Kapitel 9.
yóbó – Verlangen, Begehren
„Wie dem auch sei, selbst hier in Mittelerde ist es merkwürdig wenn ein einfacher, ungebildeter und zu nichts zu gebrauchender Mensch mit uns reden kann!"
Feli konnte die Verachtung in diesen Worten regelrecht spüren während die gelben Augen sich tief in ihr innerstes bohrten.
Er muss mich doch gehört haben und er weiß nun, dass ich ihm Misstraue…! Wut auf sich selbst kroch in Feli hoch, wie hatte sie auch annehmen können, ein Wolf könnte die geflüsterten Worte eines Menschen, der nur wenige Meter von ihm entfernt stand, nicht hören…
„Eigentlich dachte ich bei eurem Anblick an nichts weiter als eine Mahlzeit zu später Stunde, mit Verlaub, aber es scheint so dass die Dinge nicht immer so sind wie es auf den ersten Blick aussieht, habe ich Recht, wertes Fräulein, ich glaube ihr Name lautete Feli, wenn ich es recht verstanden habe, bei all dem Geschrei der Halblinge, oder Irre ich mich da!"
Feli holte langsam und tief Luft während ihre Gedanken begannen zu kreisen.
Was meint er denn damit? Oder weiß er etwa etwas über den Ring…? Hat er uns deshalb noch nicht getötet? Aber woher weiß er dann dass ich ihn habe?
Sofort rutschte Felis linke Hand so weit am Ast nach hinten, dass der Wolf ihren Ring nicht mehr sehen konnte, doch dieser achtete gar nicht darauf.
Sie versuchte Zeit zu gewinnen, denn es schien als wüsste der Wolf mehr als er zugeben wollte und dieses Wissen musste sie aus ihm herauskitzeln um besser verstehen zu können was hier vor sich ging. Gleichzeitig dachte sie auch noch an die Hobbits, besonders Sam, der dort hinten so langsam arge Schwierigkeiten bekam. Und ausgehungerte Wölfe waren bestimmt nicht gerade die idealsten Gesprächspartner, die man sich vorstellen konnte. Deshalb setzte sie nun an ein Gespräch mit Telpe in Gang zu bringen und sich seiner Sprache bedienend begann sie: „Von welchen Dingen sprecht ihr, werter Herr Wolf Telpe von Rhuadur? Ich wüsste nicht was ihr meint oder wovon ihr sprecht? Ich bin halt nur ein Mensch, der die Gabe besitzt mit den Tieren zu sprechen…!"
Doch bei diesem Satz sprang der große Wolf unvermittelt auf und bellte laut. „LÜGE! Du Lügst wenn du den Mund aufmachst, wie alle Menschen sonst auch! Du weißt genau was ich meine und es gibt keinen Menschen der einfach so mit den Tieren sprechen kann. Du hast Etwas, etwas von unschätzbarem Wert… Etwas das dir gehört … und das ich sehr begehre…!"
Die Augen des Wolfes verzogen sich seltsam im brechenden Licht des Mondes und nicht nur Feli rann ein kalter Schauer den Rücken herab.
„Er wird irre… sein Verlangen ist schon sehr groß, aber nach was verlangt er…!" wisperte nun Frodo, der sämtliche Gefühlsregung des Wolfes in dessen Augen ablesen konnte, doch schon während er fragte schien er zu begreifen. Der Wolf begehrte nicht mehr nur ihr Fleisch, er begehrte den Ring, den Ring der Feli überhaupt erst in diese Welt gebracht hatte. Der Ring, der nun die schwarze Seele dieses Wolfes bereits fest umschlungen hatte und das Begehren danach wie ein Feuer in ihm entfachte…
Ein unruhiger Blick seitens Frodo glitt empor zu Feli, die sich noch kein einziges Mal zu ihm umgedreht hatte, da sie die Wölfe nicht aus den Augen ließ und wich fast zurück vor diesem entschlossenen Blick. Der Ring begann bereits seine Macht zu entfalten…
Hat… hat sie uns doch nicht belogen? Existiert dieser Ring tatsächlich? dache Frodo mit Verwunderung und sein Blick glitt zu diesem riesigen Wolf zurück, der noch immer Feli fest im Visier hatte. Er hatte ihr bisher fast gar nichts geglaubt was sie über diesen mysteriösen Ring, der ihr ausgerechnet von Tom Bombadil geschenkt worden sein sollte, erzählte und da sie bisher keinen Ring auf den Fingern hatte, war er mehr als überzeugt gewesen, dass sie einer Spinnerei unterlegen war. Doch als er nun, nur zur Sicherheit, zur linken Hand herüberschaute, die fest den Ast umklammerte, erstarrte er… sie trug tatsächlich einen Ring am Finger…
Feli indessen nahm nun all ihren Mut zusammen und rief: „Ich weiß immer noch nicht was du von mir willst, außer mein Fleisch, dass ich dir nicht geben, da ich nicht gewillt bin deine Mahlzeit zu werden, ebenso wie die Hobbits, die unter meinem Schutz stehen! Scher dich davon und nimm dein räudiges Rudel gleich mit dir, Telpe, Úlair´s Sohn, oder noch besser, scher dich gleich zum Teufel, wo du und dein räudiges Rudel hingehören!"
„Elende Närrin!" knurrte Telpe und begann unruhig auf und ab zu tigern. „Elendes Menschenweib, du verstehst nichts… du verstehst gar nichts…! Du hast keine Ahnung was du in deinem Besitz hast… und die Halblinge wissen es anscheinend auch nicht…!"
Ein giftiger Blick traf Frodo und dieser hob Stich zur Drohung nach oben, doch der Wolf ließ sich davon nicht beeindrucken denn der nächste Blick galt wieder Feli und dieses mal lag etwas bedrohliches in seinen Augen.
„Du sagtest doch gerade, dass die Halblinge unter deinem Schutz stehen! Was wäre denn wenn ich die Hobbits nach und nach umbringe… gibst du mir dann das, was ich begehre?"
Feli riss vor Schreck und Zorn gleichermaßen die Augen auf und dirigierte Frodo mit einer nebensächlichen Handbewegung hinter sich. Gleichzeitig glitt ein verzweifelter Blick zu Sam herüber, dem sie bei allem nicht helfen konnte.
„Feli, was wird aus Sam?" rief nun Frodo verzweifelt und deutete mit einer Handbewegung herüber, wo sich nun ganz langsam ein Wolf über den jüngeren Hobbit beugte und ähnlich wie eben noch bei Frodo, langsam das Maul öffnete, seine spitzen Zähne entblößte und diese an den Hals des Hobbits ansetzte. Sam wandte und kämpfte unter dem erdrückenden Gewicht des Wolfes, doch er hatte keine Chance. Schon kamen die nächsten zwei und stellten sich leichtfüßig auf seine beiden Arme. Er konnte sich nicht mehr rühren und ein erstickter Keuchlaut war zu hören.
„Sam … nein nicht Sam!" schrie Frodo verzweifelt und Feli musste ihn Festhalten, damit er nicht in sein Verderben rannte. „Lass mich los… lass mich … ich muss ihm Helfen… hör auf mich festzuhalten!"
„Du hast keine Chance Frodo!" schrie Feli verzweifelt, konnte passend dazu ihr vor Angst dröhnendes Herz gegen ihre Brust schlagen hören und sich nun wieder Telpe zuwendend: „Halt ein… ich … ich gebe dir alles was du von mir willst, aber lass die Hobbits in Ruhe!"
Der Wolf, der direkt über Sam stand, horchte auf, hielt inne und schaute herüber zu Telpe, der einfach nur zurückstarrte, sachte den Kopf nickend bewegte und sich dann Feli zuwandte. Der Wolf über Sam zog sich indessen zurück und von dem Hobbit war ein erleichterter Seufzer zu hören.
„Sehr gut, ich glaube wir beide verstehen uns jetzt endlich richtig!" säuselte er und mit einer unendlichen listigen Ruhe setzte er sich wieder auf seine Hinterläufe.
Feli, der noch vor kurzem fast das Herz stehen geblieben wäre, seufzte nun erleichtert und starrte wieder zum Anführer der Wölfe herab. Sie brauchte im Moment nur eines und das war mehr Zeit:
„Telpe, Sohn des Úlair, ich weiß immer noch nicht recht, was ihr außer meinem Fleisch begehrt, denn ich habe vieles, dass ich euch geben könnte, aber wenn ihr gewillt seit mir zu erklären was es ist, möchte ich sehen was ich machen kann!"
Fest heftete sich nun der Blick Felis in die Augen Telpes und dieser knurrte unwirsch, ein Ohr zuckte unruhig in der dunklen Nacht und die Wölfe um ihn herum wichen erschrocken zurück. Ohne großartig etwas über Wölfe zu wissen, ahnte Feli das Telpes Geduldsfaden bald gerissen sein würde – und der Lebensfaden von ihnen allen hier auch…
„Nun gut, elendes Menschenweib, da du eingewilligt hast es mir zu geben, will ich dir erklären was es ist, obwohl ich mir sicher bin, dass du es ebenso gut weißt wie ich!"
Telpe legte eine gebieterische Pause ein und begann sich mit einer Hinterpfote nervös am Ohr zu kratzen während sich die anderen Wölfe, wie als wenn das dass Zeichen gewesen wäre, um ihn herum auf ihre Hinterläufe setzten. Erst dann begann Telpe zu sprechen: „Es war vor langer Zeit, lange bevor Wölfe hier durch die Landen Rhuandur´s streiften, da sollte es Wesen oder auch Menschen, könnten auch Elben gewesen sein, ich weiß es nicht genau, mit Verlaub, dafür sind die Überlieferungen zu ungenau, gegeben haben, die etwas erschafften, das demjenigen, der es besitzt, ermöglichte mit den Tieren zu sprechen und ungeheure Stärke zu verleihen, Mut im Herzen entfachen, wo es zuvor noch nie entfacht worden ist und der Besitzer dieses Gegenstandes sollte nicht von dieser Welt stammen, so sagen es die Überlieferungen. Und wie es mir scheint, trifft dieses alles auf dich zu, wertes Fräulein Feli, die aus einer fremden Welt entstammt. Ich kann dir ansehen, dass du normalerweise ein Feigling sondergleichen bist, denn vorhin bist du davongerannt wie ein räudiges Kaninchen auf der Flucht vor einem Fuchs." Er hielt inne und sein Blick wanderte zu dem riesigen Ast, den Feli noch immer angriffsbereit hochhielt. „Und diesen Ast könntest du normalerweise bestimmt auch nicht einfach so durch die Luft schleudern und meinen Wolfskameraden einfach so die Leiber damit zerschmettern, habe ich Recht?"
Forschend bohrten sich die Augen Telpes in die von Feli hinein, die versuchte ihre Angst, die trotz ihres Mutes noch da war, geschickt zu verbergen indem sie schnell antwortete:
„Wie kommst du darauf, dass ich aus einer anderen Welt entstammen könnte? Wer hat dir denn diesen Floh ins Ohr gesetzt? Ich sehe doch aus wie ein ganz normaler Mensch, der mit Hobbits durch die Landen reist… nicht mehr und nicht weniger…das ist doch lächerlich!" lachte Feli nun gepresst ohne auch nur eine einzige Sekunde ihre Deckung zu vernachlässigen.
Telpe indessen sah empor und verzog seine Schnauze während er raunte: „Lügen kannst du nicht besonders gut wenn's darauf ankommt, habe ich Recht!"
Feli stockte der Atem als der Wolf leicht seinen Kopf nach vorne beugte und begann an ihr zu schnüffeln. „Du riechst zwar nach Mensch, aber du bist keinem Menschen gleich, den ich je in meinem Leben gerochen habe. Da haftet noch ein seltsamer Geruch an dir, der einfach nicht dazu passt. Und dann noch diese Kleidung die du anhast. So etwas gibt es nirgends in ganz Mittelerde!"
Er hat leider Recht, nach Mittelerdestandart bin ich nun wirklich nicht angezogen! Als Mädchen in Hosen und dann noch das Top… oh ich verfluche diesen Ring!
Feli wich ein Stückchen zurück als der Wolf seinen Kopf anhob und ihr nun wieder direkt in die Augen starrte.
„Nun zu meinem begehr nach diesem Ding. Wie du sicherlich festgestellt hast, bin ich schon mutig und an meiner Stärke zweifelst du garantiert auch nicht nach der Angst zu urteilen, die von dir ausgeht. Du stinkst regelrecht nach Angst! Und mit den Tieren kann ich auch sprechen, was also ist mein Begehr an diesem Ding magst du dich fragen? Es ist ganz einfach, werde ich dir sagen: Es macht mich noch Stärker als ich es ohnehin schon bin und so mächtig, dass alle vor meinem Namen erzittern werden. Ich wäre der Herrscher über ganz Mittelerde wenn ich dieses Ding in meinen Besitz bekäme! Telpe, Sohn des Úlair, Herrscher über ganz Mittelerde, das klingt doch gut für einen Wolf, findest du nicht? Und ich werde so mächtig, so mächtig, dass wir Wölfe uns nie wieder vor den Menschen, den Orks, den Elben oder sonst irgendeinem Wesen verstecken müssen. Nie mehr, verstehst du? NIE MEHR! Und genau aus diesem Grund brauche ich es! Und jetzt gib es mir, ehe ich es mir anders überlege und meinem Wolfsoberhauptmann doch noch den Befehl gebe diesem fetten Hobbit da hinten die Kehle durchzubeißen!"
Feli stockte der Atem als sie diesen geballten Hass gepaart mit jeder Menge Verachtung für andere in diesen Worte heraushörte. Es mochte schon möglich sein, dass der Wolf Telpe Recht hatte, dass die Wölfe es hier in Mittelerde nicht leicht hatten zu überleben. Orks und Menschen nahmen ihnen die Nahrungsmittel, aber es gab ihnen noch lange nicht das Recht einfach so durch die Macht eines Gegenstandes sich die anderen Geschöpfe in Mittelerde untertan zu machen und beinahe konnte sie spüren, wie das Böse in dem Wolfsanführer Telpe immer mehr die Oberhand gewann und jeglichen Verstand ausschaltete.
Selbst die anderen Wölfe um sie herum schienen das zu spüren denn sie wichen immer weiter vor ihrem Anführer davon, bekamen Angst, begannen zu winseln wie kleine Welpen, doch Telpe kümmerte sich nicht darum, hatte nur noch Feli im Visier und im Kopf den einzigen Gedanken, dass sich das Ding der Macht in ihrem Besitz befand und er es unbedingt haben wollte.
Doch innerlich begann Feli trotz des drohenden Todes zu grinsen, es schien so als Wisse der Wolf gar nicht WAS es war, nur das es ein Gegenstand ist. Er hatte keine Ahnung, dass es ein Ring war, ein Ring den er sowieso niemals aufsetzen könnte, denn dafür waren seine Pfoten einfach zu groß. Vielleicht konnte sie doch noch verhindern, dass sie alle von den Wölfen getötet wurden…
„Feli, ich weiß nicht genau was du gerade mit dem Wolfsanführer besprochen hast, aber er scheint den Verstand zu verlieren!" wisperte nun Frodo, der in diese seltsamen Augen des Wolfes alles ablesen konnte, wie in einem aufgeschlagenen Buch, doch Feli antwortete darauf nicht direkt, sondern sagte nur: „Lass mich das nur machen… ich weiß schon was ich tue!"
Und schon im nächsten Augenblick hatte sie eine Entscheidung getroffen, der nur ihrem verstärkten Mut zu verdanken war. Sie wusste, dass es vollkommen verrückt war, aber sie musste es einfach riskieren, auch wenn sie vielleicht teuer dafür bezahlen musste, sehr teuer.
Laut rief sie nun um ja keine unnötigen Zweifel aufkommen zu lassen: „Wolf Telpe, Sohn des Úlair der du den Verstand verlierst. Dir werde ich es nicht geben, nicht solange ich Lebe, nicht solange ich Atme und nicht solange du es mir nicht aus meinen toten Händen reißt! Lass uns darum Kämpfen, Wolf Telpe, und wenn du es schaffst mich zu töten, dann kannst du es mir entreißen, wenn du dich traust…" schnell griff Feli in die rechte Hosentasche und kramte darin herum. Sofort folgten die gierigen gelben Augen Telpes jeder Bewegung Felis. Diese ergriff nun endlich mit den Fingern, das was sie so verzweifelt gesucht haben, und zerrte es mit einer einzigen Handbewegung an die Oberfläche, während sie weiter schrie: „Dann greif mich an!"
Telpe sah nur noch eines, und das war etwas Glitzerndes, etwas Funkelndes, etwas sehr Kleines, dass in der Hand dieses Menschenweibes lag und er wollte nur noch eines, und das war dieses Ding zu besitzen!
Knurrend stemmt er seine Hinterläufe in den Boden und fixierte Feli und den Gegenstand in ihrer Hand während die wild zuckenden Augen hin und her glitten, der Geifer ihm aus dem Maul tropfte und die Gier in seinem Blick kaum noch zu übersehen war…
Frodo neben ihr riss verzweifelt die Augen auf und schrie: „Nein Feli, hör auf er…!" doch diese ließ ihn nicht mehr zu Worte kommen. Stattdessen hob sie Leichtfüßig ein Bein und rammte das Knie seitlich in Frodos Körper hinein, stieß ihn mit einer nebensächlichen Bewegung beiseite und konzentrierte sich nun voll und ganz auf Telpe.
„Warum denn nicht gleich so, elendes Menschenweib. Mit Freuden werde ich meine scharfen Zähne in deinen hübschen Hals hineinjagen und dir beim sterben zusehen… niemand mischt sich ein, klar!" schrie er noch gleichzeitig seinem ganzen Wolfsrudel zu, die ohne sich zu bewegen starr vor Schreck herumstanden und kaum wagten zu Atmen während Telpe vorpreschte, vom Boden abhob und mit ausgefahrenen Krallen, geiferndem Maul und einem Irren Blick direkt auf Feli zuschoss…
Diese sah Telpe auf sich zufliegen, die gelben verdrehten Augen direkt auf sie gerichtet. Feli verlor keine Zeit mehr, noch im selben Atemzug ließ sie ihr Schlüsselbund aus ihrer Hand gleiten und zu Boden fallen, während die Hand schon wieder den stämmigen Ast umklammerte und weit ausholte. Doch sie hatte nicht mit den um so vieles riesigeren Körper des Wolfes gerechnet, der allemal größer war als der Ast. Als nun Feli den stämmigen Ast gegen seinen Körper krachen ließ wurde er nicht beiseite geschleudert wie die anderen Wölfen, sondern er erschlaffte nur, das konnte sie durch den Ast hindurch spüre, behielt aber seine Flugbahn bei… Feli riss vor entsetzen die Augen auf, ließ sich ein Stück nach hinten fallen und spürte schon in dieser Bewegung das erdrückende Gewicht des Wolfes, der durchaus ihre eigene Körpergröße hatte, und riss noch in derselben Bewegung den Ast nach oben, zum Schutz vor dem Wolf. Die Hände glitten auf beide Seiten des Astes, die Arme drückte sie ganz nach vorne, stemmte den Ast gegen den Oberkörper des Wolfes, der sie nun unter seinem Gewicht zu Boden drückte und drohte sie zu zerquetschen wie eine Fliege unter einer Zeitung. Gleichzeitig prallte sie nun mit dem Rücken auf den Boden, ein schmerzlicher Laut entglitt ihr während sie parallel dazu ihre beiden Arme so weit es ihr erlaubte nach vorne streckte und den Ast der Länge nach gegen den Wolf drückte um ihn so auf abstand zu halten. Noch in derselben Minute riss sie ein Bein in die Luft und trat damit nach den Unterleib des Wolfes, doch diesen schien das gar nicht zu interessieren. Mit geiferndem schnappendem Maul schlug er immer wieder die Zähne in Richtung Felis Gesicht, doch sein Maul erreichte es zum Glück nicht, es war zu weit weg. Dennoch hatte sie es immer schwerer noch auszuweichen, ihre Arme würden bald erlahmen, sie konnte das riesige Gewicht des Wolfes nicht mehr lange von ihrem Körper fernhalten und die Krallen seiner Vorderbeine bohrten sich bereits tief in ihre Schultern.
Da hielt der Wolf mit einem Mal inne, Felis Kraft ließ allmählich nach und Telpe schien das zu wissen denn er fletschte noch einmal genießend die Zähne, starrte auf sein Opfer herab und knurrte: „Aus deinen kalten, toten Händen…!" Dann legte er noch einmal all seine ganze Kraft in seinen Körper hinein und drückte gegen Felis Ast. Ihre Arme brachen fast unter dem Gewicht des Wolfes, laut schrie Feli auf und schon im nächsten Moment verließen sie endgültig die Kräfte, der Ast gab nach. Telpe riss sein Maul weit auf und es schoss schnell und zielsicher auf Felis Hals zu. Diese schloss nur noch die Augen, wandte den Kopf beiseite und hoffte, dass es wenigstens schnell gehen würde…
