Kapitel 7.

hinan – Flucht, Zuflucht

Tiefdunkle Nacht umschloss sie noch immer, als Feli langsam die Augen öffnete und ihren pochenden Kopf auf etwas hartem spürte.

Irritiert griff sie mit einer Hand neben sich, suchte tastend nach dem Lichtschalter der Nachttischlampe, griff aber nur ins leere und dann auch noch mit beiden Händen gleichzeitig.

Ruckartig wurde sie nun wach, hob ihren Kopf und starrte in die schwärze der Nacht hinein. Erst ganz langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit um sie herum, die nur noch durch das fahle Mondlicht unterbrochen wurde.

Ebenso langsam kehrten ihre Erinnerungen zurück. Der Laden, Tom Bombadil, der silberfarbene Ring, der freie Fall nach Mittelerde hinein…

Langsam bettete sie wieder ihren Kopf auf den kantigen Rucksack zurück, der nun dafür verantwortlich war, dass sie Kopfschmerzen bekam.

Ich hätte es fast vergessen… fast… dachte sie seufzend und drehte ihren Körper seitlich um nicht ganz so stark auf eines der kantigen Bücher zu liegen.

Dumpf blinzelten ihre Augen in die Dunkelheit hinein, das Feuer war natürlich schon lange heruntergebrannt, und sie konnte dazu das Moos nah am Boden riechen und den Nebel, der sie wabernd umgarnte, auf der Haut spüren. Eine eisige Kälte kroch langsam ihre Glieder herauf und unwillkürlich begann Feli erbärmlich zu frieren. Sie war komplett auf Sommertemperaturen eingekleidet und nicht auf die Kälte der Nacht in Mittelerde.

Verzweifelt faltete sie sich selbst noch mehr zusammen um das bisschen Wärme, dass noch in ihrem Körper wohnte, zusammen zu halten, doch sie konnte die Arme nicht um ihren Körper schlingen, da die Handgelenke noch immer zusammengehalten wurden.

Eine Gänsehaut, wie sie sie noch nie erlebt hatte, kroch nun ihren gesamten Körper herauf und wieder hinab und sie konnte rein gar nichts dagegen tun.

Bestimmt nicht zum letzten Mal wünschte sie sich in diesem Augenblick nichts sehnlicher als endlich nach Hause. Jeder andere hätte garantiert sonst was dafür gegeben hier in Mittelerde zu sein und mit den beiden Hobbits auf Wanderschaft zu gehen, doch Feli wollte nur eines und das war Heim.

Dieser blöde Ring… eingeschmolzen werden sollte er! Ich will nach Hause, ich will wieder in mein Bett, ich will wieder in meine eigene Welt zurück!

Zitternd und mit den Zähnen mühsam klappernd schloss sie ihre Augen und versuchte weiter zu schlafen. Doch das einzige was sie erreichte war, dass sie nun eine lähmende Hilflosigkeit umschloss und eine Welle von herannahenden Tränen heraufbeschwor. Doch sie wollte jetzt nicht heulen, nicht jetzt… sie wollte schlafen… sie wollte nicht mehr an die Kälte denken, sie wollte doch Heim. Der erneute Gedanke an Zuhause erfüllte sie mit Bitterkeit und noch fester musste sie ihre Augenlider aufeinander pressen um die Tränen zurück zu halten, als sie mit einem Mal etwas spürte.

Etwas legte sich über sie oder wurde über sie gelegt! Starr vor Angst riss sie nun ihre Augen auf und starrte in die tiefschwarze Nacht hinein, die nun schwer auf ihren Augen lastete. Der Atem ging passend dazu stockend und sehr schwer.

Was ist jetzt? Was geschieht jetzt mit mir? Sterbe ich? dachte sie voller Panik, doch was sie als nächstes hörte beruhigte sie:

„Keine Angst, ich tue dir nichts. Ich hab nur gesehen, dass du frierst und gebe dir deshalb meinen Umhang, damit er dich ein wenig wärmt. Ich brauche ihn nicht so dringend, ich bin schlimmeres gewohnt. Schlaf nun weiter, wir haben morgen noch einen langen Weg vor uns!"

Frodos wispern in der Nacht klang gar nicht unheimlich, sondern beruhigend, wie eine leise Welle am Strand.

Langsam entspannte sich Feli wieder aus der Erstarrung. Sie spürte, wie der Umhang ihre Körperwärme aufstaute und die Kälte ganz langsam vertrieb.

Unendliche Dankbarkeit durchflutete ihr Herz und ein erleichterter Seufzer glitt ihr von der Seele während sich ihre Augen ganz langsam wieder schlossen. Noch bevor sie wieder einschlief war ihr letzter Gedanke warum er das für sie tat…

Es können höchstens Minuten gewesen sein, die Feli geschlafen hatte, als sie erneut erwachte. Aber es war nicht die Kälte die sie weckte und auch nicht das Morgengrauen, sondern ein lang gezogener Laut, fast direkt neben ihrem Ohr ausgestoßen. Ruckartig, als hätte sie eine Sprungfeder in ihrem Rücken, richtete sie sich nun auf und starrte mit vor Angst dröhnendem Herzen und noch schlaftrunkenen Augen hinein in eine züngelnde Flamme. Fast blind von dieser plötzlichen Lichtquelle drehte sie sich weg und glitt sich mit beiden Händen gleichzeitig über die Augen – und erstarrte. Sie hörte erneut diesen lauten Ruf, ein jaulen, das sie schon oft in Tierfilmen gehört hatte, aber bestimmt nicht so nahe.

Das Wolfsgeheul verstummte Augenblicklich und Feli schaute sich schnell mit blinzelnden Augen um – und die vielen Wolfsaugenpaare starrten aus der Dunkelheit Angriffslustig zurück! Die züngelnden Flammen des Feuers spiegelten sich dabei gespenstisch in den Irisen wider. Die Luft war von einem einzigen drohenden Knurren erfüllt – und sie und die Hobbits mittendrin.

Feli lenkte nun den Blick herüber zur anderen Seite der Feuerstelle, wo Frodo mit Stich in der Hand angriffsbereit den dutzenden von Wölfen gegenüberstand und neben ihm Sam, der hoch erhoben eine Fackel in der Hand hielt und damit immer wieder die Wölfe attackierte und sie so auf abstand hielt.

„Zurück mit euch, ihr Bettvorleger! Räudige Köter, verschwindet… oder ich brenne eigenhändig Löcher in eure Mottenzerfressenen Pelze!" schrie Sam den Wölfen entgegen, die sichtlich unbeeindruckt auf sicherem Abstand blieben und sie beobachteten.

„Sam bitte, Stachel sie nicht noch mehr an!" schrie Frodo verzweifelt und stieß mit Stich immer wieder in die Reihen der Wölfe um sie vielleicht zu durchbrechen, doch leider vergeblich. Der Kreis schloss sich immer enger um die Hobbits und Feli herum.

Sam hat Recht behalten, wir wurden verfolgt – und zwar von Wölfen!

Nicht zum ersten Mal an diesem Tage kroch erneut die Angst in Felis Herz hinein und ließ ihren Atem stocken. Doch nicht nur die hohe Anzahl der Wölfe war dafür verantwortlich.

Diese pure Mordlust, die sie in diesem Rudel von Wölfen spürte, war bestimmt nicht normal! Wölfe jagen doch nur Tiere, keine Menschen oder Hobbits! Aber ich bin hier ja auch nicht in meiner Welt! Vielleicht herrschen hier andere Gesetze! dachte sie und versuchte sich selbst eine Erklärung für diese Mordlust, die in diesen unnatürlich gelben Augen lauerte, zu geben. Vergeblich…

Wenn ich liegen bleibe, töten sie mich! schoss es nun Feli durch ihre Gedanken und Verzweiflung machte sich breit. Langsam und vorsichtig, nun die vielen Augenpaare der Wölfe ebenfalls auf sie gerichtet, erhob sie sich, den Umhang von Frodo dicht um ihren Körper geschlungen.

Ihre Füße und Beine schmerzten wieder, als sie begann ihre Muskeln anzuspannen und mit dröhnendem Herzen in die Reihen der Wölfe blickte.

„Feli, komm näher zu uns, damit sie dich nicht von hinten anfallen können!" rief nun Frodo und bedeutete hektisch mit einer winkenden Hand, dass sie ganz schnell herkommen sollte. Diese wandte ihren Blick, starrte mit weiten, angsterfüllten Augen herab zu den Hobbits und noch während sie ihr laut schlagendes Herz hörte, spürte sie gleichzeitig, dass das Falsch ist… sie durfte nicht näher kommen, sie musste hier weg! Diese Mordlust…! Diese vielen Wölfe! Hilflos ausgeliefert…! Ihr dröhnendes Herz…! Diese Angst…!

Das war zuviel für Feli, das Adrenalin, dass nun durch ihren Körper schoss kontrollierte nun ihr Denken und ohne noch etwas dagegen tun zu können, bewegten sich ihre Beine ganz von allein, waren nicht mehr zu stoppen als sie nun begann zu rennen, mit schnellen Schritten die verdutzte erste Reihe der Wölfe erreichte und sie einfach so durchbrach! Wütende Mäuler schnappten nach den Beinen Felis, die es wie durch ein Wunder immer wieder schafften gerade noch den reißenden Zähnen zu entkommen. Es dauerte nicht lange, da hatte sie unverletzt die Wölfe hinter sich gelassen und war im Dunkeln des Waldes verschwunden…

Das ließen sich die Wölfe natürlich nicht gefallen und sogleich stellten ihr vier Wölfe nach.

„FELI… NEEEIN… Bleib hier!" schrie nun Frodo hinterher, doch als wäre genau dass das Stichwort gewesen, verwandelte sich nun das drohende Knurren der Wölfe in ein einheitliches wütendes Gebell und gleichzeitig griffen die Wölfe die beiden Hobbits an…

Feli rannte… Feli rannte nur noch davon, weg von den Wölfen, weg von diesem Albtraum, weg von dieser Angst! Das Adrenalin schoss durch ihren Körper, sie konnte die Wölfe hinter sich wild und geifernd hecheln hören, sie waren ihr dicht auf den Fersen.

Weg hier… weg hier… WEG HIER! war alles was sie noch dachte, war alles was sie noch denken konnte, beherrschte sie vollkommen, hatte sie unter Kontrolle.

Ihre Beine flogen nur so über den Waldboden, ihre Haare flatterten im Wind, sie keuchte, die Angst schnürte ihr die Kehle zusammen.

Noch immer hielt sie den Umhang Frodos fest umklammert, er flatterte hektisch im Wind hin und her, während sie immer wieder den Bäumen, die sie im fahlen Mondlicht gerade noch erkennen konnte, auswich.

Da hörte sie auch schon wieder dieses wütende Gebell und Geheul hinter sich, die Wölfe kamen wieder näher, sie musste sich etwas einfallen lassen!

Nur weglaufen brachte hier nichts! Hektisch begann sie sich umzublicken, suchte ein geeignetes Versteck, suchte einen Unterschlupf – und vergaß dabei fast nach vorne zu schauen! Beinahe wäre sie in diesen riesigen, alten Baum hineingelaufen, der nun direkt vor ihrer Nase auftauchte und den sie in diesem dunklen Wald fast gar nicht gesehen hätte.

Keuchend stand sie nun vor diesem Baum, ihre Augen hatten sich bereits an die Dunkelheit gewöhnt und so konnte sie schemenhaft die Äste erkennen, die etwas näher über den Boden herabhingen.

Der Baum, der Baum… der Baum! flirrte durch ihre Gedanken.

Noch einmal drehte sie ihren Kopf nach hinten, konnte die Wölfe bereits deutlicher hören, hörte schon ihre rasenden Schritte über den Waldboden hetzen – direkt auf sie zu!

Sie zögerte nun keine einzige Sekunde mehr. Sofort nahm sie ihre beiden Hände, schob sich die Träger des Umhangs zwischen die Zähne, riss beide Arme empor und griff nach dem ersten stark aussehenden Ast, der in ihrer nähe herabhing, stemmte sich mit einem Fuß gegen den Stamm und zog sich ganz langsam nach oben.

Es riss furchtbar an den Armen, ihr gesamtes Körpergewicht hing nun da dran, doch das Adrenalin, das noch immer durch ihren Körper raste, sorgte für die nötige Kraft und so zog sie sich gerade nach oben und auf diesen Ast herauf, als auch schon die Wölfe aus dem Dickicht heraussprangen und direkt unter dem großen Baum halt machten.

Feli zog eilig ihre Beine nach oben, als die vier Wölfe emporblickten, sie mit diesen gelben tot bringenden Augen anstarrten und langsam, drohend knurrend näher kamen. Feli saß zusammengekauert auf diesem Ast, mit dem Rücken zum Stamm, beide Hände verzweifelt den Umhang festklammernd, beide Beine nah an ihren Körper gepresst.

Ein schneller Blick nach oben genügte und sie wusste von hieraus kam sie nicht weiter. Die anderen Äste in ihrer nähe waren einfach zu dünn oder zu weit weg um sie zu erreichen. Sie saß in der Falle…!

Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie nun herab auf den Waldboden, herab zu den vier Wölfen die sich nun direkt unter ihrem Ast versammelten. Sie sah nur noch wie diese gelben Augen auf und ab tanzten ebenso wie das knurren immer wieder auf und abschwoll.

„Was mach ich nur, was mach ich nur?" flüsterte sie verzweifelt, den Tränen nahe. Konnten Wölfe auf Bäume klettern? Konnten sie so hoch springen?

Felis Atem stockte, als das knurren der Wölfe verstummte. Das konnte nur eines bedeuten… sie hatten etwas vor!

Ein lang gezogener Heuler kam nun von unten nach oben geschwappt und ließ Feli das Blut in den Adern gefrieren. Im nächsten Augenblick hörte sie ein zischendes Geräusch und ein Kratzen, das direkt von ihrem Ast kam… und das Knurren des Wolfes war nun direkt vor ihr, fast auf gleicher Höhe...

Feli schnürte es vor Angst die Kehle zu. Sofort kam sie auf die Füße, stellte sich mit dem Rücken zum Stamm hin und starrte auf das gelb tanzende Augenpaar direkt vor ihren Füßen herab. Tränen verwischten ihr nun den Blick und alles verschwamm. Der Wolf hatte es anscheinend noch nicht ganz bis auf den Ast geschafft. Er baumelte noch mit den Hinterbeinen in der Luft herum, aber die Vorderbeine waren stark!

Ist das das Ende? Sterbe ich jetzt? Werde ich von einem Wolf zerrissen? dachte sie nun voller Panik und ihre Fingernägel bohrten sich tief in die Rinde des Baumes.

Der Wind strich ihr wieder zwischen die Beine, durch die Haare, verwischten die Tränen auf ihren Wangen und sie spürte den Umhang Frodos noch immer um ihren Körper geschlungen, noch immer hielt sie ihn mit einer Hand an ihrem Hals fest, sie hatte nicht losgelassen!

Nicht losgelassen… nicht loslassen!

Da mit einem Mal verfinsterte sich ihr Blick, pure Wut keimte in ihr auf. Sie war den ganzen Tag lang gewandert, hatte einen Absturz nach Mittelerde überlebt, hatte sogar die Hobbits überzeugen können, da konnte es doch nicht sein, dass sie von den Wölfen hier zerrissen wurde! Nie im Leben! Nie und nimmer!

Feli nahm nun all ihren letzten Mut zusammen, den sie noch besaß, löste ihre verkrampften Finger aus der Rinde des Baumes und hob langsam einen Fuß an. Der Wolf blickte auf.

„Elender Bettvorleger! Mich kriegst du NICHT!" schrie sie und trat dem Wolf gegen sein Maul. Ein schmerzliches Jaulen war zu hören, doch er war noch nicht vom Ast herunter. Feli trat noch einmal gegen und noch einmal und noch einmal, immer wieder gegen den Kopf des mordlustigen Wolfes mit den gelben Augen bis sie ein kratzendes Geräusch hörte gefolgt von einem wimmern und einem dumpfen Aufprall! Hektisches Pfotengetrappel war zu hören, dann war alles ruhig…

Im ersten Moment blieb es still, gespenstisch Still unter ihr. Feli musste sich zusammenreißen und nochmals ihren Mut zusammennehmen um herab zu blicken. Keine gelben Augenpaare starrten nach oben, kein bedrohliches Knurren war mehr zu hören. Nur schemenhaft konnte sie zwei Wölfe erkennen. Dem einem, den sie ein paar Mal gegen die Schnauze getreten hatte, war auf einen anderen, der noch unten stehenden Wölfe gestürzt und hatte ihn unter sich begraben. Sie gaben beide kein einziges Lebenszeichen mehr von sich. Feli atmete erleichtert auf und die Angst nahm endlich wieder ab.

Die anderen Wölfe müssen geflüchtet sein! überlegte sie und ließ sich langsam vom Ast herab auf die Erde gleiten. Sie hoffte, dass die anderen zwei nicht mehr zurückkehren würden nachdem was mit ihren Kameraden geschehen war. Sie hatte es tatsächlich geschafft zwei Wölfe auszuschalten… zwei lebendigen, von Besessenheit gepackten Wölfen!

Unendlicher Stolz überflutete sie als sie nun wieder mit doch wackeligen Beinen auf dem Waldboden stand. Als sie jedoch auf die beiden toten Wölfe herabblickte überkam sie doch ein eiskalter Schauer. Diese Mordlust, das ist doch nicht normal bei Wölfen. Was ist nur mit ihnen geschehen, dass sie so unberechenbar wurden?

Der kurze Umhang Frodos, den sie immer noch festhielt, umflatterte gerade so noch ihre Beine – sie konnte Kampfgeschrei und Wolfsgeheul unweit hören und das riss sie aus ihren Gedanken.

Frodo und Sam waren dort hinten noch immer – zusammen mit dem ganzen restlichen Wolfsrudel das sich auf sie gestürzt hatte und sie… was hatte sie getan? SIE war einfach davongerannt wie eine feige Ratte, hatte sich von ihren Gefühlen leiten lassen, ihren Überlebensinstinkt… aber andererseits, war es ihr zu verübeln! Doch eines stand fest, egal wie man es betrachtete oder hinbog, sie hatte die beiden im Stich gelassen…

Schamgefühl machte sich breit, sie hatte die beiden einfach allein gelassen, hatte sich von ihrer Angst steuern lassen und nun steckten die beiden in Schwierigkeiten.

Gedankenverloren strich sie nun über den Umhang Frodos als sie plötzlich Kampfgeschrei an ihr Ohr dringen hörte. Hektisch blickte sie sich um, genau in die Richtung aus der das Geschrei zu ihr herüber schoss. Das erste Mal in ihrem Leben machte sich Entschlossenheit breit und verdrängte die Angst. Trotz allem, trotz der Panik, trotz der Hilflosigkeit, davonlaufen wollte sie nun bestimmt nicht mehr, aber wie sollte sie helfen?

Sie blickte herab auf ihre zusammengebundenen Hände. Erst einmal musste sie die Fesseln loswerden, soviel stand fest. Irgendetwas Spitzes brauchte sie…

Mit flinken Fingern band sie nun endlich den Umhang Frodos fest um ihren Hals, damit sie ihn nicht mehr festhalten brauchte und die Finger frei hatte.

Im fahlen Mondlicht, das gerade durch die Blätter des Baumes den Boden beleuchteten, kniete sie sich herab und begann nach einem Stein zu tasten.

„Komm schon, komm schon, komm schon… das hier ist ein Wald, hier wimmelt es doch sonst nur so von Steinen!" murmelte sie hektisch während ihre Finger nur immer wieder über das nasse Gras, tote Äste, Blätter oder Moos hinweg glitt.

Gerade als sie die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte, glitten ihre Finger endlich über etwas Hartes und kantiges.

„Endlich!" rief sie triumphierend und gerade als sie das Seil ansetzte und begann es daran zu zerschneiden, hörte sie einen der Hobbits laut aufschreien…

Ihr Atem stockte erneut, bestimmt nicht zum letzten Mal in dieser Nacht, und mit einem einzigen Ruck drehte sie ihren Kopf in die Richtung. Sie durfte keine Zeit mehr verlieren! Hektisch lenkte sie ihren Blick wieder herab zu ihren Händen und begann nun mit den in Fesseln gelegten Handgelenken über den Stein zu rutschen, der Schweiß rann ihr die Schläfen herab und benetzte den Boden zu ihren Füßen.

Schneller, schneller! dachte sie als die ersten dicken Fäden des Seils nachgaben und mit einem seufzen seitlich davon stoben. Es benötigte nur noch weniger Bewegungen, dann endlich gab das Seil mit einem ratschen unter dem Stein nach.

Sofort sprang Feli auf, drehte ihren Kopf erneut in die Richtung, aus der sie das Geschrei hörte und dann begann sie auch schon los zu rennen.

„Hoffentlich… komme ich… nicht zu… spät!" keuchte sie und erschrak heftig, als ihr Fuß an einem am Boden liegenden großen Ast hängen blieb und sie zu Fall brachte. Der Länge nach landete sie auf dem Waldboden und blieb zuerst benommen liegen. Der Ast, auf den sie zu allem Unglück auch noch gelandet war, drückte schwer gegen ihre Brust, sie schmeckte Blut in ihrem Mund als sie langsam ihren Kopf anhob und wild entschlossen aufblickte.

„Ich lasse mich nicht mehr aufhalten!" rief sie, lenkte den Blick nach hinten, zerrte wild an ihrem eingeklemmten Fuß, bekam ihn wieder frei, lenkte den Kopf wieder nach vorne, sprang in einem einzigen Hechtsprung auf und rannte weiter, jetzt den hektisch zuckenden Schein des Feuers, das Sam wohl noch immer zum Abwehren der Wölfe benutzte, nach.

Ohne es richtig zu registrieren, vielleicht war sie auch noch völlig benommen vom Sturz, glitt ihr nun die linke Hand in die linke Hosentasche und mit einem einzigen sicheren Griff umklammerte die Hand den silbernen Ring und zog ihn aus ihrer Tasche hervor.

Verwundert hielt sie sich ihn nun noch während des Laufens vor die Augen.

Was will ich jetzt mit dem Ring! fragte sie sich verwundert als sie sich ihn auch schon auf ihren Ringfinger der linken Hand streifte…