So, habe wieder was für euch... Viel spaß beim lesen...

"Ähm, Hermione? Hermione! Hörst du mir überhaupt zu?"

Kopfschüttelnd sah Harry sie an. Was war nur in letzter Zeit mit ihr los? Träumt da einfach vor sich hin... Im Unterricht! Kurz erwog er die Möglichkeit, dass da vielleicht jemand mit dem Vielsafttrank... Nein, zu absurd. Sie war es- und doch wieder nicht. Sie war einfach nicht sie selbst und das ging nun schon seit Wochen so. Also hatte er schließlich beschlossen, sie einmal energisch zur Rede zu stellen. Doch komischerweise wich sie ihm ständig aus, immer fielen ihr neue Ausreden ein: Ich muss in die Bibliothek, ich muss den Aufsatz fertig stellen, ich will schlafen... Die Liste war schier endlos. Aber jetzt hatte sie keine Ausrede mehr. Was sollte sie auch sagen? Sei ruhig, ich will Professor Binns zuhören? Lächerlich! Schon seit einer halben Stunde gab sie noch nicht einmal mehr vor, aufzupassen sondern starrte mit diesem abwesenden Lächeln aus dem Fenster, das stellenweise in ein heftiges Stirnrunzeln überging, als ob sie sich einer unangenehmen Tatsache erinnerte. Doch das schwierigste war wohl diesmal, sie dazu zu bewegen, dass sie seine Existenz wahrnahm...

Vorsichtig stupste er sie an, woraufhin sie erschrocken zusammenfuhr und ihn böse anfunkelte.

„Was soll das, Harry?" fauchte sie ihn an. „Naja, 'mione, ich versuche seit 10 Minuten, dich auf mich aufmerksam zu machen..." erwiderte er so vorsichtig wie möglich. „So geht es nicht mehr weiter, du musst mir jetzt sagen, was mit dir los ist! Ist es wegen Ron?"

Hermione starrte ihn verblüfft an. Wegen Ron?

„Auch." Mit diesem Wort wollte sie sich von Harry abwenden, der setzte jedoch schnell hinterher: „Ist schon okay, ich sage es ihm nicht. Mich nervt sein Geturtel mit Lavender auch total! Aber ich schließe mich deswegen doch nicht ganz vom Leben aus..."

Hermione wurde rot. Sie musste sich ja wirklich verändert haben, wenn Harry das schon bemerkte...Aber zum Glück schob er es auf die zugegebenermaßen nervige Tatsache, dass ihr bester Freund mit dieser Tussi zusammen war. Wenn er wüsste... Bei dem Gedanken musste sie unwillkürlich lächeln. Sie würde ihn in dem Glauben lassen...und gleichzeitig versuchen, wieder zu ihrem alten Selbst zurückzufinden.

„Harry, es tut mir leid. Es regt mich einfach auf, dass die beiden ständig allen zeigen müssen, wie toll sie es finden, sich abzuknutschen." Nun, das war nicht einmal gelogen. Außerdem neidete sie es ihm, eine Beziehung haben, wo doch ihre eigenen Aussichten auf eine Beziehung mit dem, den sie liebte so unmöglich war...

„Ich versuche, mir nicht mehr so viel daraus zu machen, okay?" Vorsichtig lächelte sie ihn an. Er schien ihr zu glauben, machte jedenfalls keine weiteren Anstalten tiefer in sie zu dringen. Gut, die Gefahr war abgewandt. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn er es wüsste!

So ganz war Harry nicht von Hermiones Aussage überzeugt, er ließ es aber dabei bewenden. Wenn sie sich von nun an wieder etwas mehr wie die alte Hermione benehmen wollte, dann sollte es ihm recht sein, dass sie da noch etwas verbarg... Im Stillen dachte er, dass Hermione in letzter Zeit auch so aussah, als wäre sie verliebt... Nun gut, Ron würde schon noch bemerken, welchen Fehler er gemacht hatte. Und dann würden er und Hermione hoffentlich auch realisieren, dass sie zusammengehörten...

Er seufzte. Warum mussten die beiden alles komplizierter machen, als es war?

Warum musste das Leben so kompliziert sein?

Die eine, die er haben wollte, konnte er nicht haben- und die eine, die er nicht haben wollte, wollte ihn unbedingt! Diese Frau trieb ihn noch einmal in den Wahnsinn.. Nein, eigentlich beide. Es war zum Mäusemelken! Und mit seiner Aufgabe ging es auch nicht so voran, wie es sollte... Aber vielleicht hemmte er sich ja auch selber? Er wollte es ja nicht... aber er musste. Und er durfte niemandem davon erzählen... Wenn er wenigstens hätte darüber reden können, wäre vieles leichter gewesen. Aber schließlich war er ja sein Leben lang daran gewöhnt gewesen, mit niemandem über seine Gefühle reden zu können, niemandem zu vertrauen außer sich selber.

Mit ihr könnte er reden...sie würde ihn verstehen... Unwirsch schob er diesen Gedanken beiseite, seufzte und konzentrierte sich wieder auf seine Arbeit.

Aufgeregt.

Gott, sie war so aufgeregt! Wie ein kleines Kind freute sie sich auf die Nacht...und hatte gleichzeitig eine schreckliche Angst davor. Was sollte sie tun? Was sollte sie sagen? Was würde er tun? Was würde passieren...

Am liebsten würde sie jetzt schon zum Treffpunkt gehen, damit sie auch ja nicht zu spät wäre... Sie hatte das Gefühl, sie müsste zerplatzen vor Freude und Angst, alles hinausschreien, was sie bewegte und jeden Stern im Himmel einzeln befragen, was sie tun sollte...

Krampfhaft versuchte sie, sich nichts anmerken zu lassen. Es war schon schlimm genug, dass Harry gemerkt hatte, wie durcheinander sie momentan war... Sie musste es nicht noch schlimmer machen, indem sie es der ganzen Schule sozusagen auf die Nase band...

Verging der Unterricht eigentlich immer so verdammt langsam? Sie versuchte sich zu konzentrieren, aber so ganz gelang es ihr nicht. Nun, anscheinend besser als vorher, denn Harry nickte ihr immer wieder aufmunternd zu und gab ihr wortlos zu verstehen, dass sie sich langsam wieder ihrem alten Ich näherte.

Mit Ron sprach sie kein Wort.

Die Zeit floss dahin wie zäher Sirup.

Es war jetzt fast soweit. Sie wartete bereits seit einiger Zeit hier, in dieser dunklen Ecke auf ihn und starb fast vor Angst und Zweifeln. Würde er wirklich kommen? War es doch nur ein Scherz? Was würde passieren? Wie sollte sie ihm gegenübertreten? Sollte sie zuerst reden, oder abwarten, damit er zuerst sprach?

Ihre Gedanken drehten sich im Kreis, ihr wurde ein wenig schwindlig davon. Vielleicht sollte sie einfach ihr Gehirn abschalten und auf ihre Intuition hören? Die Intuition, die ihr gestern Nacht geholfen hatte, die ihr eingeflüstert hatte, was sie sagen sollte und es sie hatte sagen lassen, bevor sie realisierte, was sie da sagte, die so gar nicht aus ihr selbst heraus sondern vielmehr von weit weg gekommen zu sein schien...

Genervt unterbrach sie diese Gedankengänge. Was auch immer ihr da gestern geholfen hatte, es würde ihr wieder helfen. Und damit genug.

Sie hörte Schritte und schluckte nervös. Das war es, er war wirklich gekommen! Da bog er schon um die Ecke.

Sie sah seinen eleganten Gang, seine Robe wehte effektvoll um seinen schlanken Körper, seine Haare fielen ihm leicht in die Stirn. Jetzt sah er sie und seine wundervollen Augen richteten sich auf sie, sein Mund zauberte ein verhaltenes Lächeln auf sein Gesicht. Kurz vor ihr blieb er stehen.

„Hermione."

Sie sah ihm geradewegs in die Augen und meinte wieder in ihnen zu versinken. Schüchtern lächelte sie ihn an.

„Draco."

Ihm wurde ganz warm, als er sie dort stehen sah und sie mit einem Lächeln auf den Lippen seinen Namen sprechen hörte. Stumm lächelnd sah er sie weiterhin an. Sie lächelte zurück. Einen Moment lang schien niemand zu wissen, was er sagen oder tun sollte. Dann fing er sich wieder und begann: „Schönste, ich..." Doch bevor er noch ein weiteres Wort sagen konnte, wurde er von einem gehässigen Lachen unterbrochen.

„Was siehst du da, Mrs. Norris? Schleicht da wieder ein Schüler des Nachts durch die Gänge? Ja, dann wollen wir doch mal sehen, wen wir da haben..." Filchs Schritte kamen näher.

Die Magie zwischen ihnen war für den Moment gebrochen. Erschrocken schauten sich die beiden um, dann packte Draco Hermione's Hand und zog sie mit sich. Leise liefen sie den ganz hinunter, während der Hausmeister hinter ihnen immer noch mit seiner Katze sprach. „Ja, lass sie ruhig laufen... Ich finde sie schon... Sie werden mir nicht entkommen..."

Hermione stoppte plötzlich und zog den verblüfften Slytherin mit sich in einen leeren Schrank. Sie schloss die Tür und murmelte einen Spruch. Dann drehte sie sich zu Draco um und sagte: „Hier findet er uns nicht. Ich habe die Tür mit einem Zauber belegt, der ihn verwirrt. Er wird denken, das hier sei ein Gemälde..."

Verwirrt verstummte sie. Der Schrank war klein und eng, sie standen kaum eine Handbreit auseinander. In der Dunkelheit konnte sie sein Gesicht nur schemenhaft erkennen. Trotzdem sah sie sein belustigtes Grinsen.

„Wie schlau meine schönste doch ist..." murmelte er leise. Sie sahen sich in die Augen, beide noch schwer atmend vom schnellen Lauf. Hermione fühlte, wie ihre Knie weich wurden und sie zu schwanken begann. Er bemerkte das und legte vorsichtig seine Arme um sie, damit er sie stützen konnte. Ihre Gesichter waren jetzt nur noch Zentimeter voneinander entfernt. Langsam überbrückten sie auch diese Distanz und beide glaubten, ihr Herz müsse aussetzen als sich ihre Lippen vorsichtig, fast schüchtern trafen...

Das wars schon wieder... Hoffe, es hat euch gefallen?

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