Angst

Entsetzt sahen sich die Freunde an.

"Bruchtal!" flüsterte Legolas. Sein Gesicht bekam einen geschockten Ausdruck. "Melima!" flüsterte er. Er warf noch einen angewiderten Blick auf den toten Ork. Dann sprang er auf und pfiff nach seinem Hengst. Schon waren ihm seine Freunde auf den Fersen.

"Legolas, bist du sicher." Fragend blickte Aragorn seinen besorgten Freund an. Dieser nickte entschlossen.

"Ja. Ich weiß nicht, wieso, aber er will Melima. Guren bêd enni..." (1) Er zögerte einen Moment, dann nickte er. "Ich bin mir sicher." Legolas sah ihm in die Augen. "Mathon vorn!" (2)

"Sa ú-vaer." (3) Aragorn sah ihn einen Moment an. "Gut, wir reiten los. Faramir!" Aragorn rief seinen Hauptmann.

"Ja, mein König?" Eilig kam Faramir zu ihnen gelaufen. Sein Gesicht zeigte eine große Schramme auf der Stirn, aber ansonsten schien er unverletzt.

"Sammelt die Truppen und zieht auf dem kürzesten Weg nach Bruchtal. Wir gehen vor, über den Rothornpass. Das ist der direkteste Weg. Das hier war nur ein Ablenkungsmanöver! Der Anführer ist auf dem Weg nach Bruchtal und wir wissen nicht, was er vorhat. Und Faramir!" er hielt den Mann am Arm fest. "Gib Éomer Bescheid!"

"Ja, Aragorn." nickte dieser und rannte los, in alle Richtungen Anweisungen schreiend.

"Mein Sohn, was ist los? Wir haben die Schlacht erfolgreich beendet." König Thranduil kam auf Legolas zu. Auch er war unverletzt. Nur sein Umhang hatte einen großen Riss. Noch immer hatte er seinen Bogen in der Hand, doch nur noch wenige Pfeile steckten in dem Köcher auf seinem Rücken.

"Das war keine Schlacht, das war eine Ablenkung, Vater. Wir müssen umgehend nach Imladris. Irgendetwas Dunkles ist auf dem Weg dorthin. Wir müssen uns beeilen."

"Bist du sicher, Legolas?" fragte ihn der König, aber er konnte die Antwort in den Augen seines Sohnes sehen.

"Maethathon ai melin!" (4) sagte dieser erst.

"Benn veren, vell ar vaer!" (5) sagte sein Vater stolz und sah seinem Sohn anerkennend in die Augen. Dann nickte er. "Reitet vor. Ich sammle meine Armee und folge auf dem schnellsten Weg." Kurz nickte er Legolas zu und berührte ihn leicht an der Schulter. Legolas sah auf. "Sei vorsichtig, mein Sohn. Ich habe dich gerade erst wieder gefunden und möchte dich nicht gleich wieder verlieren."

Stumm nickte Legolas und umarmte seinen Vater kurz. Dann sprang er auf sein Pferd.

°°°°°

Den ganzen Tag hindurch hatte Mel wieder diese unbestimmten Gefühle. Sie konnte sie jedoch nicht einordnen. Sie war unruhig und oft in Gedanken versunken. Ein immer dunkler werdender Schatten setzte sich auf ihre Seele.
Als es bereits dämmerte, lenkte sie ihre gesamte Konzentration wieder auf Legolas. Sie spürte etwas. Ihr Herz klopfte schneller. Sie wusste, es ging ihm gut. Aber da war noch mehr... Angst. Warum hatte er Angst?

Sie horchte noch tiefer in sich hinein und schloss die Augen. Da kam ein Schatten auf sie zu. Ihr Puls schlug schneller. Furcht umklammerte ihr Herz. Sie wollte ihre Augen wieder öffnen, aber sie konnte nicht. Sie wurde in einen Bann gezogen. Es war wie eine dunkle Wolke, und die Wolke wurde größer. Sie nahm langsam Gestalt an. Sie sah ein dunkles Wesen. Es war groß. Sehr groß. Dann sah sie seine Augen. Sie schienen rot zu glühen. Sie konnte den Blick von diesen Augen nicht abwenden. Sie war wie hypnotisiert. Ihr Kopf schmerzte und ihre Augen taten weh.

"Ich finde dich... Ich sehe dich... Ich komme!" Das Wesen sprach zu ihr. Seine Stimme dröhnte entsetzlich in ihrem Kopf. Dann hörte sie ein Lachen... ein schreckliches Lachen.

Plötzlich konnte sie sich von ihm befreien und öffnete panisch die Augen. Sie schreckte auf. Sie zitterte am ganzen Körper und atmete schnell.

"Was ist das? Wer ist das? Was will er?" flüsterte sie. Schnell stand sie auf und rannte zu Elrond. Immer noch schmerzte ihr Kopf. Besorgt sah er sie an.
Was sie ihm erzählte beunruhigte ihn, doch er konnte es nicht deuten. Er ahnte nur etwas. Und diese Ahnung war nicht gut...

°°°°°

Legolas trieb sein Pferd immer weiter an. Im vollen Galopp ritten sie. Sie mussten sich beeilen. Sein Gefühl betrog ihn nicht.
Was wollte dieses Geschöpf? Er konnte es sich nicht erklären. Sein Herz jedoch sagte ihm, das es etwas mit Melima zu tun hatte. Er war sich ganz sicher. Es war etwas an ihr, was besonders war. Er hatte es von Anfang an gewusst, doch er wusste noch immer nicht, was es war. Was nur hatte der Ork gemeint, als er sagte, sie sei nicht von dieser Welt?
Noch lang war der Weg nach Bruchtal und er wusste nicht, welchen Vorsprung der Schwarze Meister hatte, wie er von dem Ork genannt worden war.

°°°°°

Sie ritten die ganze Nacht und den ganzen Tag durch. Wenn die Pferde nicht eine Rast gebraucht hätten, wäre er noch weiter geritten.

Sanft streichelte er seinen Hengst. "Gen hannon, mellon nîn (6) . Du bist mir ein treuer Freund. Es tut mir leid, dass ich dich so schinden muss, aber wir haben nicht viel Zeit." Leise sprach er auf Sindarin auf sein Pferd ein. Dieses schien ihn zu verstehen und stupste ihn sanft mit dem weichen Maul an.

"Legolas, auch du brauchst Ruhe." Freundschaftlich legte Aragorn ihm eine Hand auf die Schulter. Doch Legolas schüttelte den Kopf. "Ich kann keine Ruhe finden, solange ich nicht weiß, ob es ihr gut geht."

"Du musst schlafen, sonst kannst du ihr nicht helfen, mellon nîn. Wir können erst in ein paar Stunden weiter. Nutze die Zeit, und erhole dich."

Legolas wusste, das sein Freund Recht hatte. Er nickte und gab sich geschlagen. Er setzte sich ans Feuer, an dem sich der Zwerg schnarchend niedergelegt hatte, und dachte an Melima. Hoffentlich ging es ihr gut. Selten - nein, noch nie, hatte er solche Gefühle für eine Frau empfunden. Die Angst, sie wohlmöglich nie wieder zusehen, umklammerte sein Herz.
Aragorn saß ihm gegenüber, zündete mit einem Holzstöckchen sein Pfeifenkraut an, und beobachtete Legolas. Er sah die Angst, die sein Freund hatte.

Nachdenklich sog er den würzigen Rauch des Tabaks ein. Dann beugte er sich vor, und sah seinem Freund in die blauen Augen. "Du liebst sie, mein Freund." stellte er fest.

Verwundert sah Legolas ihn an. Dann senkte er den Blick erneut ins Feuer. War es so? Noch nie hatte er solche intensiven Gefühle gehabt. Noch nie hat sein Herz so vor Freude gehüpft, wenn er nur an eine Frau gedacht hatte.
Er horchte in sich hinein. Er fühlte etwas, ganz sicher. Aber war es Liebe? Er hatte noch nie eine Frau geliebt.
Er dachte an den Kuss, den er ihr damals gegeben hatte. Als ihre Lippen sich berührt hatten, hatte er einen Moment geglaubt, es würde etwas in ihm explodieren. Ein unbekanntes, wundervolles Gefühl hatte ihn durchströmt. Er hatte sich wohl gefühlt in ihrer Nähe, und hatte den Wunsch verspürt sie beschützen. Er hatte seine Probleme vergessen können, wenn sie da war. Ihr helles Lachen kam ihm in die Erinnerung.

Unwillkürlich lächelte er. Ja, er liebte sie. Das wurde ihm in diesem Augenblick bewusst. Stumm nickte er. Ein Leuchten trat in seine Augen, doch kurz später erlosch es wieder. Er sah seinen Freund an. "Sie ist ein Mensch." flüsterte er.

Aragorn wusste, was dies hieß. Sie würde schon in, nach einem Elbenleben gemessen, kurzer Zeit sterben. "Mach dir darüber Gedanken, wenn wir alles hinter uns haben. Lass diesen Schatten jetzt nicht auf deinem Herzen lasten." beruhigte er ihn. "Ruhe jetzt! Sammle die Kraft, die noch brauchen wirst."

Langsam legte sich Legolas hin und schloss die Augen. Er suchte in seinem Gedächtnis nach Bildern, und als er sie fand, entspannten sich seine Gesichtszüge etwas. Er sah sie vor sich. Sie war so wunderschön. Ihre goldenen Haare glänzten in der Sonne und ihre grünen Augen funkelten. Er hörte ihr helles Lachen. Ja, er liebte sie wirklich.
Diese Bilder von ihr, und Gimlis monotones Schnarchen, ließen ihn schließlich einschlafen.

°°°°°

Er träumte.
Er war auf einer grünen Wiese. Die Sonne schien warm und hell. Er ging weiter und sah sich um. Es war wunderschön hier. So friedlich. Grüne Bäume waren dort, und Vögel zwitscherten darin.
Er ging weiter und sah sich um. Er genoss die Sonne, die ihn wärmte, und atmete die klare Luft ein.
Plötzlich hörte er ein helles Lachen. Es war ihr Lachen. Schnell ging er weiter. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Er blickte an einem Baum vorbei. Dann sah er sie auf der Wiese sitzen. Sie lachte fröhlich. Sein Herz wurde warm bei dem Anblick. Zu lange hatte er sie nicht gesehen. Es waren jetzt schon viele Wochen. Es ging ihr gut. Sie war wieder gesund.

Langsam näherte er sich ihr. "Melima." flüsterte er.

Sie sah auf, und lächelte ihn glücklich an. "Legolas, du bist wieder da!"

"Melima, du hast mir so gefehlt." sagte er leise. "Ich liebe dich, das weiß ich jetzt."

Ihre Augen begannen zu leuchten. "Ich liebe dich auch." flüsterte sie. Ein warmes Gefühl durchströmte ihn. Er war glücklich. Er rannte ihr entgegen. Sie sprang auf, und wollte auf ihn zu laufen, doch plötzlich veränderte sich sein Traum.

Es wurde dunkel und kalt. Graue Wolken verdeckten die Sonne. Er zögerte, sah sich um. Die Wiese, die Bäume, die Vögel, alles war verschwunden. Grauer, kalter, steiniger Boden, wo er nur hinsah.
Er sah wieder zu ihr und erschrak. Etwas Großes und Dunkles stand hinter ihr und hielt sie an den Schultern zurück. Er konnte nicht sehen, wer es war. Sein Gesicht blieb unter einem schwarzen langen Umhang verborgen.

"Melima!" rief er.

Flehend sah sie ihm in die Augen. Die Gestalt drehte sich um, und zog sie mit sich. "Hilf mir..." formten ihre Lippen lautlos, und er sah ihren flehenden Blick.

"Melima, bleib hier. Bleib bei mir!" rief er ihr hinterher. Doch er sah sie nicht mehr. Nur noch den Rücken dieser Gestalt. Und er hörte ein Lachen. Ein fürchterliches Lachen...
Dann waren sie verschwunden.

°°°°°

Melanie versuchte einzuschlafen. Schon Stunden lag sie wach. Dieses beklemmende Gefühl in ihrem Herzen ließ einfach nicht nach. Sie zwang ihre Gedanken in eine andere Richtung...
Legolas. Sie seufzte. Sie konnte ihn vor sich sehen. Groß, schlank und muskulös. Seine langen blonden Haare wehten ein wenig im Wind. Seine wunderschönen blauen Augen...

°°°°°

Sie schlief ein und träumte.
Sie fand sich auf einer wunderschönen, grünen Wiese wieder. Sie war umsäumt von Bäumen, in denen Vögel zwitscherten. Die Sonne schien warm vom blauen Himmel.
Lächelnd streckte sie ihre Nase in die Sonne, und genoss die Wärme auf ihrem Gesicht. Sie öffnete die Augen und lachte. Ein Schmetterling flog dicht an ihr vorbei. Er war wunderhübsch. Seine Flügel leuchteten in prächtigen Farben. Es war so wunderschön hier. So friedlich.

Plötzlich hörte sie seine Stimme. "Melima." flüsterte er. Sie sah auf und lächelte ihn glücklich an.

"Legolas, du bist wieder da!" rief sie.

"Melima, du hast mir so gefehlt." sagte er leise. "Ich liebe dich, das weiß ich jetzt."

Ihre Augen begannen zu leuchten. "Ich liebe dich auch." flüsterte sie. Ein warmes Gefühl durchströmte sie. Sie war glücklich.

Er rannte ihr entgegen. Sie sprang auf und wollte auf ihn zu laufen, doch plötzlich veränderte sich ihr Traum.
Es wurde dunkel und kalt. Graue Wolken verdeckten die Sonne. Sie zögerte. Sah sich um. Die Wiese, die Bäume, die Vögel, alles war verschwunden. Grauer, kalter, steiniger Boden, wo sie nur hinsah.

Sie sah wieder zu Legolas. "Melima!" rief er besorgt.

Flehend sah sie ihm in die Augen. Etwas Großes stand hinter ihr und hielt sie an den Schultern zurück. Es schmerzte. Hart war sein Griff, und sie konnte sich nicht von ihm lösen. Sie hatte fürchterliche Angst. Sie konnte nicht sehen, wer es war. Sein Gesicht blieb unter einem schwarzen langen Umhang verborgen. Die Gestalt drehte sich um, und zog sie mit sich.

"Hilf mir..." formten ihre Lippen lautlos, und sah ihn flehend an.

"Melima, bleib hier. Bleib bei mir!" Hörte sie Legolas rufen. Doch sie konnte ihn nicht mehr sehen. Nur noch Schwärze. Und sie hörte ein Lachen. Ein fürchterliches Lachen...

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"Melima, nein!" Legolas wachte mit einem Schrei auf. Angst kroch in sein Herz. Was war das für ein Traum. Es war so real. Verstört blickte er auf Aragorn und Gimli, die ihn besorgt ansahen. Es dämmerte bereits.

Schnell stand er auf. "Wir müssen weiter." sagte er entschlossen und seine Freunde nickten. Ein paar Minuten später ritten sie wieder los.

Aragorn trieb sein Pferd an, holte seinen Freund ein und sah ihn besorgt an. "Was hast du gesehen?"

"Nichts Gutes. Wir müssen uns beeilen. Nautho ôl hen taith en úmarth dolel." (7) Er trieb Askar noch mehr an. "Noro lim, mellon nîn! Noro lim!" (8)

Aragorn folgte ihm. Er fühlte, dass sein Freund eine Vision hatte, der er glauben konnte.
Verzweifelt hielt Gimli sich an seinem Pferd fest, und versuchte hinterher zu kommen.

°°°°°

Schweißgebadet erwachte Melanie mit einem Schrei in ihrer Kehle. Was war das für ein Traum. Es war so real. Was hatte das alles zu bedeuten?
Unbewusst fasste sie an ihre Schulter. Sie schmerzte. Sie zog ihr Nachthemd weg und sah große blaue Flecken. Sie sahen aus wie der Abdruck einer großen Hand. Sie erschrak.
Elrond kam in ihr Zimmer. Er fand sie schweißüberströmt in ihrem Bett. Sie war wach und ihr Blick war von Angst verzerrt. Das Nachthemd entblößte ihre Schulter, auf der große blaue Flecken zu sehen waren.

Besorgt setzte sich Elrond an ihr Bett. "Mel, was ist passiert? Was hast du gesehen?"

Verstört blickte sie ihn an. Tränen schimmerten in ihren Augen. Und Angst. "Er will mich!" flüsterte sie. "Er kommt und will mich holen."

°°°°°

Sanft nahm Elrond sie in seine Arme. Das alles beunruhigte ihn zutiefst. Sein Herz spürte jetzt auch, das ein dunkler Schatten sich auf Bruchtal zu bewegte.
Nachdem sie ihm von seinem Traum erzählt hatte, alarmierte er seine Wachen.

Macelius kam aufgeregt in ihr Zimmer gerannt. "Mel, was ist passiert?" Besorgt setze er sich neben sie und hielt ihre kalte Hand.

"Macelius, bleibt bei ihr. Ich muss mich um ein paar Dinge kümmern." sagte Elrond und verließ, nachdem er ihr noch einmal beruhigend über den Kopf gestrichen hatte, den Raum.

"Was ist passiert?" fragte der besorgte Macelius.

Melanie war total verstört und zitterte am ganzen Leib. Sanft zog er sie in seine Arme und strich über ihren Kopf. Sie ließ es widerstandslos geschehen. Beruhigend wiegte er sie in seinen Armen und redete leise auf sie ein. Doch sie bemerkte von all dem nichts. Zu groß war der Schrecken, zu groß die Angst, die ihr Herz ergriffen hatte.

°°°°°

Die drei Gefährten ritten weiter, so schnell die Pferde konnten. Je näher sie Bruchtal kamen, desto dunkler war das Gefühl, welches Legolas Herz beschlich. Er konnte jetzt unmittelbar eine Gefahr spüren. Angst umklammerte sein Herz. Wenn er nur wüsste, was dieser dunkle Herrscher von Melima wollte...

Wieder trieb er Askar an, der schon vor Schweiß dampfte. "Schneller, mein Freund. Wir müssen uns beeilen."
Bald würden sie endlich da sein. Hoffentlich würden sie noch rechtzeitig ankommen.

°°°°°

Macelius wich Mel in der ganzen Nacht nicht von der Seite. Er war verliebt in sie, doch sie merkte es nicht. Zu beschäftigt war sie mit ihren Gedanken.
Der junge Mann war sehr besorgt, genauso wie Elrond. Dieser saß, bis auf die kurzen Augenblicke, in denen er nach ihr sah, ununterbrochen in der Bibliothek, um ihn herum dutzende aufgeschlagene Bücher. Er suchte nach etwas. Nach einer Erklärung für das alles. Er hatte eine Ahnung, um welchen Geist es sich handeln könnte, doch wenn diese sich bestätigen würde, würde es ein harter Kampf werden. In einem sehr alten Buch wurde er schließlich fündig:

...Und so kam es, das im Jahre 860 des ersten Zeitalters, Dagor, Sohn des Morgoth, Dämon der alten Welt, nach Mittelerde kam, um sich eines Menschen zu bemächtigen. Diese Menschenfrau, zwar jung und stark in ihrem Blute, doch zu schwach für diesen Geist. Und somit ging der Schwarze Herrscher wieder aus unseren Gefilden, um in eintausend Jahren erneut zu kommen, und erneut zu versuchen, die Seele einer Frau zu erlangen, welche nicht aus unserer Welt stammt...

Langsam verstand er. Jetzt wusste er, mit welchem dunklen Geist sie es zu tun hatten. Furcht umschloss sein Herz. Er hatte von diesem Dämon gehört, doch bis jetzt hatte er geglaubt er wäre eine Sage.
Er war erschaffen worden von Morgoth, dem einen Kind Ilúvatars, der eine dunkle Seele besaß, und nur Zerstörung und Dunkelheit auf die Erde brachte. Morgoth hatte viele dunkle Kreaturen erschaffen - auch Sauron. Es war zu einer Zeit, in der die Erstgeborenen bereits auf dieser Welt wandelten, während die Zweitgeborenen, die Menschen, noch schliefen. Zu einer Zeit, als Sonne und Mond noch nicht zu leuchten begonnen hatten.

Entmutigt schüttelte er seinen Kopf. Es würde ein sehr harter Kampf werden. Er hatte gehofft, dass Sauron der Letzte der schrecklichen Werke Morgoth war, doch nun wusste er, dass es nicht so war. Und dieser Geist wollte Mel. Er brauchte sie, denn sie war eine aus der anderen Welt.

Elrond überlegte. Er musste wieder an den jungen Mann denken, der sich ähnlich verhalten hatte wie Mel. Johnamas war sein Name. Der Elb erinnerte sich auch an ihm eine starke Aura erkannt zu haben. Als er ihn ein wenig besser kennengelernt hatte, hatte er bemerkt, dass sich dieser Mann merkwürdig verhielt. Er war zwar ruhig und zurückgezogen, jedoch schien er alles sehr aufmerksam zu beobachten, und machte sich ständig Notizen.
Elrond rief sich den Tag zurück ins Gedächtnis, als dieser junge Mann auf Bilbo getroffen war. Sie hatten sich gekannt. Freudig hatten sie sich begrüßt, als wären sie alte Freunde gewesen. Oft gingen sie spazieren und unterhielten sich lange.

Sie wären sich bereits einmal im Auenland begegnet, hatte Bilbo Elrond erklärt, doch der Hobbit wollte nicht mehr über den Mann erzählen. Frodo, Sam und den anderen Hobbits erzählte Bilbo nichts von dem Mann, und dieser verschwand rasch und unauffällig, wenn sie in seine Nähe kamen, so, also ob er von ihnen nicht gesehen werden wollte.

Elrond hatte dem merkwürdigen Verhalten des Menschen damals nicht viel Beachtung geschenkt. Er hatte größere Sorgen. Er spürte die drohende Macht Saurons.
Als dann die Gefährten Abschied aus Bruchtal nahmen, um gemeinsam nach Mordor zu gehen, hatte er wie immer still und heimlich alles aus dem Hintergrund beobachtet, und wie immer sein dickes Notizbuch in der Hand gehabt. Elrond war der erleichterte Ausdruck auf dem Gesicht des jungen Mannes aufgefallen. Nur durch Zufall hatte er ihn damals bemerkt.
Zwei Tage später hatte er sich ebenfalls verabschiedet. Höflich hatte er sich bei Elrond für dessen Gastfreundschaft bedankt. Dann war er gegangen, und der Elb hatte ihn nie wieder gesehen...

Dieser Johnamas hatte sich wirklich sehr merkwürdig verhalten. Nun sah er viele Parallelen zu der jungen Frau, dessen er sich angenommen hatte. Er war sich jetzt sicher! Auch dieser Mann war aus einer anderen Welt! Leider wusste Elrond nicht, wo sich dieser Mensch jetzt aufhielt, doch er kannte jemanden, der es vielleicht wissen konnte.
Schnell schrieb einen Brief und schickte einen Boten. Er würde eine lange Reise haben und hoffentlich gesund ankommen - in Lórien.

°°°°°

Mel ging es im Laufe der Nacht immer schlechter. Sie bekam wieder Fieber und war kaum ansprechbar. Sie war in einen traumlosen, tranceähnlichen Zustand gefallen. Ihre Haut war nass von kaltem Schweiß, und ihr Gesicht verzerrte sich immer wieder, als wenn sie starke Schmerzen hätte.
Elrond machte sich große Sorgen. Er wusste, dass er ihr nicht helfen konnte. Wieder einmal kämpfte sie einen Kampf, den sie alleine bestreiten musste, doch diesmal würde der Kampf um Leben und Tod gehen...

Zum Glück wusste er jetzt, mit welchem Dämon sie es zu tun hatten. Doch trotzdem hatte er nicht viel über ihn erfahren. Er wusste nur, dass er auf der Suche nach ihr war. Aber was wollte er? Wie konnte sie ihm nützlich sein? Sie war nicht von dieser Welt und das wusste dieses Geschöpf. Er brauchte sie offensichtlich. Das war der Grund seines Kommens, soviel hatten ihm seine Bücher verraten. Nur leider nicht, wie sie ihn besiegen konnten...

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(1) Mein Herz sagt mir...
(2) Ich fühle eine Düsternis!
(3) Das ist nicht gut.
(4) Ich werde für die kämpfen, die ich liebe!
(5) Ein tapferer, starker und guter Mann!
(6) Ich finde dich... Ich sehe dich... Ich komme!
(7) Ich danke dir, mein Freund
(8) ich denke, dieser Traum ist ein Zeichen für kommendes Unheil
(9) Lauf schnell, mein Freund! Lauf schnell!