Hermine hatte sich, aufgeregt herumhüpfend, den Brief noch mehrmals durchgelesen.

Er meint das wirklich ernst!

Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es kurz nach 10.00Uhr morgens war. Also noch 3 Stunden bis Mittag.

Schnell band sie sich ihre Haare zusammen, zog sich Schuhe an und verlies ihr Zimmer.

An der Tür zu Professor Snapes Privaträumen zögerte sie jedoch. Sollte sie es wirklich wagen?

Immerhin ist es Professor Snape…

Aber die Entscheidung wurde ihr abgenommen, als sich die Tür vor ihr öffnete und eine Stimme sagte: „Nun kommen Sie doch endlich rein, Miss Granger. Ich habe Sie schon erwartet."

Ohne auf eine Antwort zu warten, durchschritt er das Wohnzimmer und deutete auf eine Tür.

„Und hier befindet sich meine Bibliothek. … Nun stehen Sie da nicht so rum, kommen Sie her und schließen Sie endlich die Tür, Miss Granger." Ich werde Sie schon nicht fressen. fügte er innerlich schmunzelnd hinzu.

„Ich weiß." kam da die Antwort. Sch… hab vergessen, dass Sie mich hören können.

Diesmal musste Hermine lächeln und ging mit großen Augen auf den Professor zu. Dieser öffnete die Tür und deutete ihr, hineinzugehen.

Er lies ihr ein paar Augenblicke, damit sie sich staunend umblicken konnte, bevor er wieder ansetzte zu sprechen:

„Das Prinzip ist das gleiche, wie in der Schulbibliothek. Diese Bücher hier…"

damit zeigte er auf die Regalreihen links und rechts im Raum.

„… sind für Sie frei zugänglich. Die beiden Regale an der Rückwand jedoch sind, sagen wir, die verbotene Abteilung."

Er ging darauf zu und zog eines der Bücher heraus.

„Sie können gern die Titel lesen, möchten Sie jedoch in einem dieser Bücher lesen, kommen Sie zu mir und ich werde entscheiden, ob es möglich ist. Verstanden?"

Hermine nickte nur. Ihr fehlten die Worte.

Mit einem Wink von Snapes Zauberstab standen mitten im Raum ein Sessel, Tisch und auf diesem eine Karaffe mit Wasser und ein Glas.

„Sollten Sie noch etwas benötigen, können Sie nach Gipsy rufen. Die wird Ihnen dann helfen. Ich befinde mich in meinem Labor im Zimmer nebenan. Sollte nichts wichtiges sein, bitte ich Sie, mich nicht zu stören."

„Ja, Professor und … danke."

Snape nickte nur kurz und verlies dann den Raum.

Hermine wanderte an den Regalreihen entlang und überflog die Titel. Viele Bücher kannte sie aus der Schulbibliothek, aber auch einige unbekannte Exemplare waren dabei. Mit den Armen voller Bücher setzte sie sich in den Sessel und begann zu lesen.

Die Stunden vergingen wie im Flug und Bücher wechselten ihren Platz vom Regal in Hermines Hände und teilweise wieder zurück ins Regal.

„Sie haben das Mittagessen verpasst, Miss Granger."

klonk Das Buch, in welchem Hermine gerade gelesen hatte, fiel ihr vor Schreck aus den Händen auf den Boden. Sie brauchte einige Augenblicke um ihren Herzschlag wieder zu beruhigen. In der Zwischenzeit hatte Snape das Buch wieder aufgehoben und mit einem Lesezeichen versehen zurück auf den Tisch gelegt.

„Kommen Sie mit."

Und wieder ohne Antwort verlies er den Raum. Hermine folgte ihm leise. Im Wohnzimmer angekommen, stieg ihr der Duft von leckerem Essen in die Nase und ihr Bauch meldete sich laut knurrend zu Wort.

„Hab nen ganz schönen Hunger." sagte sie mehr zu sich selbst.

Der Professor bot ihr einen Platz an, rückte ihren Stuhl zurecht und nahm dann selber Hermine gegenüber platz.

„Lassen Sie es sich schmecken."

„Danke, Sir, Sie auch."

Das Mittagessen verlief schweigend.

Hermine hätte schwören können, dass das Essen hier bei weitem besser schmeckte, als in der großen Halle. Als sie ihren Teller restlos leer gegessen hatte, lehnte sie sich in ihren Stuhl zurück und seufzte leise.

„Tee?"

Snape war aufgestanden und hantierte am Kamin herum.

„Ja, bitte."

Wieder setzte er sich zu Hermine und stellte ihr eine große Tasse Kräutertee vor die Nase.

Und wieder herrschte schweigen, welches aber nach mehreren Minuten von dem Professor unterbrochen wurde.

„Können Sie sich noch an unser Gespräch an dem Abend erinnern, als wir von Direktor Dumbledore unterbrochen wurden?"

Hermine musste kurz überlegen, aber dann stieg ihr die Röte der Erkenntnis ins Gesicht.

„Ich glaube schon, Professor." sie schluckte.

„Was wollten Sie mir damals noch sagen?"

Wieder grübelte Hermine einigen Augenblicke, nach den richtigen Worten suchend.

Auf in den Kampf.

„Ähm… ich habe… mhhh… die Nacht… also…Sie … Dusche… und…"

„Miss Granger. Ich glaube zu wissen worauf Sie hinaus möchten, aber wäre es Ihnen dennoch möglich, in ganzen Sätzen zu sprechen?"

Tomaten… Ich weiß jetzt wie sich Tomaten fühlen. Ihr Gesicht wurde knallrot, als Hermine erneut sprach:

„Ich habe Sie an dem Abend nicht nur gesehen, sondern… ähm also auch… ähm… das gleiche gespürt…!"

Damit hatte der Zaubertränkemeister nun wohl doch nicht gerechnet, denn auch ihm schoss eine leichte Röte ins Gesicht. Aber Hermine konnte das zu seinem Glück nicht sehen, denn im Moment fesselte sie wohl eher das Muster vom Teppich unter ihrem Stuhl.

Der erste, der die Worte wieder fand, war Snape.

„Wie… ähm ich meine was genau haben Sie gefühlt?"

klirr Diesmal war es Hermines Teetasse, die den Boden näher kennen lernte. (AN: sie hat wohl den Hang dazu, den Boden mit anderen Gegenständen verkuppeln zu wollen  )

„Miss Granger, so schlimm, dass Sie mir mein Geschirr vernichten, kann es wohl kaum gewesen sein?"

In Hermine kroch langsam Wut hervor…

„Nicht so schlimm? NICHT SO SCHLIMM?"

Sie war aufgestanden und lief nervös und wütend auf und ab. Snape beobachte ihre Reaktion mit etwas Verwunderung.

„Nicht nur, dass ich einen meiner Lehrer unter der Dusche gesehen habe und das zudem auch noch nackt…" sie stockte. Sehr kluge Erkenntnis…

„… Nein, dieser jemand war auch noch der Meinung seine Fantasie auszuleben…"

Die letzten Worte hatte sie fast geschrieen und außer sich vor Wut verlies Hermine die Räume von ihrem Professor und rannte zurück in ihr Zimmer.

Wie lange sie schon vor Scham und Wut weinend auf ihrem Bett lag, wusste sie nicht. Doch ein Geräusch lies sie aus ihrer Lethargie hochschrecken. Suchend blickte sie sich um und fand kurz vor ihrer Tür einen Brief.

Missmutig stand sie auf, hob den Brief hoch und beäugte ihn zweifelnd.

Kann ja nur von ihm sein.

Doch der Umschlag war unbeschrieben.

Hermine setzte sich zurück auf ihr Bett und öffnete, leicht zitternd, den Brief.

Hermine,

da Sie wohl der Meinung waren, die Flucht zu ergreifen, war ich nicht in der Lage, mich zu erklären.

An sich sehe ich es eigentlich nicht für nötig an, mich überhaupt zu erklären.

Da aber die Situation etwas ungewöhnlich ist und Sie (sowie auch ich) darunter zu leiden haben, möchte ich Ihnen folgendes mitteilen:

Ja, auch ich bin nur ein Mensch. Und ein Mensch hat nun einmal auch, sagen wir, Gelüste. Hunger, Durst, Müdigkeit und eben auch sexuelle Gelüste.

Mir tut es leid, dass ich Sie so beschämt habe, aber glauben Sie mir, dass ich dies nicht mit Absicht getan habe.

Wird es Sie beruhigen, wenn ich Ihnen zusichere, dass ich, solange wir „verbunden" sind, einigen „Lastern" entsagen werde?

Außerdem bitte ich Sie, zurück in die Bibliothek zu kommen. Wir sind beide erwachsene Personen und ich denke, wir werden lernen mit der Situation umzugehen.

Ich werde Sie erwarten.

Severus Snape

Post Scriptum: Leisten Sie mir beim Abendessen Gesellschaft. S.S.

Hermine hatte wieder angefangen zu weinen, aber diesmal nicht aus Wut, sondern aus Verzweiflung.

Er hat ja Recht, wie konnte ich mich nur so kindisch benehmen?HHH