Es ist ein warmer Tag, endlich, und McKay und Kolya tragen nichts weiter als ihre Schuhe, und ihre Decken als Wickelröcke, die anderen Sachen trocknen in der Sonne.

McKay kommt sich ziemlich albern vor, hat aber den starken Verdacht, würde er darauf hinweisen, würde er noch alberner sein- das und... ihre Sachen verdienten wirklich eine Wäsche.

Das Sonnenlicht ist golden, die gehen die Lichtung entlang, halten dabei stets nach Essbaren Ausschau.

Die Lichtung ist eine schmale, ca. 500 Meter lange Wiese, an deren einem kurzen Ende ihre Höhle liegt, und an deren Längsseite der Fluss entlang fließt, um dann eine Kurve zu machen, und an der kurzen, der Höhle gegenüber liegenden Seite, auch entlang zufließen.

Dort ist der Strom flach und klar, und das Ufer ist breit und sandig, weshalb Kolya und McKay, wenn sie Fischen gehen, oder Wasser holen, immer den langen Weg die Wiese hinunter, auf sich nehmen.

Zu beiden anderen Seiten der Wiese ist Wald, tiefer, undurchdringlicher Wald, der an einer Längsseite der Wiese sogar einen gefährlich steilen Abhang hoch kriecht.

Das letzte Tageslicht lässt die hohen Bäume oben auf den Steilhang zu Silhouetten werden.

Die Luft ist unbewegt, Insekten summen. Es ist so friedlich, das sogar McKay keinerlei Drang zu reden verspürt.

Selbst Kolyas Messer, das links und rechts von ihm hohe Gräser kürzt, stört die Idylle nicht. Tatsächlich ist McKay gar nicht so unglücklich, den anderen Mann bewaffnet zu sehen, jetzt, da ihm endgültig und eindeutig klar ist, dass Kolya KEINERLEI Interesse daran hat, Rodney umzubringen.

McKay stolpert leicht, und der Wanderstock, mit dem er im trockenen Gras gestochert hat, fällt ihm aus der Hand. Als er sich danach bückt, rollt der Stock ein wenig von ihm weg.

Verwirrt richtet er sich wieder auf.

„McKay!"

Der Ruf ist nicht sehr laut, doch erschrocken, und McKay starrt Kolya an.

Zuerst versteht er nicht, sieht den Genii schwanken, sieht die weit aufgerissenen Augen des Mannes, dann, als er sich selbst auf dem Boden wiederfindet, begreift er:

Die Erde bebt!

Die Bäume und Büsche zittern, als schüttele sie ein unsichtbarer Riese, und ein Grollen und Prasseln lässt die beiden gestürzten Männer in Panik umherblicken.

Steine rasen den Steilhang hinab, nehmen auf ihrem Weg nach unten weitere mit, zersplittern sich, und McKay rollt sich zusammen, hält sich schützend die Arme über den Kopf und bittet stumm alle existierenden oder eingebildeten Götter, die Erde zu beruhigen, während unter ihm der Boden buckelt und zuckt-

Und dann ist es vorüber.

McKay braucht lange Sekunden, bevor er es wagt, auf zu blicken. Es ist still, nur einige Steine poltern noch den Anhang herab, prallen gegen die Bäume und kommen dann zum liegen.

„Kolya?"

Nichts, und das ist SCHLIMM.

McKay kämpft sich auf die Beine- sie zittern, als wären sie aus Pudding- und wankt zu dem gefallenen Genii.

„Kolya?"

Er dreht den Mann, der auf der Seite liegt, auf den Rücken, und holt scharf Atem, als er die kleine, blutende Kopfwunde sieht. Ein vorsichtiges Tasten offenbart, dass sich bereits eine Schwellung zu bilden beginnt.

Verwirrt sieht McKay sich um, dann begreift er: Als die Steine den Abhang herunterrollten, zersprangen manche von ihnen, einer dieser Splitter muss Kolya am Kopf getroffen haben.

„Mist Mist Mist MIST"

Was zur Hölle soll er jetzt tun?

Er kann den Kommandeur kaum zur Höhle zurücktragen, nicht mit einem Arm, der immer noch nicht 100 Prozent seiner früheren Kraft hat, noch ihn hier allein lassen, doch irgendetwas sagt ihm, dass es eine unglaublich schlechte Idee wäre, die Nacht auf der offenen Wiese zu verbringen.

„Oh, Mist..."

Vorsichtig klopft er auf Kolyas Wange, und erhält keinerlei Reaktion.

Die vorher goldene Sonne hat nun endgültig an Kraft verloren, und McKay spürt, wie er eine Gänsehaut bekommt. Die Abende kommen schnell in dieser Welt.

„Nun kommen Sie schon, wachen Sie auch, verdammt noch mal.."

Doch der Genii liegt vollkommen still.

Plötzlich ängstlich geworden, tastet McKay nach seinem Puls, und findet ihn kräftig und regelmäßig. Wenigstens etwas.

Er lässt sich im Schneidersitz neben dem Mann nieder, sein Messer und seinen Bogen neben sich, einen Pfeil auf der Sehne, obwohl- es war gerade ein Erdbeben, nicht wahr? Kein Tier würde so kurz nach einem Beben schon an Jagd denken...

Minuten verrinnen.

Es wird dunkler, langsam, beinahe unmerklich. Kolya Zustand verschlimmert sich weder, noch verbessert er sich, und McKay wird immer unruhiger.

Langsam, langsam kann er immer weniger in den Wald herein sehen, die Dunkelheit kriecht zwischen den schlanken grauen Bäumen heran...

Er hört ein Stöhnen hinter sich, und wirbelt herum.

„Oh! Gott sein Dank, Sie sind wach..."

Der Genii blinzelt, stöhnt noch einmal, diesmal etwas leidender, und tastet dann nach seinem Kopf.

„Sie... Sie haben einen Stein vor den Kopf gekriegt", informiert McKay ihn, und der Blick des Mannes richtet sich auf ihn.

„Wo.. wo sind wir?"

„Immer noch auf der Wiese, fürchte ich"

„Oh", sagt der Genii schwach.

„Können Sie aufstehen?", sagt McKay. „Denn ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass es so eine gute Idee wäre, hier zu übernachten..." Es gelingt ihm nicht, das nervöse Quieken aus seiner Stimme zu verbannen.

Kolya grunzt zustimmend.

„Helfen Sie mir hoch"

McKay steckt sein Messer in den Gürtel, und packt dann Kolyas Arme, und mit einigem Kraftaufwand gelingt es ihm schließlich, den Genii auf die Beine zu bringen.

Das Gehen ist viel mehr ein Taumeln- ein bedrückend langsames Taumeln, fügt McKay in Gedanken hinzu.

Dazu kommt noch, das überall auf der Wiese verstreut Steinsplitter liegen, und einer von ihnen durchbohrt zielsicher McKays linken Schuh.

„Was ist?", zischt Kolya durch vor Anstrengung zusammen gebissene Zähne, als der Doktor aufstöhnt.

„Ein verdammter Steinsplitter", keucht McKay, reißt sich dann aber zusammen, als er sieht, wie ihn der Genii mustert. Der Mann sieht fürchterlich bleich aus und hat eine beachtliche Beule.

„Es geht schon", sagt McKay, und ein Teil von ihm verflucht sich selbst dafür- so weit ist es mit ihm schon gekommen...

Die letzten Strahlen der Sonne versinken gerade hinter den Bäume, als sie die Höhle erreichen.

xxx

Oh, zum Ende hin wird aaaalles erklärt- aber zunächst müssen wir unsere pelzigen Freunde etwas vernachlässigen...