Vielen Dank an meine Reviewer! es freut mich, dass die Geschichte ankommt! Fühlt euch gedrückt!
Der Morgen graute bereits, als sie dann endlich in ihrem Heim angekommen waren. Wieder war es Legolas, der Arwen half und sie sogar ins Haus trug. Er schien sich wirkich gut auszukennen, denn er steuerte zielstrebig ihr Zimmer an. Von ihrer Familie verfolgt trug er sie hinein und legte sie auf ihr Bett, wonach gleich wieder ihr Vater die Regie übernahm. Eine erneute Untersuchung ihres Fußes und der Befehl, ja nicht das Bett zu verlassen, veranlasste sie, alle hinaus zu werfen. Auch Legolas, der das Ganze allerdings locker nahm.
So verbrachte Arwen die nächsten Tage in ihrem Zimmer und langweilite sich zu Tode. Natürlich bekam sie ständig Besuch von ihrer Familie, aber ein gewisser Elbenprinz ließ sich nie blicken, was sie annehmen ließ, dass er bereits abgereist war. Nachfragen wollte sie nicht, denn sie fürchtete die Gewissheit. Aus welchem Grund auch immer.
Doch dann ließ ihr Vater sie endlich wieder spazieren gehen, und es dauerte nicht lange, bis sie durch den Garten humpelte. Tief atmete sie die frische Luft ein und konnte endlich wieder lächeln. Sogar die leichten Schmerzen in ihrem Fuß machten ihr nichts aus. Allein die Sonne und der Duft der Blumen konnten ihr Gemüt wieder erhöhen.
Sie war gerade in der Mitte des Gartens angelangt, als sie leise Schritte hinter sich hören konnte. Dies war sicher einer ihrer Brüder, der sie irgendwie ärgern wollte. Daher ließ sie sich erst einmal nichts anmerken und ihn näher kommen. Was auch immer er vorhaben mochte, sie würde ihn auf jeden Fall davon abhalten.
So hielt sie ihren Stock, der ihr beim Gehen half, etwas fester und wartete, bis der Schatten nah genug gekommen war. Blitzschnell drehte sie sich um und hielt ihrem vermeintlichen Angreifer den Stock gegen den Hals, um ihn am Näherkommen zu hindern. Sie wollte sich auch schon darüber aufregen, wie er es wagen konnte, in ihrem Zustand Scherze mit ihr treiben zu wollen, aber sah sich plötzlich jemand ganz Anderem gegenüber.
"Legolas..." Reichlich verdutzt starrte sie ihn eine Weile an, bevor sie ihren Stock schnell wieder sinken ließ. War der Schock erst einmal verdaut, strahlte sie ihn freudig an, denn dies war eine Überraschung, die ihr gefallen konnte. War er also doch noch nicht abgereist, und sie hatte ihm Unrecht getan.
"Trotz dieser Begrüßung freue ich mich, euch wieder auf den Beinen zu sehen", erwiderte er und lächelte zum Glück dabei. Er nahm es ihr nicht übel und konnte sich sogar denken, mit wem sie ihn verwechselt hatte. Er sah sich ja selbst ständig um, ob die Zwillinge nicht irgendwo auf ihn lauerten.
"Und ich freue mich, dass ich euch nicht von den Beinen geholt habe", lachte Arwen und entspannte sich dabei etwas. Dieser Tag wurde besser und besser.
"Und ich mich erst!" Legolas schaute sich kurz groß und verschwörerisch um, wobei er zum Glück keine Zwillinge entdeckte, und grinste sie dann wieder an, da er sonst nichts mehr zu sagen wusste. Er war ja noch nie sehr gut darin gewesen. Obwohl es auch gerade jetzt sehr wichtig wäre. "Wie geht es euch jetzt?" war das Einzige, was ihm einfiel.
"Mir geht es gut, aber mir gänge es besser, wenn ich mich kurz ausruhen könnte." Arwen schmunzelte, als Legolas sie nun erschrocken ansah, als ob er beim Treten in ein Fettnäpfchen erwischt worden wäre. Aber sie suchte sich nur die nächste Bank und setzte sich darauf, wirklich froh, ihren Fuß entlasten zu können.
Legolas brauchte eine Weile, um seine Verlegenheit zu überwinden und setzte sich dann neben sie, um sie stumm zu beobachten, wie sie erleichtert aufatmete. Ihr Fuß schmerzte wohl mehr, als sie zugeben wollte, aber er würde sie natürlich nicht bei ihrem Vater verraten. Schließlich wollte er ja hier ein wenig Zeit mit ihr verbringen.
"Wie lange wollt ihr bleiben?" fragte Arwen, als die Stille leicht erdrückend wurde. Etwas vorsichtig schaute sie zu ihm hinüber, da sie seine Antwort fürchtete. Er sah auch schon etwas verlegen aus. Hieß das, dass er bald abreisen würde?
"Ich wollte in Lorien einen Freund treffen, aber er wird inzwischen schon abgereist sein", sagte er leise und lächelte beruhigend, als sie ihn schuldbewusst ansah. "Und da ich nicht so schnell nach Hause zurückkehren möchte, werde ich offiziell die Beziehungen mit Bruchtal pflegen." Ein kurzes Grinsen zeigte ihr, dass er seinem Vater nicht sagen würde, wie intensiv er dies tun würde.
"Das tut mir leid", flüsterte sie trotzdem und legte ihm kurz eine Hand auf den Arm. Wegen ihr hatte er seine Pläne ändern müssen. Was, wenn er diesen Freund nur selten sah, und es jetzt wieder lange bis zur nächsten Begegnung dauern würde?
"Er wird es verstehen", lächelte Legolas trotzdem. "Außerdem wollte er auch mal hier auftauchen. Vielleicht sogar, solange ich noch hier bin." Sobald sein Freund wusste, weshalb er hier geblieben war, würde er ihn sogar drängen, für immer zu bleiben, aber das konnte er nicht.
"Und ich werde bleiben, solange ich willkommen bin", fügte er noch hinzu. "Und mein Vater nicht jemanden schickt, um mich abzuholen."
"Dann wollen wir hoffen, dass sich derjenige dann verläuft." Es blitzte amüsiert in Arwens Augen, bis ihr klar wurde, dass sie gerade ausgesprochen hatte, dass sie ihn nicht gehen lassen wollte. Das hatte doch auch nichts zu bedeuten, oder?
"Ich hoffe es sehr", erwiderte Legolas, und da war etwas in seiner Stimme, das ihr zeigte, dass es für ihn schon etwas zu bedeuten hatte. Nur allgemein, oder auch wegen ihr?
Daher schaute sie ihn auch ganz überrascht an, doch er schaute nur ernst zurück. Dadurch entstand plötzlich etwas in ihrem Magen, das sich wie flatternde Vögel anfühlte. Sie wollte dieses Gefühl ergründen, herausfinden, was es zu bedeuten hatte. Aber plötzlich wurden gewisse Stimmen immer lauter, bis diese sie vollkommen ablenkten und sich als die Stimmen ihrer Brüder herausstellten.
"Sieh mal Elladan, es gibt ja doch noch die seltene Spezies der Turteltauben", erklang die eine Stimme, die eindeutig Elrohir gehörte. Und da tauchten die beiden auch schon hinter einem Busch auf, wo sie offenbar die beiden auf der Bank beobachtet hatten. Allerdings wusste Arwen nicht, wie ihre Brüder darauf kamen, hier Turteltauben zu sehen. Entrüstet sah sie zu Legolas, aber dieser sah eher ertappt aus.
"Dann lasst doch auch die letzten Turteltauben in Ruhe, bevor die auch noch verschwinden", sagte dieser mit genervter Stimme und legte dann einen Arm um sie. Was hatte denn das jetzt zu bedeuten? Sie turtelten nicht im geringsten! Nun wollte sie auch ihm ihre Meinung sagen, aber da sah sie es in seinen Augen blitzen.
"Fliehen wir jetzt also auch oder ignorieren wir sie einfach?" Arwen entschloss sich, das Spiel mitzuspielen. Schließlich musste sie jede Gelegenheit nutzen, ihren Brüdern eins auszuwischen. Auch wenn sie hier noch nicht wusste, wohin das alles führen würde. Sie ahnte es, aber empfand es nicht als ein großes Opfer.
"Warum fliehen, wenn ignorieren so viel einfacher ist?" erwiderte Legolas mit dunkler Stimme und rückte langsam bedrohlich näher. Die beiden Störer protestierten auch schon leise, aber Arwen rührte sich nicht. Einerseits hatte sie noch nie solche Augen gesehen, und andererseits wurde sie von denen regelrecht gefesselt. Außerdem flatterte der Vogel in ihrem Magen noch viel mehr.
Der Protest der Brüder wurde lauter, als sich die Lippen von Legolas auf die von Arwen legten, und sie genüsslich die Augen schloss. Damit schien sie auch taub für die Umgebung zu werden, denn sie hörte weder ihre Brüder, noch die Vögel umher. Es gab nur noch sie und Legolas. Und natürlich dieser flatternde Vogel.
"Vater wird außer sich sein", hörte Arwen dann doch wieder Stimmen, was wohl aber daran lag, dass sich Legolas inzwischen etwas zurückgezogen und den Kuss damit beendet hatte. Trotzdem kümmerte sie sich nicht darum, denn da waren wieder diese Augen, die jetzt nicht mehr schelmisch blitzten. Sie erkannte in ihnen dasselbe, das in ihr vorging.
"Wir sollten aufpassen, dass er hier nicht auftaucht", antwortete die andere Stimme, und bald waren die Zwillinge wieder verschwunden. Dass sie soeben das akzeptiert hatten, wessen sie gerade Zeuge gewesen zu sein glaubten, merkten Arwen und Legolas schon gar nicht mehr. Sie waren viel zu verwirrt davon, dass aus Spiel Ernst geworden war.
"Was geschieht hier?" fragte Arwen nach einer Weile leise. Aber sie konnte sehen, dass Legolas auch keine wirkliche Antwort darauf hatte. Also lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter, und sie genossen einfach nur die Nähe des Anderen. Als er dann sein Kinn auf ihren Kopf lehnte, fühlte sie sich auch schon etwas sicherer. Sie hatten Zeit und würden eine Antwort auf die Frage finden.
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So wurden die nächsten Wochen einfach nur wunderschön, und sie lebten nur noch in den Tag hinein. Sie lernten sich kennen und erforschten auch die Ursache für den flatternden Vogel in Arwens Magen. Auch Legolas spürte einen in seinem Magen und genoss dieses Gefühl genauso wie sie. Er wollte bleiben, bis sie beide Gewissheit hatten, aber das war leider nicht möglich.
Eine Nachricht aus dem Düsterwald rief Legolas zurück nach Hause, da es mal wieder Ärger mit den in der Nähe ansässigen Zwergen gab. Er hatte immer noch nicht verstanden, wo eigentlich das Problem lag, aber er musste dem Befehl seines Vaters Folge leisten, auch wenn dieser nicht ungünstiger hätte kommen können. Sie waren kurz vor ihrem Ziel.
Da es auch noch dringend war, wurde Legolas so zum Aufbruch gedrängt, und so dauerte es nicht lange, bis seine Sachen gepackt waren, und sein Pferd auf seinen Reiter wartete. Elrond und die Zwillinge waren schnell verabschiedet, aber mit Arwen wollte er sich trotz der Eile Zeit lassen. Das wollte er sich einfach nicht nehmen lassen.
"Wie lange wird das dauern?" fragte Arwen, als er dann vor ihr stand, und sie konnte kaum die Tränen zurückhalten. Sie wusste, dass dieser Streit schnell zu einem Krieg werden konnte, und was ein Krieg bedeutete. Dass sie ihn womöglich nie wiedersah. Und dass sie dann nie herausfinden würde, wie stark ihre Verbundenheit wirklich war. Sollte sie wirklich die ganze Ewigkeit mit dieser Ungewissheit verbringen?
"So, wie ich meinen Vater kenne, wird dies ein paar Wochen in Anspruch nehmen", antwortete Legolas und klang dabei auch nicht gerade glücklich. "Und ich kann nur hoffen, dass er danach keinen Grund findet, mich wieder an den Düsterwald zu fesseln." Im Gegensatz zu früher war ihm dieser Krieg mit den Zwergen vollkommen egal. Und er wollte auf keinen Fall zurück in den Düsterwald und von ihr weg.
"Ich werde warten", versprach Arwen ihm daraufhin, auch wenn sie wusste, dass es schwer werden würde. Wie würde sich die Trennung auf sie auswirken? Würde es sie stärken oder wieder auseinander bringen? Was, wenn man einen Anderen kennenlernte? Und was, wenn er aus diesem Krieg nicht mehr zurückkehren würde?
"Und ich werde auf jeden Fall wiederkommen", erwiderte Legolas. "Egal, wie lange es dauert." Er küsste sie kurz sanft und drückte sie dann an sich. Dass sie wirklich so lange auf ihn warten würde, bezweifelte ein Teil von ihm, aber der andere wünschte es sich sehr. Für ihn war schon klar, dass er auf jeden Fall warten würde, aber er konnte ihr ansehen, dass sie noch nicht so weit war.
Arwen konnte als Antwort nur noch nicken und sah ihm dann zu, wie er auf sein Pferd stieg, ihr nochmal ein Lächeln schenkte, das sie erwiderte, und wie er dann eilig davonritt, als ob er es später nicht mehr konnte. Damit ließ er bei ihr ein seltsames Gefühl zurück, das ihr die Tränen in die Augen trieb. Diese wollte sie niemandem zeigen, und so zog sie sich auf einen langen Spaziergang in den Wald zurück.
