Es wurde Zeit zu handeln. Wie, das wusste sie nicht. Aber etwas musste geschehen...Sie musste herausfinden, ob diese Träume, eigentlich Variationen eines einzigen Traumes etwas zu sagen hatten, ober ob sie nur waren, was sie schienen- Träume. So tat sie das, was sie immer tat, wenn sie nicht weiter wusste... Sie las alles, dessen sie habhaft werden konnte.
So fand Harry sie schließlich: Den Kopf auf ein Buch gesunken, auf dem Gesicht ein seliges lächeln saß sie schlafend in der Bibliothek. Vorsichtig zog er das Buch unter ihrem Kopf hervor- sie hätte es sich nie verziehen ein kostbares Buch kaputt gemacht zu haben, nur weil sie darüber eingeschlafen war!- und runzelte die Stirn. Seit wann las Hermione Bücher über die tiefere Bedeutung und Symbolik von Träumen? Er beschloss aber, dieses Thema vorerst beiseite zu schieben und sie statt dessen zu wecken und in ihr Bett zu schicken,...schließlich war bald Sperrstunde und er wusste genau, wie Hermione es verabscheute, die Schulregeln zu brechen...Nun ja, zumindest, wenn es dafür keinen Grund gab. Grinsend dachte er an eine aufgebrachte Hermione, die Ron und ihn anfunkelte: „Wir hätten getötet werden können! Oder schlimmer: Von der Schule verwiesen!" Wie lange war das jetzt schon her? Er seufzte. Sehr lange.
Dann sammelte er sich wieder und stieß sie behutsam an. „'mione, wach auf! Du musst schlafen gehen!" Plötzlich hielt er inne und musste grinsen. Sie zu wecken um sie ins Bett zu schicken war aber auch zu komisch!
Da schnellte ihr Kopf hoch und sie sagte, noch halb im Schlaf: „Was meinst du damit?"
„Naja, es ist spät, wir sind in der Bibliothek und ich denke, dein Bett ist bequemer!" Super Rede, großer Meister! Cicero wäre stolz auf dich gewesen! Aber nach Hermiones Blick zu urteilen, schien sie eh nicht viel von dem gehört zu haben, was er gesagt hatte. Jedenfalls blickte sie ihn an, als erwartete sie, er wäre jemand anders... Als wäre die Frage nicht an ihn gerichtet gewesen... Um so verblüffter war er, als sie plötzlich aufsprang und schrie: „Na toll, super, genial! Ich war so kurz davor und dann kommst du! Danke!" Mit diesen Worten stürmte sie hinaus. Zurück blieb ein zugegebenermaßen vor Verblüffung gelähmter Harry. „Frauen!" Kopfschüttelnd blickte er ihr hinterher.
So kurz davor! Sie war doch so kurz davor gewesen, es zu erfahren! Fast hätte er geantwortet. Sie hatte gespürt, dass er zu einer Antwort ansetzte, es war beinahe greifbar gewesen... Warum musste Harry sie wecken? Hätte er denn nicht noch 10 Sekunden länger warten können? Ahh, diese Männer! Manchmal könnte sie wirklich... BUMM! Na toll, jetzt war sie auch noch in jemanden hinein gerannt. Irre komisch. Wer auch immer das war, dem würde sie jetzt die Meinung sagen... Sie würde nichts verbergen, sie würde... versinken in seinen wundervollen Augen, die sie voller Verblüffung ansahen, in ihnen ertrinken, die Welt würde stillstehen und er würde... Etwas sagen. Völlig perplex starrte sie ihn an. „Was meinst du damit?" Ja, super. Jetzt hatte sie die richtige Frage gestellt. Dem richtigen Mann. In der richtigen, echten Realität...nicht im Traum! Ups... Sie spürte, dass die Röte ihr langsam aber sicher in die Wangen stieg. Ob er es bemerkte? Da, er sagte wieder etwas! Diesmal würde sie zuhören, würde jedes Wort von seinen Lippen trinken, denn es konnte, es konnte die Antwort dabei sein, nach der ihr verlangte...
„Was ich damit meine, wenn ich dich frage, ob du nicht aufpassen kannst? Nun, eigentlich sollte das doch klar sein, oder? Aber wahrscheinlich... bist du einfach zu müde, um überhaupt noch etwas zu verstehen. Gute Nacht!"
Er war verwirrt. Was war denn nur mit ihm los? Sonst hatte er doch immer eine spritzige, bissige Bemerkung parat. Aber nun? Du bist zu müde... Anscheinend war sie da nicht die einzige. Aber wie ihre Augen erschrocken und doch zärtlich die seinen in den Bann gezogen hatten... Ihr rascher Atem, die feine Röte, die sich auf ihre Wangen stahl... der ach so kurze Moment, in dem sich ihre Körper berührten hatte ihn völlig aus der Bahn geworfen.
Als er sich langsam von ihr entfernte, hörte er, wie sie ihm noch etwas zurief. So unsanft aus seinen Gedanken geholt, konnte er nicht mehr die Worte ausmachen, nur den Tonfall- und der erinnerte ihn überdeutlich an seinen Traum. Reflexartig fragte er sie also, was er sie Traum für Traum wieder fragte, bevor er Traum für Traum wieder aufwachte, ohne eine Antwort zu bekommen. „Warum?"
Jetzt war es an Hermione, an dem Verstand (oder zumindest dem Gehör) ihres Gegenüber zu zweifeln.
„Naja, entschuldigt man sich denn nicht, wenn man jemanden beinahe über den Haufen rennt? Es war wirklich keine Absicht, deswegen hab ich mich entschuldigen wollen."
Ihre Augen trafen sich und für den Bruchteil einer Sekunde schien die Welt aus den Fugen zu geraten und einfach still zu stehen, als Silber sich mit goldener Bronze verband... Doch so schnell, wie er gekommen war, verging dieser Moment wieder und beide sahen verwirrt, verunsichert und ein wenig verschämt zu Boden.
„Schon okay, ist ja nichts passiert!" Er drehte sich um, ging den dunklen Gang entlang- und verfluchte im Stillen seine Träume, seine Gedanken, die Welt und vor allem seine übergroße Dummheit, nichtsahnend, dass es nur ein paar Meter weiter einem besonderen Mädchen genauso erging...
War mal wieder etwas kurz, ich weiß. Aber ich habe momentan auch nicht so viel zeit, leider...
Danke für die lieben Reviews zum 1. chap. Schreibt auch weiter fleißig welche...sonst schreib ich nämlich nicht weiter! ;-)
