Ich war gestern bei dir…

Erschrocken drehte er sich suchend um, ob Hermine zu ihm gekommen war. Doch da war niemand.

Wie, sie war gestern bei mir? … Oh… Er schien zu wissen… Oho! Nun ahnte er mehr… Oii… Er hob beide Augenbrauen, erstarrte und wurde rot.

Er stand mit verschränkten Armen im Badezimmer und blickte in den Spiegel. „Erwischt!" feixte sein Spiegelbild.

Noch so'n blöder Spruch und du fliegst raus. … Severus, du lässt dir doch von dieser kleinen Göre nicht die Laune verderben. normale – in seinem Fall fast weiß – Farbe war in sein Gesicht zurückgekehrt. Außerdem war es jetzt viel interessanter, herauszufinden, wie und vor allem warum Hermine seine „Gedanken" lesen konnte und umgekehrt. Snape versuchte sein Gesicht so streng und verschlossen wie möglich zu halten als er zu Hermine in den Wohnraum zurückkehrte. Nur nicht die Kontrolle verlieren!

„Nun, Scham scheint auch ein solches Gefühl zu sein!" Hermine fuhr erschrocken rum und er erkannte, dass auch ihr die Röte ins Gesicht getrieben wurde.

Er reichte ihr das Buch. „Schlagen Sie nach, wie es dazu kommen konnte und vor allem aber, wie wir den Zustand beenden können." Snape ging zurück zu einem Bücherregal und erfasste Hermine im Augenwinkel. Sie stand immer noch verdattert im Zimmer und bewegte sich erst langsam zum Kamin zurück. Sie schlug die Decke um sich herum und begann zu blättern.

Amüsiert nahm er wahr, wie sie immer wieder zu ihm aufblickte und augenblicklich errötete, wenn er zurück sah. Wieder dem Regal zugewandt suchte er ein ganz bestimmtes Buch, welches er aber auf Anhieb nicht fand. So setzte er sich ohne Ergebnis zurück zu Hermine und begann angestrengt nachzudenken.

Nach einer Weile räusperte er sich und begann zu sprechen.

„Nun, Miss Granger, da diese … Situation Ihnen nicht ganz geheuer zu sein scheint, sollten wir damit beginnen zu erforschen, wann genau dies hier alles begann und… nun, ähm…" wieder ein räuspern, „was genau Sie gesehen haben." Sie hatte aufgehört zu lesen und starrte in das Feuer im Kamin.

„Nicht nur gesehen." nicht mehr als ein leises Flüstern war zu vernehmen, aber Snape hatte es gehört.

„Wie meinen Sie das?" Erneutes zartrosa erfasste ihr Gesicht und sie wagte es immer noch nicht, ihm in die Augen zu schauen.

Stille.

Hermine atmete tief durch und begann zu ergründen, wann genau sie begonnen hatte zu glauben Snape zu „hören".

„Gestern beim Frühstück hörte ich meinen Namen. Niemand anders schien ihn gehört zu haben. Und Sie, Professor, haben mich angesehen."

„Ja, dann haben Sie mir freundlicherweise klar gemacht, ich solle Sie nicht so … wie waren Ihre Worte?"

„Ich glaube ich hab sowas gesagt, wie anglotzen oder so. Und da haben Sie weggesehen. ich dachte, das sei Zufall."

Wieder Stille.

„Und dann, Miss Granger?" Ihn schien es zu amüsieren. Ich hab doch nichts zu verbergen.

Wieder wurde Hermine knallrot und die Hitze stieg ihr ins Gesicht. Lange suchte sie nach den richtigen Worten.

„Ich konnte lange nicht schlafen, hab mich nur herumgewälzt. Komische Gedanken im Kopf."

Er nickte. „Kommen Sie zum Punkt!"

„Auf jeden Fall wurde mir dann irgendwie … schlecht. Ich versuchte das Gefühl zu unterdrücken. Also schloss ich die Augen und versuchte mich zu entspannen."

Stille.

„Und dann?" Seine Stimme war nur noch ein samtweiches Flüstern. Ihr liefen kalte Schauer über den Rücken, bei dem Gedanken, was nun folgen müsste.

Sie besann sich und sagte dann: „Ich weiß wie Ihr Bad aussieht…Sir!"

„Tatsächlich? Da bin ich ja mal gespannt."

Hermine versuchte sich Details zurück ins Gedächtnis zu holen und erklärte ihm dann sein Bad. Nur die Details des Mannes, der sich darin befand, lies sie aus. Als Hermine geendet hatte, fasste sie Mut und blickte in Snapes Augen. Diese waren unergründlich und er nickte kaum merklich.

„Nun, Miss Granger, das ist erstaunlich."

Wieder Schweigen. Dann stand er auf, beugte sich zu ihr runter. „Wenn Sie erlauben?" Und er roch erneut an ihren Haaren.

Hermine sah verwirrt aus, denn als er sich wieder gesetzt hatte, schloss er seine Augen. „Darauf kommen wir gleich zurück. Was aber meinten Sie, als Sie sagten, sie hätten mich nicht nur gesehen?"

„Ich… ähm… ich habe, … ich habe das Gleiche… ähm…"

Unvermittelt öffnete er seine Augen und blickte Hermine an. Schöne, schwarze Augen. Ihr Herz raste, als sie fortfuhr.

„Ich habe das Gleiche gefühlt." Sie sprach schnell, in der Hoffnung, es würde jetzt nicht all zu peinlich werden. Doch weit gefehlt.

„Was haben Sie denn gefühlt, Hermine?" Er nennt mich beim Vornamen. Doch schnell schob sie den Gedanken beiseite.

Als sie tief Luft holte um dem Unausweichlichem ein schnelles Ende zu bereiten, ertönte von irgendwo die laute Stimme Dumbledores.

„Alle Schüler finden sich sofort in der großen Halle ein, die Vertrauensschüler begleiten Sie. Die Lehrer kommen sofort in den Besprechungsraum hinter der großen Halle!"

Hermine erschrak, sie war doch die Vertrauensschülerin für Gryffindor. Doch bevor sie irgendetwas sagte, tauchte Dumbledores Kopf im Feuer auf.

„Miss Granger, Sie werden von Professor Snape begleitet. Ich habe Professor McGonagall beauftragt sich um die Schüler zu kümmern. Kommen Sie doch bitte mit in den Besprechungsraum. Bis gleich." Er schmunzelte kurz und war verschwunden.

Professor Snape erhob sich und hielt ihr eine Hand hin, damit sie aufstehen konnte. „Vergessen Sie nicht, was Sie sagen wollten, Hermine. Wir unterhalten uns noch!"