A/N:
Das hat doch länger gedauert, als ich dachte. Zunächst war da dieser scheußliche Writer's Block, jede Menge Klausuren und natürlich ständig Fahrstunden (ich hab die praktische Führerscheinprüfung übrigens beim ersten Anlauf bestanden). Dazu kam noch eine dieser Phasen, in denen ich mich einfach nicht zu irgendetwas aufraffen kann und überhaupt nichts zustande bringe, worunter nicht nur meine Fanfictions zu leiden haben.
Aber hier ist jetzt endlich das nächste Kapitel! Viel Spaß beim Lesen!
Vielen Dank Imobilus, ChrissiTine, Arnold Friedlich (inzwischen Ollivander), LuvLee, Baghira und Krieger des Wahnsinns fürs Reviewen!

Imobilus: Freut mich, dass es dir bisher gefällt. Ich hoffe, das tut es auch weiterhin. Gut zu wissen, dass es noch mehr Personen gibt, die unter Klausuren zu leiden haben. Gott sei Dank hab ich jetzt erst mal einen Monat keine. Ich hoffe, deine sind alle gut gelaufen.

ChrissiTine: Keine Ahnung, was JKR für Umbridge noch geplant hat, aber ich fand, dass es passen würde, sie an der Stelle einzubauen. Es gibt im HbP Hinweise darauf, dass sie immer noch im Ministerium arbeitet und Kontakt zu Scrimgeour hat und da Scrimgeour Percy nicht gefeuert hat, denke ich, dass auch Umbridge ihren alten Job noch hat. Danke übrigens für dein Verständnis bezüglich der langen Wartezeiten. Obwohl es diesmal zum Teil auch meine Schuld war.

LuvLee: Keine Sorge! Du bist fast immer die Erste, die ein neues Kapitel zu lesen bekommt. Zumindest frage ich dich vorher immer, ob du Zeit dafür hast.


5. Verbündete

Erfüllt von widerstreitenden Gefühlen kehrte Harry zum Appariertestzentrum zurück, um dort zu warten, bis Ron seinen Test bestanden hatte. Zu seiner Überraschung, kam Ron ihm jedoch sogleich entgegen, als er den Fahrstuhl verließ.

„Was ist los?", fragte er. „Ist die Prüfung schon zu Ende?"

Ron schüttelte den Kopf. „Ohne dich wollte ich die Prüfung nicht machen, Kumpel.", erklärte er und sah Harry ernst an. „Wir hatten ausgemacht, dass wir diesen Test gemeinsam durchstehen, oder? Also dachte ich, es kann nicht schaden noch ein wenig zu warten."

„Das hättest du wirklich nicht tun müssen.", murmelte Harry. Aber dass Ron extra wegen ihm wartete, machte ihn glücklich, auch wenn er das niemals laut gesagt hätte. „Außerdem war es umsonst; sie lassen mich nämlich immer noch nicht teilnehmen."

„Warum nicht?", fragte Ron erstaunt. „Was für einen Grund haben sie, es dir zu verbieten?"

Harry berichtete ihm mit knappen Worten, was geschehen war.

Ron hörte mit offenem Mund zu. „Oberfaul!", sagte er, als Harry geendet hatte. „Dumbledore hätte Umbridge damals den Zentauren überlassen sollen! Wie können sie es wagen, dich so zu erpressen? Glauben die wirklich, dass sie damit durchkommen?"

„Es sieht so aus."

„Das können wir doch nicht so einfach hinnehmen!", meinte Ron voller Empörung. „Es muss doch etwas geben, was wir tun können!"

„Ja, stimmt." Harry nickte. „Ich habe da auch schon einen Plan... Aber was ist mit dir? Du kannst die Prüfung immer noch machen, wenn du willst."

„Nein, nicht ohne dich!", erwiderte Ron halsstarrig. „Es ist nicht fair, dass du warten musst! Also werde ich so lange damit warten, bis du sie endlich auch machen kannst!"

„Das kann aber noch sehr lange dauern.", bemerkte Harry. Dass Ron so loyal zu ihm war, rührte ihn. „Ich bin nicht sicher, ob mein Vorhaben so funktionieren wird, wie ich es mir erhoffe."

„Egal.", meinte Ron achselzuckend. „Ich bin ja schließlich nicht wirklich auf diese blöde Prüfung angewiesen."

Voller Zuneigung sah Harry ihn an. „Du bist wirklich ein großartiger Freund, Ron.", sagte er. „Nicht jeder würde das tun. Auch wenn du damit wahrscheinlich nichts erreicht."

Ron trat verlegen von einem Bein aufs andere. „Na ja, um ehrlich zu sein, bin ich ganz froh darüber, den Test noch ein Weilchen hinauszögern zu können.", murmelte er. „Du siehst also, dass ich nicht ganz uneigennützig gehandelt habe…"

Harry lachte. „Trotzdem danke, Ron. Jetzt fühle ich mich schon viel besser."

„Nicht der Rede wert, Kumpel! Aber wir sollten Dad Bescheid sagen. Wie sieht dein Plan aus?"

„Nicht hier… zudem will ich Hermine einweisen", sagte Harry, nickte ihm verschwörerisch zu und wandte sich den Fahrstühlen zu.

„Weißt du, wo genau wir hin müssen, um zu Dad zu kommen?", fragte Ron stirnrunzelnd, als sie eingestiegen waren.

„Ich weiß, in welchem Stockwerk er früher gearbeitet hat.", entgegnete Harry. „Aber er wurde doch befördert, nicht wahr?"

„Jaah. Er leitet jetzt das Büro zur Ermittlung und Beschlagnahme Gefälschter Verteidigungszauber und Schutzgegenstände."

„Ich denke, das gehört immer noch zur Abteilung für Magische Strafverfolgung.", sagte Harry nachdenklich. „Probieren wir's da. Zweiter Stock!"

Da die Stimme, die für gewöhnlich die einzelnen Stockwerke ankündigte, fehlte, war es nicht ganz einfach für Harry und Ron, den richtigen Ausstieg zu erwischen. Beim ersten Mal stiegen sie zu früh aus, aber beim zweiten Mal erkannte Harry den Gang wieder. „Hier ist es.", rief er.

„Wieso hat Dad uns nicht genauer sagen können, wo wir hin müssen?", sagte Ron missmutig, als sie schließlich in dem Korridor standen. „Dieses Stockwerk ist so groß… Wir brauchen sicher ewig, um ihn zu finden!"

„Wahrscheinlich hat er eher damit gerechnet, dass wir die Prüfung ohne Schwierigkeiten bestehen.", meinte Harry.

Ron lachte kurz auf. „Wann ist bei uns jemals irgendetwas ohne Schwierigkeiten abgelaufen?"

Mr Weasleys neues Büro zu finden, war letztendlich jedoch gar nicht so schwer. Es befand sich direkt neben der Aurorenzentrale und war deutlich größer, als das Alte. Außerdem waren viel mehr Leute hier angestellt, die alle Mr Weasley unterstanden.

Dieser war ziemlich überrascht, als sie plötzlich auftauchten. Als er hörte, was passiert war, nahm sein Gesicht einen verärgerten Ausdruck an. „Das ist ja wirklich unerhört! Ich bin ja schon vieles von denen da oben gewohnt, aber das geht nun wirklich zu weit! Zu so etwas sollte sich unsere Regierung wirklich nicht herab lassen! Vielleicht sollte ich mal mit den verantwortlichen Personen reden…"

„Nein, lassen Sie nur!", sagte Harry hastig. Er wollte nicht, dass Mr Weasley sich seinetwegen in Schwierigkeiten brachte. „Danke für das Angebot, aber ich weiß bereits, was ich tun werde."

Mr Weasley sah ihn besorgt an. „Bist du sicher, Harry?"

Harry nickte heftig. „Sie haben bereits mehr als genug für mich getan, Mr Weasley. Ich werde mit dieser Situation auch alleine fertig." Jedenfalls hoffte er das.

„Molly und ich, wir sind immer für dich da, falls du unsere Hilfe brauchst.", sagte Mr Weasley ernst. „Du bist für uns beinahe wie ein eigener Sohn. Wir werden dich nicht im Stich lassen!"

„Danke, Mr Weasley.", sagte Harry leise. Erst Ron und jetzt Mr Weasley… Es war gut, zu wissen, dass Menschen hinter ihm standen.

„Alles geht vor die Hunde.", klagte Mr Weasley kopfschüttelnd. „Anstatt sich auf Du-weißt-schon-wen und die Todesser zu konzentrieren, machen sie dem Rest der Zauberwelt das Leben nur noch schwerer. Und ausgerechnet dir, Harry, wo du es auch so schon schwer genug hast… Wenn Dumbledore noch am Leben wäre, hätten sie das nicht gewagt!"

„Wahrscheinlich nicht.", gab Harry zu und vermisste Dumbledore wieder einmal umso mehr. Bisher hatte Dumbledore ihm aus allen schwierigen Situationen wieder heraus geholfen, auch wenn sie noch so aussichtslos erschienen waren. Nichts war für diesen Mann unmöglich und keiner war ihm auf Dauer gewachsen gewesen.

Jetzt musste Harry alleine zurechtkommen und er war sich nicht sicher, ob er schon so weit war. Seine Herausforderung an Scrimgeour hatte überzeugter geklungen, als er sich fühlte. Er war sich selbst nicht sicher, ob er das Richtige tat und ob er damit Erfolg haben würde. Es war durchaus möglich, dass er dadurch sogar noch mehr Schwierigkeiten bekam.

Aber er konnte auch nicht einfach so hinnehmen, dass man ihn erpresste! Mr Weasley hatte Recht; Dumbledore hätte das ebenfalls nicht zugelassen. Und Harry konnte es bei seiner Aufgabe auch nicht gebrauchen, dass das Zaubereiministerium ihm ständig zusätzliche Hindernisse in den Weg legte. Wenn er unabhängig sein wollte, musste er sich jetzt mit dem Ministerium anlegen, da er noch die Gelegenheit dazu hatte und dem Problem seine volle Aufmerksamkeit schenken konnte. War er erst mal mit der Jagd nach Voldemorts Horcruxen beschäftigt, würde sich dies als schwierig erweisen. Außerdem war Apparieren eine wichtige Art der Fortbewegung, auf die er vielleicht einmal dringend angewiesen sein würde.

Mr Weasley sorgte schließlich dafür, dass sie per Flohpulver zum Fuchsbau zurückkehren konnten. Seine Frau reagierte fast genauso, wie er; zunächst überrascht, dann empört, allerdings fiel ihr Wettern gegen das Ministerium weitaus lauter aus, als das ihres Mannes.

Harry und Ron schafften es glücklicherweise, dem bald zu entkommen und zogen sich mit Hermine in Rons Zimmer zurück.

„Ich brauche deine Hilfe, Hermine.", sagte Harry, als sie endlich ungestört waren.

Hermines Blick war besorgt. „Was hast du vor, Harry? Doch nichts Unerlaubtes!"

Er schüttelte den Kopf. Dann erklärte er Ron und Hermine seinen Plan.

„Das könnte sogar klappen…", sagte Hermine langsam, als er geendet hatte. „Natürlich besteht keine Garantie, dass das Ministerium sich davon beeindrucken lassen wird…"

„Du bist also einverstanden?"

Sie nickte. Dann lächelte sie. „Weißt du... die Idee hätte auch von mir sein können. So etwas ähnliches habe ich ja auch schon mal in die Wege geleitet."

„Ich weiß." Harry nickte. „Das hat mich auch auf diese Idee gebracht. Und deswegen brauche ich deine Hilfe!"


Nach Hermines Zustimmung kam es nur noch auf die Mithilfe einer Person an. Doch auch das erwies sich als unproblematisch. Bereits am nächsten Tag hatte Harry eine Zusage in der Hand.

„Das hätten wir also.", bemerkte er zufrieden. „Wir müssen nur noch zur vereinbarten Zeit am Treffpunkt sein!"

„Hast du schon mal darüber nachgedacht, wie wir da hinkommen sollen?", grummelte Ron. Als einziger war er über den Treffpunkt nicht sehr begeistert.

„Hermine kann apparieren, wenn sie will.", meinte Harry achselzuckend. „Und wir beide nehmen den Fahrenden Ritter."

„Na das wird ja ein toller Ausflug!", knurrte Ron. „Ich hasse diesen Bus!"

Die Fahrt mit dem Fahrenden Ritter am nächsten Morgen war wirklich kein Erlebnis, das einer von ihnen allzubald wiederholen wollte. Der magische Bus wurde noch immer von Ernie gefahren und die ganze Fahrt war eine einzige Tortur. Für Stan Shunpike war ein Ersatz gefunden worden; ein magerer junger Mann mit fettigen Haaren und einer dicken Brille, der kaum ein Wort herauszubringen schien. So ging es unter Knallen in rasender Geschwindigkeit über Felder, Autobahnen, durch Städte und Dörfer. Je angestrengter man versuchte den Überblick über die vorbeirauschende Landschaft zu behalten, umso weniger schien man erkennen zu können, bis alles zusammenfloß und zu einem einzigen faden Streifen wurde, der ab und zu die Farbe wechselte. Wenn man versuchte, ihn länger zu betrachten, breitete sich ziemlich schnell ein stärker werdendes Gefühl der Übelkeit im Magen aus, gegen das, einmal aufgetreten, nur schwer anzukommen war.

Das einzig Positive an dieser Höllenfahrt war, dass sie pünktlich in Hogsmeade ankamen, wo Hermine sie schon erwartete. Gemeinsam machten sich die drei Freunde auf den Weg und betraten wenig später den Eberkopf. Der Pub war noch ganauso ungepflegt, wie eh und jeh. Durch die verdreckten Fenster herrschte in dem schmutzigen Schankraum ein düsteres Zwielicht und der Geruch erinnerte Harry erneut an Ziege. Sie holten sich bei dem graubärtigen alten Wirt drei Butterbier und verzogen sich dann an einen Tisch in der Ecke.

„Warum müssen wir sie ausgerechnet hier treffen?", murmelte Ron und sah sich argwöhnisch um. Außer ihnen befanden sich noch zwei weitere Gäste im Eberkopf (beide natürlich vermummt), doch sie nahmen von dem Trio nicht die geringste Notiz und waren vollkommen in ihr Gespräch vertieft.

„Weil die Drei Besen immer noch geschlossen sind und ich ein Treffen in der Winkelgasse für zu riskant halte.", antwortete Harry auf Rons Frage.

Die Drei Besen waren geschlossen worden, nachdem sich herausgestellt hatte, dass die Wirtin und Eigentümerin Madam Rosmerta unter dem Imperius Fluch stand. Noch wusste niemand, wann und ob sie überhaupt in ihren Pub zurückkehren würde. Als einziger Ort in Hogsmeade blieb damit der Eberkopf übrig, denn in der Winkelgasse wollte Harry ihr Treffen nicht abhalten. Zum einen wurde dort jeden Tag ein Angriff von Voldemort erwartet, zum anderen waren dort auch ziemlich viele Ministeriumsangestellte unterwegs und Harry wollte nicht, dass das Ministerium von diesem Treffen vorzeitig Wind bekam.

„Jaah, schon.", grummelte Ron und nahm einen Schluck von seinem Butterbier. „Es ist nur so, dass wir mit diesem Ort auch nicht grad die besten Erfahrungen gemacht haben. Was ist, wenn wir wieder belauscht werden?"

„In diesem Fall dürfte das nicht so schwerwiegend sein.", bemerkte Hermine. „Bald weiß es hoffentlich ohnehin die ganze Zauberwelt."

Harry nickte zustimmend. „Und solange es nicht zufällig ein ministeriumstreuer Spion ist, kann uns egal sein, wer unser Gespräch mitanhört."

„Es war damals ein ministeriumstreuer Spion, der uns an Umbridge verraten hat!", wies Ron darauf hin.

„Das Risiko entdeckt zu werden, ist hier immer noch geringer, als anderswo... Ahh, da ist sie ja!"

Alle drei wandten den Blick zur Tür, die soeben aufgegangen war. Gekleidet in einen knallgelben Umhang, die Krokodillederhandtasche über der Schulter, betrat niemand anderes als Rita Kimmkorn den Schankraum. Einen Moment lang sah sie sich naserümpfend um, dann kam sie zu ihnen hinüber. „Was für ein bemerkenswerter Ort! Wie geschaffen für eine nette Unterhaltung! Sie haben wirklich einen merkwürdigen Geschmack, Harry...", sagte sie anstatt einer Begrüßung.

„Wenigstens sind wir hier ungestört.", entgegnete Harry gelassen.

Rita setzte sich auf einen Stuhl Harry gegenüber und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Warum diese Heimlichkeit? Sie haben doch nichts zu verbergen, oder?"

„Wenn dem so wäre, hätte ich mich sicher nicht ausgerechnet mit Ihnen getroffen!"

Harry betrachtete sie unauffällig. Sie sah besser aus, als bei ihrem letzten Treffen. Die fehlenden falschen Juwelen an ihrer Brille waren ersetzt worden und ihre kunstvolle Frisur saß wieder tadellos. Inzwischen arbeitete sie auch wieder für den Tagespropheten, allerdings wurde alles, was sie schrieb, von Hermine aufs Genaueste überwacht.

„Wie auch immer.", meinte Rita achselzuckend. „Sie sagten, Sie hätten ein Angebot für mich?"

„Allerdings, das habe ich."

„Dann schießen Sie los!" Sie sah Harry erwartungsvoll an.

Er ließ seinen Blick kurz durch den Pub schweifen, um sich davon zu überzeugen, dass niemand sie belauschte und murmelte vorsichtshalber auch noch den Muffliato-Zauber aus dem Buch des Halbblutprinzen. „Ich biete Ihnen ein Interview mit mir...", sagte er dann. „Meine Meinung über das Ministerium, seine Maßnahmen gegen die Todesser und seine Methoden."

„Aha." Rita schwieg einen Moment und betrachtete ihn nachdenklich. „Nach Ihrem Tonfall zu urteilen, sind Sie mit unserem Ministerium offenbar nicht sonderlich zufrieden."

Harry verzog das Gesicht zu einem freudlosen Lächeln. „Das bin ich auch nicht, nein."

„Gibt es dafür einen besonderen Grund?", fragte sie interessiert.

Er warf Ron und Hermine einen fragenden Blick zu. Beide nickten aufmunternd. Dann wandte er sich wieder Rita zu und berichtete ihr von den Ereignissen bei seinem letzten Besuch im Ministerium: Von der verweigerten Zulassung, von Umbridge und von Scrimgeours Erpressungsversuch.

Rita war eine sehr aufmerksame Zuhörerin. Was sie hörte, schien sie zu fesseln und bald hing sie geradezu an Harrys Lippen. Ohne, dass er hätte sagen können wie, hatte sie plötzlich ihre Flotte-Schreibe-Feder in der Hand und ließ sie eifrig mitnotieren. Harry ließ die Reporterin jedoch gewähren und verkniff sich nur mühsam ein Lächeln. Offenbar hatte Rita Kimmkorn Blut geleckt! Es würde hoffentlich nicht mehr viel brauchen, um sie für seine Sache zu gewinnen!

„Ohh jaa..." Als Harry geendet hatte, lag auf Ritas Gesicht ein Ausdruck träumerischer Verzückung. „Daraus ließe sich mit Sicherheit eine großartige Story machen! Ich sehe bereits die Schlagzeile: Harry Potters kühner Wiederstand gegen eine skrupellose Regierung und darunter: Mit welchen Mitteln das Ministerium versucht den größten Helden der Zauberwelt zu kontrollieren ..." Dann runzelte sie die Stirn. „Haben Sie denn an so etwas in der Art gedacht?"

„So in der Art, ja. Aber ich würde der Zauberwelt gerne noch meine eigene Meinung zum Ministerium sagen." Harry lächelte finster. „Das ist ja schließlich genau das, was Scrimgeour von mir will. Nur, dass ihm vielleicht nicht gefallen wird, was ich zu sagen habe."

Auf Ritas Gesicht erschien ein zweifelnder Ausdruck. „Aber wenn dem Minister nicht gefallen wird, was in dem Artikel steht, wird der Tagesprophet es möglicherweise nicht drucken."

„Und wenn schon!", schnaubte Hermine. „Dann wenden wir uns eben wieder an den Klitterer!"

Rita verzog das Gesicht. „Dieses Schundblatt? Was da drin steht, nimmt doch keiner richtig ernst!"

„Schon beim letzten Mal, als wir Harrys Geschichte von Voldemort darin veröffentlicht haben, haben viele dem Artikel geglaubt und das war noch zu einer Zeit, als alle Welt Harry für einen kompletten Idioten gehalten hat! Jetzt halten die Leute ihn für einen Helden!", erwiderte Hermine.

„Sie hat Recht!", sagte Harry und nickte zustimmend. „Wenn der Auserwählte etwas zu sagen hat, wird es den Leuten egal sein, wo sie von ihm hören! Sie werden es in jedem Fall lesen! Diese Sache soll endlich an die Öffentlichkeit gelangen! Wenn niemand etwas weiß, kann auch nichts dagegen unternommen werden! Die Leute werden sich überlegen, ob sie weiterhin einer Regierung vertrauen wollen, die mit derartigen Methoden arbeitet!"

„Ach ich verstehe." Die Reporterin sah ihn belustigt an. „Sie wollen dem Ministerium damit eins auswischen."

Harry zuckte die Achseln. „Das auch. Aber schreiben Sie das ja nicht so in den Artikel! In erster Linie möchte ich die Menschen aufklären. Das ist doch mit Sicherheit auch in Ihrem Interesse, wegen Freiheit der Presse und Aufklärung durch die Presse und soweiter."

„Hmm..." Rita trommelte unentschlossen mit den Fingern auf den Tisch und betrachtete gedankenverloren ihre Notizen.

„Ich denke, Sie wissen, dass Sie in dieser Angelegenheit keine Wahl haben.", sagte Hermine kühl.

Dafür wurde sie mit einem finsteren Blick belohnt. „Oh ja, natürlich! Wenn ich nicht alles tue, was Sie wollen, erzählt Miss Neumalklug den Behörden von meinem Geheimnis!"

„Sehr richtig.", antwortete Hermine gelassen. „Also schreiben Sie diesen Artikel!"

„Sie müssen doch zugeben, dass mein Angebot Sie reizt.", sagte Harry lockend.

Einen Moment lang sah die Reporterin so aus, als würde sie mit sich selbst ringen. „Na schön.", gab sie schließlich auf. „Ich mache es!" Sie sah Harry scharf an. „Allerdings nicht, weil mich Miss Besserwisserins Drohung beeindrucken würde!", sagte sie mit einem kurzen, vernichtenden Blick auf Hermine. „Auch ich lasse mich ungern erpressen!"

„Nur, dass Sie im Gegensatz zu Harry nicht viel dagegen tun können!", erinnerte Hermine sie sanft.

Rita tat so, als habe sie Hermine nicht gehört. „Ich möchte Ihnen damit vielmehr einen Gefallen tun, Harry! Und wer weiß... vielleicht werden wir in Zukunft ja noch mehr Interviews führen können...Vielleicht auch über den Tag, als Professor Dumbledore starb? Das Ende des mächtigsten Zauberers unserer Zeit aus der Sicht von Harry Potter – Wie ich seinen Tod erlebte... Was halten Sie davon?" "

Harry sah sie durchdringend an und schwieg. Also hoffte sie, ihrer Kariere durch Harry einen neuen Aufschwung zu geben. Offenbar glaubte im Moment jeder, ihn für eigene Zwecke einspannen zu können! Eigentlich hatte er nicht vor, so bald wieder ins Licht der Öffentlichkeit zu treten. Aber er war froh, dass sie eingewilligt hatte und so zuckte er nur die Schultern. „Vielleicht irgendwann mal. Können wir dann mit diesem Interview anfangen?"

Nach Ritas Einwilligung folgte ein intensives Interview, das einige Zeit in Anspruch nahm. Rita wollte alles über seine Meinung erfahren und Harry hatte endlich die Gelegenheit der ganzen Zauberwelt seine Ansichten mitzuteilen.

Schließlich war es endlich vorbei und die drei verabschiedeten sich von Rita.

„Halten Sie die Augen nach meinem Artikel offen.", sagte Rita zum Abschied. „Wenn Sie Glück haben, finden Sie ihn bereits morgen auf der ersten Seite des Tagespropheten!"

„Sagten Sie nicht, dass der Tagesprophet ihn vielleicht nicht drucken wird?", fragte Ron leicht überrascht.

„Daher sagte ich ja auch 'wenn Sie Glück haben'!", erwiederte Rita. „Aber es wäre sehr unklug vom Propheten, wenn er sich diesen Knüller entgehen ließe! Vermutlich wird es reichen, zu erwähnen, dass der Klitterer den Druck ebenfalls sehr gerne übernehmen würde..."

„Dann ist der Tagesprophet doch nicht mehr unter der Kontrolle des Ministeriums?", sagte Harry.

Freiheit der Presse, Harry, ist nicht das, wofür die meisten Leute sie halten.", sagte Rita mit unlesbarem Gesichtsausdruck. „In unserem Fall bedeutet es, dass jede Zeitung in einem Konflikt selber entscheiden kann, auf welche Seite sie sich schlägt..."

„Das heißt, der Tagesprophet ist nicht objektiv, sondern unterstützen die Partei, die ihm mehr Nutzen bringt!", unterbrach Hermine sie scharf.

„...Im Moment ist Der Auserwählte in jedem Fall eine gute Wahl.", fuhr Rita fort, als habe sie sie nicht gehört. „Lassen Sie mich nur machen, Harry! Sie bekommen Ihre Story!"

Und mehr wollte Harry auch gar nicht von ihr, darum beließ er es dabei.


Rita Kimmkorn hielt Wort. Bereits am nächsten Morgen war ihre Schlagzeile auf der Titelseite des Tagespropheten.

„Ich würde zu gern Scrimgeours Gesicht sehen, wenn er das liest!", sagte Harry grinsend, nachdem er den Artikel gelesen hatte. „Das muss bitter für ihn schmecken. Aber ich habe ihn gewarnt!"

„Umbridge wird dieser Artikel auch nicht gefallen.", bemerkte Ron. „Rita hat praktisch kein gutes Haar an ihr gelassen!"

„Das kann uns nur recht sein!", entgegnete Harry. „Es ist unglaublich, dass sie nach allem, was sie angestellt hat, überhaupt noch im Ministerium arbeiten darf! Mir wäre es recht, wenn dieser Artikel, das Ende ihrer Karriere bedeutet!"

Auch dieses Mal erhielt Harry zahlreiche Briefe von Lesern, die ihm fast allesamt versicherten, dass sie auf seiner Seite standen und es ungeheuerlich und empörend fanden, wie das Ministerium ihn behandelte. Zu seiner Überraschung waren viele von ihnen offenbar selbst Angestellte des Ministeriums, die keine Ahnung von den Methoden ihrer Führung gehabt hatten. Sogar einige hochrangige Vertreter des Zauberergamots waren darunter, die ihm ihre Unterstützung zusicherten.

Als Mr Weasley am Abend von der Arbeit nach Hause kam, beglückwünschte er Harry. „Offenbar hat der Minister wegen dieser Sache ganz schön viel Ärger am Hals. Zahlreiche Protestbriefe sind heute im Ministerium eingegangen und einige wichtige Vertreter des Zauberergamots, vor allem ehemalige Freunde Dumbledores, haben mit ihrem Rücktritt gedroht. Es wurden sogar schon Rufe nach Scrimgeours Rücktritt laut!", erzählte er. „Das wird natürlich nicht geschehen, aber die Angelegenheit hat große Wellen geschlagen! Es war ein genialer Einfall von dir, an die Presse zu gehen. Ich bin gespannt, wie lange Scrimgeour all dem Druck Stand hält."

„Was glauben Sie, was er nun tun wird , Mr Weasley?", fragte Harry ihn.

„Er ist nicht dumm. Er wird tun, was in dieser Situation das Beste für ihn ist und am Besten wäre es, wenn er eingestehen würde, dass er einen Fehler gemacht hat und dich die Prüfung nachholen lässt.", sagte Mr Weasley. „Ein Beharren auf seinem Recht würde die Sache nur noch verschlimmern und er kann es sich nicht leisten, die Bevölkerung noch mehr gegen das Ministerium aufzubringen. Fudges Fehler sollte er auf jeden Fall nicht wiederholen!"

„Er hat ihn bereits gemacht.", entgegnete Harry. „Er hat mich unterschätzt und gedacht, er könne mich kontrollieren. Und er hat nicht damit gerechnet, dass ich noch einmal an die Öffentlichkeit gehen würde!"

Mr Weasley sah ihn ernst an. „Es war wirklich dumm von ihm, dich zu unterschätzen, Harry.", sagte er leise. „Ebenso wie von manchen von uns Ordensmitgliedern. Dumbledore hat dich sehr geschätzt... und dir stets vertraut. Wir sollten anfangen, das ebenfalls zu tun."

Dieses Geständnis kam sehr überraschend für Harry. Er hatte bisher keine Ahnung davon gehabt, wie die Ordensmitglieder von ihm dachten und er war froh über Mr Weasleys Ehrlichkeit. „Danke, Mr Weasley.", murmelte er. „Aber ich kann die Zweifel des Ordens durchaus verstehen. Noch habe ich nicht viel getan, um ihr Vertrauen zu rechtfertigen."

„Du hast mehr getan, als mancher andere von uns!", sagte Mr Weasley entschieden. „Wir können dich nicht länger als Kind betrachten, denn das bist du schon lange nicht mehr! Bisher dachten wir, wir müssten dich beschützen, aber ich bin nicht sicher, ob wir das überhaupt können. Dieser Krieg hat dir bereits so viel genommen. Ich denke, du verstehst besser, als jeder andere von uns, was Verlust bedeutet und dennoch bist du bereit weiterzumachen und zu kämpfen. Aber du sollst wissen, dass wir hinter dir stehen. Du bist nun volljährig und kannst tun, was du willst, aber was du auch vorhast: Wenn du uns brauchst, kannst du auf unsere Unterstützung zählen! Wir sind für dich da!"

Harry konnte nichts sagen. Er fühlte einen dicken Kloß im Hals. Mr Weasleys Worte machten ihm mehr als alles andere bewusst, welche Verantwortung auf ihm lastete. Alles lag bei ihm. All die Menschen da draußen, die sich nun für ihn einsetzten, schienen das instinktiv zu wissen und setzten ihre Hoffnungen in ihn. Wenn er versagte, würde es für die Zauberwelt keine Hoffnung und damit auch keine Zukunft mehr geben.

Er spürte Mr Weasleys warmen, verständnisvollen Blick auf sich ruhen. „Mach dir keine Sorgen, Harry! Es wird alles in Ordnung kommen. Scrimgeour wird nachgeben, da bin ich mir sicher!"

Alles, was Harry zustande brachte, war ein Nicken.

Mr Weasley sollte Recht behalten. Wenige Tage später erhielt Harry ein Schreiben des Ministeriums. Darin wurde erklärt, dass alles nur ein bedauerliches Missverständnis sei und er die Prüfung nun offenbar doch machen dürfe. Desweiteren sei es für alle ein Vorteil, wenn er davon auch die Presse in Kenntnis setzen könnte...

„Nicht einmal eine Entschuldigung.", murmelte Hermine, als sie den Brief gelesen hatte. „Stattdessen wollen sie dass du so tust, als sei alles wieder in Ordnung!"

„Ich werde nichts dergleichen tun!", erklärte Harry entschieden. „Ich möchte mit dem Zaubereiministerium gar nichts mehr zu tun haben! Wenn ich endlich diese verdammte Prüfung hinter mir habe, haben die mich zum letzten Mal gesehen! Es wird Zeit, dass wir uns endlich den wirklich wichtigen Dingen zuwenden!"

„Gut gesprochen!", grinste Ron. „Soll uns das Ministerium doch den Buckel runter rutschen!"

Harry knüllte das Schreiben zusammen und wart es in den Papierkorb, der es gierig verschlang und genüsslich zu kleinen Schnippseln verarbeitete. Diesen Krieg hatte er gewonnen. Aber ein viel größerer wartete da draußen auf ihn. Sein eigentlicher Kampf stand erst noch bevor!


Im Moment habe ich keine Klausuren und solange der Writer's Block nicht wieder zuschlägt, werde ich in nächster Zeit hoffentlich viel zum Schreiben kommen. Allerdings wird das nächste Stück etwas länger und ich weiß noch nicht, ob ich nicht eventuell zwei Kapitel daraus mache. Das kann ich aber erst endgültig sagen, wenn ich mit allem fertig bin. Heißt, dass ich mal wieder nicht weiß, wann es weiter geht.;-)