Kapitel 26.
haigeki- verwerfen, ablehnen
Nun ergriff Gandalf das Wort in die nun hinein gebrochene Stille und erhob sich.
„Ich kann verstehen, dass alle Völker ihre eigenen Probleme haben und jede Hand im eigenen Land mehr als dringend gebraucht wird. Und für manche Völker sind die eigenen Hände leider zu wenig, als dass sie alles Zerstörte aufbauen und gleichzeitig für den eigenen Schutz sorgen können. Aber dennoch ist es ebenfalls wichtig, dass es Mittelerde selbst gut geht." Eine Geste richtete sich auf Radagast. „Er verlangt wirklich nicht viel, nur ein paar Augen, die sich ab und an auf die Tierwelt von Mittelerde richten und viele wachsame Augen können viel erspähen, viel mehr als nur ein paar. Als Gegenleistung erhaltet ihr Hilfe aus der Luft und die ungezügelte Kraft Beorns." Er fuhr mit seinem Stab einmal durch die Reihen. „Ist denn diese Gegenleistung nichts im Vergleich zu dem was ihr dafür Geringes tun müsst?" Er zog seinen Stab zu sich zurück und stützte sich schwer darauf. „Auch ich habe gesehen, dass die Tiere von Mittelerde aggressiver sind als normal und ich möchte behaupten, dass jeder der hier Anwesenden über mindestens einen Vorfall berichten kann, der die Beobachtungen von Radagast, den Adlern und Beorn bestätigen können." Seine Augen glitten im Kreise des hohen Rates einher, doch jeden, den er mit seinem Blick bedachte, wichen ihm aus, starrten auf ihre Hände im Schoß oder räusperten sich verlegen.
Radagast starrte zu Gandalf herüber und dieser schüttelte nur mit dem Kopf. Es hatte keinen Sinn. Die Menschen und Völker vermochten sich selbst und anderen zu Helfen, aber wenn es um einen Dienst außerhalb dessen ging, dann trat Schweigen hervor. Gandalf seufzte, blickte sich noch einmal im Kreise um, schaute noch einmal zu Elrond herüber, der ebenfalls mit dem Kopf schüttelte und erhob die Stimme. „So sei es dann. Ich werde Radagast helfen und mit ihm durch die Lande reisen. Ich werde ihm helfen und herausfinden, was mit den Tieren passiert ist. Jedoch ist jede Botschaft, und sei sie noch so klein, aus jedem Teil von Mittelerde bei uns Willkommen. Jeder Hinweis kann entscheidend sein…" Radagast unterbrach: „Jeder der uns seine Beobachtungen mitteilt, bekommt auch Unterstützung, aber bisweilen unter Vorbehalt, denn erstmal muss ich mit den Adlern und Beorn über den Ausgang ihres vorgebrachten Anliegens unterhalten. Vielen Dank, dass ihr zum trotz dessen meinen übersandten Worten gelauscht habt." Der Zauberer mit dem braunen Gewandt setzte sich mühsam wieder auf seinen Platz. Die kleine Eule flatterte einmal um seinen Kopf herum ehe sie dieses Mal auf der anderen Seite seiner Schultern platz nahm und die Augen wieder schloss um weiter zu schlafen.
Feli hatte während der ganzen Zeit in der Gandalf und Radagast zum hohen Rat gesprochen hatten, still auf ihrem Platz verharrt und geschwiegen, den silbernen Ring in ihrer Faust.
Sie war sich sicher, dass sie mit ihrem Ring helfen konnte, nur wusste sie leider noch nicht wie sie das anstellen sollte. Sie konnte mit dem Ring nicht umgehen - noch nicht umgehen - und wusste auch im Moment nicht so Recht, wozu sie ihn überhaupt hatte.
Der einzige Grund den ich in Bezug auf diesen verfluchten Ring im Moment sehe ist, dass er mir und allen in meiner Umgebung nur Ärger einhandelt. dachte sie verbittert und seufzte als in ihr die Erinnerungen hoch kamen, wie die Wölfe nach dem Ring getrachtet hatten, regelrecht in eine Art Wahn verfallen waren, so als könnten sie ohne den Ring nicht mehr Leben.
Sollte etwa die gesamte Tierwelt verrückt spielen, nur weil ich mit dem Ring hier in Mittelerde aufgetaucht bin? überlegte sie und presste die Hände so fest gegen den Ring, dass sie garantiert einen Abdruck in der Handfläche erkennen müsste.
„Fräulein Feli, ihr habt doch auch, in Begleitung von Frodo und Sam, von ähnlichen Übergriffen zu berichten auf eurem Wege hier her?" Jäh wurde Feli aus ihren Gedanken gerissen und sie sah auf, drehte ihren Kopf Elrond entgegen und blinzelte.
„Ähm… ja, das haben wir!" presste sie aus sich heraus, kaum hörbar, beinahe einem Wispern gleich.
Hilfe suchend blickte sie zu Frodo und Sam herüber, doch die konnten ihr im Moment nicht so wirklich helfen. Der schwarzhaarige Hobbit war noch immer beinahe kalkweiß und Sam hatte alle Mühe seinen Herren beizustehen.
So lenkte sie ihren Blick wieder zu Elrond herüber, der Wissend nickte. „Zweimal hattet ihr Übergriffe von Wölfen, habe ich recht?!" half er Feli auf die Sprünge, doch diese begann noch immer nicht zu erzählen, obwohl sie die Aufforderung dazu in Elronds Stimme vernahm und auch die Blicke der Anwesenden sprach für sich. Sie wusste, dass nun die Zeit gekommen war ihre Geschichte zu erzählen, aber sie hatte Angst. Es war nicht nur die Angst vor so vielen Fremden zu sprechen, es war auch die Angst Missverstanden zu werden, vor Feindseligkeiten… vor Übergriffen… Schnell wandte sie ihren Blick von Elrond ab und nickte kaum merklich, stammelte dazu noch ein beinahe gehauchtes Ja hervor und starrte auf ihre ineinander gefalteten Hände herab, in deren inneren der Ring sich verbarg.
Totenstill war es im Kreise des hohen Rates. Keiner sagte auch nur ein Wort. Selbst die Bäume und der Wind schienen verstummt. Kein einziger Laut war zu vernehmen und alle starrten Feli an, die gegen den Drang ankämpfte sich den Ring auf den Finger zu streifen.
Sie sehnte sich nach dem Mut, den sie im Kampf gegen die Wölfe hatte. Doch sie wusste auch, dass dieser an die Kraft des Ringes gekoppelt war und ohne ihn würde sie es wohl niemals schaffen sich aufzuraffen. Der Stuhl Elronds knirschte, als dieser sich ein Stück zurücklehnte. Feli konnte den Blick förmlich auf ihrer Haut spüren.
„Fräulein Feli, ich weiß es mag schwer sein darüber zu reden, aber möchtest du nicht trotzdem erzählen was passierte? Ich meine, wir können dir nur helfen wenn wir alles erfahren was passierte ehe du es bis Bruchtal geschafft hast!" Die Angesprochene Blickte empor und zu Elrond herüber, versuchte die anderen Blicke zu ignorieren und presste den Ring fest in ihre Handflächen hinein. Sie wollte ihn aufsetzen, aber noch kämpfte sie erfolgreich dagegen an und begnügte sich im Moment mit dem Gefühl ihn in ihrer Hand zu spüren. Das Gefühl der Sicherheit schwang mit dem Ring zu ihr herauf und ihre Gedanken begannen sich zu ordnen.
Schließlich wusste sie ja, das Elrond Recht hatte mit dem was er sagte. Ohne ihre Hilfe würde sie niemals wieder nach Hause gelangen, doch helfen konnten sie natürlich erst, wenn sie alles wussten, was vom ersten Tage an hier in Mittelerde geschehen war.
Tief holte sie Luft ehe sie von irgendwo her aus ihrem Inneren noch den letzten funken Mut entflammen ließ und sich erhob. Langsam löste sie den Blick von dem hohen Elben und schaute in den Kreis des hohen Rates hinein, in die vielen Augenpaare, trat ein paar dennoch zaghafte Schritte vor, bis sie beinahe neben der steinernen Anrichte stand und verbeugte sich tief. Den Ring verbarg sie nun in der Handfläche des verletzten Armes und leicht begann er zu pochen als sie ihn nun anwinkelte um ihre Verbeugung noch zu unterstreichen. Doch sie ignorierte den Schmerz und richtete sich wieder auf. Sie räusperte sich ehe sie begann zu sprechen:
„Völker von Mittelerde, Herr über Bruchtal, Elben, Zauberer, Menschen, Zwerge, Halblinge!" begann sie und wandte sich einmal einen Kreis beschreibend an beinahe jedes Volk von Mittelerde. „Ich bedanke mich für das herzliche Aufnehmen in diesem Kreis des hohen Rates und dass es mir gestattet ist, daran Teil zu haben." Leicht nickte sie nun noch einmal Elrond entgegen der zuerst abwinken wollte, sich dann doch eines besseren besann und leicht nickte.
„Mein Name lautet Feli und ich gehöre nicht nach Mittelerde. Bitte verzeiht deshalb, falls ich mich nicht ganz so ausdrücken kann wie ihr es vielleicht gewohnt seid. Ich komme aus einer anderen Welt, einer Welt, jenseits eurer Vorstellungskraft. Bei uns ist alles sehr viel anders als hier. Dort gibt es keine Zauberer, keine Elben, keine Zwerge und auch keine Halblinge. Es gibt keine magischen Wesen und auch keine Zaubergegenstände und trotzdem bin ich genau durch einen Zaubergegenstand hier nach Mittelerde gelangt." Hier hielt Feli inne und wider ihres Willens streckte sie eine Hand vor, ließ sie über der Anrichte schweben ehe sie diese öffnete und langsam den Ring von ihrer Handfläche gleiten ließ. Mit einem leisen Geräusch landete der Ring auf der Anrichte und durch Felis Körper lief ein kurzer, dafür aber umso intensiver Seufzer. Nur für einen Augenblick flackerten ihre Augenlider und entwich die Luft aus ihren Lungen wie aus einem prall gefüllten Luftballon. Als wäre eine Last von ihren Schultern genommen worden, als hätte sie endlich den lang ersehnten Traum erreicht, den sie sich so lange vorgestellt hätte, so fühlte es sich an als Feli den Ring endlich einmal freiwillig aus der Hand gab.
Feli trat ein paar Schritte beiseite, damit alle sich den Ring einmal betrachten konnten. Vorsichtig, doch auch Neugierig wurden nun die Hälse verrenkt und jeder erhaschte einen kurzen Blick auf diesen silbernen, fast unscheinbaren Ring, dessen Macht beinahe jeder der Anwesenden spüren konnte. Skepsis lag auf manchen Gesichtern, auf anderen Furcht, auf den nächsten Interesse… aber eines hatten alle Gesichter gemeinsam: sie drückten Ehrfurcht aus.
„Dies ist dieser Zaubergegenstand", fuhr Feli fort und ihr Blick heftete sich für einen Moment an den Ring. „Dies ist der Gegenstand, dieser Ring, der mich nach Mittelerde transportierte, als ich ihn das erste Mal aufsetzte, vor genau zwölf Tagen, noch in meiner Welt. Und…!" Doch hier, als Feli sich gerade dazu bereit machte, alles zu erzählen was sie wusste, alles von Anfang an, da wurde das Wort erhoben. „Vor genau zwölf Tagen sagtest du, Fräulein Feli?!" es war die Stimme Radagast´s und als Feli sich zu ihm herumdrehte, war sein Blick sehr schneidend und sehr wachsam. In ihr zog sich alles zusammen und schon konnte sie ihren Arm zucken spüren, und die Hand nach dem Ring greifen sehen, doch noch einmal hielt sie sich zurück und antwortete: „Ja, vor genau zwölf Tagen, wieso? Was meint ihr damit?!" Der Zauberer der Tiere starrte sie an und meinte daraufhin: „Vor genau zwölf Tagen wurde es nämlich besonders Schlimm mit den Tieren. Da wurde es so schlimm dass selbst die Adler und Beorn es nicht mehr ignorieren konnten und mich genau deshalb beauftragten hierher zu reisen. Und wie es aussieht, hat sich wohl die Reise gelohnt." Feli biss die Zähne aufeinander. Ihre Gedanken kreisten jetzt um den Ring und dass ihr verdacht sich bestätigt hatte: Es war ihre Schuld, dass die Tiere Verrückt spielten! Sie wich ein Stück zur Anrichte zurück, stieß mit dem verletzten Arm dagegen und zog die Luft scharf ein. Der Schmerz brachte sie zurück in die Wirklichkeit und der Ring blieb auf der Anrichte.
„Somit hätten wir es gefunden. Der Ring ist offenbar die Ursache für all das Übel, das über uns hereingebrochen ist!" Jetzt erhob sich Radagast so heftig, dass die kleine Eule das Gleichgewicht verlor und auf den Stuhl hinter ihm landete. Ohne sich darum zu kümmern blickte er in die Runde des Kreises. „Überlegt alle gut, meine Freunde. Wann begannen die Angriffe der Wölfe, Warge und vor allem der Orks sich zu mehren? War das auch vor genau zwölf Tagen? Seit wann müsst ihr mehr den je um euer Leben fürchten? Etwa auch seit zwölf Tagen??" Radagast´s Blick heftete sich auf Feli deren Augen immer größer wurden und sie vor Angst kaum wagte etwas zu sagen während Radagast auf sie deutete.
„Dieser Ring hat zuviel Macht in ihren Händen! Nehmt ihn ihr weg bevor das gleiche passiert wie damals mit Sauron und dem Einen!" Feli blinzelte erschrocken, presste sich mit ihrem Rücken so dicht es nur ging an die Anrichte, griff nach Halt suchend um sich und stammelte: „Ja aber… aber der Ring… ich weiß doch gar nichts über ihn… nur dass er für das Gute stehen soll! Mehr weiß ich nicht! Er soll nicht böse sein, er soll … soll doch…!" „Schweig!" zischte Radagast dazwischen und alle Augen waren nun auf ihn gerichtet.
„Radagast, der Braune, so beruhigt euch doch!" begann Elrond zu beschwichtigen und gleichzeitig Feli zu Hilfe zu kommen, doch zugleich erhob sich Gandalf und richtete das Wort an den Zauberer seiner Zunft.
„Der Ring bleibt wo er ist! Er ist stark und Mächtig aber ich spüre viel Positives in ihm. Spürst du es denn nicht auch?" Radagast wirbelte herum und stützte sich nun schwer auf seinen Stab während sich die Eule auf die Spitze setzte. „Wieso… wieso wurden die Tiere verrückt als dieses Mädchen hier mit dem Ring auftauchte? Kannst du mir das erklären, Gandalf der Weiße?!" Er wartete gar nicht erst die Antwort ab sondern richtete seinen Blick wieder Feli entgegen: „Sie kann gar nicht mit solch einer Macht umgehen, sie wird es auch niemals lernen! Deshalb reagieren die Tiere Mittelerdes darauf, auf die Macht des Ringes!! Und noch etwas: Sie ist nicht mal von hier! Was hat sie überhaupt mit uns zu schaffen? Haben wir nicht schon genug Leid erlitten durch den Einen und Sauron und die Bedrohungen aus Mordor und aus den Orks und Wargen heraus? Was geht ihr unsere Probleme an? Was gehen wir ihren Problemen an? Was hat sie mit dem Ring zu schaffen? Was soll das ganze überhaupt? Beantwortet mir diese Fragen Gandalf, der Weiße!"
Der weiße Zauberer umklammerte seinen Stab und man sah, dass er bereits begann die Geduld mit seinem Gegenüber zu verlieren. Er wusste woran das lag. Radagast war ein sehr mitfühlender Zauberer und da er für die Tiere Einstand, waren diese natürlich sein Hauptziel und sein Lebensinhalt. Das was er beschützen musste. Doch konnte er dafür einfach dieses Mädchen so sehr bedrängen? Sie wollte bestimmt nicht hierher, das war eine höhere Macht die sie dazu auserkoren hatte hierher zu gelangen und nun lag es nun mal in den Händen der hier Anwesenden sie wieder zurück zu schicken, denn ganz gleich was das für ein Ring war, dieses Mädchen gehörte nicht hierher und Gandalf, der selbst zu genau wusste, wie schnell ein empfindliches Gleichgewicht zerstört werden konnte, ahnte bereits, wenn sie noch länger als nötig hier blieb, das nicht ohne Folgen bleiben würde… „Radagast, der Braune. Ich weiß genau was ihr meint und sie ist nicht imstande diese Macht einzusetzen, aber glaubt ihr nicht, dass das genau das richtige ist? Was würde jemand mit dem Ring zu tun vermögen, der damit umgehen kann? Er könnte natürlich, sofern der Ring für das Gute steht, vieles bewirken, was uns allen Helfen kann. Aber sollte er in die falschen Hände geraten, kann auch viel Unheil über uns kommen. Deshalb finde ich es besser, wenn er in den Händen des Mädchens bleibt, vor allem weil sie wohl ohne ihn nie mehr nach Hause finden wird." Der Zauberer mit dem braunen Gewand stolperte einen Schritt zurück. Das konnte doch nicht der ernst des Weißen Zauberers sein?! Ihr den Ring einfach so überlassen? Und was war wenn genau ihre Hände die Falschen waren? Was war wenn sie alle dem Untergang geweiht waren?
Radagast erhob seinen Stab und stieß ihn einmal in den Boden hinein. Die kleine Eule fiepte einmal kurz auf.
„Gandalf, ihr versteht nicht was ich damit sagen will! Was ist wenn ihre Hände genau die Falschen sind?!" raunte er.
„Was ist wenn deine Hände genau die Falschen sind?! Mit deinem Zorn und deiner Missgunst, würde ich dir den Ring niemals anvertrauen!" erwiderte Gandalf und Radagast´s Augen wurden groß und größer während sich einige der Anwesenden erschrocken die Hände vor den Mund hielten und augenblicklich ein heftiges Gemurmel anschwoll. Nun erhob sich auch noch Elrond: „Gandalf, der Weiße, ich dulde nicht dass so gesprochen wird im hohen Rat…!" Doch ehe er fortfahren konnte, wurde er von Aras unterbrochen, der sich nun ebenfalls erhob. „Wer garantiert uns denn wirklich, dass sie keine Gefahr für uns darstellt?!" er deutete Unverholen auf Feli, die ihren Blick immer wieder von einem zum nächsten schwenken musste.
„Nun hört auf so schlecht zu reden!" begann nun auch noch Legolas und erhob sich. Gimli tat es ihm gleich: „Hör sich einer diese Weisen an. Halten sich für sehr schlau, aber sind sehr schnell dabei jemanden zu verurteilen!" „Das verbitte ich mir!" rief nun Aras und seine Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen.
„So hört doch auf euch zu streiten!" begann Elrond und erhob sich nun ebenfalls um einzuschreiten. Als schien das dass vereinbarte Zeichen gewesen zu sein, erhoben sich nun alle Anwesenden des hohen Rates und scharrten sich um Radagast, Gandalf und Aras während Feli sich langsam zu der Anrichte herumdrehte und den Ring wie die letzte Rettung vor dem Sturme, den sie unbeabsichtigt entfacht hatte, anschaute. Doch darüber hinaus entdeckte sie nun, dass Bilbo, Sam und Frodo noch auf ihren Plätzen saßen. Sie blickte zu Feli und dem riesigen Pulk von sich Streitenden herüber und ihre Münder standen weit offen. Verständnislosigkeit lag auf ihren Gesichtern und immer wieder konnte sie sehen, dass sie mit ihren Köpfen schüttelten.
Feli, die inzwischen extrem eingeschüchtert war, drängte sich mit pochendem Herzen so dicht es nur ging an die steinerne Anrichte, wo noch immer der silberne Ring unschuldig und völlig deplaziert herumlag und nur darauf wartete von ihr ergriffen zu werden. Der Drang ihn an sich zu nehmen und einfach aufzusetzen, war so stark wie noch niemals zuvor und Feli musste sich wirklich zusammenreißen, doch schon hob sie eine Hand und hielt sie geöffnet nur wenige Zentimeter über den Ring. Sie konnte schon beinahe gar nichts mehr dagegen tun. Der Drang zu erfahren was diese ganzen Fremden wirklich von ihr dachten und wirklich von ihr hielten, war beinahe übermächtig.
Beinahe hatten ihre Finger den Ring erreicht als sie ihren Blick abwandte und zu den Hobbits herüberschaute. Trotz des ganzen Tumults hinter ihr, konnte sie die Worte verstehen, die sie wechselten.
„Wie damals, Herr Frodo, wie damals!" flüsterte Sam ergeben und Frodo nickte während er zu Feli herüberblickte, die nun ihre Hand wieder ein Stück weiter über den Ring bringen konnte. Leise schüttelte Frodo mit dem Kopf, so als wüsste er was in ihren Gedanken vor sich ging und flüsterte: „Nein, nicht… nimm ihn nicht, sonst wirst du niemals stark genug sein ohne ihn… glaube mir! Lass ihn dort liegen!" In ihr war als würde ein Damm, der fast gebrochen war, wieder gefestigt werden, indem endlich das befestigende Material angeliefert wurde, das benötigt wurde. Sie gewann wieder die Kontrolle über ihre Hand zurück und zog sie langsam wieder zu sich zurück.
Sie hatte den Kampf um ihre Selbstbeherrschung gewonnen und mit einem tiefen Luftzug griff sie nun mit beiden Händen an den Rand der Anrichte und richtete sich wieder daran auf. Doch noch war der Drang nicht ganz vorüber und obwohl sie wusste, dass es Schmerzen würde, griff sie mit einer Hand direkt hinein in ihren Verband. Ein heißer, glühender Blitz zuckte durch ihren Körper, brachte sie aber endgültig zurück in die Wirklichkeit.
Leise pochte ihr Arm und dankbar blickte sie zu Frodo herüber, der anscheinend genau gewusst hatte, was für Worte sie brauchte.
Genau in diesem Augenblick durchschnitt ein Poltern die Luft.
Feli drehte sich herum, hielt ihren schmerzenden Arm fest und versuchte nicht mehr an den Ring zu denken, versuchte sich auf ihren Wunsch zu konzentrieren wieder nach Hause zu kommen.
Sie erblickte den zornigen Gandalf, der seinen Stab fest umklammerte:
„RUHE und zwar von allen! Dieses Mädchen ist bestimmt nicht freiwillig hier und versteht nicht einmal was sie hier überhaupt soll, was der Zweck des ganzen ist, und ihr alle hier richtet bereits über sie! Gebt ihr wenigstens die Chance ihre Geschichte ganz zu erzählen, was sie gegenüber dem Ring empfindet, ehe ihr sie verurteilt!" Gandalf sprach und deutete nun zu Radagast herüber. „Ich kann dich verstehen, Radagast, der Braune, und ich entschuldige mich für meine harten und barschen Worte von eben. Ich kann deine Bedenken verstehen und ich verstehe auch, dass du die Tiere von Mittelerde schützen willst, aber die Weise wie du deine Forderungen durchsetzen möchtest, die unterstütze ich nicht!" Er wandte sich nun wieder an alle. „Ihr solltet euch schämen. Jemanden zu verurteilen, dessen Geschichte ihr nicht einmal gehört habt. Bevor der eine Ring vernichtet wurde, gab es schon genug Probleme in Mittelerde und auch jetzt bereits ein Jahr nach der Vernichtung, sind noch längst nicht alle Wunden verheilt, ist noch längst nicht jedes Haus wieder aufgebaut, ist noch längst nicht jeder Verlust vergessen und auch den Opfern wird tagtäglich gedacht. Nur weil sie einen Ring hat, denkt ihr nun sie und der Ring seien böse! Ich kann verstehen, dass ihr alle Misstrauisch seid und dass ihr Zauberringen skeptisch gegenübersteht, aber bedenkt: Dieser Ring stammt aus einer anderen Welt, von jemanden zu uns gebracht, der nicht nach Mittelerde gehört." Noch einmal drehte er sich im Kreise. Die Anwesenden wichen allmählich zurück vor Gandalfs mahnenden und doch so wahren Worten. „Bestimmt geschieht vieles, aber meistens nicht ohne Grund! Warum sonst hätte ein Mensch aus einer anderen Welt zu uns gefunden!?" er drehte sich herum und wies mit einer einladenden Geste zu Feli herüber. Diese blickte empor in das alte, lächelnde Gesicht Gandalfs und ihr Herz, das in den letzten Minuten beinahe zum bersten gepocht hatte, beruhigte sich. „Also sollst du, Fräulein Feli, vortreten, ohne dass du noch einmal Unterbrochen wirst, erzählen und dann werden wir alles in unserer Macht stehende Versuchen, dir zu helfen wieder zurück nach Hause zu finden!"
Leicht löste sie sich von der Anrichte, an der sie noch immer mit dem Rücken gelehnt stand und trat einen Schritt vor. Ihr Herz hatte sich beruhigt, ihr Atem ging normal und ihr gerade erst dazu gewonnener Mut war zurückgekehrt.
Alle Anwesenden begannen zu ihren Plätzen zurück zu kehren und die allgemeine Unruhe begann sich zu legen. Gandalf, der weiße Zauberer hatte mit seinem Einschreiten die erhitzten Gemüter beruhigt und Feli die Chance zuteil kommen lassen, endlich ihre Geschichte erzählen zu können. Feli selbst nickte Gandalf noch einmal dankbar zu und wandte sich dann dem hohen Rat entgegen. Sie dachten nicht mehr an den Ring, der hinter ihr auf der Anrichte lag, denn nun konzentrierte sie sich darauf ihre Geschichte zu erzählen und tatsächlich wurde sie nicht mehr unterbrochen.
Sie erzählte beinahe alles, angefangen in ihrer Welt in dem Laden von Tom Bombadil, das aufsetzen des Ringes, der Sturz nach Mittelerde, wie sie auf die Hobbits traf und mit ihnen Reisen durfte, den ständigen Übergriffen der Wölfe, die Verletzungen und schließlich das endliche Erreichen von Bruchtal.
Sie beendete ihre lange Geschichte ohne davon zu berichten, dass sie in die Gedanken anderer hineinsehen konnte, wenn sie den Ring aufsetzte…
So bis hierher erstmal und nicht weiter... möchte erstmal wissen ob das hier noch jemand liest
Besten dank im voraus cu
