Amu: Okay- die Kürzel noch einmal in Langfassung ;-)

PS: Philosopher's Stone

CoS: Chamber of Secrets

PoA: Prisoner of Askaban

GoF: Goblet of fire

OotP: Order of the Phoenix

Viel Spaß euch allen mit dem nächsten Teil :)

Teil 2/3

Silberfalke

Mit einem lautlosen Seufzen ließ sich Harry auf den Sessel neben dem Kamin fallen, lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen. Es war spät in der Nacht und er hatte die letzten Stunden hoch konzentriert vor dem Zaubertrankkessel verbracht, der auf einem kleinen Feuer über dem Kamin hing. Nun musste Dracos Medizin erst einmal eine Stunde vor sich hinblubbern, bevor die nächste Zutat hinzu gegeben werden konnte und er hatte eine Stunde Pause.

Eine Stunde, um sich zu erholen und wieder etwas Energie zu tanken. Er durfte nur nicht einschlafen... Und während er mit geschlossenen Augen da saß und wartete, kamen ihm plötzlich wieder vertraue Bilder ins Gedächtnis. Erinnerungen, die seit Jahren begraben gewesen waren. Erinnerungen an glücklichere Zeiten. Denn obwohl die dunkle Bedrohung stets wie ein Damoklesschwert über ihnen geschwebt war, damals als der Dunkle Lord noch am Leben war, so hatte er in diesen Jahren doch wenigstens ab und zu gelacht.

Er erinnerte sich noch gut daran, wie er mit seinem Partner oft tagelange Reisen in ihrer Animagusform gemacht hatte. Meist im Auftrag, etwas auszukundschaften. Es war stets gefährlich gewesen, doch Harry hatte diese Aufträge geliebt, denn er liebte seine Animagusform und diese Art zu reisen. Er selbst hoch oben in den Lüften. Der Wind schien ihn wie von selbst zu tragen und vorwärts zu schieben. Zerzauste ihm manchmal beinahe liebevoll das Gefieder und leitete ihn stets sicher zum Ziel. Und unter ihm, in gemächlichem Katzentrab oder manchmal auch im gestreckten Galopp ein schlanker Schneeleopard. Draco. Besonders schön war diese Szenerie, wenn überall weiß glitzernder Schnee lag.

Harry liebte es, Draco von oben herab zu betrachten. Seine anmutigen Bewegungen zu verfolgen. Manchmal traf ihn ein spöttischer Blick aus den gelben Katzenaugen und am Anfangs hatte er verlegen schnell in eine andere Richtung geschaut, doch später, als sie vertrauter miteinander waren, hatte er sich davon nicht mehr stören lassen.

Er wusste, dass Draco seine Animagusgestalt mit dem auffälligen, hellen, fast weißen Fell die meiste Zeit des Jahres- nämlich dann, wenn kein Schnee lag- verfluchte. Zur Tarnung hatte sie sich oft in Schlammgruben wälzen müssen, denn braunes Fell und braune Federn fielen weit weniger auf. Und Draco hatte es jedes Mal gehasst. Harry hatte jedes Mal gelacht, wenn der Schneeleopard mit einem Ausdruck angewiderter Todesverachtung in den Augen in die Schlammgrube schritt. Er selbst fand es auch nicht angenehm, aber Dracos Gesicht machte alles wieder wett.

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Doch Dracos Animagusgestalt hatte auch durchaus seine Vorteile gehabt, dachte Harry in seinem Sessel und seine Mundwinkel zogen sich in der Andeutung eines Lächelns nach oben, als er sich an jene Nacht erinnerte. Es war bitterkalt gewesen, die Temperaturen lagen weit unter 0 Grad Celsius. Sie reisten dieses Mal nur bei Nacht und hatten für den Tag Zuflucht in einer kleinen Höhle gesucht. Draußen tobte ein Schneesturm apokalyptischen Ausmaßes und der Wind pfiff bis in die letzte Ecke der Höhle. Das Feuer war schon lange erloschen.

Sie hatten sich wie immer entschieden, in ihrer Animagusgestalt zu bleiben, weil es einfach unauffälliger war. Wenn sie überrascht wurden, so konnte sich Harry jederzeit tot stellen und Draco den Schneeleoparden mimen, der sich gerade über seine Beute hermachte. Doch bei diesem Wetter würden sie wohl kaum ihre schauspielerische Leistung unter Beweis stellen müssen.

Harry, der die erste Wache übernommen hatte, hatte zwar seine Federn aufgeplustert so weit er es vermochte, aber es nützte trotzdem nichts. Er fror erbärmlich.

Sein Blick fiel auf Draco. Der Schneeleopard lag auf dem Bauch, die Hinterläufe seitlich von sich gestreckt, den langen flauschigen Schwanz entspannt von sich fortgestreckt. Nur die Schwanzspitze zuckte ab und zu im Schlaf. Der Kopf ruhte auf den verschränkten, mächtigen Vordertatzen und Harry beobachtete, wie sich die Flanken ruhig hoben und senkten. Das dichte Fell hielt die Kälte effektiv von ihm fern.

Er seufzte. Wer hätte das gedacht? Nach all der Zeit, die sie sich in der Schule angegiftet hatten, lagen sie nun friedlich zusammen. Damals hatte er noch gedacht, Draco würde ohne zu zögern den Weg seines Vaters einschlagen. Oh, wie hatte es ihn überrascht, als Draco ihm bei einem geheimen Treffen gesagt hätte, dass er auf ihrer Seite kämpfen würde. Mit der Bedingung, dass niemand je Fragen zu seiner Entscheidung stellen würde und er auch nur mit ihm, Harry, persönlich zusammen arbeiten würde.

Natürlich hatte man Fragen gestellt. Insgeheim, untereinander tuschelnd, niemals direkt an Draco gerichtet. Doch die Zeit des Misstrauens ging zumindest in Harry engem Umfeld rasch vorüber. Draco verhielt sich abweisend wie immer, trotzdem schien er es ehrlich zu meinen.

Harry zuckte zusammen, als er, aus seinen Gedanken gerissen, bemerkte, dass gelbe Augen ihn eindringlich musterten. Wann war Draco aufgewacht? Wie lange beobachtete er ihn schon? Obwohl... spielte es eine Rolle? Er selbst starrte Draco ja auch oft genug an.

Die Katzenaugen verengten sich kaum merklich und es brauchte keine Worte, um die Frage zu verstehen, die sie stellten: Ist dir kalt? Harry lächelte im Geiste. Sein Zittern dürfte unter all den Federn kaum sichtbar gewesen sein, doch Dracos scharfen Augen war wie immer nichts entgangen. Er nickte und wollte mit den Schultern zucken, als ihm einfiel, dass sich diese Bewegung unter seinen aufgeplusterten Federn verlieren würde.

Eine Tatze wurde nach ihm ausgestreckt, legte sich von hinten um ihn und zog ihn näher zu Draco. Verwirrt spreizte Harry seine Flügel etwas ab, um sich dagegen zu wehren, doch sein Partner ließ sich nicht irritieren. Sekunden später lag Draco wieder da, wie vorher, die Vordertatzen überkreuzt und den Kopf darauf gebeten. Und zwischen seinen Vorderläufen hockte ein sehr verwirrter Silberfalke, dem das Herz bis zum Hals schlug.

Unsicher blickte er zu seinem Partner auf und ihn traf ein beruhigender Blick. Schlaf. Und das tat er. Wie hätte er auch wach bleiben können? Jetzt, wo es so schön warm war, wo er überall um sich herum weichen Fell spürte, wo alles so angenehm nach Draco roch...

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„Harry?"

Der Angesprochene schreckte hoch und fühlte sich etwas benommen. ‚Ich muss eingeschlafen sein', dachte er verschlafen und warf einen Blick auf die Uhr. Es waren nur 20 Minuten vergangen, seit er es das letzte Mal getan hatte. Gut. Erleichtert ließ sich Harry in dem Sessel zurücksinken. Das durfte nicht noch einmal passieren!

Mit diesem Schreck hatte sich gleichzeitig auch das warme Gefühl aus seinem Traum verflüchtigt. Nun spürte er nichts weiter, als die altbekannte Leere. Dieses Gefühl, dass es ab diesem Punkt nicht mehr weiter ging. Dass er gefangen war. Gefangen in der Vergangenheit, ohne Zukunft.

„Harry?"

Erneut schreckte der Schwarzhaarige hoch. Jetzt erinnerte er sich auch wieder, was ihn geweckt hatte: Jemand hatte seinen Namen genannt. Sein Blick fiel auf Dracos Gestalt, die wenige Meter von ihm entfernt stand. Zu Harrys Überraschung trug der Hausherr keine Schlafsachen, obwohl es bereits fast drei Uhr nachts war. „Du solltest besser schlafen, Draco", sagte er leise.

Der Angesprochene legte den Kopf schief, als er hörte, wie weich Harrys Stimme klang. Das tat sie nur, wenn er gerade extrem erschöpft war oder unter großem emotionalem Stress stand. „Sagst du mir neuerdings, was ich in meinem eigenen Haus zu tun oder zu lassen habe?", spöttelte er und ließ sich in einem Sessel neben Harry nieder. Nach kurzem Schweigen, fuhr er fort: „Warum sprichst du nicht über deine Probleme?"

Einen Moment saß Harry wie erstarrt. Doch dann schalt er sich einen Narren. Hatte er wirklich gedacht, er könnte jemanden wie Draco, der ihn besser kannte, als jeder andere, an der Nase herumführen? Allein der Versuch war lächerlich. Und doch... es war nicht richtig, Draco in diese Sache mit hineinzuziehen. Es war seine Privatangelegenheit. Sein persönlicher Kampf gegen seine inneren Dämonen, den er alleine ausfechten und gewinnen oder verlieren musste. Niemand konnte ihm dabei helfen. Außerdem hatte er sich bereits entschieden. Es war zu spät.

„Es ist niemals zu spät", erwiderte Draco und erst da merkte Harry, dass er den letzten Satz laut ausgesprochen hatte. Aber das sollte ihn nicht überraschen. Draco hatte so eine Art, ihn dazu zu bringen, Dinge- oft unbewusst- zu sagen, die er lieber für sich behalten hätte.

Plötzlich musste er an Hermine denken. Sie hatte eine ähnliche Begabung gehabt. Draco und sie hatten sich zunächst bis aufs Blut bekriegt- bis sie festgestellt hatten, dass sie mehr Gemeinsamkeiten hatten, als man auf den ersten Blick sah. Es war keine Entwicklung gewesen, die sich über Nacht vollzog- doch irgendwann waren sie Kollegen geworden, die sich respektierten und gegenseitig achteten.

Ron dagegen hatte sich nie mit Malfoy anfreunden können- und umgekehrt. Es gelang Draco einfach zu leicht, den hitzigen Rotschopf auf die Palme zu bringen. Und auch, wenn Ron nach einer gewissen misstrauischen Anfangsperiode nicht mehr in Frage stellte, dass der Erbe der Malfoys auf ihrer Seite stand, so hätte er ihn doch am liebsten aus Harry unmittelbarem Umfeld verbannt.

Oh, wie lebendig waren die Erinnerungen, an die Nachmittage, die sie zu viert verbracht hatten. All die amüsanten Sticheleien, die neckischen Seitenhiebe und die vertraute, spielerische Balgerei. Und nun... nun waren Ron und Hermine tot. Endgültig aus seinem Leben gerissen. Ihre Körper ruhten in kalter Erde und sie würden ihm nie wieder zur Seite stehen können.

Harry spürte, wie sich ein dicker Kloß in seinem Hals bildete. Er erinnerte sich noch gut daran, wie beide gestorben waren.

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Sie beide hatten das Ministeriums für Zauberei zusammen mit vielen anderen gegen einen Todesser-Angriff verteidigt. Hermine und Ron hatten sich im Chaos des Gefechts aus den Augen verloren und als sie als eine der letzten aus der Schlacht zurückkehrte, verletzt und zu Tode erschöpft, hatte sie sich als erstes nach ihrem Freund erkundigt. Doch Ron war nicht zurückgekehrt.

Wenige Stunden später stand fest- er war tot. Sie hatten seinen furchtbar zugerichteten Körper etwas entfernt von Kampfschauplatz gefunden. Anscheinend hatten sie ihn gefoltert und er hatte sich gewehrt bis zum letztem Atemzug. Harry hatte gefühlt, wie das Blut in seinen Adern zu Eis gefror. Ron... tot... Sein Verstand weigerte sich, diese Tatsache zu akzeptieren. Der Rotschopf war, seit sie sich kennen gelernt hatten, ein fester Bestandteil seines Lebens gewesen. Sein wichtigster Freund. Ein Leben ohne Ron schien undenkbar.

Neben ihm war Hermine mit einem erstickten Schluchzen auf dem Absatz herum gefahren und hatte sich für den Rest des Tages in ihrem Zimmer eingeschlossen. Erst zum Abendessen hatte Harry sie wieder gesehen, doch er war unfähig, ihr ein Wort des Trostes zu sagen. Er war immer noch zu erschüttert. Er hörte, wie Draco, der neben ihm saß, kurz mit Hermine sprach, doch er bekam nur noch den letzten Satz mit. Er war zu betäubt, um sich auf etwas anderes zu konzentrieren, außer auf die unglaublich schmerzhafte Tatsache, dass er seinen besten Freund für immer verloren hatte.

„Es wäre nur verständlich, wenn du dir erst einmal eine kurze Auszeit nehmen würdest", sagte Draco, doch Hermine schüttelte nur den Kopf.

„Nein, es bringt nichts, den Kopf in den Sand zu stecken. Ron hat bis zum Schluss gekämpft- ich werde es ihm gleich tun." Ihre Stimme war fest, doch ihre Augen waren vom Weinen rot und immer noch voller Tränen.

In den nächsten Monaten hatte sie eine unglaubliche Stärke an den Tag gelegt. Harry bewunderte sie. Er wusste nicht, ob er diesen Verlust an ihrer Stelle genauso hätte wegstecken können. Ob er noch hätte weitergehen und mit derselben Energie kämpfen können.

Und dann, ein Jahr später, war Hermine ihrem Liebsten gefolgt. Auf genau die Art, die sie prophezeit hatte: Im Kampf bis zum letzten Atemzug.

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Harry spürte, dass sein Hals brannte, weil er versuchte die aufkeimenden Tränen herunterzuschlucken. Er hatte an der Beerdigung seiner Freunde nicht teilnehmen können, weil Draco jedes Mal für diese Zeit einen Auftrag für sie beide angenommen hatte. Damals hätte er seinen Partner beinahe in der Luft zerrissen und ihre Partnerschaft hatte gedroht, auseinander zu brechen, doch heute wusste Harry, dass Draco genau das richtige getan hatte.

Letztes Jahr hatte er das erste Mal an ihren Gräbern gestanden. Und der Schmerz des Verlustes hatte ihn beinahe wahnsinnig gemacht. Severus, der ihn begleitete, musste ihn anschließend für den Rest des Tages ruhig stellen, damit er sich nichts antat. Was wäre wohl damals passiert, als die Wunde noch so frisch gewesen war? Nein, Draco hatte ein gehöriges Maß an Einfühlungsvermögen und Voraussicht besessen, als er ihn von der Beerdigungszeremonie fernhielt.

„Du solltest über das sprechen, was dir zu schaffen macht, Harry. Ich weiß, dass du mehr mit dir herumträgst, als ein normaler Menschen ertragen könnte."

„Ich weiß nicht, wie", erwiderte Harry leise, die Stimme durch den Versuch, die Tränen zurückzuhalten, erstickt. Es stimmte. Er fand keine Worte, um seine Gefühle zu beschreiben. Um die Wut, den Schmerz, die Trauer in Worte zu fassen. Um von dieser unglaublichen Leere in sich zu erzählen.

„Dann fangen wir doch mit dem an, an das du gerade denkst. Woran denkst du, Harry?" Draco war keineswegs entgangen, dass sein Partner... sein ehemaliger Partner, Voldemort war inzwischen besiegt, es gab keine Teams zu seiner Bekämpfung mehr... mit den Tränen kämpfte.

„An... an Ron", begann Harry zögernd. „Und an... Hermine..." Für einen Moment versagte ihm die Stimme. „Und an all die anderen, die meinetwegen gestorben sind."

Ahh, das war es also. Beklemmende Schuldgefühle. Wie so oft, nahm Harry die Schuld für alles, was passiert ist auf sich. Der Gedanke, dass andere auch Fehler gemacht hatten, kam ihm gar nicht. Das war so typisch für ihn. „Du irrst dich", erwiderte Draco sanft und Harry sah überrascht auf. „Sie sind nicht deinetwegen gestorben. Du hast sie nicht umgebracht, Harry. Sie hatten ihre eigenen Wünsche und Ziele, für die sie zu sterben bereit waren. Du warst nur-" Wie sollte er das ausdrücken?

„-das Mittel zum Zweck?", vollendete Harry den Satz bitter.

„Das habe ich nicht gesagt."

„Aber gedacht."

„Das stimmt nicht!", erwiderte Draco entschieden. „Du verstehst mich nicht. Ich-"

„Doch, ich denke, ich verstehe dich ganz gut."

Draco fühlte leisen Zorn in sich aufsteigen. Wieso machte Harry ihn jetzt zum Sündenbock? Warum projizierte er seine Frustration über andere auf ihn? Nach ihrer langjährigen Zusammenarbeit müsste er doch sehr genau wissen, dass Draco nicht so dachte. „Du bist starrsinnig wie immer!"

Harry schwieg einen Moment und Draco spürte, dass die Spannung, die in der Luft lag, abflaute. Als Harry wieder sprach, war seine Stimme wieder sanft. „Es ist doch so, dass es niemand außer mir hätte machen können. Durch die Prophezeiung war ich alleine in der Lage, Voldemort zu vernichten. Weil er mir die Mittel dazu in die Hand gab. Das macht mich automatisch zum Mittel zum Zweck. Zur Waffe."

Draco verstand, was Harry meinte. Er hatte oft genug miterlebt, wie andere Zauberer ihn glorifizierten und zu ihrem Heiland erhoben. Sie sahen in ihm keinen Mensch mit Fehlern mehr, sie sahen ihn als übermächtigen Gott. Und so verlangten sie Übermenschliches von ihm. Schon als Kind hatte er Prüfungen bestehen und Aufgaben bewältigen müssen, an denen viele Erwachsenen gescheitert wären.

Er hatte sich Voldemort ihm Kampf um den Stein des Weisen entgegen gestellt. Hatte erfahren müssen, dass ein Lehrer- eine Vertrauensperson- die Zaubererschaft verraten und sich mit ihren Erzfeind zusammen getan hatte. Er hatte gegen diesen Mann, der durch seinen Beruf ein Vorbild für Kinder sein sollte, zu dem sie bewundernd aufschauen konnten, kämpfen müssen. Er hatte gegen einen Basilisken antreten müssen. Er hatte erfahren, dass seine Eltern durch einen ihrer besten Freunde verraten und dem Tod verkauft wurden. Er selbst war das Mittel zu Voldemorts Auferstehung gewesen, hatte den Tod eines Freundes mitansehen müssen. Im Jahr darauf hatte er seinen Paten, seinen Vaterersatz, verloren. Und danach hatte der Krieg begonnen.

Sein Leben war in ständiger Gefahr gewesen, er war in einem Netz aus Verrat und Lügen gefangen gewesen und trotzdem hatte er sich seinem Schicksal nicht ergeben. Er war schon als Kind stärker gewesen, als die meisten Menschen es in ihrem ganzen Leben sein würden.

Und neben all den Heldentaten, die er vollbracht hatte, vergaß man völlig, dass auch er ganz menschliche Bedürfnisse hatte. Nach Ruhe und Frieden. Nach Schutz und Freunden. Nach Liebe und Geborgenheit.

Diese menschlichen Eigenschaften sprach man ihm förmlich ab und nahm ihm damit auch ein Stück seines Menschseins. Machte ihn buchstäblich zu einem Objekt. Zum- wie er es selbst ausgedrückt hatte- Mittel zum Zweck, zu einer Waffe.

Draco spürte Harrys Augen auf sich ruhen. „Was meinst du wie viele wohl noch den Menschen hinter dem Namen Harry Potter gesehen haben?" Seine Stimme klang verbittert, aber vor allem sehr, sehr traurig.

Dracos ernste Augen hielten seinen Blick fest. „Vielleicht mehr als du denkst. Zumindest alle, die wichtig sind."

Harry dachte an Hermine, Ron und Sirius. Er schnaubte: „Ja, alle die wichtig sind. Das Problem ist nur, dass alle, die mir wichtig waren, jetzt tot sind."

Schweigen senkte sich über sie nieder und nach einigen Momenten erhob sich Draco mit einem Ruck. Der Blick seiner blinden Augen kühl. „Sind sie das also?"

Überrascht sah Harry zu ihm auf und es dauerte einige Momente, bis er begriffen hatte, was er da eigentlich gesagt hatte. „Draco..." Doch dieser wandte sich wortlos ab und verließ den Raum.

Harry sank in seinem Sessel zusammen und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Er hatte wieder gesprochen, bevor er richtig darüber nachgedacht hatte. Natürlich waren noch nicht alle Menschen, die ihm etwas bedeuteten tot. Der, den er am meisten liebte, lebte noch. Und gerade ihn hatte er gerade weggebissen und dabei verletzt. Er hatte es an Dracos plötzlich distanzierter Haltung gemerkt. Ein weiterer Fehler, den er nie wieder gut machen konnte, auf einer langen, langen Liste...

to be continued...

So, mit dem nächsten Teil Mondlicht wird es vor Weihnachten leider nichts mehr, weil es eine meiner beiden Beta leider nicht geschafft hat, aber sie ist sicherlich genauso im Stress wie ich +sweatdrop+

Dafür habe ich euch dieses Kapitel online gestellt. Ich hoffe, das stimmt euch milde ;-)

Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch euch allen!