Dark Aspect – Malfoy Manor

Hermine musste erst ein bisschen nachdenken, um sich wirklich darüber im klaren zu sein, dass sie nun zusammen mit Draco Malfoy nach Malfoy Manor gehen würde. Wieso sie aber ja gesagt hatte, war ihr Schleierhaft. Vielleicht war es deswegen, weil sie Dumbledore nicht enttäuschen wollte oder auch, weil sie einfach nur neugierig war. Neugierig auf Malfoy. Seine körperlichen Veränderungen waren ihr wohl aufgefallen. Seine breiten Schülern, sein sportlich muskulöse Körper, seine nun etwas gebräunte Haut, die blonden Haare, nun etwas länger und ihm manchmal ein bisschen ins Gesicht fielen. Wenn sie ehrlich war, er sah wirklich gut aus. Verdammt gut sogar. Aber das war nicht der Hauptgrund. Denn gerne würde sie wissen, ob er sich wirklich verändert hatte – Innerlich. Sicher, Hermine hatte mitbekommen das er in manchen Situationen immer noch kühl reagierte, doch immerhin stand er auf der Seite Dumbledores. Da könnte es doch auch sein, dass das Arschloch von damals, Gefühle entwickelt hatte, oder?

Doch nun befand sie sich wirklich am Anfang. Wer sagte ihr eigentlich, dass er auf der Seite des Ordens stand und somit gegen Voldemort und seinen Vater war? Malfoy hatte seine Loyalität nicht beweisen können und doch hatte Hermine gesagt, dass sie ihm helfen und mitkommen würde. Obwohl er sie eigentlich auch genauso gut benutzen könnte. Für Voldemort.

Ein Schauer rannte Hermine über den Rücken bei dem Gedanken daran, dass sie soeben in Dumbledores Büro einen großen Fehler begangen hatte. Schnell versuchte sie diesen Gedanken aus ihrem Kopf zu bannen und versuchte ein Gespräch mit Malfoy anzufangen, der schweigend neben ihr hergegangen war.

„Wir sollten uns einen Plan zurechtlegen.", begann sie zögerlich.

„Welchen Plan denn?", fragte er emotionslos und blieb wie auf Kommando stehen, damit er sie ansehen konnte, wenn die beiden miteinander sprachen.

„Na ja, es wäre ziemlich auffällig, wenn du mit mir so einfach bei deinen Eltern auftauchen würdest. Immerhin wollen sie doch sicher wissen, wer ich bin und was ich hier mache, oder? Sie sollten ja nicht unbedingt misstrauisch werden."

„Du bist meine neue Freundin."

Missbilligend hob Hermine die Braune und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Schön das du mal gefragt hast und willst du meine Antwort wissen... nein! Nein, ich werde nicht deine Freundin spielen, Malfoy."

Nun war es Malfoy der deine Braune hob. Doch man konnte bei ihm deutlich erkennen, das er amüsiert war. Schließlich zeichnete sich ein fieses Grinsen auf seinen Lippen. „Wenn du nicht meine Freundin spielen willst, dann musst du eben in einer anderen Rolle spielen. Schlampen laufen bei uns auch ein und aus."

Wie vom Donner gerührt stand Hermine vor Malfoy. Sie musste sich die Worte noch einmal ins Gedächtnis rufen, um wirklich ihren Sinn zu begreifen. Jetzt reiß dich zusammen, murmelte sie zu sich selbst, Entschlossen sein, nur die Ruhe bewahren. Er soll nicht unbedingt merken, wie sehr dich das aus der Bahn wirft. Verstanden? Cool sein! Fällt uns zwar manchmal schwer, doch hin und wieder muss es sein!

Dann schluckte Hermine und setzte einen entschlossen Ausdruck auf.

„Wenn du unbedingt willst, dann werd ich eben eine deiner Schlampen.", lächelte sie verführerisch, doch mit kaltem Ausdruck, „Aber bei so einem Kunden wie dir – der mich so ankotzt – muss ich mich ziemlich überwinden, um dich überhaupt nur auszusehen. Aber vielleicht... nur vielleicht... vergesse ich mich ja bald und werde die Berufung meiner Rolle erfüllen."

„Was soll den das?", wurden die beiden plötzlich von Harrys Stimme unterbrochen.

Erschrocken wirbelte Hermine herum und sah diesen dann auch schon an der Ecke stehen. Seine Augen waren misstrauisch zu Schlitzen verengt. „Ich hab mich doch wohl eben verhört, oder was?"

Hermine schluckte und brachte kein Wort hervor. Von ihrem besten Freund dabei erwischt zu werden, wie sie gerade etwas aussprach, was nicht gerade zu ihrer Art gehört, war eine ziemlich peinliche Situation.

„Potter keine Sorge, dein Gehör hat nach zwanzig Jahren keines falls gelitten.", lachte Malfoy kühl hinter ihr, „Eben war ich gerade dabei mit deiner kleinen Freundin ein nettes schmutziges Gespräch zu führen. Obwohl dieser Schmutz von ihrer Seite kam, denn ich konnte dazu nicht wirklich viel beitragen. Wenn ich es richtig gehört habe, sagte sie, dass sie sich mir anbieten würde. Ich sollte nur ganz ganz brav sein."

„Hey!", rief Hermine entsetzt und obwohl sie wusste das Harry sie immer noch verstand, stellte sie ihre Stimmen um ein paar Oktaven tiefer. Mit funkelnden Augen stieß sie ihn in die Seite.

„Ihr habt zusammen einen Auftrag von Dumbledore bekommen?", ignorierte Harry seinen Worte, sowohl auch Hermines Reaktion (die eigentlich total untypisch war, normalerweise hatte sie nämlich genau das gleiche getan wie er jetzt), obwohl man merke, wie gereizt er war. Anscheinend war Harry schon länger dagestanden und hatte Malfoys und ihre Worte mitgehört.

Nun da Draco im Hauptquartier aufgetaucht war, war es nur noch ein offenes Geheimnis, das er verdeckt für den Orden arbeitete. Es wussten zwar bis jetzt noch nicht viele Mitglieder, weil auch nicht alle hier sind, doch das würde sich bestimmt bald ändern.

„Ja", antwortete Hermine schnell, bevor Malfoy noch irgendetwas falsches sagen würde. „Wir haben gerade überlegt, wie wir vorgehen werden. Es ist eine ziemlich gefährliche Mission."

„Dann wünsche ich euch viel Glück.", lächelte er Hermine gekünstelt an, wandte sich dann aber mit einem teuflisch wütenden Blick Malfoy zu, „Und solltest du ihr auch nur ein Haar krümmen, dann brech ich dir jeden Knochen einzeln."

Nachdem er seine Drohung an Malfoy los geworden war, ging er an ihnen vorbei, drehte sich aber noch mal kurz um, um zu verkünden: „Übrigens, Dumbledore hatte eine kurzfristige Besprechungen einberufen. Ihr sollt kommen."

Dann war es auch schon verschwunden. Hermine sah ihm noch etwas irritiert hinterher. In letzter Zeit ist ihr seine schlechte Laune zwar aufgefallen, doch noch nie hatte sie ihn so gesehen. Irgendwie hatte seinen Blick nicht deuten können. Hass... Angst... Verzweiflung... War es etwa das was sie gesehen hatte? Aber wieso denn nur? Klar, wenn Harry mit Malfoy mitgehen musste, hätte sie auch Angst um ihn gehabt und würde sich Sorgen machen. Doch niemals wäre sie so... so... wütend gewesen.

„Also gut, Malfoy.", stöhnte Hermine und sah diesen wieder an, „Ich spiele deine Freundin, aber denk nicht, dass ich mich nicht zu wehren weiß."

„Keine Sorge, Granger. Ich weiß das du eine Kratzbürste bist, doch wenn wir in Malfoy Manor sind, dann musst du ein bisschen liebevoller mit mir umgehen. Sonst wird mein Vater doch noch misstrauisch und das wollen wir doch nicht, oder? Natürlich werde ich mich dann auch ein bisschen um dich kümmern, also nimm es mir nicht übel, okay?"

Finster starrte sie ihn mit ihren haselnussbraunen Augen an. Aber Malfoy meinte keine Spur Kälte in ihrem Blick zu erkennen. Normalerweise war er in solchen Dingen nicht besonders gut, aber er kannte ihren Blick, wenn sie auf ihn sauer war. Eigentlich hatte sie noch nie Hass für ihn empfunden, das hatte er schon immer gewusst. Es war immer nur Mitleid und eine unendliche Traurigkeit in diesen braunen wunderschönen Augen gewesen und gleichzeitig eine solche Eiszeit, dass die Hölle hätte gefrieren können. Er hatten diesen Blick noch nie leiden können. Ein Schlammblut das Mitleid für ihn empfindet, was einfach nur lächerlich. Wo er doch alles hatte, was man sich nur wünschen konnte. Angefangen von gutem Aussehen, bis hin zu einem Haufen Geld, der einfach nicht kleiner wurde.

Aber nun sah sie ihn mit so viel Wärme an. Wärme die ihre Augen noch nie für ihn geopfert hatten. Irgendwie war ihr Blick sogar etwas Neckend. Herausfordernd. Er wollte sich es fast nicht eingestehen, doch ihm gefiel es, das sie ihn so ansah. Genau diese Augen waren es, die ihm für einen kurzen Augenblick so die Sprache verschlugen und die ihn so in seinen Bann zogen, dass er nicht einmal mitbekam, wie Hermine sich von ihm abwandte und weiterging. Schließlich wurde er dann von Hermines Ruf aus seiner Trance erweckt. Erschrocken sah er von dem Punkt auf, auf dem sie vorhin noch gestanden hatte. „Komm schon, die Besprechung beginnt gleich."

Als Hermine wieder am Grimmauldplatz 12 mit einer vollbepackten Reisetasche ankam, saß Harry bereits in einem Sessel vor dem Kamin und hatte auf sie gewartet um sich noch einmal zu verabschieden.

„Ich wollte dir fiel Glück wünschen und dich auch vor Malfoy warnen, ich vertraue ihm nicht. Egal was Dumbledore sagt.", erklärte Harry.

„Harry, ich weiß. Keine Sorge, ich werde Malfoy bestimmt nicht blind vertrauen und schon auf der Hut sein.", versuchte sie ihn zu beruhigen. Dieser Ausdruck der Besorgnis in seinem Gesicht gefiel ihr irgendwie. In den letzten Jahren hatte er sich nie besonders groß um sie gesorgt. In seinen Augen war sie immer Hermine gewesen. Hermine, die kluge kleine Hexe die alles kann und weiß. Irgendwie war es für Harry fast selbstverständlich gewesen, das sie mit allem und jedem fertig wurde.

„Ich meine das wirklich ernst. Immerhin bist du mit ihm und seiner ganzen komischen Familie zusammen." Harry verbesserte sich jedoch schnell, als er merkte, das dies nicht die richtige Wortwahl war. „Mit einer schrecklichen Familie."

„Ja. Doch lass uns jetzt bitte nicht darüber reden. Was mir aufgefallen ist... wo ist den eigentlich Ron? Sollte er nicht längst aus Rumänien zurücksein?"

„Nein, ich habe gestern eine Eule von ihm bekommen. Er wird sich verspäten. Der Auftrag ist anders gelaufen als geplant.", erzählte Harry und Hermines Gesicht wurde zugleich besorgt.

„Ihm ist doch nichts passiert, oder? Er ist doch nicht etwa aufgeflogen?"

„Nein, keine Angst. Niemand ahnt etwas. Doch leider weiß ich auch nicht mehr. Die Eule war verschlüsselt, vielleicht hätte sie jemand abgefangen."

„Dann ist ja alles in Ordnung. Doch sollte irgendetwas schlimmes passieren, musst du mir sofort bescheid geben, ja?.", bat Hermine und schloss den Reisverschluss ihrer Tasche.

„Ja, aber mit Eulen wird das wohl schlecht gehen. Sonst werden die noch misstrauisch, ich weiß ja nicht ob sie vielleicht mal deine Post lesen, auch wenn es nur ein verstehen sein sollte."

„Stimmt", meinte Hermine bekümmert.

Harry aber grinste sogleich und drückte ihr einen kleinen quadratischen Spiegel in die Hand. „Den hab ich mal von Sirius bekommen, kurz vor seinem Tod. Du musst nur meinen Namen hineinsprechen – ich habe denn anderen – dann können wir uns jederzeit unterhalten."

„Danke!" Freudig fiel Hermine Harry um den Hals und drückte ihn. „Dann bin ich wenigstens nicht ganz alleine und total abgeschieden."

„Ähm... ja, stimmt, da ist noch was... Malfoy meinte du solltest ein paar Abendkleider einpacken, die würdest du brauchen."

Lächelnd drehte sie sich zu Harry um. „Keine Sorge, ich habe für alles gesorgt!"

„Was das angeht", grinste Harry, „so hast du dich nicht verändert."

Harry hatte Recht, sie hatte sich in den letzten Jahren wirklich verändert. Nicht nur das sie durch die Arbeit in Orden des Phönix gelernt hatte mit ihren weiblichen Reizen zu spielen – natürlich nur wenn man ein paar unbedeutende Todesser übers Ohr hauen musste, sondern auch ihr Äußeres hatte sich etwas verändert. Hermines früher langes buschiges Haar, war jetzt nicht mehr ganz so lockig, ja fast schon glatt. Nur ein paar einzelne Strähnen umrahmten noch elegant ihr Gesicht. Ihre früher kleine Gestalt wie jetzt noch liebreizender und Hermine schaffe es in dieser schlechten Zeit, sogar noch mehr zu einem glücklichen Lächeln als früher.

Ja, dass war wirklich erstaunlich. Denn sie hatte in den letzten Jahren auch lernen müssen stark zu sein. Vor zwei Jahren starben ihre Eltern bei einem Anschlag von Todessern und seitdem passierten immer mehr Unfälle in denen irgendwelche Freunde von früher, mit denen sie immer noch befreundet gewesen ist, umkamen oder sich schwer verletzten. Es ist ihr immer wieder schwer gefallen, trotz allem was passiert ist, nicht zu vergessen, dass es alleine darum ging, Voldemort zu vernichten. Das war die einzige Möglichkeit den Tod ihrer Eltern, den ihrer Freunde und aller anderen Unschuldigen zu rächen. Doch trotzdem gab es da noch einen Haken an der ganzen Sache, den Haken Harry Potter. Harry hatte in seinem fünften Schuljahr von der Prophezeiung erfahren. Jedes Mitglied wusste, dass entweder Lord Voldemort oder Harry in dem Kampf sterben würde und das das, dass Schicksal der Welt entscheiden würde. Bei dem Gedanken fühlte sich Hermine miserabel und es war einfach unerträglich für sie, daran zu denken Harry zu verlieren. Sicher, Harry war stark, er würde sich wehren können, dass hatte Hermine in den letzten Jahren immer wieder deutlich gesehen, doch trotzdem hegte sie Zweifel ob er es schafften würde. Konnte es ein 20jähriger Zauberer gegen einen schwarzen Magier aufnehmen, der schon unzählige Leute kaltblütig ermordet hatte? Würde Harry die Kraft dazu haben, ihn dann einfach umzubringen? Zum Mörder zu werden? Das war auch ein Grund wieso Hermine sich so in die Sache hineinsteigerte, sie wollte Harry um jeden Preis unterstützen. Er hatte es noch nie in seinem Leben leicht gehabt und das wird bestimmt auch so bleiben. Sie war sich ganz sicher, dass er jede Hilfe brauchte die er bekommen konnte.

„Wie nett", kommentiert plötzlich eine – von Hermine verhasste – Stimme, missbilligend, die Szene. „Während ihr beide jetzt so freundlich euch voneinander zu trennen. Denn ich muss mir deine kleine Freund ein bisschen ausleihen, Potter."

Genervt wandten sich die beiden zu Malfoy um. „Nur weil du keine Freunde hast, die dich von dir verabschieden wollen – worin ich sie natürlich verstehen kann –, heißt das nicht das es jedem von uns so ergeht.", erklärte ihm Hermine und funkelte ihn wütend an.

„Granger, ich glaube auf solche wie deine Freunde, könnte ich auch liebend verzichten und jetzt lass und endlich verschwinden." Schnell streckte er seine Hand nach ihr aus, eine Aufforderung an Hermine, seine zu ergreifen. Doch sie stand einfach nur da und sah ihn etwas verwirrt an.

„Ich kann selbst apparieren, Malfoy."

„Das weiß ich, doch glaubst du wirklich, das jeder so einfach auf das Malfoygelände kann? Das geht nur auf den umständlichen Weg, apparieren kann man hingegen nur mit Malfoyblut."

„Blut, Blut, Blut!", äffte Hermine ihn genervt nach, „Sag mal wieso geht bei euch alles nur immer um Blut? Die meisten von euch reinblütigen Familie, die unbedingt reinblütig bleiben wollen, betreiben doch sowieso alles Inzucht, dann gehört doch jeder von denen zu deiner Familie."

Trotzdem – wenn auch etwas widerwillig – ergriff sie seine Hand. Warf ihm aber dabei einen trotzigen Blick zu, worauf sie sogar glaubte das Malfoy seine Mundwinkel zu einem kleinen Lächeln verzog, bevor sie jedoch etwas darauf sagen konnte, apparierte er auch schon mit ihr. Zurück ließen sie den immer noch finster dreinschauenden Harry. Er hatte ebenfalls Malfoys „Beinahelächeln" gesehen und genau das hatte es geschafft, das seine Stimmung nun ganz im Keller war. Er hatte ein ungutes Gefühl und zwar nicht deswegen, weil Hermine etwas passieren könnte (was ihm aber natürlich auch Sorgen mache), sondern deswegen, weil er sie vielleicht ... auf seine Seite ziehen konnte? Damit war jetzt nicht die Seite gut gegen böse oder hell und dunkel gemeint – mit anderen Worten: Phönixorden und Voldemort – sondern was wäre wenn wer vielleicht eine vertrauliche Basis zu ihr aufbauen würde, bei der Hermine ihre Achtsamkeit und das Misstrauen ihm gegenüber vergaß? Und vielleicht damit einen großen Fehler machte...

Zur gleichen Zeit an einem ganz anderen Ort, fanden sich Hermine und Malfoy wieder. Benommen rieb sich Hermine etwas die Stirn. Sie konnte wahnsinnig gut apparieren, doch wirklich vertragen hatte sie es eigentlich noch nie. Egal ob sie es nun selbst war, die sich von einem Ort zum anderen transportierte oder jemand der sie dahin beförderte. Schließlich zwang sie sich ihre Kopfschmerzen zu vergessen und sich Malfoy Manor, mit samt seinem Gelände zu widmen. Sie befand sich in einem großen hellen Garten, der von Büschen umzäunt wurde. Im ganzen Gartens verteilt waren Skulpturen, die verschiedene Menschen darstellen, alle in ziemlich stolzen Posen. Hermine war sich nicht ganz sicher, doch irgendwie hatte sie das ungute Gefühlt, diese Skulpturen waren echt, deswegen vermiet sie es strickt sie auch nur direkt anzusehen, geschweige denn sie zu berühren. Am Rande des Gartens befand sich ein großes Schachbrett. Zauberschach, schoss es ihr durch den Kopf, während ihr eine Gänsehaut über den Rücken rannte. In ihrem ersten Schuljahr hatte sie ziemlich schlechte Erinnerungen an dieses Spiel davongetragen und war auch heute noch keine begeisterte Anhängerin davon. Inmitten befand sich ein Springbrunnen. Doch statt klarem hellen Wasser, das sich eigentlich in solchen Brunnen befinden sollte, war eine rote Flüssigkeit darin, die ziemliche Ähnlichkeit mit Blut hatte. Aber sie beschloss nicht weiter nachzufragen, alleine schon bei dem Anblick wurde ihr übel.

„Sag mal...", begann Hermine plötzlich nachdenklich, „Wieso bist du eigentlich auf unserer Seite und nicht auf Seiten Voldemorts? Dein Vater ist doch ebenfalls einer seiner Todesser."

Darauf sah sie Malfoy an, als ob es das verständlichste der Welt wäre und sie eine ziemlich blöde Frage gestellt hätte. „Ich bin doch nicht blöd und schenke mein Leben irgend so einem verrückten Irren, der die komplette Macht über alles und jedem haben will. Ich will nicht im Schatten stehen, sondern mein eigenes Leben leben und darüber bestimmen. Mein Vater ist doch genauso ein Trottel wie all die anderen. Er lässt sich von ihm herumkommandieren und ist zu schwach sich zu wehren. Falls er das überhaupt will. Wahrscheinlich denkt er wirklich, wenn Voldemort an der Macht ist, bekommt er auch was von der Macht ab. Das ich nicht lache. Diese Todesser sind alle dumme Trottel, die einen Führer brauchen, um irgendetwas zu erreichen. Ich will nicht eine dieser willenlosen Marionetten sein. Wenn dieser Krieg vorbei ist und Voldemort besiegt, dann werde ich endlich Ruhe haben vor diesem ganzen Schwachsinn."

Je länger Hermine ihm zuhörte, desto mehr glaubte sie daran, dass er wirklich auf ihrer Seite stand und desto mehr – ohne es wirklich zu wollen – fasste sie Vertrauen zu ihm. Nie im Leben hätte sie geglaubt, das er wirklich eine eigene Meinung hatte und ihn die ganze Macht von Voldemort nicht interessierte.

„Das hätte ich nie von dir erwartet...", erklärte Hermine leise.

„Tja, ich hätte auch nicht vermutete, dass du wirklich mitkommen wirst. Doch komm, gehen rein."

Er wollte schon weitergehen, doch Hermine – die immer noch seine Hand hielt – bleib wie angewurzelt stehen und flüsterte „Warte", so das er sich wieder zu ihr umdrehte.

„Hast du denn keine Angst?"

„Wieso Angst?"

„Angst das du es nicht schaffen könntest Voldemort zu entkommen? Angst davor, das sie dich vielleicht doch irgendwann, wenn wir es schaffen würden, finden? Angst vor dem Krieg?

„Angst?", wiederholte er. Seine Stimme klang höhnisch, „Niemals. Wenn es so sein soll, dann soll es so sein. Damit würde ich mich abfinden und dies natürlich auch müssen, was anderes bleibt mir nicht übrig."

Doch Hermine sah genau, das seine Augen eine andere Sprache sprachen...

Langsam ging die beiden aus dem Garten hinaus und schließlich entdeckte Hermine ein ziemlich großes Gebäude, das eigentlich nicht die Ähnlichkeit mit einer Burg oder eines Schloss hatte, sondern eher einer Villa glich. Doch trotz des grünen Gartens um das Gemäuer herum, wirkte die Villa düster, vielleicht deswegen, weil um das ganze Gelände – einschließlich des Gartens – ein hoher Zaun emporragte, an dem Ende sich kleine Pfeilspitzen zeigten.

Hermine achtete nicht besonders darauf was Malfoy machte, sondern ging ihm einfach nur nach und versuchte möglichst auf die Stellen zu treten, die er vorhin auch betreten hatte. Ja, vielleicht hörte sich das lächerlich an, wenn man darüber nachdachte, doch wenn man noch länger darüber nachdachte, dann leuchtete es ein, dass Hermine nicht die geringste Lust verspürte irgendwo aufgespießt, den Vorgarten der Malfoys zu zieren. Die Vorstellung davon, was in diesem Garten alles für Fallen sein konnten, weckte ein ungutes Gefühl in ihr. Denn die Familie Malfoy würde sicher alles unternehmen, um unerwünschten Besuch fernzuhalten, wofür allein schon das apparieren ein Beweis war. Und du diesem unerwünschten Besuch, gehörte sie definitiv. Wahrscheinlich würde irgendetwas ähnliches wie ein Monster mit einer Kettensäge auftauchen, sollte sie auf den Zweig, der vor ihr lag, treten. Okay, wahrscheinlich würde dieses Monster eine Axt haben, Hermine bezweifelte stark das die Malfoys so etwas wie Muggelwaffen hatten, doch wenn es um Gewalt ging, würden sie bestimmt keine Ausnahme darum machen ob es nun ein Zauberer oder ein Muggel erfunden und hergestellt hatte. Hauptsache viel Blut, Leid und Schmerz...

Schließlich öffnete Malfoy die Eingangstür nachdem er sich vorher an ihr zu schaffen gemacht hatte – wahrscheinlich irgendeinen Sicherheitsmechanismus ausgestaltet – und die beiden traten ein in eine große Halle. In der großen Halle hingen zwei gewaltige Kronleuchter an der Decke, die mit verschiedenen weißen Steinen prunkvoll verziert waren. Zu beiden Seiten führte eine Treppe empor, die sich dann in der Mitte traf und eine Art Balkon bildete. Direkt an diesem Balkon war das große Familienwappen der Malfoys abgebildet. Auf grünem Hintergrund, war ein großes, mächtiges, goldenes M zu sehen, durch das sich eine silbernfarbene Schlange wandte.

Hermine war sich sicher, das Lucius Malfoy immer in der Mitte des Balkons stehen musste, direkt über dem Wappen, wenn er seine Freunde – falls er das überhaupt hatte – also besser gesagt Gäste, empfing.

An den Wänden, die alle aus Marmor waren, hingen große Bilder. Portraits von irgendwelchen Familienmitglieder oder Bilder die irgendwelche bedeutenden Schlachten nachstellten. Das größte Bild in der Eingangshalle zeigte ein Familienbild von Malfoy, seinem Vater und seiner Mutter, alle gekleidet in prunkvollen Roben und richteten ihren stolzen Blick auf Hermine, während sie sie von oben herab ansehen.

„Dieses Bild beschreibt die Familie Malfoy wirklich ausgezeichnet, nicht wahr?", erklang plötzlich eine kalte Stimme, die Hermine zusammenzucken ließ.

Verwundert drehte sie sich zu Malfoy um, auch wenn sie wusste, dass nicht er gesprochen hatte, sondern sein Vater. Und tatsächlich stand er da und sah sie mit seinen kleinen grauen Augen interessiert an. Hermine wusste nicht genau was sie sagen sollte... ja, sie hatte nicht einmal bemerkt, wie er gekommen war...

„Ähm... ja.", antwortete Hermine schnell und zwang sich zu einem Lächeln, so als würde ihr das Bild gefallen. „Es strahlt Macht und Anmut aus."

Aber eigentlich war es eher das Gegenteil. Anmut und Macht ja, doch hatte sie sich eher gerade bei dem Gedanken erwischt, dieses Bild mit der ihrer Familie zu vergleichen. Keine Herzlichkeit war darin zu erkennen und es sah auch so aus, als hätten alle das Lächeln verlernt. Eigentlich sah dieses Bild schon fast albern aus.

„Genau so sollte es auch sein.", stellte Malfoys Vater befriedigt fest und wandte sich dann seinem Sohn zu. „Doch willst du mir deine reizende Begleitung nicht vorstellen?"

„Doch Vater.", antwortete Malfoy. „Das ist... das ist Helene Tough."

Tough? Sie wollte ihm schon einen wütenden Blick zu werfen, doch dann fiel ihr ein, das es doch sehr auffällig sein würde, fast schon verräterisch. Stattdessen nickte jedoch Lucius Malfoy mit einem anerkennenden Lächeln. Anscheinend musste es doch eine berühmte Zauberfamilie sein und Malfoy wollte keine Anspielung auf ihre Art machen.

„Ah... die Toughs.", meinte er. „Eine ziemlich bekannte Zauberfamilie. Leider hatte ich aber nie das Vergnügen jemanden näher kennen zu lernen."

Sie bedanke sich in Gedanken bei Malfoy. Wenn er die Toughs nicht näher kannte, so brauchte sie auch nicht auf Fragen wie: „Und wie geht es deinem Vater so?" oder „Was machen die Geschäfte?" eingehen und lief auch nicht Gefahr aufzufliegen.

„Draco, du hast mir überhaupt nicht gesagt, dass du einen Gast mitbringen willst."

„Ähm... das ist meine Schuld.", mischte sich Hermine ein, was Lucius Malfoy offensichtlich verwunderte. Hermine griff sich Malfoys Hand und drückte sie, um den Anschein einer glücklichen Liebe zu erwecken.

„Ich habe Semesterferien und wollte sie gerne mit Draco verbringen. Tut mir Leid, wenn ich Umstände mache. Das war nicht meine Absicht.", beteuerte Hermine.

Ein Lächeln bildete sich wieder auf Lucius Lippen. Jedoch gefiel ihr dieses Lächeln ganz und gar nicht, sie konnte auch nicht feststellen was er gerade dachte.

„Natürlich nicht Helene. Sie bereiten mir und meiner Familie gewiss keine Umstände. Ich nehme an das Sie länger bleiben?"

„Wenn es Ihnen nichts ausmachen würde?"

„Nein. Ich bin es nur nicht gewohnt, dass der weibliche Besuch von Draco länger als eine Nacht hier bleibt. Bis jetzt sind Sie eine Ausnahme. Zumal Sie sich auch von den anderen unterscheiden."

„Ich hoffe positiv.", lächelte Hermine.

Dieses Gespräch mit Malfoys Vater gefiel ihr jedoch ganz und gar nicht. Am liebsten würde sie sich wünschen, er würde sie wieder alleine lassen. Alleine schon der Gedanke daran, dass Hermine wahrscheinlich öfter mit ihm so reden musste, weckte ein ungutes Gefühl in ihr. Vor allem wie er sie ansah, jagte ihr eine Gänsehaut über den Rücken.

„Gewiss, davon können Sie überzeugt sein.", lächelte Lucius und fuhr dann fort in dem er sich zu seinem Sohn wandte. „Bring das Gepäck deiner reizenden Begleitung aufs Zimmer und danach kommst du in mein Büro. Ich würde gerne ein paar Worte mit dir wechseln."

„Ja, Vater."

„Ich würde ihn gerne begleiten!", kam Hermine Lucius hervor, der gerade wieder zu neuen Worten ansetzten wollte.

Noch weniger als seinen Worte wenn Malfoy dabei war, wollte sie sich das anhören, wenn er nicht dabei war. Wahrscheinlich würde er sie dann auch mit allen möglichen Fragen löchern, ganz a là „Wie habt ihr euch kennen gelernt?" und darauf konnte Hermine nun wirklich schlecht antworten. Wahrscheinlich würde ihr dann noch etwas falsches über die Lippen rutschen und sie auffliegen.

Man konnte deutlich erkennen, das Lucius Malfoy nicht gerade besonders erfreut darüber war, dass sie nicht bei ihm bleiben wollte. Seine Gesichtszüge wirkten angespannt und schließlich erschien ein gezwungenes Lächeln auf seine Lippen.

„Gut, wenn es Ihnen nichts ausmachen würde, würde ich Ihnen später gerne das Anwesen zeigen." Es klag mehr wie ein Befehl als eine Bitte. Aber Hermine nahm höflich mit einem Lächeln an und ging dann mit Draco die Treppe zum ersten Stock empor.

Eigentlich wirkte das Haus in dem Malfoy und seine Familie lebte überhaupt nicht kalt und düster, wie es von außen aussah. Ganz im Gegenteil, doch trotzdem fand Hermine, dass die Familienverhältnisse eisig waren. So war auf jeden Fall der Umgang zwischen Malfoy und seinem Vater. Hermine konnte sich nicht vorstellen, dass die beiden je einen Familienausflug oder einen gemütlichen Vater-Sohn-Tag unternommen hatten.

Malfoy führte Hermine in ein Zimmer großes helles Zimmer. Die Sonne schien durch die weißen Vorhänge des Balkonfensters und tauchte alles in warmes Licht. Auf einer Seite in der Mitte des Zimmers stand ein großes Himmelbett in grünem Satin, indem sicher mindestens drei Leute Platz hatten. Bis auf das Bett, waren auch noch ein Schreibtisch, ein großer Schrank und ein Spiegel im Zimmer. Am Schreibtisch lagen unheimlich fiele Zettel und angefangene Briefe, die man dann wieder zusammengeknüllt hatte. Anscheinend hatte sich der Schreiber aber nicht die Mühe gemacht, diese in den Papierkorb darunter zu werfen.

„Ist das dein Zimmer?", wollte Hermine interessiert wissen, als sie die Vorhänge zur Seite schob um einen Blick nach draußen zu werfen. Es zeigte eine perfekte Aussicht auf den Garten mit den vielen Skulpturen, dem blutigen Springbrunnen und dem übergroßen Schachbrett.

„Und deins für die nächsten Wochen."

Erschrocken ließ Hermine den Vorhang wieder sinken und fuhr herum, worauf sie ihn entgeistert ansah. „Ich will natürlich ein eigenes Zimmer.", protestierte sie.

Seufzend legte sich Malfoy aufs Bett, stützte die Arme hinter den Kopf und grinste fies. „Das kannst du schon haben. Doch glaubst du nicht, dass mein Vater misstrauisch werden wird, wenn die Freundin seines Sohnes und er in verschiedenen Zimmern schlafen, wenn sie schon Zeit miteinander verbringen wollen. Außerdem ist mein Vater gewohnt, dass meine Mädchen auch in meinem Zimmer schlafen, da wird er noch misstrauischer."

Hermine verengte die Augen zu Schlitzen und Malfoy erkannte, dass sie ihm wohl oder übel Recht geben musste. Diese Bemerkung mit dem „gewohnt" überhörte sie. Sie wollte auch nicht unbedingt wissen, wie viele Frauen vor ihr schon mit ihm in diesem Bett geschlafen haben. Und auf welche Art und Weise sie geschlafen haben, bei dem Gedanken daran, wurde ihr Blick nur noch missbilligender. Selbst wenn ihre Absichten rein geschäftlich waren. Auch interessierte es sie einen Dreck wie viel Liebe sich Malfoy schon erkaufen musste, weil er sonst keine bekommen würde.

„Aber ich sage dir, solltest du mich auch nur einmal auf irgendeine Art und Weise anfassen, dann bist du fällig.", warnte Hermine.

„Na klar, als ob ich das vorhabe.", meinte Malfoy nur und setzte wieder diese arrogante Miene auf, mit der er schon damals immer Hogwarts unsicher gemacht hatte. Die ihr verstehen geben sollte: nur in deinen Träumen Mädchen.

Auch das ignorierte Hermine und wandte sich gleich etwas wichtigerem zu. „Wann ist dein Vater eigentlich nicht da?"

„Da kannst du lange warten. Er ist fast immer zu Hause. Arbeiten muss er nicht viel und das meiste erledigt er in seinem Arbeitszimmer. Manchmal muss er zwar zu irgendwelchen Treffen, doch die dauern nicht mehr als eine Stunde. Außerdem finden die meisten bei uns statt. So wie heute Abend."

„Heute Abend?", wiederholte Hermine interessiert.

„Wir erwarten Gäste. Eine reiche einflussreiche Familie, sie gehört genau wie mein Vater zu den Todessern. Später werden sie sich dann über irgendwelche Pläne unterhalten. Der Vorteil an unserem Haus ist, weil es von so vielen Fallen umgeben ist, so das ganz bestimmt keine unerwarteten Gäste kommen werden, werden immer geheime Treffen abgehalten."

Innerlich triumphierte Hermine darüber, welchen Volltreffen sie mit den Fallen auf dem Gelände gelandet hatte. Jedoch musste sie auch Schlucken bei dem Gedanken daran das

das Monster mit der Axt vielleicht doch keine Fantasievorstellung ihrerseits war, sondern pure Realität.

„Wir dürfen wahrscheinlich dann nicht dabei sein, oder?", versuchte sie wieder auf ihrem alten Thema Fuß zu fassen.

„Nein, das kannst du vergessen. Nur echte Todesser dürfen dabei sein."

„Tja, dann ist das schon mal abgehackt. Aber ich habe auch nicht wirklich geglaubt, dass sie vor uns über irgendwelche geheimen Pläne sprechen werden. Dann las uns mal gehen."

„Wohin denn?", wollte Draco verwundert wissen und richtete sich auf.

„Wir suchen in dem Arbeitszimmer deines Vaters nach irgendeinem Hinweis, der uns helfen könnte. Vielleicht bekommen wir auch sogar etwas wichtiges über Voldemort mit."

Zum ersten Mal sprach sie in Malfoys Gegenwart diesen Namen aus, doch ihn schien das nicht im geringsten zu jucken. Normalerweise reagierten Hexen und Zauberer, ja selbst die Anhänger Voldemorts, auf seinen Namen ziemlich empfindlich. Sogar Hermine hatte mal zu ihnen gehört, doch seit Harry die vor ein paar Jahren gebeten hatte, ihn endlich beim richtigen Namen zu nennen, statt der Umredung, Du-weißt-schon-wer oder etwas ähnlichem, hatte sie sich bemüht, sich ebenfalls daran zu gewöhnen.

Draco aber schien sich mehr an der Bedeutung ihrer Worte zu stören, statt an dem Namen, der ihr über die Lippen ging.

„Du kannst doch nicht sein Arbeitszimmer durchstöbern. Das merkt er sofort, außerdem was ist wenn er reinkommt während wir drinnen sind."

„Mit diesem Risiko muss man leben. Aber ich weiß ja, das du nicht besonders mutig bist."

„Was soll das jetzt schon wieder heißen?", wollte Draco gereizt wissen, „Da schlägt wohl diese Gryffindor-Eigenart durch, nicht nachzudenken und damit in Gefahr zu bringen, was? Ich bin lieber ein bisschen vorsichtiger, als gleich Hals über Kopf irgendwo reinzurennen und dann auch noch erwischt zu werden. Das muss man alles gut planen, denn wenn er uns erwischt, dann erledigt er uns sofort. Egal ob ich sein Sohn bin oder nicht, dann bin ich für ihn ein Verräter. Außerdem würde es unsere ganze Mission in Gefahr bringen."

„Und wann sollen wir dann nach irgendwelchen Hinweisen suchen?"

Draco war zwar noch immer nicht begeistert von der Idee in das Arbeitszimmer seines Vaters einzudringen, jedoch überlegte er kurz um zu einer Lösung zu kommen.

„Also, das Personal zu bestechen ist eine schlechte Idee. Wir haben fast nur Hauselfen und die sind alle extrem treu... Aber heute Abend hätten wir die Gelegenheit dazu. Mein Vater ist dann abgelenkt und wir könnten uns umsehen."

Zwar gefielt es Hermine nicht, als er die Hauselfen erwähnte, denn auch wenn sie

B.ELFE.R. schon längst aufgegeben hatte, hatte sie immer noch Mitleid für die Hauselfen. Selbst wenn sie in der Zwischenzeit schon eingesehen hatte, dass es ihr Wunsch war, „gefangen" zu sein und jemandem zu dienen. Trotz allem musste sie aber zugeben, dass er abermals Recht hatte. Es ist wirklich besser, irgendwelche Einbruchsaktionen auf diese Momente zu verschieben, in denen er abgelenkt war.

„Gut dann werden wir heute Abend mal alles genauer unter die Lupe nehmen."

Malfoy stöhnte genervt, über Hermines Uneinsicht. Schnell setzte er sich wieder aufrecht auf, doch dann legte er mit schmerzverzerrtem Gesicht seine Hand auf seinen linken Oberarm. Besorgt hatte Hermine ihm zugesehen und trat vorsichtig ein paar Schritte näher, bis sie sich selbst neben ihn aufs Bett setzte.

„Alles okay mit dir? Bist du etwa verletzt?", fragte sie behutsam.

„Nein, das ist nur ein kleiner Kratzer."

„Klar, natürlich.", spöttelte Hermine und knöpfte schließlich sein Hemd auf, „So und jetzt zeig mal her, das kann man ja nicht mit ansehen."

Langsam setzte sie sich aufrecht vor ihm hin und zog ihm sein Hemd aus. Erst jetzt in dem Augenblick, in dem sie seinen nackten muskulösen Oberkörper vor sich hatte, fiel ihr zum ersten Mal auf was sie eigentlich tat und plötzlich setzte eine unglaubliche Hitze und ein schnelles Herzklopfen in ihr ein. Doch sie ließ sich von allem nichts anmerken, sondern entfernte schnell den schäbigen Verband, mit dem er sich anscheinend selbst verarztet hatte und betrachtete mit besorgter Miene seine Wunde, die sich deutlich und groß an seinem Oberarm zeichnete. Den bohrenden Blick, mit dem Malfoy sie die ganze Zeit über angesehen hatte, ignorierte sie gekonnt.

„War das ein Fluch?", fragte Hermine dann und sah ihm dann doch in die Augen.

„Ja"

„Von wem?"

„Voldemort."

„Wieso? Ist er etwa sauer auf dich?"

Malfoy schwieg. Hermine rechtete schon gar nicht mehr mit einer Antwort, dann aber zeichnete sich ein bitteres Lächeln auf seinen Lippen. „Klar ist er das, immerhin habe ich mich geweigert ein Todesser zu werden. Immer wieder wenn er mich sieht, lässt er einen seiner Flüche auf mich los. Auch jetzt noch, obwohl ich gesagt habe, dass ich mich entgültig für seine Seite entschieden habe."

„Und wieso hast du nicht einfach einen Zauber ausgesprochen, um deine Wunde zu heilen?"

Nun lag aber keine Bitterkeit auf seinen Lippen und in seinem Blick. Nur noch eine Ironie.

„Granger, bin ich du? Ich habe nie gelernt, Wunden mit Magie zu heilen."

„Oh... stimmt, da muss ich dir Recht geben. Na dann."

Schnell holte sie ihren Zauberstab unter dem Saum ihres beugen Rockes hervor und flüsterte schnell ein paar Worte, wobei sie dann mit ihrem Zauberstab sachte gegen seinen Oberarm tippte. Sofort war von der großen Wunde nichts mehr zu sehen, und überall zog sich nur noch glatte mattbraune makellose Haut ab.

Doch plötzlich klopfte es an der Tür und ohne ein „Herein" abzuwarten, öffnete sie sich und eine hübsche Frau in etwa ihrem Alter mit blonden langen Haaren trat herein. Kalt und voller Stolz war ihr Blick. Ein Blick, mit dem man töten konnte. Und der war auf Hermine gerichtet...

TBC