Disclaimer: Die Personen und hier beschriebenen Orte sind geistiges Eigentum von J. K. Rowling. Dies ist eine Fanfiction, geboren aus einem Rollenspiel und dient keinerlei kommerziellem Zweck.

Viel Spaß beim Lesen und über zahlreiche Reviews würden wir uns sehr freuen!

Kapitel 1:

Regulus Geheimnis

Dunkelheit.

Selten zuvor hatte der kaum 20jährige Mann mit dem blassen Gesicht, das seine kleine Narbe am Mundwinkel besonders zur Geltung brachte eine solch finstere Nacht erlebt wie diese. Fast schien es, als sei dies ein Vorbote für das, was ihn bald erwartete.

Dass sie ihn bald haben würden, war Regulus absolut klar.

Aber vorher hatte er noch etwas zu erledigen und nichts und niemand würde ihn davon abbringen. Am allerwenigsten diese furchteinflößende Dunkelheit.

Er kannte seinen Weg blind.

Die Faust in der Umhangtasche umklammerte fest, was er in Sicherheit zu bringen suchte, während ihn seine Füße dorthin trugen, wo er das einzige Mal in seinem Leben so etwas wie Geborgenheit empfunden hatte. Dass das, was er dafür hielt, weit von wahrer Geborgenheit entfernt war, konnte er nicht einmal ahnen, doch darauf kam es jetzt auch nicht an. Er musste dorthin, um etwas zu verstecken, das vielen Menschen das Leben retten konnte.

Er tat es nicht, weil er edel war oder mitfühlend oder schwach. Er tat es, weil er wusste, dass die Anderen, diejenigen, die ihn jagen und finden würden, nahezu unbezwingbar waren, abgesehen von diesem kleinen Ding, das er in seiner Tasche verborgen hielt. Er konnte sich nicht mehr wehren, dass wusste er. Er konnte sich nicht auf Dauer verstecken oder gar den offenen Kampf suchen.

Er würde vielleicht Gnade finden vor seinem Meister, wenn er darum bat. Aber wenn es nicht so war, dann würde er, der unbedeutende kleine Regulus Black, dafür Sorge tragen, dass der dunkle Lord verwundbar, ja vielleicht sogar bezwingbar wurde.

Das war seine Lebensversicherung und sein Untergang zugleich, doch er konnte nicht mehr zurück. Sie hatten ihn durch das, was passiert war dazu gezwungen und nun würde er das Kleinod dorthin bringen, wo es seiner Meinung nach am sichersten war.

Nach Hause.

Während der junge Mann seinem Ziel entgegen lief, schritt ein anderer fast gemächlich durch die Räume des Hauses, das für Regulus der Inbegriff der Sicherheit war. Hier und da warf er einen Blick auf die eine oder andere Kleinigkeit, auf die schweren alten Sessel, in denen sein Vater oft in den Abendstunden gesessen hatte, auf den großen Eichentisch im Esszimmer, an dem die Familie pünktlich und ordentlich gekleidet zu den Mahlzeiten zu erscheinen hatte.

Sirius verzog das Gesicht. Das war schon lange vorbei. Was in den letzten Jahren hier vorgegangen sein mochte, wollte er sich nicht vorstellen. Er blickte die mit hochflorigem Teppich überzogenen Treppenstufen hinauf und legte eine Hand auf den Knauf des Geländers. Doch im gleichen Moment entschied er sich anders.

Nein.

Für die Zimmer oben war später noch genügend Zeit. Zeit hatte er jetzt genug. Zeit auszuräumen und das Haus von den düsteren Erinnerungen zu befreien und seinem neuen Zweck entsprechend herzurichten. Ein hämisches Grinsen huschte über sein Gesicht. Seine Eltern würden nicht gerade begeistert sein, wenn sie es wüssten.

Gedankenverloren zog er die Schublade einer Kommode auf und starrte auf den Inhalt, ohne ihn wirklich zu sehen. Seit der Nachricht vom Tode seiner Eltern versuchte Sirius, sich über seine Gefühle klar zu werden. Immerhin war er ihr Sohn. Trotzdem fiel es ihm schwer, Trauer zu empfinden. Überhaupt irgendetwas zu empfinden. Nichts verband ihn noch mit den Blacks oder ihrem Haus, außer dem Namen. Aber nach reiflicher Überlegung hatte er beschlossen, nicht auf sein Erbe zu verzichten, sondern es sinnvoll einzusetzen.

Ein Geräusch schreckte Sirius aus seinen Gedanken und er huschte blitzschnell hinter einen Vorhang. An der Tür war jemand und jeder, der dieses Haus betrat, konnte eine Bedrohung sein. Und mit Bedrohungen umzugehen hatte Sirius mittlerweile gelernt.

Vorsichtig spähte er durch eine kleine Falte als sich die große Eingangstür mit lautem Knarren öffnete. Regulus hatte sich Zutritt in sein Elternhaus verschafft wie ein gemeiner Dieb. Er hatte weder Schlüssel noch gab es jemanden, der ihm hätte öffnen können.

Kreacher war nach dem Tode seiner Eltern auf sein Geheiß hin bei Verwandten untergekommen, doch er würde in Kürze zurückkehren. Dazu war er, ebenso wie Regulus, viel zu sehr mit diesem Haus verbunden. Also war Regulus allein. Das war nicht die schlechteste Voraussetzung für das, was ihn hertrieb.

Leise und sicher bewegte er sich durch den Flur zum Treppenaufgang hin, um in die oberen Räume zu gelangen. Die Teppiche schluckten jedes Geräusch, doch trotzdem merkte er nicht, dass hinter dem Vorhang, den er passierte, eine Gestalt lauerte. Er stieg rasch die Stufen empor und kam wenige Minuten später wieder herunter. Es war das Beste, wenn er sich jetzt weit von dem entfernte, was er oben deponiert hatte.

Gedankenverloren ließ er noch einmal den Blick durch das Halbdunkel wandern, das er mit seinem Zauberstab geschaffen hatte. Vielleicht würde er all das hier nie wieder sehen.

Dann steckte er das Instrument wieder weg und machte sich eilig auf den Weg zum Ausgang. Doch als er den Vorhang erneut passieren wollte schoss eine Hand mit eisernem Griff daraus hervor und packte ihn im Genick.

"Nicht so schnell," fauchte Sirius seinen Bruder an.

Erstaunt und verärgert zugleich hatte er zugesehen, wie Regulus das Haus betreten hatte. Impulsiv wie er normalerweise war, war sein Griff sofort zum Gürtel gegangen, doch aus irgendeinem ihm nicht einleuchtenden Grund, hatte er die Hand zurückgezogen und abgewartet.

Schon lange hatte Sirius damit gerechnet, seinem Bruder noch einmal zu begegnen, auch wenn seine Befürchtungen in eine ganz andere Richtung gegangen waren. Und schon länger dachte er - ohne es auch nur vor einem Menschen zuzugeben - darüber nach, wieso sich Regulus soweit aus dem Fenster gelehnt und sich Voldemort angeschlossen hatte. Selbst ihre Mutter hatte diesen Schritt gescheut. Und was hatte sein Bruder oben gemacht?

Sirius wollte Antworten. "Was machst du hier?" fuhr er seinen Bruder an, während er ihn mit geübtem Griff seines Zauberstabs entledigte. Nachdem Regulus die Schrecksekunde überwunden hatte, begann er wie wild um sich zu schlagen.

Wer wagte es, ihn hier in seinem eigenen Hause anzugreifen? Wer wagte es, ihn zu fragen, was er hier zu suchen hatte?

Kalte Wut stieg in ihm auf, doch wenn er eine Sekunde lang nachgedacht hätte, wäre ihm sofort klar gewesen, wer ihn am Kragen gepackt hielt. Erst als sein Gegenüber ihm den Zauberstab entwunden hatte und ihn los lies begriff er, wen er da vor sich hatte.

"Du?" spuckte er seinem Bruder förmlich entgegen.

"Was zur Hölle machst ausgerechnet du hier?"

Als er sich wieder unter Kontrolle hatte, verfiel er in dieselbe arrogante Attitüde, die ihn sein Leben lang begleitet hatte. Er rückte sich demonstrativ den Kragen zurecht, strich sich die wirren Haare wieder glatt und zischte mehr als er es sagte: "Ich hätte nicht erwartet, dich jemals wieder in diesem Haus zu sehen, Brüderchen."

Abschätzend blickte Sirius seinen Bruder an. Wenn es einen Moment gegeben hätte während der letzten Stunden, in dem er sich gefragt hätte, warum er sein Elternhaus damals verlassen hatte, dann hätte er jetzt gewusst warum. Die Arroganz, die sofortige Anfeindungen, es war als wäre Sirius wieder in den Ferien nach Hause gekommen.

Aber diesmal war es anders.

Ein Lächeln umspielte Sirius' Lippen, das der Arroganz seines Bruders in keiner Weise nachstand. "Du hast sicher nicht erwartet, dass die Erbfolge noch eingehalten wird nicht wahr Kleiner?" gab er ruhig zurück. Wahrscheinlich hatte Regulus nicht einen Moment darüber nachgedacht, dass seine Eltern diese Kleinigkeit hätten versäumen können.

"Wie meinst du das?"

Noch während Regulus fragte realisierte er bereits die ganze furchtbare Wahrheit. Sirius würde Grimmauld Place erben, nicht er. Wie konnte das passiert sein, wo immer festgestanden hatte, WER sich des Erbes würdig erweisen würde. Der Schock darüber, das er das Haus seinem verkorksten Bruder würde überlassen müssen, sein Haus, sein zu Hause...er saß tiefer als alles, was er in den letzten Tagen mit angesehen hatte. Immerhin hatte ihn der Gedanke an den sicheren Hafen selbst in dunkelsten Stunden davor bewahrt, durchzudrehen.

Und jetzt das.

"Du...du kannst doch nicht im ernst..."

"... das großzügige Erbe meiner Eltern annehmen?" vollendete Sirius und nickte leicht.

"Und ob ich das kann!" Regulus Reaktion erfüllte ihn mit tiefster Zufriedenheit. So viele Jahre hatte der jüngere Black alles getan, um seinen Eltern zu gefallen, hatte während seiner Schulzeit jeden Schritt seines älteren Bruders zu überwachen versucht und nun blieb der erwartete Lohn aus. Sie standen nicht auf seinem Besitz, nicht er - Regulus - war in der Lage, dem schwarzen Schaf der Familie die Tür weisen zu können.

Ohne eine Spur des Bedauerns in der Stimme zuckte Sirius die Schultern. "Aber ich denke du wirst eine angemessene Bleibe finden, deine neuen Freunde werden dir sicher helfen oder?"

Regulus nahm Haltung an. Sein Gesicht verriet, wie immer in diesen Situationen, Nichts von dem, was in ihm vorging.

"Das Haus wird dich nicht glücklich machen. Du bist nicht dafür geschaffen, es zu besitzen. Du bist zwar hier groß geworden, doch du kennst es nicht einmal. Ich weiß nicht, ob ich noch da sein werde, um deinen Fall mitzuerleben, Bruder" wieder spie er ihm das Wort wie einen giftigen Pilz ins Gesicht, "aber die Gewissheit, dass du hier niemals glücklich wirst, wird mir ein Trost sein, was immer geschehen wird."

"Ich sagte ich werde das Erbe annehmen, ich sagte nicht, dass ich hier einziehen will," entgegnete Sirius kühl.

Nicht eine Sekunde hatte er daran gedacht, seine kleine Wohnung gegen dieses Anwesen auszutauschen. Gerade wollte Sirius noch eine Bemerkung nachschieben, als er plötzlich stutzte.

Wie meinte Regulus das, dass er vielleicht nicht mehr da sein würde? Sirius witterte eine Chance auf wichtige Informationen, blieb aber äußerlich ruhig "Was hast du vor? Willst du deinen Horizont erweitern und deine Machenschaften auf andere Länder ausdehnen?" fragte er spöttisch.

"Selbst wenn es so wäre. Denkst du wirklich, du wärst derjenige, dem ich es erzählen würde?"

Zum ersten Male in all den Jahren, schien Regulus´ perfekte Fassade aus Arroganz und Überheblichkeit Risse zu bekommen.

Er hatte Angst und er schaffte es nicht, diese Tatsache lückenlos zu verbergen. Er selbst war am allermeisten darüber erstaunt, das ihn seine tadellos antrainierte Haltung jetzt im Stich zu lassen schien.

Aber Sirius durfte es auf keinen Fall merken. Also sagte er barsch: "Im übrigen wird dich dieses Haus in deine Träume verfolgen, egal wo du lebst." Er kniff die Augen zusammen. Einer plötzlichen Eingebung folgend sagte er: "Ist es nicht heute schon so, großer Stern? Wälzt du dich nicht in mondhellen Nächten Schlaf suchend in deinen Kissen und versuchst die Schatten deiner Kindheit abzustreifen?"

„Du warst hier niemals zu Hause, niemals glücklich. Ich weiß es, denn ich habe dich beobachtet. Und ich habe dich nachts wimmern gehört. Erstaunt es dich, dass ich dich so gut kenne?"

Sein Gegenüber sah ihn misstrauisch an.

Regulus wollte Sirius treffen, bis ins Mark wenn er konnte. Er wollte jemanden leiden sehen, für das was er erleiden musste.

Jetzt, wie er überzeugt war.

Doch in Wahrheit für all die Jahre, in denen er das perfekte Kind war und doch so allein. Für all die Jahre in denen Sirius sich auf seine Kosten freigeschwommen hatte von der Familie und er eingesperrt war in ihren Zwängen. Für all die Jahre in denen Sirius beliebt und er bestenfalls gefürchtet war...

Er wollte Sirius Schmerzen zufügen, die er selber niemals aussprechen durfte. Und er wusste, was in diesem Hause geschehen war, würde keinen von beiden je loslassen. Dennoch war er klar im Vorteil, denn im Gegensatz zu Sirius hatte er Grimmauld Place lieben gelernt.

Zu Regulus' und selbst zu Sirius' Überraschung verfehlten die Worte ihr Ziel nicht.

Der misstrauische Blick wandelte sich in einen grimmigen und Sirius packte seinen Bruder wieder am Kragen und drückte ihn gegen die Wand. Mit funkelnden Augen brüllte er den nur wenig Kleineren an. "Pass auf, dass du dir mit deinen Vermutungen nicht irgendwann dein eigenes Grab schaufelst Kleiner! Du hast dich nie für das Innere eines Menschen interessiert, also versuch nicht bei mir damit anzufangen."

Wütend - ob nun über die Worte des Bruders oder über seine eigene Entgleisung, konnte er später nicht mehr sagen - verstärkte sich sein Griff noch. "Hättest du nur einen Funken Verstand, dann könnte das alles dir gehören. Dann würde ich es dir überlassen." Mit einem kräftigen Stoß ließ er Regulus los und wandte sich ab.

"Warum?" fragte er leise, bevor er sich wieder umdrehte.

Bei aller Impulsivität konnte er trotzdem nicht riskieren, den vermeintlichen Feind im Rücken zu haben, auch wenn es sich um seinen Bruder handelte.

"Warum zum Geier musstest du dich ihm anschließen?"

„Weil ich es konnte." Diese simplen Worte peitschten wie Schüsse durch die Dunkelheit.

"Sie wollten MICH, nicht den Namen und nicht den tollen großen Bruder. Mich. Du kannst nicht mal annähernd ermessen, was das für mich bedeutet hat. So jemand wie du würde es nie verstehen. Also mach dir nicht die Mühe, es zu versuchen...Brüderchen."

Für einen Moment herrschte eine Stille in dem großen Haus, wie sie noch nie vorher geherrscht hatte.

Im ersten Moment wollte Sirius wieder zupacken, Regulus erneut schütteln, doch nach dieser Erklärung starrte er seien Bruder nur an. Es war nicht die schreiende Arroganz gewesen, nicht das sprichwörtliche reine Blut, das in Regulus Adern floss. Es war keine Wichtigtuerei, es ging nicht darum in den richtigen Kreisen zu verkehren. Mit einem Male sah Sirius seinen Bruder mit anderen Augen und vieles, was dieser getan hatte während ihrer gemeinsamen Zeit machte plötzlich Sinn.

Und schlagartig war Sirius klar, er würde seinen Bruder gehen lassen.

Wie in Zeitlupe hob sich seine Hand und legte sich auf Regulus Schulter, während ihre grauen Augen sich trafen. "Es gibt andere Möglichkeiten Regulus. Möglichkeiten, für die du nicht so einen hohen Preis zahlen musst vielleicht."

Regulus starrte Sirius an.

Ein wahnwitziger Gedanke durchflutete ihn. Er verspürte den Wunsch, Sirius alles zu erzählen.

Ihn einzuweihen in das, was er erlebt hatte, wovon er erfahren hatte und was er versteckt hatte. Es hätte alles so viel leichter gemacht, es jemandem erzählen zu können.

Doch sofort meldeten sich die Bedenken.

Er konnte es nicht tun.

Er konnte Sirius nicht mit in dir Sache hineinziehen. Er hatte nie etwas Gutes für Sirius getan, doch in diesem Moment würde er es tun. Er würde ihn außen vor lassen und seine Probleme allein lösen. Schlimm genug, dass er in der Sache steckte. Er würde nicht noch jemanden mit hineinziehen.

Nicht diesmal.

"Es ist zu spät, Sirius. Zu spät."

Fast traurig sah er Sirius immer noch fest in die Augen. "Für mich ist die Sache gelaufen, schätze ich. Aber du musst mir versprechen vorsichtig zu sein, hörst du."

Eindringlich, fast manisch sprach er auf den Bruder ein. Ihm war plötzlich klar geworden, egal was er von dem anderen hielt, wenn er, Regulus, starb, war Sirius alles, was von der Familie Black noch übrig blieb. Sirius würde der einzige sein, der, in welcher Form auch immer, sich an ihn würde erinnern können.

"Ich habe nie viel für dich getan und wir haben uns nie wirklich gemocht, doch vielleicht tröstet es dich, das ich mich insgeheim immer an dir gemessen habe. Du warst der bessere von uns beiden, schätze ich. Deswegen schwöre mir, sollte mir was passieren, pass auf dich auf. Versprich es mir."

Dieses Geständnis war das ehrlichste, zu dem Regulus je fähig gewesen war und er selbst konnte nicht fassen, dass er sich diese Blöße gab, doch vielleicht war diese Moment zu wichtig, als das er ihn für ein Trugbild seines Egos verschwendete, denn er wollte noch etwas von Sirius.

Dieser hatte vieles erwartet. Dass Regulus seine Hand wegschieben würde, ihn anschreien oder mit weiteren Beleidigungen oder arrogantem Getue zeigen würde, was er von ihm hielt. Aber keinesfalls hätte Sirius irgendeine menschliche Regung erwartet, keine Warnungen an den verhassten Bruder, noch hätte er gedacht, dass Regulus zu solchen Worten überhaupt fähig wäre. Ein dumpfes Gefühl breitete sich in seinem Magen aus, das sich schnell zu einem Brennen steigerte.

Regulus musste verdammt tief in die Machenschaften des dunklen Lords verstrickt sein. Zu tief, um wieder herauszukommen. Und nicht tief genug, um es überleben zu können.

Und nicht der Orden war es, der das Leben seines Bruders gefährdete, auch das erkannte Sirius jetzt.

Und auch wenn sein Verstand ihm sagte, dass dies vielleicht das letzte Treffen zwischen den beiden Brüdern sein würde, schrieen ihm seine Gefühle förmlich entgegen, dass er etwas tun musste, um Regulus zu helfen.

Er wollte ihm sagen, dass alles gut werden würde.

Dass er ihn vom Orden des Phönix, von Dumbledore persönlich, an einen sicheren Ort bringen lassen würde. Wenn seine Vermutungen nur ansatzweise stimmten, würden sie Regulus mit Freuden aufnehmen und ihm jeden Schutz gewähren, wenn auch nur durch die Tatsache, dass er vielleicht unschätzbare Informationen liefern konnte.

Er wollte ihm sagen, dass er dafür sorgen würde, dass Regulus nichts passieren würde. Noch nie zuvor hatte Sirius auch nur einen Gedanken an Gefühle zu einem Mitglied seiner Familie verschwendet, doch jetzt schien er alles aufholen zu wollen, was er seinem kleinen Bruder die ganze Zeit versagt hatte.

Er war nicht da gewesen, um ihn vor diesem Fehler zu bewahren, aber er konnte da sein, um ihn vor einem schlimmen Ende zu bewahren. Und vielleicht doch auf den richtigen Weg zurückführen.

„Regulus ich kann…," begann er, doch der Ausdruck in den Augen des anderen lies ihn verstummen.

Was immer passiert war, es musste für die Gegenseite so schlimm gewesen sein, dass Regulus nicht den Hauch einer Chance zu haben schien, egal an welchen Ort man ihn bringen oder unter welchen Schutz man ihn stellen würde. Die ohnehin schon große Wut, die Sirius auf Voldemort und seine Schergen verspürte, wuchs ins Unermessliche.

Dennoch nickte er und brachte ein klares „Ich verspreche es!" heraus. „Was wollen Sie von dir?"

Das tut nichts zur Sache", kam die kurze und schroffe Antwort. „Aber ich schenke dir etwas, als Wiedergutmachung für alles, was ich dir angetan habe sozusagen. Deine Freunde, sie sind in Gefahr. Der Lord ist hinter den Potters her. Ich habe ihnen etwa Zeit verschafft, denn sie suchen nun nach mir. Doch bald werden sie in Godrics Hollow auftauchen. Mach damit, was immer du willst. Es wird alles sein, was ich dir sagen kann."

Regulus hatte nach wie vor nicht die Absicht, Sirius in irgendetwas einzuweihen, was ihn und seine kurze Karriere bei den Todessern betraf. Zu viel war zwischen den Brüdern vorgefallen, als das er diese Intimitäten hätte Sirius mitteilen können. Er hatte sich entschieden und würde nun die Konsequenzen tragen.

Niemals hätte er es für möglich gehalten, dass die Gleichgesinnten, mit denen er sich umgeben hatte, sich gegen ihn wenden könnten. Niemals hatte er damit gerechnet, herauszufinden, wie weit er von diesen - konnte er sie noch Menschen nennen? - entfernt war.

Er hatte sehr konkrete Vorstellungen vom Leben und seinen Regeln gehabt, als er sich der Gefolgschaft des Lords angeschlossen hatte und sie schienen ihm all die Möglichkeiten zu eröffnen, die ihm die Gesellschaft bisher verweigert hatte. Dort war er jemand gewesen, hatte er geglaubt.

Doch die Wahrheit sah anders aus.

Er zählte auch dort gar nichts. Er war nur Mittel zum Zweck und danach entbehrlich geworden und nicht einer seiner ´Freunde´ hatte ihm zur Seite gestanden, als er gegen die miese Behandlung aufbegehrt hatte. Stattdessen waren sie alle schnell bereit gewesen, auf ihn zu verzichten, so wie Schakale, die ihre Artgenossen am Aas verbissen um selbst mehr abzubekommen. Da endlich war ihm klar geworden, dass sie alle nur niedere Kreaturen waren, die sich an Voldemorts Aas die Bäuche voll schlugen. Skrupellose Verbrecher, denen es egal war, wenn sie über Leichen gingen, die teilweise sogar Spaß daran hatten, ihre sadistischen Neigungen auszuleben und sich dadurch erhaben zu fühlen.

Das war der Moment gewesen, in dem er beschlossen hatte, auszusteigen. Doch hatte er nicht damit gerechnet, dass man aus Voldemorts Gefolgschaft nicht einfach ausstieg...

Er schüttelte den Kopf und fuhr mit der Hand durch sein bleiches Gesicht, als wolle er die Bilder die ihn quälten wegwischen. Er zwang sich zur Ordnung. Es gab etwas zu erledigen, bevor er sich seinem Schicksal stellte, oder sich ihm zu entziehen versuchte. Welche Alternative es sein würde, würde die nächste Zukunft bringen.

"Hör mir zu. Es ist nicht viel Zeit. Oben in Mutters Zimmer habe ich etwas deponiert. Ich sage dir nicht wo, aber du wirst es finden, wenn es Zeit ist. Solltest du es finden, dann verschwende keinen Gedanken mehr an mich, denn dann werde ich sicher tot sein."

"Es tut also nichts zur Sache, aber es ist wichtig genug, dass sie dich töten werden." Sirius schüttelte ärgerlich den Kopf, aber mit Regulus zu diskutieren würde nichts bringen. Also mussten sie sich auf das wesentliche konzentrieren und dies schien seinem Bruder sehr wichtig zu sein.

"Und was ist wenn ich es finde?"

„Es ist der Schlüssel zum Ende der dunklen Ära. Das allein wird nicht ihn nicht stürzen, aber wenn du es genau untersuchst, wirst du feststellen, wie er zu besiegen ist. Es ist ein Puzzleteil zum wahren Wesen des dunklen Lords doch was es genau ist, wage ich nicht zu sagen. Ich weiß nicht, ob er nicht schon ganz in der Nähe ist, vielleicht durchdringen seine Gedanken schon meine. Also denke ich nicht einmal an das Kleinod. Denke daran, du kannst nur besiegen, was du kennst und es wird dir dabei helfen, deinen Gegner kennen zu lernen. Ich werde jetzt gehen, denn du bist in Gefahr, wenn du in meiner Nähe bist und sie werden bald wissen, wo ich bin. Hüte dich und unseren Namen und denk an das Kleinod. Es wird dir vielleicht eines Tages helfen, wenn es mir schon nicht helfen konnte."

Er griff nach seinem Zauberstab und wendete sich zum gehen. Doch er drehte sich noch mal um und sah seinem Bruder ein letztes Mal in die Augen.

"Ich weiß, dass du am liebsten sofort suchen würdest, wovon ich sprach. Aber bedenke, du wirst es nur finden wenn ich tot bin. Wie sieht's aus, großer Bruder? Wünscht du es dir?"

Ein undefinierbarer Ausdruck lag auf Regulus Gesicht, als Sirius ihn fassungslos anstarrte, doch er ersparte Sirius die Antwort und nahm wortlos Abschied von seinem Elternhaus.

Was immer die Zukunft bringen würde, er hatte getan, was nötig und möglich war und würde sein Schicksal erwarten.