A/N:

Hey, da bin ich schon wieder, und zwar mit einer kleinen Fortsetzung. Diesmal etwas kürzer, aber dafür recht zeitnah.

Dankeschön fürs Feedback. :-)

feaneth: Eifersüchtig? Joa, das kann man so nennen. ;-)

Adelaide: Na klar stimmt das mit der Werwolf-Adoption… –smile–

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Halt mich

Kapitel 3
Einhornblut & Phönixtränen

„Nun?", fragte McGonogall und ließ ihren Blick zwischen Harry und Snape hin und her schweifen, die gegenüber von ihr und Lupin auf einer für Snapes Wohlbefinden viel zu weichen und engen Zweiercouch saßen.

Snape stellte seine Teetasse beiseite, lehnte sich vorsichtig zurück und faltete seine Hände.

„Es scheint sich bei dem, was Mr. Potter hinsichtlich der Muggel vorausgesehen hat, tatsächlich um eine Vision zu handeln. Allem Anschein nach hat Potter seherische Fähigkeiten entwickelt …"

„Na toll, da wird Trelawney sich ja freuen", murmelte Harry und fing einen strafenden Seitenblick des Zaubertränkemeisters ein.

„Das heißt PROFESSOR Trelawney – und ich würde es vorziehen, wenn meine Ausführungen nicht von Ihrem wie immer inkompetenten Geschwätz unterbrochen werden, Potter!"

"Hattest du schon vorher Visionen, Harry?", fragte McGonogall.

"Ich … ich weiß nicht genau. Kann sein."

„Kann sein?", fuhr Snape dazwischen, „Merlin, wie kann man es nicht merken, wenn man Visionen hat? Spätestens beim Auftreten von Déjà-vus sollte ein halbwegs talentierter und intelligenter Zauberer stutzig werden. Sie sind doch einfach zu dämlich, Potter! Wie bitte wollen Sie Trottel die entscheidende Begegnung mit den Dunklen Lord überleben?"

Harry stellte seine Teetasse ab und drehte sich auf dem Sofa so, dass er dem Slytherin neben sich direkt ins Gesicht sah. Mit unbewegter Miene und leiser Stimme sagte er:

„Keine Sorge, Snape, nach dem großen Showdown sind Sie mich und meine brüskierende Inkompetenz los. Ich werde nicht überleben, so viel steht fest. Ich kenne mein Schicksal besser als Sie denken."

„Harry", flüsterte Lupin, aber der junge Gryffindor winkte ab.

„Schon okay, Remy, ich habe keine Angst zu sterben. Und mit dem anderen hat er ja auch Recht. Ich hab es für Zufall gehalten, dass meine Träume von den Horkruxen so viele Hinweise auf die Fallen beinhaltet haben, die Voldemort gestellt hat. Hätte ich kapiert, dass es Visionen waren, hättest du mich die letzten Wochen nicht nach jeder Rückkehr verarzten müssen …"

„Du warst verletzt?", fragte McGonogall alarmiert. „Aber davon hast du uns gar nichts erzählt …"

Harry zuckte mit den Schultern.

„Ich wollte niemanden unnötig beunruhigen, Minerva. Außerdem waren Remus, Ron und Hermine ja für mich da. Und seit der Begegnung mit Fawkes und dem Einhorn vor drei Wochen heilen selbst schwere Wunden in weniger als einem Tag."

„Kein Wunder", schnaubte Snape, „Einhornblut und Phönixtränen in Kombination sind pures, wenn nicht sogar das stärkste Lebenselixier, Sie dummer Rotzlöffel! Der Dunkle Lord wäre zutiefst neidisch, wenn er davon wüsste."

"Einhornblut?", stieß McGonogall hervor und Lupins Stimme zitterte vor Entsetzen:

„Harry, sag, dass das nicht wahr ist! Wer Einhornblut trinkt, ist auf ewig verflucht!"

"Oh nein, Lupin", sagte Snape in einem unergründlichen Tonfall, „nicht, wenn ein Einhorn sein Blut freiwillig anbietet, um das Leben eines anderen Wesens zu retten. Was laut unseren historischen Überlieferungen erst drei Mal vorgekommen ist. Nicht zu fassen, dass ausgerechnet Potter die Nr. 4 ist – alle anderen waren charismatische Persönlichkeiten, die nicht nur ihre eigenen Epochen, sondern auch ihre Nachwelt bis in die heutige Zeit geprägt haben."

Auf Harrys fragenden Blick hin erklärte McGonogall:

„Soweit wir wissen, haben bislang nur Jesus von Nazareth, Merlin und Jeanne d'Arc dieses lebensrettende Geschenk erhalten, je im Alter von 12 bis 14 Jahren. Alle drei waren große Seher, und ihre Fähigkeit, Visionen zu empfangen, wird mit dem freiwillig bedachten Einhornblut in Verbindung gebracht."

"Wow", entfuhr es Harry.

Von Snape war ein undefinierbares Grummeln zu hören.

"Möchtest du etwas anmerken, Severus?", fragte McGonogall.

Mit einem skeptischen Seitenblick auf Harry sagte der Zaubertränkemeister:

"Ich frage mich, wieso ausgerechnet SIE zu dieser Ehre gekommen sind, Potter. Eine große verbindende Eigenschaft Ihrer drei Vorgänger war Unschuld und Jungfräulichkeit, daher auch das geringe Alter. Sie aber sind schon 17 und …oh …", Snapes linke Augenbraue schoss angesichts des heftigen Errötens seines Couchnachbarns steil in die Höhe, „OH!"

Nach einem Moment der Stille sagte der Slytherin mit einem höhnischen Zucken um die Mundwinkel:

„Nein, oh nein, wer hätte das gedacht, der strahlende Retter der Zaubererwelt ist immer noch Jungfrau. Waren Sie in Ihrer unerträglichen Selbstverliebtheit zu sehr mit Ihrem Ruhm und Ihren vermeintlichen Heldentaten beschäftigt oder haben Ihre beiden kleinen Freundinnen Chang und Weasley Sie einfach nicht rangelassen? Haben Sie deshalb das Ufer gewechselt und schmeißen sich nun aus Frustration wie eine männliche Lolita an Lupin ran?"

Harrys Augen weiteten sich und das Rot seiner Wangen breitete sich in Sekundenschnelle über sein gesamtes Gesicht aus. Mit einem Schrei sprang er vom Sofa auf, schlug Snape mit der flachen Hand ins Gesicht und stürmte aus dem Salon.

Lupin sprang ebenfalls auf, warf seinem ehemaligen Lehrerkollegen einen giftigen Blick zu und rannte Harry hinterher.

Snape fasste sich an seine brennende Wange und McGonogall stellte ihre Teetasse so energisch auf dem Tisch ab, dass das Klirren des Porzellans durch den Raum hallte.

"Severus Tobias Snape, das war ganz und gar unangebracht!"

Noch nie in all den Jahren, in denen er sie kannte, hatte der Zaubertränkemeister die Ordenschefin so wütend gesehen. Selbst damals nicht, als Lucius Malfoy in seinem sechsten Semester mit dem spionierten Notfall-Passwort in den Gryffindor-Turm eingedrungen war, um – erfolgreich – den Quidditch-Pokal zu schänden, den Aufenthaltsraum und alle Schlafsäle für eine Woche irreversible in Slytherin-Farben zu hexen und die Kleider sämtlicher Muggelstämmigen mit dem Logo „Schlammblut" zu verzieren.

„Was, um Merlins Willen, hast du dir dabei gedacht, den Jungen so zu demütigen?", fragte McGonogall. Sie bemühte sich, ihre Stimme ruhig zu halten, doch ihre Augen leuchteten in Rage. „Harry hat dir nun wirklich nichts getan, er hat deine Feindseligkeit nicht verdient. Albus hat dir das all die Jahre zur Tarnung deiner Rolle als Spion durchgehen lassen, aber jetzt ist Schluss damit!"

„Albus!", lachte Snape bitter auf. „Unser allseits geschätzter Gutzauberer hat mich mit einem Unbrechbaren Schwur dazu verpflichtet, auf die verwöhnte Göre meines Erzfeindes bis zum Sieg über den Dunklen Lord so aufzupassen, als sei dieses aufmüpfige, ruhmsüchtige Balg mein eigen Fleisch und Blut! Ja, du hast richtig gehört: Ich muss diese kleine Ratte beschützen, damit sie nicht noch wegen ihrer eigenen Stupidität draufgeht, bevor sie ihre Pflicht und Schuldigkeit getan und uns alle gerettet hat. Ich bin sein Schutzengel, sein Wächter, sein geheimer Pate, aber das heißt noch lange nicht, dass ich Potter lieben muss – Merlin bewahre!"

McGonogall stand bedächtig auf und erwiderte Snapes aufgebrachten Blick mit einem Kopfschütteln. Das wütende Flackern in ihren Augen war wieder dem bekannten, amüsierten Funkeln gewichen, das Snape schon bei Dumbledore halb wahnsinnig gemacht hatte.

„Aber Severus, je mehr du Harry mit derartigen Angriffen schwächst, desto länger wird er brauchen, um letztendlich gegen Voldemort anzutreten und seine ‚Pflicht und Schuldigkeit' zu tun, wie du es so schön nennst. Nicht, dass noch jemand auf die Idee kommt, du würdest klammern und die Dauer eurer besonderen Verbindung – bewusst oder unbewusst – in die Länge ziehen …"

Auf Snapes Stirn erschien eine steile Falte, doch McGonogall fuhr lächelnd fort:

„Er ist kein Kind mehr, Severus. Vielleicht solltest du dein Engagement kritisch beleuchten. Und zwar in mehr als einer Dimension."

Snape sah ihr nach, wie sie den Raum verließ, und griff sich an die Stirn. Diese verdrehte alte Schachtel bereitete ihm mit ihrem wirren Gerede fast schon genauso starke Kopfschmerzen wie einst Dumbledore.

Fortsetzung folgt … versprochen. ;-)