Dieser Kapitel enthält ein paar Verse, wie sie im laufe der Story immer mal wieder vorkommen werden. Ich muss zugeben, dabei hab ich mich sehr an dem ersten Buch „Die Gefährten" orientiert, und auch ein bisschen Wortlaut der Verse übernahm, aber ein gewisser Herr soll ja auch als solcher erkannt werden. Schade eigentlich, dass er nicht im Film auftauchte na wisst ihr schon wen ich meine?
Wenn nicht dann lest mal weiter:
…
Kapitel 3.
shoku - anvertrauen
Mit dem feinen Glockengeläut, das an der Tür angebracht worden war, erwachte Feli aus ihrem Tagtraum. Die Tür schloss sich mit einem leisen wispern hinter ihr und erstaunt blickte sie sich nach der nun geschlossenen Tür um. Sie hatte niemals vor gehabt diesen Laden zu betreten, das war das letzte woran sie sich noch erinnern konnte.
Und danach…? Was war danach…? Nichts…
Danach stand sie jetzt hier in diesem seltsamen Laden. Von draußen schwappte helles Tageslicht herein, hier jedoch war es dunkel, finster und auch ein wenig schaurig. Durch Felis Körper glitt wieder ein eiskaltes Frösteln als sie langsam ihren Kopf drehte und in diese unwirkliche Dunkelheit hineinstarrte - und es wurde zurückgestarrt!
Unzählige Skulpturen, Artefakte, seltsame Figuren aus Stein, Ton, Lehm, Fell oder auch Metall starrten aus blassen, noch nie lebendig gewesenen Augen zurück.
Feli schluckte mühsam an ihrer festsitzenden Spucke in ihrem Gaumen, schlang die Arme wieder um ihren Körper und kaum spürbar atmete sie ein und aus.
Etwas seltsames ging hier vor sich, das spürte sie mit jeder Faser ihres Körpers und doch waren ihre Beine unfähig sich von der Stelle zu rühren, fast so als währen es keine Beine mehr, sondern Stämme und ihre Füße keine Füße sondern Wurzeln, tief in die Erde hinein gegrabene Wurzeln, die sich nie mehr von der Stelle rühren würden, wenn sich nicht einer fremden Kraft ihrer annimmt und sie in Stücke hackt!
Langsam schloss Feli nun ihre Augen, verschloss sie von diesen starren Blicken die sie förmlich zu durchbohren versuchten und wünschte sich in diesem Augenblick nichts sehnlicher, als endlich diesen Laden verlassen zu können.
Noch mit derselben Bewegung drehte sie ihren Kopf herum, versuchte ihn der Ladentür zuzuwenden und öffnete zugleich die Augen, als sich mit einem Mal etwas großes und dunkles zwischen sie und diese Tür drängte, mit einem einzigen Ruck und ohne das Feli es zuvor bemerkt hätte!
Erschrocken wich sie nun zurück, ihre Beine und Füße bewegten sich wieder wie von Geisterhand. Dazu hob sie abwehrend ihre Arme hoch, stolperte, riss ihre Augen weit auf, taumelte und krachte rückwärts gegen eines der Regale.
Ein lautes Klirren und Klimpern erfüllte nun die Luft, doch hörte sie kein Poltern und auch kein zerspringendes Stück, wofür sie mehr als Dankbar war.
Der Rucksack bohrte ihr ins Rückrad hinein, der kalte Schweiß stand ihr nun aufs Gesicht geschrieben und hastig atmete sie ein und aus ehe sie sich allmählich fasste und auf die kleine Person herabstarrte, die sich noch eben fast wie ein drohender Schatten zwischen sie und die Tür gedrängt hatte.
Im nächsten Augenblick wunderte sich Feli warum er ihr Angst gemacht hatte und im übernächsten überlegte sie, was an ihm Furcht erregend gewesen sein sollte, denn ein nettes Lächeln, umspielt von seinem langen, braunen Bart war direkt auf sie gerichtet.
Seine Augen strahlten dazu und waren von einem solch´ tiefen wasserblau wie es Feli noch nie zuvor bei einem Menschen gesehen hatten.
Um seine Augen herum erstreckten sich, so wie es ihr vorkam, Zentimeterlange Lachfalten, die nur noch durch seine purpurroten Wangen unterstrichen wurden.
Sein blauer Mantel reichte bis hinab zum Boden, schleifte über diesen drüber und bedeckte sogar noch seine in braunes Leder geschlagenen Füße.
Wo gibt es denn solche Schuhe zu kaufen bitteschön! dachte Feli als sie mit erstaunen bemerkte, wie der lange braune Bart begann zu wippen und sowieso alles, sein ganzer Kopf mitsamt der wuchernden Schulterlangen Haarpracht mit zu wippen, als er sprach: „Guten Tag, wertes Fräulein, Dong – long! Dongelong! Läute laute lillo! Du brauchst dich nicht zu fürchten, außer vor der Furcht selbst und vor mir schon gar nicht. Tom Bom! Tomtetom! Tom Bombadil ist mein Name und du bist das werte Fräulein, dass den Eingang zu meinem Laden gefunden hat, was mich sehr mit Freude erfüllt. Helfen will ich dir, zu finden das, was nach dir so dringend gerufen hat!"
In sanften Klängen schwappten nun die Worte zu Feli herüber, drangen in ihr Bewusstsein, doch erst langsam begann der Verstand zu begreifen… zu begreifen das dort vor ihr jemand stand, der ihr nichts tun wollte.
Im ersten Moment stand Feli nur einfach dort, der Rucksack drückte ihr noch immer unsanft gegen das Rückrad, aber das Herzrasen ließ nach und mit einem einzigen erleichterten Seufzen gewann sie allmählich ihre Selbstbeherrschung wieder. Jedoch konnte sie ihre Verwirrung noch nicht so ganz verbergen und noch ein, zweimal blinzelte sie ehe sie sich langsam vom Regal löste und sich ihr Rücken mit einem ächzen bedankte. Dabei jedoch ließ sie diesen Bombadil nicht aus den Augen – und er sie auch nicht.
Wer ist der Typ? Irgendwie kommt er mir bekannt vor, aber ich hab ihn doch noch nie zuvor gesehen? Was läuft hier eigentlich! dachte sie und schulterte wieder ihren mit schweren Büchern gefüllten Rucksack ehe sie fragte: „Herr Bombadil, so war doch ihr Name?" Heftiges nicken ihres Gegenübers war zu sehen und der ganze Bart wippte so stark, dass Feli schon fast die Befürchtung hatte, er müsse jeden Augenblick abfallen. „Wie meinen sie das! Wie wollen sie mir helfen etwas zu finden, wenn ich nichts suche?"
Doch hier hob Tom Bombadil seinen Arm, streckte den Zeigefinger mahnend in die Luft und bedeutete ihr zu schweigen. „Du, wertes Fräulein, glaubst nur nichts zu suchen, aber nicht immer ist alles wahr und richtig, was der Verstand uns sagt! Manchmal suchen die Dinge uns, ohne das wir es merken, oder vielmehr merken wollen!" Tom legte eine gebieterische Pause ein, begann langsam auf und ab zu wandern und schien dabei die richtigen Worte aus der Luft zu greifen während Feli einfach nur dastand und noch weniger als vorher verstand während er fortfuhr: „In deinem Falle hat dich das Etwas sehr laut und deutlich gerufen… so laut und deutlich, dass du keine andere Wahl mehr gehabt hast als meinen Laden zu betreten," er blieb abrupt stehen und seine wasserblauen Augen hefteten sich in die blau-grauen von Feli. „Habe ich Recht?"
Erstaunt zuckte Feli zurück und so langsam begann wieder die Furcht in ihr aufzusteigen. Dieser Typ wusste von den Stimmen von vorhin, die ihr solche Angst eingejagt hatte, ja vielleicht war er sogar dafür verantwortlich gewesen. Mit ihm stimmte etwas nicht, und Feli hatte keine Lust herauszufinden, was noch alles auf sie zu kommen mochte je länger sie hier blieb und diesen seltsamen in rätseln sprechenden Herren zuhören würde…
„Herr … ähm Tom Bombadil, das ist ja alles sehr interessant, was sie mir erzählen, aber ich muss leider nach Hause, sie verstehen. Meine Mutter wartet mit dem Essen und ich hab noch irre viel zu tun…!" begann Feli hastig über ihre eigenen Wörter zu stolpern und gleichzeitig hefteten sich ihre Augen auf die rettende Tür, doch leider stand zwischen ihr und der Tür immer noch dieser mysteriöse Typ, der sie nun mit diesen wasserblauen Augen traurig anstarrte. Seine Lachfalten waren verwelkt und selbst sein Bart schien geschrumpft zu sein.
„Du, wertes Fräulein, glaubst mir nicht, habe ich Recht… Dong-long… dongelong! Sag nichts, ich sehe es in deinen Augen, und doch," jetzt blinzelte Tom einmal und die Lachfalten begannen erneut zu erblühen, der Bart wurde wieder voller und die Augen begannen wieder zu strahlen, „ich sehe noch etwas anderes da drinnen und das ist genau das, weshalb du hier bist. Dein inneres Begehren nach dem, was schon so lange nach dir sucht. Nur leider kann ich dir nicht helfen… finden musst du es alleine. Aber es befindet sich in meinem Laden, soviel darf ich dir sagen."
Feli hörte andächtig dem Reden von Tom zu und ohne dem wirklich etwas entgegen setzen zu können, überzeugte sie das, was Tom zu ihr sagte denn es gab da einen Teil in Feli, der hier unbedingt und ganz dringend bleiben wollte und nach etwas suchte. Ein Teil, von dem sie bis heute nicht einmal etwas geahnt oder bemerkt hatte.
Wieder umschwappte sie dieses warme Gefühl, ließ sie alle Furcht vergessen und ganz allmählich entspannte sie sich.
Tom bemerkte das: „Sehr gut, ich merke wie du mir allmählich Glauben schenkst. Jetzt möchte ich dir die Philosophie des Ladens anvertrauen:
Dong – long! Dongelong!
Herein kommen sie in meinen Laden…
Nicht um mich zu fragen, was sein wird oder was ist…
Nur eines kann ich ihnen geben,
und das ist das was ihr Herz vermisst!
Dong – long! Dongelong!"
Seltsam beschwingt fühlte Feli sich nach den Worten Bombadils und noch nie hatte sie so sehr Worten geglaubt wie in diesem Augenblick. Gleichzeitig schien sich etwas in Feli zu regen, etwas, von dem Feli bis heute nicht einmal gewusst hatte, dass es in ihr war, etwas Unbekanntes und zugleich vertrautes, erschreckend und zugleich Furcht einflössend. Fast so wie diese Stimmen, die sie bedrängt hatten in diesen Laden zu gehen und die mit verantwortlich dafür waren, dass sie nun hier war.
Tom Bombadil inzwischen lächelte nur noch und streckte nun einen Arm vor, hielt die offene Handfläche hoch und hielt sie Feli entgegen.
„Bist du nun bereit mir zu zeigen, was du suchst!" raunte er.
Feli sah mit verklärtem Blick die ausgestreckte und ihr zugewiesene Hand von dem Herren Bombadil herab. Ihr Verstand wusste noch immer nicht worum es ging, aber so wie Tom es vorhin schon erwähnte, nicht immer ist alles so wie es scheint.
Und so sprach nun ihr Herz, übertönte den Verstand und Feli hob ihrerseits ihre Hand und ließ sie in die offene Handfläche von Tom hineingleiten.
Wettergegerbt und sehr rau war seine Handfläche, so fühlte Feli es, als sich seine Finger um ihre Hand schloss und in ihr eine seltsame Wärme entfachte.
Wie von selbst setzten sich nun ihre Beine in Bewegung, trugen Feli in die tiefere Dunkelheit des Ladens hinein. Tom Bombadil hielt, wie ein Kavalier, noch immer seinen Arm emporgehoben, ihre Hand in seiner und schritt langsam nebenher.
Er brauchte nun nicht mehr viel zu tun, außer neben Feli her zu gehen und abzuwarten, wohin sie ihr Herz geleiten würde. Nicht einmal er konnte genau sagen, was sie suchte…
Langsam durchschritten sie die langen Regale, auf denen links und rechts diese merkwürdigen Tierskulpturen standen, ohne dass Feli sich jetzt noch fürchtete oder sie überhaupt beachtete. Dann schritten sie weiter, vorbei an altertümlichen Bildern, stehen gebliebenen Uhren, halb zerfledderten uralten Büchern und altertümlichen Geschirr bis hinüber zu den verglasten Vitrinen, in denen sich die kleineren Gegenstände dieses Ladens befanden. Tom blickte auf denn hier wurde Feli langsamer. Er fühlte durch die Hand ihr Herz schneller pochen und wusste, sie würden gleich am Ziel sein.
Feli indessen spürte nun wie diese in einer unbekannten Sprache sprechende Stimme wieder in ihren Kopf zurückkehrte, dieses mal aber ruhiger, wie wogende Wellen die sachte an den Strand gespült wurden, ihn sanft berührten und sich dann langsam wieder zurückzogen.
Noch immer konnte Feli nicht verstehen, was ihr gesagt wurde, aber sie spürte doch schon, dass sie hier stehen bleiben musste… direkt hier…vor dieser Vitrine – und sie blieb stehen!
Die aus wogenden Wellen bestehenden Worte wurden noch leiser, verstummten aber nicht gänzlich sondern verwandelten sich nun in langsam herabperlende Tautropfen an einem schönen Sommermorgen, jedenfalls erinnerten sie Feli genau daran.
Sie drehte nun ihren Kopf langsam der Vitrine zu, aus der sie glaubte, diese Stimme zu hören. Gleichzeitig ließ sie Tom Bombadils Hand los und er verstand.
Nun drehte Feli den Rest ihres Körpers ebenfalls dieser einen ganz speziellen Vitrine zu und ihr Blick glitt einerseits fragend und andererseits wissend darüber hinweg.
Langsam näherte sie sich diesem von innen beleuchteten Glaskasten, in dem so viele kleine Gegenstände drinnen waren. Armbanduhren, die stehen geblieben waren, seltsame Schlüsselanhänger, uralte Münzen von sicherlich unschätzbarem Wert. Auf ein paar dieser Münzen waren seltsame Gravuren drauf, die Feli nicht lesen konnte. Selbst die Schrift dieser Gravuren war ihr gänzlich unbekannt. Seltsam geschwungen sahen sie aus, hatten etwas weiches, genauso weich wie die Stimme die Feli nun kaum noch hören konnte. Gerade noch als wispern in den Blättern der Bäume, fast verstummt und doch noch zu erahnen.
In dieser Vitrine befand sich aber noch etwas und das war Schmuck. Goldene Ketten, silberne Anhänger, reich verzierte Armbänder aus den unterschiedlichsten Materialien, dazwischen immer wieder Ringe… doch Feli hatte für den ganzen hübschen Schmuck nicht viel Übrig, denn ihr Blick wurde magisch angezogen von einem ganz bestimmten Gegenstand. So unscheinbar, dass sie es niemals beachtet hätte, wenn nicht irgendetwas in ihr währe der ihren Blick lenken würde…
Sie blinzelte noch einmal. Die an leise Tautropfen erinnernde Stimme verstummte gänzlich während Feli eine Hand hob und sie gegen die Glasscheibe drückte, die sie noch von diesem Gegenstand trennte. Dort lag er, dass war ihr Herz so verrückt spielen ließ, was ihren Verstand ausschaltete und für die Stimmen verantwortlich war. Ein Ring… ein schlichter einfacher silberfarbener Ring, der kaum zwischen den anderen reich verzierten Schmuckstücken ins Gewicht fiel.
Und doch wusste Feli ganz genau dass es dieser Ring war, der nach ihr gerufen hatte. Woher sie das wusste? Auf diese Frage fand sie keine Antwort, brauchte sie keine Antwort. Sie wusste es einfach und das genügte.
Tom Bombadil stand während der ganzen Zeit andächtig in einigem Abstand hinter ihr, beobachtete sie aber sehr aufmerksam und bemerkte, wohin Felis Blick wanderte und wo er nun hängen geblieben war. Ein lächeln glitt über seinen Mund, kaum zu erahnen unter dem langen verfilzten Bart. Sie hatte gefunden, was ihr Herz gesucht hatte!
Er wusste was nun zu tun war…
Feli starrte noch immer in die Vitrine hinein und direkt auf diesen schlichten silbernen Ring herab, als sie aus den Augenwinkeln bemerkte, wie Tom Bombadil nun an ihr vorüber glitt, sich der Vitrine von hinten näherte, geräuschvoll mit einem Schlüssel klapperte und die Tür der Vitrine von der anderen Seite öffnete.
Dies brachte Feli wieder zurück in die reale Welt und sie schaute auf als Tom langsam seine große Hand in die Vitrine hinein schob und den Ring, auf den sie so lange gestarrt hatte, vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger nahm.
Feli verfolgte mit dem Blick der Toms Hand und erst als der Ring kurz aus ihrem Blickfeld verschwand, weil Tom die Hand kurz runter nahm, weil er ja noch die Tür der Vitrine schließen musste, erwachte sie gänzlich. Das Herz wurde wieder leiser und ihr Verstand lauter. Wieder einmal fragte sie sich, was sie denn hier überhaupt tat, zweifelte sogar schon an ihrem eigenen Verstand und doch, als sie aufblickte und direkt in Tom Bombadils blaue Augen, die nun wieder direkt auf sie gerichtet waren und schon waren alle Zweifel in diesem unergründlichen wasserblau hinfort geschwemmt worden.
„Ich sehe sehr wohl, wertes Fräulein, die Zweifel in deinen Augen, aber hab keine Angst. Der Ring ist für dich bestimmt, sonst hätte er nicht so intensiv nach dir gerufen. Selbst ich konnte die wogenden Wellen der fremden Stimmen hören und ich höre sie noch lauter je länger ich den Ring in den Händen halte! Deshalb will ich mich nicht mehr lange aufhalten…!" sprach er nun, ließ den Schlüssel wieder irgendwo in seinen Mantel verschwinden, umrundete die Vitrine und kam nun direkt auf Feli zu, die ihr Hand von der Vitrine nahm und Tom keine einzige Sekunde mehr aus den Augen ließ, ohne wirklich etwas dagegen tun zu können.
Er hatte schließlich den Ring… den Ring, nachdem ihr Herz nun verzweifelt schrie.
Tom stand nun direkt vor ihr, hob den Arm mit der Hand in der der Ring verschwunden war und Feli streckte ihren rechten Arm vor, öffnete die Handfläche und hielt sie Tom entgegen.
Was tue ich hier eigentlich? Warum hab ich so ein begehren nach dem Ring? Was ist das hier? schrie ihr Verstand doch ihr Herz beruhigte sie: Alles ist in Ordnung… alles nimmt seinen Lauf… der Ring gehört dir, er ist dein… hab keine Angst!
Tom blickte Feli nun wieder sehr tief in die Augen und diese konnte ihren Blick nicht von diesen wasserblauen Augen abwenden. Dieser Blick bohrte sich so stark in sie hinein, dass sie an gar nichts mehr so richtig Denken konnte und nur noch Tom anstarrte, wie in Trance und dann begann er zu sprechen:
„Läute laute lillo! Die Tür ist aufgetan!
Gesucht hast du, lange hat dein Herz es heimlich begehrt.
Nun hast du es gefunden, in meinem Laden, was mich ehrt.
Du hast dein Herz geöffnet, ich öffne meine Hand,
um dir zu geben, was dir gehört und was dich nun endlich fand!
Läute laute lillo! Die Tür ist aufgetan!"
Mit diesen Worten öffnete Tom seine Hand und ließ den Ring auf Felis Handfläche hinab gleiten. Feli spürte wie der Ring ihre Haut berührte, und doch er war ganz leicht. Sie hatte sich ihn schwerer vorgestellt, sehr viel schwerer. Fast wie eine Bürde, denn so hörte sich auch der Spruch an, den Tom gerade aufgesagt hatte.
Feli zog ihre Hand zurück, betrachtet den schlichten einfachen silbernen Ring, der genau auf der Handfläche lag und konnte sogar ein klein wenig, mithilfe des Lichts aus der nahen Vitrine ihr Spiegelbild darin erkennen. Er sah, jetzt wo sie ihn in der Hand hielt, gar nicht mehr so schlicht und einfach aus. Er hatte doch etwas edles an sich, etwas, dass vielleicht nicht einmal so wirklich in diese Welt hineingehörte.
Wieder schaltete sich ihr Verstand ein: Woher kommt der Ring? Ist er gefährlich? Wer hat ihn geschmiedet? Wie kam er in diesen Laden?
Doch als sie aufblickte und in Toms Augen hinein, verschwanden diese vom Verstand gestellten Fragen so schnell wie sie gekommen waren und stattdessen fragte Feli etwas völlig anderes: „Was kostet der Ring?"
Tom Bombadil jedoch schmunzelte nur unter seinem langen Bart und schüttelte den Kopf. „Er kostet gar nichts… er ist für umsonst! Weißt du, wertes Fräulein, er gehörte sowieso schon immer dir. Ich habe ihn hier nur aufbewahrt und darauf aufgepasst dass du vorbeikommst um ihn abzuholen. Und niemand sollte für etwas bezahlen, was ihm sowieso schon gehört, habe ich nicht Recht!"
Seine Worte klangen einleuchtend, aber Feli war noch immer skeptisch. Irgendeinen Haken musste es doch an der Sache geben und so fragte sie erneut:
„Er gehört jetzt wirklich mir!"
Tom Bombadil nickte bestimmend und Feli lenkte den Blick wieder herab zu dem Ring. Dabei fiel ihr das erste Mal etwas auf. „Der Ring soll doch mir gehören, soviel habe ich nun verstanden…" begann Feli und heftiges nicken bekam sie als Antwort von Tom. „Aber wieso ist dann der Ring so groß, dass ich ihn mir gerade mal auf den Daumen stecken kann!"
Fragend schaute Feli auf und traf nur den verwirrten Blick Toms.
„Wieso? Er ist doch genau richtig!" antwortete dieser und nickte dem Ring entgegen.
Feli runzelte die Stirn. „Nein, er ist…!"
Doch als sie nun ihre Aufmerksamkeit wieder dem Ring widmete, kam er ihr viel kleiner als vorhin vor. Gerade so klein, dass er nun bequem auf ihren Ringfinger passen würde.
Verwirrt glitt ihr Blick wieder hoch zu Tom Bombadil.
„Wie ist das möglich!" fragte sie doch er sagte nur: „Er ist dein Ring, wertes Fräulein! Probiere ihn auf, er wird passen!"
Feli lenkte den Blick wieder herab auf ihre Handfläche in der der Ring noch immer lag und irgendwie hatte sie das Gefühl, dass er leichter geworden ist. Federleicht lag er nun auf ihrer Handfläche und noch während sie ihn anstarrte hörte sie die Stimmen erneut, doch dieses Mal waren sie wieder drängender. Fast schon konnte sie erahnen was sie wollten: Sie sollte den Ring aufsetzen… jetzt … sofort! Ohne viele Fragen! Ohne viele Worte!
Fasziniert und von einem unbegründeten Grauen befallen beginnen Felis Augen im Schimmer des Ringes zu Glänzen. Der Ring selbst beginnt zu pulsieren, wie ein Herzschlag und sich ihrer zu bemächtigen.
Ohne noch großartig einen eigenen Willen aufweisen zu können hob Feli nun die linke Hand und streckt alle Finger vor während die rechte Hand den Ring zwischen Daumen und Zeigefinger hielt. Wie in Trance steckt sie nun den Ring auf den Ringfinger ihrer linken Hand. Noch ahnte sie nicht einmal im Entferntesten was sie damit auslöste…
…
Fortsetzung folgt… bald…
