Kapitel 10
Mr und Mrs Snape

Severus zog Hermine in eine dunkle Nische, wo er an den Wochenenden häufig Schüler beim Knutschen fand. Wäre es nicht ironisch, wenn einer von denen jetzt dort über ihn stolpern sollte, wo er hunderte von Punkten für genau dies abgezogen hatte? Selbstverständlich waren seine Absichten, wenn auch nicht ehrenhaft, doch immer noch ehrenhafter als die irgendeines hormongesteuerten Teenagers. Und nach der Art, wie Hermine reagierte, vermutete er, daß seine Absichten sie nicht sonderlich kümmerten, ehrenhaft oder nicht, solange er sie weiter küßte. Aber das war nicht der Grund, weshalb er sie hierher geschleift hatte, jedenfalls nicht der Hauptgrund.

„Wie wär's mit einem herrschaftlichen Anwesen und keine Kinder?" fragte er, als er zurückwich und sie prüfend ansah. Er wollte den Ausdruck im Gedächtnis behalten, der über ihr Gesicht huschte, als ihr dämmerte, worum es ging. Er war unbezahlbar.

„Das ist der romantischste Antrag, von dem ich je gehört habe", sagte sie. Der Sarkasmus in ihrem Tonfall entging ihm nicht.

„Es ist der beste, mit dem du rechnen kannst, von mir jedenfalls. Ich kann nicht für deine zahlreichen anderen Verehrer sprechen."

„Du weißt, du bist der Einzige für mich", schnurrte sie in sein Ohr und brachte sein Blut zum Kochen. Er drückte sie enger an die Wand und bedeckte ihren Mund mit seinem.

„Also?" sagte er, als er schließlich den Kopf hob.

„Ein Haus und drei Kinder", konterte sie mit einem boshaften Lächeln.

„Ein Anwesen und eins."

„Hast du überhaupt ein Anwesen?" frage sie.

„Habe ich endlich die Frage gefunden, auf die du keine Antwort weißt?" Sie runzelte die Stirn, während er ihr einen finsteren Blick zuwarf. Es war unfair von ihr, ihn so zappeln zu lassen, während er auf ihre Antwort wartete.

„Ja", sagte sie nach einer Weile. Für ihn hatte es sich wie eine Ewigkeit angefühlt.

„Ja was?" fragte er, nur um es klarzustellen. Ja, sie würde ihn heiraten, oder ja, er hatte die eine Frage gestellt, die sie nicht beantworten konnte.

„Ja, ich werde dich heiraten, Sevie."

„Ich glaube, ich habe mal gesagt, daß ich dich nicht heiraten würde, wenn du mich mit diesem grauenhaften Namen ansprichst."

„Du ziehst dein Angebot also zurück?" fragte sie frech.

„Nein, ich warne dich nur, Hermi, daß ich solchen Unsinn von meiner zukünftigen Ehefrau nicht toleriere", sagte er, während er an ihrem Hals knabberte.

„Betrachte mich als gewarnt."

„Gut", sagte er. Er richtete sich auf, sah tief in ihre braunen Augen und schob ihr Haar aus ihrem Gesicht.

„Ich liebe dich", sagte sie leise.

„Ich liebe dich auch", erwiderte er, nahm ihre Hand und führte sie aus der winzigen Nische hinaus. Sie gingen mehrere Minuten in kameradschaftlicher Stille weiter, bis er bemerkte, daß sie neugierig zu ihm hinaufspähte.

„Was?" schnappte er.

„Hast du wirklich ein Anwesen?"

„Ist das wirklich wichtig für dich? Heiratest du mich wegen meines Geldes?" fragte er sarkastisch.

„Nein", sagte sie, etwas verärgert.

„Gut, ich hab nämlich nicht viel."

„Aber du hast ein Anwesen?"

„Eher ein Schloß - Snape Castle, in Nordengland. Es ist zugig, feucht und wird von diversen nervigen Geistern heimgesucht."

„Kein Wunder, daß du die Kerker magst - es ist ganz wie zu Hause."

„Außer, daß es weiter weg ist, was der größte Vorteil ist." Sie lächelte, sagte aber nichts weiter.

Sie gingen weiter, aber statt sie hinunter in die Kerker zu führen, wo seine Räume waren, nahm er sie mit nach draußen. Es war schön, wieder zurück in Hogwarts zu sein. Es war wirklich ironisch, denn er hatte es einmal mit einem Gefängnis verglichen. Aber es war besser als Grimmauld-Platz Nr. 12, und alles war besser als Askaban. Jetzt da der Krieg vorbei war, war er von beiden Orten befreit. Er hatte bereits sein Kündigungsgesuch eingereicht und ein kleines Landhaus gemietet. Er wußte, daß Hermine seine frühere Position als Zaubertränkelehrer akzeptiert hatte, und er hoffte, daß sie in ehelicher Glückseligkeit (oder so nah dran, wie er es sich wünschen konnte) in Hogsmeade leben konnten.

Als sie über die Ländereien wanderten, Hand in Hand, war er verwundert über ihre anhaltende Schweigsamkeit. Er hatte eher gedacht, daß sie aufgeregt über die Details der Hochzeit, die Detail ihres zukünftigen, gemeinsamen Lebens schnattern würde, nachdem er ihr einen Antrag gemacht und sie angenommen hatte. Offen gesagt war er etwas bestürzt über ihren Mangel an Enthusiasmus, besonders nachdem er sich auf so einen Angriff vorbereitet hatte.

„Nicht, daß ich mich beschweren will, aber warum bist du so still?" fragte er. Sie blickte überrascht zu ihm auf. Er hatte in der Tat tiefgründige Gedanken unterbrochen.

„Ich habe dich betrogen."

„Was?" flüsterte er und ließ ihre Hände fallen, als hätte er sich verbrannt. War es Potter? Ein Weasley? Wann war das passiert? Und, in Merlins Namen, warum erzählte sie ihm das jetzt, direkt nachdem sie seinen Heiratsantrag angenommen hatte?

„Als wir uns das erste Mal gestritten haben, richtig gestritten, und wir wieder dieses dumme Spiel gespielt haben... na ja, du solltest eigentlich McGonagall heiraten, aber ich hab geschummelt und statt dessen meinen Namen eingekreist. Ich fand nur, wir sollten nicht aufgeben, nur weil einmal von fünfundzwanzig Malen nicht mein Name rauskam." Sie redete wirres Zeug... was für ein Spiel?

„Also hast du nie mit Potter geschlafen?" Sie starrte ihn mit offenem Mund an.

„Nein! Oh, nein! Ist es das, was du gedacht hast?"

„Oder Weasley? Du hast sie beide nie geküßt, nie angefaßt oder auch nur auf die gleiche Weise an sie gedacht wie an mich?"

„Nein, nein, nein. Ich hab bei dem Spiel betrogen, ich würde nie in dieser Beziehung betrügen. Ich dachte nur, du solltest es wissen. Du schienst all dein Vertrauen in dieses Spiel zu setzen, und ich wollte, daß du weißt, daß nicht immer ich rauskam, aber ich habe mich für dich entschieden. Und, na ja, jetzt wo du es weißt, hoffe ich, daß du dich auch für mich entscheidest." Sie wischte sich eine kleine Träne ab, und er fühlte sich ein wenig schuldig. Aber bitte, was sollte er denken, wenn sie sagte „Ich habe dich betrogen"?" Er zog sie in seine Arme und küßte sie auf die Stirn.

„Ich entscheide mich für dich. Ohne den Dunklen Lord zum Ausspitzeln, einen Orden, der Zaubertränke braucht, und - dem Himmel sei Dank - keine Schwachköpfe mehr zum Unterrichten, wäre mein Leben wirklich sehr langweilig, wenn ich dich nicht hätte, um zu nörgeln und mich zu ärgern." Sie sah ihn finster an, und er erkannte, daß dies vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt für Sarkasmus war. „Was ich zu sagen versuche ist, daß ich dich liebe. Du machst mein Leben lebenswert, und ich freue mich auf unser gemeinsames Leben."

„Egal, was ein billiger Trick aus dem Wahrsagesalon sagt?"

„Na ja, das kann ich nicht völlig unberücksichtigt lassen. Es hat den Funken entzündet", sagte er, als er sich an ihr Haar schmiegte.

„Ich schätze, das hat es." Sie küßte ihn sanft. „Aber ich glaube immer noch, daß Wahrsagerei absoluter Mist ist."

„Was immer du sagst, Hermi."

„Halt die Klappe, und küß mich, Sevie."

ooOOoo

„Hast du ihnen gesagt, daß es nur ein Spiel ist, das du an deiner Muggel-Grundschule gelernt hast?" flüsterte Parvati Lavender zu.

„Natürlich nicht. Meinst du, sie würden jetzt heiraten, wenn sie denken würden, daß es nur ein Scherz ist?" zischte Lavender.

„Ich schätze nicht", gab Parvati zu. „Ich frag mich, warum Hermine das nicht gewußt hat, sie ist immerhin muggelgeboren."

„Sie steckte wahrscheinlich mit der Nase in einem Buch und hatte keine Lust, mit den anderen Mädchen blöde Spiele zu spielen - das gleiche wie in Hogwarts." Parvati nickte zustimmend. Plötzlich packte sie Lavender am Arm.

„Du glaubst aber nicht, daß es wirklich wahr ist, oder?" fragte sie nervös, beinahe in Panik.

„Nein", antwortete Lavender. „Wieso?"

„Ich hab nur dran gedacht, daß dieser Typ aus Ravenclaw, der immer in der Nase gebohrt hat, bei mir ziemlich oft rauskam." Lavender versuchte, ein Lachen zu unterdrücken, aber sie schnaubte dennoch.

„Lach nicht", schnappte Parvati. „Wenn es wahre Weissagungen macht, dann wirst du Crabbe heiraten."

„Nein, ich werde Oliver Wood heiraten", erwiderte Lavender knapp. Jetzt lachte Parvati.

„In deinen Träumen", gab sie zurück. Lavender verschränkte die Arme und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Geschehen zu. Es war eine schöne Zeremonie, auch wenn es Hermine und Professor Snape waren.

Ende


Anmerkung: So, das war's mal wieder. Ich hoffe, ihr hattet so viel Spaß mit der Geschiche wie ich. Vielen Dank für eure Unterstützung, liebe Reviewer! (-: