Hach, ich liebe Cliffhanger… Nein, im ernst: Ich hasse sie und deshalb tut es mir schrecklich leid, euch so lange warten zu lassen.
Aber nun geht es weiter…
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Severus hatte sich schon gewundert, warum der Lord so lange auf sich warten ließ. Mehr als fünf Wochen waren seit dem letzen Treffen vergangen. Und das war ungewöhnlich. Oder hatte Voldemort Verdacht geschöpft und ihn deshalb außen vor gelassen? Rache geplant?
Snape versuchte sich zu beruhigen, als er schnellen Schrittes über die Wiesen von Hogwarts zum Dunklen Wald lief. Nein, rannte.
Den Dunklen Lord lange warten lassen war keine gute Idee.
Als er die Grenzen des Schulgeländes erreichte, spürte Snape, wie der Apparierschutz nachließ. Mit einem schnellen Wink seines Zauberstabs entledigte er sich seiner Lehrerrobe und stand nun in voller Montur der Todesser im fahlen Mondlicht.
Der Schmerz heute war ungewöhnlich stark.
Der Lord muss wütend sein. Dessen Emotionen spiegelten sich immer in seinem Ruf wieder. War er versöhnlich gelaunt, war das Mal auf Severus' Unterarm ein leichtes Leuchten mit einem kaum spürbaren Kribbeln.
Heute jedoch war der Schmerz fast unerträglich.
Oh ja, der Lord war schlecht gelaunt.
Ein letztes Mal tief durchatmend, baute Snape seinen Schutz um seine Gedanken auf und disapparierte.
Als das Zerren in seinen Gliedern nachließ, fand er sich auf einer Lichtung wieder.
„Hat sich nun auch der Letzte bemüht?"
Ein eiskalter Schauer lief dem Potionmaster den Rücken hinunter als er die Stimme seines Meisters vernahm. Also war er mal wieder der Letzte.
Um keine weitere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, schritt Snape schnell in den Kreis der Gefolgsleute um ihn zu schließen.
In der Mitte stand Voldemort und musterte jeden einzelnen der Anwesenden. Snape erkannte Malfoy, Crabbe, Goyle, McNair und noch einige Andere. Obwohl deren Gesichter von Masken verhüllt, erkannte Severus sie doch an ihrer Körperhaltung.
Eine unangenehme Vorahnung beschlich ihn, als Voldemort erneut sprach.
„Ihr seid mir bis hierhin gefolgt. Einige treu ergeben und wenige verräterisch!"
Totenstille setzte ein, denn niemand wollte mit seinem Atem die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Der Lord drehte sich noch einmal langsam im Kreis, und nahm ein paar Todesser genauer in Augenschein. Auch bei Snape verblieb sein Blick länger als gewöhnlich. Severus meinte Enttäuschung in ihnen sehen zu können, doch Voldemort löste seine Augen und Snape tat es als Einbildung ab. Und doch konnte er nichts gegen die wachsende Nervosität in seinem Körper anrichten.
„Ich habe euch Aufgaben gegeben und werde nun die belohnen, die sie gut erfüllt haben." Er rief ein paar Namen auf und die genannten Anhänger traten näher an ihren Meister heran.
„Ich werde euch bald neue Aufgaben geben, für heute seid ihr entlassen. Geht!"
Eine größere Annerkennung konnten sie von ihrem Lord nicht erwarten, also disapparierte die kleine Gruppe glücklich zurück nach da, wo auch immer sie herkamen.
Von einem der jüngeren Todesser, die ihre Aufgabe also gut erledigt hatten, wusste Snape, dass dessen Frau vor wenigen Wochen ein Kind bekommen hat.
Und dann traf es Snape wie einen Blitz: Er hatte keine Aufgabe bekommen, die er hätte erledigen können. Ob erfolgreich oder nicht war im Moment egal. Wusste der Dunkle Lord um seinen Spion in den eigenen Reihen? Wusste er von ihm?
Doch weiter kam er mit seinen Gedanken nicht, denn ein giftgrüner Blitz durchzuckte die Nacht und ein Todesser direkt neben ihm sank lautlos zu Boden. Tot.
„Er hat seine Aufgabe nicht erledigt!"
Schweigen.
„Und nun zu dir." der Lord drehte sich weiter in Snapes Richtung.
„Lucius!" und an Severus vorbei. Ein innerlicher Seufzer entrang ihm.
„Ja, mein Lord?" Lucius Malfoy sank in die Knie und verbeugte sich tief vor seinem Meister.
„Die Ausgeburt, die du Sohn nennst, war noch immer nicht hier um mir seine Treue zu schwören. Was hindert ihn daran?"
Draco… Er ist doch noch ein Kind dachte Severus.
Malfoy schien nicht in der Lage zu sein, dem Lord eine zufrieden stellende Antwort zu geben.
„Crucio!"
Malfoy sackte auf dem Boden zusammen, und schrie laut vor Schmerz.
Er konnte seine Gefühle nie gut verbergen! Was für ein Leichtsinn.
Er wollte den Gedanken noch fortführen, als auch ihn ein Crucio traf.
„Du, mein lieber Severus… HAST MICH BETROGEN!" Alle Wut und Macht legte Voldemort in den Fluch. Snape spürte jeden einzelnen Muskel in sich vor Schmerz zusammenzucken und ein Rinnsal Blut floss aus seinem Mund, da Severus sich, um nicht zu schreien, auf die Zunge gebissen hatte.
Schon ewig schien sein Lord seine Wut an ihm auszutoben, als ihn die selige Dunkelheit der Ohnmacht fast übermannte.
Aber nur Fast. Er hörte in seinem Kopf eine leise Stimme immer und immer wieder flüstern:
Halt durch, ich bin gleich bei dir!
Halt durch, ich bin gleich bei dir!
Halt durch, ich bin gleich bei dir!
Durch dieses sanfte Flüstern schwebte Severus schmerzfrei aber noch bei Bewusstsein.
Wer bist du? schaffte er es zu fragen, ohne seine Lippen oder Stimmbänder zu gebrauchen.
Im Hermine.
Telin le thaed.
Lasto beth nîn,
to lo dan na nglald.
Hermine? Doch diesmal schien seine Ohnmacht stärker zu sein. Im letzten Atemzug hörte er noch einmal dieses Flüstern.
Im Hermine.
Telin le thaed.
Lasto beth nîn,
to lo dan na nglald.
Von seiner Neugier gepackt bekämpfte er die Ohnmacht. Wie lang lag er schon so hier? Bruchteile von Sekunden? Minuten? Tage? Er konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen. Was jetzt viel wichtiger war, warum war Hermine hier? Und warum sprach sie in einer so alten Sprache? Und was bedeutete es? Automatisch fand sein Kopf die benötigen Wörter.
Ich bin es, Hermine.
Ich bin hier,
um dir zu helfen.
Komm zurück zum Licht!
Wie einen Befehl klangen diese Worte. Waren es doch Hermines Worte, aber nicht ihre Stimme. Langsam fand er seine Sinne wieder und bemerkte, dass der Fluch nachgelassen hatte. Severus öffnete die Augen und blickte zu seinem Lord auf, der wie versteinert auf einen Fleck hinter ihm starrte. Kein Augenmerk auf Severus. Unter Schmerzen aber Kontrolle erhob er sich um dem Blick von seinem Lord zu folgen.
Was er dann erblickte ließ ihn erschaudern.
Da stand Hermine.
Hermine? Nein.
Sein Gefühl sagte ihm, dass es Hermine war, doch seine Augen straften ihn Lügen.
Diese Hermine war kein … Mensch. Sie war ein Wesen.
Und langsam schritt diese Gestalt auf die restlichen Todesser und ihren Meister zu.
Langes, goldenes Haar, ungebändigt und wild aber doch schien es wie flüssige Seide.
Perlweiße, dünne Haut. Kalt und doch so sanft.
Glutrote Lippen, voller Feuer und doch mit viel Liebe geschwungen.
Augen, die alles zu sehen schienen, Silbern.
Den Körper eingehüllt in ein weißes Gewand. Es schien noch weißer als selbst die Haut.
Und dieses Wesen schritt nun auf sie zu. Nein, sie schwebte.
„Was, in Merlins Namen…" setze Voldemort zu einer wütenden Sprache an. IHN unterbrach man nicht. Aber er kam nicht weit.
Eine sanfte Hand erhob sich und dieses Wesen, Hermine, öffnete den Mund um zu sprechen.
„Schweig, Mensch!" Diese Stimme. Ein sanftes Flüstern gleich eines Engels, doch ein Grollen, welches den Boden unter ihren Füßen zum beben brachte.
Zu Severus' erstaunen schwieg Voldemort tatsächlich. Hermine kam nun direkt auf Snape zu.
„Geht es dir gut?"
Ein Blick in ihre Augen genügte um zu erkennen, dass es tatsächlich Hermine war. Nur wer oder was hatte sie zu dem gemacht, was gerade vor ihm stand.
Sie schien sein Schweigen als positive Antwort zu verstehen und wandte sich nun dem Lord zu.
„Tom. Menschenkind."
Dieser hatte seinen Zauberstab erhoben und schrie in wilder Wut: „Avada Kedavra!"
Hermine jedoch lachte nur, als der grüne Blitz sie traf, umschlängelte und in den Nachthimmel verschwand.
„Du kannst uns nicht töten, Tom. Sei so gut und erspare uns dieses Menschengedös!"
Voldemort erstarrte: „Wer bist du?"
„Wir sind hier um dich vor einem großen Fehler zu bewahren, Menschenkind!"
„Wer bist du?" wiederholte der Lord.
„Wir haben keine Namen, Tom. Nicht so wie ihr. Was wir sind willst du also wissen?
Nun, wir sind eure Emotionen, euer Hass, eure Liebe. Und eure Loyalität, Mensch. Und wir sind hier um dich diesen Fehler nicht begehen zu lassen, den wir vor langer Zeit machten."
Damit ging sie zu der Leiche, berührte diese sanft mit ihren Lippen und der leblose Körper verschwand im Nichts.
„Wir haben nicht viel Zeit, Tom. Höre uns gut zu! Verschenke nicht fremde Loyalität! Denn du wirst sie brauchen, Mensch. Und nun verschwindet von hier!"
Langsam löste sich der Kreis von Todessern, denen die pure Angst ins Gesicht geschrieben stand, auf.
„Tom, wir werden uns wieder sehen und sei das nächste Mal besser vorbereitet. Geh, du Balg. GEH!"
Und damit war auch der dunkle Lord verschwunden. Die Lichtung war nun fast leer, bis auf Hermine und Snape. Dieser konnte aus unerklärlichen Gründen nicht disapparieren.
„Severus, ich denke du siehst, was wir dir versucht haben zu erklären. Aber du wirst es nicht verstehen. Nur eins bevor du gehst: Hermine wird heute noch nicht zurückkehren. Erkläre es dem alten Mann, aber verschweige ihm Details über uns. Wir lassen sie, sobald wir können, zu dir zurückkehren. Aber nun geh heim, Sohn!"
Hermine gab dem verdutzen und leicht verletzen Severus einen Kuss auf die Stirn.
Ein wohliges Kribbeln durchlief dessen Körper, aber er spürte, wie seine Wunden verheilten. Als sie von ihm abließ, blickte er ihr noch einmal kurz in die Augen und disapparierte zurück zum Schloss.
Allein auf der Lichtung blieb eine schmunzelnde Hermine.
Das haben wir gut hinbekommen, nicht wahr? –Ja!
