Kapitel 3 – Der wahre Alptraum
Harry arbeite noch die restlichen Hausarbeiten durch und beschloss gleich danach ins Bett zu gehen. Er hatte heute nicht daran gedacht das Denkarium zu benutzen, obwohl der Besuch bei Snape viele tief schlafende Erinnerungen in ihm geweckt hatte.
Mit dem Gedanken an Ron, der nun beim Ministerium in der Abteilung für vergessene Magie arbeitete und Hermine, die als einzige ihren einstigen Kindertraum bis zum Schluss verfolgte und nun ein hervorragende Auror geworden war, driftete Harry in die Welt der Träume ab.
Etwa gegen ein Uhr Nacht kam der Traum, der mehr eine Erinnerung war, die er früher, bevor das Denkarium zu seinem Pflichtprogramm wurde, schon so oft gesehen hatte: Diesmal war er Draco, nicht dessen Vater, der ihn an den Händen gefesselt Lord Voldemort vor die Füße warf. Er spürte den Blick der roten Augen auf seinem Haupt, ohne das er aufsah. Er spürte die Kälte, die von dem Dunklen Lord ausging.
Obwohl er unter einer warmen Decke schlief, fing sein Körper an leicht zu zittern.
was wirklich geschah
Er verspürte keine Panik, keine Angst, nur Wut über die eigene Hilflosigkeit, als er durch den Wink eines Zauberstabes auf die Beine gestellt wurde. Er schaffte es mühevoll das Gleichgewicht zu halten und seinem Feind ins Gesicht zu sehen.
„Harry Potter, welche Ehre. Du warst so beschäftigt damit meine Gefolgsleute nach Askaban zu bringen, dass ich schon annahm, Du könntest meine Einladung ausschlagen. Doch hier bist Du und dazu pünktlich auf den Tag."
„Wo sind Ron und Hermine? Wo sind alle anderen", unterbrach ihn Harry.
„Wie ich erwähnte, ist heute ein besonderer Tag.", setze Voldemort seine Ausführung mit Nachdruck fort. „Er würde in die Geschichte der Muggel eingehen, wenn sie danach noch im Stande wären ihre Geschichte auszuschreiben. Heute vollende ich nun endlich meinen Aufstieg zum größten Zauberer seit Anbeginn der Welt."
„Zum größten Warnsinnigen aller Zeiten bist Du ja bereits aufgestiegen.", spottete sein Gefangener.
„Es geht mir schon lange nicht mehr um die Schlammblutter, wie Du weist.", erwiderte Voldemort und stand vom seinem Thron auf. „Ich werde jeden auslöschen, der sich mir in den Weg stellte und jeden, der nur daran gedacht hatte. Mit Dir werde ich anfangen. Danach werden sich viele mir anschließen wollen, doch nun ist meine Geduld erschöpft. Sie werden alle um Gnade und um Erlösung betteln. Doch ich werde keinen verschonen und alle zerstören, ihnen meinen Willen aufzwingen, so wie ich es bei Deinen Freunden gemacht habe." Mit einer Handbewegung deutete der Dunkle Lord Harry sich umzuschauen.
Jetzt erst sah Harry sich richtig um. Er hatte die Gestallten in Kapuzen natürlich bemerkt, als man ihn in Halle hereingebracht hatte, doch erst als er sie sich genauer ansah, bemerke er mit Schrecken, dass es keine Todesser waren, sondern seine Freunde. Mitschüler standen links vom ihm, Lehrer wachten an seiner rechten Seite. Er begriff zuerst nicht, was passiert war, doch plötzlich verstand er … DER IMPERIUS FLUCH.
Ab da ging alles schrecklich schnell. Harry spürte wie die Fesseln seine Hände freigaben, doch er hatte keine Zeit gefunden über das Warum nachzudenken, im nächsten Augenblick hatte Voldemort bereits seinen Zauberstab auf Harry gerichtet. Der 17jährige sah sich vergebens nach einem Zauberstab um. Er vernahm, wie der schwarze Magier die ersten Silben des tödlichen Fluches aussprach, doch der Fluch traf ihn nicht. Im letzen Moment stellte sich eine Person schützend vor Harry, der wegen der schwarzen Robe und der Kapuze nicht erkennen konnte, wer ihm das Leben rettete. Erst viel später erfuhr er, dass es Neville Longbottom war, den er in diesen frühen Morgenstunden auf eine so schreckliche Art hatte sterben sehen.
Vor Harry Augen hatte sich der Körper des Jungen und dessen Kleidung in wenigen Sekunden in eine Statue aus Staub verwandelt. Geistesgegenwärtig griff der Gryffindor nach dem Zauberstab, den sein Mitschüler ihm vor die Füße geschleudert hatte, als er sich schützend vor ihn stellte. Diese Handlung war es, die schlussendlich den Kampf und somit den ganzen Krieg für ihn entschieden hatte. Genau in der Sekunde, als Harry sich nach dem Stab bückte, explodierte die Staubstatue mit einer gewaltigen Wucht. Scheinbar hatte nicht mal Lord Voldemort mit dieser Entwicklung gerechnet, denn als Harry sich aufrichtete, fand er diesen hustend und nach Atem ringend vor. Harry hingegen hatte nichts von dem trockenen Staub in Mund, Nase oder Augen bekommen. Er richtete den Zauberstab geübt mit sichrem Griff auf Voldemort: „Avada Kedavra!" Der Dunkle Zauberer wurde mit einer enormen Stärke gegen seinen Thron geschleudert, doch schon rappelte er sich auf und versuchte an seinen eigenen Zauberstab zu kommen, der nur wenige Meter vor ihm auf dem Boden lag.
Harry nahm nur verschwommen wahr, dass einige der starren Zuschauer sich aus dem Imperius-Fluch befreiten. Voldemorts Konzentration ließ also nach. Doch er war trotz des Avada-Kedavra-Fluches noch lange nicht am Ende. Er besaß bereits zu viel Macht. Vermutlich war es das Blut der Einhörner und der Drachen, die ihn leben ließen.
Eine Person trat an Harry und strecke ihm seinen eigenen, mit Phönixfeder ausgestatteten Zauberstab entgegen, den der Junge an sich nahm. Nun richtete er beide magischen Stäbe, die er in einer Hand hielt, auf den Zauberer neben dem Thron. Er rief erneut „Avada Kedavra!" und diesmal war die Wirkung so ungebändigt, dass Harry, der von den Kämpfen der Nacht geschwächt war, alle Mühe hatte die Stäbe nicht loszulassen. Die Strahlen, die aus den Spitzen der Zauberstäbe hervorsprangen hatten sich zu einem mächtigen in sich geschlungenen Strang verwandelt, der den Dunklen Lord direkt in die Brust traf.
Hinter sich hörte Harry die Stimmen von Dumbledore, McGonagall und Snape, die ihrerseits nun Todesflüche gegen Voldemort sprachen. Der Raum war durch die Zaubersprüche in ein grelles Leuchten gehüllt und auf einmal gab Voldemorts Körper nach. Er schmolz vor ihren Augen, begleitet von grässlichem Geschrei, während gleichzeitig sein Körper von innen auszubrennen schien. Wenige Augenblicke später zeugte nur ein großer grüner Smaragd in einem Hügel von Asche von dem einstigen Schwarzen Magier, der der größte Zauberer seit Anbeginn der Welt werden wollte und der-dessen-Name-nun-genannt-werden-darf.
Harry war damals erst nach drei Tagen in St. Mungo zu sich gekommen. Der Zauber hatte aus ihm viel Kraft abgesaugt. Er war zu unerfahren, um zwei Stäbe, die durch den Avada-Kedavra-Fluch gebunden waren, zu beherrschen. Doch er hatte überlebt. Und mit ihm auch seine Freunde, Lehrern, Mitschüler. Alle, bis auf einen.
Ende dessen, was wirklich geschah
Harry Potter wachte schweißgebadet auf und setze sich auf. Er versuchte zu begreifen, wo er war. Hogwarts. Sein Bett. Es war bloß ein Alptraum. Als Harry sich bemühte den gerade geträumten Traum zurück zu holen, entschwand ihm dieser endgültig. Alles was zurückblieb, war das Gesicht von Severus Snape, das aus Staub zu bestehen schien. Hatte er geträumt, dass Snape ihn gerettet hätte? Dass Severus für ihn gestorben wäre? Mit einem gequälten Stöhnen auf den Lippen drehte der junge Lehrer sich auf die andere Seite und versuchte erneut einzuschlafen, doch vergebens. Erst nachdem er sich nach einer Stunde aus dem Bett aufrappelte und über dem Denkarium vorgebeugt die Prozedur der Gedankenablage nachholte, fand er einen traumlosen doch ruhigen Schlaf.
Pünktlich um 08:00 Uhr stand Harry vor der Großen Halle und grüßte vorbeigehende Schüler. Um 08:05 schaute er in die Halle hinein, stellte fast beiläufig fest, dass Severus Snape auch heute nicht am Frühstückstisch Platz genommen hatte und entschied sich ebenfalls, natürlich unabhängig von irgendeinem Tränkemeister, dass er heute nicht mit den anderen frühstücken wollte und begab sich - eine Stunde zu früh – in sein Klassenzimmer.
Da ihr so lange auf die Fortsetzung warten musstet, habe ich als Entschuldigung gleich noch ein Kapitel hochgeladen. Viel Spaß beim Lesen.
