Es vergingen ganze zwei Monate, bis Legolas den selben Weg zurück nehmen konnte. Der Streit mit den Zwergen konnte friedlich beigelegt werden, aber wie erwartet wollte Thranduil ihn nicht so schnell wieder gehen lassen. Irgendwann hatte er sich doch noch losreißen können, und sein erster Weg führte ihn natürlich nach Bruchtal. Dabei hoffte er, nicht zu spät zu kommen.

Langsam ritt er durch die Gärten und hielt nach Arwen Ausschau, denn er wusste, dass dies ihr Lieblingsplatz war. Aber die Gärten waren groß, und so dauerte es eine Weile, bis er sie dann doch dort entdeckte. Sie pflückte gerade ein paar Blumen und summte dabei leise. Und er war ganz damit zufrieden, sie einfach nur dabei zu beobachten.

Irgendwann wurde er allerdings von ihr entdeckt, und er lachte leise, als sie sofort die Blumen fallen ließ und auf ihn zugerannt kam. Schnell steig er von seinem Pferd und lief ihr entgegen, um sie in seine Arme zu schließen und herum zu wirbeln. Erst jetzt merkte er wirklich, wie sehr er sie vermisst hatte.

Arwen hatte es erst gar nicht glauben können, als sie ihn entdeckt hatte, aber dann hatte sie nichts mehr halten können, und sie fand sich sehr bald in seinen Armen wieder. Nun war ihr Herz wieder leichter, denn ihre Sorgen schienen unbegründet. Aber sie wusste auch, dass ihr Herz eigentlich noch viel leichter hätte sein müssen. Und sie wusste auch, warum.

Trotzdem erwiderte sie das erfreute Lächeln von Legolas und konnte auch erkennen, wie er sie musterte. Sie tat das selbe, und für einen Moment schien es, als würde sie so etwas wie Enttäuschung und Schmerz in seinen Augen erkennen können. Aber dieser Moment war schnell wieder vorbei.

"Es herrscht wieder Frieden, und ich konnte auch wieder entkommen", fasste Legolas die Ereignisse der letzten zwei Monate in einem Satz zusammen. Er gab ihr einen Kuss auf die Wange, und plötzlich war es ihnen beiden klar. Es würde nie wieder so wie früher zwischen ihnen sein.

"Und ich habe gewartet", antwortete sie flüsternd und versuchte weiterhin zu erkennen, wie es um sein Herz stand, aber er wusste es gut zu verstecken. Aber warum? Um ihr kein schlechtes Gewissen zu machen oder sie nicht zu enttäuschen, obwohl er schon wusste, wie es um sie stand?

"Auf einen Freund", entgegnete er lächelnd und berührte kurz ihre Wange, wie es unter Freunden üblich war. Sie erwiderte diese Geste und besiegelte damit ihr Abkommen vollkommen. Es machte sie traurig, aber sie wusste auch, dass es das war, was ihr Herz wirklich wollte und auch nie mehr gewollt hatte.

Legolas blieb ihr allerdings ein Rätsel. Auch wenn er glücklich aussah, so konnte sie sich nie sicher sein, ob auch sein Herz dies wollte. Aber andererseits würde dies nichts an der Entscheidung ihres Herzens ändern, wenn sie wüsste dass es nicht so war. Sie würde sich nur schuldig fühlen, was er nicht wollte.

"Dann lass mich nicht länger warten und erzähle mir, wie es dir ergangen ist, mein Freund." Arwen hakte sich bei ihm ein und führte ihn so durch die Gärten, lauschte dabei seinen Erzählungen über den Streit mit den Zwergen und freute sich einfach nur, einen Freund gewonnen zu haben.

Von ihnen unbemerkt beobachteten sie vier Augen, die Arwens Brüdern gehörten. Diese tauschten einen enttäuschten Blick, denn sie hatten sich mehr von diesem Wiedersehen erhofft. Doch dann grinsten sie trotzdem fast gleichzeitig, denn sie dachten mal wieder das selbe.

"Ich hätte mich sehr gewundert, wenn sich Arwen jemanden erwählt, mit dem wir von Anfang an einverstanden wären", sprach es dann Elrohir aus, und sein Bruder nickte dazu. "Das war einfach zu schön, um wahr zu sein."

"Ihr Herz sucht jemand besonderen", erwiderte Elladan. "Legolas ist zwar besonders, aber doch nicht das, was sie sucht. Es ist eine Schande, dass sie noch weiter suchen muss."

"Und dass es wohl noch eine sehr lange Zeit dauern wird." Wieder gab es ein Nicken, und dann machten sich die beiden Brüder auf den Rückweg nach Hause. Sie mussten ja noch Legolas begrüßen und dann dafür sorgen, dass er und Arwen nicht zu traurig werden würden, dass sich ihre Vorstellungen nicht erfüllt hatten.

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So verging die Zeit, in der die Freundschaft zwischen Legolas und Arwen wuchs, auch wenn es nur selten möglich war, dass man sich sah. Aber dann war es immer so, als ob es diese Zeit nie gegeben hätte. Sie wussten, dass es so war, und dass man es nicht ändern konnte. Und so waren sie zufrieden damit und genossen die Zeit, die sie hatten.

Fast 2000 Jahre später war er wieder einmal auf den Weg nach Bruchtal und hoffte wie jedes Mal, dass sie dort und nicht wieder in Lorien war, wohin sie seit einiger Zeit immer wieder von ihrem Vater geschickt wurde. Er schien etwas zu spüren und wollte sie in Sicherheit wissen, aber traf da bei ihr auf taube Ohren. Auch wenn sie ihm gehorchen musste.

Legolas freute sich umso mehr, da sein letzter Besuch schon über 30 Jahre zurück lag. Es war selten vorgekommen, dass er so lange nicht mehr hier gewesen war, und so würden sich wohl auch besonders die Zwillinge über diesen Umstand bschweren. Natürlich konnte er nichts dafür, aber sie ärgerten ihn trotzdem gern damit.

Sein erster Weg führte ihn natürlich wieder zu den Gärten, und so konnte er auch bald das Lachen von Arwen hören. Sofort zeigte sich auch auf seinem Gesicht ein Lächeln. Kurz ritt er umher, bis er sie gefunden hatte, aber fand sie nicht wie erwartet in der Gesellschaft ihrer Brüder, sondern bei einem jungen Mann, den man schon von weitem als Mensch erkennen konnte, der aber trotzdem die Kleidung der Elben trug.

Legolas beobachtete die beiden, während er langsam näher ritt, und bis er von den beiden entdeckt wurde. Der Mann wartete nur ab, aber Arwen rief sofort seinen Namen und lief auf ihn zu. Schnell stieg er ab, um sie wie immer in seine Arme schließen zu können. Dabei entging ihm auch nicht, wie das Misstrauen aus den Augen des Mannes verschwunden war, nachdem dieser seinen Namen gehört hatte.

"Du hast diesmal aber sehr lange auf dich warten lassen", sagte Arwen, als sie ihm freundschaftlich die Hand an die Wange legte. Das war auch das Zeichen, dass alles in Ordnung war. Hier war er unter Freunden, auch wenn er noch nicht alle kannte. Und dass die Zwillinge Zuhause waren, was ihn vor deren Streichen warnte.

"Ich befürchte, mein Vater bereitet sich auf seine Reise nach Valinor vor", antwortete Legolas und lächelte dabei entschuldigend. "Er übergibt mir nach und nach immer mehr Aufgaben, deshalb wird es immer schwerer zu fliehen."

Erstaunt musterte Arwen ihn. Es musste wirklich viel seit ihrer letzten Begegnung passiert sein, wozu auch der Mann gehörte, der sie aufmerksam beobachtete, und den Legolas nicht aus den Augen ließ. Auch als Zeichen, dass er jetzt und hier nicht weiter darüber diskutieren wollte. Etwas Misstrauen schien doch noch in ihm zu stecken.

Arwen respektierte dies natürlich und trat einen Schritt zurück, um den Mann heran zu bitten und ihn vorzustellen. Dies machte sie ein wenig nervös, denn sie wusste nicht, wie Legolas auf ihn reagieren würde. Oder auf das, was sie inzwischen verband. Sie konnte sich vorstellen, dass es ihm da wie ihren Brüdern ging, und dass er dies gern im Auge behalten hätte.
„Das ist Aragorn, Sohn des Arathorn", stellte sie ihn jetzt vor und nahm dabei dessen Hand in ihre, während dieser etwas erschrocken aussah, als ob dieser Name ein Geheimnis wäre. „Er kam als Findelkind zu uns und ist uns ein wertvolles Familienmitglied geworden." Sie lachte kurz und stolz auf. „Und eines Tages gehört ihm der Thron von Gondor."
Während Legolas diese Flut von Informationen verdaute, rächte sich Aragorn mit einem kleinen Schubser und verkündete lautstark, dass er auf diesen Thron verzichten und Bruchtal niemals verlassen würde. Das Schicksal war ihm dabei vollkommen egal. Und auch, was Elrond und die Anderen ständig zu dieser Sache zu sagen hatten.
„Ja ja..." Arwen verdrehte genervt, aber auch lachend die Augen, aber ließ die Hand in ihrer die ganze Zeit über nicht los. Da fiel Legolas auf, was es hier noch zu erzählen gab, und ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. er hatte es schon länger erhofft und erwartet, und nun war es soweit. Und ihre Wahl war wie erwartet ungewöhnlich. Und leider auch gefährlich.
„Lasst uns nach Hause gehen, damit wir endlich damit anfangen können, dir die Neuigkeiten aus dem Düsterwald aus der Nase zu ziehen." Arwen hakte sich wie immer bei ihm ein und führte die beiden zu ihrem Zuhause. Sie hatte gesehen, dass Legolas erkannt hatte, dass sie ihr Herz verschenkt hatte. Und dass er sich freute. Nun mussten die beiden nur noch Freunde werden.
Und das wurden sie. Legolas blieb wie immer so lange wie möglich und baute in der Zeit eine tiefe Freundschaft zu Aragorn auf, auch wenn er tief im Herzen hoffte, dass Arwen ihr Herz nicht vollkommen an ihn verschenken würde. Nicht, weil er es ihr nicht gönnte, sondern weil er wusste, dass sie dann ihre Unsterblichkeit aufgeben müsste. Und ihr großes Leid widerfahren würde.
In den nächsten Jahren konnte Legolas nur selten nach Bruchtal reisen, aber Aragorn konnte ihn umso öfter besuchen. Auch brauchte er Legolas als Freund, da Elrond seine Tochter immer länger nach Lorien schickte. Auch, um sie von ihm zu trennen, da er nicht mit dieser Verbindung einverstanden war. Aber nur, weil er um das Leben von Arwen fürchtete.