Abschied

Sie schlief den ganzen Tag durch, doch es war kein erholsamer Schlaf. Sie träumte unruhig und wälzte sich im Schlaf hin und her.
Erst spät abends wurde sie wach. Sie schreckte hoch mit Tränen in den Augen. Zuerst dachte sie, sie hätte das alles nur geträumt, und sie würde in ihrem Bett, in ihrem Studentenzimmer erwachen, die nie verstummenden Geräusche eines Studentenwohnheims hören.

Doch dann sah sie sich um, und sah den inzwischen sehr vertrauten Raum. Es war bereits dunkel, und nur ein kleines Öllämpchen verbreitete ein schwaches, diffuses Licht.
Gilwen, die die ganze Zeit bei ihr gewacht hatte, gab Legolas Bescheid. Er hatte sie gebeten ihn zu holen, sobald sie erwachen würde. Schnell ging er zu ihrem Gemach und betrat leise den Raum.

"Man mathach? Wie geht es dir, Melima?" fragte er leise.
Unbewusst griff er nach ihrer Hand.

"Ich weiß es nicht... ich bin so verwirrt." Sie schüttelte ihren Kopf und wischte sich die Tränen aus den Augen. Dann blickte sie ihn fragend an.

"Warum nennst du mich Melima?"

Überrascht sah er sie an und lächelte dann verlegen. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er sie so nannte.
"Nun,... Mel war mir einfach zu kurz. Es gibt keine so kurzen elbischen Namen." sagte er schnell, und war froh, dass es bereits dunkel war, und in ihrem Zimmer nur die kleine Lampe ein schwaches Licht verströmte.

Sie akzeptierte diese Erklärung. "Ok. Einverstanden." lächelte sie.

Legolas sah sie fragend an. "Ok? Was heißt das?"

Nun war es an ihr, nicht rot zu werden. Was fiel ihr ein, so ein modernes Wort in den Mund zu nehmen? "Ähm... das heißt bei uns soviel wie in Ordnung´!" erklärte sie. Sie musste wirklich besser aufpassen.

"Ah. Gut, Melima." er zögerte. "Ich wollte mich noch von dir verabschieden." Seine Augen blickten in ihre.

Erschrocken sah sie ihn an. "Du gehst?"

Er versuchte zu lächeln. "Ja, aber ich komme bald wieder. Ich muss zu meinem Freund Aragorn nach Minas Tirith. Ich habe dir von ihm erzählt."
Sie nickte. Ja, sie wusste, wer Aragorn war. Der König Gondors. Sie hatte schließlich die Bücher gelesen. Doch erst jetzt wurde ihr bewusst, was das bedeutete.

"Legolas..." sie stockte.

"Was, Melima?" fragte er und streichelte behutsam ihre Hand.

"Wie lange bleibst du weg?" fragte sie schüchtern.

"Ich weiß es noch nicht. Es ist ein weiter Weg nach Gondor. Aber so schnell ich kann, komme ich wieder. In Ordn... Ok?"

Sie lächelte ihn an. "Ok." sagte sie. "Wenn du wieder da bist, kann ich dir vielleicht auch alles erzählen." Schüchtern sah sie ihn an.

"Das hoffe ich. Ich möchte nämlich alles über dich wissen." lächelte er. Sanft strich er ihr über die Stirn und sah ihr tief in die Augen. "Und du versprichst mir, dass du bis dahin wieder ganz gesund bist, ja?" Er konnte sich in diesem Grün verlieren.

"Das verspreche ich." Dieses Blau...

Ohne, dass er darüber nachdenken konnte, was er tat, und ohne, dass sie auf das, was er tat, reagieren konnte, hauchte er ihr einen Kuss auf die Lippen. Dann sahen sie sich erneut tief in die Augen. Sie konnten den Blick nicht lösen. Sie schienen sich festzuhalten. Wie ein Magnet näherte sich sein Gesicht wieder dem ihren. Ihr Herz schlug wie wild, und sie schloss die Augen.

Wieder berührten sich ihre Lippen ganz leicht. Auch er schloss die Augen. Ein wohliger Schauer lief ihm über den Rücken, als seine Lippen die ihren berührten. Es war eine sehr zarte Berührung, so leicht, dass sie kaum zu spüren war. Einen Moment verharrten sie so. Dann trennten sich ihre Lippen.
Ein wenig verwirrt blickte er sie an. Er zwang seine Augen, sich von den ihren zu lösen, die ihn staunend und fragend ansahen, und stand auf.

"Wir werden uns bald wiedersehen." sagte er. ?"ch hoffe, du wirst bald wieder gesund." Er sah sie noch einmal an, und lächelte ihr verwirrt zu. Dann ging er zur Tür.

Nach einem letzten Blick auf sie drehte er sich um, und verließ das Zimmer.

°°°°°

Sie sah ihm nach. Was war nur geschehen?
Hatte er sie tatsächlich geküsst? Ja, er hatte sie geküsst! Ein warmes Gefühl durchfuhr sie. Warum nur klopfte ihr Herz so schnell?
Für einen kurzen Moment konnte sie ihre Verzweiflung vergessen. Ihre Lippen prickelten angenehm von dieser sanften Berührung. Sie schloss ihre Augen und atmete noch mal seinen Duft ein, der immer noch in der Luft hing.

°°°°°

Legolas lehnte sich an die Tür, die er eben hinter sich geschlossen hatte. Er war verwirrt. Er hatte sie geküsst!
Warum nur hatte er sie geküsst? Und warum klopfte sein Herz so schnell?
Er fand keine Antwort darauf, aber ein warmes Gefühl machte sich in seinem Inneren breit. Für einen kurzen Moment konnte er seine Probleme vergessen.
Seine Lippen prickelten angenehm von der sanften Berührung mit ihrem weichen Mund. Er atmete noch mal tief ein.

"I ardh prestannen..." (1) flüsterte er zu sich selbst, und schüttete gedankenverloren den Kopf. Dann ging er, um seine Sachen für die bevorstehende Reise zu packen.

°°°°°

Legolas hatte die ganze Nacht kein Auge zumachen können. Seine Gedanken hielten ihn wach.
Schlaflos stand er am offenen Fenster und starrte in die Dunkelheit. Der warme Wind strich über seine nackte, glatte Brust. Nachdenklich fuhr er sich durch die offenen Haare und steckte sie hinter das spitze Ohr.

Der Mond stand halbvoll, aber dennoch hell am Himmel. Eine Eule kreischte. Sein scharfer Blick war in die Ferne gerichtet.
Er dachte nach. Ja, die Entscheidung Aragorn zu besuchen war richtig. Schon zu lange hatte er seinen Freund nicht gesehen. Er würde die Zeit nutzen, seine Gefühle zu ordnen.
Dennoch bedauerte er, jetzt gehen zu müssen. Ihm fiel auf, dass sein Herz in den letzten Wochen ein wenig leichter geworden ist.
Er grübelte nicht mehr so viel. Das Zusammensein mit Mel - Melima hatte ihm gut getan. Sie hat ihn abgelenkt von seinen düsteren Gedanken. Er hatte sich richtig an dieses junge Mädchen gewöhnt. Es war in den letzten Wochen zu einem täglichen Ritual geworden sie zu treffen, und immer hatte er sich darauf gefreut.
Merkwürdig, an Valinor hatte er kaum noch gedacht. Bis vor kurzem hat er jede Minute mit diesem Ort in seinen Gedanken verbracht.

Als es dämmerte stand er immer noch so da. Seufzend ging er ins Bad und wusch sich. Danach zog er sich an und verließ sein Gemach. Er traf Elrond auf der großen Terrasse.

"Mae aur, mellon nîn." (2) begrüßte dieser ihn. "Bist du fertig für die Reise?"

"Ja, das bin ich." sagte dieser entschieden. Doch seine Augen waren sich nicht ganz so sicher.

"Diese Reise wird dir helfen, deinen Weg zu finden. Da bin ich sicher." sagte Elrond und legte freundschaftlich eine Hand auf seine Schulter.

"Natürlich wirst du deinen Weg finden!" dröhnte es von der Tür her. "Doch ohne mich, Elb, würdest du dich wahrscheinlich verlaufen!" Fröhlich lachte Gimli die beiden an.

Legolas und Elrond lachten. "Lass uns noch ein Frühstück nehmen, Zwerg, und uns dann auf den Weg machen, unseren Freund zu besuchen." sagte Legolas und klopfte dem Zwerg freundschaftlich auf die Schulter.

"Einverstanden."

°°°°°

Als sie schließlich kurz später auf ihren Pferden saßen und den Hügel hinauf ritten, stoppte Legolas seinen weißen Hengst, und sah sich noch einmal um. Von diesem Hügel konnte man das ganze Anwesen gut sehen.
Gerade ging die Sonne hinter den Bergen auf, und sie reflektierte ihre Strahlen in dem Glas der Fenster.
Seine Augen suchten nach Melimas Zimmer und fanden es. Wahrscheinlich schlief sie noch.
Er hoffte, dass es ihr heute besser gehen würde. Er machte sich Sorgen um sie. Sie war so verzweifelt und verstört gewesen nachdem sie ihre Erinnerung wieder gewonnen hatte.
Kurz dachte er an den flüchtigen Kuss und bekam ein leichtes Kribbeln im Bauch.

"Man lû vin achenitham? " (3) seufzte er, ohne sich dessen Bewusst zu sein. "Ich komme bald wieder." flüsterte er leise in den Wind, so das Gimli es nicht hören konnte. Dann drehte er sich um und hatte die Augen auf die Dinge gerichtet, die da kommen würden.

°°°°°

Melanie schlief nicht mehr. Sie stand am Fenster und sah, wie sich die beiden Freunde auf ihren Pferden langsam entfernten.
Als Legolas anhielt, und zurückblickte, wanderten ihre Finger zu ihren Lippen. Sie dachte an den Kuss und ein warmes Gefühl umschloss ihr Herz.

"Wann kommst du wieder?" fragte sie leise. Sie lehnte sich an den Fensterrahmen und beobachtete, wie die beiden Reiter immer kleiner wurden und schließlich nicht mehr zu sehen waren.

°°°°°

Melanie verbrachte viel Zeit im Garten, und vor allem an dem Wasserfall an dem sie sehr viel Zeit mit Legolas verbracht hatte.
Es ging ihr jetzt sichtlich besser. Das Fieber war fast ganz verschwunden, doch sie war immer noch verwirrt. Sie konnte sich über ihre Anwesenheit in Mittelerde einfach keinen Reim machen.

Wie war sie in diese Bücher gelangt? Sie kannte Tolkiens Geschichten fast in- und auswendig. Lag sie vielleicht in Wirklichkeit im Koma? Träumte sie es vielleicht nur? Aber wenn sie ihren schmerzenden Arm oder die gebrochenen Rippen fühlte, waren es reale Schmerzen, wenn sie die fremden Blumen roch, waren es reale Gerüche, und wenn Elrond ihr liebevoll die Hand drückte, so fühlte es sich wirklich an.

Sie konnte sich das alles einfach nicht erklären. Es war ein Rätsel für sie, warum sie hier war. Aber als sie darüber nachdachte, merkte sie, dass sie es eigentlich gar nicht schlimm fand - im Gegenteil.
Ihre Hand wanderte aus einer alten Gewohnheit, die mit ihrer Erinnerung wieder gekommen war, zu ihrer Nase, um ihre Brille hochzuschieben. Sie lächelte. Sie hatte die Brille wohl verloren. Hier brauchte sie sie auch nicht. Wenn sie früher blind wie ein Maulwurf war, hier sahen ihre Augen alles scharf und deutlich, auch das, was sehr weit weg war, und sie damals, wenn überhaupt, nur verschwommen gesehen hatte, konnte sie klar sehen.

Sie dachte viel darüber nach, was unmittelbar vor ihrem Erscheinen in Mittelerde passiert ist: Marc hatte das hübsche Mädchen geküsst. Er hatte sie betrogen - und nie wirklich geliebt. Sie hatte in geliebt! Das glaubte sie zumindest damals. Inzwischen aber war sie sich gar nicht mehr so sicher darüber.

Dennoch schmerzte der Gedanke. Sie hatte so viel für ihn getan, und er hatte es ausgenutzt. Sie hatte ihm ihre Unschuld geopfert, weil er es von ihr erwartet hatte. Es war alles andere als schön gewesen. Sie war fürchterlich verkrampft gewesen, und seine Berührungen waren ihr hektisch und lieblos vorgekommen. Und zwei Wochen später erwischt sie ihn, wie er dieses andere Mädchen küsst...
Es wäre aber auch zu schön gewesen, wenn dieser gut aussehende Junge sie wirklich gewollt und es ernst mit ihr gemeint hätte.

Sie seufzte und strich gedankenverloren über den kühlen Marmor einer der großen Säulen, die die große Terrasse stützten. Er war weich und mit feinen Maserungen durchzogen.
Sie war immer eine Außenseiterin gewesen, und dazu noch eine graue Maus. Sie war schüchtern, blass und dünn hatte nie so tolle Klamotten an wie die anderen Mädchen, die ihre braungebrannten, schlanken, langen Beine in kurze Röcke steckten, und cool auf dem Campus standen und mit den Jungen flirteten. Sie ist nach den Vorlesungen immer schnell mit ihren Büchern unter dem Arm in die Bibliothek gegangen.

Sie hat nie Diskotheken besucht, und wurde nie auf die tollen Partys eingeladen. Es war ihr immer ein Rätsel gewesen, warum Marc überhaupt an ihr Interesse gezeigt hatte. Er war einer der beliebtesten Jungen in ihrem Semester, und sah mit Abstand am Besten aus von allen.
Sie war schon vom ersten Tag an verliebt in ihn gewesen, hatte ihn aus der Ferne gerne beobachtet, wenn er mit den Kommilitonen rumalberte, hatte schnell weggeschaut, wenn er mit einem der hübschen Mädchen flirtete. Und als er sie plötzlich in der Bücherei angesprochen hatte, und sie unbedingt ins Kino einladen wollte, hatte sie geglaubt, dass ihr Leben nun endlich schön werden würde...

Die Scheidung ihrer Eltern vor ein paar Jahren, und allen Dingen, die sich damit in ihrem Leben verändert hatten, der Umzug vom schönen Land in die große, graue Stadt und die Trennung von ihren alten Freunden die sie dort gehabt hatte, waren sehr schlimm für sie gewesen. Dann hatte sie endlich durch Marc wieder ein wenig Hoffnung gefunden.
Endlich hatte sie wieder etwas gefühlt in ihrem einsamen Herzen, und endlich hatte sie sich wieder gefreut morgens aufzustehen. Und dann hatte er alles genauso schnell wieder zerstört. Sie fühlte sich betrogen und ausgenutzt.

Sie schloss einen Moment ihre Augen, und atmete die frische, klare Luft ein. Sie war warm und voll von neuen und faszinierenden Gerüchen. Sie vertrieb die dunklen Gedanken. Sie öffnete die Augen, und sah sich wieder die Schönheiten an, die sie hier umgaben.
Nie hatte sie so wunderschöne Blüten gesehen, die alle Farben des Regenbogens besaßen, nie hatte sie so grünes, saftiges Gras unter den Füßen gespürt, nie solch fröhliche Stimmen der Vögel vernommen. Sie blickte in den Himmel. Er schien blauer zu sein, die Sonne größer, die Wolken weißer.

Sie schloss die Augen, atmete tief ein und horchte. Hier war kein Autolärm zu hören. Keine Geräusche, die durchdringend und laut waren, und die niemals endeten. Alles, was sie hörte, war das Singen der Vögel, das Rauschen der Blätter in den Bäumen, und das Plätschern der Wasserfälle. Es war alles friedlich und harmonisch. Es gab hier nichts, was hier nicht hingehörte. Alles hatte hier seinen Platz und seinen Sinn. Die einzige Ausnahme, so schien es ihr, war sie selber.

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Sie fand hier die Ruhe, die sie brauchte. Sie fühlte sich hier wohl. Alle waren nett zu ihr und bemühten sich ihr das Leben hier so angenehm zu machen, wie sie nur konnten.
Hier war sie nicht die unbeliebte Neue. Hier wurde sie akzeptiert und gemocht, und alle machten sich Gedanken und Sorgen um sie.

Nicht nur ihr Selbstbewusstsein hatte sich verändert. Sie hatte zugenommen und ihre Figur war jetzt um einiges weiblicher. Ihre Haut war leicht gebräunt, ihre Haare wuchsen schnell und fielen ihr locker den Rücken herunter. Sie bewegte sich elegant und selbstsicher in den Kleidern Arwens.
Von dem blassen, dünnen, unsicheren Mädchen in der tristen Kleidung, und mit der großen Brille auf der Nase, die sie in ihrer alten Welt gewesen war, war nichts mehr zu sehen.

Sie selber ahnte nicht, wie sehr sie sich verändert hatte. Es gab keinen Spiegel in ihrem Gemach, und auch sonst hatte sie noch keinen solchen in diesem Haus gesehen. Doch die Elben, die in Bruchtal lebten, bemerkten ihre innere und äußere Veränderung. Jedoch hatten sie sie ja vorher nicht gekannt, und wussten nicht, welch ein schüchternes, zurückgezogenes und ängstliches Mädchen sie einst gewesen war, und dass man dies auch in ihrem Äußeren gesehen hatte.

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Die Elben und ihre Sprache faszinierten sie, und so bat sie Elrond, ihr die Elbensprache beizubringen, der erfreut zustimmte, und so saßen sie jeden Tag ein paar Stunden auf der Terrasse oder spazierten im Garten, und Elrond lehrte sie die Sprache seines Volkes.
Sie lernte schnell. Noch nie war es ihr schwer gefallen fremde Sprachen zu verstehen - schließlich studierte sie diese in ihrem "anderen Leben", so wie sie es nannte, auch wenn Sindarin mit keiner Sprache vergleichbar war, die sie bis dahin kennengelernt hatte. Die Grammatik war sehr kompliziert, doch Elrond war ein geduldiger Lehrer und schon nach ein paar Wochen konnte sie sich relativ gut verständigen.

Als sie auch das Tengwar, die elbischen Schriftzeichen, ein wenig beherrschte, konnte sie auch anfangen zu lesen. Diese Schrift war ein wenig anders als andere Schriften, doch sie lernte fleißig.
Elronds Bibliothek war großzügig ausgestattet und so verbrachte sie viel Zeit dort.
Sindarin, Quenya und Tengwar faszinierten sie. Oft dachte sie, dass Tolkien ein Genie gewesen sein muss, sich so etwas auszudenken.

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Trotz ihrer Fortschritte und ihrer langsam besser werdenden Stimmung, sorgte sich Elrond immer noch um sie. Sie war immer noch ruhig und viel zu sehr in sich gekehrt. Er hatte bemerkt, dass sie sehr schüchtern war, und immer noch nicht viel Selbstbewusstsein besaß, doch er hoffte, dass sich das mit der Zeit ändern würde.
Er fragte sich, was in dem Leben dieses jungen Mädchens alles passiert war, dass die Trauer und die Unsicherheit ihr Herz so im Griff hatte. Er fühlte ihren Schmerz jedes Mal, wenn er sie berührte und er wusste, dass dies ein großer Schmerz war und ihre Verzweiflung ebenso mächtig.

Es machte ihm Freude, sie in der Sprachen und Schrift der Elben zu unterrichten. Sie war eine gelehrige Schülerin und sog alles nur so auf, was er erzählte. Doch sie blieb ein Rätsel. Er wusste, dass sie ihre Erinnerung wieder hatte, dennoch waren ihr viele Dinge fremd, die in Mittelerde jedoch ganz normal waren. Und so erzählte er ihr viel über das Land und deren Bewohner in seiner Sprache, wenn sie im Garten spazieren gingen.

Er fragte sie nie nach ihrer Vergangenheit. Sie würde es ihm erzählen, wenn sie soweit war. Melanie war sehr dankbar darüber. Sie wusste, dass sich hier alle über sie wunderten, doch keiner ließ es sich anmerken.

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Eines Tages saß Melanie gedankenverloren auf der großen Terrasse. Wieder einmal wanderten ihre Gedanken in ihrer Vergangenheit. Elrond beobachtete sie eine Weile. Ihr Blick war ins Nichts gerichtet. Er ahnte, dass sie über ihre Vergangenheit grübelte.

Dann ging er lautlos auf sie zu. Er hatte ein Bündel im Arm. Leicht legte er eine Hand auf ihre Schulter. Mel sah sich um, und lächelte, als sie den Elben erkannte.
"Ich habe lange überlegt, ob ich es dir geben soll, mein Kind, aber mein Herz sagt mir, dass es falsch wäre, dir dies vorzuenthalten." Er hielt ihr das Bündel entgegen.

"Was ist das, Herr?" fragend sah sie ihn an.

"Es sind die Gewänder, die du anhattest, als du zu uns gebracht wurdest." Ernst sah er sie an.

"Meine... Kleidung?" fragte sie. Zitternd nahm sie das Bündel entgegen. "Daran habe ich gar nicht mehr gedacht." flüsterte sie.

Prüfend sah Elrond sie an. "Ich lasse dich alleine." sagte er, strich ihr über das Haar und verließ dann die Terrasse.

Einen Moment starrte Melanie auf das Bündel Kleider, die auf ihrem Schoß lagen. Sie atmete tief ein. Dann öffnete sie mit zitternden Händen das Tuch, in dem ihre Hose, ihr T-Shirt, ihre Jacke und ihre Schuhe eingepackt waren. Ihre Finger glitten über das weiche, weiße Fließ.

Minutenlang saß sie so da. Das hatte sie also angehabt, als sie hierher gekommen war. Das hatte sie angehabt, als sie Marc mit diesem Mädchen gesehen hatte.
Wieder sah sie die beiden in dem Café sitzen...
Tränen brannten in ihren Augen, doch sie schluckte sie hinunter. Dann nahm sie die Jacke und ihre Finger glitten vorsichtig in die Tasche. Sie nahm sie heraus und öffnete ihre Hand. Ein Kaugummi, ein Haargummi und ein wenig Kleingeld waren darin. Fasziniert sah sie diese Gegenstände an.

Sie biss sich auf die Unterlippe, atmete tief durch, und tat sie dann wieder zurück in die Tasche. Es war Falsch. Diese Dinge gehörten hier nicht hin! Sie wickelte die Kleider wieder in das Tuch.
Dann nahm sie es, ging in ihr Zimmer, und legte das Bündel in eine große Eichentruhe.
Nein, diese Sachen gehörten nicht nach Mittelerde. Keiner sollte sie sehen. Und sie wollte sie auch nicht sehen.

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Eines sonnigen und warmen Tages, als sie wieder einen Spaziergang durch den wunderschönen Garten Elronds machten, frage Melanie den Elben nach ein paar Wörtern in Sindarin, die sie in einem Buch nicht verstanden hatte. Elrond erklärte ihr dessen Bedeutung ausführlich.

Plötzlich fiel ihr etwas ein. "Herr Elrond, könnt Ihr mir sagen, was Melima bedeutet?"

"Melima? Natürlich." Neugierig sah er sie von der Seite an. Er ahnte, dass sie dieses Wort nicht aus einem Buch hatte. "Es kommt aus dem alten Quenya, der Sprache der Hochelben, und heiß soviel wie liebenswert und schön´."

"Wirklich?" Sie sah ihn mit großen Augen an. Dann lächelte sie und senkte ihren Blick. Schweigend gingen sie weiter.

Elrond lächelte in sich hinein. Legolas hatte ihr einen guten Namen gegeben...

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(1) Die Welt ist anders geworden...
(2) Guten Morgen, mein Freund
(3) Wann werden wir uns wiedersehen?