Kapitel 14.

hi no iri - Sonnenuntergang

„Wo bleibst du denn? Beinahe hätten wir dich hier am Eingang zum Wald von Rhudaur zurückgelassen!" grinste Frodo scherzend als Feli vor ihnen stehen blieb und seufzend zu den beiden Halblingen herabschaute. „Entschuldigt, ich hab nur schnell meine Schuhe an meinen Rucksack gebunden."

Sam grinste darauf wissend: „An das Barfuss gehen kann man sich gewöhnen, nicht wahr?"

„Das auf jeden Fall, Samwise!" lächelte Feli zurück.

Sam drehte sich schon um als er hinzufügte: „Pass aber auf dass du mit deinen empfindlichen Füßen in keine spitzen Steine oder fiese Wurzeln hinein trittst, das kann böse Enden!"

„Ich werde aufpassen!" gab die Angesprochene zurück und begann Frodo zu folgen, der schon mit Sam voraus ging, tiefer in den Wald hinein…

Ein leichtes, unbegründetes Frösteln glitt ihr über die Haut und etwas nervös sah sich Feli um. Hier war es etwas dichter, als in dem kleinen Wäldchen in dem sie die halbe Nacht verbracht hatten. Irgendwie strahlte er auf Feli etwas Beunruhigendes aus, etwas lauerndes, schleichendes, wie Spinnenbeine die lauernd an einem Faden geklammert auf Beute warteten.

Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass sie bei den Waldspaziergängen in ihrer Welt jemals etwas Derartiges gespürt hatte. In unseren Wäldern laufen auch keine Wölfe, Hobbits oder Orks herum! dachte sie erbost und umschlang ihren Oberkörper mit den Armen. Auf der Haut bildete sich bereits eine Gänsehaut.

Leise hörte sie die Blätter im Wind rauschen und die Schatten über dem Moosbedeckten Boden tanzen. Lichtspiele streiften ihr Gesicht und ließ sie blinzelnd nach oben schauen, durch die Baumwipfeln hindurch, dort oben, wo noch die Sonne am Himmel stand und noch nicht von den Bäumen abgeschirmt wurde. Zwar neigte sie sich schon dem Abend entgegen, aber noch spendete sie genügend Licht.

Sie spürten das feuchte Moos unter ihren Füßen, hörten das knirschen im Geäst der Bäume, das huschen von kleinen Waldbewohnern und gelegentliches auffliegen von verschreckten Vögeln… Feli hielt erneut inne…. Wodurch wurden sie verschreckt? Sie drei hier verhielten sich so lautlos wie es nur irgendwie ging! Unruhig glitten ihre Augen nun in die schummrige Dunkelheit umher und versuchten zwischen den dichten Farnen, Baumstämmen und tief herabhängenden Ästen etwas zu erkennen, doch da war nichts… nichts… rein gar nichts!

Sie versuchte noch geräuschloser weiter zu gehen und schaute sich dabei immer wieder nach links und rechts um, unbemerkt, nur mit den Augen warf sie misstrauische Blicke um sich, doch sie konnte in dem Dickicht nichts erkennen, in der unergründlichen Dunkelheit zwischen den Bäumen nichts ausmachen. Leise seufzte sie, so langsam schien sie wohl doch unter Paranoia zu leiden denn als sie nach vorne zu den beiden Hobbits blickte, schwatzen diese noch immer leise miteinander und schienen Felis Furcht und Sorge nicht zu teilen…

Ohne es richtig bemerkt zu haben war inzwischen ihre linke Hand in die entsprechende Hosentasche geglitten und spielten nun an etwas kleinem, runden herum… der Ring!

Feli war noch nicht einmal mehr richtig überrascht ihn zwischen ihren spielenden Fingern zu finden. Er strahlte in diesem Moment eine beruhigende Aura aus, die sich auf sie Übertrug… oder wollte sie ihn einfach in Griffnähe haben, nur für den Fall der Fälle und die beruhigende Wirkung war nur ein Vorwand? Unvermittelt schüttelte sie den Kopf und zog ihn gleichzeitig gedankenverloren aus der Tasche, hielt ihn auf der flachen Hand und betrachtete sich ihn…

Schon verrückt, dass alles von so einem kleinen Ding abhängen kann! dachte sie seufzend und konnte aus den Augenwinkeln Frodos locker herunterbaumelnde rechte Hand sehen, an der der Ringfinger fehlte…

Feli atmete einmal tief durch und ihre Hand schloss sich zur Faust um den Ring herum.

Langsam ließ sie ihn herab gleiten, ließ die Faust neben sich herunter baumeln und betrachtete sich die beiden Rückenprofile der Hobbits während sie schwankend weiterging. Ihre Füße hoben und senkten sich herab. Ab und an spürte sie einen kurzen Schmerz an ihren Fußsohlen, hier gab es nicht ganz so viel Moos wie es zuerst den Anschein hatte. Kleinere Äste bohrten sich einen Weg durch ihre Haut und ließen Feli immer zaghafter und schwankender gehen… oder waren auch ihre Gedanken schuld, die auf einmal begannen wie von selbst zu kreisen, ganz unbedarft, ganz harmlos… analytisch.

Was kann ich mit dem Ring? Ich kann also meinen Mut und meine Sinne verstärken, ich kann die Sprache der Wölfe verstehen… vielleicht sogar der anderen Tiere, aber das wird sich zeigen… und ich kann damit Gedanken lesen… ohne sich recht erwehren zu können begann sich die Faust zu lösen und die Finger wieder mit dem Ring zu spielen als der letzte Gedanke sie durchzuckte.

Doch nun schaltete sich ihr Verstand ein: Was denkst du nur, Feli? Was soll das? Denkst du einfach nur nach oder hast du etwas vor!

Doch Feli reagierte nicht darauf sondern ließ ihre Gedanken immer weiter ausschweifen: Ob das mit dem Gedankenlesen nur bei Hobbits funktioniert oder ob es auch bei anderen Wesen oder vielleicht auch Menschen klappt! unschuldig und vollkommen arglos schlich sich dieser Gedanke ein, der Ring tanzte um ihre Fingerkuppen.

Verzweifelt schrie ihr nun ihr Verstand zu: Feli! Hör auf weiter zu überlegen… hör auf du bist ja nicht ganz bei Sinnen… weißt du denn nicht mehr was… jäh wurde ihr Verstand zum Schweigen gebracht, von Feli selbst, die nun wie von selbst die linke Hand hob, den Ring auf die Handfläche gleiten ließ und ihn sich abwechselnd mit Frodos Rückenprofil betrachtete.

Einmal hab ich die Gedanken durch Frodos Blickwinkel durchwandert… ob es noch immer geht! Was ist schon dabei die Gedanken von jemand anderen zu kennen? Im Grunde genommen sind wir doch alle gleich…

FELI! Hör auf… du gefährdest alles! Du bist nicht mehr du selbst… Hör auf! schrie nun ihr Verstand, doch die Worte erreichten sie nicht mehr. Felis volle Aufmerksamkeit galt dem Ring, den sie nun zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand nahm und bereits den linken Ringfinger vorstreckte. Die Schwellung war schon lange abgeklungen, die Schmerzen waren verflogen, ebenso wie Felis schlechtes Gewissen.

Was ist schon dabei? Was ist schon dabei…? „Was ist schon dabei!" flüsterte sie nun in einem rauen flüsternden Tonfall mit belegter Zunge und ein seltsames Glitzern trat in ihre Augen…

Feli… hör auf…! schallte es nun in ihrem Verstand wider, laut, fordernd… flehentlich.

Aus … alles aus! wisperte ihr Verstand und verschwand.

Genau in diesem Augenblick drehte sich Frodo langsam zu ihr herum und fragte: „Du bist so still, Feli! Ist irgendetwas?"

Diese nahm noch während Frodo sich herumdrehte, hektisch ihre linke Hand herunter und ließ den Ring in ihrer rechten Hosentasche verschwinden. Wie von einem Bann erlöst fiel sie in sich zusammen und blinzelte ein, zweimal ehe sie registrierte dass Frodo sie noch immer anstarrte und auf eine Antwort wartete.

„Nein, nein, alles in Ordnung, danke der Nachfrage!" beeilte sie sich zu sagen und versuchte etwas schneller zu gehen um mit den beiden bald aufschließen zu können, denn jetzt trennten sie schon wieder mehrer Meter. Merkwürdig, ich könnte schwören eben noch fast direkt hinter ihnen gegangen zu sein! dachte Feli bei sich und runzelte etwas verwirrt die Stirn.

Frodo jedoch schien ihr das nicht so ganz abzukaufen, denn er bedachte sie mit einem nicht minder skeptischen Blick, sagte aber lächelnd: „Ich weiß ihr seit beide Müde. Ich verspreche euch, auf der nächsten Lichtung werden wir unser Nachtlager aufschlagen!"

Er tat Felis merkwürdiges Verhalten mit der kurzen Nacht ab und ihre dazu passende Blässe schien diese Theorie noch zu unterstreichen. Noch dazu hatte sie tiefe Ringe unter den Augen und hatte er nicht eben noch ein seltsames Aufflackern in denselben gesehen? War das vielleicht Müdigkeit? Frodo fühlte sich selbst schon erschöpft, sie waren weit gewandert heute und er sehnte sich nach einem warmen Feuer. Hier in diesem Wäldchen war es kühler und dunkler und man merkte bereits die hereinbrechende Nacht.

Frodo hielt Sam am Ärmel fest und blieb selbst stehen um Feli so die Chance zu geben mit ihnen beiden aufzuschließen.

Sie selbst bedachte beide mit einem dankbaren Blick und zog an den Riemen ihrer Tasche.

„Etwas müde bin ich schon… bis zu unserem Nachtlager werde ich aber noch durchhalten!" versprach sie und Frodo ließ Sams Ärmel los. Dieser betrachtete sich erst seinen Herren, dann Feli und dann wieder seinen Herren.

„Na los, wenn wir hier herumstehen kommen wir nie zu einem warmen Feuer!" meinte dieser daraufhin und lächelte aufmunternd. Dann drehte er sich herum und begann voraus zu laufen. Frodo stutzte… Sam hatte anscheinend gar nicht bemerkt, dass Feli gar nicht gut aussah. Er warf noch einen prüfenden Blick empor in das Gesicht des Menschenmädchens und erschauderte etwas. Die tiefen Ringe unter den Augen waren verschwunden, auch die Blässe war gewichen und ihre Augen blitzten wieder ganz normal.

„Na was ist Frodo… gleich hat Sam uns abgehängt!" rief Feli aufmunternd und begann Sam zu folgen. Frodo blinzelte nun verdutzt hinter den beiden her und verstand die Welt nicht mehr…

Es dauerte auch nicht mehr lange und im Wald wurde es finster. Zwar schien noch oberhalb der Baumkronen die tief liegende Sonne, aber bis auf den Waldboden drangen sie nicht mehr vor. Sie waren nun so tief in den Wald vorgedrungen, dass das Blätterdach kaum noch Sonnenstrahlen auf den Boden hindurchsickern ließ. Kälte umgab nun die Hobbits und Feli, die wieder die Arme um ihren Körper schlang um die Gänsehaut zu vertreiben die sich kontinuierlich ausbreitete – vergebens.

Etwas ungeduldig blickte sie zu Frodo und Sam herab, denen kein Platz gut genug, sicher genug, Feuerstellengeeignet genug zu sein schienen und so sagte sie etwas ungehalten: „Habt ihr euch jetzt bald für einen Platz entschieden? Ich nehme sogar mit Spinnen vorlieb, und vor denen ekelt es mich wirklich, wenn wir uns nur endlich für einen Platz entscheiden und ein Feuer entzünden können! Oder friert ihr gar nicht!"

Die Frage jedoch hätte Feli sich sparen können, die beiden Hobbits waren in warme Mäntel und darüber noch in warmen Umhängen gehüllt, während sie noch immer mit ihrem Top durch die Gegend latschte. Die Schuhe und Strümpfe hatte sie wieder angezogen, als sie merkte, wie sich langsam der Nebel über den Boden ausbreitete und sich das Moos mit Feuchtigkeit voll sog. Fest stand jedenfalls, dass die Hobbits gar nicht frieren konnten.

Doch Sam sollte sie nun eines besseren belehren denn er drehte sich nun herum, betrachtete sich Feli ein wenig missmutig und raunte: „Ich versteh schon, dass du frierst aber uns geht es auch nicht anders. Mit Spinnen wirst du schon vorlieb nehmen müssen, denn die können wir ja nicht auch noch von den Blättern pusten und außerdem…!" „Dieser Platz scheint ganz gut zu sein!" rief nun Frodo, der ein Stückchen voraus gegangen war und nun mit einem Arm winkend die beiden zu sich herüberlotste und so den herauf brechenden Streit noch im Keim erstickte, ohne es mitzubekommen.

Den Platz den Frodo ausgesucht hatte, war wirklich ganz gut…natürlich Spinnenverseucht wie Feli feststellen musste, aber sie hatte ja gesagt dass sie sich damit abfinden würde, also machte sie das Beste daraus und trat jede Spinne, die sich ihr näherte, kurzerhand platt.

Auch war Feli, ebenso wie die beiden Hobbits, froh endlich Mal wieder den schweren Rucksack ablegen zu können.

Während Frodo begann nun einen Steinkreis zu errichten, der später ihre Feuerstelle darstellen sollte, machten sich Sam und Feli auf den Weg Feuerholz zu sammeln, wovon es in einem Wald ja bekanntlich mehr als genug gab.

Feli hatte zwar vorgeschlagen, dass sie beide sich aufteilen sollten um so mehr Feuerholz zusammen zu bekommen, stieß mit diesem Vorschlag jedoch bei Sam auf taube Ohren und sie beschlich das Gefühl, dass Frodo da seine Finger wieder im Spiel hatte. Seufzend ergab sie sich der Dauerbeaufsichtigung und war letzten Endes doch froh nicht allein durch den Wald zu irren und Gesellschaft zu haben.

Sam erklärte ihr nun im schummrigen Dickicht des Waldes die Pflanzen, die hier am Boden wuchsen und Feli brachte es einfach nicht übers Herz ihm zu sagen, dass sie keine einzige mehr in dieser Dunkelheit erkennen konnte.

Hobbits haben wirklich scharfe Augen! musste Feli anerkennend zugeben und nahm gerade einen besonders schönen Ast empor um ihn zu den anderen in ihren gebeugten Arm zu legen. Sam, direkt neben ihr, zeigte ihr gerade voller stolz einen ganzen Abschnitt am Boden wachsenden Binsenkraut, von dem er sich auch sogleich eine ganze Handvoll mit Stich abschnitt.

„Oh, wir haben aber auch ein Glück, Fräulein Feli, dass muss ich schon sagen! Im Dämmerlicht geschnittenes Binsenkraut ist besonders heilsam. Hat mein Binsenkraut deine Schultern gut verheilen lassen!"

Feli lächelte höflich und erhob sich gerade. „Ja, das hat es Sam. Danke noch mal!" Das stimmte wirklich, ihre Haut auf beiden Schultern sah aus, als hätte dort niemals ein Wolf seine reißenden Klauen hineingeschlagen. Nicht einmal Narben waren zurückgeblieben. Die Mediziner in ihrer Welt würden sich bei Sams Binsenkraut garantiert die Haare raufen. Wenn sie daran dachte würde sie Sam noch um ein Bündel mit Binsenkraut bitten bevor sie in ihre Welt zurückkehrte. Man konnte ja nie wissen…

Sam grinste über beide Ohren während er das Binsenkraut in seine Taschen verschwinden ließ und Stich zurück an seinen Platz beförderte. Erst dann nahm er sein Bündel Brennholz und erhob sich ebenfalls.

„Ich glaube wir haben genug zusammen. Das was wir gesammelt haben, reicht für mindestens zwei Lagerfeuer, oder was meinst du, Fräulein Feli!"

Diese schaute sich erstaunt um. War Sam ihre Meinung wirklich so wichtig, oder hatte er das jetzt nur so daher gesagt? „Ich weiß nicht Sam… ich hab noch nie für ein Lagefeuer Holz sammeln müssen um das beurteilen zu …!"

In diesem Augenblick schlug Sam mit einer Hand kumpelhaft auf ihren Rücken und für einen Moment sah Feli Sterne vor ihren Augen tanzen. Sam glitt gemächlich an ihr vorbei.

„Fräulein Feli, macht euch nicht so viele Gedanken, es wird schon reichen, denn ich hab da so meine Erfahrungen. Also kannst du dir schon mal merken, falls du mal, wenn du in deine Welt zurückkehrst, für ein Lagerfeuer Holz brauchst, dann weißt du ja jetzt wie viel du brauchst…!" Sam war, noch während er redete, voraus gelaufen während Feli verzweifelt versuchte überhaupt wieder Luft zu schnappen. Noch etwas hatte sie heute gelernt, Hobbits waren Stärker als sie aussahen…

Sie wollte sich gerade zum gehen wenden und Sam in den Dickicht hinein folgen, als sie mit einem mal hinter sich etwas rascheln hörte. Unvermittelt blieb sie stehen, hielt inne… jeder Muskel ihres Körpers war angespannt… ihre nächsten Gedanken galten dem Ring und wo er sich befand. Mit einem Ruck drehte sie sich herum, die Sträucher bewegten sich leise hin und her, aber das konnte auch vom lauen Wind kommen, der hier durch den Wald streifte.

Nein, du fängst jetzt nicht wieder an verrückt zu spielen! rief sich Feli in Gedanken zur Ordnung, richtete einen entschlossenen Blick zu den Strauch herüber und begann langsam rückwärtsgehend Sam zu folgen…trotz allem wollte sie kein Risiko eingehen…

„Feli, ist da irgendetwas… oder warum starrst du dort die ganze Zeit hin!"

„Wie…!" murmelte Feli erschrocken und drehte sich herum, trat dabei aber noch einen Schritt und krachte voll gegen den Stamm eines Baumes, der es gewagt hatte genau an dieser Stelle zu wachsen.

Schon zum zweiten Mal an diesem Abend sah sie Sterne vor ihren Augen tanzen während ihr die gesammelten Äste aus der Hand fielen und mit einem ebenso lauten Poltern auf dem Boden landeten wie sie selbst. Sie spürte als nächstes einen brennenden Schmerz ihren Steiß entlang Laufen und an ihrem Hintern, wie sich die Jeans mit dem feuchten Moos anfreundeten.

„Au…!" entfuhr es ihr und sie kniff ihre Augen zusammen.

„Oh, Fräulein Feli… Verzeihung… habe ich dich so erschreckt!" beeilte Sam sich und kam langsam näher, legte die gesammelten Äste beiseite und kniete sich herab zu ihr.

„Nein… Sam… es …!" begann Feli doch die Sterne tanzten noch zu sehr vor ihren Augen und ihr Kopf brummte noch etwas… sie bekam keinen vernünftigen Satz zustande.

„Alles in Ordnung?" fragte er besorgt während Feli mühsam ihre Augen wieder öffnete und nun begann sich die Stelle auf ihrer Stirn zu reiben, an der nun ein mächtiger Hügel begann zu wachsen.

„Ja… ist schon OK!" raunte sie als sie endlich ihre Sprache zurück gewonnen hatte und sah mit einem mal etwas aus den Augenwinkeln. Verdutzt und erschrocken zugleich lenkte sie ihren Blick dorthin… gelb… gelbe Augen… ein gelbes Augenpaar schwang nun zwischen dem Geäst hin und her und schien sie beide hier zu beobachten. Sie schienen nicht zu blinzeln, sie nur zu fixieren und auf irgendetwas zu warten… dann wurde das Bild unklar… ihre Augen begannen zu tränen…

„Sam…!" flüsterte sie nun kaum hörbar, blinzelte um den von Schmerzenstränen verschleierten Blick frei zu bekommen und schaute noch einmal hin – die gelben Augen waren verschwunden… war es nun ein nachzügelnder vorbeitanzender Stern gewesen oder waren es wirklich gelbe Augen, die sie dort in diesem Dickicht gesehen hatte?

„Was ist Fräulein Feli!" sagte nun Sam und riss diese aus ihren Gedanken.

„Ähm… kannst… kannst du mir eventuell mal Hochhelfen!" murmelte sie kaum hörbar und stützte sich bereits schon mit einer Hand am Boden ab, ohne den Busch aus den Augen zu lassen.

Natürlich hätte sie es auch aus eigener Kraft geschafft aufzustehen, aber letztendlich musste sie sich eine Ausrede einfallen lassen. Sie konnte doch nicht von nicht vorhandenen gelben Augen im Dickicht erzählen…

„Natürlich!" antwortete Sam umsichtig und ergriff die ihm hingehaltene Handfläche Felis die sich nun langsam wieder aufrappelte.

„Entschuldigung… das habe ich wirklich nicht gewollt!" raunte Sam nun betreten und half Feli ihre gesammelten Äste wieder einzusammeln, die sich nun über den ganzen Platz verstreut hatten.

Feli lächelte nur und antwortete: „Ist nicht schlimm, ich hätte ja auch mal aufpassen können! Hilf mir nur einfach die Äste wieder einzusammeln und dann ist das Thema erledigt!"

Aus den Augenwinkeln konnte sie Sam schuldbewusst zu Boden blicken sehen, doch ihre vollkommene Aufmerksamkeit galt noch immer dem Busch, kaum ein paar Schritte von ihnen beiden hier entfernt, in dem sie noch vorhin das gelbe Augenpaar gesehen hatte.

War es nun ein Trugbild oder waren sie wirklich da gewesen? Falls sie wirklich da gewesen sind, dann sind sie jetzt auf jeden Fall weg, und nachsehen würde zu gar nichts führen.

Wahrscheinlich habe ich mich eben zu sehr gestoßen! dachte Feli abschließend und befühlte noch einmal ihre schmerzende Stirn.

Kurze Zeit später waren die beiden zum Lager zurückgekehrt. Frodo fragte zwar, woher sie denn diese Beule hätte, doch Feli antwortete nur knapp dass sie eine kleine Begegnung mit einem Baum hatte. Von den gelben Augen erzählte sie keinem etwas…

Nach einer kleinen Weile prasselte in der Mitte des Steinhaufens ein gemütliches Feuer. Die Hobbits und Feli saßen drum herum und spürten wie wieder wärme durch ihre Körper floss. Dieses mal hatte es zum Abendbrot nur Beeren gegeben… hier war beim besten Willen kein einziges Kleintier zu fangen. So wie es aussah schienen sich die Hobbits damit abgefunden zu haben, doch Feli hatte noch immer Hunger. Sie waren den ganzen Tag lang gewandert und ihre letzte richtige Mahlzeit lag lange zurück.

Vorläufig werde ich mich jedoch noch damit begnügen müssen! Oh wie gerne würde ich mal wieder eine Pizza essen, oder Pommes mit dick Majo drauf!

Es war schon erstaunlich wie man so schnell wieder ans essen denken konnte. Feli war doch erst 1 ½ Tage in Mittelerde – ihr selbst kam es vor wie eine halbe Ewigkeit.

Schon wie in der Nacht zuvor zog sie ihre Beine nahe an ihren Körper heran und legte ihr Kinn auf die Knie. Doch gerade als sie ihre Arme um die Beine schlingen wollte fiel ihr doch tatsächlich noch etwas ein.

Die Hobbits beobachteten sie nun dabei, wie sie sich herumdrehte und nach ihrem Rucksack griff um ihn im nächsten Moment zu sich herüber zu ziehen.

„Willst du wieder in diesem langweiligen Buch lernen!" fragte Sam Grund heraus und erntete von Frodo einen fragenden Blick.

„Langweiliges Buch!" fragte er verwirrt.

Sam drehte sich zu ihm herum: „Ja, Herr Frodo, sie hat dort in ihrem Rucksack ein Buch, in dem Dinge drinstehen, die sie lernen muss, die sie aber nicht braucht!"

„So etwas gibt es bei dir in der Welt!" fragte Frodo an Feli gewandt, die ihm sogleich das Rechnungswesenbuch unter die Nase hielt.

„Das ist das Buch von dem Sam sprach, aber ich suchte nicht danach!" sagte nun Feli und ließ ihren Arm wieder im Rucksack verschwinden.

Frodo schlug indessen das Buch auf und schaute neugierig hinein. „Da stehen ja merkwürdige Zahlenreihen drin und die Buchstaben kann ich überhaupt nicht lesen…!" er blickte auf: „Auch sehen die Buchstaben sehr einfach aus… eine schöne Schriftart habt ihr aber nicht bei euch!"

Feli schaute empört auf: „Es gibt auch schönere Schriften, aber das ist ein Buch zum reinen lernen und schöne Schriften könnten uns ja ablenken, also hat man darauf verzichtet. Und glaub mir, zu dem was dort drin steht würden auch keine schönen Schriften passen!... Ah… da sind sie ja endlich!"

Triumphierend zog Feli nun eine kleine weiß-rote Tüte hervor und legte sie neben ihren Rucksack. Neugierde breitete sich nun auf beiden Hobbitgesichtern aus und gleichzeitig fragten sie: „Was ist das!"

Doch Feli lächelte nur verschmitzt und streckte eine Hand zu Frodo herüber.

„Das werdet ihr schon gleich selbst sehen und nun gib mir bitte das Buch zurück… das was ich hier habe ist viel interessanter!"

Frodo gab bereitwillig das Buch zurück und Feli beförderte es mit einem Wurf in den Rucksack zurück. „Ich wundere mich sowieso schon, warum die Wölfe es nicht aufgefressen haben, die hätten es eigentlich nicht verschmäht … lag wohl daran dass die Tüte noch geschlossen war…!" Dann ergriff sie die Tüte, gefolgt von den neugierigen Hobbitaugen, und begann sie langsam aufzureißen.

„Was ist das für ein Beutel? Leder? Tierhaut? Oder eine Art Metall? Sie glänzt so!" stellte nun Sam fest und Feli musste grinsen.

„Nein, dass ist eine Plastiktüte, aber mehr braucht ihr nicht zu wissen. Seid nur froh, wenn es hier niemanden gibt, der es jemals erfinden wird! Es macht mehr Ärger als nutzen!"

Doch nun erhaschte sie einen bösen Blick Frodos der raunte: „Und warum öffnest du es dann, wenn es uns schaden kann?"

Feli seufzte, das konnte ja noch eine nette Diskussionsrunde ergeben, dachte sie bei sich und erklärte kurz, was es in ihrer Welt damit für Probleme gab und versprach auch dass sie alles wieder mitnehmen würde.

„So, und bevor ich es euch ganz vermiese, probiert doch erstmal!" raunte sie und reichte zwei kleine, noch eingewickelte Schoko-Bons jeweils zu den beiden Hobbits herüber.

Skeptisch griffen sie danach und wendeten es misstrauisch in ihrer Hand hin und her.

„Und das soll gut schmecken!" fragte Frodo missmutig und blickte auf.

Sam indessen steckte sich dass ganze Bon so in den Mund ohne es auszuwickeln.

„Bäh, das schmeckt ja nach gar nichts!" empörte er sich und spuckte es zurück auf seine Handfläche. Ein böser Blick traf Feli die nachsichtig seufze und ermunternd nickte während sie selbst eines in die Hand nahm. „Und so kann man sie essen! Man muss sie vorher auswickeln, sonst schmecken sie natürlich nicht!" erklärte sie und wickelte langsam einen aus. Zum Vorschein kam eine kleine braune Kugel, die schneller in Felis Mund verschwunden war, als vorhin noch die Beeren.

Das überzeugte die Hobbits. Frodo war als erstes mit dem auswickeln fertig und eine kleine Kugel verschwand in seinem Mund. Sein Gesicht hellte sich auf, die Schokolade schien sich in seinem Mund zu verteilen.

„Die schmecken sehr süß! Und da sind ja noch kleine Nussstückchen drin!" freute er sich während Sam ihn skeptisch beobachtete und gerade selbst einen in seinen Mund verschwinden ließ. Bei ihm konnte Feli das gleiche beobachten und als die beiden nach mehr verlangten, hielt sie den beiden auch gleich jeweils eines hin, dafür sammelte sie die Papierreste ein. Hier sollte schließlich keine Müllhalde entstehen, dachte sie sich und ließ den Abfall in ihren Rucksack verschwinden.

„Ich will noch einen!" bettelte Sam nun im Chor mit Frodo. Die beiden Hobbits hatten fast alle Schoko-Bons in weniger als 5 Minuten verputzt und in Felis besitz befanden sich nunmehr noch 2 Stück. Beide wollte sie jedoch nicht hergeben, denn ihr war etwas eingefallen. Sie hatte schon beobachtet, wie gut den beiden diese kleinen Bonbons schmeckten und es war ja absehbar gewesen, dass sie irgendwann alle waren, doch mindestens einen wollte sie zurückbehalten, bis Bruchtal und dann versuchen jemanden zu überreden… Ein breites Grinsen erschien nun auf ihrem Gesicht während sie ein Bonbon hochhielt. „Einen habe ich noch, doch den gebe ich nur unter einer Bedingung her!" rief sie grinsend und schielte abwechselnd von Frodo zu Sam und wieder zurück.

„So etwas haben wir gerne… erst auf den Geschmack bringen und dann Geschäfte damit betreiben!" empörte sich nun Sam und verschränkte die Arme vor der Brust während Frodo lauernd fragte: „Und welche Bedingung!"

Feli starrte Frodo in die Augen während sie antwortete: „Ganz einfach, ihr lasst mich wieder die Nachtwache übernehmen!"

„Was!" glitt es nun von Frodo herüber. „Das ist deine Bedingung?" Misstrauen breitete sich nun auf seinem Gesicht aus. „Wieso bist du eigentlich so an der Nachtwache interessiert!" „Stimmt, wieso eigentlich!" schloss sich nun Sam an und Feli verzog ihr Gesicht zu einem entschuldigenden Grinsen.

„Glaubt es mir, diese Nacht fühle ich mich fit genug dafür und ich bin halt gerne lange wach!"

„Das hast du uns gestern Nacht auch schon erzählt!" erinnerte Sam sie und verschränkte die Arme noch mehr vor seiner Brust.

Feli, die merkte dass sie so nicht weiter kam, fuhr nun schweres Geschütz aus, in dem sie begann mit dem letzten Bonbon vor den Gesichtern der beiden Hobbits hin und her zu wedeln. „Na was ist? Lasst ihr mich nun wenigstens den ersten Teil der Nachtwache übernehmen, oder soll ich den hier selbst essen!"

Knurrend starrte Frodo erst den Schoko-Bon, dann Feli und dann wieder den Bonbon an. „Na gut, wir teilen uns die Nachtwache aber ein und du bist meinetwegen zuerst dran, aber jetzt gib mir endlich die kleine Kugel!"

„Hey und was ist mit mir!" fragte nun Sam empört und starrte zu Frodo herüber.

Feli grinste triumphierend und hielt den Schoko-Bon den beiden Hobbits hin: „Wie gesagt es ist der letzte, den müsst ihr euch….!"

SCHNAPP machte es blitzschnell und schon hatte Frodo ihn in seiner Hand verschwinden lassen. Frech streckte er Sam die Zunge heraus und drückte die Faust mit dem Bonbon in seinem Inneren an sich. „…teilen!" schloss Feli gerade den Satz und konnte Sams enttäuschtes Gesicht sehen. Frodo schien dieses Gesicht jedenfalls zu erweichen, denn nun öffnete er die Handfläche und mit einem seufzen hielt er den Bonbon Sam hin. „War nicht so gemeint… natürlich können wir teilen!" Während Sam mit einem lächeln nach dem Bonbon griff und es auswickelte um es anschließend in zwei hälften zu teilen, wandte sich Frodo Feli zu: „Und du hast wirklich keinen mehr!"

Feli schüttelte mit dem Kopf und hielt zum Beweis die Tüte verkehrt herum, es kam nichts mehr heraus. Natürlich hatte Feli noch einen, doch den hatte sie bereits in ihrem Rucksack verschwinden lassen. Innerlich grinste sie, sie hatte erreicht was sie wollte ohne lange Diskussion und innerlich dankte sie dem Erfinder der Schoko-Bons dafür.

Nur wenig später lagen die Hobbits vor dem langsam ersterbendem Feuer während Feli dieses mal wirklich in dem Rechnungswesenbuch blätterte und intensiv lernte. Dieser Tag war weit weniger anstrengend gewesen und dieses Mal hatte sie ein gutes Gefühl ganz bestimmt nicht einzuschlafen während ihrer Nachtwache.

Jedoch bemerkte sie bei der ganzen Lernerei nicht die vielen gelben Augenpaare um sie herum, die sie schon seit einer ganzen weile beobachteten…

SOOO und hier ist erstmal wieder schluss, bis ich neue Reviews erhalten habe... ;)