Kapitel 17.
kyóyo – versorgen, gewähren
Der Schrei Felis ließ die beiden Hobbits vor Schreck zusammenzucken. Frodo selbst spürte am ehesten, wie die Krämpfe in Feli ihren Körper durchschüttelten, ihn sich aufbäumen ließ um im nächsten Augenblick leblos in sich zusammen zu fallen. Doch ehe Frodo etwas sagen oder tun konnte, spürte er etwas in seiner Hand… genau die Hand, die noch immer den Ring fest umklammert hielt. Die Hitze, die er schon gespürt hatte, als Feli den Ring noch am Finger trug, breitete sich nun auch auf Frodos Handflächen aus. Heiß wie das Feuer brannte der Ring auf seiner Handfläche und verwirrt öffnete Frodo die Hand. Kleine Rauchschwaden stoben vom Abdruck des Rings auf seiner Handfläche und laut schrie er auf. Im nächsten Moment flog der Ring einmal quer über den Platz und landete nur knapp neben dem Feuer.
In all der Panik hatte Frodo den Ring einfach von sich geschleudert und starrte nun verdutzt vom Ring zu seiner Hand und wieder zurück. Er konnte nicht fassen was da gerade passiert war…Duldet der Ring außer Feli sonst keinen anderen Träger?? Duldet er nicht einmal, dass jemand anderes ihn berührt??? überlegte er schnell und umklammerte mit der verbrannten Hand schnell wieder Felis, die bereits begann kraftlos seinen Kragen loszulassen und auf den harten Boden zu stürzen, hinein in die Blutlache des Wolfes…
Feli indessen ruckte mit ihrem Kopf immer wieder hin und her, geschüttelt von Fieberträumen und Kälteattacken. Auch die Schmerzattacken, die ihren Körper beinahe lähmten, ließen sie nicht zur Ruhe kommen.
Ich kann … kann nicht mehr… bitte … lass mich sterben! flehte sie in Gedanken, öffnete flackernd die Augen, doch der verschwommene Blick ließ alles wie Trugbilder aussehen. Seltsame Gebilde in der Nacht. Monster, die sich unter den Betten kleiner, ahnungsloser Kinder versteckten um sie zu erschrecken… Nachts… allein... in der Dunkelheit…
Schwer und rasselnd hörte sie ihren Atem in der Brust vibrieren während ihr Herz laut und verzweifelt pumpte, so sehr pumpte, dass sie noch das pochen in den Schläfen spürte.
Nun schlossen sich ihre Augen wie von selbst, hüllte alles in Dunkelheit ein, hüllte alles in angenehme wärme, hüllte alles in Ruhe… legte über alles Schlechte einen dunklen Mantel, versteckte alles in dem Kleiderschrank im Zimmer, dort wo des Nachts niemand nachschaute, den man abschließen konnte, der einem vor allem Bösen bewahrte…
Dunkelheit… Traumlos werde ich nun Schlafen… für die Ewigkeit… durchzuckte es ihren Fiebergepeinigten Kopf und doch… und doch, irgendetwas in ihr verhinderte das endgültige abdriften in die ewige Dunkelheit, in die ewige Ruhe…
Kraftlos war doch schon ihr Körper, kraftlos waren auch ihre Gedanken … warum konnte sie sich nicht der Traumlosen Dunkelheit hingeben? Warum nicht???
Etwas packte ihre lahme Hand, umklammerte sie mit fast panischer Angst. Sie konnte das vibrieren spüren, dass von dieser klammernden Hand ausging, sie verzweifelt im Diesseits behalten wollte…
Weil du jetzt noch nicht stirbst! Du bist noch gar nicht bereit zum sterben! sagte etwas in ihren Gedanken, es schien als wäre es ihr Verstand, aber Feli war sich nicht mehr sicher.
Jedoch verfehlten diese harten Worte nicht ihre Wirkung, denn nun öffnete sie wieder, gegen ihren eigentlichen Willen, die fiebergetränkten Augen, blickte empor und direkt in die Augen von Frodo…
„Bei den Valar… du bist doch noch bei uns!!" rief nun Frodo erleichtert, umklammerte noch fester ihre linke Hand, während Felis Augen unruhig hin und her zuckten, versuchten die Umgebung im ganzen zu sehen und bekam doch nur Bruchstücke erhascht.
„Bin ich… noch nicht Tod?!" murmelte sie mit belegter Stimme, spürte wie die Kraft in ihre Hand zurückfloss, spürte wie ihre Finger wieder fester Frodos Kragen packte, spürte die Schmerzen, das taube Gefühl in ihrem Oberarm… die Finger, die sich nicht rührten…
Frodo hielt kurz bei diesen Worten den Atem an, besann sich aber schnell und raunte: „Nein, noch lebst du… noch bist du hier!"
Feli starrte ihn verwirrt an, hob sogar noch ihren Kopf etwas um Frodo in die Augen blicken zu können, nahm die Worte langsam in sich auf und antwortete mit voller Pein in der Stimme: „Ich will aber nicht Leben… nicht mit diesen Schmerzen! Nicht mit dieser Last!"
Langsam ließ sich Feli nach diesen Worten zurück gleiten, zurück auf die Schulter Frodos, zurück in die Resignation… und Frodo konnte in diesem Augenblick wohl besser als jeder andere verstehen, was in ihr vorging…
Gleichzeitig kam nun Sam von der anderen Seite her auf ihn zu, hatte den Ring von Feli in seiner hohlen Hand und fragte verwundert: „Warum hast du ihn von dir geschleudert, Herr Frodo? Es hat ja fast so ausgesehen, als hättest du dich an dem Ring verbrannt?!"
Frodos Kopf ruckte herum, starrte empor, zu Sam hoch und fragte verwirrt: „Verbrannt?" erst langsam begannen sich seine Gedanken wieder zu ordnen. Der Abdruck des Rings, der sich in seine Handfläche gebohrt hatte... er widerstand der Versuchung Sam davon zu erzählen, denn im Moment gab es wichtigeres. So antwortete er knapp: „Nein, Sam, alles bestens… ich wollte ihn nur … nur weit genug von Feli weg haben… das ist alles!"
Sam blickte seinem Herren in die Augen, nickte langsam mit dem Kopf und wusste doch, dass sein Herr Frodo nicht ganz die Wahrheit sagte. Er würde aber nicht fragen… im Moment gab es wichtigeres…
So zog er die Hand, die den Ring Felis noch immer hielt, langsam zurück und ließ ihn gedankenverloren in seine Westentasche verschwinden um die Hände frei zu haben.
Sofort danach kniete er sich sodann nieder und wollte gerade den Arm Felis berühren, als Frodo sofort rief: „Nein, nicht berühren Sam! Schau…!" er nickte zu dem Wolfsblutgemisch herüber, das noch immer aus dem Hals hervortrat und was mit dem Gras direkt zu seinem toten Leib passierte.
Sam zog ohne umschweife seine Hand zurück und blickte Frodo hilflos entgegen. „Herr Frodo, ich muss wissen, was das für ein schwarzes Zeug ist, sonst kann ich ihr nicht helfen!! Ein Heiler oder Kräuterkundler ist immer nur so gut, wie er die Krankheit kennt, die er behandeln muss!"
Frodo nickte zustimmend, ohne Felis Angaben konnten sie rein gar nichts tun…
Sogleich lehnte er seinen Kopf seitlich, begann seine Schulter, an der Felis Kopf geneigt war, sachte zu bewegen um sie wieder wach zu bekommen.
Leicht zuckten Felis Augenlider, ihr Kopf neigte sich nach vorne, ein wimmernder Protestlaut kam aus ihrem Mund hervor gekrochen… erst dann öffnete sie langsam die Augen.
„Feli, wir müssen wissen, was die Wölfe zu dir gesagt haben, sonst können wir dir nicht helfen!" sagte Frodo nun eindringlich und umklammerte ihre linke Hand, versuchte ihr etwas von seiner Kraft abzugeben, damit sie genügend hatte, um ihnen zu erzählen was los war.
Feli indessen blickte von einem zum anderen, seufzte ergeben während ihr der Schweiß die Stirn herab rann und raunte leise: „Hat doch eh… alles … keinen Sinn mehr. Ich sterbe sowieso..." Doch hier unterbrach Frodo aufgebracht, packte wieder nach Felis linker Hand und quetschte sie wieder zusammen. Feli hatte nicht einmal mehr die Kraft noch irgendeinen Laut des Protests von sich zu geben als Frodo schon wie ein Donnergewitter über sie hereinbrach: „Feli, jetzt hör endlich auf ständig von deinem Tod zu reden!! Du bist noch nicht Tod und wenn wir wissen was die Wölfe mit dir angestellt haben, dann können wir dir vielleicht sogar noch helfen!! Das geht aber nur so lange, wie du uns sagst, was passiert ist, was die Wölfe zu dir gesagt haben! Bitte, dieses Mal darfst du uns nichts verschweigen… es ist wirklich sehr wichtig!"
Verwirrt blinzelte Feli, sah sie dort wirklich Tränen in den Augen Frodos stehen, kurz bevor sie hervortraten? Tat sie ihm… etwa weh mit ihrem Sterbegerede? Aber andererseits, was sollte das? Sie kannten sich kaum 3 Tage, was scherte ihn ihr Schicksal??
Resigniert drehte Feli ihren Kopf zur Seite, wollte nicht mehr in diese Tränenerstickten Augen hineinblicken, denn in ihr regte sich bei diesem Anblick Reue, weil sie letztendlich dafür verantwortlich war, und raunte: „Der Wolf sprach etwas … etwas von Thaw-Asea. Er nannte es in der `Gemeinsprache`… so wie… wie er es sagte… auch `fauliges Kraut` oder Wolfskraut. Das… war wohl… sein bevorzugter Name … dafür!"
Frodo seufzte erleichtert, ließ Felis Hand wieder locker und blickte hinüber zu Sam, der mehr als Käseweiß im Gesicht wurde, bei dem Namen fauliges Kraut…
Erschrocken hielt Frodo die Luft kurz an, spürte seinen Herzschlag und fragte dann: „Sam… was?!"
Da blickte sein treuester Freund und Weggefährte auf und ein verzweifelter Blick traf Frodo. „Bitte, lass sie nicht Wolfskraut gesagt haben… irgendetwas anderes…aber bitte nicht das faulige Kraut! Dagegen kenne ich kein einziges Mittel…!" presste er hervor, zerrte aus seiner Hosentasche ein weißes Tuch hervor und begann mit fahrigen Bewegungen Felis Stirn abzutupfen.
„Bitte Sam, sag dass das nicht wahr ist!" murmelte Frodo und beobachtete Feli, wie sie wieder in den Fieberwahn abdriftete.
Ohne auf die Worte Frodos einzugehen frage Sam nun: „Wie viele Tagesmärsche sind wir noch von Bruchtal entfernt?!"
Frodo blickte mit weit aufgerissenen Augen zu Sam herüber und raunte: „So an die zwei Tagesmärsche sind es noch! Glaubst du… dass die Elben… noch helfen können?!"
Sam sah Frodo nicht direkt an, nickte aber während er weiter Felis Schweiß von der Stirn tupfte. „Ich habe Hoffnung… wenn sie kein Mittel kennen, dann niemand. Aber die Zeit wird knapp, Herr Frodo! Wolfskraut breitet sich schnell im Körper aus, lähmt ihn durch seine Schmerzen… das heißt, Fräulein Feli wird keinen einzigen Schritt gehen können vor Schmerz!"
Wieder hoffnungsloser sank Frodo in sich zusammen während Feli die Augen wieder aufschlug und unruhig von einem zum anderen herüberblickte.
„Du meinst also, sie wird sterben, Sam?!" frage Frodo mit gepresster Stimme, als sich nun sein treuer Freund erhob und Frodo das Taschentuch hinhielt.
„So schnell stirbt niemand wenn ein Gärtner und Kräuterkundler in der nähe ist, Herr Frodo!" Sam gewann sich sogar ein kleines Lächeln ab, während Frodo das feuchte Tuch in empfang nahm.
„Ich habe schon eine Idee aber wir müssen schnell machen… damit wir schnell weiterziehen können. Wir können Feli nicht Tragen und auch nicht hinter uns her ziehen. Eine Bahre zu bauen würde viel zu lange dauern, aber ich kenne schmerzstillende Kräuter, die hier in der Gegend zuhauf wachsen. Sie bekämpfen zwar nicht die Ursache, unterdrücken aber den
Schmerz, wenigstens bis wir in Bruchtal sind…!" Sam hatte sich, noch während er redete, zum Feuer hin gewandt, nahm den Stofffetzen, der immer neben der Feuerstelle lag, hob so geschützt den Kessel vom Feuer herunter und stellte das leicht siedende Wasser sachte neben Frodo ab.
„Das wichtigste ist es jetzt erstmal die Wunde richtig zu reinigen, mit warmen bis siedendem Wasser und soviel verunreinigtes Blut, wie es nur irgend geht, heraus zu holen. Von Schmutz und Dreck mal sowieso abgesehen."
Verdutzt blickte Frodo zu seinem Gärtner empor und frage: „Woher weißt du das alles?"
Sam lächelte milde und antwortete, während er sich langsam zum gehen wandte. „Die Elben, Herr Frodo. Als wir damals von der Wetterspitze mit Herrn Aragorn das erste Mal nach Bruchtal gekommen sind und wir mehrere Monate dort verbracht haben, habe ich sehr viel von den Elben gelernt. Vor allem was das Heilen angeht. Ich habe mir damals Vorwürfe gemacht, dir nicht richtig geholfen zu haben, Herr Frodo, das ist alles! Ich werde nun nach dem schmerzstillenden Kraut suchen gehen. Bleib bei ihr, Herr Frodo und wascht ihre Wunde aus, sonst wird sie es nicht schaffen!"
Fordernd und energisch deutete Sam nun auf Frodos Hand, die noch immer das Taschentuch hoch hielt. Dieser ließ sogleich das Tuch in den Kessel hineingleiten, ließ den Stoff sich voll sogen mit Wasser.
Sam nickte und sagte noch, ehe er im dichten Unterholz verschwand: „Es wird gleich ziemlich höllisch weh tun, Fräulein Feli… seit auf das Schlimmste gefasst!"
Frodo war nun allein mit Feli und dem Kessel voll warmen Wassers. Ein seufzen glitt ihm über die Lippen als er daran dachte, dass sie beide erst vor 3 Tagen allein gewesen waren… als sie Feli noch die Hände verschnürt hatten. Nun musste ihr Arm verbunden werden…
„Frodo…" dünn kam die Stimme zu seinen spitzen Ohren empor geschwappt und er blickte herab.
„Das mit den … schmerzstillendem Kraut… hört sich gut an… vielleicht… vielleicht schaffe ich es ja doch?!" fragend und hoffnungsvoll zugleich glitten ihre Augen empor und das erste Mal sah Frodo darin nicht den Wunsch zu sterben…
Ein mildes Lächeln glitt über Frodos Mund als er antwortete: „Vielleicht… wenn du es bis Bruchtal schaffst auf jeden Fall!" sagte er, hob nun endlich das Tuch aus dem Kessel heraus, hörte das stetige Tropfen und nahm das Tuch langsam in seine Hand hinein.
„Willst du mir nicht ein bisschen was erzählen? Etwas aus deiner Welt? Etwas schönes vielleicht??!" fragte Frodo nicht ganz ohne Neugierde und blickte Feli dabei etwas nervös in die Augen.
Feli starrte zurück, erkannte worum es Frodo ging und raunte: „Du willst mich ablenken… gleich wird es schmerzhaft, richtig?!"
ZACK machte es in Frodo und erstaunt hob sich eine Augenbraue. „Woher wusstest du das?!" fragte er verwundert, umklammerte das tropfende Taschentuch und glitt damit gemächlich zu Felis Arm herüber.
„Ich kann halt… Gedanken lesen!" antwortete Feli frech und wollte gerade grinsen als Frodo das Tuch nun endgültig auf ihren Arm herabsinken ließ und ein bestialischer Schmerz durch ihn hindurch zuckte.
Laut schrie Feli auf, ihre Augen zogen sich zusammen und gleichzeitig biss sie sich auf die Zunge. Leise kroch das Blut aus ihren Mundwinkeln hervor und glitt geräuschlos über ihre Wange. „Frodo, kannst du mir bitte… ein Stück Holz geben… wo ich drauf beißen kann?!" bat Feli nach der ersten Schmerzattacke.
„Wieso…?!" begann dieser zu Fragen, doch als er sah, was passiert war, verstand er. Als Frodo das Tuch zum erneuten einweichen in den Kessel legte griff er neben sich, zog einen stämmigen Ast hervor, brach die Rinde davon ab und legte ihn Feli in den Mund. Sofort biss sie darauf und als Frodo das nächste Mal mit dem Tuch über ihren zerfetzten Arm herüber glitt, biss sie darauf so fest sie nur eben konnte, stieß ein Wimmern hervor und wusste doch, dass es nicht anders ging. Sie hoffte nur eines, dass sich nicht schon zuviel des Wolfskrautes einen Weg durch ihren Körper bahnte…
Als Sam endlich zurückkehrte, war Felis Wunde schon richtig gut ausgewaschen. Kein bisschen von dem schwarzen Zeug klebte noch am Arm, oder war dort zu sehen. Auch die Blutung hatte nachgelassen. Das Wasser hatte genau seinen Zweck erfüllt. Anerkennend und zufrieden nickte Sam und kniete sich neben sie hernieder, schüttete das Kraut neben sich aus und begann es auf seinem Brett mit dem Messer in ganz kleine Stücke zu zerhacken.
Feli und Frodo sahen dabei zu, bekamen ebenso wie Sam den beruhigenden wohltuenden Geruch in die Nase und Feli erinnerte es etwas an Lavendel, vermischt mit Rosenduft und Thymian. Eine seltsame Mischung, dass musste sie feststellen, aber wenn es wirkte dann war es vermutlich umso besser.
„Herr Frodo, es nützt nichts wenn ich das Kraut so auf ihrem Arm verteile, es fällt sofort wieder ab. Ich brauche etwas um die Wunde zu verbinden und das Kraut genau an seinem Platz zu halten!" raunte nun Sam und Frodo blickte empor.
„Aber … wir haben nichts zum verbinden…!" stellte er fest, doch sogleich verstummte er und Sam blickte auf, nickte und sah, dass sein Herr verstanden hatte.
„Rosie näht uns Neue, das verspreche ich!" gab Sam und Frodo schüttelte unwirsch mit dem Kopf. „Nein, darum geht es mir doch gar nicht… ich ärgere mich nur, dass ich nicht selbst darauf gekommen bin!"
Sam lächelte und sagte dazu gar nichts.
„Worauf gekommen?" fragte Feli nun als Sam sein Werk kurz unterbrach und zu den beiden Rucksäcken der Hobbits hinüber ging.
Schemenhaft im flackernden Schein des Feuers konnte Feli Sam dabei beobachten, wie er aus beiden Rucksäcken die gestärkten, schneeweißen Hemden hervorzog und damit zu ihnen zurückkam.
Jetzt verstand selbst Feli endlich und sie beeilte sich zu sagen: „Eure Hemden? Wieso denn…nehmt doch einfach…" doch ihr fiel einfach nichts ein, dass sie in solch einer Situation anbieten konnte. Sie selbst hatte nur die Kleidung, die sie am Leib trug und Schulbücherseiten zum Verbinden von zerfetzten Armen, war wohl auch nicht gerade das Richtige…
„Shhh…!" machte nun Frodo, strich mit dem sauberen Tuch immer wieder über ihre Schweißbenetzte Stirn und tupfte so ihre Augen frei. „Das geht schon in Ordnung!"
Sam nahm nun eine handvoll von seinem Kraut und verteilte gleichmäßig über den Arm Felis.
Zuerst bemerkte Feli einen merkwürdigen Stich, wie von einer Spritze und dann breitete sich auf dem Arm eine angenehme Ruhe aus. Der beruhigende Geruch glitt ihr so noch intensiver und angenehmer in die Nase, scheuchte alle Schmerzen davon, durchflutete ihren Körper mit einer angenehmen Wärme. Beruhigt schloss sie ihre Augen, gab sich dem schmerzfreien Körper hin und seufzte einigermaßen zufrieden.
Dazwischen hört sie die Hobbits miteinander sprechen:
„Zwei Tagesmärsche sagtest du Herr Frodo?" hörte sie Sam fragen.
„Ja, zwei Tagesmärsche, wieso fragst du noch einmal? Du sagtest doch es sei zu schaffen?!"
Sam druckste anscheinend herum ehe er mit der Antwort herausrückte: „Sie wird eine Menge Pausen brauchen. Die Schmerzen unterdrückt mein Kraut, aber nicht das Fieber, nicht den Schüttelfrost, unterbindet auch nicht das ausbreiten des Wolfskrautes. Kurzum ich kann nicht sagen ob wir es rechtzeitig schaffen…!"
Langsam öffnete Feli wieder ihre Augen, spürte den Griff Frodos noch immer auf ihrer linken Hand ruhen, roch diesen beruhigenden Duft der Kräuter Sams und irgendwie fühlte sie sich beschwingt davon. Sie wollte schließlich noch nach Hause, dann würde sie es auch vorher noch schaffen nach Bruchtal zu kommen. Die Elben würden ihr sicherlich Helfen können… die Elben konnten so vieles…
Als nächstes hörte Feli wie Sam vor ihr eines der Hemden zerriss und beobachtete nun, wie er von den beiden Hemden einen provisorischen Verband formte, mit Schlinge für den Hals, damit der Arm ruhig gestellt war. Als Feli nun die Schlinge um ihren Hals gelegt bekam, bemerkte sie, dass sie trotz des Fiebers und der gleichzeitigen Kälte sich doch etwas besser wieder bewegen konnte. Es fiel ihr nicht mehr so schwer wie noch vor einigen Minuten.
„Herr Frodo, Fräulein Feli, so Leid es mir tut jetzt zur Eile anzutreiben, aber ab jetzt dürfen wir keine Zeit mehr verlieren. Kannst du aufstehen, Fräulein Feli?!"
Die Blicke beider Hobbits gleichzeitig auf sich spürend begann sie ihre Beine zu bewegen und bemerkte, dass ihre Muskeln ihr wieder gehorchten, nicht mehr von Krämpfen geschüttelt wurden.
Entschlossen nickte sie. „Ich muss aufstehen… lass mich los, Frodo und sieh zu, dass du deine Sachen eingepackt bekommst!"
Frodo biss seine Zähne zusammen, nickte jedoch ergeben und ließ das erste Mal nach einer halben Ewigkeit, wie es schien, Felis linke Hand los. Langsam zog sich Feli von ihm zurück, ließ langsam seinen Kragen los, ließ den Arm in ihrer Schlinge an ihren Hals herunter baumeln und nickte Frodo noch einmal zu, der sich noch immer nicht so recht von der Stelle bewegte. „Los…ich brauche Platz zum aufstehen!" sagte sie und Frodo nickte erneut, zog sich langsam von ihr zurück und stand auf. Seine Beine waren eingeschlafen unter dem Gewicht Felis, aber das Kribbeln war nichts im Vergleich zu dem spannungsgeladenen Kribbeln dass er nun spürte, als er zusammen mit Sam Feli beim aufstehen beobachtete…
Feli hatte schon einige Mühe und Anstrengung hinter sich zu bringen, ehe sie wieder auf ihren eigenen beiden Füßen stand, aber der Stolz der sie dabei durchflutete war enorm.
Aber noch etwas anderes durchflutete sie, außer dem Geruch… es war ein Gedanke… ein Gedanke, der erst jetzt, wo der Schmerz ihr Denken nicht mehr beherrschte in den Sinn kam
„Wo ist… mein Ring?!" fragte sie fordernd und blickte Frodo direkt in die Augen.
Dieser ballte eine Hand zur Faust, damit sie nicht seine Brandwunde sah und nickte zu Sam herüber. „Sam hat ihn, willst du ihn jetzt schon wieder zurück haben?"
„Ich will ihn nicht wieder, ich MUSS!" rief nun Feli aufgebracht, schwankend, gerade so schaffte sie es sich an diesen knorrigen Baum anzulehnen, der ganz in ihrer Nähe stand und fordernd, die linke zittrige Hand in Richtung Sam ausgestreckt war es schon fast wieder flehentlich und gleichzeitig feindlich gesonnen.
„Sam… gib ihn mir auf der Stelle wieder zurück!" zischte sie hervor und starrte den kleinen Hobbit von oben herab an.
„Fräulein Feli, ich habe ihn nur für dich verwahrt. Bitte, seht mich nicht an als wäre ich ein Dieb!" fast mit Tränen in den Augen kramte er den Ring aus seiner Westentasche hervor und reichte ihn an Feli weiter. Diese wollte zuerst gierig danach grabschen, doch als sie in das tränenerstickte Gesicht Sams blickte, beherrschte sie sich im letzten Moment und antwortete als sie den Ring in empfang nahm: „Danke Sam und ich weiß dass du kein Dieb bist! Wenn ich dich eben so angesehen habe, so tut es mir Leid!" mit wirklich aufrichtiger Reue glitten die Worte zu Sam herüber und auf dessen Gesicht erblühte ein Lächeln.
„Glaubst du, du kannst laufen?!" fragte nun Frodo voller Sorge und reichte Sam seinen Rucksack. Er hatte während des Gespräches das Feuer endgültig gelöscht, die hereinbrechende Dämmerung, die den neuen Tag ankündigte, reichte schon vollkommen aus, um die Umgebung im Blick zu behalten und rechtzeitig herannahende Feinde zu erhaschen.
Jetzt schnallte sich Frodo seinen Rucksack um und behielt Feli´s Rucksack in der Hand. Sam erhaschte einen Blick darauf und raunte: „Jedenfalls wird es gerade so gehen. Deinen Rucksack werde ich tragen, Fräulein Feli, wenn ihr erlaubt!"
Feli nickte während sie sich den fiebrigen Schweiß von der Stirn wischte und sich endlich von dem helfenden Stamm des Baumes löste…
Ohne sich noch einmal nach diesem Kampfschauplatz umzusehen, begannen die Hobbits und Feli ihren Marsch nach Bruchtal anzutreten – und das so schnell wie möglich!
Die Dämmerung war blutigrot, die Wolken reflektierten die gerötete Sonne und Feli ahnte warum sie so aussah. In dieser Nacht war Blut geflossen… Wolfsblut…
Langsam schleppte sie sich voran, spürte wie ihr Herz dröhnte, spürte wie die spitzen Steine sich durch ihre leichten Schuhe hindurch fraßen, spürte die ersten Sonnenstrahlen auf ihrer Haut… und sie spürte wie das Gift langsam durch ihren Körper hindurch kroch. Je mehr sie sich bewegte, desto besser konnte es sich verteilen, das war klar, doch sie sagte davon nichts… Sie musste ja laufen, wenn sie überleben wollte. Die Hobbits trugen schon abwechselnd ihren schweren Rucksack, da konnte sie nicht auch noch verlangen, dass sie sie trugen…
In immer kürzeren Abständen musste die kleine Dreiergruppe Pausen einlegen, Feli ging es bei jedem Schritt schlechter, das Fieber wütete in ihrem Körper. Immer wieder brauchte sie Wasser, sie litt so unglaublichen Durst, wie sie ihn noch nie erlebt hatte.
Die Sonne hatte ihren höchsten stand bereits weit hinter sich gelassen, als sie die nächste Pause gerade beendet hatten und Feli sich immer wieder an Bäumen abstützen musste, wenn die Hobbits nicht hinsahen. Ihr ging es immer schlechter, auch ohne Schmerzen zu empfinden wusste sie, dass ihr Körper dabei war zu sterben. Doch noch ließ die Hoffnung sie nicht los, ließ sie noch nicht aufgeben. Noch glaubte sie an die Elben, noch glaubte sie an Bruchtal, noch glaubte sie daran, dass ihr dort geholfen werden konnte, noch glaubte sie daran, wieder nach Hause zurück zu kommen…
„Komm schon, noch einen Schritt weiter!" murmelte sie sich selbst zu und bemerkte gerade noch wie eine Schweißperle ihr in die Augen trat. Unwirsch wischte sie sich die Augen wieder frei, hob wieder einen Fuß und ließ ihn hernieder sinken. Ihr Ziel war wieder ein Baum, so hangelte sie sich schon seit dem Mittag weiter. Immer weiter.. von Baum zu Baum, von Stamm zu Stamm, immer darauf bedacht von den Hobbits nicht dabei erwischt zu werden. Die beiden Hobbits gingen nur wenige Meter vor ihnen, kundschafteten die Gegend aus, suchten die Gegend nach den Wölfen ab, die sie jetzt verfolgten. Feli hatte ihnen im laufe des Tages alles erzählt, alles… vom einsamen Treffen mit Telda bis hin zu dem was Yanta ihr gesagt hatte.
Gerade noch hielt sie sich am Stamm des Baumes fest, war fast mit dem Kopf dagegen geprallt. Um sie herum drehte sich alles, die Sonne stach ihr erbarmungslos in die Augen und die Hitze stieg wieder in ihr auf. Sogleich wandte sie ihren Blick ab, stützte sich mit einer Hand und der Stirn von dem Stamm ab und starrte nach unten, unter sich, herunter zu den Wurzeln des Baumes, zu den Wurzeln allen Übels, zu ihrem Arm herab, der nutzlos an einer Schlinge um ihren Hals gebunden herabhing… Feli stutzte… etwas stimmte mit dem Arm nicht… etwas Schwarzes… trat da an beiden Seiten des Verbands hervor, kroch ihren Arm empor, kroch ihre nutzlose, steife Hand entlang. Sie wusste ganz genau, als sie das letzte Mal nachgeschaut hatte, sah es noch nicht so aus…!!
Mit zittrigen Fingern glitt die stützende Hand vom Stamm ab und hinab zu ihrem Verband. Fahrig glitten die Finger unter den Fetzen des gestärkten Hemdes, genau dort wo das Schwarze hervortrat und hob es langsam hoch…
Beinahe hätte sie laut aufgeschrien. Sofort zog sie ihre gesunde Hand zurück und presste sie auf ihren Mund, löste langsam ihre Stirn vom Stamm und taumelte rückwärts vom Baum zurück. Blanker Ekel durchströmte sie als sie daran dachte, was sie gesehen hatte. Hunderte von Maden hatten es sich auf ihrem Arm gemütlich gemacht, fraßen sich durch ihn hindurch, labten sich an ihm… und Feli selbst hatte es nicht bemerkt! Der Arm war tot… da gab es nichts mehr zu retten!!!
Wieder drehte sich in Felis Kopf alles, noch immer presste sie eine Hand auf den Mund als endlich die Hobbits stehen blieben und sich umschauten wo denn Feli blieb.
Diese taumelte, hatte nur noch dieses eine Bild von den fressenden Maden auf ihrem Arm. Langsam verdrehte sie die Augen, hörte noch die Stimmen der Hobbits, wie sie langsam näher kamen, wie die Geräusche leiser wurden…
Ihre Beine gaben unter ihrem Gewicht nach, langsam knickte sie in die Hocke zusammen, die Hand ließ den Mund los und sie übergab sich. Dann verdrehte sie die Augen, sah noch irgendetwas Helles auf sie zu kommen und erst dann ging sie langsam zu Boden, sah, hörte und spürte nichts mehr… nur noch die Dunkelheit umschwappte sie und lud sie dieses Mal wirklich ein, an diesem traumlosen Schlaf teilzuhaben…
...
Jetzt haben wir genau 92 Word Seiten zusammen und ich bin gespannt wieviele es noch werden ^^ und ob bis dahin noch alle mitlesen ;) ^^"" O_o
Hoffentlich versiegt nicht das Interesse an der FF und ich freuem mich auf jeden Kommentar... ;)
Fortsetzung folgt...^^
kyóyo – versorgen, gewähren
Der Schrei Felis ließ die beiden Hobbits vor Schreck zusammenzucken. Frodo selbst spürte am ehesten, wie die Krämpfe in Feli ihren Körper durchschüttelten, ihn sich aufbäumen ließ um im nächsten Augenblick leblos in sich zusammen zu fallen. Doch ehe Frodo etwas sagen oder tun konnte, spürte er etwas in seiner Hand… genau die Hand, die noch immer den Ring fest umklammert hielt. Die Hitze, die er schon gespürt hatte, als Feli den Ring noch am Finger trug, breitete sich nun auch auf Frodos Handflächen aus. Heiß wie das Feuer brannte der Ring auf seiner Handfläche und verwirrt öffnete Frodo die Hand. Kleine Rauchschwaden stoben vom Abdruck des Rings auf seiner Handfläche und laut schrie er auf. Im nächsten Moment flog der Ring einmal quer über den Platz und landete nur knapp neben dem Feuer.
In all der Panik hatte Frodo den Ring einfach von sich geschleudert und starrte nun verdutzt vom Ring zu seiner Hand und wieder zurück. Er konnte nicht fassen was da gerade passiert war…Duldet der Ring außer Feli sonst keinen anderen Träger?? Duldet er nicht einmal, dass jemand anderes ihn berührt??? überlegte er schnell und umklammerte mit der verbrannten Hand schnell wieder Felis, die bereits begann kraftlos seinen Kragen loszulassen und auf den harten Boden zu stürzen, hinein in die Blutlache des Wolfes…
Feli indessen ruckte mit ihrem Kopf immer wieder hin und her, geschüttelt von Fieberträumen und Kälteattacken. Auch die Schmerzattacken, die ihren Körper beinahe lähmten, ließen sie nicht zur Ruhe kommen.
Ich kann … kann nicht mehr… bitte … lass mich sterben! flehte sie in Gedanken, öffnete flackernd die Augen, doch der verschwommene Blick ließ alles wie Trugbilder aussehen. Seltsame Gebilde in der Nacht. Monster, die sich unter den Betten kleiner, ahnungsloser Kinder versteckten um sie zu erschrecken… Nachts… allein... in der Dunkelheit…
Schwer und rasselnd hörte sie ihren Atem in der Brust vibrieren während ihr Herz laut und verzweifelt pumpte, so sehr pumpte, dass sie noch das pochen in den Schläfen spürte.
Nun schlossen sich ihre Augen wie von selbst, hüllte alles in Dunkelheit ein, hüllte alles in angenehme wärme, hüllte alles in Ruhe… legte über alles Schlechte einen dunklen Mantel, versteckte alles in dem Kleiderschrank im Zimmer, dort wo des Nachts niemand nachschaute, den man abschließen konnte, der einem vor allem Bösen bewahrte…
Dunkelheit… Traumlos werde ich nun Schlafen… für die Ewigkeit… durchzuckte es ihren Fiebergepeinigten Kopf und doch… und doch, irgendetwas in ihr verhinderte das endgültige abdriften in die ewige Dunkelheit, in die ewige Ruhe…
Kraftlos war doch schon ihr Körper, kraftlos waren auch ihre Gedanken … warum konnte sie sich nicht der Traumlosen Dunkelheit hingeben? Warum nicht???
Etwas packte ihre lahme Hand, umklammerte sie mit fast panischer Angst. Sie konnte das vibrieren spüren, dass von dieser klammernden Hand ausging, sie verzweifelt im Diesseits behalten wollte…
Weil du jetzt noch nicht stirbst! Du bist noch gar nicht bereit zum sterben! sagte etwas in ihren Gedanken, es schien als wäre es ihr Verstand, aber Feli war sich nicht mehr sicher.
Jedoch verfehlten diese harten Worte nicht ihre Wirkung, denn nun öffnete sie wieder, gegen ihren eigentlichen Willen, die fiebergetränkten Augen, blickte empor und direkt in die Augen von Frodo…
„Bei den Valar… du bist doch noch bei uns!!" rief nun Frodo erleichtert, umklammerte noch fester ihre linke Hand, während Felis Augen unruhig hin und her zuckten, versuchten die Umgebung im ganzen zu sehen und bekam doch nur Bruchstücke erhascht.
„Bin ich… noch nicht Tod?!" murmelte sie mit belegter Stimme, spürte wie die Kraft in ihre Hand zurückfloss, spürte wie ihre Finger wieder fester Frodos Kragen packte, spürte die Schmerzen, das taube Gefühl in ihrem Oberarm… die Finger, die sich nicht rührten…
Frodo hielt kurz bei diesen Worten den Atem an, besann sich aber schnell und raunte: „Nein, noch lebst du… noch bist du hier!"
Feli starrte ihn verwirrt an, hob sogar noch ihren Kopf etwas um Frodo in die Augen blicken zu können, nahm die Worte langsam in sich auf und antwortete mit voller Pein in der Stimme: „Ich will aber nicht Leben… nicht mit diesen Schmerzen! Nicht mit dieser Last!"
Langsam ließ sich Feli nach diesen Worten zurück gleiten, zurück auf die Schulter Frodos, zurück in die Resignation… und Frodo konnte in diesem Augenblick wohl besser als jeder andere verstehen, was in ihr vorging…
Gleichzeitig kam nun Sam von der anderen Seite her auf ihn zu, hatte den Ring von Feli in seiner hohlen Hand und fragte verwundert: „Warum hast du ihn von dir geschleudert, Herr Frodo? Es hat ja fast so ausgesehen, als hättest du dich an dem Ring verbrannt?!"
Frodos Kopf ruckte herum, starrte empor, zu Sam hoch und fragte verwirrt: „Verbrannt?" erst langsam begannen sich seine Gedanken wieder zu ordnen. Der Abdruck des Rings, der sich in seine Handfläche gebohrt hatte... er widerstand der Versuchung Sam davon zu erzählen, denn im Moment gab es wichtigeres. So antwortete er knapp: „Nein, Sam, alles bestens… ich wollte ihn nur … nur weit genug von Feli weg haben… das ist alles!"
Sam blickte seinem Herren in die Augen, nickte langsam mit dem Kopf und wusste doch, dass sein Herr Frodo nicht ganz die Wahrheit sagte. Er würde aber nicht fragen… im Moment gab es wichtigeres…
So zog er die Hand, die den Ring Felis noch immer hielt, langsam zurück und ließ ihn gedankenverloren in seine Westentasche verschwinden um die Hände frei zu haben.
Sofort danach kniete er sich sodann nieder und wollte gerade den Arm Felis berühren, als Frodo sofort rief: „Nein, nicht berühren Sam! Schau…!" er nickte zu dem Wolfsblutgemisch herüber, das noch immer aus dem Hals hervortrat und was mit dem Gras direkt zu seinem toten Leib passierte.
Sam zog ohne umschweife seine Hand zurück und blickte Frodo hilflos entgegen. „Herr Frodo, ich muss wissen, was das für ein schwarzes Zeug ist, sonst kann ich ihr nicht helfen!! Ein Heiler oder Kräuterkundler ist immer nur so gut, wie er die Krankheit kennt, die er behandeln muss!"
Frodo nickte zustimmend, ohne Felis Angaben konnten sie rein gar nichts tun…
Sogleich lehnte er seinen Kopf seitlich, begann seine Schulter, an der Felis Kopf geneigt war, sachte zu bewegen um sie wieder wach zu bekommen.
Leicht zuckten Felis Augenlider, ihr Kopf neigte sich nach vorne, ein wimmernder Protestlaut kam aus ihrem Mund hervor gekrochen… erst dann öffnete sie langsam die Augen.
„Feli, wir müssen wissen, was die Wölfe zu dir gesagt haben, sonst können wir dir nicht helfen!" sagte Frodo nun eindringlich und umklammerte ihre linke Hand, versuchte ihr etwas von seiner Kraft abzugeben, damit sie genügend hatte, um ihnen zu erzählen was los war.
Feli indessen blickte von einem zum anderen, seufzte ergeben während ihr der Schweiß die Stirn herab rann und raunte leise: „Hat doch eh… alles … keinen Sinn mehr. Ich sterbe sowieso..." Doch hier unterbrach Frodo aufgebracht, packte wieder nach Felis linker Hand und quetschte sie wieder zusammen. Feli hatte nicht einmal mehr die Kraft noch irgendeinen Laut des Protests von sich zu geben als Frodo schon wie ein Donnergewitter über sie hereinbrach: „Feli, jetzt hör endlich auf ständig von deinem Tod zu reden!! Du bist noch nicht Tod und wenn wir wissen was die Wölfe mit dir angestellt haben, dann können wir dir vielleicht sogar noch helfen!! Das geht aber nur so lange, wie du uns sagst, was passiert ist, was die Wölfe zu dir gesagt haben! Bitte, dieses Mal darfst du uns nichts verschweigen… es ist wirklich sehr wichtig!"
Verwirrt blinzelte Feli, sah sie dort wirklich Tränen in den Augen Frodos stehen, kurz bevor sie hervortraten? Tat sie ihm… etwa weh mit ihrem Sterbegerede? Aber andererseits, was sollte das? Sie kannten sich kaum 3 Tage, was scherte ihn ihr Schicksal??
Resigniert drehte Feli ihren Kopf zur Seite, wollte nicht mehr in diese Tränenerstickten Augen hineinblicken, denn in ihr regte sich bei diesem Anblick Reue, weil sie letztendlich dafür verantwortlich war, und raunte: „Der Wolf sprach etwas … etwas von Thaw-Asea. Er nannte es in der `Gemeinsprache`… so wie… wie er es sagte… auch `fauliges Kraut` oder Wolfskraut. Das… war wohl… sein bevorzugter Name … dafür!"
Frodo seufzte erleichtert, ließ Felis Hand wieder locker und blickte hinüber zu Sam, der mehr als Käseweiß im Gesicht wurde, bei dem Namen fauliges Kraut…
Erschrocken hielt Frodo die Luft kurz an, spürte seinen Herzschlag und fragte dann: „Sam… was?!"
Da blickte sein treuester Freund und Weggefährte auf und ein verzweifelter Blick traf Frodo. „Bitte, lass sie nicht Wolfskraut gesagt haben… irgendetwas anderes…aber bitte nicht das faulige Kraut! Dagegen kenne ich kein einziges Mittel…!" presste er hervor, zerrte aus seiner Hosentasche ein weißes Tuch hervor und begann mit fahrigen Bewegungen Felis Stirn abzutupfen.
„Bitte Sam, sag dass das nicht wahr ist!" murmelte Frodo und beobachtete Feli, wie sie wieder in den Fieberwahn abdriftete.
Ohne auf die Worte Frodos einzugehen frage Sam nun: „Wie viele Tagesmärsche sind wir noch von Bruchtal entfernt?!"
Frodo blickte mit weit aufgerissenen Augen zu Sam herüber und raunte: „So an die zwei Tagesmärsche sind es noch! Glaubst du… dass die Elben… noch helfen können?!"
Sam sah Frodo nicht direkt an, nickte aber während er weiter Felis Schweiß von der Stirn tupfte. „Ich habe Hoffnung… wenn sie kein Mittel kennen, dann niemand. Aber die Zeit wird knapp, Herr Frodo! Wolfskraut breitet sich schnell im Körper aus, lähmt ihn durch seine Schmerzen… das heißt, Fräulein Feli wird keinen einzigen Schritt gehen können vor Schmerz!"
Wieder hoffnungsloser sank Frodo in sich zusammen während Feli die Augen wieder aufschlug und unruhig von einem zum anderen herüberblickte.
„Du meinst also, sie wird sterben, Sam?!" frage Frodo mit gepresster Stimme, als sich nun sein treuer Freund erhob und Frodo das Taschentuch hinhielt.
„So schnell stirbt niemand wenn ein Gärtner und Kräuterkundler in der nähe ist, Herr Frodo!" Sam gewann sich sogar ein kleines Lächeln ab, während Frodo das feuchte Tuch in empfang nahm.
„Ich habe schon eine Idee aber wir müssen schnell machen… damit wir schnell weiterziehen können. Wir können Feli nicht Tragen und auch nicht hinter uns her ziehen. Eine Bahre zu bauen würde viel zu lange dauern, aber ich kenne schmerzstillende Kräuter, die hier in der Gegend zuhauf wachsen. Sie bekämpfen zwar nicht die Ursache, unterdrücken aber den
Schmerz, wenigstens bis wir in Bruchtal sind…!" Sam hatte sich, noch während er redete, zum Feuer hin gewandt, nahm den Stofffetzen, der immer neben der Feuerstelle lag, hob so geschützt den Kessel vom Feuer herunter und stellte das leicht siedende Wasser sachte neben Frodo ab.
„Das wichtigste ist es jetzt erstmal die Wunde richtig zu reinigen, mit warmen bis siedendem Wasser und soviel verunreinigtes Blut, wie es nur irgend geht, heraus zu holen. Von Schmutz und Dreck mal sowieso abgesehen."
Verdutzt blickte Frodo zu seinem Gärtner empor und frage: „Woher weißt du das alles?"
Sam lächelte milde und antwortete, während er sich langsam zum gehen wandte. „Die Elben, Herr Frodo. Als wir damals von der Wetterspitze mit Herrn Aragorn das erste Mal nach Bruchtal gekommen sind und wir mehrere Monate dort verbracht haben, habe ich sehr viel von den Elben gelernt. Vor allem was das Heilen angeht. Ich habe mir damals Vorwürfe gemacht, dir nicht richtig geholfen zu haben, Herr Frodo, das ist alles! Ich werde nun nach dem schmerzstillenden Kraut suchen gehen. Bleib bei ihr, Herr Frodo und wascht ihre Wunde aus, sonst wird sie es nicht schaffen!"
Fordernd und energisch deutete Sam nun auf Frodos Hand, die noch immer das Taschentuch hoch hielt. Dieser ließ sogleich das Tuch in den Kessel hineingleiten, ließ den Stoff sich voll sogen mit Wasser.
Sam nickte und sagte noch, ehe er im dichten Unterholz verschwand: „Es wird gleich ziemlich höllisch weh tun, Fräulein Feli… seit auf das Schlimmste gefasst!"
Frodo war nun allein mit Feli und dem Kessel voll warmen Wassers. Ein seufzen glitt ihm über die Lippen als er daran dachte, dass sie beide erst vor 3 Tagen allein gewesen waren… als sie Feli noch die Hände verschnürt hatten. Nun musste ihr Arm verbunden werden…
„Frodo…" dünn kam die Stimme zu seinen spitzen Ohren empor geschwappt und er blickte herab.
„Das mit den … schmerzstillendem Kraut… hört sich gut an… vielleicht… vielleicht schaffe ich es ja doch?!" fragend und hoffnungsvoll zugleich glitten ihre Augen empor und das erste Mal sah Frodo darin nicht den Wunsch zu sterben…
Ein mildes Lächeln glitt über Frodos Mund als er antwortete: „Vielleicht… wenn du es bis Bruchtal schaffst auf jeden Fall!" sagte er, hob nun endlich das Tuch aus dem Kessel heraus, hörte das stetige Tropfen und nahm das Tuch langsam in seine Hand hinein.
„Willst du mir nicht ein bisschen was erzählen? Etwas aus deiner Welt? Etwas schönes vielleicht??!" fragte Frodo nicht ganz ohne Neugierde und blickte Feli dabei etwas nervös in die Augen.
Feli starrte zurück, erkannte worum es Frodo ging und raunte: „Du willst mich ablenken… gleich wird es schmerzhaft, richtig?!"
ZACK machte es in Frodo und erstaunt hob sich eine Augenbraue. „Woher wusstest du das?!" fragte er verwundert, umklammerte das tropfende Taschentuch und glitt damit gemächlich zu Felis Arm herüber.
„Ich kann halt… Gedanken lesen!" antwortete Feli frech und wollte gerade grinsen als Frodo das Tuch nun endgültig auf ihren Arm herabsinken ließ und ein bestialischer Schmerz durch ihn hindurch zuckte.
Laut schrie Feli auf, ihre Augen zogen sich zusammen und gleichzeitig biss sie sich auf die Zunge. Leise kroch das Blut aus ihren Mundwinkeln hervor und glitt geräuschlos über ihre Wange. „Frodo, kannst du mir bitte… ein Stück Holz geben… wo ich drauf beißen kann?!" bat Feli nach der ersten Schmerzattacke.
„Wieso…?!" begann dieser zu Fragen, doch als er sah, was passiert war, verstand er. Als Frodo das Tuch zum erneuten einweichen in den Kessel legte griff er neben sich, zog einen stämmigen Ast hervor, brach die Rinde davon ab und legte ihn Feli in den Mund. Sofort biss sie darauf und als Frodo das nächste Mal mit dem Tuch über ihren zerfetzten Arm herüber glitt, biss sie darauf so fest sie nur eben konnte, stieß ein Wimmern hervor und wusste doch, dass es nicht anders ging. Sie hoffte nur eines, dass sich nicht schon zuviel des Wolfskrautes einen Weg durch ihren Körper bahnte…
Als Sam endlich zurückkehrte, war Felis Wunde schon richtig gut ausgewaschen. Kein bisschen von dem schwarzen Zeug klebte noch am Arm, oder war dort zu sehen. Auch die Blutung hatte nachgelassen. Das Wasser hatte genau seinen Zweck erfüllt. Anerkennend und zufrieden nickte Sam und kniete sich neben sie hernieder, schüttete das Kraut neben sich aus und begann es auf seinem Brett mit dem Messer in ganz kleine Stücke zu zerhacken.
Feli und Frodo sahen dabei zu, bekamen ebenso wie Sam den beruhigenden wohltuenden Geruch in die Nase und Feli erinnerte es etwas an Lavendel, vermischt mit Rosenduft und Thymian. Eine seltsame Mischung, dass musste sie feststellen, aber wenn es wirkte dann war es vermutlich umso besser.
„Herr Frodo, es nützt nichts wenn ich das Kraut so auf ihrem Arm verteile, es fällt sofort wieder ab. Ich brauche etwas um die Wunde zu verbinden und das Kraut genau an seinem Platz zu halten!" raunte nun Sam und Frodo blickte empor.
„Aber … wir haben nichts zum verbinden…!" stellte er fest, doch sogleich verstummte er und Sam blickte auf, nickte und sah, dass sein Herr verstanden hatte.
„Rosie näht uns Neue, das verspreche ich!" gab Sam und Frodo schüttelte unwirsch mit dem Kopf. „Nein, darum geht es mir doch gar nicht… ich ärgere mich nur, dass ich nicht selbst darauf gekommen bin!"
Sam lächelte und sagte dazu gar nichts.
„Worauf gekommen?" fragte Feli nun als Sam sein Werk kurz unterbrach und zu den beiden Rucksäcken der Hobbits hinüber ging.
Schemenhaft im flackernden Schein des Feuers konnte Feli Sam dabei beobachten, wie er aus beiden Rucksäcken die gestärkten, schneeweißen Hemden hervorzog und damit zu ihnen zurückkam.
Jetzt verstand selbst Feli endlich und sie beeilte sich zu sagen: „Eure Hemden? Wieso denn…nehmt doch einfach…" doch ihr fiel einfach nichts ein, dass sie in solch einer Situation anbieten konnte. Sie selbst hatte nur die Kleidung, die sie am Leib trug und Schulbücherseiten zum Verbinden von zerfetzten Armen, war wohl auch nicht gerade das Richtige…
„Shhh…!" machte nun Frodo, strich mit dem sauberen Tuch immer wieder über ihre Schweißbenetzte Stirn und tupfte so ihre Augen frei. „Das geht schon in Ordnung!"
Sam nahm nun eine handvoll von seinem Kraut und verteilte gleichmäßig über den Arm Felis.
Zuerst bemerkte Feli einen merkwürdigen Stich, wie von einer Spritze und dann breitete sich auf dem Arm eine angenehme Ruhe aus. Der beruhigende Geruch glitt ihr so noch intensiver und angenehmer in die Nase, scheuchte alle Schmerzen davon, durchflutete ihren Körper mit einer angenehmen Wärme. Beruhigt schloss sie ihre Augen, gab sich dem schmerzfreien Körper hin und seufzte einigermaßen zufrieden.
Dazwischen hört sie die Hobbits miteinander sprechen:
„Zwei Tagesmärsche sagtest du Herr Frodo?" hörte sie Sam fragen.
„Ja, zwei Tagesmärsche, wieso fragst du noch einmal? Du sagtest doch es sei zu schaffen?!"
Sam druckste anscheinend herum ehe er mit der Antwort herausrückte: „Sie wird eine Menge Pausen brauchen. Die Schmerzen unterdrückt mein Kraut, aber nicht das Fieber, nicht den Schüttelfrost, unterbindet auch nicht das ausbreiten des Wolfskrautes. Kurzum ich kann nicht sagen ob wir es rechtzeitig schaffen…!"
Langsam öffnete Feli wieder ihre Augen, spürte den Griff Frodos noch immer auf ihrer linken Hand ruhen, roch diesen beruhigenden Duft der Kräuter Sams und irgendwie fühlte sie sich beschwingt davon. Sie wollte schließlich noch nach Hause, dann würde sie es auch vorher noch schaffen nach Bruchtal zu kommen. Die Elben würden ihr sicherlich Helfen können… die Elben konnten so vieles…
Als nächstes hörte Feli wie Sam vor ihr eines der Hemden zerriss und beobachtete nun, wie er von den beiden Hemden einen provisorischen Verband formte, mit Schlinge für den Hals, damit der Arm ruhig gestellt war. Als Feli nun die Schlinge um ihren Hals gelegt bekam, bemerkte sie, dass sie trotz des Fiebers und der gleichzeitigen Kälte sich doch etwas besser wieder bewegen konnte. Es fiel ihr nicht mehr so schwer wie noch vor einigen Minuten.
„Herr Frodo, Fräulein Feli, so Leid es mir tut jetzt zur Eile anzutreiben, aber ab jetzt dürfen wir keine Zeit mehr verlieren. Kannst du aufstehen, Fräulein Feli?!"
Die Blicke beider Hobbits gleichzeitig auf sich spürend begann sie ihre Beine zu bewegen und bemerkte, dass ihre Muskeln ihr wieder gehorchten, nicht mehr von Krämpfen geschüttelt wurden.
Entschlossen nickte sie. „Ich muss aufstehen… lass mich los, Frodo und sieh zu, dass du deine Sachen eingepackt bekommst!"
Frodo biss seine Zähne zusammen, nickte jedoch ergeben und ließ das erste Mal nach einer halben Ewigkeit, wie es schien, Felis linke Hand los. Langsam zog sich Feli von ihm zurück, ließ langsam seinen Kragen los, ließ den Arm in ihrer Schlinge an ihren Hals herunter baumeln und nickte Frodo noch einmal zu, der sich noch immer nicht so recht von der Stelle bewegte. „Los…ich brauche Platz zum aufstehen!" sagte sie und Frodo nickte erneut, zog sich langsam von ihr zurück und stand auf. Seine Beine waren eingeschlafen unter dem Gewicht Felis, aber das Kribbeln war nichts im Vergleich zu dem spannungsgeladenen Kribbeln dass er nun spürte, als er zusammen mit Sam Feli beim aufstehen beobachtete…
Feli hatte schon einige Mühe und Anstrengung hinter sich zu bringen, ehe sie wieder auf ihren eigenen beiden Füßen stand, aber der Stolz der sie dabei durchflutete war enorm.
Aber noch etwas anderes durchflutete sie, außer dem Geruch… es war ein Gedanke… ein Gedanke, der erst jetzt, wo der Schmerz ihr Denken nicht mehr beherrschte in den Sinn kam
„Wo ist… mein Ring?!" fragte sie fordernd und blickte Frodo direkt in die Augen.
Dieser ballte eine Hand zur Faust, damit sie nicht seine Brandwunde sah und nickte zu Sam herüber. „Sam hat ihn, willst du ihn jetzt schon wieder zurück haben?"
„Ich will ihn nicht wieder, ich MUSS!" rief nun Feli aufgebracht, schwankend, gerade so schaffte sie es sich an diesen knorrigen Baum anzulehnen, der ganz in ihrer Nähe stand und fordernd, die linke zittrige Hand in Richtung Sam ausgestreckt war es schon fast wieder flehentlich und gleichzeitig feindlich gesonnen.
„Sam… gib ihn mir auf der Stelle wieder zurück!" zischte sie hervor und starrte den kleinen Hobbit von oben herab an.
„Fräulein Feli, ich habe ihn nur für dich verwahrt. Bitte, seht mich nicht an als wäre ich ein Dieb!" fast mit Tränen in den Augen kramte er den Ring aus seiner Westentasche hervor und reichte ihn an Feli weiter. Diese wollte zuerst gierig danach grabschen, doch als sie in das tränenerstickte Gesicht Sams blickte, beherrschte sie sich im letzten Moment und antwortete als sie den Ring in empfang nahm: „Danke Sam und ich weiß dass du kein Dieb bist! Wenn ich dich eben so angesehen habe, so tut es mir Leid!" mit wirklich aufrichtiger Reue glitten die Worte zu Sam herüber und auf dessen Gesicht erblühte ein Lächeln.
„Glaubst du, du kannst laufen?!" fragte nun Frodo voller Sorge und reichte Sam seinen Rucksack. Er hatte während des Gespräches das Feuer endgültig gelöscht, die hereinbrechende Dämmerung, die den neuen Tag ankündigte, reichte schon vollkommen aus, um die Umgebung im Blick zu behalten und rechtzeitig herannahende Feinde zu erhaschen.
Jetzt schnallte sich Frodo seinen Rucksack um und behielt Feli´s Rucksack in der Hand. Sam erhaschte einen Blick darauf und raunte: „Jedenfalls wird es gerade so gehen. Deinen Rucksack werde ich tragen, Fräulein Feli, wenn ihr erlaubt!"
Feli nickte während sie sich den fiebrigen Schweiß von der Stirn wischte und sich endlich von dem helfenden Stamm des Baumes löste…
Ohne sich noch einmal nach diesem Kampfschauplatz umzusehen, begannen die Hobbits und Feli ihren Marsch nach Bruchtal anzutreten – und das so schnell wie möglich!
Die Dämmerung war blutigrot, die Wolken reflektierten die gerötete Sonne und Feli ahnte warum sie so aussah. In dieser Nacht war Blut geflossen… Wolfsblut…
Langsam schleppte sie sich voran, spürte wie ihr Herz dröhnte, spürte wie die spitzen Steine sich durch ihre leichten Schuhe hindurch fraßen, spürte die ersten Sonnenstrahlen auf ihrer Haut… und sie spürte wie das Gift langsam durch ihren Körper hindurch kroch. Je mehr sie sich bewegte, desto besser konnte es sich verteilen, das war klar, doch sie sagte davon nichts… Sie musste ja laufen, wenn sie überleben wollte. Die Hobbits trugen schon abwechselnd ihren schweren Rucksack, da konnte sie nicht auch noch verlangen, dass sie sie trugen…
In immer kürzeren Abständen musste die kleine Dreiergruppe Pausen einlegen, Feli ging es bei jedem Schritt schlechter, das Fieber wütete in ihrem Körper. Immer wieder brauchte sie Wasser, sie litt so unglaublichen Durst, wie sie ihn noch nie erlebt hatte.
Die Sonne hatte ihren höchsten stand bereits weit hinter sich gelassen, als sie die nächste Pause gerade beendet hatten und Feli sich immer wieder an Bäumen abstützen musste, wenn die Hobbits nicht hinsahen. Ihr ging es immer schlechter, auch ohne Schmerzen zu empfinden wusste sie, dass ihr Körper dabei war zu sterben. Doch noch ließ die Hoffnung sie nicht los, ließ sie noch nicht aufgeben. Noch glaubte sie an die Elben, noch glaubte sie an Bruchtal, noch glaubte sie daran, dass ihr dort geholfen werden konnte, noch glaubte sie daran, wieder nach Hause zurück zu kommen…
„Komm schon, noch einen Schritt weiter!" murmelte sie sich selbst zu und bemerkte gerade noch wie eine Schweißperle ihr in die Augen trat. Unwirsch wischte sie sich die Augen wieder frei, hob wieder einen Fuß und ließ ihn hernieder sinken. Ihr Ziel war wieder ein Baum, so hangelte sie sich schon seit dem Mittag weiter. Immer weiter.. von Baum zu Baum, von Stamm zu Stamm, immer darauf bedacht von den Hobbits nicht dabei erwischt zu werden. Die beiden Hobbits gingen nur wenige Meter vor ihnen, kundschafteten die Gegend aus, suchten die Gegend nach den Wölfen ab, die sie jetzt verfolgten. Feli hatte ihnen im laufe des Tages alles erzählt, alles… vom einsamen Treffen mit Telda bis hin zu dem was Yanta ihr gesagt hatte.
Gerade noch hielt sie sich am Stamm des Baumes fest, war fast mit dem Kopf dagegen geprallt. Um sie herum drehte sich alles, die Sonne stach ihr erbarmungslos in die Augen und die Hitze stieg wieder in ihr auf. Sogleich wandte sie ihren Blick ab, stützte sich mit einer Hand und der Stirn von dem Stamm ab und starrte nach unten, unter sich, herunter zu den Wurzeln des Baumes, zu den Wurzeln allen Übels, zu ihrem Arm herab, der nutzlos an einer Schlinge um ihren Hals gebunden herabhing… Feli stutzte… etwas stimmte mit dem Arm nicht… etwas Schwarzes… trat da an beiden Seiten des Verbands hervor, kroch ihren Arm empor, kroch ihre nutzlose, steife Hand entlang. Sie wusste ganz genau, als sie das letzte Mal nachgeschaut hatte, sah es noch nicht so aus…!!
Mit zittrigen Fingern glitt die stützende Hand vom Stamm ab und hinab zu ihrem Verband. Fahrig glitten die Finger unter den Fetzen des gestärkten Hemdes, genau dort wo das Schwarze hervortrat und hob es langsam hoch…
Beinahe hätte sie laut aufgeschrien. Sofort zog sie ihre gesunde Hand zurück und presste sie auf ihren Mund, löste langsam ihre Stirn vom Stamm und taumelte rückwärts vom Baum zurück. Blanker Ekel durchströmte sie als sie daran dachte, was sie gesehen hatte. Hunderte von Maden hatten es sich auf ihrem Arm gemütlich gemacht, fraßen sich durch ihn hindurch, labten sich an ihm… und Feli selbst hatte es nicht bemerkt! Der Arm war tot… da gab es nichts mehr zu retten!!!
Wieder drehte sich in Felis Kopf alles, noch immer presste sie eine Hand auf den Mund als endlich die Hobbits stehen blieben und sich umschauten wo denn Feli blieb.
Diese taumelte, hatte nur noch dieses eine Bild von den fressenden Maden auf ihrem Arm. Langsam verdrehte sie die Augen, hörte noch die Stimmen der Hobbits, wie sie langsam näher kamen, wie die Geräusche leiser wurden…
Ihre Beine gaben unter ihrem Gewicht nach, langsam knickte sie in die Hocke zusammen, die Hand ließ den Mund los und sie übergab sich. Dann verdrehte sie die Augen, sah noch irgendetwas Helles auf sie zu kommen und erst dann ging sie langsam zu Boden, sah, hörte und spürte nichts mehr… nur noch die Dunkelheit umschwappte sie und lud sie dieses Mal wirklich ein, an diesem traumlosen Schlaf teilzuhaben…
...
Jetzt haben wir genau 92 Word Seiten zusammen und ich bin gespannt wieviele es noch werden ^^ und ob bis dahin noch alle mitlesen ;) ^^"" O_o
Hoffentlich versiegt nicht das Interesse an der FF und ich freuem mich auf jeden Kommentar... ;)
Fortsetzung folgt...^^
