Kurz bevor Hermine und Snape das Büro des Direktors betraten, drehte er sich noch einmal kurz zu ihr um.

„Ich denke, wir sollten erst einmal nur zuhören und abwarten, was Professor Dumbledore uns erklären wird. Ich möchte ihm nicht jedes Detail unserer… Verbindung preisgeben. Das verstehen Sie doch sicher, Miss Granger?"

Er bekam ein kurzes Nicken als Antwort.

„Gut, Erdbeerparfait."

Der Wasserspeier drehte sich und die Treppe zum Büro wurde sichtbar. Beide gingen schweigend hintereinander her. Auf Snapes Klopfen öffnete sich die Tür und beide traten ein. Der Direktor saß hinter seinem Schreibtisch und deutete Hermine und Snape sich zu setzen. Sie taten wie ihnen geheißen. Keiner traute sich, den Anfang des Gespräches zu übernehmen. Nach schier endloser Stille, räusperte sich der Direktor und wandte sich an Hermine.

„Miss Granger, wissen Sie warum Sie hier sind?"

„Um ehrlich zu sein, Direktor: Nein."

„Gut, gut… ich werde es Ihnen kurz erklären. Chrm chrm, nun, Professor Snape bat mich gestern noch um ein Gespräch, wo er mich etwas genauer über die momentanen Umstände informiert hat. Ich habe die letzte Nacht zugebracht mich über Flohpulver mit Mrs. Elvira Stonecut zu unterhalten. Wie Sie sicherlich wissen, ist sie eine Spezialistin in St. Mungos. Ihr Fachgebiet ist die Seele. Als ich ihr Ihren Fall vorgetragen hat, war sie sichtlich erstaunt aber zu unserem Glück konnte sie mir gute Informationen und Ratschläge geben."

Wieder ein räuspern.

„Zu aller erst möchte ich Sie beide beruhigen, es ist in keinster Weise gefährlich oder gesundheitsschädlich, dass Ihre Seelen zueinander gefunden haben."

Hermine atmete sichtlich erleichtert auf, auch Snape war beruhigt, was er aber natürlich nicht offen zeigte.

„Es könnte sogar von Vorteil sein, aber darauf möchte ich jetzt nicht genauer eingehen. Mich würde jetzt erst einmal interessieren, inwiefern Ihre Verbindung inzwischen voran geschritten ist. Wir gehen das Schritt für Schritt durch und Sie beantworten mir beide meine Frage mit einem Ja oder Nein. Verstanden?"

Zwei Ja wie aus einem Mund liesen den Direktor fortfahren.

„Haben Sie das Gefühl, einander vertraut zu sein, so als ob Sie sich schon ewig kennen würden?"

„Ja."

„Ja."

„Können Sie Gedanken des Anderen in bestimmten Momenten auffangen?"

„Ja."

„Ja."

„Können Sie bewusst wortlos miteinander kommunizieren?"

„Ja."

„Ja."

„Haben Sie das schon einmal versucht, wenn Sie mehr als, sagen wir, 100 Fuß getrennt voneinander waren?"

„Nein." antworteten Hermine und Snape gleichzeitig.

„Gut, das werden wir dann einmal versuchen. Nun, weiter: Haben Sie das Gefühl, dass Sie dem Anderen alles anvertrauen können? Dass Ihnen nichts peinlich oder zu privat ist?"

„Ja."

„Ja."

„Mhh, können Sie die Gefühle des Anderen spüren? Beziehungsweise: fühlen Sie mit? Schmerz zum Beispiel oder Angst?"

„Nein."

„Ja."

Snape starrte überrascht auf Hermine, er konnte seine Verwirrung kurz nicht unterdrücken, so dass Dumbledore ein leises Glucksen entwich.

„Ich gehe davon aus, dass Sie, Severus, in den letzten Tagen eine sehr starke Emotion gefühlt haben, die Sie gerne geteilt hätten?"

Blasse Röte schoss in Hermines Gesicht. Der Direktor erkannte ihre Verlegenheit und wechselte rasch das Thema.

„Wobei wir beim nächsten Punkt sind: Ihre Gedanken und Gefühle können vom Anderen nur gehört und wahrgenommen werden, wenn der Jenige auch bereit ist, diese zu teilen. Verhält es sich so?"

Wieder war es Hermine, die mit einem klaren Ja antwortete, während Snape sich keiner solchen Situation bewusst war. Sie fuhr fort: „Ich wollte Professor Snape gestern Abend nicht mit meiner Angst belasten. Irgendwie wusste ich, dass ich es für mich behalten kann."

„Das ist sehr interessant. Da kann ich nur zu folgendem Schluss kommen: Ihre Seelen haben sich außergewöhnlich schnell aneinander gewöhnt, wenn man bedenkt, dass Ihr erster Kontakt erst vor wenigen Stunden stattgefunden hat. Dem ist doch so?"

Wieder ein Ja aus beiden Munden.

„Anscheinend sind Sie sich ähnlicher, als man vielleicht vermutet hat. Nun zu den Ratschlägen, die mir Dr. Stonecut gegeben hat. Man kann diese Verbindung nicht gewaltsam trennen. Außerdem ist es nicht sinnvoll sich absichtlich aus dem Weg zu gehen. Ihre Seelen werden immer wieder einen Weg finden, dass Sie zusammen kommen. Also seien Sie nicht stur, sondern finden Sie einen Weg, miteinander auszukommen. Solch eine ungewollte Verbindung kann auch positive Seiten haben…"

„Ach…" Snape war keineswegs erfreut über seine momentane Situation.

„Ich bin auch nicht geradezu begeistert, Professor Snape. Aber Sie haben den Direktor gehört, es hat eh keinen Sinn." Und wieder an den Direktor gewandt (der sich darüber wunderte, dass Severus keine Widerworte von sich gab): „Inwiefern ist es denn möglich, diese Verbindung wieder zu trennen?"

„Sie kennen doch sicherlich das Sprichwort, welches unter Muggeln auch bekannt ist, dass zwei, die sich bedingungslos lieben, Seelenverwandt sind, Miss Granger?"

„Ja."

„Und genau das ist der Knackpunkt…ach ich liebe dieses Wort…: Nur die wahre Liebe wird Ihre Seelen trennen. Wenn also einer von Ihnen diese findet, lösen sich Ihre Seelen voneinander."

„Na großartig…" Snape schien fast zu verzweifeln. „Es ist ja nicht gerade so, dass ich auf der Suche bin. Sie sollten sich also schleunigst jemanden suchen, Miss Granger!"

„Severus, so leicht wird das nicht sein. Miss Granger kann ja kaum erwarten in den nächsten Tagen Ihrem „Traummann" über den Weg zu laufen. Werden Sie damit fertig!"

Die letzten Worte des Direktors klangen sehr säuerlich, er konnte einfach nicht verstehen, dass sein Zaubertränkelehrer so kindisch sein konnte. Er hat wirklich keine Ahnung von Liebe.

Abrupt wechselte er das Thema, denn seiner Meinung nach waren alle Fragen geklärt.

„Der Unterricht wird morgen ganz normal fortgesetzt. Miss Granger, ich möchte Sie bitten heute nach Hogsmeade zu gehen und sich neue Kleidung und was Sie sonst noch brauchen zu organisieren. Und da Sie nicht allein gehen sollten, wird Severus Sie begleiten. Machen Sie sich bitte über die Bezahlung keine Sorgen, dafür werde ich schon sorgen."

Snape war nicht begeistert von der Idee, „Shoppen" zu gehen, aber die Worte des Direktors liesen keine Widerrede zu.

„Außerdem werde ich Ihnen eine Gästeraum im Keller herrichten lassen. Da wir leider davon ausgehen müssen, dass das, was letzte Nacht passiert ist, ein Angriff war und Riddle ein sehr hartnäckiger Typ ist, wäre es unklug, Sie irgendwo anders als im Keller unterzubringen. Sind Sie damit einverstanden?"

Hermine war über so viel Hilfsbereitschaft dankbar und nickt nur, da sie keine passenden Worte fand.

„Wir werden die Tage noch öfter miteinander sprechen. Gehen Sie jetzt bitte in die große Halle. Ihre Freunde werden sich sicherlich schon Sorgen machen. Es wäre jedoch ratsam, die Personen, die Sie ins Vertrauen ziehen möchten, genau auszuwählen. In etwa einer Stunde wird Professor Snape nach Ihnen schicken. Somit können wir auch gleich testen, wie weit Ihre „Kräfte" schon reichen. Bis später, Miss Granger."

Hermine verlies leise das Büro des Direktors. Als auch Snape sich erheben wollte, wurde er aufgehalten: „Severus, bleiben Sie bitte noch auf ein Wort hier."

Das grummeln des Potionmasters nahm er als zustimmende Antwort.

Als der Direktor sicher war, dass Hermine außer Hörweite war, begann er wieder zu sprechen.

„Miss Granger ist auf mir unerklärliche Weise sehr einsam. Wir sollten es nicht riskieren, dass Sie Ihre Aura verliert. Ein Leben ohne ist kein Leben, fragen Sie Tom Riddle. Sie sollten also versuchen, Ihr etwas Freude zu bereiten."

„Aber…"

„Kein Aber, Severus. Tun Sie, was Sie für nötig halten, um sie aufzumuntern!"

„Wie soll ich meinen Fortschritt … kontrollieren?" Kontrolle, ich habe alles unter Kontrolle. versuchte Snape sich einzureden, jedoch mit wenig Erfolg.

„Um Miss Grangers Aura sichtbar zu machen, sollten Sie, am besten während sie schläft, folgenden Spruch verwenden: „Vidi Auralis". Das zeigt Ihnen den Stand der Dinge… Ich habe jetzt noch zu tun, Severus, Sie können gehen."

Und ohne ein Wort des Abschieds verlies Snape den Raum und ging in seinen Kerker.