Früh am Morgen erwachte Hermine aus einer traumlosen und erholsamen Nacht. Sie war gestern mit dem Hogwartsexpress hier angekommen und hatte sich sofort wieder heimisch gefühlt.
Sie öffnete langsam Ihre Augen und sah sich um. Die Mädchenquartiere waren nichts im Vergleich zu dem, was sie jetzt als Vertrauensschülerin ihr „Eigen" nennen konnte.
Schön… Wie spät ist es eigentlich?
Der Blick auf Ihre Armbanduhr verriet ihr, dass es kurz vor sieben war und sie sich langsam fertig machen sollte, sonst würde sie noch an Ihrem ersten Tag als Vertrauensschülerin verschlafen.
Sie ging in ihr Badezimmer – ja, mein eigenes Badezimmer – um sich frisch zu machen.
Danach zog sie sich an, schnappte ihr Tasche und verließ den Turm, in dem sich ihr Zimmer befand. Im Gemeinschaftsraum herrschte schon reges Treiben und sie entdeckte Ron und Harry in ein Gespräch vertieft am Kamin.
„… das hätte ich jetzt nicht gedacht, dass die dich so ohne weiteres gehen lassen."
„Doch, es war seltsam." Erwiderte Harry „Irgendwie sind die seit dem Besuch von Professor Dumbledore … netter zu mir."
„Morgen ihr zwei, na gut geschlafen?"
„Morgen Mine, ja supi und du?" Ron lächelte sie freundlich an.
„Ja, hab ja jetzt mein eigenes Zimmer, und da schnarcht keiner!" Mit einem kleinen Kichern musste Hermine an ihr letztes Jahr denken, wo eine ihrer Zimmergenossinen die unangenehme Eigenschaft hatte, im Schlaf seltsame Geräusche von sich zu geben.
„Was man von Ron nicht behaupten kann!" Harry knuffte seinen Freund mit dem Ellenbogen in die Seite. „Hey, ich kann ja auch nix dafür!"
Mit einem Blick auf die Uhr sagte Hermine: „Wir müssen langsam, sonst kommen wir noch zu spät!"
„Ja, wie hab ich unsere Hermine vermisst, immer regeltreu und pünktlich!" Wieder war es Ron, der sich den Ellebogen einfing, aber dieser ging diesmal von Hermine aus.
Die vertrauten Gänge und Treppen hinunter zur großen Halle waren gefüllt von Schülern. Einige davon kannte sie, viele hatte sie trotz der sechs Jahre hier auf Hogwarts scheinbar noch nie gesehen.
Ein Gruppe Slytherin stand gackernd in der Ecke und Hermine erkannte Pansy und Draco unter ihnen.
„Man hat ja den ganzen Sommer nix von unserem großen Held Potter gehört, nicht dass er unter die Räder gekommen ist…" Malfoy sprach nun so laut, dass alle in der Umgebung es hören konnte und die Gruppe um ihn laut auflachte.
Bitte nicht gleich am ersten Tag flehte Hermine zu sich selbst, doch zu spät, Ron konnte sich nicht beherrschen und zischte ein „Halt dein Maul, Malfoy!".
„Ach, Wiesel, hast den Sommer doch überlebt… und ich hatte so gehofft dich hier nie wieder sehen zu müssen. Das gleiche gilt auch für dich Potter." Das letzte Wort spuckte er regelrecht aus.
Hermine zog Ron am Ärmel, weil sie diesen dummen Hahnenkampf heute nicht ertragen wollte.
„Sie mal an, Wiesel lässt sich von nem Schlammblut kontrollieren. Selbst dir hätte ich mehr Stolz zugemutet… Oder,…" er überlegte scheinbar kurz: „nein, doch eher nicht." Und wieder lachte die ganze Gruppe lauthals, aber schienen sich dann doch einem anderen Thema zuzuwenden.
„Komm schon Ron, der ist es nicht wert." „Wenn ich den mal nach der Schule erwische… Der kann was erleben."
Harry hatte sich zu diesem Thema gar nicht geäußert und Hermine war froh darüber, denn diese Diskussionen hatte sie langsam satt.
Dann betraten sie zusammen die große Halle und gesellten sich zu Ginny und Neville an ihren Tisch. Das Frühstück schien schon in vollem Gange.
Hermine nahm sich ein großes belegtes Brot und kramte ein Buch über alte Runen aus Ihrer Tasche. Das war auch ihre erste Doppelstunde heute und wie immer wollte sie nicht unvorbereitet in die Stunde gehen.
Gedankenverloren bekam sie neben sich einen kleinen Streit von Ginny und Ron mit, konnte aber nicht erkennen, worum es ging.
Ist Ginny eigentlich noch in Harry verliebt? Sie blickte auf und sah erst ihn und dann sie an. Doch da schien nichts dergleichen zu sein.
Geht mich ja auch nichts an.
…Granger…
Sie schreckte hoch, als sie grad sehr leise ihren Namen vernahm. Doch keiner ihrer Freunde schien etwas gehört zu haben. Sie schaute umher und blickte dann in Professor Snapes Augen. Der sah sie zwar an, aber auch irgendwie durch sie durch.
Was war das denn jetzt?
Nun blickte Snape sie an. Sie musste ziemlich verdattert drein geschaut haben, als er sie dann mit einem kleinen, ihm so typischen, „Lächeln" strafte.
Warum glotzt du mich so an? Irgendwie schien er ihre Gedanken lesen zu können und blickte weg.
Meine Gedanken lesen können… Hermine, mach dich nicht lustig. Warum sollte der denn deine Gedanken lesen können .Okklumentik kann er, aber das würde ich doch merken. Außerdem, warum sollte der gerade meine Gedanken lesen wollen.
Sie schüttelte kaum merklich den Kopf.
