°°°°° Muss nochmal erwähnen, dass all dies alleiniges Eigentum von J.R.R. Tolkien ist (bis auf ein paar Ausnahmen die ich mir ausgedacht habe). Seine Bücher waren die Grundlage dieser FanFiction und ich bin ihm zutiefst dankbar! °°°°°
Dort
Irgendwo
in einer anderen Welt.
Seufzend hielt er die Nase in die Sonne und
versuchte sich zu entspannen. Er genoss die Wärme auf seinem
Gesicht. Ein lauer Wind fuhr durch die langen, blonden Haare.
Es war eine sehr schöne Reise gewesen mit seinem besten Freund. Es war eine außergewöhnliche Freundschaft - auch noch zwölf Jahre nach dem Ende des Ringkrieges.
Der Zwerg Gimli fuhr sich durch den roten Bart, und sah den hochgewachsenen, blonden Mann neben sich musternd von der Seite an. Er machte sich Gedanken um seinen elbischen Freund. Viele Jahre hatten sie gemeinsam verbracht, und sind durch sämtliche Länder, Wälder und Höhlen Mittelerdes gereist. Viele Abenteuer hatten die beiden bestritten, und haben lange Abende am Lagerfeuer miteinander verbracht, in denen sie sich die Geschichten aus ihrem früheren Leben vor dem Ringkrieg erzählt hatten. Sie kannten sich inzwischen in- und auswendig.
Doch Legolas wurde von Jahr zu Jahr ruhiger und nachdenklicher. Gimli wusste, dass sein Freund die Möwen hatte schreien hören. Es war schon Jahre her, während des Ringkrieges, als sie mit den Schiffen der Corsaren auf dem Weg zur Weißen Stadt waren, um dort mit der Armee der Toten gegen Saurons Heere zu kämpfen, doch die Sehnsucht hatte ihn nie losgelassen. Im Gegenteil. Von Jahr zu Jahr war sie größer geworden...
Der Elb schaute sich um und genoss den Anblick von dem saftigen Grün der Wälder und Wiesen des Trollwaldes. Nach den Glitzernden Grotten, die unumstritten faszinierend gewesen waren, war er dennoch froh, seine Augen wieder weiter streifen lassen zu können, als nur bis zur nächsten Wand. Elben waren nun mal nicht für ein Leben unter der Erde geschaffen, doch Gimli zuliebe hatte er es trotzdem gewagt. Es hatte ihn einige Überwindung gekostet, doch schließlich war sein Freund auch mit in den Fangorn-Wald gekommen, den er selber zu lieben gelernt hatte, der Zwerg jedoch mochte diesen Wald ganz und gar nicht. "Bäume, die sprechen, sind mir unheimlich und sollte es nicht geben in Mittelerde." hatte der Zwerg leise gesagt, und sich dabei ängstlich umgesehen, immer eine Hand an seiner Axt.
Erneut seufzte er. Es kam ihm vor, als wenn er nun alles gesehen hatte, was Mittelerde ihm bieten konnte. Er hatte sämtliche Länder bereist, alle Völker kennengelernt, und viele neue Freunde gewonnen. Vor, während und nach dem Ringkrieg hatte er alles gesehen, was er sehen wollte - und vieles, was er niemals hatte sehen wollen.
Kurz dachte er an die grausamen Schlachten der Vergangenheit, die vielen sinnlosen Tode zahlreicher Freunde, tapferer junger Männer, und unschuldiger Frauen und Kinder. Grausam war das Morden Saurons und seiner Verbündeten gewesen. Zum Teil war dies zu viel für seine, zwar noch relativ jungen, aber immerhin doch schon fast dreitausend Jahre. Er fühlte sich müde und wollte endlich in Frieden irgendwo leben, wo es schön war, und wo er sein unsterbliches Leben genießen konnte. Doch würde er dies wohl alleine tun müssen, ohne eine Frau an seiner Seite.
Er sehnte sich nach einer Familie, so wie Aragorn, König Elessar von Gondor, einer seiner besten Freunde sie hatte, jedoch hatte noch keine Frau sein Herz berührt. Bis auf ein paar kurze Affären hatte er noch keine wirkliche Beziehung zu einer Frau gewollt.
Er rief sich einen Moment
diese Frauen zurück ins Gedächtnis. Sie waren alle
wunderschöne Elbenfrauen gewesen, die sich ihm liebevoll
hingegeben hatten, und auch bestimmt wundervolle Ehefrauen abgegeben
hätten, doch er konnte keiner dieser Frauen ehelichen. Immer
hatte etwas gefehlt. Sein Körper hatte zwar nach diesen Frauen
verlangt, aber nicht sein Herz. Noch nie hatte er das Gefühl
wahrer Liebe verspürt, und langsam glaubte er, dass es ihm auch
nicht vergönnt war. Er war begehrt - sicherlich. Er war
schließlich der Prinz und Thronerbe von Eryn Lasgalen, der vor
dem Ringkrieg noch Düsterwald genannt wurde, doch er konnte in
seinem Erbe seine Zukunft nicht sehen. Wenn es nach ihm ginge, würde
es ihn eher heute als morgen in den Westen ziehen - in die
unsterblichen Gefilde Valinors um dort, zwar einsam, aber wenigstens
in Frieden sein Leben zu verbringen. Er wusste jedoch, dass sein
Vater es anders sehen würde. Er sollte seinen Thron
übernehmen...
Nach einem letzten Seufzen blickte er auf
seinen Freund hinunter, der ihn nachdenklich ansah.
"Was
ist, alter Freund, wollen wir weiter, um Elrond endlich mal wieder
einen Besuch abzustatten? Morgen Abend sollten wir in Bruchtal
ankommen."
"Wenn du soweit bist, Elb? Ich bin bereit!"
schmunzelte Gimli. Er machte sich langsam wirklich Sorgen um Legolas.
Die Fröhlichkeit wich immer mehr aus ihm, und an ihrer Statt zog
eine tiefe, quälende Sehnsucht in die Seele seines Freundes.
Aber er wusste, dass er ihm nicht helfen konnte - nur
beistehen.
Plötzlich schaute der Elb auf, und seine
scharfen Augen waren in die Weite gerichtet. Gimli wurde aufmerksam.
Schon oft hatte er dieses Verhalten beobachtet. Sein Freund hatte mit
seinem feinen Gehör etwas vernommen.
"Da war etwas. Ein
Geräusch. Ein Wimmern." sagte Legolas und horchte noch
einmal. Dann sprang er elegant auf sein Pferd, lenkte es in östliche
Richtung und ritt los.
"He, warte auf mich!" fluchte der
Zwerg und versuchte, wenn auch bei Weitem nicht so graziös, und
mit Hilfe eines großen Steines, auf sein etwas kleineres Pferd
aufzusitzen. Der Elb hatte ihm in den letzten Jahren zwar das Reiten
gelehrt, ein Meister würde Gimli in dieser Disziplin jedoch nie
werden.
Grummelnd ritt er dem Elb ein wenig langsamer, damit er
nicht gleich wieder herunterfiel, hinterher.
°°°°°
Melanie hörte das Hupen des Autos, und sah in die grellen Scheinwerfer... Sie schrie auf, dann flog sie nach einem harten Aufprall durch die Luft und erwartete den Fall auf den Asphalt...
Sie landete zwar heftig, doch da war keine Straße unter ihr. Wimmernd und stöhnend öffnete sie die Augen. Sonne blendete sie. Sie schien warm auf ihr Gesicht, welches noch immer nass war von Tränen und Regen. Die Brille hatte sie verloren.
"Warum scheint die Sonne?" fragte sie sich. Sie blinzelte. Es hatte doch eben noch geregnet. Sie sah einen wolkenlosen, blauen Himmel. Stöhnend blickte sie sich um. Sie sah Bäume, wo eigentlich hätten Häuser stehen sollten, hörte Vögel, wo Autolärm hätte sein sollen...
Sie wollte sich aufsetzen, doch Schmerzen durchfuhren ihren
Körper. Ihr Kopf tat weh und das Atmen fiel ihr schwer. Sie
keuchte, und stöhnte auf, als sie einen stechenden Schmerz in
ihrem linken Arm spürte.
"Ich bin Tod." fuhr es ihr
durch den Kopf und schloss die Augen. Aber hatte man Schmerzen, wenn
man Tod war?
Langsam öffnete sie ihre Augen wieder, und
sie sah ein Gesicht über dem ihren. Es war ein wunderschönes
Gesicht, eingerahmt von hellblonden, langen Haaren. Die Augen -
wunderschöne, intensiv blaue Augen blickten besorgt, und ein
schöner Mund sprach sie an in einer Sprache, die sie nicht
verstand.
Die letzte Frage, die Melanie durch ihren Kopf schoss,
bevor die das Bewusstsein verlor, war: "Warum spricht der Engel
aus dem Himmel nicht deutsch?" Dann wurde alles schwarz.
°°°°°
Legolas
sah mit seinen scharfen Augen schon zweihundert Meter vorher einen
Körper auf der kleinen Lichtung liegen. Von ihm ging dieses
Wimmern aus.
Er trieb sein Pferd Askar noch mehr an, und sprang
kurz vor ihr, im vollen Galopp ab, um sogleich neben sie
niederzuknien.
Es war ein junges Mädchen und sie war schwer verletzt. Sie hatte eine blutende Kopfwunde, und ihr Arm lag in einem ungesunden Winkel von ihr ab. Außerdem atmete sie schwer und stockend.
Er sah sie an. Die blonden mittellangen Haare, sowie ihr ganzer Körper waren nass. In ihren grünen Augen, die schwach unter ihren Lidern aufblitzten, lagen Tränen.
"Man agorech?" (1) fragte er auf
Sindarin, einer Sprache seines Volkes. Doch ihre Augen blickten ihn
nur fragend an. Dann verlor sie das Bewusstsein.
Endlich kam auch,
etwas holprig, Gimli an. Umständlich saß er ab (er fiel
quasi vom Pferd) und eilte zu seinem Freund, welcher sich über
ein Mädchen gebeugt hatte.
"Was ist passiert? Wo
kommt sie her?" fragte der Zwerg, doch Legolas sagte nur: "Ich
weiß es nicht, mein Freund."
Nach weiteren Verletzungen
abtastend, huschten seine flinken Elbenfinger vorsichtig über
den Körper der bewusstlosen Frau. Er gab seinem Freund
Anweisung, ihm Verbandszeug aus seiner Satteltasche zu holen.
Sie war schwer verletzt, das hatte Legolas auf dem ersten Blick gesehen. Neben der klaffenden Kopfwunde schien auch ihr Arm gebrochen zu sein, und nach dem schweren Atmen, welches aus ihrer Lunge kam, auch ein oder zwei Rippen. Legolas wusste, das er sie hier nur notdürftig versorgen konnte. Sie mussten schnellstens nach Bruchtal.
Vorsichtig, versorgte er die blutende Kopfwunde und fixierte ihren gebrochenen Arm. Dann sah er Gimli entschlossen an. "Wir müssen uns beeilen. Sie braucht Elronds Hilfe."
Der Zwerg nickte zustimmend. Besorgt wanderte sein Blick auf die junge Frau. "Mit was für eigentümlichen Gewändern war sie eigentlich bekleidet?" fragte sich der Zwerg, doch dafür war jetzt keine Zeit.
Er half Legolas, sie vor ihn auf sein Pferd zu setzten, wo dieser sie gut festhalten konnte. Sie war klein, und leicht wie eine Feder. Der Elb war froh und dankbar darüber, dass das Mädchen in tiefe Bewusstlosigkeit gefallen war. Der Schmerz wäre sonst wohl zu viel gewesen.
Eilig ritten sie los. Zum Glück hatte sein treues Pferd Askar einen sehr weichen Galopp, was eine besondere Eigenschaft der Elbenpferde war, so dass die Verletzte nicht all zu sehr durchgeschüttelt wurde.
°°°°°
Irgendwann unterwegs erwachte Melanie aus ihrer tiefen Bewusstlosigkeit. Die Sonne blendete sie stechend in den Augen. Immer noch schmerzte alles an ihrem Körper.
Wo war sie? Sie merkte, dass sie auf
einem Pferd saß. Verwirrt blickte sie diesen Mann an, der sie
fest im Griff seiner Arme hatte. Sie fühlte starke Schmerzen in
ihrem Arm und im Brustkorb. Das Atmen fiel ihr schwer.
Legolas sah
sie an und lächelte ihr beruhigend zu. Sie riss ihren verwirrten
Blick von ihm los, und sah eine Landschaft aus Bäumen, Wiesen
und Wäldern an sich vorbeiziehen. Alles sah so fremd aus.
Noch einmal blickte sie in die Augen des Mannes, der sie fest vor sich in den Armen hielt. Es waren Augen von einem leuchtenden Blau. Dann fielen ihre Lider zu, ihr Kopf sank an die starke Schulter und es wurde wieder alles dunkel.
°°°°°
Erst sehr spät abends machten Legolas und Gimli Halt. Sie waren sehr gut vorangekommen, schneller als eigentlich geplant, denn normalerweise hätten sie sich nicht so beeilen müssen. In den Mittagsstunden des nächsten Tages würden sie Bruchtal erreicht haben.
Behutsam bettete Legolas die junge Frau auf einen Umhang und deckte sie vorsichtig zu. Besorgt sah er sie an. Sie war blass, und unter ihren Lidern bewegten sich ihre Augen im Schlaf. Er ahnte, dass sie starke Schmerzen hatte.
Der Zwerg kümmerte
sich um das Feuer, indes versorgte Legolas die Pferde, die nach dem
anstrengenden Ritt eine Pause verdient hatten.
Sanft kraulte er
ihr Fell, und sprach ihnen elbische Wörter ins Ohr, die sie zu
verstehen schienen. Dann setzte er sich zu seinem Freund ans Feuer,
der ihm von dem Eintopf reichte, den sie nach der gestrigen Jagd
gekocht hatten. Dankend nahm er die dampfende Schüssel entgegen.
Dann warf er einen besorgten Blick auf die Frau. Wer sie wohl war?
Aber noch mehr interessierte ihn, wo sie herkam und was mit ihr passiert ist. Nach ihren Verletzungen zu urteilen, hätte sie aus einem hohen Baum gefallen sein müssen. Allerdings hatte sie mitten auf einer großen Lichtung gelegen. Die nächsten Bäume waren mindestes hundert Schritte entfernt, und außerdem nicht hoch genug um solche Verletzungen zu bekommen. Oder sie war bei großer Geschwindigkeit von einem Pferd gefallen. Doch hatte sie dort noch nicht lange gelegen, dazu waren die Verletzungen zu frisch. Und im Wald war kein anderes Pferd gewesen, außer ihren eigenen, die ihnen die Anwesenheit eines Artgenossen mitgeteilt hätten, auch wenn es schon weiter weg gewesen wäre. Was also war mit ihr geschehen? Was hatte diese junge Frau mitten in diese Wildnis des Troll-Waldes gebracht? Die nächste Menschensiedlung lag hunderte von Meilen entfernt.
Auch Gimli
machte sich Gedanken. "Ist dir aufgefallen, welch merkwürdige
Gewänder sie anhat? Ich habe so etwas noch nie gesehen."
Der
Elb schüttelte den Kopf. "Ich auch nicht, mein Freund. Ich
bin gespannt, was sie zu berichten hat, wenn sie wieder bei
Bewusstsein ist."
Wie auf Kommando flatterten ihre Augenlider
und ein schwaches, schmerzerfülltes Stöhnen kam aus ihrer
Kehle. Gleich war Legolas an ihrer Seite. "Gimli, gib mir bitte
etwas Wasser und den Beutel mit den Kräutern." Der Zwerg
eilte seinem Freund gesagte Dinge zu bringen, und kniete sich neben
ihm.
Eilig versetzte Legolas das Wasser mit einer Prise der Kräuter und mischte es gut durch. Dann setzte er den Becher vorsichtig an ihre Lippen, und flösste ihr die Flüssigkeit langsam ein. Sie schluckte, und öffnete mit flatternden Lidern die Augen. Sie sah ihn erschocken an.
"Ce harnach. Habo estel. Annathar dulu mi Imladris." (2) flüsterte der Elb in seiner Sprache.
Ihre Augen weiteten sich und ein Grün, welches er noch nie in Augen gesehen hatte, kam zum Vorschein. "Wo bin ich?" keuchte sie. Sie hatte nicht ein Wort verstanden.
"Wir wollen Euch helfen. Trinkt das. Danach wird es Euch besser gehen." sagte Legolas jetzt auf Westron, der gemeinsamen Sprache der Völker, denn das war die Sprache, die sie gesprochen hatte. Vorsichtig setzte er den Becher wieder an ihre Lippen, und half ihr den Kopf zu heben. Schmerzerfüllt verzog sie ihr Gesicht, doch sie konnte einige wenige Schlucke nehmen.
Sanft bettete er ihren Kopf wieder zurück und lächelte sie an. Sie lächelte dankbar aber erschöpft zurück, und wieder schlossen sich ihre Augen. Sie war wieder bewusstlos.
Zufrieden setzte sich Legolas wieder auf. Es war gut, dass sie den Trank hatte trinken können. Er würde ihre Schmerzen ein wenig lindern und sie tief schlafen lassen. Schließlich hatten sie morgen noch ein paar Stunden Ritt vor sich, und dafür würde sie alle Kraft brauchen.
Behutsam löste er den Verband, den er ihr um den Kopf gewickelt hatte. Die Wunde hatte zum Glück aufgehört zu bluten. Vorsichtig bestrich er die große Platzwunde mit einer Salbe, die mit heilenden Kräutern versetzt worden war. Leicht zuckte sie, und ein leises, Stöhnen kam aus ihrer Kehle. Behutsam fuhr Legolas mit seiner Arbeit fort. Die Salbe würde hoffentlich eine Entzündung der Verletzung vermeiden und sie schneller heilen lassen. Sorgfältig wickelte er wieder den Verband um ihren Kopf.
Er musterte sie einen Moment. Ihre blasse Haut war zart, und die geschlossenen Augen zeigten lange, dunkle Wimpern. Unter einer der schön geschwungenen Augenbrauen war eine kleine Narbe. Vorsichtig deckte er sie wieder zu, und gesellte sich wieder zu seinem Freund ans Feuer.
"Das ist alles sehr merkwürdig." grummelte Gimli in seinen Bart und kratzte sich am Kopf. "Wo ist sie hergekommen? Und warum war sie von oben bis unten durchnässt? Sehr merkwürdig."
Legolas nickte zustimmend. Es waren viele Ungereimtheiten mit dieser jungen Frau, und er konnte es kaum erwarten, alles über sie zu erfahren.
Schweigend saßen sie noch eine Weile am Feuer, bis Gimli schließlich in sein übliches Schnarchen verfiel. Lächelnd sah Legolas auf seinen Freund. Er selbst war noch nicht müde. Seine Gedanken waren zu sehr beschäftigt. Beschäftigt mit seinen Problemen, mit seiner Zukunft und - auch mit diesem Mädchen.
Mitfühlend betrachtete er sie. Gerade legte sich ihre Stirn in schmerzerfüllte Falten, doch kurz darauf wurden ihre Gesichtszüge wieder entspannt. Die Kräuter schienen ihre Wirkung zu entfalten.
Interessiert betrachtete er sie. Ihre goldblonden Haare lagen verschwitzt an ihrem Kopf. Ihr Gesicht war blass. Kurz flatterten ihre langen, schwarzen Wimpern, und sie zog ihre Nase kraus, auf denen Sommersprossen waren. Sie hatte einen sinnlichen Mund mit vollen, schön geschwungenen Lippen.
Er erinnerte sich, wie sie auf der Lichtung gelegen hatte. Nass. Von oben bis unten nass, obwohl in der Nähe weder ein Fluss oder See gewesen war. Und geregnet hatte es seit Wochen nicht mehr. Dann ihr merkwürdiges Gewand. Sie hatte eine blaue Hose an aus einem Stoff, den er zuvor noch nie gesehen oder berührt hatte.
Er hatte noch niemals eine Frau in Hosen gesehen. Bis auf Éowyn damals, im Ringkrieg, als sie sich als Krieger verkleidet hatte, um heimlich mit in die Schlacht um Minas Tirith zu reiten. Aber ansonsten waren Frauen in Männerkleidung ein höchst seltener Anblick.
Auch ihre helle Jacke fand er ungewöhnlich, denn auch sie war aus einem ihm fremden Stoff gefertigt, und hatte in der Mitte einen breiten metallischen Absatz. Noch nie zuvor hatte er derartiges gesehen.
"Wo kommst du her?" flüsterte er leise. Er dachte eigentlich, er hätte ganz Mittelerde gesehen und es gäbe nichts, was ihn hier noch überraschen konnte. Und nun tauchte diese fremde junge Frau auf, die in ihm viele Fragen aufleben ließen. Sie war durch und durch rätselhaft.
"No
ce ammaer ab lû thent." (3) sagte er. Er wünschte
es ihr wirklich, aber nicht zuletzt, um seine Neugierde über ihr
rätselhaftes Erscheinen zu stillen.
Er legte noch einige
Stücke Holz ins Feuer und starrte gedankenverloren in die Glut.
Jetzt beschäftigten ihn andere Gedanken. Düstere Gedanken,
die mit seiner unmittelbaren Zukunft zu tun hatten. Aber er wusste,
dass er in dieser Nacht zu keiner Entscheidung mehr kommen würde.
Schließlich schloss auch er noch für wenige Stunden seine Augen. Diese Eigenart hatte er sich nach dem Ringkrieg angewöhnt, denn gewöhnlich schliefen die Elben mit offenen Augen. Doch seit der Krieg vorbei war, und er nicht mehr so wachsam sein musste, schlief er lieber mit geschlossenen Lidern. So konnte er besser die Bilder sehen, die ihn beruhigten und ein wenig inneren Frieden gaben. Die Bilder von Valinor...
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(1)
Was ist geschehen?
(2) Du bist verletzt. Habe Hoffnung. Dir wird
in Bruchtal geholfen werden
(3) Möge es dir bald besser
gehen
Ich hoffe die ersten beiden Kapitel haben Euch neugierig gemacht. Bitte schreibt mir, wie Ihr den Anfang findet. Es geht schließlich auch noch weiter...
