Kapitel 5.
kóka – Fall, Landung
Feli indessen hatte ganz andere Sorgen. Ganz langsam kam sie wieder zum Vorschein, materialisierte sich wieder, spürte ihren Körper wieder, spürte ihren Geist wieder – und gleichzeitig einen scharfen Wind, wie er in ihren Ohrmuscheln jaulte und heulte! Laut! Ohrenbetäubend!
Gleichzeitig bemerkte sie, dass etwas mit der Welt nicht stimmte. Ihr Gleichgewichtssinn war vollkommen durcheinander. Irgendwie hatte sie das Gefühl in die Tiefe gerissen zu werden…
Langsam, von furcht ergriffen, öffnete sie ihre Augen und starrte herab… herab auf die Erde… auf die noch unendlich weit entfernten Bäume dort unten, auf die dichten Wälder, herab zu den mit Schnee bedeckten Bergspitzen, die wie riesige zacken auf einer Krone hervorragten und alles zerschneiden würden, wenn man sich zu nahe an sie herantrauen würde. Kopfüber herabfallend konnte sie auch einen langen Fluss erkennen, der sich um die Berge herum, zwischen die Bäume und durch die Wälder hindurch schlängelte – und sie stürzte herab, kopfüber genau auf diese Welt zu…!
Wie im Wahn ruderte sie mit ihren beiden Armen hin und her um die Fallgeschwindigkeit zu stoppen, vergebens!
Ich … ich falle… ich stürze herab… ich werde Sterben wenn ich dort unten aufschlage… vielleicht sterbe ich schon vorher, wenn ich von einer Baumkrone aufgespießt werde! glitt es ihr heiß und Messerscharf durch ihre Gedanken hindurch, denn im Moment sah es fast so aus, als würde sie in ein kleines Waldstück eintauchen wenn sie nicht bald etwas unternahm.
Angst machte sich in ihrem Inneren siedeheiß breit. Ihr Herz, dass laut und schrill gegen ihre Brust dröhnte, ihre Augen die zu tränen begannen, weil die Luft dagegen drückte – oder war es doch die Angst vorm sterben?
Kaum einen klaren Gedanken konnte sie mehr fassen. Alles war von Adrenalin durchflutet, alles war von Angst durchsetzt. Fein wie Spinnenbeine krochen sie durch ihren ganzen Körper und lähmten ihn so gut wie.
Immer verzweifelter ruderte sie nun mit den Armen hin und her, versuchte mit ihnen zu fliegen, doch sie waren keine Flügel und so stürzte sie immer weiter herab, dem unvermeidlichen Tod entgegen!
Zum Schluss sah sie doch ein, dass es keinen Sinn machte. Der Boden kam immer schneller näher. Ängstlich riss sie nun im Todeskampf die Arme vors Gesicht und schloss die Augen. Tränen traten erneut hervor und verzweifelt schrie sie: „ICH WILL NOCH NICHT STERBEN… ICH WILL NICHT SO STERBEN! ICH WILL WIEDER NACH HAUSE!"
Und jetzt geschah das unfassbare, denn genau auf diese Worte, im Todeskampf ausgesprochen, reagierte der Ring und die Macht, die darinnen schlummerte. Der Ring, der seine Herrin gefunden hatte, wollte sich nun erkenntlich zeigen und seine Macht präsentieren.
Schon entfaltete er wieder diesen Schein, der gleiche, der Feli noch vorhin im Laden Tom Bombadils bis an die Decke hatte schweben lassen. Wie ein schützender Mantel umschloss sie nun dieses Licht und ohne das Feli es bemerkte, weil sie die Augen in panischer Angst fest geschlossen hielt, wie die Fallgeschwindigkeit kleiner und immer kleiner wurde.
Schließlich rauschte sie nur noch herab, rauschte an den hohen Berggipfeln vorbei, vorbei an den Bäumen, die sie hätten aufspießen können direkt in das kleine Waldstück hinein, dass sie von so hoch oben schon gesehen hatte.
Mit einem lauten krachen und einem erstickten Keuchlaut landete sie unsanft auf der Erde und blieb zunächst benommen liegen.
Langsam kam Feli wieder zu sich. Ihre Augen öffneten sich nur widerwillig, waren verklebt von Tränen, Staub und Schmutz. Alle Glieder schmerzten ihr, besonders aber die Brust, genau an der Stelle, an der ihr Herz so wild und verzweifelt gegen gehämmert hatte.
Ihr Atem ging schleppend, schwer und unbeholfen… es war schwer Luft zu holen dort oben, und selbst jetzt strengte es die Lungen noch an.
Ihr Kopf dröhnte, das war fast noch das erträglichste stellte sie fest, als sie sich mit verschleiertem Blick langsam aufrichtete und sofort ein gleißender Schmerz durch all ihre Glieder zuckte. Ein halb unterdrückter Schmerzlaut glitt ihr über die Lippen während sich die rechte Hand einen Weg zu ihrer linken Schläfe bahnte.
Allmählich stemmte sie sich auf den linken Unterarm und hob dazu ihren Oberkörper an, doch spürte sie dabei keine großen Schmerzen, wie zum Beispiel nach einem Knochenbruch.
Verwirrt wischte sie sich nun mit der rechten Hand über die Augen und begann sogleich, nachdem sich ihre Augen wieder an das normale sehen gewöhnt hatten, sich auf ihre Hinterbeine zu setzen.
Erst danach blickte sie an sich herab – und erstarrte. Eigentlich hatte sie damit gerechnet mindestens beide Arme und Beine gebrochen zu haben, doch nichts war… sie war noch am Leben und das fast ohne größere Verletzungen…
Etwas Rotes glitt ihr nun ins linke Auge hinein und wie aus einem Reflex heraus glitt sie mit der rechten Hand darüber. Schmierig war es und körperwarm. Sie hielt sich die Hand vor die Augen – es war ihr Blut! Sogleich befühlte sie ihren Kopf und entdeckte knapp hinter ihrer Stirn eine kleine Platzwunde. Sie schmerzte nicht sehr und die Blutungen hörten auch schon fast auf.
Verstohlen wischte sie sich mit dem Handrücken das restliche Blut aus Augen und Stirn während sie überlegte:
Dafür dass sie nun eigentlich laut der Gesetzmäßigkeit tot sein müsste, war sie in einer recht guten Verfassung, das konnte man gar nicht anders sagen – und sie hatte ein Mordsglück gehabt, zumindest bis jetzt!
Ihr Atem wurde wieder stockender, weil sie wieder schlechter Luft bekam, durch ihre Nase.
Schon wieder musste ihre rechte Hand herhalten und sie glitt sich über die beiden Flügel. Ihr Arm war auch hiervon Blutverschmiert.
„Nasenbluten und eine kleine Platzwunde… wenn das alles ist, hab ich ´nen wirklich fleißigen Schutzengel gehabt!" murmelte sie erleichtert und befühlte nun mit der linken Hand ihren Körper – und erstarrte dabei.
Ihr Blick fiel nun das erste Mal wieder auf den Ring, diesen silberfarbenen einfachen verfluchten Ring, der ihr bisher nichts als ärger und Scherereien eingebracht hatte. Ganz unschuldig und ohne eine einzige Regung zu zeigen, saß er nun auf ihrem Ringfinger und als hätte er nie etwas anderes getan glänzte er matt im hohen Sonnenlicht, das durch die Bäume rings um sie herum hindurch glitt und den mit Zweigen, toten Blättern, Moos und Farn bedeckten Waldboden erwärmten.
Feli jedoch hatte im Moment keinen Sinn für die Schönheiten des Waldes, denn pure Wut packte sie nun. Wut auf sich selbst, Wut auf diesen Tom Bombadil, aber die meiste Wut richtete sich gegen diesen verfluchten Ring an ihrem Finger.
„Dieser Ring… ich will ihn nicht mehr sehen!" knurrte sie und bleckte dazu ärgerlich ihr Zähne, umklammerte mit der rechten Hand den Ring am Finger und ohne irgendwelche Schwierigkeiten zu machen oder widerstand zu leisten glitt er ihr nun einfach und ganz leicht vom Finger.
„Wieso… wieso geht das jetzt auf einmal so leicht!" raunte sie erstaunt und hob den Ring, gehalten von Daumen und Zeigefinger hoch und betrachtete sich ihn. Die Wut auf den silbernen Ring war verflogen, der Wunsch ihn weg zu schmeißen nie da gewesen. Verwirrt blickte Feli auf den Ring zwischen ihren Fingern herab. Jetzt schaute er wieder nach nichts aus… nichts weiter als ein gewöhnlicher Ring war das hier. Schlicht, silberfarben und klein…
Doch Feli wusste es inzwischen besser, es war ein Ring der die Macht des Guten in sich vereinte, soviel hatte sie noch aus dem letzten Vers heraushören können, den Tom Bombadil aufsagte und somit ihr verschwinden von der Welt einleitete.
Langsam glitt die Hand mit dem Ring in ihrem inneren herab auf ihren Schoss. Was sollte sie nun tun? Konnte sie einfach zurück wenn sie den Ring nun auf ihren Finger streifte? Ihr jetzt nicht mehr ganz so schwerer Rucksack trat ihr wieder in Erinnerung. Der Rucksack mit den Schulsachen und ein paar Kleinigkeiten, aber doch nicht für diese Welt ausgestattet.
Entschlossenheit trat nun auf ihr Gesicht. Soviel stand fest, sie konnte nicht hier bleiben… das währe ihr sicherer Tot.
Sie blickte auf und sah sich das erste Mal richtig um. Keinen Zweifel, sie musste sich hier in Mittelerde befinden, soviel stand schon mal fest, denn wo sollte sie sonst gelandet sein, mit einem Ring am Finger, der genau aus dieser Welt entsprungen war und irgendwie den Weg in ihre Welt geschafft hat nur um sie zu finden! Doch wenn sie nur wüsste in welchem Zeitalter sie sich befand… war der Ringkrieg schon vorbei? Hatte er noch gar nicht begonnen? Waren sie mittendrin?
Wieder glitt ihr Blick hinab zu ihrem Schoss und ihre Gedanken begannen erneut zu rotieren. Was hat das alles nur mit mir zu tun! fragte sie sich erneut, öffnete die Hand und betrachtete gedankenverloren den Ring auf ihrer Handfläche…
Das nächste was sie spürt war, wie ihr eine heiß glühende Klinge an die Kehle gehalten wird und sie starr vor Schreck und Überraschung den Ring fest in ihrer hohlen Hand verschwinden ließ. Sie war so sehr in Gedanken versunken gewesen, dass sie nicht mitbekommen hatte, wie sich ihr jemand näherte, und die pure Angst kroch ihr Spinnennetzartig den Hals empor.
Jetzt haben sie mich… die Orks haben mich… und ich bin hilflos ausgeliefert! schoss es ihr durch den Kopf.
Unter zwingender und bestimmender Führung der Messerscharfen Klinge an ihrer Kehle glitt langsam ihr Kopf mitsamt den ängstlich verzerrten Augen empor. Ihr Atem geriet ins stocken, ihr Herz hämmerte wieder wie wild gegen ihre Brust und die Angst schnürte ihr wieder die Kehle zu. Sie getraute sich nicht einmal richtig hinzusehen, so sehr umschlang sie die Angst.
Doch was sie dann erblickte war wohl das, was sie hier am wenigsten erwartet hätte und doch damit hätte rechnen sollen.
Es war kein Ork der dort vor ihr stand und ihr die matt silbern glänzende Klinge an die Kehle hielt. Es war viel viel kleiner als ein Ork, sogar kleiner als ein Mensch… Feli ging sogar noch weiter…kleiner als ein Zwerg!
Es war von kindlicher Statur, mit einem pausbäckigen Gesicht umrundet von dunkelblondem, etwas lockigem Haar. Dazu diese dunkelbraunen Augen, grimmig verzogen, bereit jederzeit den letzten Streich zu tun um ihr, Feli, das Lebenslicht auszupusten.
„Eine kleine Bewegung und Stich macht seinem Namen alle Ehre!" knurrte er ungehalten und presste, um seinen Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen die Klinge noch dichter an die Kehle von Feli heran.
Zitternd und ansonsten unfähig sich zu rühren glitt ihr Blick vorbei an diesem Halbling, herüber zu dem anderen, der von Sam,
So hieß er doch, oder! glitt es ihr durch die Gedanken,
zu einigem Abstand gezwungen wurde, indem er schützend die freie Hand über seinen Herren nach hinten ausgestreckt hielt.
Schwarzes, ebenfalls lockiges Haar umrandete das Gesicht dieses Hobbits. Das Gesicht wettergegerbt, die leuchtend blauen Augen misstrauisch, aber nicht feindselig auf die von Feli gerichtet. In diesem Blick, der nun auf Feli gerichtet war, lag mehr drin. Mehr als er zugeben wollte, mehr als er zugeben konnte… Diese Augen hatten viel Leid gesehen…!
Irgendwie beschlich sie das Gefühl, dass der Ringkrieg schon vorüber war… das konnte sie allein aus den Augen Frodos herauslesen…
„Nicht näher kommen, Herr Frodo! Ich werde sie hier schon in Schach halten!" murmelte nun Sam und Felis Blick glitt wieder herüber zu diesem. Seine Augen brannten sich nun voller misstrauen in die von Feli hinein.
„Und nun zu dir! Wer bist du? Woher kommst du? Was machst du hier im Rhudaur?"
Kurz und stoßweise ging ihr Atem, immer in der ständigen Angst, zuviel Luft zu holen würde ihr Leben beenden. Und zum trotz dessen nahm Feli nun all ihren Mut zusammen, schluckte vorsichtig an ihrer Spucke und suchte sich in Gedanken die richtigen Worte zusammen.
„Sam, ich bin…" doch schon hier hatte sie einen schweren Fehler begangen. Und die Quittung dieses Fehlers bekam sie auch sogleich zu spüren:
„Woher kennst du meinen Namen, Späherin des Bösen? Antworte!" rief Sam nun scharf wie ein Wachhund und Feli hätte sich liebe die Zunge abbeißen sollen, als diesen Namen auszusprechen. Aber das eine, was Sam zu ihr sagte, wollte sie dann doch nicht auf sich sitzen lassen und so schnappte sie, so gut es ging, zurück: „Ich bin keine Späherin des Bösen! Ich bin nicht einmal von dieser Welt…! Mein Name ist Feli und ich bin unfreiwillig hier in Mittelerde gelandet! Und eure Namen und was ihr seit, weiß ich auch nur aus einem Buch, dass es in unserer Welt zuhauf gibt!"
Gelandet, dass ist das richtige Wort dafür! dachte nun Feli sarkastisch während Sams Augen sich etwas entspannten aber nicht an schärfe abnahmen.
„Woher sollen wir wissen, ob du uns nicht hinters Licht führen willst! Und was ist das für ein Buch von dem du sprichst? Dort sollen unsere Namen drin stehen? Das glaube ich dir nie im Leben! Und woher hast du eigentlich diese merkwürdigen Klamotten? Was genau bist du eigentlich?"
Feli holte vorsichtig Luft und begann langsam zu erzählen: Das in dem Buch eine Geschichte über sie erzählt wird, eine Abenteuergeschichte, die so gut wie jeder in ihrer Welt kennt. Und die Klamotten trägt man halt in ihrer Welt so. Dort laufen alle Menschen so herum wie sie…
„Du bist eine Menschenfrau!" unterbrach Sam nun und Feli bejahte. „Aber wie bist du dann hierher gekommen wenn du nur ein Mensch bist? Oder können in deiner Welt die Menschen zaubern!" fragte Sam neugierig weiter und Felis Blick glitt herüber zu Frodo, der bis hierher noch keinen Ton gesagt hatte. Allein an seinen Augen las Feli ab, dass er im Gegensatz zu seinem Freund sein Misstrauen allmählich ablegte…
Felis Augen wanderte nun zurück zu Sam und mit einem flehenden Blick auf die noch immer gegen ihre Kehle gerichtete Klinge erzählte sie stockend kurz und knapp was in Tom Bombadils Laden passiert war und was der Ring, den sie aber trotz allem im verborgenen hielt, nachdem Tom Bombadil seinen Vers aufgesagt hatte, mit ihr anstellte. Doch kurz nachdem sie geendet hatte, ritzte Sam Feli Stich nur noch tiefer in die Haut hinein, so tief, dass Feli einen feinen Schmerz verspürt und schon im nächsten Moment merkt, wie ihr eigenes körperwarmes Blut an ihrem Hals entlang rann.
Währenddessen rief Sam von Wut ergriffen: „DU LÜGST! Tom Bombadil hat keinen Laden in deiner Welt, weil er nämlich hier zuhause ist! Und er hat auch keine Ringe, die er an Menschenfrauen verschenkt! LOS! Sag endlich die Wahrheit! Gib es doch zu dass du eine Späherin der Orks bist… oder noch von etwas viel Schlimmerem!"
Doch nun war selbst Felis Geduldsfaden am Ende. Trotz der Angst, die sie noch immer angesichts der Klinge an ihrem Hals empfand, war da noch ein stärkeres Gefühl in ihr aufgekeimt und das war die blanke Wut, die sich nun voll und ganz gegen Sam hier vor sich richtete. Ärgerlich verzog sie ihre Augenbrauen, starrte Sam aus fast schon Tränenerstickten Augen entgegen und schrie zurück: „Ich soll Lügen? Bin ich nicht in einer ungünstigen Situation um zu Lügen? Welchen Grund hätte ich euch zu belügen? Würdest du Lügen, wenn eine Elbenklinge die Haut an deinem Hals aufritzt, so sehr, dass das Blut hervortritt und es dir noch körperwarm am Hals entlang rinnt? Und dir auch noch gleichzeitig bewusst wird, dass deine Zeit ebenso schnell ablaufen kann, wie ein Wimpernschlag vergeht und du Angst haben musst, beim nächsten Luftholen es vielleicht kein nächstes Mal geben wird? Siehst du denn nicht die Angst in meinen Augen? Verdammt, ich dachte ihr Hobbits habt genug Leid ertragen um zu begreifen, dass ich euch nicht belüge, auch wenn sich alles was ich sage wie eine Lüge anhört… bitte, so glaubt mir doch!"
Während Feli diese Worte hervorstieß, konnte sie das brennen in ihren Augen nicht mehr unterdrücken und so traten nun die Tränen hervor und rannen ihr einmal quer über das Gesicht während ihr Herz laut pochte, ihr Atem stoßweise ging und ihr Gesicht vor Wut und Verzweiflung heiß glühte.
Dieser Anblick ließ Sam das erste Mal stutzig werden. Hat er nicht eine Verbündete des Bösen hier vor sich in diesem Mädchen gesehen? Konnten Späher des spärlich verstreuten Feindes Tränen vergießen und solche Worte hervorbringen?
Es stimmte, sie waren jetzt nach dem Ringkrieg noch immer keinen gänzlichen Frieden. Dank Frodo und ihm gab es Sauron und den Ring der Macht nicht mehr, aber diese vielen Tausend Orks, die nun herrenlos durch die Lande streiften und das Land vergifteten, Menschen unterdrückten und für ihre Zwecke missbrauchten, die gab es noch. Ebenso auch Wölfe und Krähen, die selbst Hobbingen und Bockland überfielen und dort alles plünderten, ermordeten und niedermetzelten was ihnen vor die Reiszähne, Klauen oder Schnäbel geriet. Selbst in der Gegend um Bree waren schon Orks gesichtet worden und es würde nur noch eine kurze Zeit dauern bis sie zuerst Bockland und dann Hobbingen erreichen würden…
Doch Sam kamen nun Zweifel, ob er nicht zu hastig gewesen war mit seinem Urteil über dieses Mädchen hier zu seinen Füßen das vor lauter Angst vor seiner Klinge am ganzen Leib zitterte und alles andere als den Eindruck einer möglichen Gefahr lieferte…
Erst Frodo riss ihn aus seinen Gedanken, denn der trat nun vor und zog mit seiner linken Hand behutsam Sams Arm mit Stich in der Hand von Felis Hals zurück und nahm ihm so die letzte Entscheidung ab.
Erleichtert blickt Feli auf, atmet die frische Luft ein und aus, hob sogleich ihren Arm, strich sich damit verstohlen über die Augen und befühlte ihren Hals. Es war nur ein kleiner Kratzer, die Blutung hatte bereits nachgelassen und endlich, so wie es Feli vorkam, nach einer halben Ewigkeit entspannte sie sich wieder und sank ein wenig in sich zusammen.
Erst dann blickte sie auf und direkt in das Gesicht Frodos das sich nun zwischen Sam und sie gedrängt hatte. Seine dunkelblauen Augen hefteten sich fest, aber nicht misstrauisch oder feindselig in ihre als er begann zu sprechen: „Ich und Sam habe für den Frieden gekämpft und dafür fast alles gegeben, bis auf unser Leben mit der Hoffnung, dass es irgendwann friedliche Zeiten geben würde, doch die gibt es leider noch immer nicht! Der Ringkrieg ist vorüber, Sauron und den Ring gibt es nicht mehr, jedoch wandern seine ehemaligen Späher und Orks noch immer durch die Landen Mittelerdes. Durch den Ringkrieg sind alle Völker geschwächt und wir wissen nicht was wir dem entgegen setzten sollen. Selbst wir in Hobbingen bekommen es noch zu spüren." Hierbei wendete Frodo kurz den Blick ab und Feli schien zu erahnen was passiert, jedoch getraute sie sich nichts zu fragen… zu tief saß noch die Angst.
Doch ehe Frodo noch mehr sagen konnte, wurde er unterbrochen:
„Herr, wieso erzählst du ihr das? Das geht sie überhaupt nichts an!"
Felis Blick glitt hinüber zu Sam, der noch immer Stich in der geballten Faust emporgehoben hielt und nun auf sie herabstarrte.
Frodo seufzte und wandte sich an Sam: „Ich finde schon, dass es sie etwas angeht. Sie ist nicht von hier und ich weiß keinen Grund, der mir verbietet, ihr zu sagen, was hier vor sich geht!"
Von Sam kam auf diese Antwort nur ein verächtliches Zischen, aber er blieb nun still und Frodo fuhr fort: „Misstrauen ist Sams und mein ständiger Wegbegleiter, denn der Feind kann viele Gesichter haben. Sam ist schnell bei der Waffe und du magst ihm Verzeihen!"
Feli warf bei diesen Worten einen schnellen Blick hinüber zu Sam, der nun ein wenig im Schatten der Bäume stand und Stich gerade zurück in seine Scheide beförderte, es sich jedoch nicht nehmen ließ, Feli mit einem mehr als misstrauischen Blick zu bedenken.
„Ich glaube dir", fuhr nun Frodo fort und Felis Blick glitt zurück, „… zumindest zum Teil. Zum Beispiel das du nicht weißt, wie du hergekommen bist… denn ich sehe allein an deiner Kleidung das du nicht von hier stammst!"
Irgendwie fiel Feli bei diesen Worten ein Stein vom Herzen. Wenigstens einer der ihr ein wenig Glauben schenkte…
Frodo fuhr erneut fort: „Doch kenne ich dich nicht und noch weiß ich nicht inwieweit wir dir vertrauen können…!" An dieser Stelle hörte sie Sam unwirsch knurren, dass man ihr ja nicht trauen sollte, doch Frodo achtete nicht darauf. „Wir befinden uns auf dem Weg nach Bruchtal, zu einem Rat der Weisen, zu dem wir eingeladen wurden um über die Probleme in ganz Mittelerde zu diskutieren und vielleicht eine Lösung zu finden. Wer weiß… vielleicht möchtest du uns begleiten, vielleicht wissen sie ja Rat!"
Felis Herz machte einen Luftsprung… kaum zu glauben… in einem Moment wird einem fast die Kehle durchgeschnitten und im nächsten Moment durfte sie die beiden Hobbits auf ihrer Reise begleiten. Eilig sagte sie „Sehr gern will ich euch begleiten, wenn ihr es denn auch wollt!"
Frodo blinzelte: „Hätte ich dir sonst dieses Angebot gemacht? Jedoch habe ich eine Bedingung!" seine Augen blickten forschend in die von Feli.
„Welche Bedingung!" fragte diese, obwohl sie bereits ahnte was jetzt kam.
„Als unsere Gefangene!" antwortete er schlicht.
Eine kleine Pause entstand zwischen Feli und Frodo. Die Erleichterung war Feli trotz allem noch ins Gesicht geschrieben, jedoch wurde es nun durch einen lang gezogenen Seufzer und einem fragenden Blick unterbrochen: „Ich darf mit euch ziehen, welche Ehre, wenn auch als Gefangene!"
Felis Blick schweifte ab und sie fuhr fort: „Ihr misstraut mir, das kann ich sehr gut verstehen. Ich weiß ja schließlich selbst am Besten dass ich nicht hierher gehöre!" Sie seufzte erneut: „Aber ich will mich euch beugen, allein um des Willen, dass ihr mir vielleicht irgendwann vertraut!"
Ihr Blick glitt zurück zu Frodo und dieser nickte ernst. „Du hast begriffen worum es mir geht, das ist gut. Es ist eine reine Vorsichtsmaßnahme für uns Hobbits, da du soviel größer als wir bist…!"
„Ich würde aber keiner Fliege etwas zuleide tun!" murmelte nun Feli und versuchte so ein letztes Mal einzulenken, doch Frodo schüttelte schon fast lächelnd den Kopf. „Tut mir Leid für dich. Wenn ich dir glauben könnte, würde ich diese Bedingung gar nicht erst stellen, aber leider geht es nun mal nicht anders… Sam!"
Dieser horchte sogleich auf und kam sofort näher. „Was ist Herr Frodo?"
„Sie wird uns Begleiten unter der Bedingung, die ich ihr gestellt habe!"
„Begleiten?" stammelte nun Sam und schielte zu Feli herab die nur unschuldig hoch schaute.
„Ich dachte wir lassen sie hier, Herr Frodo?"
„Nein sie wir uns begleiten, Sam!" sagte Frodo bestimmend und erhob sich langsam. „Binde ihr nur die Handgelenke zusammen, das ist alles! Aber bitte nicht zu fest!"
„Das soll alles sein?" erwiderte Sam und deutete auf Feli herab. „Und was ist wenn sie uns des Nachts im Schlaf überfällt!"
Frodo blickte sich nach Feli um, legte kurz den Kopf schief und schüttelte ihn dann bestimmend. „Nein, das wird sie nicht machen. Dafür hängt zuviel für sie ab! Außerdem teilen wir uns doch die Nachtwachen ein, Sam."
„Aber Herr Frodo…" begann Sam zuletzt, doch dieser winkte nur noch ab. „Nun mach schon Sam, wir kommen sonst heute gar nicht mehr voran!"
Sam, der ergeben seufzte und seinem Herren hinterher schaute, weil dieser schon vorausging, drehte sich nun zu Feli herum, schob seinen schweren Rucksack von den Schultern und begann blindlings darin herumzukramen, ohne Feli auch nur eine einzige Sekunde aus den Augen zu lassen.
„Bewege dich nur einen einzigen Zentimeter zuviel und ich mache Hackfleisch aus dir!" murmelte er Feli entgegen während er das gesuchte Seil langsam auf seinem Rucksack hervorzog.
Feli seufzte, blickte auf, direkt in die Augen von Sam und seufzte erneut ehe sie beide Arme hob und die Handgelenke übereinander legte. Den Ring hatte sie zwischenzeitlich in einem unbemerkten Moment die Hosentasche gesteckt, schließlich wollte sie ihn nicht verlieren.
Sam stand nun direkt vor ihr und schlang langsam das Seil fest, aber nicht zu fest, so wie Frodo es ja gesagt hatte um ihre Handgelenke und knotete sie zusammen. Dabei murmelte er etwas von: „Ein Glück, dieses Mal habe ich an ein Seil gedacht!" vor sich hin ehe er den letzten Knoten besonders fest anzurrte.
Feli sah ihm dabei zu und gleichzeitig merkte sie auch schon, dass ihre Beine eingeschlafen waren. Taub und schwer lagen sie unter ihrem Gewicht während Sam sich zurückzog und seinen Rucksack wieder schulterte, ohne sie aus den Augen zu lassen.
„So, du kannst jetzt aufstehen, aber langsam und keine Zicken, klar!"
Feli seufzte erneut und stemmte sich auf die zusammengebundenen Hände. „Du misstraust mir immer noch, habe ich Recht!" fragte sie erneut und Sam nickte ohne auch nur eine einzige Sekunde zu zögern. „Wenn es nach mir ginge, würdest du hier bleiben, aber Herr Frodo hat sich anders entschieden, deshalb kommst du mit, ob es mir nun passt oder nicht!"
Feli kam nun schwankend auf die Beine und erst jetzt merkte sie richtig, wie sehr ihr die Glieder schmerzten. Erst langsam kroch das Blut zurück in ihre tauben Beine und zuerst war ihr etwas schwarz vor Augen, doch schon nach wenigen Augenblicken und einem Kopfschütteln hatte sie sich soweit gefasst, dass sie nun herabblicken konnte – und sich wunderte. Voller erstaunen bemerkt sie nun, dass sie die Hobbits um mindestens 3 Köpfe überragte. Sie waren eigentlich nicht vielmehr als Kinder für sie.
Es muss merkwürdig aussehen… ich als Gefangene der Hobbits! Aber dann lieber so, als alleine durch Mittelerde zu irren!
Noch ein letztes Mal, wohl zur Warnung für Feli, glitt Sams Hand hinab zum Griff von Stich und sie verstand. Ein einziges Mal falsch gezuckt und sie war einmal.
„So, dann können wir ja endlich unseren Weg nach Bruchtal fortsetzen!" meinte nun Frodo einigermaßen beschwingt und er übernahm die Führung.
„Du, Feli, wirst vor mir gehen, da wo ich dich im Auge habe!" raunte Sam und Feli setzte sich langsam in Bewegung, in den Augenwinkeln Sam, der immer wieder Stichs Griff berührte und ihr so zeigte, dass er auf der Hut war. Doch das letzte was Feli jetzt wollte war den beiden Hobbits zu schaden und so hielt sie ihre zusammengebundenen Hände unten und auch ihr Blick glitt nur von Zeit zu Zeit empor und über diese schöne Landschaft um sie herum, als sie den Wald schon verlassen hatten.
gleich gehts weiter...
hmmm... ab und an, so n kleines Rewiew... des wäre schon nicht schlecht ;) vielen dank im voraus
