Kapitel 19.
soyokaze – leichte Briese
Feli lag indessen halbseitig mit ihrem Gesicht auf dem Umhang Frodos. Das Tuch, dass ihre Stirn kühlen sollte, war wieder herabgerutscht, ins Gras hinein, wo es nutzlos herumlag. Genauso nutzlos wie ihr Arm und die Hand daran, die sich noch bis eben weiter zu ihrer Hosentasche vorgekämpft hatte, sich jetzt aber keinen einzigen Zentimeter mehr weiter bewegte. Die Kraft war ihr versagt, sie konnte ihn nicht mehr bewegen.
So nahe… und doch so fern! dachte sie ergeben und spürte den Schmerz in dem schwarzen Arm wüten, der unter ihrem Körper halb begraben lag.
Das Fieber jagte durch ihren Körper, die Kälte umschloss bereits ihr Herz, flach atmete sie während sie langsam ihren Blick zu Frodo herüberneigte, der schützend über sie stand, Stich hoch erhoben, umzingelt von mindestens 20 Wölfen, die immer dichter und enger ihren Kreis um sie beide hier zog.
Feli konnte sogar das drohende Knurren noch durch das jagen und rauschen ihres Pulses an ihrem Ohr laut und deutlich hören.
Verzweifelt versuchte sie den Mund zu öffnen und Frodo davon abzuhalten in sein verderben zu rennen, doch als sie es versuchte kamen nur krächzende Geräusche hervor, so leise, dass sie in dem Knurren der Wölfe unterging und im Nichts untertauchte.
Und Feli sah ein, dass es dieses Mal keine Hoffnung gab hier noch lebend heraus zu kommen. Sam war nirgendwo zu sehen, Bruchtal weit entfernt und sie selbst spürte den Tod schon so nahe an ihr, dass sie seine kalten Arme bereits fest um sich geschlungen fühlte. Es gab kein entkommen mehr…
Doch gerade als sie endgültig die Augen schließen wollte bemerkte sie voller Furcht, wie ein Wolf, auf den Frodo gerade nicht achtete, weil dieser seitlich von ihm stand, mit einem Mal seine Muskeln an den Läufen anspannte und begann los zu sprinten…
Feli riss die Augen auf, trotz Sonnenstrahlen der untergehenden Sonne, die ihr in den Blick stach, als sie sah, wie der Wolf mit einem geifernden Laut vom Boden abhob und direkt auf Frodo zusprang.
Dieser sah den Wolf kommen, drehte sich in seine Richtung und hob Stich angriffsbereit empor. „Wenn du glaubst mir Angst zu machen, dann irrst du dich!!"
Keinen einzigen Schritt wich er beiseite, kein einziger Muskel zuckte unruhig, nur der Wind spielte mit den Haaren, als der Wolf noch im Fluge sein breites und großes mit messerscharfen Zähnen gespicktes Maul aufriss und Frodo mit glühenden hungrigen Augen fixierte, als er bereits seine Vorderbeine vorstreckte um als erstes seine Krallen in den Körper des Halblings, seiner Mahlzeit, hinein zu rammen, ihn an der weiteren Gegenwehr und der Flucht zu hindern um ihn dann genüsslich zu verspeisen…
Feli, bereits von furchtbarer Panik ergriffen und der ohnmächtigen Hilflosigkeit ausgeliefert hörte jedoch, kurz bevor der springende Wolf sein Ziel erreicht hatte, ein merkwürdiges Geräusch. Ein Geräusch, wie sie es noch niemals vernommen hatte und im nächsten Moment sah sie etwas durch die Luft fliegen, gefolgt von einem zischen und einem anschließenden knackenden und knirschendem Laut.
Im gleichen Moment verdrehten sich die Augen des springenden Wolfes unnatürlich und verzerrten sich vor Schmerz. Noch im Fluge neigte sich der ganze Körper seitlich nach Rechts, weg von Frodo…
Die weit vorgestreckten Vorderbeine zogen sich zurück, pressten sich halb an den Körper heran, der Kopf neigte sich nach vorne, die Zunge lugte nun zwischen seinen Zähnen hervor, und im nächsten Moment gab es einen dumpfen Laut als der Wolf mit dem Körper aufschlug, noch eine Narbe in den Boden hinein riss und schließlich ohne sich weiter zu rühren liegen blieb.
Feli konnte nun erkennen, wie Frodo langsam Stich herunternahm und verdutzt zu dem nun toten Wolf herüberblickte, ebenso wie auch der Rest des Rudels, dann begann vor ihren Augen der Blick zu verschwimmen, undeutlich zu werden aber eines sah sie noch, etwas ragte aus dem Körper des Wolfes hervor… etwas dünnes… etwas aus Holz…
Ihre Augen begannen zu tränen, verwehrten ihr den genaueren Blick als sie trotz allem bemerkte, wie sich ein riesiger Schatten schnell und ruckartig über ihr Gesicht legte…
Leicht drehte sie ihren Kopf herum, blickte empor und trotz des trüben Blicks sah sie doch die gelb blitzenden Zähne direkt vor ihrem Gesicht in der Luft schweben… weiter im Hintergrund die gierigen Augen, die auf ihr Opfer herabgerichtet waren…
Feli atmete noch einmal flach ein und aus ehe sie nun endgültig die Augen schloss und nur noch hoffte, dass es schnell gehen würde...
Bevor sie jedoch das Bewusstsein verlor, spürte sie einen Luftzug auf ihrer Wange und noch einmal dieses zischende Geräusch… dann war alles still und in Dunkelheit gehüllt… süße Stille und lähmende Dunkelheit umgab sie als sie merkte, wie ihr Herz aufhörte zu schlagen…
…
… sie hörte ihren Herzschlag nicht mehr… sie spürte ihren Puls nicht mehr… sie hörte jetzt nur noch eines und das war eine stetig tickende Uhr…
Feli öffnete sachte die Augen. Sie wurde geblendet, ein strahlendes weißes Nichts umgab sie, ließ ihre Augen schmerzen, ließ ihren Verstand laut aufheulen, erstickte alle Hoffnungen im Keim, ließ jetzt noch keinen klaren Gedanken zu und nur das Gefühl unendlicher Einsamkeit kam in ihr auf. Die Uhr war inzwischen verstummt und als Feli sich umsah, entdeckte sie nirgendwo eine…
Wie durch einen Impuls hindurch schlang sie nun ihre Arme um ihren Körper, sie fröstelte. Sofort blickte sie an sich herab, kein einziges Kleidungsstück umschloss ihren Körper. Auch ihre Verletzung war verschwunden, der Arm war zierlich und blass wie immer. Langsam öffnete sie ihren Mund, helle Kondensstreifen traten hervor, die Kälte wurde immer erdrückender… auch spürte sie keinen Boden unter den nackten Füßen… sie blickte nach unten… dort war ebenfalls nichts… nur dieses weiße Nichts, von überall und nirgendwo blickte es sie an und sie schwebte in diesem Nichts, konnte nur müde Blicke zurückwerfen…
Feli ließ ihren Blick kreisen, versuchte irgendetwas zu sehen in diesem Nichts… doch es wurde nur stumm vom Nichts zurückgestarrt…
Sie spürte jede einzelne Bewegung ihres Körpers mehr als deutlich…das heben und senken ihrer Brust, das öffnen und schließen ihrer Augenlider, nur ihr Herz spürte sie nicht! Kein Pochen, keinen regelmäßigen Ton aus ihrer Brust…
Bin ich… tot? dachte sie und mit einem mal spürte sie auf ihrer Brust und ihrem verletzten Arm einen stechenden, brennenden, heißen, glühenden Schmerz herauf kriechen und ohne etwas richtig etwas dagegen tun zu können, riss sie wie im Wahn ihre Augen auf und schrie… schrie in dieses weiße Nichts hinein, ungehört… niemand war hier… niemand interessierte dieser Schrei… sie war ganz allein!!
Oder war sie doch nicht allein? Denn als nun endlich der Schmerz nachließ und Feli, die wie von Sinnen vor Schmerz wurde, den Schrei abebben ließ, vernahm sie etwas… etwas von ganz weit weg… das langsam näher kam… ganz langsam… aus dem Nichts… zu ihr herüberschwappte…
Schnell wischte sie sich mit dem nackten Arm über ihre Augen, verwischte die Schmerzenstränen und blickte geradeaus… ein grelles Licht erschien vor ihr, kam aus dem Nichts in dem sie gefangen war und richtete sich direkt auf sie…
… und dann kamen sie, die Stimmen, direkt aus diesem Licht… direkt auf sie zu, direkt an sie gerichtet:
„Feli… Feli… komm zu uns… komm zu uns und finde endlich Frieden! Befreie dich von allem weltlichen, befreie dich von all deiner Last… befreie deinen Geist, lass ihn dahin ziehen… lass uns fort gehen… lass uns gemeinsam an einen anderen Ort gehen…!"
Feli, mehr als verängstigt und dennoch von diesen Stimmen, die so sanft und friedlich lockten, angetan verspürte wirklich den Wunsch nach innerem Frieden, weg von der Angst, weg von der Last des Rings… ihr Geist sehnte sich nach Frieden und Ruhe und nach Wärme.
Aber trotz allem, Feli war alles andere als bereit einfach so einer fremden Stimme zu folgen,
so fragte sie: „Wer… wer seit ihr?! Und warum… warum ist es hier so kalt??" dumpf hallten ihre Worte im Nichts wider und wurden regelrecht verschlungen.
Doch als die Antwort kam, war Feli noch mal mehr voller Zweifel:
„Du kennst uns nicht, aber wir kennen dich,
Entscheide dich für uns, so wirst du alles erfahren.
Schnell folge uns, folge uns ins Licht!
Doch entscheide dich schnell, denn lange können wir nicht harren!
Hier bist du nun, Tod oder Leben?
Wir können dir nicht helfen, können dich nicht leiten.
Du musst selbst Wählen, Tod oder Leben?
Wir bieten dir den süßen Tod, befreien deinen Geist, Wärme wird dich begleiten!
Entscheidest du dich für das Leben,
wird es nichts als Kälte für dich geben!!
Entscheide dich… Tot oder Leben??"
Feli lauschte angespannt dem Gedicht der geisterhaften Stimmen und Kälte umspülte ihren Körper, schürte ihre Angst als sie erkannte, dass ihr Dasein auf Messers Schneide stand. Aber sie durfte wählen, zwischen Tod oder Leben.
Ob jedem Menschen solch´ eine Entscheidung gewährt wird? überlegte Feli und beobachtete die Kondensstreifen, die zwischen ihren inzwischen blau gefrorenen Lippen hervor trat.
Leicht wurde jetzt ihr Körper, ihre Gedanken schweiften ab, sie überlegte… sollte sie sterben und letztendlich alles hinter sich lassen, den Ring, die Hobbits, Mittelerde, ihre Familie, den verzweifelten Weg nach Hause…?
Bin ich schon bereit zu sterben? so glitten ihre Gedanken dahin, während ihr Geist bereits begann sich vom Körper zu lösen...
Langsam aus diesem Dämmerschlaf erwachend erkannte Feli, dass sie noch nicht sterben wollte… sich jetzt in den Tod hinein zu stürzen wäre genau das Falsche. Wie ein elender Feigling kam sie sich vor, wie jemand der vor jedem Problem einfach davon rannte!!
Schnell riss sie ihren Geist zurück, doch dieser strebte bereits sehr nachdrücklich dem grellen Licht entgegen und Felis Körper hielt verzweifelt den Geist drinnen während der Körper mitsamt dem Geist dem grellen Licht entgegen strebte…
Laut und verzweifelt begann Feli nun zu schreien: „Ich habe mich entschieden… ich will noch nicht sterben! Ich will nicht auf Mittelerde sterben, ich will zuhause sterben, als alte Frau, seelenruhig in einem großen Bett, umgeben von meiner Familie, wenn ich all das erreicht habe, was ich erreichen will… ich will nicht gehen… ich will eure Wärme nicht, ich will lieber die Kälte des Lebens weiterhin spüren… lasst mich gehen… lasst meinen Geist in Ruhe… lasst mich… ich will nicht sterben… ich will nicht sterben… ICH WILL NICHT STERBEN!!"
Dann wurde es still um sie herum… nichts war mehr zu hören, die geisterhaften Stimmen waren verstummt und an ihrer Stelle tauchte nun das ticken der Uhr wieder auf…
tick… tack
Feli öffnete sachte die Augen…
tick… tack
Sie spürte ihren Atem, wie er wieder wärmer wurde, die Kondensstreifen verschwanden…
tick… tack
Und das erste Mal hörte sie wieder etwas vertrautes, direkt aus ihrem Körper heraus, direkt aus ihrer Brust kommend… ihr Herz, wie es schmerzvoll begann erneut zu schlagen und voller Pein kniff sie die Augen zusammen und schrie laut auf…
Feli erwachte nun, von ihrem eigenen Schrei geweckt mit einem Rucken wieder in der für sie nun realen Welt aus dem sterben…
Leise zuckten ihre Muskeln ansonsten lag ihr Körper still in den weichen Kissen und Daunen des riesigen Bettes. Sie war allein…
Keuchend ging ihr Atem, stoßweise, ein und aus während sich erst langsam ihr Blick an das ungewohnte dunklere Licht gewöhnte, dass hier herrschte. Und dennoch, starr vor Angst und Schrecken starrte sie nun empor zur geschwungenen schneeweißen Decke, die reich verziert war mit allerlei seltsamen an Äste erinnernde Schnörkel, die sich über den gesamten Raum hinweg ausbreiteten.
Ich bin… nicht tot?? war ihr erster und alles umfassender Gedanke als sie sich ruckartig im Bett aufrichtete und als Quittung dafür einen dumpfen Schmerz aus ihrem Arm hervor kriechen spürte. Sofort kniff sie die Augen zusammen, riss den anderen Arm herum und hielt sich den Schmerzenden. Erst langsam öffnete sie wieder ihre Augen, schob den Ärmel des weißen Gewandes hoch, dass sie trug und erkannte darunter einen sauber und ordentlich gewickelten Verband um ihren Arm gewickelt. Sachte hob sie den Arm an und legte ihn auf ihren Schoss, dabei fiel ihr Blick auf ihre Hand, sie sah wieder genauso aus, wie vor dem Angriff des Wolfes Telpe.
„Ich bin … nicht tot!" leise und langsam sprach sie es aus, schob langsam den Ärmel wieder zurück an seinen Platz und ein erleichtertes Seufzen glitt ihr über die Lippen.
Das Ticken der Uhr, dass sie gehört hatte in ihrem Todestraum, kam ihr wieder in den Sinn… sofort schoss die gesunde Hand an ihre Brust, es dauerte eine kurze weile, doch dann spürte sie ihn, regelmäßig und stetig wie immer, ihren Herzschlag…
Aber ich habe doch genau bemerkt, wie mein Herz aufhörte zu schlagen… oder haben die geisterhaften Stimmen mich wieder zum Leben erweckt? Aber sie wollten mich doch nicht gehen lassen?? Oder hatte man ihr hier in Bruchtal so gut geholfen? War sie überhaupt in Bruchtal? Langsam begann ihr Blick in dem Raum vom Bett aus herum zu wandern und nicht nur allein um herauszufinden ob sie nun in Bruchtal war oder nicht tat sie es… sie tat es auch um sich erstmal wieder zu beruhigen...
Links und rechts vom Bett standen riesige vielarmige Kerzenständer und flankierten es. Über ihr wachte eine Frauenstatue, so schön und ebenmäßig von Statur und Bau, wie es wohl nur die Elben hinbekamen, dachte sich Feli.
Ihr Zimmer war jedoch nicht geschlossen sondern umgeben von vielen Torbögen, die allesamt nach draußen wiesen, ohne das Glas verhinderten, dass Blätter und Äste auf dem Boden und den Teppichen herum lagen.
Jetzt jedoch zog Feli die Luft genüsslich ein, sie hatte einen wohltuenden Geruch entdeckt, der sie etwas an das Kraut erinnerte, mit dem Sam sie eingestrichen hatte, als ihr Arm noch von der schwarzen Masse umgeben war, nur roch dieses Kraut noch etwas intensiver, und Belebender…
Sofort lenkte sie ihren Blick seitlich und entdeckte den Ursprung des Geruchs. Ein riesiger Holzbottich stand in dem Raum. Dampf stieg daraus hervor und trug den wohltuenden Geruch bis zu ihr ans Bett herüber.
Feli erkannte was es war, ein Bad das für sie eingelassen worden war bis sie erwachte.
Ein leises knistern ließ sie jetzt nach unten blicken. Unter dem Bottich war ein kleines Feuerchen entzündet worden und hielt so das Wasser darinnen schön warm. Damit der Bottich selbst nicht anfing zu brennen, war er aufgestockt worden auf eine kleine Metallplattform.
Feli, die schon seit einer Ewigkeit wie es ihr vorkam, nicht mehr gebadet hatte, war mehr als dankbar für diesen Bottich voller warmes Wasser, das gleich ihre Haut erfrischen würde.
Gerade als sie die Decke zurückwarf und ihre Beine dem Boden entgegen streckte, entdeckte sie auf zwei Stühlen noch etwas Interessantes.
Auf dem einen Stuhl lagen ihre weltlichen Sachen, ihr Top, nun nicht mehr blutverschmiert und ihre lange Hose, das Loch unterhalb des Knies, das sie sich zugezogen hatte als sie während der Wanderung gestolpert und unglücklich aufgeschlagen war, war ebenfalls verschwunden. Ein leichtes lächeln glitt ihr über die Lippen und sie dachte daran sich später bei den Elben zu bedanken. Zu Füßen des Stuhls lag noch ihr Rucksack, ebenfalls wieder in seiner ursprünglichen Form, ohne dass Sicherheitsnadeln alles zusammen halten mussten…
Auf dem anderen Stuhl, direkt über die Lehne ausgebreitet lag jedoch ganz andere Kleidung, wie sie sie noch nie zuvor gesehen hatte. Ein hübsches, helles Gewand mit normalem Ausschnitt und zwei Ärmeln, wie sie sie sonst nur von japanischen Kimonos kannte. Lang und bis zum Boden herab reichend, mit langen schwarzen Schnüren für die Hüften als Gürtel und für die Ärmel zum zusammenbinden, damit sie nicht ständig verrutschten.
Das muss elbische Kleidung sein… die ist ja wunderschön! dachte Feli erfurcht erfüllt und stellte sachte ihre Füße nun endlich auf dem Teppich vor ihrem Bett ab. Doch so ganz genesen war sie anscheinend wohl doch noch nicht, geschweige denn wieder so Fit auf den Beinen, denn das erste was passierte war, dass ihr schwindelig wurde.
Kurz bevor ihr schwarz vor Augen wurde, klammerte sie sich an der Bettkante fest und setzte sich wieder zurück.
„Das … wäre beinahe schief gegangen!" murmelte sie und fühlte sich an ihren einen Traum zurückerinnert, an ihren Fiebertraum in dem sie in ihrem Zimmer aufgewacht war und ihr fast das gleiche passierte wie jetzt gerade…
Sie benötigte noch ein paar Versuche ehe sie endlich auf ihren beiden Beinen stand und nicht mehr drohte umzukippen. Langsam wanderte sie zum großen Bottich herüber. Bevor sie sich in diese erhabene Kleindung begab, wollte sie doch sauber sein, dass war ihr erster Gedanke als sie die Kleidung der Elben auf dem Stuhl liegen gesehen hatte.
Misstrauisch blieb sie jedoch vor dem Bottich stehen und blickte am Bett vorbei, herüber zu den vielen Bögen, in die jeder hinein sehen konnte, wie es ihm beliebte. Zwar gab es hier viele dichte Äste und dicke Stämme von Bäumen, aber man konnte ja nie wissen!
Ein warmer Wind strich über ihre Haut während sie langsam hinter den Bottich wanderte, fern von neugierigen Blicken…
Als sie in das warme Wasser eintauchte fühlte sie sich fast wieder wie Neu geboren. Die Anstrengung und die Angst sowie auch die Lasten fielen von ihren Schultern wie ein lästiger Sack Reis, den sie von einem Ort zum anderen geschleppt hatte und nun froh war ihn los zu sein. Das wohltuende Kraut, das in dieses Wasser hinein gegeben worden war, tat ihr übriges.
Nach dem Bad fühlte sie sich nicht nur Besser, sondern auch schon wieder etwas Kräftiger. Sofort begab sie sich nach dem abtrocknen zu dem Stuhl mit der elbischen Kleidung und kleidete sich ein. Während sie sich anzog, fiel ihr Blick auf ihre weltliche Kleidung und sie beschloss sie auf jeden Fall zu behalten.
Wenn ich wieder nach Hause komme, darf ich nicht mit diesem Gewand weiter durch die Weltgeschichte laufen… da muss ich mich wieder anpassen! ein leises seufzen glitt ihr wieder über die Lippen als sie an Zuhause dachte.
Aber noch etwas anderes fiel ihr bei diesem Gedanken ein…!!
Sofort schnürte sie den Gürtel fest um ihren Bauch, als sie auch schon mit einem kleinen Schritt nahe genug an den anderen Stuhl herangetreten war und die Hose an sich riss.
Hektisch begann sie nun mit fahrigen Bewegungen in den Hosentaschen zu wühlen und leise fluchend flüsterte sie: „Wenn er weg ist… dann… dann…dann bringe ich die Elben um!!" Doch hier hielt sie inne, bemerkte den Ring, spürte ihn in der rechten Hosentasche und aufatmend zog sie ihn mit zwei Fingern hervor.
„Da… da ist er ja!" flüsterte sie erleichtert und ließ den Ring in eine der Taschen ihres neuen Elbengewandes gleiten.
Sich erst langsam erholend von diesem ersten Schock, der keiner war, ging sie langsam rückwärts und setzte sich wieder auf die Bettkante um sich wieder zu beruhigen.
Was … was habe ich mir nur dabei gedacht so etwas überhaupt zu sagen? Wie komme ich nur dazu?? leise seufzte sie und wünschte sich diesen Satz niemals ausgesprochen zu haben… wenn sie nun jemand gehört hätte??
Jemand… wo waren überhaupt die ganzen Elben…? Seit dem sie erwacht war, hatte sie niemanden gesehen… weder die Hobbits, noch einen Elben.
„Wenn das hier Bruchtal ist, müsste es doch nur so von Elben wimmeln?!" überlegte Feli verdutzt und spürte wieder diesen lauen warmen Wind über ihre Haut gleiten.
Dieses Mal war er jedoch so stark, dass ein paar ihrer Haare mit dem Wind hin und her geworfen wurden und für etwas Zerstreuung sorgten.
Feli folgte mit dem Blick den Ursprung des Windes und erkannte auf dem Boden nun Lichtstrahlen, hereingelassen durch einen Torbogen, in denen tanzende Äste und Blätter mit dem Wind spielten.
Erst jetzt vernahm sie wirklich das zwitschern der Vögel, das rauschen der Blätter und Äste im Wind, das gelegentliche knirschen der Bäume um sie herum von irgendwo her hörte sie einen kleinen Bach vor sich hin plätschern…
Belebt durch das Bad und nun durch diese herrlichen Geräusche, stand Feli wieder auf, rückte noch schnell ihr Gewand zurecht und blicke entschlossen zur Tür herüber, die am Fußende des Bettes einladend herüberragte.
„Wenn niemand zu mir kommt, dann muss ich eben jemanden suchen gehen! Am liebsten wären mir immer noch die Hobbits!" sagte sie leise um sich selbst Mut zu machen, denn sie hatte schon etwas Angst vor diesen erhabenen Elben die alles wussten und alles konnten – jedenfalls stand es so in dem Buch, dass sie mal gelesen hatte!
Leise drückte sie nun den Türknauf herunter und öffnete langsam die schwere Tür, dass hieß sie drückte sie langsam auf. Kein knirschen trat aus den Angeln hervor, nur ein paar Blätter tanzten über den Boden, als sie die Tür ganz aufstieß und ein neuer Luftzug auf dem Gang entlang fegte. Ansonsten war es still…
Erst jetzt wagte sie es langsam aus der Tür heraus zu linsen, schaute sich um und erblickte einen leeren Flur vor sich. Und auch keine weiteren Türen… auf diesem Flur war sie mit ihrem Zimmer ganz allein…
Leise trat sie aus dem Zimmer hervor und schloss die Tür sachte hinter sich. Wieder tanzten ein paar Blätter auf dem Steinboden, begleitet auch hier von Sonnenstrahlen des hellen Tages, der durch die Bögen durch die Bäume hindurch schienen.
Feli traute sich ein paar Schritte zu gehen, konnte sich jedoch nicht an den geschwungenen Mustern des Bodens und der Täfelung der Decke satt sehen.
Auch die Torbögen waren reich geschmückt und verziert mit allerlei kleinen aus Stein gehauenen Statuen, die von verwobenen oder auch meist Ästen ähnlichen Schnörkeln umgeben waren.
Feli trat nun bis ganz an den Rand des Bogens und hielt sich vorsichtig an einer der Säulen fest während sie ihren Blick über eine herrliche Frühlingslandschaft gleiten ließ. Überall war es grün und bunt von den Blüten der Bäume umrankt und der Geruch von den Blüten schwappte bis hinauf zu Feli und genießend atmete sie ein und aus…
Doch je weiter man in die ferne blickte, desto schneller nahm die Frühlingslandschaft mehr und mehr ab und machte Platz für eine gold-gelb-rote Herbstlandschaft und an den Berghängen, von denen Bruchtal anscheinend umgeben war, waren die Bäume bereits kahl und trostlos so als wären sie schon lange tot und verwelkt…
Sterben die Bäume etwa hier…? Stirbt etwa auch Bruchtal?? dachte Feli verwundert als sie mit einem mal Schritte neben sich hört auf dem Flur.
Sofort dreht sie sich um, blickte den Schritten entgegen und rief: „Hey, Hallo… ich bin…" doch hier verstummte Feli jäh…denn auf dem Flur war sie noch immer allein! Oder doch nicht ganz allein? Mit einem Mal erspähte sie dort hinten, hinter der nächsten Ecke einen tanzenden Schatten, der immer kleiner zu werden schien…
„Hey,… warte doch, so warten sie doch!" rief Feli, doch der Schatten wurde immer kleiner und schließlich verschwand er hinter der Ecke auf nimmer wieder sehen!
Sofort begann Feli auf den Schatten zuzugehen, doch leider vergebens…
Als sie endlich die Ecke erreicht hatte und den nächsten Gang entlang blickte, war dieser genauso Leer wie ihrer…
Auch in diesem Gang lag alles voller verwelkter und toter Blätter, was sehr unpassend zu den ansonsten im Frühlingskleid geschmückten umstehenden Bäumen war. Ein eisiger Wind fegte nun hier entlang und streifte Feli. Sofort schlang sie ihre Arme um ihren Körper, ein leichtes Frösteln glitt über ihre Haut und ein unbestimmtes Unwohlsein umschloss nun ihr Herz.
Schnell beschloss sie weiter zu gehen und so schnell es ging die Hobbits zu finden, die hier schließlich auch noch irgendwo sein mussten…
soyokaze – leichte Briese
Feli lag indessen halbseitig mit ihrem Gesicht auf dem Umhang Frodos. Das Tuch, dass ihre Stirn kühlen sollte, war wieder herabgerutscht, ins Gras hinein, wo es nutzlos herumlag. Genauso nutzlos wie ihr Arm und die Hand daran, die sich noch bis eben weiter zu ihrer Hosentasche vorgekämpft hatte, sich jetzt aber keinen einzigen Zentimeter mehr weiter bewegte. Die Kraft war ihr versagt, sie konnte ihn nicht mehr bewegen.
So nahe… und doch so fern! dachte sie ergeben und spürte den Schmerz in dem schwarzen Arm wüten, der unter ihrem Körper halb begraben lag.
Das Fieber jagte durch ihren Körper, die Kälte umschloss bereits ihr Herz, flach atmete sie während sie langsam ihren Blick zu Frodo herüberneigte, der schützend über sie stand, Stich hoch erhoben, umzingelt von mindestens 20 Wölfen, die immer dichter und enger ihren Kreis um sie beide hier zog.
Feli konnte sogar das drohende Knurren noch durch das jagen und rauschen ihres Pulses an ihrem Ohr laut und deutlich hören.
Verzweifelt versuchte sie den Mund zu öffnen und Frodo davon abzuhalten in sein verderben zu rennen, doch als sie es versuchte kamen nur krächzende Geräusche hervor, so leise, dass sie in dem Knurren der Wölfe unterging und im Nichts untertauchte.
Und Feli sah ein, dass es dieses Mal keine Hoffnung gab hier noch lebend heraus zu kommen. Sam war nirgendwo zu sehen, Bruchtal weit entfernt und sie selbst spürte den Tod schon so nahe an ihr, dass sie seine kalten Arme bereits fest um sich geschlungen fühlte. Es gab kein entkommen mehr…
Doch gerade als sie endgültig die Augen schließen wollte bemerkte sie voller Furcht, wie ein Wolf, auf den Frodo gerade nicht achtete, weil dieser seitlich von ihm stand, mit einem Mal seine Muskeln an den Läufen anspannte und begann los zu sprinten…
Feli riss die Augen auf, trotz Sonnenstrahlen der untergehenden Sonne, die ihr in den Blick stach, als sie sah, wie der Wolf mit einem geifernden Laut vom Boden abhob und direkt auf Frodo zusprang.
Dieser sah den Wolf kommen, drehte sich in seine Richtung und hob Stich angriffsbereit empor. „Wenn du glaubst mir Angst zu machen, dann irrst du dich!!"
Keinen einzigen Schritt wich er beiseite, kein einziger Muskel zuckte unruhig, nur der Wind spielte mit den Haaren, als der Wolf noch im Fluge sein breites und großes mit messerscharfen Zähnen gespicktes Maul aufriss und Frodo mit glühenden hungrigen Augen fixierte, als er bereits seine Vorderbeine vorstreckte um als erstes seine Krallen in den Körper des Halblings, seiner Mahlzeit, hinein zu rammen, ihn an der weiteren Gegenwehr und der Flucht zu hindern um ihn dann genüsslich zu verspeisen…
Feli, bereits von furchtbarer Panik ergriffen und der ohnmächtigen Hilflosigkeit ausgeliefert hörte jedoch, kurz bevor der springende Wolf sein Ziel erreicht hatte, ein merkwürdiges Geräusch. Ein Geräusch, wie sie es noch niemals vernommen hatte und im nächsten Moment sah sie etwas durch die Luft fliegen, gefolgt von einem zischen und einem anschließenden knackenden und knirschendem Laut.
Im gleichen Moment verdrehten sich die Augen des springenden Wolfes unnatürlich und verzerrten sich vor Schmerz. Noch im Fluge neigte sich der ganze Körper seitlich nach Rechts, weg von Frodo…
Die weit vorgestreckten Vorderbeine zogen sich zurück, pressten sich halb an den Körper heran, der Kopf neigte sich nach vorne, die Zunge lugte nun zwischen seinen Zähnen hervor, und im nächsten Moment gab es einen dumpfen Laut als der Wolf mit dem Körper aufschlug, noch eine Narbe in den Boden hinein riss und schließlich ohne sich weiter zu rühren liegen blieb.
Feli konnte nun erkennen, wie Frodo langsam Stich herunternahm und verdutzt zu dem nun toten Wolf herüberblickte, ebenso wie auch der Rest des Rudels, dann begann vor ihren Augen der Blick zu verschwimmen, undeutlich zu werden aber eines sah sie noch, etwas ragte aus dem Körper des Wolfes hervor… etwas dünnes… etwas aus Holz…
Ihre Augen begannen zu tränen, verwehrten ihr den genaueren Blick als sie trotz allem bemerkte, wie sich ein riesiger Schatten schnell und ruckartig über ihr Gesicht legte…
Leicht drehte sie ihren Kopf herum, blickte empor und trotz des trüben Blicks sah sie doch die gelb blitzenden Zähne direkt vor ihrem Gesicht in der Luft schweben… weiter im Hintergrund die gierigen Augen, die auf ihr Opfer herabgerichtet waren…
Feli atmete noch einmal flach ein und aus ehe sie nun endgültig die Augen schloss und nur noch hoffte, dass es schnell gehen würde...
Bevor sie jedoch das Bewusstsein verlor, spürte sie einen Luftzug auf ihrer Wange und noch einmal dieses zischende Geräusch… dann war alles still und in Dunkelheit gehüllt… süße Stille und lähmende Dunkelheit umgab sie als sie merkte, wie ihr Herz aufhörte zu schlagen…
…
… sie hörte ihren Herzschlag nicht mehr… sie spürte ihren Puls nicht mehr… sie hörte jetzt nur noch eines und das war eine stetig tickende Uhr…
Feli öffnete sachte die Augen. Sie wurde geblendet, ein strahlendes weißes Nichts umgab sie, ließ ihre Augen schmerzen, ließ ihren Verstand laut aufheulen, erstickte alle Hoffnungen im Keim, ließ jetzt noch keinen klaren Gedanken zu und nur das Gefühl unendlicher Einsamkeit kam in ihr auf. Die Uhr war inzwischen verstummt und als Feli sich umsah, entdeckte sie nirgendwo eine…
Wie durch einen Impuls hindurch schlang sie nun ihre Arme um ihren Körper, sie fröstelte. Sofort blickte sie an sich herab, kein einziges Kleidungsstück umschloss ihren Körper. Auch ihre Verletzung war verschwunden, der Arm war zierlich und blass wie immer. Langsam öffnete sie ihren Mund, helle Kondensstreifen traten hervor, die Kälte wurde immer erdrückender… auch spürte sie keinen Boden unter den nackten Füßen… sie blickte nach unten… dort war ebenfalls nichts… nur dieses weiße Nichts, von überall und nirgendwo blickte es sie an und sie schwebte in diesem Nichts, konnte nur müde Blicke zurückwerfen…
Feli ließ ihren Blick kreisen, versuchte irgendetwas zu sehen in diesem Nichts… doch es wurde nur stumm vom Nichts zurückgestarrt…
Sie spürte jede einzelne Bewegung ihres Körpers mehr als deutlich…das heben und senken ihrer Brust, das öffnen und schließen ihrer Augenlider, nur ihr Herz spürte sie nicht! Kein Pochen, keinen regelmäßigen Ton aus ihrer Brust…
Bin ich… tot? dachte sie und mit einem mal spürte sie auf ihrer Brust und ihrem verletzten Arm einen stechenden, brennenden, heißen, glühenden Schmerz herauf kriechen und ohne etwas richtig etwas dagegen tun zu können, riss sie wie im Wahn ihre Augen auf und schrie… schrie in dieses weiße Nichts hinein, ungehört… niemand war hier… niemand interessierte dieser Schrei… sie war ganz allein!!
Oder war sie doch nicht allein? Denn als nun endlich der Schmerz nachließ und Feli, die wie von Sinnen vor Schmerz wurde, den Schrei abebben ließ, vernahm sie etwas… etwas von ganz weit weg… das langsam näher kam… ganz langsam… aus dem Nichts… zu ihr herüberschwappte…
Schnell wischte sie sich mit dem nackten Arm über ihre Augen, verwischte die Schmerzenstränen und blickte geradeaus… ein grelles Licht erschien vor ihr, kam aus dem Nichts in dem sie gefangen war und richtete sich direkt auf sie…
… und dann kamen sie, die Stimmen, direkt aus diesem Licht… direkt auf sie zu, direkt an sie gerichtet:
„Feli… Feli… komm zu uns… komm zu uns und finde endlich Frieden! Befreie dich von allem weltlichen, befreie dich von all deiner Last… befreie deinen Geist, lass ihn dahin ziehen… lass uns fort gehen… lass uns gemeinsam an einen anderen Ort gehen…!"
Feli, mehr als verängstigt und dennoch von diesen Stimmen, die so sanft und friedlich lockten, angetan verspürte wirklich den Wunsch nach innerem Frieden, weg von der Angst, weg von der Last des Rings… ihr Geist sehnte sich nach Frieden und Ruhe und nach Wärme.
Aber trotz allem, Feli war alles andere als bereit einfach so einer fremden Stimme zu folgen,
so fragte sie: „Wer… wer seit ihr?! Und warum… warum ist es hier so kalt??" dumpf hallten ihre Worte im Nichts wider und wurden regelrecht verschlungen.
Doch als die Antwort kam, war Feli noch mal mehr voller Zweifel:
„Du kennst uns nicht, aber wir kennen dich,
Entscheide dich für uns, so wirst du alles erfahren.
Schnell folge uns, folge uns ins Licht!
Doch entscheide dich schnell, denn lange können wir nicht harren!
Hier bist du nun, Tod oder Leben?
Wir können dir nicht helfen, können dich nicht leiten.
Du musst selbst Wählen, Tod oder Leben?
Wir bieten dir den süßen Tod, befreien deinen Geist, Wärme wird dich begleiten!
Entscheidest du dich für das Leben,
wird es nichts als Kälte für dich geben!!
Entscheide dich… Tot oder Leben??"
Feli lauschte angespannt dem Gedicht der geisterhaften Stimmen und Kälte umspülte ihren Körper, schürte ihre Angst als sie erkannte, dass ihr Dasein auf Messers Schneide stand. Aber sie durfte wählen, zwischen Tod oder Leben.
Ob jedem Menschen solch´ eine Entscheidung gewährt wird? überlegte Feli und beobachtete die Kondensstreifen, die zwischen ihren inzwischen blau gefrorenen Lippen hervor trat.
Leicht wurde jetzt ihr Körper, ihre Gedanken schweiften ab, sie überlegte… sollte sie sterben und letztendlich alles hinter sich lassen, den Ring, die Hobbits, Mittelerde, ihre Familie, den verzweifelten Weg nach Hause…?
Bin ich schon bereit zu sterben? so glitten ihre Gedanken dahin, während ihr Geist bereits begann sich vom Körper zu lösen...
Langsam aus diesem Dämmerschlaf erwachend erkannte Feli, dass sie noch nicht sterben wollte… sich jetzt in den Tod hinein zu stürzen wäre genau das Falsche. Wie ein elender Feigling kam sie sich vor, wie jemand der vor jedem Problem einfach davon rannte!!
Schnell riss sie ihren Geist zurück, doch dieser strebte bereits sehr nachdrücklich dem grellen Licht entgegen und Felis Körper hielt verzweifelt den Geist drinnen während der Körper mitsamt dem Geist dem grellen Licht entgegen strebte…
Laut und verzweifelt begann Feli nun zu schreien: „Ich habe mich entschieden… ich will noch nicht sterben! Ich will nicht auf Mittelerde sterben, ich will zuhause sterben, als alte Frau, seelenruhig in einem großen Bett, umgeben von meiner Familie, wenn ich all das erreicht habe, was ich erreichen will… ich will nicht gehen… ich will eure Wärme nicht, ich will lieber die Kälte des Lebens weiterhin spüren… lasst mich gehen… lasst meinen Geist in Ruhe… lasst mich… ich will nicht sterben… ich will nicht sterben… ICH WILL NICHT STERBEN!!"
Dann wurde es still um sie herum… nichts war mehr zu hören, die geisterhaften Stimmen waren verstummt und an ihrer Stelle tauchte nun das ticken der Uhr wieder auf…
tick… tack
Feli öffnete sachte die Augen…
tick… tack
Sie spürte ihren Atem, wie er wieder wärmer wurde, die Kondensstreifen verschwanden…
tick… tack
Und das erste Mal hörte sie wieder etwas vertrautes, direkt aus ihrem Körper heraus, direkt aus ihrer Brust kommend… ihr Herz, wie es schmerzvoll begann erneut zu schlagen und voller Pein kniff sie die Augen zusammen und schrie laut auf…
Feli erwachte nun, von ihrem eigenen Schrei geweckt mit einem Rucken wieder in der für sie nun realen Welt aus dem sterben…
Leise zuckten ihre Muskeln ansonsten lag ihr Körper still in den weichen Kissen und Daunen des riesigen Bettes. Sie war allein…
Keuchend ging ihr Atem, stoßweise, ein und aus während sich erst langsam ihr Blick an das ungewohnte dunklere Licht gewöhnte, dass hier herrschte. Und dennoch, starr vor Angst und Schrecken starrte sie nun empor zur geschwungenen schneeweißen Decke, die reich verziert war mit allerlei seltsamen an Äste erinnernde Schnörkel, die sich über den gesamten Raum hinweg ausbreiteten.
Ich bin… nicht tot?? war ihr erster und alles umfassender Gedanke als sie sich ruckartig im Bett aufrichtete und als Quittung dafür einen dumpfen Schmerz aus ihrem Arm hervor kriechen spürte. Sofort kniff sie die Augen zusammen, riss den anderen Arm herum und hielt sich den Schmerzenden. Erst langsam öffnete sie wieder ihre Augen, schob den Ärmel des weißen Gewandes hoch, dass sie trug und erkannte darunter einen sauber und ordentlich gewickelten Verband um ihren Arm gewickelt. Sachte hob sie den Arm an und legte ihn auf ihren Schoss, dabei fiel ihr Blick auf ihre Hand, sie sah wieder genauso aus, wie vor dem Angriff des Wolfes Telpe.
„Ich bin … nicht tot!" leise und langsam sprach sie es aus, schob langsam den Ärmel wieder zurück an seinen Platz und ein erleichtertes Seufzen glitt ihr über die Lippen.
Das Ticken der Uhr, dass sie gehört hatte in ihrem Todestraum, kam ihr wieder in den Sinn… sofort schoss die gesunde Hand an ihre Brust, es dauerte eine kurze weile, doch dann spürte sie ihn, regelmäßig und stetig wie immer, ihren Herzschlag…
Aber ich habe doch genau bemerkt, wie mein Herz aufhörte zu schlagen… oder haben die geisterhaften Stimmen mich wieder zum Leben erweckt? Aber sie wollten mich doch nicht gehen lassen?? Oder hatte man ihr hier in Bruchtal so gut geholfen? War sie überhaupt in Bruchtal? Langsam begann ihr Blick in dem Raum vom Bett aus herum zu wandern und nicht nur allein um herauszufinden ob sie nun in Bruchtal war oder nicht tat sie es… sie tat es auch um sich erstmal wieder zu beruhigen...
Links und rechts vom Bett standen riesige vielarmige Kerzenständer und flankierten es. Über ihr wachte eine Frauenstatue, so schön und ebenmäßig von Statur und Bau, wie es wohl nur die Elben hinbekamen, dachte sich Feli.
Ihr Zimmer war jedoch nicht geschlossen sondern umgeben von vielen Torbögen, die allesamt nach draußen wiesen, ohne das Glas verhinderten, dass Blätter und Äste auf dem Boden und den Teppichen herum lagen.
Jetzt jedoch zog Feli die Luft genüsslich ein, sie hatte einen wohltuenden Geruch entdeckt, der sie etwas an das Kraut erinnerte, mit dem Sam sie eingestrichen hatte, als ihr Arm noch von der schwarzen Masse umgeben war, nur roch dieses Kraut noch etwas intensiver, und Belebender…
Sofort lenkte sie ihren Blick seitlich und entdeckte den Ursprung des Geruchs. Ein riesiger Holzbottich stand in dem Raum. Dampf stieg daraus hervor und trug den wohltuenden Geruch bis zu ihr ans Bett herüber.
Feli erkannte was es war, ein Bad das für sie eingelassen worden war bis sie erwachte.
Ein leises knistern ließ sie jetzt nach unten blicken. Unter dem Bottich war ein kleines Feuerchen entzündet worden und hielt so das Wasser darinnen schön warm. Damit der Bottich selbst nicht anfing zu brennen, war er aufgestockt worden auf eine kleine Metallplattform.
Feli, die schon seit einer Ewigkeit wie es ihr vorkam, nicht mehr gebadet hatte, war mehr als dankbar für diesen Bottich voller warmes Wasser, das gleich ihre Haut erfrischen würde.
Gerade als sie die Decke zurückwarf und ihre Beine dem Boden entgegen streckte, entdeckte sie auf zwei Stühlen noch etwas Interessantes.
Auf dem einen Stuhl lagen ihre weltlichen Sachen, ihr Top, nun nicht mehr blutverschmiert und ihre lange Hose, das Loch unterhalb des Knies, das sie sich zugezogen hatte als sie während der Wanderung gestolpert und unglücklich aufgeschlagen war, war ebenfalls verschwunden. Ein leichtes lächeln glitt ihr über die Lippen und sie dachte daran sich später bei den Elben zu bedanken. Zu Füßen des Stuhls lag noch ihr Rucksack, ebenfalls wieder in seiner ursprünglichen Form, ohne dass Sicherheitsnadeln alles zusammen halten mussten…
Auf dem anderen Stuhl, direkt über die Lehne ausgebreitet lag jedoch ganz andere Kleidung, wie sie sie noch nie zuvor gesehen hatte. Ein hübsches, helles Gewand mit normalem Ausschnitt und zwei Ärmeln, wie sie sie sonst nur von japanischen Kimonos kannte. Lang und bis zum Boden herab reichend, mit langen schwarzen Schnüren für die Hüften als Gürtel und für die Ärmel zum zusammenbinden, damit sie nicht ständig verrutschten.
Das muss elbische Kleidung sein… die ist ja wunderschön! dachte Feli erfurcht erfüllt und stellte sachte ihre Füße nun endlich auf dem Teppich vor ihrem Bett ab. Doch so ganz genesen war sie anscheinend wohl doch noch nicht, geschweige denn wieder so Fit auf den Beinen, denn das erste was passierte war, dass ihr schwindelig wurde.
Kurz bevor ihr schwarz vor Augen wurde, klammerte sie sich an der Bettkante fest und setzte sich wieder zurück.
„Das … wäre beinahe schief gegangen!" murmelte sie und fühlte sich an ihren einen Traum zurückerinnert, an ihren Fiebertraum in dem sie in ihrem Zimmer aufgewacht war und ihr fast das gleiche passierte wie jetzt gerade…
Sie benötigte noch ein paar Versuche ehe sie endlich auf ihren beiden Beinen stand und nicht mehr drohte umzukippen. Langsam wanderte sie zum großen Bottich herüber. Bevor sie sich in diese erhabene Kleindung begab, wollte sie doch sauber sein, dass war ihr erster Gedanke als sie die Kleidung der Elben auf dem Stuhl liegen gesehen hatte.
Misstrauisch blieb sie jedoch vor dem Bottich stehen und blickte am Bett vorbei, herüber zu den vielen Bögen, in die jeder hinein sehen konnte, wie es ihm beliebte. Zwar gab es hier viele dichte Äste und dicke Stämme von Bäumen, aber man konnte ja nie wissen!
Ein warmer Wind strich über ihre Haut während sie langsam hinter den Bottich wanderte, fern von neugierigen Blicken…
Als sie in das warme Wasser eintauchte fühlte sie sich fast wieder wie Neu geboren. Die Anstrengung und die Angst sowie auch die Lasten fielen von ihren Schultern wie ein lästiger Sack Reis, den sie von einem Ort zum anderen geschleppt hatte und nun froh war ihn los zu sein. Das wohltuende Kraut, das in dieses Wasser hinein gegeben worden war, tat ihr übriges.
Nach dem Bad fühlte sie sich nicht nur Besser, sondern auch schon wieder etwas Kräftiger. Sofort begab sie sich nach dem abtrocknen zu dem Stuhl mit der elbischen Kleidung und kleidete sich ein. Während sie sich anzog, fiel ihr Blick auf ihre weltliche Kleidung und sie beschloss sie auf jeden Fall zu behalten.
Wenn ich wieder nach Hause komme, darf ich nicht mit diesem Gewand weiter durch die Weltgeschichte laufen… da muss ich mich wieder anpassen! ein leises seufzen glitt ihr wieder über die Lippen als sie an Zuhause dachte.
Aber noch etwas anderes fiel ihr bei diesem Gedanken ein…!!
Sofort schnürte sie den Gürtel fest um ihren Bauch, als sie auch schon mit einem kleinen Schritt nahe genug an den anderen Stuhl herangetreten war und die Hose an sich riss.
Hektisch begann sie nun mit fahrigen Bewegungen in den Hosentaschen zu wühlen und leise fluchend flüsterte sie: „Wenn er weg ist… dann… dann…dann bringe ich die Elben um!!" Doch hier hielt sie inne, bemerkte den Ring, spürte ihn in der rechten Hosentasche und aufatmend zog sie ihn mit zwei Fingern hervor.
„Da… da ist er ja!" flüsterte sie erleichtert und ließ den Ring in eine der Taschen ihres neuen Elbengewandes gleiten.
Sich erst langsam erholend von diesem ersten Schock, der keiner war, ging sie langsam rückwärts und setzte sich wieder auf die Bettkante um sich wieder zu beruhigen.
Was … was habe ich mir nur dabei gedacht so etwas überhaupt zu sagen? Wie komme ich nur dazu?? leise seufzte sie und wünschte sich diesen Satz niemals ausgesprochen zu haben… wenn sie nun jemand gehört hätte??
Jemand… wo waren überhaupt die ganzen Elben…? Seit dem sie erwacht war, hatte sie niemanden gesehen… weder die Hobbits, noch einen Elben.
„Wenn das hier Bruchtal ist, müsste es doch nur so von Elben wimmeln?!" überlegte Feli verdutzt und spürte wieder diesen lauen warmen Wind über ihre Haut gleiten.
Dieses Mal war er jedoch so stark, dass ein paar ihrer Haare mit dem Wind hin und her geworfen wurden und für etwas Zerstreuung sorgten.
Feli folgte mit dem Blick den Ursprung des Windes und erkannte auf dem Boden nun Lichtstrahlen, hereingelassen durch einen Torbogen, in denen tanzende Äste und Blätter mit dem Wind spielten.
Erst jetzt vernahm sie wirklich das zwitschern der Vögel, das rauschen der Blätter und Äste im Wind, das gelegentliche knirschen der Bäume um sie herum von irgendwo her hörte sie einen kleinen Bach vor sich hin plätschern…
Belebt durch das Bad und nun durch diese herrlichen Geräusche, stand Feli wieder auf, rückte noch schnell ihr Gewand zurecht und blicke entschlossen zur Tür herüber, die am Fußende des Bettes einladend herüberragte.
„Wenn niemand zu mir kommt, dann muss ich eben jemanden suchen gehen! Am liebsten wären mir immer noch die Hobbits!" sagte sie leise um sich selbst Mut zu machen, denn sie hatte schon etwas Angst vor diesen erhabenen Elben die alles wussten und alles konnten – jedenfalls stand es so in dem Buch, dass sie mal gelesen hatte!
Leise drückte sie nun den Türknauf herunter und öffnete langsam die schwere Tür, dass hieß sie drückte sie langsam auf. Kein knirschen trat aus den Angeln hervor, nur ein paar Blätter tanzten über den Boden, als sie die Tür ganz aufstieß und ein neuer Luftzug auf dem Gang entlang fegte. Ansonsten war es still…
Erst jetzt wagte sie es langsam aus der Tür heraus zu linsen, schaute sich um und erblickte einen leeren Flur vor sich. Und auch keine weiteren Türen… auf diesem Flur war sie mit ihrem Zimmer ganz allein…
Leise trat sie aus dem Zimmer hervor und schloss die Tür sachte hinter sich. Wieder tanzten ein paar Blätter auf dem Steinboden, begleitet auch hier von Sonnenstrahlen des hellen Tages, der durch die Bögen durch die Bäume hindurch schienen.
Feli traute sich ein paar Schritte zu gehen, konnte sich jedoch nicht an den geschwungenen Mustern des Bodens und der Täfelung der Decke satt sehen.
Auch die Torbögen waren reich geschmückt und verziert mit allerlei kleinen aus Stein gehauenen Statuen, die von verwobenen oder auch meist Ästen ähnlichen Schnörkeln umgeben waren.
Feli trat nun bis ganz an den Rand des Bogens und hielt sich vorsichtig an einer der Säulen fest während sie ihren Blick über eine herrliche Frühlingslandschaft gleiten ließ. Überall war es grün und bunt von den Blüten der Bäume umrankt und der Geruch von den Blüten schwappte bis hinauf zu Feli und genießend atmete sie ein und aus…
Doch je weiter man in die ferne blickte, desto schneller nahm die Frühlingslandschaft mehr und mehr ab und machte Platz für eine gold-gelb-rote Herbstlandschaft und an den Berghängen, von denen Bruchtal anscheinend umgeben war, waren die Bäume bereits kahl und trostlos so als wären sie schon lange tot und verwelkt…
Sterben die Bäume etwa hier…? Stirbt etwa auch Bruchtal?? dachte Feli verwundert als sie mit einem mal Schritte neben sich hört auf dem Flur.
Sofort dreht sie sich um, blickte den Schritten entgegen und rief: „Hey, Hallo… ich bin…" doch hier verstummte Feli jäh…denn auf dem Flur war sie noch immer allein! Oder doch nicht ganz allein? Mit einem Mal erspähte sie dort hinten, hinter der nächsten Ecke einen tanzenden Schatten, der immer kleiner zu werden schien…
„Hey,… warte doch, so warten sie doch!" rief Feli, doch der Schatten wurde immer kleiner und schließlich verschwand er hinter der Ecke auf nimmer wieder sehen!
Sofort begann Feli auf den Schatten zuzugehen, doch leider vergebens…
Als sie endlich die Ecke erreicht hatte und den nächsten Gang entlang blickte, war dieser genauso Leer wie ihrer…
Auch in diesem Gang lag alles voller verwelkter und toter Blätter, was sehr unpassend zu den ansonsten im Frühlingskleid geschmückten umstehenden Bäumen war. Ein eisiger Wind fegte nun hier entlang und streifte Feli. Sofort schlang sie ihre Arme um ihren Körper, ein leichtes Frösteln glitt über ihre Haut und ein unbestimmtes Unwohlsein umschloss nun ihr Herz.
Schnell beschloss sie weiter zu gehen und so schnell es ging die Hobbits zu finden, die hier schließlich auch noch irgendwo sein mussten…
