I. Teil
3. Kapitel
Von seinem Verschwinden an, kniete ich mich noch mehr in das Training hinein, mit dem Ziel ihn zu schlagen, wenn wir uns eines Tages wieder treffen würden. Dieser Gedanke war mein Ansporn, er beflügelte mich zu Höchstleistungen und gab mir das Gefühl eine Lebensaufgabe zu haben. So vergingen Jahre und ich vergeudete immer weniger Gedanken an unsere vergangene Zeit, zu sehr war ich vom Training vereinnahmt und er rückte immer weiter in die endlose Vergessenheit.
Doch dann plötzlich stand er wieder vor mir. Ich erkannte ihn sofort, seine Augen strahlten immer noch dasselbe aus, auch wenn nun ein Hauch von Kälte und Misstrauen in ihnen lag, die kindliche Neugier war verschwunden, der Wissensdurst und Tatendrang jedoch nicht. Sein Körper war gereift und ich stand nun einem jungen Mann gegenüber und obwohl ich ihn auf den ersten Blick erkannte, konnte ich doch nicht dasselbe auch von ihm behaupten. Vergessen schienen all die gemeinsamen Stunden, das harte Training, erst war ich erschrocken, dass er mich wie einen völlig Fremden behandelte, doch ich sah auch bald meinen Vorteil darin. Immerhin schien er verwirrt durch die Umgebung zu sein.
Ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis er seiner Neugier nachgeben würde und so war es auch. Er kam in die Abtei, in der Hoffnung herauszufinden, was ihm daran so bekannt vorkam. Unser Leiter klärte ihn dann schlussendlich auf und nutzte seine Verwirrung, um ihn auf seine Seite zu ziehen. Zwar hatte er damit meine Pläne durchkreuzt, jedoch war mir auch das Zusammenspielen mit ihm Recht. Doch er war nicht mehr so wie früher. Das, was uns damals verbunden hatte, war verloren und vergessen. Ich spürte seine Abneigung, seinen Widerwillen, ebenso seinen innerlichen Kampf und obwohl doch sein Großvater ihm seine Hand anbot, schlug er sie schlussendlich doch aus und wandte sich gegen uns und damit gegen mich. Ich war schon allzu sehr gefangen in diesem Strudel aus Intrigen und List, als dass ich mich hätte davon abwenden und ihm folgen können, was ich nur zu gerne getan hätte. So trat ich ihm schlussendlich als Gegner gegenüber und verlor…
Ich sah, dass er nicht mehr zurückkehren würde, auch wenn er wieder um unsere Vergangenheit wusste. Zu prägend war die Zeit außerhalb der Abtei gewesen.
Doch all dies machte mir in diesem Augenblick nichts aus, zu sehr war ich selbst von der Abtei geprägt worden.
Und so trennten sich unsere Wege wieder, er ging mit seinen neuen Freunden und ich blieb zurück. Wieder lebte ich nur in dem Bestreben, ihn zu besiegen, stärker zu werden als er und ihm das auch zu zeigen. Mein Weg entfernte sich von der Abtei, bald wandte ich mich gänzlich von meiner alten Schule ab und mit mir zwei andere. Freundschaftsgefühle entwickelte ich zwar nach wie vor nicht für die beiden, obwohl ich sie mittlerweile schon lange und gut kannte, jedoch blieben sie an meiner Seite und bestärkten und unterstützten mich in meinem Tun.
