Kapitel 12: Der einzig wahre Käse

Der Boden war wieder einmal feucht, da eine Toilette undicht war und das Wasser unter der Tür hervor sickerte.

Sie beschlossen nachzusehen, ob in diesem WC etwas Verdächtiges zu finden war.

Heini öffnete die Tür und schrack zurück.

„BUH!" schrie ihn die Lachende Weihrauchia an.

„Verdammt!" brüllte Heini zurück „Mußt du mich so erschrecken?"

„Ja selbst verständlich. Ich bin doch ein Geist!"

Heini rollte die Augen, wie es Gudmiene sonst zu tun pflegt.

„Sag mal hast du in letzter Zeit noch jemanden anderen erschreckt?" mischte sie Ronny ein und schubste Heini durch die Weihrauchia hindurch ins WC.

„Nein. – Das heißt ich habe es versucht, aber die Schülerin hat nicht reagiert, also habe ich sie nicht erschreckt." meinte Weihrauchia.

Nun rollte Ronny mit den Augen.

„Dieses Mädchen, das du erschrecken wolltest, war nicht zufällig die kleine Schwester von Ronny hier?" wollte Heini nun wissen.

„Mhh, vielleicht."

„Was soll das heißen? Kennst du sie nicht?" fragte Heini nach.

„Vielleicht heißt, was bekomme ich für meine Auskunft, Heini?"

„Du willst etwas dafür haben? Eine Bestechung? Was sollte einem Geist schon nutzen?" erkundigte sich Heini.

„Nun, ich möchte etwas, was mich an alte Zeiten erinnert, dann sag ich dir, was mit dem Mädchen war." beharrte Weihrauchia.

„OK! Ich kenne da einen guten Illusionszauber." sagte Heini. „Aber zuerst sag mir, was du weißt, dann wende ich ihn auf dich an."

„Ja, das ist fair. Also, Whiskey Wiesel kam hier vor ein paar Stunden rein. Ich wollte sie erschrecken, aber sie ließ sich überhaupt nicht stören. Dann ging sie zu einer der Kabinen und zauberte das WC fort. Sie sah einen Moment lang in das Loch und sprang hinein. – Das ist alles, was ich gesehen habe. Aber komisch war das schon, den genau in der Toilette bin ich damals gestorben." Sie zeigte auf die betreffende Kabine

„Moment!" mischte sich Heini ein. „Du bist da drin gestorben? Wie?"

„Oh, das war auch irgendwie lustig." kicherte sie. „Ich wollte mich hierher zurückziehen, um... naja, das hab ich euch ja schon mal erzählt. Auf jeden Fall kamen so lustige Blubbergeräusche aus der Toilette und da sah ich eben nach. Gerade als ich in die Schüssel sah, stieg eine Blase auf und dann war ich tot."

„Einfach so, von der Blase?" fragte Ronny verwirrt.

„Nun die Lehrer die dann hier auftauchten, sagten mir – also so wie ich jetzt bin als Geist – dass ich verstunkertötet worden wäre. – Verzauberst du mich jetzt?"

Heini nickte Ronny zu, damit er auch zauberte.

Gemeinsam sprachen sie „Illusia!" auf Weihrauchia, die daraufhin glücklich kichernd unter die Decke schwebte.

Heini schaute in das Loch im Boden der Toilette.

„Nun da müssen wir wohl runter." erklärte er.

„Ich bin doch nicht verrückt", erklärte Ronny.

„Da springe ich nicht runter."

„Ach komm schon. Ich mache es auch vor." sagte Heini und sprang todesmutig hinein.

Als er unten ankam rief er nach Oben „Alles klar, Ronny. Komm schon!"

„Nö!" rief Ronny zurück. „Ich denke nicht daran. Du macht doch immer das Finale ganz alleine. Ich warte hier, bis du wieder da bist. Und wenn du bis Morgen früh nicht zurück bist, dann fahre ich heim."

Tief unter dem Schloss hörte man Heini diverse Flüche ausstoßen, die hier natürlich nicht genannt werden, da es ja ein Jugendbuch ist.

Doch dann überkam Heini sein üblicher Heldenmut, der sich immer gegen Ende eines Buches aufzubauen scheint und er ging weiter und suchte Whiskey.

Irgendwann stand er vor einer Tür auf der deutlich ein löchriger Käse abgebildet war und das Wort ‚Käsekammer' stand.

Heine hatte nun den Verdacht, dass er seinem Ziel nahe sein könnte. Er griff in seine Tasche und zog die Klammer heraus, die er noch von Kräuterkuddelmuddel einstecken hatte. Er klemmte sie auf die Nase und öffnete die Tür.

Die Käsekammer, war ein großer Raum mit vielen Regalen, auf denen einmal sehr viele Käse gelegen haben müssen. Doch nun waren alle leer.

Am anderen Ende des Raumes, gegenüber von der Tür, war ein großer Tisch auf dem ein riesiger Camembert lag. Neben dem Käse stand Thomas Ratemal, allerdings schien der leicht durchsichtig zu sein und hielt ein kleines Stück Käse in der Hand.

Heini ging langsam auf ihn und den Tisch zu.

„Dhomas? Mast du Mwischky mgesehen?" fragte er undeutlich, da er ja eine Klammer auf der Nase hatte.

Doch Thomas schien ihn zu verstehen und zeigte auf den Käse. „Ja, sie ist da drin, nicht mehr lange und sie ist völlig verstunkertötet."

„Dhomas, mbitte mhelf mir. Ich muss sie mretten."

bettelte Heini doch Thomas schüttelte nur den Kopf.

Und da er langsam genug von Heinis komischer Aussprache hatte, beschloß er Heini über alles aufzuklären, bevor dieser noch mehr Fragen stellte.

„Ich werde dir nicht helfen! Mit jedem Atemzug den sie in diesem Käse macht, werde ich stärker und fange wieder an zu leben.

Ich war nur eine Erinnerung, gefangen in diesem Stück Käse." Er hielt das Käsestück in seiner Hand hoch, dass Heini als den käse erkannte, durch den er in die Vergangenheit gesehen hatte.

„Sie hat, genau wie du, davon gegessen und so bekam ich Macht über sie und führte sie hier her. Jetzt kann ich wieder leben und meinen schlimmsten Feind besiegen: Dich Heini Tupper. Oh, ja, du bist mein Feind!

Und bevor ich dir nun diese lächerliche Klammer von der Nase reiße, sollst du wissen, wer es war, der dich verstunkertötet hat. Ratemal! Werwohl!"

„Mwas msoll ich den mraten?" fragte Heini verwirrt zurück.

„Nicht was! Du Heini! Das ist mein Name: Ratemal, Thomas Ratemal. Doch mittlerweile kennt mich alle Welt unter dem Namen: Werwohl!"

Doch als er immer noch Heinis fragendes Gesicht sah, gab er auf es zu erklären und machte einen Schritt auf Heini zu, um ihm die Klammer von der Nase zu reißen.

Heine sprang jedoch zurück und eine wilde Jagd durch den Raum und um die Regale begann.

Jedoch endete sie fast so abrupt, wie sie begonnen hatte, weil Heini über seinen Schnürsenkel stolperte, hinfiel und dabei so ungeschickt gegen ein Regal krachte, dass sein Schuh hängen blieb.

„WAHHH!" schrie Ratemal und schreckte zurück.

Nun hielt er sich die Nase zu.

Heini brauchte einen Moment, um zu begreifen, was geschehen war.

Seine Socke schien so zu stinken, dass sie Ratemal abschreckte. Doch wenn seine Socke derart stank, fing es in Heinis Kopf an zu rattern, dann konnte der Käsegeruch doch eigentlich gar nicht so schlimm sein!

Er zog seine Socke aus und rappelte sich auf.

Dann humpelte er zum Tisch hin, gefolgt von Ratemal, der jedoch einen gebührenden Abstand hielt.

„Was hast du vor?" fragte er entsetzt.

Heini stach seinen Zauberstab in den Käse hinein.

Das erste was geschah, war, dass Whiskey plötzlich vom Camembert ausgespuckt wurde.

Dann schien er innerlich zu zerfließen.

„Fonduezauber!" erklärte Heini stolz, nun wieder mit normaler Aussprache, da er in der Überzeugung, der Käse rieche nicht schlimmer als seine Socken, – und den Geruch kannte er ja – die Klammer von der Nase genommen hatte.

Er mochte einfaches Maggi zwar nicht besonderes, aber bei den Fonduegerichten hatte er aufgepasst.

„Nein." schrie Ratemal und stürzte auf Heini zu.

Doch der ganze Camembert war zu einer labbrigen Flüssigkeit zusammengeschrumpft.

„Na warte, das wird dir gegen mich nicht helfen." drohte Ratemal und zog Whiskys Zauberstab den er ihr abgenommen hatte.

Heini zog ebenfalls seinen Zauberstab und sagte schnell „Heckmegdreckweg!"

Nun flog etwas von Ratemal weg – doch es war nicht dessen Zauberstab sondern das Käsestück, da Heini in der Aufregung nicht richtig gezielt hatte.

Doch noch während Ratemal laut loslachte und sich schon siegessicher wähnte, fiel ihm plötzlich der Zauberstab aus der Hand und seien Erscheinung wurde immer blasser, bis er nicht mehr zu erkennen war.

Heini starrte ungläubig in seine Richtung.

Nachdem er sich gesammelt hatte schaute er sich um und erkannte, was geschehen war.

Der Käse, in dem Ratemal als Erinnerung gelebt hatte, war zufällig genau in Heinis stinkenden Schuh gerollt und hatte sich fast völlig aufgelöst.

Nur noch ein keiner Klumpen war übrig und floss blubbernd aus dem Schuh heraus.

Whisky wachte in diesem Moment auf und wollte etwas sagen – doch der Gestank von Heinis Käsefüßen ließ sie wieder ohnmächtig werden.

Heini ging zu seinem Schuh und drehte ihn um.

Der Rest des Käses fiel auf den Boden und er zog Socken und Schuh wieder an.

Dann steckte er das kleine Käsestück ein und half Whiskey wieder hoch, die nun endlich wieder Luft bekam.

Gemeinsam gingen sie zum dem Rohr zurück, durch das sie nach Unten gekommen waren.

Ronny freute sich Heinis Stimme zu hören – bei seiner Schwester war er sich nicht so sicher – und lief schnell Hilfe holen.

Professor Nachtigall zauberte die beiden Schüler nach oben und brachte Whiskey in die Krankenstation.

Ronny hatte ihr zu folgen, da sie ja seine Schwester war – und nun war er sich sicher, nicht erfreut zu sein.