Sie war so glücklich. Ja, im Moment spürte sie einfach nur ein wohliges Glücksgefühl, verflogen waren alle Ängste, alle Sorgen, aller Kummer. Denn sie war bei ihm, er hielt sie in seinen Armen, so zärtlich, so liebevoll.
Sie fragte sich wieder einmal, wie das alles nur passiert sein konnte...
In den letzten Wochen hatten sie sich öfter getroffen, heimlich, ohne dass sie es jemandem anvertraut hätten. Zu zerbrechlich, zu fragil war ihr Glück. Würde es je jemand erfahren, wusste sie nicht, was passieren würde. Wahrscheinlich würde es alles zerstören.
Aber in Momenten wie diesen war sie einfach nur glücklich, hier, bei ihm. Hier und jetzt waren sie nicht Granger und Malfoy, nicht Muggelstämmige und Reinblüter, nicht Gryffindor und Slytherin... Sie waren einfach nur Hermione und Draco. Zwei Menschen, die sich aufs Innigste liebten, die nicht ohne den anderen konnten. Gestohlene, leise, heimliche Momente waren es...und doch Momente des höchsten Glücks.
Doch wenn sie von ihren gemeinsamen, glücklichen Stunden wieder zurückkehrte, wieder eintauchte in die bittere Realität, dann schien es ihr jedesmal, als ob eine Welt zerbrechen würde. Wieder waren sie Feinde. Wieder durfte es niemand erfahren, erahnen. Es war so grausam.
Wenn sie dann dort saß, alleine, in ihrem Zimmer, dann brach alles wieder über sie herein. Auch die Träume, die sie nicht vergessen konnte, die trotz allem immer wiederkehrten. Über die sie nicht mit ihm sprechen konnte. Es drängte sie zwar danach, es zu tun, aber es gelang ihr nie.
Immer hatte sie Angst, er würde gehen, sie verlassen; war dann um so glücklicher, wenn er wieder zu ihr kam, sie wieder zusammen sein konnten.
Sie redeten wenig. Was gab es auch zu sagen? Irgendwann, sie vermochte nicht, den Zeitpunkt zu bestimmen, hatten sie eine stillschweigende Übereinkunft getroffen, in dieser, ihrer spärlichen Zeit die harte Realität auszuklammern und einfach nur zu sein. Zusammen zu sein.
Die anderen sprachen sie nun nicht mehr darauf an, was mit ihr los war. Irgendwann hatten sie es aufgegeben. Sagen konnte sie sowieso niemandem, was zwischen ihr und Draco war. Es würde niemand verstehen... Manchmal schien es ihr, als wäre all dies nur ein großer, wunderschöner Traum, aus dem sie eines Tages erwachen würde und auf den sie nur wehmütig zurückblicken könnte, unfähig, ihn festzuhalten.
Sie lächelte, als ihr die Zeilen eines alten Gedichtes in den Sinn kamen: Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt... Oh, es passte so gut auf ihre Situation. So unglaublich gut!
„Warum lächelst du?" murmelte Draco gegen ihren Hals, das Gesicht in ihrem Haar verborgen. Sollte sie es ihm sagen? Nein, dies war nicht die Zeit, sich Gedanken zu machen. Nicht die Zeit zu reden. Also sagte sie nur: „Ich bin einfach glücklich. Weil ich hier bin, bei dir. Und weil ich dich liebe!"
Wieder versanken die beiden in einem nichtendenwollenden Kuss.
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Er war einfach nur glücklich. Glücklich, dass sie zusammen waren. Dass er doch noch wenigstens einen Bruchteil dessen bekam, was er sich wünschte—sie. Wenn es auch nur für einen kleinen, winzigen, gestohlenen Moment war, bevor wieder die harte Realität über ihm zusammenbrach, er hatte es doch gefunden: Sein Glück.
Er hielt sie im Arm, sie lehnte sein Gesicht vertrauensvoll an seine Schulter. Oh, wie er sie liebte! Alles erschien ihm hier so richtig, so gut, so wunderschön. Nie hätte er gedacht, dass es solche glücklichen Stunden je für ihn geben würde. Also genoss er sie mit jeder Faser seines Herzens, jedem Funken seines Verstandes. Mit jedem Atemzug sog er ihren unverwechselbaren Geruch ein. Sie duftete nach Vanille, nach Kokos und, ja, nach Hermione eben. Er berührte ihre Haut, prägte sich jedes Härchen auf ihrem Arm, jedes kleinste Mal so gut ein, bis er glaubte, sie noch nach Jahrzehnten blind mit einer einzigen Berührung erkennen zu können.
Es blieb ihnen nicht mehr viel Zeit... Zu vieles war schon vorbereitet, zu vieles zu weit fortgeschritten, um es noch rückgängig machen zu können. Er wollte sie beschützen, um jeden Preis. Und er musste an seine Familie denken, die sterben würde, wenn er versagte. Er hatte sich endlich entschieden: Ihr Leben war ihm wichtiger als sein Glück. Er wusste, dass er Hermione damit vermutlich das Herz brechen würde, aber andererseits hatte sie Freunde, die ihr helfen konnten. Die sie auffangen würden. Aber das Wichtigste von allem war: Sie würde leben.
Wenn der dunkle Lord erführe, warum er seine Aufgabe so hinausgezögert hatte, warum er sie beinahe aufgegeben hatte, wäre nichts mehr zu retten gewesen. Er würde sterben, seine Familie würde sterben und seine über alles geliebte Hermione mit großer Sicherheit auch. So hatte sie wenigstens noch eine Chance... Auch, wenn es für ihn bedeutete, alles aufzugeben, woran er geglaubt hatte, alles zu verlieren, was sein Glück ausmachte... Fast alles. Auch, wenn er selbst sterben würde, so hatte er doch die Gewissheit, dass Hermione leben würde. Und das allein zählte. Es ging schon lange nicht mehr um richtig und falsch, um Gut und Böse. Nein, hier ging es nur noch darum, das zu beenden, was er angefangen hatte, den Schaden, den er anrichten würde, anrichten musste, egal, was er tat möglichst gering zu halten.
Er spürte, wie sie lächelte, konnte es fühlen, ohne hinsehen zu müssen.
„Warum lächelst du?" murmelte er leise, einfach, um überhaupt etwas zu sagen, um ihre Stimme zu hören. Sie sprachen so wenig... Sie wollten die harte Realität aussperren, sie nicht auf sich aufmerksam machen, indem sie laut sprachen. Sie wollten doch einfach nur sein... Zusammen. Glücklich.
Sie antwortete ihm du sein Herz schlug schneller beim bloßen Klang ihrer Stimme und es schlug wilde Kapriolen, als es hörte, was sie sagte. Sie sagte genau das, was er auch fühlte, wenn sich nicht wieder ungebetene Gedanken an die Zukunft in seinen Verstand schlichen: „Ich bin einfach glücklich. Weil ich hier bin, bei dir. Und weil ich dich liebe!"
Er küsste sie und hoffte, dass dieser Kuss nie enden würde...
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Er war froh, dass Hermione sich wieder ansatzweise normal benahm. Vielleicht war es eben doch nur die Sorge um die unsichere Zukunft, das gemeinsame Grübeln über die Horcruxe, sein wunderbares Zaubertränkebuch und die ganze Geschichte mit Ron, die sie beschäftigt hatten. Nun, zumindest die Sache mit Ron schien erledigt zu sein. Schien. Die beiden hatten sich zwar nie wirklich ausgesprochen, aber wenigstens hatte Ron Vernunft angenommen und sich von Lavender getrennt. Er wirkte zwar immer noch oft, als hätte ihm jemand die Petersilie verhagelt, aber das würde sich auch noch geben. Harry hoffte es jedenfalls ganz stark. Er hatte jetzt wirklich keine Zeit mehr, sich mit den Liebes- und sonstigen Problemen seiner Freunde auseinanderzusetzen... Die Horcruxe verlangten seine volle Aufmerksamkeit. Und Ginny... Ginny, die er liebte. Das hatte er gemerkt, als er gesehen hatte, wie sie Dean küsste. Allerdings hatte er beschlossen, es ihr unter keinen Umständen zu sagen. Die Sache mit Ron und Hermione verwirrte ihn schon aus der Ferne mehr, als es gut war für jemanden, der eigentlich alles daran setzen sollte, Lord Voldemort zu vernichten. Nun ja, zuerst natürlich die Horcruxe. Er durfte sich jetzt beim besten Willen nicht ablenken lassen. Die Erinnerungen im Denkarium, die Horcruxe, Voldemort, das war alles, was ihn zu kümmern hatte. Punkt. Und doch...Er schob diesen Gedanken weit von sich. Für Ginny wäre er ohnehin zu gefährlich. Voldemort wollte ihm schaden, also würde dieser zuerst die vernichten wollen, die Harry liebte, um ihm damit Stück für Stück seine größte Waffe zu rauben, so wie Harry im Gegenzug versuchen musste, Voldemort mit der Vernichtung der Horcruxe, der Teile seiner Seele, jegliche Aussicht auf Unsterblichkeit zu rauben.
Und dennoch konnte er die Gedanken an sie nicht loswerden, sie überlagerten langsam sein gesamtes Denken... Nein! Er durfte es nicht zulassen. Die Horcruxe waren im Moment das Wichtigste. Dahinter hatte alles zurückzustehen. Ginny, Ron, Hermione, alle.
Und dennoch träumte er jede Nacht, wie er Ginny, seine Ginny, zärtlich küsste und sie diesen Kuss leidenschaftlich erwiderte.
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Er war zufrieden. Hermione redete wieder vernünftig mit ihm, er war endlich diese Tussi mit ihrem ewigen Won-Won hier, Won-Won da losgeworden und auch Vicky schien seine Hermione in Ruhe zu lassen. Zumindest hatte er nichts von weiteren Briefen mitbekommen. Das genügte ihm fürs Erste.
Im Nachhinein fragte er sich, wie er es überhaupt mit Lavender ausgehalten hatte... Sie war so...anders als Hermione. So überhaupt nicht der Typ Mädchen, dass er mochte. Nun ja, sie hatte ihm über eine schwere Zeit hinweggeholfen und dafür hätte er ihr eigentlich dankbar sein sollen. Aber wer half ihm jetzt darüber hinweg? Er erschauerte. Nicht noch so ein Mädchen! Nein, er hatte vorerst genug davon. Entweder Hermione oder keine. Punkt. Und da Hermione sich in letzter Zeit wieder etwa so benahm, wie er es von ihr gewohnt war, könnte es durchaus sein, dass er kein Single bleiben musste. Wenn er nur nicht so schüchtern gewesen wäre...
Vielleicht, eines Tages, redete er sich ein.
Eigentlich hätte er Harry ja bei den Horcruxen helfen sollen, aber irgendwie mangelte es ihm dazu sowohl an Lust als auch an Ideen. Harry hatte ja Dumbledore. Der würde schon alles richten, wozu hatte man schließlich sonst den größten Zauberer auf seiner Seite?
Also Hermione... Ron hatte letzte Nacht wieder von ihr geträumt Sie war so wunderschön...
Verträumt blickte er in den längst erloschenen Kamin und stellte sich vor, wie er es endlich schaffen würde, Hermione zu sagen, was er für sie empfand...
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Er war wie betäubt. Er hatte soeben erklärt bekommen, was er tun musste. Warum er es tun musste. Wann er es tun musste. Warum er und in keinem Fall Draco. Es war nur noch so wenig Zeit...
Aber er konnte nichts mehr Fühlen. Hatte Gefühle hinter sich gelassen, irgendwo zwischen der abstrakten Möglichkeit und dem konkreten Auftrag.
Es war nur noch Leere in ihm, eine Leere, die nichts und niemand je wieder würde auffüllen können.
Er, Severus Snape, war am Ende seiner Kräfte. Er konnte nicht mehr weitermachen. Und doch war es genau das, was er schließlich tun musste. Weitermachen. Für ihn. Für die gute Sache. Für den Jungen- der- nervte. Für alle. Aber vor allem für ihn, der ihn gemahnt hatte, eindringlichst gemahnt hatte: „Tue es, Severus. Für mich. Bitte."
Er seufzte. Er konnte diesem Mann keine Bitte abschlagen. Selbst diese nicht.
Dumpf versuchte er sich daran zu erinnern, wann er das letzte Mal glücklich gewesen war—und erschrak, als er feststellte: Er war vieles gewesen. Aber glücklich? Richtig glücklich, rundum zufrieden? Niemals.
Und plötzlich verstand er, warum ausgerechnet er diesen Auftrag ausführen musste und ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen. Vielleicht tat er jemand anderem damit etwas Gutes, bewahrte ihn vor etwas.
In diesem Moment war Severus Snape dem Glück, dass er sein Leben lang entbehrt hatte, sehr nahe.
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Es würde funktionieren. Der Plan würde aufgehen. Er hoffte es. So kurz vor dem Ziel durfte einfach nichts mehr schief gehen. Und dennoch... Je näher das Ziel rückte, desto mehr Angst bekam er auch. Würde alles laufen, wie vorgesehen? Oder würde in letzter Sekunde ein entscheidendes Detail seines Planes misslingen, ein winziges Rädchen sich anders drehen als erwartet? Wäre dann alles vergebens?
Er seufzte und fasste einen Entschluss. Langsam griff er nach Feder und Pergament und fing an zu schreiben. Und während er schrieb, löste sich in ihm etwas und er wusste plötzlich, dass er das Richtige tat...
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Das wars mal wieder...hoffe, es gefällt euch und ihr hasst mich nicht dafür... Schreibt mir bitte, bitte reviews! Jeder kleinste Kommentar ist willkommen!
