Papierkram: Harry Potter und das ganze zugehörige Universum gehören mir immer noch nicht. Der Liedtext, den ich in diesem Kapitel zitiere, ist von HIM.

Vielen lieben Dank für eure Reviews, die mich sehr gefreut haben. Schickt bitte auch für dieses Kapitel wieder welche, Kritik ist mir immer noch sehr willkommen.

Familienchaos und Gefühlswirren

2. Misstrauen

Gegen zwei Uhr nachts sah Ayleen das letzte Mal auf die Uhr. Sie verdrehte genervt die Augen, seit fast 3 Stunden lag sie jetzt hier wach auf dem Sofa und konnte nicht schlafen. Die Geschehnisse des Tages ließen sie genauso wenig los, wie sie den Gedanken an Hogwarts beiseite schieben konnte. Wann würde wohl eine Antwort eintreffen? Eine halbe Stunde drehte sie sich noch von einer Seite auf die andere, bis sie endlich in einen unruhigen Schlaf verfiel.

Oben wachte Harry durch das Geschrei der zweiten Eule, die an diesem Tag durch sein Fenster flog, auf. Dieses Mal war es Hedwig und sie hatte einen Brief am Bein, der eindeutig Sirius' Handschrift trug. Sofort war er hellwach und rollte das Pergament auf:

Lieber Harry,

ich hoffe, deine Ferien waren bis jetzt nicht allzu schlimm. Hier bei mir ist alles in Ordnung, nur Seidenschnabel war in den letzten Tagen nicht ganz gesund. Wenn du willst, können wir uns am Mittwoch treffen.

Schick einfach Hedwig zurück, wenn du Zeit hast.

Sirius

Harry hätte am liebsten laut gejubelt, dass sein Pate ihn so bald besuchen kommen würde. Natürlich hatte er Zeit! Sofort nahm er ein Blatt Pergament zur Hand und begann zu schreiben:

Lieber Sirius,

natürlich habe ich Zeit! Ich freue mich schon sehr!

Die Ferien waren bis jetzt ganz okay, ich habe mich so oft wie möglich abgesetzt. Gestern habe ich erfahren, dass ich eine Cousine habe! Sie stand plötzlich vor der Tür und will nächstes Jahr nach Hogwarts gehen. Bis jetzt hat sie bei Adoptiveltern in Frankreich gelebt. Ich hoffe, es stört dich nicht, wenn ich sie mitbringe, sie ist bei ihrer Familie nicht sehr willkommen gewesen.

Liebe Grüße,

Harry

Er ließ Hedwig kaum die Zeit ein wenig zu fressen und etwas Wasser aufzunehmen, dann band er ihr schon den Brief ans Bein. Verärgert schnatternd flog sie davon.

Harrys Wecker zeigte zwar erst sechs Uhr, er war jetzt jedoch hellwach und ging daher runter in die Küche, um sich ein Glas Wasser zu holen.

Es war noch früh am Morgen, erst halb sechs, und Ayleen war schon wieder schlaflos. Nach einer Weile sah sie ein, dass das Streben nach Erholung in dieser Nacht sinnlos war und nahm ihr Buch zur Hand. Sie war gerade ganz in ihrer Lektüre versunken, als sie ein Knarren auf der Treppe vernahm. Atemlos umklammerte sie ihren Zauberstab und stand auf. Barfüßig tappte sie in Richtung Wohnzimmertür, einen Zauber schon auf den Lippen. Ayleen riss die Türe auf und stand einem ziemlich erschrockenen Harry gegenüber.

„Hab' ich dich geweckt? Tut mir leid", stammelte er. „Nein, ich war schon wach, konnte nicht mehr schlafen", erklärend wies sie auf ihr Exemplar von „Faszination schwarze Magie – eine Einführung in die dunklen Künste", ein in schwarzes Leder gebundenes Buch mit silbern aufgeprägter Schrift.

Harry runzelte die Stirn, sagte aber nichts, sondern ging weiter in Richtung Küche. Ayleen folgte ihm: „Kannst du auch nicht schlafen?" „Nein, ich wollte mir nur etwas Wasser holen. Auch eins?", fragend hielt er ihr ein Glas hin. Dankend nahm sie es entgegen. Harry schenkte sich noch ein Glas ein und verlies die Küche dann, ohne noch ein Wort zu sagen. Verwirrt sah Ayleen ihm nach, was hatte sie jetzt falsch gemacht?

Nachdem sie das Glas in einem Zug geleert hatte, setzte sie sich auf das Sofa und dachte über das merkwürdige Verhalten ihres Cousins nach, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Um sieben Uhr ging sie ins Bad, zog sich an und verlies das Haus für einen kurzen Morgenlauf.

Oben in seinem Zimmer fand Harry auch nicht mehr viel Schlaf. Er konnte immer noch nicht glauben, was er da unten im Wohnzimmer gesehen hatte. Seine Cousine las ein Lehrbuch über schwarze Magie. Obwohl er sich immer wieder einzureden versuchte, dass er sich geirrt hatte, lies ihn die Sache nicht in Ruhe.

Als er unten die Haustüre auf und zu gehen hörte, fragte er sich flüchtig, wo Ayleen denn nun hinging, verschob die Frage aber auf später, stand auf und ging in die Küche, um das Frühstück vorzubereiten.

Es war ein schöner Morgen, durch den Ayleen da rannte. Nach einer halben Stunde kam sie verschwitzt und keuchend, aber innerlich ausgeglichener im Ligusterweg an. Mit dem Zauberstab öffnete sie die Türe, hinter der ihr schon wunderbarer Geruch nach frisch gebratenen Eiern mit Schinken entgegen kam.

Sie steckte kurz den Kopf in die Küche und grüßte Harry, der hinter dem Herd stand, mit der Pfanne hantierte und schon wieder gesprächiger war, sodass Ayleen seine Laune von vorher auf die Uhrzeit schob.

Bevor sie duschen konnte, musste sie erst warten, bis Magda, die laut und falsch singend unter der Dusche stand, fertig war. Als ihre Tante endlich die Nasszelle geräumt hatte, besetzte sie das Bad, welches sie kaum 10 Minuten später fix und fertig angezogen wieder verlies.

Unten sah sie nach, was sie Harry noch in der Küche helfen konnte, aber außer Tischdecken war nicht mehr viel zu tun. Nach und nach tauchte die ganze Familie Dursley auf und lies sich zum Frühstück nieder.

Der Tag verlief friedlich, Harry und Ayleen verließen Harrys Zimmer außer zu den Mahlzeiten kaum. Harry saß auf dem Bett und versuchte Hausaufgaben zu machen, was ihm jedoch nicht so recht gelingen wollte, da sein Blick ständig von Ayleen angezogen wurde, die immer noch ihr Buch über die dunklen Künste las und gelegentlich mal eine Zauberstabbewegung übte oder einen Spruch halblaut vor sich hin murmelte. Konnte es wirklich sein, dass sie aus diesem Buch Sprüche übte?

Als sie bemerkte, dass Harry sie anstarrte, starrte sie zurück: „Was ist denn? Kommst du nicht weiter?" „Ähm...", es war ihm richtig peinlich, sie so gedankenverloren angeschaut zu haben. „Nein, ich habe nur nachgedacht." Er konnte schlecht fragen, weshalb sie sich für schwarze Magie interessierte, oder wieso eigentlich nicht?

„Du scheinst dich ja sehr für schwarze Magie zu interessieren. Das wird doch auf Beauxbatons gar nicht gelehrt, oder?", rang er sich schließlich zu fragen durch.

„Ach", Ayleen zuckte die Schultern, „das habe ich auf Durmstrang kennen gelernt und ich fand das Fach sehr interessant, also lerne ich auf eigene Faust weiter."

Nun war Harry vollends verirrt: „Du warst auf Durmstrang? Ich dachte, du wärst auf Beauxbatons zur Schule gegangen?"

Sie grinste: „Ich war da letztes Jahr auf Besuch mit einer Freundin, die in der 7. Klasse war und nach dem Trimagischen Turnier noch Kontakt zu einer Gruppe Jungen aus Irland gehalten hat. Wir bekamen einen Plan, was wir dort lernen und an Hausaufgaben erledigen mussten, dafür durften wir sechs Wochen bleiben, obwohl nur zwei davon Ferien waren. Die restlichen vier haben wir dort den Unterricht besucht."

Bei der Gelegenheit hast du dich also für schwarze Magie begeistern können, dachte er entsetzt, sagte jedoch nichts. Zuerst wollte er feststellen, wie weit sie sich dafür begeisterte. Er wandte sich wieder seinem Aufsatz zu, konnte sich aber jetzt weniger denn je darauf konzentrieren.

Auch Ayleen legte nach kurzer Zeit ihr Buch wieder zur Seite. „Kann ich das Radio einschalten?", fragte sie.

„Das ist kaputt, Dudley hat es auseinandergebaut und nicht mehr richtig zusammen gebracht", antwortete Harry. „Vielleicht kriege ich es wieder hin." Ayleen stand auf. „Wenn du willst, aber ich weiß nicht, ob noch alle Teile da sind", sagte er, „kann auch sein, dass du deine Zeit verschwendest."

Seine Cousine ließ sich nicht beirren: „Ich habe sowieso nichts zu tun. Oder willst du lieber deine Ruhe?" Harry schüttelte den Kopf: „Viel Spaß!"

Fasziniert beobachtete er, wie Ayleen mit dem Zauberstab das Gehäuse anstupste, das sich öffnete und den Blick auf das Innenleben des Radios freigab. Mit leise gemurmelten Sprüchen und Bewegungen ihres Zauberstabs lies Ayleen Drähte und Kabel sich lösen und an anderer Stelle wieder einfügen. Elektronische Bauteile verschoben sich und veränderten teilweise sogar ihre Form. Immer wieder liesAyleen Teile des Radios aufleuchten, um dann an den noch dunklen Stellen, die von Mal zu Mal weniger wurden, weiter zu arbeiten. Nach einer halben Stunde fügte sie die beiden Gehäusehälften wieder zusammen: „Alle Achtung, Dudley hat echt ganze Arbeit geleistet."

„Und jetzt funktioniert es wieder?", fragte Harry. Ayleen nickte: „Ich denke schon, außerdem kannst du dir auf magischem Weg Lieder wünschen, als würdest du eine CD oder Kassette einlegen." Sie schloss den Kasten an das Stromsystem an und richtete den Zauberstab darauf, ein violetter Blitz flog darauf zu und I'm longing for your touch and I welcome your sweet six six six in my heart… There's nothing you can do - Yes, I've lost my faith in you… dröhnte es in voller Lautstärke aus dem Lautsprecher.

Schnell drehte Harry leiser: „Nicht ganz so laut, sonst regt sich Petunia wieder auf", bat er, "Was ist das eigentlich für Musik?" „HIM, eine Muggelband, kennen aber auch unter Muggeln nur wenige. Wieso, gefällt es dir nicht?", fragte Ayleen. „Nein, ist schon okay. Nur die Texte sind etwas heftig", entgegnete er.

Ayleen schoss einen Zauberspruch gegen die Tür, die für einen kurzen Moment von innen heraus zu leuchten begann. „Ich habe die Türe schalldicht gemacht", erklärte sie. „Wir können zwar hören, wenn jemand von draußen ruft, aber von hier drinnen dringt kein Laut nach draußen."

Der restliche Nachmittag verlief eher langweilig. Nach dem Abendessen fragte Ayleen: „Ich gehe heute Abend noch weg. Harry, Dudley, wollt ihr mit?" Harry schüttelte den Kopf: „Nein, danke." Dudley wurde richtig grob: „Mit so einer, wie dir will ich nichts zu tun haben, du spinnst doch." Er hätte wohl noch mehr gesagt, hätte Ayleen ihn nicht unterbrochen: „Ist ja schon gut, komm wieder runter. War ja nur eine Frage, auf die ein einfaches Nein voll und ganz gereicht hätte." Dann ging sie ins Bad.

Auf ihrem linken Arm erschien ein riesiges Tattoo, um ihre Augen ließ sie schwarzen Eyeliner und Lidschatten erscheinen. Nachdem sie ihre Haare schwarz gefärbt hatte, veränderte sie noch ihre Kleidung, dann war sie schon fast ausgehfertig. Ayleen trug jetzt eine schwarze Hose, zu der sie nach kurzem Überlegen noch einen breiten Nietengürtel hinzufügte, und ein schwarzes Top mit Netzrücken.

Ein wenig bedrückte sie die Tatsache schon, dass auch ihr Bruder sie so ablehnte, obwohl er sie kaum kannte, da er den größten Teil der Zeit nicht da gewesen war und daher auch noch nicht mit ihr gesprochen hatte. Auf dem Weg nach unten schob sie den Gedanken beiseite, zuerst wollte sie heute Spaß haben, vielleicht konnte sie ja morgen doch noch mit ihm reden.

Sie warf noch einen Blick in die Küche, um sich zu verabschieden, wobei sie ihren linken Arm sorgsam versteckte, um unnötiges Aufsehen zu vermeiden. Wie sollte sie die Tattoos erklären, ohne vor Magda zu erwähnen, dass sie eine Hexe war? „Wie siehst du denn aus?", Magda zeigte sich über den Kleiderstil von Ayleen entsetzt. „Überhaupt, was kann ausgehen bei so einer schon heißen, außer sich besaufen und dann Leute anpöbeln und kriminell werden."

Bevor sie noch mehr sagen konnte, fiel Ayleen ihr ins Wort: „Ja, auf Wiedersehen dann!" So schnell es möglich war, verschwand sie nach draußen. Harry folgte ihr. Als ihm aufgefallen war, dass sie ihren linken Arm versteckte, hatten bei ihm alle Alarmglocken geschrillt. Am linken Arm wäre das dunkle Mal, war seine Cousine eine Todesserin? Er konnte sich gut vorstellen, dass sie auf ein Todessertreffen gehen wollte, so wie sie angezogen war.

„Was ist denn mit dir los?", fragte er sie, währen er sie am Arm packte und herum zu drehen versuchte, was ihm jedoch nicht gelang. Obwohl sie schmächtig aussah, hatte Ayleen eine enorme Kraft. „Reg dich wieder ab, ich fühle mich in der Grufti-Szene eben wohl", antwortete sie genervt. „Was ist denn mit deinem Arm?", er ließ nicht locker.

Ayleen zeigte ihn ihm: „Das habe ich immer nur zum Weggehen. Hat mein Lieblingssänger auch. Aber wie hätte ich das erklären sollen, ohne das Magda mitkriegt, dass ich eine Hexe bin?" Das leuchtete Harry nun auch ein. „Und du gehst jetzt in der Grufti-Szene weg?" „Mein Gott, ich finde die Leute da einfach lustig. Die sind eigentlich überall gleich", schön langsam ging ihr die Fragerei ihres Cousins gewaltig auf die Nerven, „also dann, tschüß!"

Harry stand noch eine ganze Weile da, nachdem sie gegangen war. Zum einen hatte er keine besondere Lust, gleich wieder Magdas Kommentaren ausgesetzt zu sein, zum anderen erstaunte ihn seine Cousine von Tag zu Tag mehr. Ob sie eine Todesserin war, war er sich noch immer nicht so ganz schlüssig, auf der anderen Seite mochte er sie, obwohl er sie auf eine Weise auch fürchtete.

Nach einigen Minuten ging Harry wieder in die Küche und räumte den Tisch ab. Um nicht bei den anderen sitzen bleiben zu müssen, verbrachte er den Abend alleine in seinem Zimmer. Der Abend wurde später und später, aber Ayleen hatte augenscheinlich nicht vor, früh nach Hause zu kommen. Und je länger er so in seinem Zimmer saß, umso mehr Anziehungskraft übte der Koffer seiner Cousine auf ihn aus. Gegen zehn Uhr legte er ihn schließlich aufs Bett und öffnete ihn.

Ayleen hatte den Innenraum magisch vergrößert, er war mehr als doppelt so groß, wie man von außen hätte meinen können. Ihre Habseligkeiten waren ordentlich gepackt und bestanden aus sorgfältig gefalteten Kleidungsstücken, Schulsachen, jeder Menge Krimskrams, sowie einem enormen Stapel Büchern, der Harry eine Erklärung lieferte, warum der Koffer innen vergrößert worden war.

Er fühlte sich wie der Eindringling, der er auch war, als er sich die Büchersammlung näher besah. Es war erstaunlich, wie verschieden die Themen waren, über die Ayleen Bücher besaß. Neben Lehrbüchern über Schwarze Magie und anderen Werken über Magie, wie zum Beispiel „Bezaubernde Technik – technische Geräte verzaubern für Fortgeschrittene und Anfänger", aber auch fast genauso viele Muggelbücher aus allen Bereichen. Da waren Romane zwischen Sachbüchern über Naturwissenschaften und Philosophie und daneben französischsprachige Comics. Die anderen Bücher waren teils in englischer Sprache, teils in französischer. Ganz unten fand Harry noch einige Notizbücher, die seine Cousine scheinbar als eine Art Tagebücher benutzt hatte. Drinnen wechselten sich bewegte Magierfotos mit normalen Muggelphotos und Textpassagen, mal länger, mal kürzer, teilweise französisch, teilweise englisch, ab.

Harry widerstand der Versuchung, ein wenig darin zu lesen, legte die Sachen wieder zurück in den Koffer und hoffte, Ayleen würde nichts bemerken.

Harrys Cousine war direkt in einen Londoner Park appariert. Nachdem sie ein wenig umher gegangen war, entdeckte sie bald einige schwarz gekleidete Gestalten, die auf einer Wiese im Kreis saßen und Rockmusik hörten. Als sie näher kam, konnte sie erkennen, dass es eine gemischte Gruppe war.

„Hallo, wie geht's? Habt ihr noch ein Plätzchen für mich frei?", fragte sie. Ein Junge mit langen, schwarzen, auf den Seiten zu einer Art Irokesenschnitt aufgestellten Haaren nickte: „Klar, setz dich her!"

Die Leute waren allesamt recht nett und gemütlich und so verging der Abend ziemlich schnell. Um 23 Uhr zeigten die Londoner ihrem Gast noch eine etwas heruntergekommene, aber gemütliche Kneipe. Innen war es relativ dunkel und die Gäste kamen ausschließlich aus der Gothik- und Punkszene.

Gegen halb drei verabschiedete sie sich von den anderen. „Tschüß und schau mal wieder vorbei", rief ihr ein Mädchen mit dunkelvioletten Haaren nach.

Ayleen apparierte ins Wohnzimmer im Ligusterweg, fiel sofort in ihr „Bett" und schlief wie ein Stein durch bis zum Morgen.