endlich waren wir an der Tür, die zum Department of Mysteries führte, angekommen.
Ohne zu zögern stieß ich die Tür, die, wie ich erwartet hatte, nicht verschlossen war, auf und betrat den kreisrunden Raum, der dahinter lag.
Kaum war sie hinter meinem Begleiter ins Schloss gefallen, begann der Raum sich zu drehen.
Erwartungsvoll blickte ich den Angestellten an, der mir ernst zunickte und zielstrebig auf eine der vielen Türen zuging.
Ich folgte ihm so schnell ich konnte.
Ich stockte bei dem Anblick, der sich mir bot.
Vor dem Torbogen standen zwei Menschen sich gegenüber, die in dem riesigen, ansonsten leeren Raum seltsam verloren wirkten.
„Denn bevor du gehst, gehe ich."
Gebannt beobachtete ich, wie Harry einen Schritt auf den Vorhang zu machte und Hermine sich langsam nach hinten fallen ließ.
Ich begriff erst, was vor sich ging, als es bereits zu spät war.
„Neeeeein!"
Mein Schrei wurde von den Wänden zurückgeworfen, wieder und wieder, bis er das ganze, riesige Amphitheater zu erfüllen schien.
Endlich konnte ich meine Starre lösen und rannte los, rannte, so schnell ich konnte, denn die grenzenlose Furcht, die mich erfüllte, trieb mich zu Höchstleistungen an.
Ich erreichte Harry gerade, als er im Begriff war, selbst wieder lebendig zu werden.
Im letzten Moment gelang es mir, ihn um die Schultern zu fassen.
Dann war Hermine verschwunden.
Meine Augen füllten sich mit Tränen, als mir bewusst wurde, dass sie fort war. Dass ich sie nicht hatte retten können...
Plötzlich bäumte Harry sich auf.
„Hermine!", rief er verzweifelt und versuchte, ihr hinterher zu stürzen.
„Du kannst nichts mehr führ sie tun, Harry", flüsterte ich heiser.
„Lass mich", schrie er, „lass mich Remus!"
Eine einzelne Träne rollte meine Wange hinunter, doch ich lockerte meinen Griff nicht.
„Es war ihr Opfer, Harry. Akzeptiere, dass sie sich geopfert hat, um dich vor dem gleichen Schicksal zu bewahren..."
Der Körper des Jungen schien auf einmal alle Kraft verloren zu haben.
Langsam drehte er sich zu mir um, doch seine unheimlichen, mattgrünen Augen starrten ins Leere.
Schließlich nickte er.
„Du hast recht", sagte er tonlos, „ich muss eure Opfer annehmen..."
Möglich, dass ihr das Ende etwas zu plötzlich findet... Aber die Aussage ist mir doch irgendwie wichtig und ich denke, dass genau das in den nächsten Büchern auch wichtig werden wird – Harry muss um jeden Preis leben, denn er ist für das Schicksal der Welt verantwortlich (wie dramatisch). Wer weiß, was seine Freunde noch so alles für ihn tun müssen...?
Es tut mir Leid, dass ich den letzten Teil nicht schon vorher hochgeladen habe, aber im nachhinein fand ich die Geschichte irgendwie... nicht mehr so toll. Naja, hoffentlich seid ihr nicht allzu enttäuscht. ;)
Das habe ich vor über einem Jahr geschrieben... als es HBP noch nicht gab (hm, also schon, aber nur im Kopf unserer verehrten JKR ). Interessant, interessant. Ich wusste gar nicht mehr, dass ich so ein Psycho-Geschichtchen verfasst habe XD Ich glaub, das will ich noch mal machen, aber diesmal mit einer vernünftigen Geschichte als Hintergrund. In der Hoffnung, dass es euch ein wenig gefallen hat verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen
Cosma
