Discl. Mir gehört gar nichts von The O.C.
Vielen, vielen lieben Dank an Mijo für die Hilfe mit der Übersetzung, you're a star! Ausserdem vielen Dank für das Feedback an alle!
Die Dunkelheit
Der stumpfe Schmerz in seinem Kopf brachte Ryan zurück aus der Bewusstlosigkeit, zwang ihn, einen tiefen Atemzug durch zusammengebissene Zähen zu nehmen während sein Hirn damit beschäftigt war, eine Erklärung für die Kälte zu finden, welche er empfand und den Schmerz, der von jedem Knochen seines Körpers zu kommen schien.
Das Öffnen seiner Augen schien das Ganze nur noch zu verschlimmern, da es ihm unmöglich war, irgendetwas zu sehen ausser Dunkelheit. Sein Herzschlag stoppte für eine Sekunde als der Gedanke an Blindheit seine Gedanken durchkreuzte, Panik sich ausbreitete.
Er beruhigte sich selbst in dem er einige tiefe Atemzüge nahm und versuchte, sich auf die Ellenbogen hochzustemmen. Nach einigen Momenten des Abmühens musste er einsehen, dass die schwere Last auf seiner Brust es unmöglich machte sich von seiner jetzigen Position to bewegen.
Ryan begriff, dass er ohne Hilfe nicht aufstehen konnte. Er berührte seinen Kopf und fühlte eine flüssige Substanz. Er schätzte, dass er seinen Kopf angeschlagen hatte und dies offenbar Blut an seinen Fingern war. Wenigstens hatte er jetzt eine Erklärung für seine Kopfschmerzen
Er zermarterte sein Hirn, versuchte sich daran zu erinnern, welcher Tag es war und was er heute schon alles getan hatte, aber irgendwie war alles in seiner Erinnerung verschwommen. Ein stechender Schmerz schoss plötzlich durch sein rechtes Bein und er keuchte kurz, bevor er versuchte durch den Schmerz zu atmen, so wie es ihm der Arzt damals geraten hatte, als er als Kind seinen Arm gebrochen hatte.
Der Schmerz flachte schliesslich ab und bestärkt durch die Erinnerung an seine Kindheit beschäftigte sich Ryan wieder mit der Aufgabe herauszufinden, was genau heute passiert war. Er musste bald einsehen, dass er nicht das geringste mehr wusste und Panik kam in ihm auf als er sich nicht einmal mehr an seinen Namen erinnern konnte.
"Verdammt!"
Seine Stimme tönte gedämpft, als ob er in einem kleinen Raum war, umhüllt von Isolations Material. Ryan hob seine Hände und inspizierte die schwere Last auf seiner Brust. Er zuckte zusammen als es sich kalt anfühlte und ... nass.
Er tastete an seinem Körper entlang, seine Fingerspitzen untersuchten seine Umgebung bis sein Verstand endlich klickte und er die Substanz um ihn herum als Schnee identifizierte. Seine Finger schmerzten von der Kälte und er konnte spüren wie er sich verkrampfte von der Vorstellung, dass sein Körper von Eis eingeschlossen war.
"HILFE!"
Er hörte seinem eigenen Echo zu und wusste, dass wenn er wirklich im Eis eingeschlossen war, ihn niemand hören oder seine Position bestimmen konnte. Auf der anderen Seite hatte er keine Ahnung, wo genau er war und warum. Dieser Fakt zusammen mit dem Verlust seines Gedächtnisses machte ihm klar, dass er nicht einmal wusste, ob überhaupt jemand nach ihm suchte.
Er entspannte sich, nahm einige Atemzüge, liess seine Gedanken nochmals kreisen und war glücklich als plötzlich kleine Erinnerungsfetzen auftauchten. Eine Schule namens „Hill" und noch etwas, ein Fahrrad, das an einem rostigen Zaun lehnte, ein Bild von einem Plastik Pferd in einem teuer aussehenden Zimmer, eine blonde Frau und ein Mann in seinen frühen Zwanzigern in einem Trainer und schlussendlich ein Junge in einem grauen Kapuzenpullover, welcher von Polizisten in Handschellen gelegt und verhaftet wurde. Mehr verwirrt als erleichtert versuchte Ryan seinen Kopf zu schütteln und zwang sein Gehirn, sich an mehr Informationen zu erinnern. Er hoffte auf einige Namen, Plätze, oder einen Hinweis wo er wohnte oder wo er jetzt gerade war, aber es erschienen bloss dieselben Erinnerungen wieder und wieder.
Er nahm einen tiefen Atemzug durch die zusammengebissenen Zähne, welche bereits zu klappern angefangen hatten. Er geriet in Panik als er realisierte, dass er plötzlich wahnsinnig schnell ein- und ausatmete und nach Luft schnappen musste. Er zwang sich ruhig zu atmen, da er wusste, dass er knapp an Luft war. Er brauchte bloss einige Minuten bis er realisiert, dass er nur noch einige Momente hatte, bevor er in Ohnmacht fallen und fast sicher...sterben würde.
Ein letztes Bild erschien vor seinem Auge und Ruhe und Stille flossen durch sein Herz beim Anblick der blonden Frau und des Mannes mit den dunklen und lockigen Haaren, bevor er das Bewusstsein verlor.
In der Zwischenzeit im Hotel
Seth krachte laut in seine und Ryans Wohnung und rief nach seinem Bruder: „Ryan, Kumpel, bist du hier?" Als der jüdische Junge keine Antwort erhielt rannte er nervös durch alle Räume und schaute in jeder dunklen Ecke nach, ob Ryan dort sass und ihn nach dem vorherigen Streit ignorierte. Seth merkte bald, dass sein Bruder nicht in der Wohnung war und so machte er sich auf den Weg zurück zu seinen Eltern und sagte ihnen ausser Atem: „Er ist nicht oben"
„Aber laut der Dame am Empfang hat er seinen Skiunterricht abgesagt, wo könnte er also sein?"
„Wir müssen ihn finden Sandy!" rief Kirsten panisch aus, während sie den Arm ihres Mannes umklammerte.
„Beruhige dich Kirsten, wir wissen nicht einmal ob er da draussen ist. Lass uns vernünftig sein, wie würde Ryan denken?"
„Er hätte höchstwahrscheinlich nicht die Seilbahn genommen, Höhenangst und so, auch würde er nicht versuchen irgendwelches Geld von euch zu brauchen, da er sich schon mehr als einmal darüber beklagt hat, dass du sein Angebot, seinen Teil der Reise zu bezahlen, nicht angenommen hast."
Die Eltern nickten mit dem Kopf und erkannten Ryans Art zu denken in Seth's Worten.
„Weißt du warum er seinen Skiunterricht abgesagt hat Seth?" fragte Kirsten und versuchte sich zu beruhigen, indem sie alle möglichen Horrorszenarien aus ihrem Verstand verbannte. Seth wurde rot und liess seinen Kopf hängen, plötzlich mehr interessiert an seinen Schuhbändeln als an den besorgten Gesichtern seiner Eltern.
„Wir hatten einen Streit" murmelte er schliesslich ganz leise, während er immer noch auf den Boden starrte.
„Worüber denn?"
„Die ganze Situation..."
„Was ist passiert?"
„Ich...ich habe ihm...irgendwie gesagt, dass...er...bloss ein Projekt für euch wäre"
„Seth Ezekiel?" kreischte Kirsten empört und zog Seths Kinn nach oben, damit er ihr direkt in die Augen schaute.
„Was hast du dir bloss dabei gedacht?"
„Nichts! Ich habe schon seit Ewigkeiten nicht mehr richtig nachgedacht! Du hast uns, ihr beide habt uns alleine gelassen! Ich weiss nicht was heute Morgen passiert ist, aber ich glaube ich habe versucht ihn zu verschrecken. Damit ihr endlich sieht, dass etwas los ist und damit ihr endlich mit uns redet!"
Kirsten hielt sich die Hand vor den Mund, ihre Augen weit geöffnet. Sie war verletzt und das schlechte Gewissen stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sandy schaute Seth immer noch an, doch sein Gesicht war nicht mehr finster, nur besorgt, schuldbewusst und traurig, als er realisierte, dass sie in den vergangenen Monaten ihre beiden Söhne vernachlässigt hatten. Er hoffte bloss, dass dieser Schaden nicht zu gross war und sie alles wieder hinbiegen konnten.
Kirsten nahm einen tiefen Atemzug und antwortete mit einer leisen Stimme:
„Ok, das müssen wir später besprechen, zuerst müssen wir Ryan finden. Vielleicht ist er spazieren gegangen? Um über alles nachzudenken?"
„Lass uns die Empfangsdame fragen, vielleicht weiss sie in welche Richtung er gegangen ist" entschied Sandy und machte sich schon auf den Weg zum Empfang, welcher von hunderten von Leuten umgeben war. Es dauerte fünf Minuten bis er sich einen Weg durch diese Menschenmasse gebannt hatte und schliesslich beim Empfang angelangt war, wo er fragte:
„Könnten Sie mir wohl helfen? Sie haben uns darüber informiert, dass unser Sohn, Ryan Atwood, seinen Skiunterricht abgesagt hat. Wissen sie vielleicht, wohin er wollte?"
„Es tut mir leid, aber das hat er mir gegenüber nicht erwähnt. Aber ich habe gesehen wie seine Skilehrerin ihm sein Ticket gab. Normalerweise ist ein elektronisches Objekt an der Karte angebracht, damit man die Leute in den Lawinen finden kann. Falls er irgendwo in der Nähe der Lawine ist, wird die Suchtruppe ein Signal von ihm erhalten. Möglicherweise wäre es am Besten Sie würden hier auf irgendwelche Neuigkeiten von ihm warten."
Erklärte Sie mit gestresster aber dennoch höflicher Stimme.
„Danke!" nickte Sandy dankbar und lief zurück zu seinem Sohn und seiner Frau, die in einer Ecke der Lobby sassen. Ihre Gesichter waren bleich und müde.
„Er hat sein Ticket dabei, das mit einem elektronischen Gerät ausgestattet ist und im Notfall Signale aussendet."
Seth und Kirsten nickten und dankten Gott leise für die standardmässig installierten Vorsichtsmassnahmen in der Schweiz.
„Sie schlug uns vor hier auf Neuigkeiten zu warten aber ich glaube jemand sollte schon mal ins Krankenhaus fahre, falls er dorthin gelangt."
Als Kirsten erschrocken die Luft einzog, legte Sandy besänftigend seinen Arm um ihre Schulter und beruhigte sie.
„Ich möchte dich nicht beunruhigen aber doch glaube ich, dass wir an alles denken sollten. Also schlage ich vor, dass ihr zwei hier bleibt und ich rüber ins Spital fahre. In Ordnung?"
Energisch stand Kirsten auf, schüttelte kräftig ihren Kopf und antwortete mit einer starken Stimme: „Nein Sandy, Seth wird da bleiben und ich werde mit dir ins Spital gehen. Er ist noch ein Kind, er wird seine Mu...mich dort brauchen."
Sandy war überrascht über den entschlossenen Unterton in der Stimme seiner Frau, doch er konnte ihrem Vorschlag nicht so einfach zustimmen.
Nach der Bemerkung von Seth, bekennend, dass beide Jungs sich von ihm und Kirsten vernachlässigt gefühlt hatten, wollte er Seth nicht ganz alleine auf Neuigkeiten von seinem Bruder warten lassen.
„Wir können Seth nicht zurücklassen" sagte er ruhig und schaute ernst auf seine Familie. Kirsten gab ihm einen überraschten Blick aber Sandy konnte sehen, dass sie verstand.
„Vielleicht könnte ich bei Seth bleiben? Meine beste Freundin ist auch verschwunden und ich wäre froh wenn ich etwas Gesellschaft hätte..." unterbrach Stephanie leise die Familiendiskussion. Kirsten und Sandy drehten sich um und blickten auf das unbekannte Mädchen, welches auf eine Reaktion von Seth wartete.
„Mutter, Vater, das ist Stephanie."
„Hey" antwortete Sandy und Kirsten höflich aber noch immer mit einer gewissen Ungeduld in ihren Stimmen.
„Es ist okay, ich werde hier mit ihr bleiben, wir waren in letzter Zeit schon in genug Spitälern. Und so werde ich der erste sein, der zu Ryan „Willkommen zurück" sage kann..." sagte Seth seinen Eltern mit soviel Überzeugungskraft wie er noch aufbringen konnte.
Sandy umarmte Seth, klopfte ihm auf die Schulte und versprach sich selbst, dass sie gemeinsam diese ganze Unordnung entwirren würden, sobald Ryan heil und lebendig aufgetaucht war. Kirsten zog Seth an sich, strich ihm kurz über den Rücken bevor sie flüsterte:
„Ich lieb dich, Seht!"
Seth lächelte kurz, antwortete aber nicht. Er wollte nicht wieder zurück in die Routine fallen und so tun, als wäre in den vergangenen Monaten alles in Ordnung gewesen. Er schaute seinen Eltern zu wie sie durch die Lobby liefen und in der Parkgarage verschwanden. Als er merkte, dass Stephanie sich auf die Couch setzte, gesellte er sich wortlos zu ihr und legte seinen Arm beruhigend um ihre Schulter, wissend, dass sie wenigstens ihre Angst miteinander teilen konnten.
Im Krankenhaus
Eisige Kälte. Schmerz. Ärger..
Ein leises Piepsen war das erste, das Ryan vernahm, nachdem sein Verstand langsam wieder erwachte und den Weg ins Bewusstsein suchte. Sein ganzer Körper schmerzte, sein Kopf fühlte sich an als würde er gleich explodieren, aber offensichtlich war er noch am Leben. Wenn nur dieses nervende Geräusch aufhören würde! Der Ärger wuchs mit jedem Ton und mit der Wut, welche sich in ihm aufbaute, konnte er langsam seine Augen öffnen und ins grelle Licht blinzeln. Eine weisse Decke. Dieser Anblick brachte noch keine Erinnerung zurück. Erschöpft schloss er die Augen wieder und atmete tief ein, bevor er nochmals versuchte seine Augen zu öffnen und einen weiteren Blick zu riskieren. Dieses Mal schaute er sich genauer um, hob seinen Kopf langsam hoch, was dazu führte, dass ein stechender Schmerz in seinem Schädel ausbreitete, es fühlte sich so an als ob ihm jemand mit einem Hammer über den Kopf geschlagen hatte. Oder ob er von einem Pferd getreten worden war. Unmittelbar kam Ryan das Bild des Plastik Pferdes in den Sinn, welches er...wo auch immer er gewesen war...gesehen hatte. Er merkte, dass er bewegt worden war. Er sammelte all die Kraft, die er noch übrig hatte und hob leicht seine Hand, an welcher er eine Nadel mit einem Schlauch sah, welches zu der Infusion gleich neben seinem Bett hing.
Bett. Infusion. Nadel. Krankenhaus!
Erleichtert über seine Fähigkeit endlich eine Schlussfolgerung gezogen zu haben, liess er sich zurück auf die Matratze fallen und seufzte erschöpft. Obwohl er mit mehreren Bettdecken zugedeckt worden und das Zimmer geheizt war, fühlte er immer noch die eisige Kälte des Schnees tief in seinem Körper und seinen Knochen und er erschauderte. Sein Gehirn funktionierte noch nicht sehr schnell aber es gab sowieso nicht viel, an was er denken musste. Ryan konnte sich an keine Namen, Plätze, Leute oder Fakten erinnern, ausser an jene, welche er im Schnee gesehen hatte. Panik, das Gefühl von Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit stieg in ihm hoch. Das piepsende Geräusch, welches ihn vorhin schon verärgert hatte, wurde schneller und lauter und es dauerte nur einige Sekunden bis eine Krankenschwester durch die Tür gerannt kam und in einer ruhigen Stimme auf ihn einredete:
„Schnufa, das isch e panick attacke, eifach tüüf schnufa!"
Die seltsame Sprache half jedoch nicht ihn zu beruhigen. Er sammelte wieder alle Kraft, die er noch in seinem erschöpften Körper hatte, versuchte die Sauerstoffmaske, welche sie über sein Gesicht ziehen wollte, abzureissen und krächzte mit heiserer Stimme:
„Wo bin ich?"
„Du bist im Spital, Schätzchen. Würdest du mir einen Gefallen tun und tief einatmen? Du hast eine Panikattacke. Ich möchte, dass du tief einatmest; die Sauerstoffmaske wird dich dabei unterstützen, ok?"
Ihre stille und beruhigende Stimme hatte genau den erwünschten Einfluss auf Ryan. Er beruhigte sich, sein Atmen wurde langsamer und versuchte sich nur noch auf das Ein- und Ausatmen zu konzentrieren, während er seine Augen schloss. Sofort fiel er zurück in den Schlaf. Die Krankenschwester seufzte, mass seinen Puls und Blutdruck und legte dann sanft ihre Hand auf seine Stirn um zu sehen, ob er Fieber hatte, bevor sie zärtlich durch sein Haar strich und flüsterte:
„Immer mit der Ruhe Kind, du hast eine Menge durchgemacht. Wenn wir bloss herausfinden könnten, wer du bist?"
Während sie seine Infusion überprüfte blickte sie nochmals kurz zu ihm bevor sie sein Zimmer Nr. 22 verliess um sich um ihre anderen Patienten zu kümmern.
Sarah hatte seit ihre Schicht angefangen hat von ihrem Platz aus, dem Empfangstisch der Notfallsstation, das verzweifelte Paar beobachtet und mit jeder Minute, die verstrich, in der keine Neuigkeiten über das vermisste Familienmitglied eintrat, fühlte sie sich schlechter und der Drang irgendetwas zu tun, wurde immer stärker.
„Sie müssten ihn bis jetzt schon gefunden haben!" schrie Kirsten den Tränen nahe, während sie im Spitalgang hin und her lief.
„Beruhige dich, Liebling, sie tun was sie können. Vielleicht solltest du zurückgehen und ein wenig Schlaf tanken, ich werde hier auf Neuigkeiten warten" sagte Sandy leise und versuchte seine Geduld nicht zu verlieren. Er sah genauso müde und erschöpft aus wie seine Frau. Sie waren schon seit über 15 Stunden im Spital und noch immer gab es kein Anzeichen von Ryan. Seth hatte jede Viertelstunde bei ihnen aufs Handy angerufen aber sie konnten ihm nie bessere Neuigkeiten mitteilen.
Eine Krankenschwester verliess Zimmer Nr. 22, warf Sandy und Kirsten einen mitfühlenden Blick und ein ermutigendes Lächeln zu bevor sie in ein anderes Zimmer trat.
Es war ruhig auf der Intensivstation, da es drei Uhr morgens war und fast alle Patienten schliefen.
Die Lawine hatte ungefähr zwei Dutzend Verletzte gefordert, welche in alle möglichen Spitälern in der Region verteilt worden waren. Nur Schwerverletzte in kritischem Zustand waren in dieses Spital gebracht worden, da es am nächsten am Katastrophengebiet lag.
Sarah entschied sich eine Pause zu machen und leitete die Anrufe vom Stationstelefon auf ihr Handy, bevor sie sich auf den Weg in die Kantine machte, wo sie drei Kaffees holte, mit welchen sie zum einsamen Paar wanderte.
„Hey"
„Hey" antwortete Sandy höflich, doch seine Augen zeigten wie müde er war und die Hoffnungslosigkeit, die er fühlte.
„Wollen sie einen Kaffee?"
Nickend und ihr ein dankbares Lächeln zuwerfend nahm Sandy die zwei angebotenen Becher mit der heissen, schwarzen Flüssigkeit und reichte einen davon Kirsten, die den Becher mit einem Seufzen annahm und dankbar der Empfangsdame zunickte, bevor sie sich wieder auf den Stuhl setzte.
„Ich bin Sarah."
„Sandy und Kirsten Cohen."
„Nett sie kennen zu lernen!"
Sie erwartete keine Antwort, nahm stattdessen einen Schluck ihres Kaffees und beobachtetet Sandy, der leicht den Rücken seiner Frau streichelte bevor er sie an sich zog und ihren Kopf an seiner Schulter ausruhen liess.
„Dürfte ich sie wohl fragen, wen sie suchen?"
„Unseren Sohn" antwortete Kirsten mit gebrochener Stimme. Sarah nickte mitfühlend bevor sie ihnen vorsichtig sagte:
„Ich möchte nicht unhöflich sein, aber Sie sehen wirklich müde aus, Sie sollten etwas schlafen. Die Suche wurde vor zwei Stunden beendet, nachdem alle Signale gefunden wurden. Wenn sie morgen wiederkommen könnte ich ihnen helfen, in all den andern Spitälern nach Neuigkeiten von ihrem Sohn zu fragen"
Keiner der beiden antwortete, beide sassen einfach dort, starrten auf einen Fleck am Boden, offensichtlich nicht bereit jetzt schon aufzugeben. Sarah seufzte und stand auf, drehte sich um, bevor sie über ihre Schulter schaute und ihnen sagte:
„Rufen sie mich, wenn sie irgendetwas brauchen, ok?"
Nicht auf eine Antwort wartend kehrte sie an ihr Pult zurück und setzte sich vor ihren Computer bevor sie noch einen Blick auf das ruhige Pärchen warf. Sie wünschte sich sie könnte ihnen irgendwie helfen, doch in diesem Moment gab es nichts mehr, dass sie tun konnte.
