Kapitel 8.
gin - Silber
Augenblicklich ist es still, gespenstisch Still um Feli herum. Der Wind rauschte nicht mehr in den Bäumen, das Geäst knackte nicht mehr, die Tiere des Waldes, die normalerweise raschelten, waren verstummt, selbst die Eule, die sie noch kurz zuvor vernommen hatte, war verstummt. Und auch die Wölfe hatten innegehalten. Sie hörte kein knurren, kein Bellen, kein Schreien der Hobbits. Es war ruhig, zu ruhig!
Felis Herzschlag indessen verdoppelte sich, sie spürte wie ihr Kopf klarer wurde, ihre Beine schneller, ihre Augen schärfer, und auch ihr Mut wurde stärker. Mit einem zu allem entschlossenen Blick rannte sie weiter, der schein des Feuers zuckte nicht mehr, loderte nicht mehr… war fast erloschen, dennoch wusste Feli wo die Hobbits und die ganze Meute von Wölfen sich befanden.
Doch nur einen einzigen winzigen Atemzug später gefror Feli das Blut in den Adern. Vielstimmiges Wolfsgeheul ist nun zu hören und ohne eine konkrete Bestätigung dafür zu haben ahnte Feli, dass damit nicht die Hobbits gemeint sind, sondern sie und der Ring…!
Jetzt jedoch verschwendete Feli daran keinen Gedanken mehr, denn sie hatte die Lichtung fast erreicht. Noch im Lauf erspähte sie nur wenige Meter vor sich einen Ast am Boden liegend, gerade groß genug für einen Kampf mit den Wölfen. Ohne anzuhalten beugt sich Feli zielstrebig herab, riss den dicken Ast im richtigen Moment vom Boden auf und wirbelt ihn, ohne auch nur eine einzige Sekunde ihr Tempo zu verringern, einmal um ihren Kopf herum – sie war Angriffsbereit!
Im selben Moment taucht sie aus den Bäumen auf, die Augen wild vor Wut funkelnd, die Beine flogen nur so über den Boden, jeder einzelne Muskel in ihrem Körper war angespannt. Jetzt durchbrach Feli die erste Reihe der Wölfe und hielt auf die in der Mitte liegenden Hobbits drauf.
Die Wölfe versuchten auch sofort sie daran zu hindern, doch jeder Wolf der sich ihr in den Weg stellte, bekam den Ast zu spüren. Lautes Jaulen begleitete Feli während sie die Reihen der Wölfe durchbrach…
Sam saß am Boden, die Fackel weit neben sich, sie war fast erloschen, flackerte nur noch schwach, der Tau auf dem Gras hatte es fast erstickt. Doch noch flackerte es und das Licht, dass es noch lieferte, reichte Feli aus um die Lage erfassen zu können.
Der jüngere Hobbit war umringt von Wölfen, die ihn in Schach hielten. Er hat keine Chance aufzustehen um seinen Herren zu helfen. Jedes Mal wenn er es versuchte, war da sofort einer der Wölfe zur Stelle um ihn wieder zu Boden zu schubsen, die Zähne in seine Richtung zu Fletschen und nach ihm zu schnappen.
Frodo indessen lag nur wenige Meter entfernt von Sam am Boden, ein Wolf stand auf dem Arm, in dessen Hand sich Stich befand. Blut klebte an der Klinge. Ein anderer Wolf stand direkt auf ihm, seine Krallen weit ausgefahren, tief in seinen Schultern vergraben, Blut troff daraus hervor. Sein Maul weit aufgerissen, die lodernden mordlustigen Augen blitzten, doch Frodo sah nur noch dieses mit messerscharfen Zähnen gespickte Maul, das nun direkt auf seine Kehle gerichtet war…
„Herr Frodo…!" schrie nun Sam verzweifelt, hob einen Arm doch sie würde seinen Herren niemals erreichen. Da ertönte ein markerschütternder Schrei, der direkt aus Felis Kehle entsprang. Sam erschrak furchtbar, lenkte seinen Kopf in die Richtung und erblickte sie, mit dem hoch über dem Kopf wirbelnden stämmigen Ast, den entschlossen lodernden Augen und den flatternden Haaren im Wind…
Feli tat nur noch eines und das war so weit wie nur irgend möglich mit dem Ast auszuholen, dazu rannte sie weiterhin direkt auf Frodo zu, dessen Lage am ernstesten aussah und noch mit derselben Geschwindigkeit schwang sie nun den Ast herum, Blut der beiseite geschlagenen Wölfe klebte bereits daran und kleine Spuren des Blutes flogen durch die Luft, als der wirbelnde Ast gegen die Schnauze des Wolfes donnerte, kurz vor seinem tödlichen Biss.
Der Wolf konnte nicht mehr anders, er musste seine Krallen aus Frodos Schultern entlassen und von der Wucht des Schlages wurde er beiseite gefegt. Ein schmerzlicher Laut kam nun von Frodo, doch noch war es nicht zu Ende. Der andere Wolf, der noch immer auf Frodos Arm stand, wies nun mit seinen gelben Augen direkt auf Feli, seine Zähne fletschend und geifernd baute er sich dunkel knurrend über seine Beute auf, spannte die Muskeln an und war bereit zum Absprung. Doch für einen Angriff blieb ihm keine Zeit. Nochmals mit demselben Schwung stürzte Feli nun vor, legte ihre ganze Körperkraft in diesen Schlag hinein und der Ast schmetterte gegen die Seite des Wolfes und brach ihm alle Knochen im Leib, ließ den leblose Körper durch die Luft segeln und schließlich auf den Waldboden krachen, wo er ohne noch irgendeine Regung zu zeigen liegen blieb.
Keuchend blieb nun Feli das erste Mal ruhig stehen, blinzelte in die Reihen der Wölfe, die nun ihren Kreis um sie und Frodo zogen und ließ keinen auch nur eine einzige Sekunde aus den Augen. Ein bedrohliches einheitliches Knurren war zu hören, sie konnte den Zorn der Wölfe wie eine giftige Wolke, der ihr jeglichen Atem versuchte zu rauben, spüren.
Sämtliche gelben Wolfsaugenpaare waren auf sie gerichtet!
Langsam und vorsichtig, ja keinen Wolf aus den Augen lassend, beugte sie sich nun herab, hielt den Ast aber weiterhin mit nun der linken Hand angriffsbereit hoch und tastete mit der anderen Hand neben sich. Frodo neben ihr verstand sofort, ergriff ihre Hand und drückte sie einmal.
Ein erleichterter Seufzer entglitt Feli und sie hob den stämmigen Ast in der Hand abwehrend hoch, als Drohung für die Wölfe um sie herum, die immerhin innehielten. Ein Blick auf ihre Kameraden, deren Leiber zerschmettert am Boden lagen genügte und man wusste warum...
„Alles in Ordnung sonst?" flüsterte sie und Frodo bejahte flüsternd.
„Nur die Schultern, sonst geht's mir gut!" raunte er zurück und erhob sich langsam. In diesem Augenblick schien es einer der Wölfe nicht mehr auszuhalten, denn er preschte nun vor, ein lautes böses Knurren und Fletschen war zu hören, direkt auf Feli und Frodo zu, sprang, riss sein riesiges Maul auf und fuhr seine langen Krallen noch während des Fluges aus.
„Feli pass auf!" schrie Frodo und streckte einen Arm in die Richtung des angreifenden Wolfes, doch diese hatte ihn schon längst gesehen.
Sie ließ sofort Frodos Hand los, ergriff den Ast nun wieder mit beiden Händen, holte noch während sie aufstand aus und traf den Wolf kurz bevor er sich auf sie stürzen konnte direkt in die Seite. Die Augen des Wolfes traten aus den Höhlen, als er auf den Boden prallte und die Knochen im Leib zerschmettert wurden.
Leicht zogen sich die Wölfe nun von den beiden zurück, doch ein einheitliches Knurren war zu hören. Feli blieb auf der Hut, denn diese Wölfe waren unberechenbar.
Aber noch unberechenbarer, und das erfüllte nun Feli mit Grauen während sie drüber nachdachte, war sie selbst. Sie war niemals die beste in Sport gewesen, hatte immer Hilfe gebraucht, wenn sie versuchte alleine die vollen Wasserkisten in die Wohnung zu schleppen und jetzt zerschmetterte sie Wölfe mit einem dicken Ast! Auch den Sprint, den sie eben hingelegt hat, hätte alle Sportbegeisterten aus ihrer Klasse vor Neid erblassen lassen.
Was geht hier nur vor sich… oder ist es der … Ring? überlegte sie und spannte schon im nächsten Moment ihre Muskeln an, als sie sah wie Sam von den Wölfen zu Boden geworfen wurde.
„Sam!" schrie Frodo nun voller Panik, sprang in aller Hast auf und wollte gerade loslaufen, als Feli ihm mit einer Hand den Weg versperrte.
„Bleib hier… dass Regel ich!" raunte sie und hob den Ast drohend über ihren Kopf an, doch Frodo riss sich aus der festhaltenden Hand Felis und schrie: „Hör auf mich wie ein kleines Kind zu behandeln! Ich bin ein Halbling, vielleicht für dich nicht mehr als ein kleines Kind, das mag sein, aber ich bin immer noch älter als du und bei Galadriel, ich hab mehr durchgemacht als du es dir überhaupt ausmalen kannst! Und ich werde nicht tatenlos daneben stehen wenn sie Sam etwas antun wollen!" Lautes Keuchen war nun von Frodo zu hören und Feli hielt inne. Er hatte Recht, er hatte Gottverdammtnochmal Recht! Mit welchem Argument schubste sie Frodo hier herum als währe er ein kleines Kind, dabei hatte er mehr durchgemacht als sie, mehr Leid erfahren müssen… sie selbst hatte das Wort Leid wahrscheinlich noch nie so erlebt wie es Frodo durchlebt hatte und bei aller Gefahr, aber er hatte Recht, niemals würde er tatenlos zusehen wenn Wölfe Sam zerreißen wollten und wenn zehn von ihrer Sorte hier stehen und versuchen würden ihn aufzuhalten.
„Tut mir leid, Frodo!" murmelte Feli nun betreten ohne sich umzusehen. „Ich weiß genau was du meinst und es tut mir Leid. Aber sieh es doch mal so, es würde dir auch nichts bringen wenn du nun einfach so losrennen würdest. Denkst du sie geben dir und Stich auch nur eine Chance? Ich kann deine Wut und Hilflosigkeit verstehen, aber das hier erledigen ich und der Ast!" und um diese Worte zu bekräftigen ergriff sie nun wieder den stämmigen Ast mit beiden Händen und schwang ihn drohend über ihren Kopf als sie eine neue Stimme hörte.
„Willst du uns etwa alle mit dem einen mickrigen Ast töten? Versuch es doch… aber der dicke Hobbit wird nicht so lange durchhalten können! Vorher beiße ich ihm seinen dicken, kleinen Hobbithals durch!"
„Aber dann will ich auch ein Stück von ihm abhaben!" rief noch eine Stimme.
„Ich will seine dicken Schenkel!" mischte sich noch eine Stimme ein.
„Ich seinen dicken Arm… der ist bestimmt zart!" schmatzte noch eine dazwischen.
Felis Herz stockte… das konnte doch nicht sein…! Wie war das möglich? Waren sie es die mit ihr sprachen? Waren sie es wirklich? Waren es die Wölfe die sich hier darum stritten wer welches Körperteil von Sam fressen konnte?
Niemals… niemals werde ich das zulassen! dachte Feli entschlossen und ihr Blick glitt durch die Reihen der Wölfe als sie antwortete:
„Hier wird niemand Sam fressen, ist das klar! Nicht solange ich noch hier bin um das zu verhindern, also könnt ihr aufhören ihn euch einzuteilen! Er wird im Ganzen bleiben!"
Augenblicklich verstummten die Reihen der Wölfe, kein knurren, kein fletschen, kein einziger Laut kam von ihnen. Selbst Frodo neben ihr stockte der Atem.
Feli ließ ihren Blick durch die Reihen der Wölfe gleiten und bemerkte mit erstaunen, dass sie genauso verdutzt waren wie sie selbst. In ihr machten sich auch Zweifel breit, ob es wirklich so klug gewesen war zu antworten, denn es schien alles andere als normal zu sein, dass man die Wölfe verstehen und auch antworten konnte…
„Kann… kann sie uns etwa hören! AUA!" rief nun eine Stimme und eine zweite antwortete: „Du bist so dumm… die Frage ist nicht ob sie uns hören kann, sondern ob sie uns VERSTEHEN kann! Verstehst du, du Hornochse!"
„Ich bin kein Hornochse, ich bin ein Wolf!" empörte sich die erste Stimme und verstummte sogleich wieder.
„Eindeutig kann sie uns verstehen, sonst hätte sie doch nicht dem Boss geantwortet!" raunte nun eine Stimme ziemlich dicht neben Feli, die erstaunt den Blick auf den Wolf lenkte und beobachtete, wie dessen Schnauze sich im fahlen Mondlicht bewegte.
„Aber wie ist das Möglich!" rief nun der nächste von weiter hinten.
„Keine Ahnung… woher soll ich das immer alles wissen!" antwortete nun wieder der Wolf neben Feli und allgemeines Gemurmel machte sich nun um sie herum breit.
Konnte es wirklich so sein dass man hier in Mittelerde die Sprache der Wölfe verstand!
Aber wieso hatten dann die Hobbits nichts gesagt…! Oder verlor sie allmählich den Verstand und sie bildete sich das alles nur ein?
„Feli?" raunte nun Frodo neben ihr und diese wurde aus ihren Gedanken gerissen. Leicht neigte sie ihren Kopf zu ihm herunter.
„Wen hast du eben damit gemeint?" fragte Frodo verdutzt.
Feli runzelte die Stirn und wusste im ersten Moment nicht so ganz auf was Frodo da ansprach.
„Was meinst du damit!" fragte sie verwirrt ohne die Wölfe aus den Augen zu lassen.
„Na wen du gemeint hast, als du sagtest, dass niemand hier Sam fressen sollte, nicht solange du noch da währest! Wen hast du damit gemeint?"
„Die … die Wölfe, wen denn sonst?" antwortete Feli verdattert und blinzelte ehe sie fortfuhr: „Kannst du sie etwa nicht verstehen! Versteht ihr nicht die Sprache der Tiere hier in Mittelerde?"
Feli hätte jetzt gerne Frodos Gesicht gesehen, doch leider konnte sie die Augen nicht von den Wölfen abwenden, die sich nun teils darum stritten wer welchen Anteil an Sam bekam und wer sie beide bekam und die anderen darum, ob Feli sie nun wirklich verstand oder nicht.
„Feli… niemand kann die Sprache der Tiere verstehen! Und schon gar nicht die der Wölfe!" murmelte nun Frodo zurück und diese riss vor erstaunen die Augen weit auf, dazu klappte ihr Mund immer wieder auf und zu. Wie konnte das möglich sein? Wie konnte das angehen? Wie war so was möglich? Vorher hatte sie die Tiere doch auch nicht verstanden, wieso denn jetzt auf einmal? Oder lag es etwa… am Ring?
„RUHE… IHR HALTET JETZT ALLE DIE SCHNAUZE! Bei dem Krach kann ja kein normaler Wolf richtig Nachdenken!"
Alle Wölfe, und auch ebenso die beiden Hobbits, sowie Feli zuckten gleichermaßen zusammen. Für Frodo und Sam hörte es sich wie ein lang gezogenes Jaulen und Bellen an, Feli konnte jedes einzelne Wort sehr gut verstehen…
„Was soll dieses blödsinnige Gerede wer wen frisst? ICH entscheide noch immer wer wen zu fressen hat und wann es soweit ist, habt ihr verstanden!"
Feli lenkte, nach dem ersten Schrecken, nun zielstrebig ihren Blick direkt zu einem Wolf hin, der langsam an den anderen Wölfen vorüber schritt und nun direkt zu ihr kam. Eigentlich war es merkwürdig, dass er ihr nicht gleich aufgefallen war, denn er war sehr viel größer als die anderen Wölfe um ihn herum. Er hatte einen silberfarbenen breiten Rücken, der selbst in der Dunkelheit noch gut zu erkennen war. Sein muskulöser Körper glitt gemächlich über den Waldboden und sein riesiges Maul entblößte eine Reihe spitzer Zähne, die jedem Wolf, an dem er vorüber schritt, eindeutig das Blut in den Adern gefrieren ließ. Jedoch waren diese riesigen gelben Augen das, was Feli am meisten Fesselte. Kaum das sie sich überhaupt getraute zu Atmen oder zu blinzeln.
Das muss der Anführer dieses Rudels sein! dachte Feli und hob drohend noch einmal den Ast an, als der Wolf nun direkt vor ihr stehen blieb und sie mit diesen riesigen gelben Augen direkt anstarrte.
Feli währe fast dem Verlangen unterlegen, vor diesem riesigen Wolf zurückzuweichen, doch dann hätte er ihre Angst bemerkt… und Angst zu zeigen war hier fehl am Platze…
Frodo neben ihr hob Stich an und brachte es ebenfalls in eine Angriffsposition, doch der Anführer dieses Rudels ließ sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen. Ganz im Gegenteil, in einer einzigen Bewegung setzte er sich nun zu Boden, ließ den Schwanz ganz ruhig auf dem Boden liegen und blickte Feli seltsam gebieterisch in die Augen.
„Ihr müsst entschuldigen für das raue benehmen meines Rudels, wertes Fräulein, aber sie haben schon lange nichts mehr zu Fressen bekommen und sind am verhungern! Diese Wälder bieten nicht mehr viel, seit dem die Orks hier hindurch gezogen sind!" säuselte nun der große Wolf verächtlich zu Füßen Felis und ihr Misstrauen war sofort geweckt.
Was soll dieses Gesülz? Will er mich verarschen!
„Was sagt er Feli!" murmelte nun Frodo und hielt Stich weiterhin in Angriffshöhe.
„Er sagt dass es ihm Leid tut wie wir von seinem Rudel behandelt werden und das vor kurzem Orks hier hindurch gezogen sind und so gut wie alle Tiere geschlagen haben sollen!"
Frodos Atem neben ihr stockte. „Frag sie in welche Richtung sie gewandert sind!" murmelte er hastig. In Feli hatte sich jedoch das misstrauen eingeschaltet, deshalb antwortete sie, ohne sich auch nur einmal umzusehen: „Glaubst du ihnen etwa dieses Geschwätz? Sie wollen uns Fressen verdammt und du Fragst welchen Weg die Orks genommen haben, nachdem sie hier alle Tiere gefressen haben! Du bist ja noch verrückter als ich!"
Da verstummte Frodo einen Augenblick, murmelte jedoch: „Bitte, frag sie trotzdem… ich muss es wissen…und Sam auch!"
Jetzt verstand Feli. Hier ging es darum zu erfahren ob die Orks Richtung Bruchtal oder Richtung Bree gewandert waren… oder noch schlimmer: direkt ins Auenland… direkt nach Hobbingen!
Doch ehe Feli nun etwas sagen konnte, begann der große Wolf wieder zu sprechen:
„Ich bin nicht umhin gekommen euer kleines Gespräch zu belauschen, mit Verlaub, aber ich vergaß mich vorzustellen. Mein Name ist Telpe, Sohn des Úlaira, der einst die Wälder hier nahe Rhudaur durchstreifte und sogar Orks tötete, zum Vergnügen versteht sich… denn wer will schon einen Ork fressen! Diesen Wolf möchte ich sehen… er muss wahrlich ausgemergelt sein bis auf die Knochen um sich diesem verdorbenen Fleisch hinzugeben. Ich persönlich würde es nur tun, wenn wirklich kein anderes Fleisch mehr meinen Weg kreuzt. Nun ja, zu eurer Frage wohin die Orks wanderten, die wir trafen und die uns alle großen Beutetieren wegfraßen, kann ich euch nur sagen, dass wir sie Richtung Dunland davon stampfen sahen. Vielleicht sind sie schon nahe der Pforte Rohans, wer weiß das schon? Wer kann mir sagen wohin ein Ork sich wenden wird, wenn er keinen Herren hat der ihn führt? Seit dem der Dunkle Herrscher von seinem Thron geworfen wurde, haben wir Wölfe es wahrlich nicht leicht uns gegen die vielen Orks im Lande zu behaupten. Jemand sollte ihnen Einhalt gebieten, aber wir Wölfe haben schon genug damit zu tun uns selbst zu ernähren… sollen sich doch andere darum kümmern… uns geht das alles nichts an, nicht wahr!"
Vielstimmiges Knurren ist nun zu vernehmen und Feli riskierte einen kurzen Blick in die Runde. Sam lag noch immer am Boden, traute sich kaum auch nur einen Finger zu rühren, soweit es jedenfalls Feli von ihrem Standpunkt aus sehen konnte.
Was mache ich nur? Diese Wölfe sind unberechenbar und ausgerechnet auch noch so viele? Was tue ich nur? Was nur … was?
Der seltsame Blick des Wolfes, den Feli nun spürte als sie ihren Blick wieder herabsinken ließ, gefiel ihr überhaupt nicht. Warum plauderte er so freizügig aus dem Nähkästchen? Da steckte doch bestimmt etwas dahinter!
„Wohin sind die Orks gezogen, Feli? Was hat er geantwortet?" wisperte nun Frodo, fast starr vor Angst.
Feli ahnte bereits, dass der Wolf Telpe bestimmt nicht die Wahrheit sagte, aber dennoch sprach sie: „Telpe sagte, sie sind Richtung Dunland davon, könnten jetzt bereits zur Pforte Rohans gekommen sein!" Sehr leise fügte sie hinzu, in der Hoffnung Telpe würde es nicht hören können: „Ich für meinen Teil glaube ihm nicht…!"
Von Frodo war nur ein ersticktes Keuchen zu hören und Feli konnte spüren wie er mit den Zähnen knirschte. Feli hätte ihm gerne etwas anderes gesagt, doch leider war ihr Misstrauen gegenüber diesen geschwollen redenden Wölfen mehr als übergroß.
Er belügt uns nach Strich und Faden, darauf verwette ich meinen Kopf… und aus den Nähkästchen plaudert auch nur jemand, der sich sicher ist, dass derjenige, dem er es erzählte, bestimmt nicht mehr lange genug Leben wird um es noch vielen weiter zu erzählen…!
