Titel: Was aus mir geworden ist
Disclaimer: All diese Personen gehören J. K. Rowling, nur das, was ihr noch nicht kennt, gehört mir.

Chapter 1
Das Leben nimmt dich in die Hand

Hermine ließ ihren Blick durch das Cafe wandern, nachdem sie sich ein deftiges Bier bestellt hatte und lehnte sich müde in ihrem Stuhl zurück.

Sie war heute schon zum dritten Mal hier. Wie auch gestern, und vorgestern. Sie konnte die Tage nicht mehr zählen. Dessen war sie sich durchaus bewusst, doch sie wollte es nicht wahrhaben. Es passte nicht in ihre Welt. Nicht in ihr Leben. Das, das einst so geregelt und planmäßig gewesen war. Dem niemals ein Fehler unterlaufen war.

Nein, sie wollte sich selbst nicht glauben, was aus ihr geworden war. Sie überspielte ihre Gefühle, ihr Gewissen, ihr Denken.

Die Bedienung trat an den Tisch heran. Ihr Lächeln erlosch schlagartig, als sie Hermine erkannte.

„Ich glaube nicht, dass Ihnen ein weiteres Bier wohl tun würde", sagte sie. Es klang nicht freundlich, sondern bestimmt. Doch Hermine griff nach dem großen Glas und gönnte sich ein paar kräftige Schlücke. Sie brauchte jetzt Alkohol. Sie war müde und fühlte sich völlig ausgelaugt. In solchen Situationen benötigte sie es immer. In denen, in denen sie sich nicht eingestehen wollte, was aus ihr geworden war.

Als sie ihr Glas absetzte, war die Bedienung bereits gegangen.

Sie ignorierte das schlechte Gewissen sich selbst gegenüber. Ihr war bewusst, dass sie Alkoholabhängig war, und dass damit ein ernsthaftes Problem auf ihren Schultern lastete, doch sie wollte es nicht wahrhaben. Nicht, dass sie, Hermine Granger, diejenige, die einst so perfekt und vollkommen gewesen war, nun süchtig nach Alkohol war. Nicht, dass sie nicht einmal mehr richtig denken konnte, wenn sie ein Glas in der Hand hielt. Doch das Schlimmste war für sie, dass sie ihr Leben nicht mehr unter Kontrolle hatte.

Das war immer etwas gewesen, was die frühere Hermine perfekt beherrscht hatte. Das Leben in Zaum zu halten und alles geordnet und übersichtlich zu haben.

Es hatte sich geändert.

Ist es nicht so, dass jeder Mensch sich ändert? Das hier ist meine Veränderung gewesen. Es gibt viele, die Alkoholabhängig sind. Das ist normal.

So versuchte sie sich zu beschwichtigen. Das wollte sie sich einreden. Und nach und nach gab sie sich dieser Einstellung hin. Sie glaubte immer mehr daran, dass das, was sie tat, völlig normal und nötig war. Dass es fast jeder Mensch tat. Dass es nicht schlimm war.

Es macht dich kaputt sagte eine Stimme in ihrem Inneren. Doch sie ignorierte sie. Sie wollte ihr nicht zuhören. Sie wollte keine Bestätigung dafür, dass es schlecht war, was sie tat.

„Kann ich mich hier hinsetzen?", unterbrach jemand ihre stillen Gedanken. Ein schlanker, blonder Mann mit einem hübschen Gesicht stand vor ihr. Hermine bemerkte, dass das Cafe nun vollständig besetzt war und kein Tisch mehr frei stand.

„Hm", murmelte sie und nickte lustlos. Sie musterte ihn mit schummrigem Blick. Er war etwa in ihrem Alter, trug blonde Haare und einen feinen Anzug, der mit einem Schlips geschmückt wurde. Er lächelte ihr charmant zu.

„Einen schlechten Tag heute?", fragte er sie freundlich und sah ihr direkt in die Augen. „Das kommt bei mir auch öfters vor."

Hermine nickte nur zum wiederholten Male. Sie hatte keinen schlechten Tag. Dies war ihr Alltag. Vielleicht hatte sie auch jeden Tag einen schlechten Tag.

Es war ihr egal.

Der junge Mann schmunzelte, setzte sich und rückte seinen Stuhl näher an den Tisch heran. Anschließend streckte er ihr die Hand entgegen. „Mein Name ist Draco Malfoy", stellte er sich höflich vor und warf mit einer schlichten Kopfbewegung lässig seine Haare aus der Stirn.

Hermine kam dieser Name bekannt vor. Es brauchte einen Moment, bis in ihr ein Licht aufging. Draco Malfoy. Sie kannte ihn von früher. Er war es gewesen, der sie Schlammblut genannt hatte. Der sie gehasst hatte. Der so herab lässig zu ihr gewesen war, wie er es nur sein konnte.

Ihre Lippen verzogen sich zu einem amüsierten Lächeln und sie schlug in die Hand ihres Gegenübers ein. „Ich bin Hermine Granger", stellte sie sich vor.

Draco riss seine Hand aus ihrer und blickte sie entgeistert an. Hermine beobachtete genüsslich, wie er erblasst nach Worten suchte und sich sein Mund auf und wieder zu tat.

„Hermine Granger", sagte er dann.

„Ja, so ist mein Name." Hermine lachte ein weiteres Mal amüsiert auf, griff nach ihrem Bierglas und ließ den kühlen Alkohol genießerisch ihren Hals herunter laufen.

„Was aus dir geworden ist …" Draco schüttelte kaum merkbar den Kopf. „Traurig."
Hermine brauchte einen Moment, um den Iron in Dracos Stimme zu bemerken. „Es kann dir egal sein. Hau ab."

„Hermine, du warst immer die ordentliche, gefasste Schülerin, die alles im Griff hatte. Und jetzt? Alkoholabhängig? Wie du aussiehst! Deine Haare völlig zerzaust, du bist bleich wie sonst was und hast Ringe unter den Augen." Draco stand hastig auf. „Ich dachte immer, aus dir wird einmal eine berühmte Frau."

„Du bist noch genauso unreif wie früher Draco. Lass mich doch in Ruhe. Es ist mein Leben." Hermine griff zum wiederholten Male nach ihrem Glas.

„Ich bin nicht unreif, Hermine. Ich bin ein Gentleman. Ich war freundlich, obwohl ich von Anfang an gesehen habe, wie schrecklich und abstoßend du aussiehst. Aber dass das du bist, hätte ich mir nicht träumen lassen."

„Du willst ein Gentleman sein? Du willst nicht unreif sein? Schau dich doch an! In Anzug und Krawatte, vielleicht ein wenig Manieren, aber keinerlei Männlichkeit. Du machst mich fertig. Wir haben uns vier Jahre nicht gesehen. Du hättest zu mir sagen können, dass ich nicht so geworden bin, wie du es dir vorgestellt hättest. Wir hätten uns unterhalten können. Aber du musst gleich wieder anfangen. Wann kommt, dass ich ein Schlammblut bin? Ich warte schon darauf!" Hermine blieb ruhig und gefasst, doch ihre Stimme war undeutlich und unklar.

„Ich hätte nie erwartet, dich in so einem Zustand wieder zu sehen. Vielleicht hätte ich mich mit dir unterhalten können, wenn du normal wärst. Wenn du nicht dauernd saufen würdest. Aber so? Hermine, ich sage dir jetzt etwas: Du bist ein Schlammblut." Damit drehte er sich um und verließ das Cafe schleunigst. Die Tür schlug er lautstark hinter sich zu.

„Verdammt." Hermine ließ sich erschöpft wieder in ihren Stuhl zurück fallen. „Wie kann er nur?"

Doch sie wusste, wie er konnte.
Er hatte Recht.
Sie war alkoholabhängig. Sie sah abstoßend aus. Sie war abscheulich.

Das darf ich nicht denken, sagte sie sich und tat alles, um Dracos Worten keine Beachtung zu verleihen. Ich bin normal.

Sie nahm noch einen Schluck aus ihrem Bierglas. Die Bedienung kam heran und nahm ihr es aus der Hand. „Genug für heute", sagte sie.
Hermine widersetzte sich nicht. Sie sah ihrem Bier, das in die Spüle des Cafes geschüttet wurde, gedankenverloren nach.

Ende dieses Kapitels

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Queen Girl