Huhu, da bin ich wieder. Kennt ihr mich überhaupt noch? Endlich hab ich's geschafft über die Feiertage den schwierigsten Part zu beenden, den hohen Rat. Meine Güte, ein halbes Jahr hab ich damit herumgehampelt, herumgeiert und daran herumgedoktort, aber nun ist er endlich fertig und bald kommt auch wieder Action Versprochen Des kann ich eh besser schreiben.

Ajo und ich bitte auch um Rewiews Wie immer ;)

Cu chibi/Moony

Kapitel 27.

kyóki – Wahnsinn, Irrsinn

Es war stumm im hohen Rat geworden, nachdem Feli ihre lange Geschichte beendet hatte. Keiner sprach ein Wort und jeder versuchte seine eigenen Schlüsse aus dem zu ziehen, was sie gerade berichtet hatte. Aber alle wussten nun was Gandalf mit seinen Worten gemeint hatte. Erst wenn man die ganze Geschichte kannte, konnte man auch Urteilen. Es schien, dass jeder Feli nun ein bisschen besser verstand als zuvor.

Sie selbst stand in der Mitte des hohen Rates und blickte von einem zum anderen. Sie spürte die Anspannung, die in der Luft lag. Doch noch vermochte sie nicht zu sagen, wie das Urteil ausfallen würde. Würden sie ihr wirklich helfen, wie Gandalf es versprochen hatte?

Unergründliche Angst stieg wieder in ihrem Herzen auf und ohne dass sie es bemerkte, schlang sie ihren gesunden Arm um ihren Körper, klammerte sich mit den Fingern tief in den Stoff des Ärmels. Noch immer hatte niemand ein Wort gesprochen und die Luft war zum zerreißen gespannt.

Beinahe hatte Feli sich schon dazu durchgerungen, von selbst diese unerträgliche Stille zu durchbrechen, als Elrond sich räusperte und Feli herumschnellte, wie ein Gummiband, das zu straff gespannt gewesen war und dem hohen Elben nun direkt ins Gesicht blickte.

Auch alle anderen drehten sich zum hohen Herrn von Bruchtal herum und lauschten, was dieser zu sagen hatte: „Fräulein Feli, wir haben nun der ganzen Geschichte gelauscht. Doch eines ist mir aufgefallen. Ich weiß nicht ob ich der einzige bin, aber ich möchte es an dieser Stelle ansprechen: Was ist mit Tom Bombadil? Ist es wirklich der Tom Bombadil, von dem wir hier sprechen oder ist es einfach nur ein Mensch, der genauso wie ihr von der Erde stammt und nur den gleichen Namen trägt?"

Felis Anspannung löste sich ein wenig. Eine nicht ganz einfach zu beantwortende Frage, dass war es, aber auch keine Ablehnung, sondern Interesse. Wer Interesse zeigt, der will vielleicht auch helfen! Sie zog daraus ihren Mut sich zu räuspern während alle Blicke nun zu ihr herüber glitten und auf eine Antwort warteten.

„Herr Elrond, ich bin mir ziemlich sicher, dass es der Tom Bombadil aus Mittelerde ist! Niemand läuft mit solchen Schuhen in meiner Welt herum, niemand hat eine solch merkwürdige Sprachgewandtheit, die er auch noch in aller Öffentlichkeit anwendet, außer er ist geistig nicht mehr ganz bei sich. Dass will heißen, wenn es wirklich einen solchen Menschen gegeben hätte, wäre er mir mit ziemlicher Sicherheit niemals begegnet, denn er wäre an einen Ort gebracht worden, der bei uns für die geistig Verwirrten eingerichtet worden ist. Außerdem habe ich das Buch, dass den Ringkrieg in aller Einzelheit beschreibt, in meiner Welt gelesen und die Ähnlichkeit mit der Beschreibung aus dem Buch war verblüffend."

Elrond nickte, nachdem sie geendet hatte und wandte sich nun zugleich an Gandalf: „Weißer Zauberer, ich wende mich nun an dich: Hast du Tom Bombadil in letzter Zeit auf deinen Wanderungen gesehen, angetroffen oder in seinem Hause besucht? Ich kann mich erinnern einen Boten aus Bruchtal zu ihm gesandt zu haben, doch als dieser Bote nach vielen Wochen zurückkehrte, sprach er davon, dass sein Haus nicht an seinem Platze sei. Jedoch waren keinerlei Brandspuren zu erkennen, oder Trümmerhaufen, die von der Existenz eines Hauses gezeugt hätte. Es war nur einfach nicht mehr da! Ich weiß das Herr Bombadil über vielerlei Zauberkräfte verfügt und auch in der Lage ist sie einzusetzen, aber welchen Grund könnte er gehabt haben, Mittelerde mitsamt seinem Haus und Frau Goldbeere zu verlassen?!"

Gandalf erhob sich dieses Mal nicht sondern blieb ruhig sitzen, als er zwinkernd antwortete: „Ich habe ihn schon seit mehreren Monaten nicht mehr angetroffen, und er erweckte auf mich bei meinem letzten Gespräch nicht den Eindruck, dass er in nächster Zeit aufbrechen würde, geschweige denn für immer von dannen ziehen. Vielleicht ist es ja wirklich wie Fräulein Feli sagt, vielleicht ist es einfach so, dass er mitsamt seinem Haus und Frau Goldbeere zur Erde aufbrach um ihr dort den Ring zu überreichen."

„Aber welcher Zweck wird damit erfüllt?!" mischte sich nun Arwen ein, die bis dahin sehr still während des hohen Rates geblieben war.

Jeder schaute zur ehemals hohen Elbenfrau herüber, doch eine richtige Antwort konnte ihr niemand darauf geben, denn in allen Gesichtern erschien der gleiche fragende Ausdruck.

Schließlich räusperte sich dann Elrond und setzte zu einer Erklärung an: „Es scheint, als hätte es einen Grund und zwar den, dass Fräulein Feli hier wohl auserkoren ist, den Ring wieder nach Mittelerde zu bringen. Vielleicht war es einfach soweit. Aber warum ausgerechnet Tom Bombadil ihn ihr überlassen hat und warum sie nun hier ist, diese Fragen vermag ich nicht zu beantworten."

Von überall her war nun Gemurmel zu vernehmen und Felis Blick glitt wieder zur Anrichte zurück, auf dessen Mitte der Ring noch immer thronte, wie ein König, dessen Gefolgschaft aus ihnen allen hier bestand. Und sein treuester Untertan war allein Feli.

Endlich ließ ihre gesunde Hand den Stoff des anderen Ärmels los und gedankenverloren näherte sie sich wieder der Anrichte, überlegte. Sie wollte helfen, so gerne helfen. Sie wusste, sie hatte eben als sie die ganze Geschichte erzählte natürlich nicht alles gesagt, aber das konnte und wollte sie einfach nicht. Auch wenn das hieß, etwas vielleicht Wichtiges zu verschweigen, aber das war ihr egal. Sie könnte den Hobbits vermutlich nie wieder in die Augen sehen, wenn jemals diese eine Gabe, die ihr der Ring schenkte, herauskam. Sie hatte verschwiegen, dass sie die Gedanken anderer lesen konnte, wenn sie ihn aufsetzte. Aber das war es nicht, was ihr nun als Wichtig erschien um es zu erzählen. Sie hatte noch etwas anderes nicht berichtet, aber das kam daher, dass sie es einfach vergessen hatte. Es war irgendwann nach dem ersten Angriff der Wölfe gewesen, aber an alles was sie sich erinnern konnte war der Wolf Telda, und wie er ihr am Flussufer aufgelauert hatte, mit seinen geschwärzten Zähnen, die sie damals noch für Blut gehalten hatte und dann war da nur noch bleierne Müdigkeit. Doch genau die Erinnerung an diese Müdigkeit war es, die sie nun daran hinderte ihre Gedanken auf die eine Begebenheit zu lenken. Und da kam es mit einem Mal in ihr hoch. Wie ein Blitz traf sie die Erkenntnis, die Erinnerung nach der sie so verzweifelt gesucht hatte, war wieder da. Bevor Telda an sie herangetreten war, hatte sie es noch geschafft sich zu reinigen. Aber nicht nur sich selbst hatte sie gereinigt, sondern auch den Ring und dabei waren ihr doch die Schriftzeichen ins Auge gesprungen. Sie ahnte bereits, dass es ein wichtiger Anhaltspunkt sein könnte, wollte sich schon umdrehen, doch noch ein letzter Gedanke, groß wie ein Felsblock hielt sie davon ab und die Erkenntnis darin, traf sie wie ein Schmiedehammer. Sie hatte mit den Hobbits noch darüber sprechen wollen… aber sie hatte es nicht mehr geschafft. Es war einfach keine Zeit geblieben, alles war zu schnell gegangen. Die Müdigkeit hatte sie abgehalten, die Angst vor den Wölfen und nicht zuletzt ihre Verletzung. Aber konnte sie das einfach vorschieben, wenn sie nun von den Schriftzeichen berichtete?

Ihre Augen glitten im murmelnden Kreis einher. Schon seit mindestens zwei Minuten hatte keiner mehr ein Wort im hohen Rat gesprochen. Jeder diskutierte mit jedem und das so leise wie möglich.

Felis Blick glitt zur Anrichte zurück und auf den thronenden König Ring. Nein, sie konnte und sie wollte nun darauf keine Rücksicht nehmen. Dann erfuhren sie es eben erst jetzt, sie konnte daran ja nun schließlich auch nichts ändern und vielleicht… ja vielleicht konnte einer der hier Anwesenden die Schriftzeichen lesen. Sie hoffte es zumindest. Vielleicht würden die Schriftzeichen endlich Klarheit verschaffen. Vielleicht offenbarten sie sogar den Sinn und Zweck des Ringes und … soweit wollte Feli gar nicht zu hoffen wagen, dass sogar ihr Aufenthalt in Mittelerde erklärt werden würde.

Ihr kamen auch zwischendurch das Gedicht von Tom Bombadil in den Sinn, an dessen Wortlaut sie sich jedoch nicht mehr erinnerte. Vielleicht waren es auch einfach nur diese Worte, die in diesen Ring eingraviert waren?! Vielleicht brauchte sie diese ja auch nur noch aufzusagen um wieder nach Hause zu kommen! In ihre Welt!!

Und wenn es nun doch nicht so ist?! meldete sich eine kleine, fiese Stimme in ihrem Inneren zu Wort. Doch Feli wischte sie beiseite. Es war egal! Hauptsache sie kamen ein Stück voran, denn im Moment sah es ganz danach aus als würde niemand mehr so recht wissen was zu tun ist.

So drehte Feli sich nun endlich herum, blickte zu Elrond herüber, der seinen Kopf schwer aufgestützt hatte und nun aufsah, als sie den Blickkontakt zu ihm aufsuchte.

Leicht hob er den Kopf, als sie begann zu sprechen:

„Herr Elrond, bitte möget ihr mir verzeihen, aber ich vergaß über etwas ganz Wichtiges zu berichten. Es hat etwas mit dem Ring zu tun. Vielleicht hilft es uns ja weiter, jedoch muss ich zuvor um eine Schale mit klarem Wasser bitten. Am besten ist wohl Flusswasser."

Alle Anwesenden beim hohen Rat waren verstummt und starrten zu ihr herüber. Auch die Hobbits blickten nun fragend von Feli zu Elrond und wieder zurück.

Sie vermied es zu ihnen herüber zu blicken, sie konnte die anklagenden Blicke auch so schon deutlich genug auf ihrem Körper spüren.

Elrond war nun wieder Hellwach, aus seiner Grübelei herausgerissen und setzte sich wieder auf. „Nun denn, ich weiß nicht was du zu bezwecken gedenkst, aber ich werde nach einer Schale mit Wasser rufen lassen! Dann werden wir sehen, was so wichtiges mit dem Wasser geschieht!"

Feli jedoch schüttelte entschieden mit dem Kopf.

„Nicht mit dem Wasser, mit dem Ring!" erwiderte sie und aus den Augenwinkeln konnte sie erkennen, dass Gandalf sich wahrlich interessiert nach vorne lehnte.

Nach wenigen Minuten war schon einer der wenigen geschäftigen Elben, die es hier noch in Bruchtal gab, wieder zurück und stellte die Schale mit dem Wasser aus dem Fluss, der direkt durch Bruchtal floss, auf die Anrichte, direkt neben dem Ring.

Feli nickte ernst und der Elb entfernte sich, eine Verbeugung andeutend. Alle starrten nun gespannt zur Anrichte. Aus den Augenwinkeln heraus konnte Feli die Hobbits erkennen. Ihre Gesichter waren versteinert, die Augenbrauen heruntergezogen als sie nun eine Hand hob und den Ring darin verschwinden ließ. Dieses Mal hatte sie die volle Kontrolle über den Ring. Er tat nicht was er wollte, er tat nun was sie wollte. Nun war Feli die Herrscherin über den Ring und ohne sich großartig Gedanken darum machen zu müssen ließ sie ihn mit einem feinen Plätschern in die Schale hineinfallen und drehte sich zu Elrond herum.

„Geduldet euch einen Augenblick, gleich wird es soweit sein!" Dann lenkt sie ihren Blick wieder zur Schale zurück, ihre Hand schwebt darüber hinweg und fast sah es so aus, als würde sie wie eine Zauberin mit dieser Hand den Ring in der Schale beeinflussen, doch das tat sie nicht.

Die Hand verharrte still knapp über der Schale und beinahe glaubte Elrond, dass Feli sie alle hereingelegt hatte, das gar nichts mit dem Ring geschah.

Doch als alle schon soweit waren zu protestieren, leuchtete der Ring einmal kurz auf. Selbst in dieser sonnendurchfluteten Anhöhe konnte man es noch gut erkennen und jeder hielt die Luft an, wagte kaum zu Atmen und beinahe jeder glaubte gleich einen Knall oder irgendeine Zauberei zu sehen oder zu hören, doch nichts weiter geschah. Das Licht verschwand so schnell wie es gekommen war.

Feli griff in die Schale hinein und zog den nun tropfenden Ring wieder hervor. Er war größer geworden als noch zuvor, das bemerkte jedoch nicht mal jeder, denn die gesamte Aufmerksamkeit galt nun den Schriftzeichen, die darauf nun grell leuchtend zu erkennen waren. Scharf geschnitten, mit vielen Schnörkeln und Bögen, grell leuchtend, in den dunkelsten Blautönen des Wassers. Dies war selbst Feli erst jetzt aufgefallen. Damals im Mondlicht, des Nachts, hatte sie die Schriftzeichen nur als Lichtschimmer gesehen. Jetzt jedoch pulsierten die Schriftzeichen in einem ruhigen Blauton.

Feli blickte auffordernd zu Elrond herüber und dieser starrte gebannt auf das Schmuckstück in ihrer Hand, so wie auch alle anderen Anwesenden.

„Herr Elrond, ich möchte sie bitten, zu mir zu kommen, denn ich kann diese Schriftzeichen nicht lesen. Vielleicht ist es ja elbisch, ich hoffe es, denn sonst...!"

Feli mochte diesen Satz gar nicht beenden, doch das brauchte sie auch nicht wirklich, denn nun sprang Elrond von seinem Stuhl auf und noch während er schnellen Schrittes näher kam, begann er sogleich seinen Unmut kund zu tun: „Wieso… wieso Fräulein Feli, habt ihr uns das vorher verschwiegen?!"

Betreten ließ Feli den Ring auf ihre Handfläche rollen und raunte: „Ich … ich hatte es wirklich vergessen! Der Wolf war der beherrschende Teil meiner Erinnerungen!"

Sie konnte die Blicke der Hobbits förmlich auf ihrer Haut spüren und auch sah sie, wie Frodo sich erhob und langsam näher herantaumelte.

„Warum… Feli, warum hast du uns nichts davon erzählt?! Hast du kein Vertrauen zu uns?" traurig waren seine Worte. Sehr bitter für Feli, die es ja wirklich vergessen hatte. So viele Ereignisse hatten sich seit dem überschlagen und da war dies einfach ins Hintertreffen geraten. Aber noch mehr schmerzte es, dass die Hobbits nun glaubten, dass sie ihnen nicht vertraute. Sie konnte nicht darauf antworten, wollte jetzt auch nicht darauf antworten. Sie wusste, dass sie mal wieder einen Fehler begangen hatte und es tat ihr unendlich Leid, aber nachträglich konnte man nichts rückgängig machen, das wusste sie, das wussten die Hobbits… das wusste so ziemlich jeder…

Sie bemerkte, dass die Schriftzeichen allmählich begannen zu verblassen und schnell wandte sie sich Elrond entgegen, der ihr nun direkt gegenüber stand und sich weit über den Ring vorgebeugt hatte. Wie von selbst hatte sie ihm ihre offene Handfläche hingehalten, damit er freien Blick auf den Ring hatte.

Erstaunt blinzelte er, runzelte die Stirn und schließlich richtete er sich auf.

„Gandalf, könntet ihr so gütig sein und auch einen Blick darauf werfen? Ich muss zu meinem Bedauern feststellen, diese Schrift gleicht der elbischen, aber ich kann sie nicht lesen!" ein Raunen ging nun durch die Anwesenden und schnell trat Gandalf näher heran.

Auch er beugte sich tief über den Ring und versuchte mit beinahe zusammengekniffenen Augen etwas zu erkennen. Doch nach einigen wenigen Atemzügen richtete auch er sich wieder auf und meinte: „Ich … ich kann sie ebenfalls nicht lesen! Ich beherrsche beinahe jede Schrift aus Mittelerde, aber diese Sprache ist mir noch nicht begegnet. Aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass es nicht die Sprache Mordors ist, worüber wir alle mehr als Froh sein sollten!"

Lächelnd blickte Gandalf, der um so vieles Größer war, zu Feli herab und diese nickte erleichtert, wenn auch mit einem Stein im Herzen. Niemand konnte diese Schrift lesen, also konnte ihr niemand wirklich helfen. Es war zum Verzweifeln…

Noch ein paar Mal pulsierten die Schriftzeichen auf dem Ring, dann verschwanden sie und zurück blieb nur die silberne Haut des Ringes, Matt glänzend und unscheinbar, wie eine Blüte auf einer riesigen Blumenwiese. Ein Ring unter vermutlich Tausenden…

Feli seufzte, der Stein auf ihrem Herzen wog jetzt Tonnen als sie den Ring wieder neben die Schale auf die Anrichte legte. Sie blickte niemanden direkt an, hatte den Blick auf die Schale gerichtet als sie sagte: „Ich verstehe…!" zu mehr war sie im Moment nicht imstande…

Frodo stand unweit von ihr, doch sie vermochte nicht ihren Blick zu heben, obwohl sie ihn schon längst bemerkt hatte. Ihr Blick hatte sich auf die Anrichte geheftet. Sanfte Wellen schlugen immer wieder gegen die Schalenwand, in der sich noch immer das Flusswasser befand während alle um sie herum heftig diskutierten. Doch so recht wollte Feli nicht zuhören. Sie konnten ja doch nichts weiter als reden und reden und reden. Niemand konnte die Worte lesen, die darauf eingraviert waren. Es war nicht elbisch, nicht zwergisch, nicht die Sprache Mordors, nicht die allgemeine Sprache Mittelerdes… Traurig musste sie erkennen, dass niemand ihr so recht hier helfen konnte. Dabei hatte sie sich vom hohen Rat sehr viel erhofft. Vermutlich zuviel, wie es schien.

„… nehmt ihn in die Hand!"

Feli schreckte aus ihren Gedanken hoch und bemerkte erst jetzt, dass Frodo direkt neben ihr stand, kaum eine Hand breit entfernt. Seine Gesichtszüge waren hart und irgendwie lag etwas Wütendes in seinen Augen, als er erneut bat: „Herr Elrond, bitte nehmt ihn an euch!"

Ruckartig drehte sie ihren Kopf herum und blickte hinab zu dem gelockten Hobbit, dessen rechte Hand zur Faust geballt war während die linke auf den Ring deutete.

„Frodo… was…?!" Sie setzte an etwas zu sagen, doch sogleich schnellte die noch eben zur Faust geballten Hand empor und hielt sie am Arm fest. Nicht kräftig, aber doch fest. Ihr blieb vor Überraschung der Mund offen stehen. Eigentlich wollte sie fragen, was Frodo meinte, doch sie war so überrumpelt, dass sie kein Wort herausbrachte.

Es wurde wieder sehr still. Der gesamte hohe Rat hatte sich nun um diese Anrichte versammelt und Starrten zu Frodo hinab, der seine Bitte wiederholte.

„Herr Elrond, bitte nehmt ihn in die Hand!"

Feli lenkte ihren Blick zum Herrn von Bruchtal, doch dieser wich, ohne es anscheinend zu bemerken, zurück. Sein Gesicht wurde Kreideweiß, als er sagte:

„Nein, das wage ich nicht! Dieser Ring hat zuviel Macht!! Ich weiß nicht was er mit meinem Geist machen würde!"

„Frodo… was soll das?!" setzte Feli nun doch wieder an, sie hatte ihre Sprache zurück gewonnen und endlich ließ er sie los. Doch was er stattdessen tat, war leider nicht viel besser.

Laut sprach er: „Ihr wagt es nicht ihn zu berühren, weil er zuviel Macht hat, so wie ihr es sagt. Ebenso war es auch mit dem Einen, doch der strafte nicht denjenigen, der ihn unbefugt berührte!" und mit diesen Worten hob er die rechte Hand über seinen Kopf empor und präsentierte sie dem hohen Rat.

Wie versteinert stand Feli da, ebenso auch Elrond, Gandalf und alle anderen beim hohen Rat. Ein ringförmiger Narbenabdruck starrte ihnen allen entgegen, mahnend, anklagend, heiß und brennend.

„Frodo… wann?!" flüsterte Feli. Sie hatte das Gefühl ein Felsbrocken wäre auf ihrer Brust gelandet und würde sie zusammenquetschen.

Er drehte sich nicht zu ihr herum, seine Augen flackerten enttäuscht und wütend. Vermutlich wollte er gar nicht so hart sein, aber es war die Wut, die Wut auf Feli, die Wut, dass sie ihnen, den Hobbits, immer alles verschwieg und sie immer erst viel zu spät alles erfuhren.

„Das hat der Ring meiner Hand hinein gebrannt, als ich Feli den Ring vom Finger löste, nachdem sie von dem Wolf gebissen worden war!"

Neben Frodo tauchte nun Sam auf und zog die Hand, die anklagende, die mahnende, endlich wieder herunter. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Beinahe könnte man meinen, Sam hätte die Schmerzen an dieser Brandnarbe und nicht Frodo.

„Oh Herr Frodo, wieso habt ihr nichts gesagt?! Wieso?" fragte er stockend und streichelte sanft über die geschundene Hand.

„Noch mehr Schmerzen… wie viel muss dieser Hobbit denn noch ertragen, bis er endlich erlöst wird!?" rief Sam nun mit vor Wut glänzenden Augen während Feli ein Stück von beiden zurück wich. Wie ein Stich trafen sie diese Worte mitten ins Herz. Hatten sie nicht eben noch tiefe Freundschaft empfunden füreinander? Was war davon übrig geblieben? Nur diese vor Wut glänzenden Augen Sams und die tief gesenkten Augen von Frodo?

„Sam… ich … es tut mir Leid, aber das habe ich wirklich nicht gewusst!" stammelte Feli, doch es war das dümmste was sie jemals jetzt hätte sagen können. Wie gelähmt stand sie einfach da, sah nicht mehr die anderen beim hohen Rat, sah nicht mehr den Ring, sah nur die gebeugte, gebeutelte, gequälte Gestalt Frodos vor sich stehen und wünschte sich in diesem Augenblick nichts sehnlicher, als ihm helfen zu können.

Sam richtete seinen hasserfüllten Blick nun gegen sie und knurrte: „Du… du … ja klar, du wieder! Immer DU… Seit dem wir dich aufgelesen haben, machst du uns nichts als Ärger! Halte dich von Herrn Frodo in Zukunft fern!" Noch während er sprach, zog er Frodo sehr dicht an sich heran. Einer gefährlichen Raubkatze gleich, die ihre Jungen schützte, baute er sich vor Feli auf und war bereit sie zu zerschmettern. „Du und dein verfluchter Ring… du…Helfen willst du uns? Ich werde dir gleich helfen!! DUU… Ungeheuer!!!"

„Jetzt ist gut Sam!" schneidend und endgültig fuhr Frodo dazwischen während sich in Feli bereits die Tränen sich ihren Weg durch ihren Hals zu den Augen bahnte. Heiß und glühend brannten ihre Wagen und Augen und noch weiter wich sie von beiden zurück.

„Es tut mir doch Leid! Ich habe es doch nicht gewusst! Ich wollte ihm nicht wehtun!" sie lenkte ihren Blick zur Seite, „Ich weiß, dass es meine Schuld ist… Wenn ich das eher gewusst hätte, hätte ich doch etwas gesagt!! Bitte verzeiht mir!" Mehr konnte sie nicht mehr sagen, die Tränen ließen es nicht zu, schnürten ihr die Kehle zusammen und kein Wort fand den Weg nach draußen.

Schuldgefühle lasteten nun wie Tonnenschwere Steine auf ihrer Seele, gerne hätte sie noch mehr gesagt, aber die Tränen ließen sie nicht.

Um sie herum war es still geworden, sehr still. Die Sonne wärmte nicht mehr, sie war verschwunden, Feli fröstelte aber nicht nur deswegen. Ein Windstoß pfiff durch ihr Haar hindurch während sie den Blick langsam senkte und mit dem gesunden Arm um ihren Körper herum glitt.

„Weißt du nun wie es ist, wenn man erst spät erfährt, was so wichtig erscheint!?" leise und dumpf krochen die Worte Frodos zu ihr herüber und in Feli krampfte sich das Herz beinahe entzwei. Vor innerem Schmerz verzerrt war ihr Gesicht, der Blick verschwamm, sie konnte den Boden zu ihren Füßen nicht mehr erkennen. Blätter raschelten über den Boden während Felis Finger sich in den Arm hineinbohrten. Ansonsten herrschte um sie herum vollkommene Stille.

„Ja… jetzt… jetzt weiß ich es… ich verstehe es…es… es tut mir Leid… tut mir Leid, so Leid… bitte verzeiht!" war alles was sie stockend hervorbringen konnte, während sich ihre Augenlider zusammenpressten und ihr Herz zu zerspringen drohte.

Immer machte sie alles Falsch, immer passierte so etwas mit ihr, wegen dem Ring. Verfluchtes Ding! Wegen ihm war sie hier, wegen ihm kam sie nicht mehr zurück, wegen ihm fühlte sie sich jetzt so schlecht!! Wäre sie doch niemals in Tom Bombadils Laden hinein gegangen. Sie brachte allen immer nur Unglück, egal wo sie hier in Mittelerde auftauchen würde, überall war sie bestimmt verhasst und gemieden! Niemand konnte es lange mit so einer wie sie es war aushalten. Sie hatte auf Frodos Unterstützung gehofft, doch sie hatte ihn im Gegenzug immer wieder enttäuscht und war nun auf grausame Art und Weise auf ihren Fehler aufmerksam gemacht worden.

Sie hielt weiterhin den Blick gesenkt während Schluchzer ihren ganzen Körper zum erbeben brachten und eine Träne nach der anderen ihre Wagen hinab rollte. Nie wieder wollte sie jemandem wehtun, weder körperlich noch seelisch, das schwor sie sich in diesen Augenblicken der tiefsten Schuldgefühle, die sie jemals empfunden hatte! In ihrem Inneren begann sie bereits eine Idee auszuarbeiten, geboren aus dem Schmerz und den Schuldgefühlen, die sie im Moment empfand…

In Frodo selbst war die Wut verfolgen. Nun tat er ihr Leid. Er konnte nur zu gut nachempfinden, was sie gerade durch machte. Doch er hatte damals keinen Lehrmeister gehabt, wie er nun für sie war. Er hatte damals allein mit Sam davor gestanden, vor dieser Mauer aus Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Schmerz und sie für unüberwindbar gehalten. Doch ihm hatte letztendlich Sam geholfen, sie hatte niemanden hier, der sie so gut kannte. Alle misstrauten ihr, alle waren ihr Gegenüber argwöhnisch. Jemand, der einen solchen Ring trug, wollte allein sein, so glaubten alle. Doch Frodo wusste, dass dem nicht so war. Er wollte ihr helfen und so wie die Dinge standen, würde sie seine Hilfe bitter nötig haben. Dieser Ring schien beinahe noch unberechenbarer und Grausamer zu sein als der ´Eine. Doch erst einmal musste sie lernen und lernen war häufig mit Schmerz verbunden, wie er selbst nur zu gut wusste.

Er hatte ihr bereits verziehen und sein mitfühlendes Herz sagte ihm, dass sie nun genug gelitten hatte und er ihr zeigen sollte, dass er ihr verziehen hatte.

Sofort löste er sich von Sams Umklammerung und dieser versuchte ihn zu sich zurück zu zerren. Er hatte noch nicht ganz verstanden, was der Sinn und Zweck war.

„Herr Frodo, lasst sie! Sie stürzt euch nur wieder ins Unglück!" protestierte er, doch Frodo nahm nur Sams Hände, löste sie von seinen Schultern und drückte sie mit einem ernsten Kopfschütteln von sich.

„Ja … aber… ich versteh nicht!" begann Sam verwirrt zu protestieren, doch Frodo schüttelte nur den Kopf und legte eine Hand auf seinen Mund. Still jetzt… kein weiteres Wort mehr, sie hatte genug gelitten, das hörte er mit jedem Schluchzer deutlicher und je eher er das hier beendete, desto eher war dieser hohe Rat vorbei und er konnte …

Er drehte sich zu Feli herum ohne diesen Gedanken zu beenden und trat einen Schritt näher zu ihr heran. Sie wollte schon zurückweichen, doch das ließ er nicht zu. Schnell griff er nach der baumelnden Hand und hielt sie zurück. Noch immer getraute sie sich nicht ihren Kopf zu heben. Ihre Haare verdeckten ihr Gesicht, der Körper bebte noch immer.

„Es tut mir Leid, Feli, dass ich dir das so beibringen musste, aber anders hättest du es nicht verstanden! Ich verzeihe dir, du kannst ja auch nichts dafür und ich weiß inzwischen, dass, wenn du es gewusst hättest, mich nicht darum gebeten hättest, den Ring von deinem Finger nehmen zu lassen…!"

Langsam löste sich die Hand, die noch immer ihren Oberarm fest umklammert hielt. Ihr Körper bebte nicht mehr, doch ihr Kopf hob sich noch immer nicht empor.

Um sie herum war es noch immer Still, selbst Sam hatte seinen Herren nicht noch einmal zurück gehalten; anscheinend hatte er nun verstanden, was sein Herr beabsichtigte. Unangenehm pfiff der Wind durch die Reihen der Anwesenden, doch kaum einer schien dies wirklich zu bemerken. Die Sonne war noch immer von Wolken verdeckt und die Bäume raschelten klagend in die Stille hinein.

Frodo ergriff nun auch noch Felis andere Hand. Kraftlos lagen sie in seinen und erst langsam schien sie sich zu beruhigen.

Sämtliche feinfühligen Anwesenden bemerkten Felis Wankelmütigkeit, ihre Hoffnungs-losigkeit und ihre unendliche Angst.

Jedoch schien niemand mehr davon mit zu bekommen als Arwen. Diese stützte nun schwer ihren Kopf in die Hände und in ihr keimte wieder diese Vision auf, die sie noch ganz am Anfang des hohen Rates hatte. Doch dieses Mal verknüpfte sich diese Vision mit dem Verlangen nach dem Ring. Beinahe schien es so, als würde er sie rufen, der Ring, sie, Arwen Abendstern zu sich rufen, damit sie ihn bekommen sollte, sie ihn erhalten sollte, sie ihn einsetzen sollte. Sie wehrte sich dagegen, mit aller Macht. Beinahe glaubte sie sich an die Zeit des Einen zurückerinnert, aber das konnte einfach nicht sein! Was war denn nur mit ihr los?! Sie verstand es einfach nicht.

Fest presste sie ihre flache Hand gegen die Stirn um diese so von ihrem Schmerz zu befreien, doch mit jeder Minute wurde er schlimmer, und das Verlangen größer…

Der einzige der den inneren Kampf Arwens bemerkte, war Gandalf…

Feli hob noch immer nicht ihren Kopf, doch die Schluchzer und Tränen waren versiegt.

„Feli, du sollst eines wissen, du bist nicht allein mit deinen Gefühlen und Gedanken. Ich bin da, ich kann dich verstehen und es tut mir Leid für meine harten Worte. Ich habe dir verziehen, verzeihst du mir nun auch?!" sanft kamen die Worte zu ihr herübergeschwappt wie warme Wellen, die über den Strand strichen.

Ihr Herz entkrampfte sich, denn sie spürte, dass Frodo es mit dem was er sagte, ernst meinte. Es waren keine leeren Worthülsen, er verstand sie wirklich und niemand sonst konnte wohl ahnen, wie Froh sie in diesem Augenblick darüber war.

Langsam hob sie nun ihren Kopf empor und blickte Frodo mit getrockneten Tränen entgegen.

„Ich verzeihe dir. Du hast es ja nicht böse gemeint! Ich bin aber auch ein Trottel … manchmal!" leicht drehte sie wieder ihren Kopf zur Seite.

Doch sie konnte sehen, dass Frodo bereits mit dem Kopf schüttelte.

„Du bist kein Trottel, du wusstest es doch nicht. Nur weil du etwas nicht weißt, was du gar nicht wissen kannst, bist du doch kein Trottel!" antwortete er ruhig und langsam während er noch immer ihre Hände fest hielt und dazu langsam begann zu lächeln.

Feli konnte gar nicht anders als noch einmal zu schniefen, ihren Kopf zurück zu drehen und schließlich zu lächeln.

Sie hoffte, dass Frodo nun nicht fragen würde, aber er tat es schließlich doch: „Hast du uns nun auch wirklich alles gesagt? Wirklich alles? Nichts mehr verschwiegen? Alles über den Ring und was du über ihn weißt?" Eindringlich bohrte sich sein Blick in ihren. „Du weißt wie wichtig das ist! Du musst uns alles sagen, auch wenn es Konsequenzen für andere haben könnte. Es ist wichtig, jede noch so kleine Kleinigkeit!!"

Felis lächeln erstarrte und der Felsbrocken, dieses Mal nicht ganz so groß, aber dennoch Tonnenschwer, kehrte auf ihre Brust zurück. Das durfte doch alles nicht Wahr sein!

Musste sie jetzt doch noch von der Gabe des Gedankenlesens erzählen oder kam sie so davon? Was war aber, wenn sie es nicht erzählte und es kam heraus? Dann war es endgültig aus! Es war zum verzweifeln…!!

Endlos zogen sich die Minuten dahin und dehnten sich zu Stunden aus, jedenfalls kam es Feli so vor. Sie hörte das Rascheln der Bäume, sie hörte das schaben der Blätter über den Boden, sie hörte sogar das Atmen mancher Anwesenden, aber über all das hinweg sah sie den immer ungeduldigeren Blick Frodos. Feli schluckte als sie sah, dass auch sein Lächeln erstarb.

„Ist da nun etwas, oder nicht?!" sagte er hart, aber immer noch ruhig. Seine Hände ließen Felis langsam los und diese sah unruhig von einem zum anderen.

„Nun… na ja…!" begann sie stockend. Sie wusste dass es besser sein würde, zu erzählen, aber sie brauchte noch etwas Mut dazu. Gleichzeitig rang ihr Herz einen erbitterten Kampf mit ihrem Verstand. Letztendlich würde es ja doch irgendwann herauskommen und dann würde sie nie wieder Hilfe von irgendjemand hier erwarten können. Was war aber wenn sie ihr nun mit noch mehr Misstrauen entgegen sahen, wenn sie vom Gedankenlesen erzählte?! Würden sie sie dann nicht genauso abweisen? Aber vielleicht war diese Gabe ja nützlich… Was war aber wenn Frodo fragen würde… Fragen stellen, die sie nicht beantworten wollte, nicht beantworten konnte… Hatte er andererseits doch nicht eben gerade noch gesagt, dass er sie verstand? Vielleicht machte sie sich umsonst Gedanken und in Wirklichkeit hatten sie nicht Misstrauen sondern Verständnis für sie übrig. Kam es auf einen Versuch an?

Feli dachte noch einen einzigen winzigen Moment nach und war gerade dabei sich dazu durch zu ringen als mit einem Mal eine Stimme sich aus dem Kreis des hohen Rates erhob.

„Da muss etwas sein! Etwas, dass sie uns verschwiegen hat, etwas, dass sie sich nicht einmal getraut zu sagen!" Dunkel und Kalt krochen die Worte an ihr Ohr und Feli vernahm darin so viel Abneigung, dass sie abrupt einige Augenblicke vergaß zu atmen.

Arwen trat nun unter den erstaunten Blicken der Anwesenden vor und blieb beinahe direkt vor Feli stehen. Wie ein drohender Schatten stand sie nun vor ihr und diese drehte sich ihr entgegen. Die Elbenfrau war um so vieles Größer als sie selbst und in ihrem Blick lag etwas, das dort ganz und gar nicht hingehörte. Es schien, als sei sie nicht ganz selbst. Und noch etwas erkannte Feli mit Schrecken, was Gandalf schon die ganze Zeit befürchtet hatte: Arwen hatte die Kontrolle über sich selbst verloren…

Das Herz schlug Feli bis zur Kehle hinauf und schnürte ihr sämtliche Worte schon im Halse ab. Diese Szene kam ihr so unendlich bekannt vor. Am liebsten hätte sie laut aufgeschrien, doch ihr fehlte es an Kraft dazu.

Sie wollte etwas sagen, doch Arwen fuhr dazwischen.

„Du, Fräulein Feil hast uns noch etwas verschwiegen, nicht wahr? Etwas, was du einsetzen kannst, ohne dass du es wirklich willst!! Habe ich Recht??" kalt und lauernd war ihre Stimme, keine Frage, sie war im Bann des Ringes, genauso wie Elrond es noch am Vorabend gewesen war. Hörte das denn niemals auf? War Feli nun dazu verdammt jeden einzelnen Elben erstmal in den Bann des Ringes zu ziehen und ihn gegen sich aufzuhetzen, unbewusst, ehe diese wieder zur Vernunft kamen? Und noch etwas schoss ihr wie ein kalter Schauer durch die Gedanken: Woher wusste sie von der Macht, die sie nicht einsetzen wollte, es aber doch konnte?

„Arwen, was ist denn nur los mit dir?!" mischte sich nun Elrond ein, der noch immer nahe bei Feli stand und diese löste ihren Blick für einen winzigen Moment von ihr.

„Mit mir? Mit mir ist alles in Ordnung! Frag doch lieber mal das kleine Fräulein hier!!" bot sie an und die Angesprochene nutzte die Chance dichter an die Anrichte heran zu drücken, bereit jederzeit wie ein Ertrinkender den Ring an sich zu nehmen!

Wie ein riesiger Tiger gebarte sich Arwen nun vor Feli auf, die immer kleiner zu werden schien, je länger die Elbenfrau vor ihr stand, und sie noch einmal aufforderte. „Sag es, na los! Wir wissen es doch schon alle! Du verbirgst etwas vor uns!! Doch du willst es uns nicht sagen, weil es dir Unangenehm ist, hab ich Recht?!"

Wie eine gemeine, riesige Giftschlange, die ihre Zähne zeigte, spie sie die Worte Feli entgegen und diese konnte nur noch die Luft anhalten. Sie erstickte beinahe vor soviel Zorn. So viele Gedanken schossen ihr gleichzeitig durch den Kopf, aber sie konnte keinen einzigen fassen und Aussprechen. Ihre Kehle war wie zugeschnürt…

„Stimmt es, was Frau Arwen da sagt? Stimmt es wirklich? Verschweigst du uns doch noch etwas?!" diese Stimme gehörte Frodo und Feli drehte sich ruckartig nach ihm herum.

„Frau Arwen, was ist mit ihnen? Beruhigen sie sich doch!" begann Gandalf in einem beruhigenden Tonfall.

„Wovon spricht die hohe Elbenfrau?!" sprach nun einer der Gesandten aus Rohan.

„Sie hat Recht, nehmt ihr den Ring weg, bevor noch etwas passiert. Sie weiß nicht damit umzugehen…!" sprach Radagast laut und fordernd heraus.

„Herr Radagast hat recht, nehmt ihn ihr weg!!" mischte sich nun ein anderer noch mit ein.

„Nein, lasst ihn ihr! Sonst findet sie nie mehr nach Hause in ihre Welt!" warf jemand ein.

„Na und? Wenn sie uns oder Mittelerde schadet, dann ist es egal, dann wird sie sowieso nie wieder in ihre Welt zurückkehren können!" antwortete Radagast wütend.

„Würdet ihr es gut finden, in einer Welt gefangen zu sein, die nicht eure ist und in der ihr gefangen bleiben müsstet?!" warf nun der andere ebenfalls erzürnt zurück.

„So beruhigt euch doch!!" ging Gandalf dazwischen und versuchte zu schlichten.

„Hört auf den hohen, weißen Zauberer! Es bringt doch nichts sich zu streiten! Was ist denn in euch gefahren?!" Legolas kam Gandalf zu Hilfe.

Doch es war bereits zu spät. Jeder hatte begonnen mit jedem über Feli zu diskutieren oder es brach ein Streit vom Zaum, in dem es darum ging, ob sie den Ring behalten sollte, oder ob man ihn ihr abnehme.

Und dazwischen vernahm sie noch einmal: „Feli, gib mir nun endlich eine Antwort auf meine Frage!!"

„Ja, los!! Sag ihm schon die Wahrheit!!" sprach auch Arwen.

Selbst durch dieses wilde Rufen hindurch vernahm sie noch diese Stimmen. Sie war eingekesselt. Vor sich die hohe Elbenfrau Arwen und hinter sich den Hobbit Frodo, ganz zu schweigen vom Rest des hohen Rates. Feli war nahe dabei den Verstand zu verlieren. Jeder bombardierte sie mit Fragen oder warf sie über ihren Kopf hinweg. Sie spürte, wie sich die Luft anreicherte mit Wut, Verzweiflung und Hilflosigkeit. Noch nie hatte sie soviel negatives auf sich selbst bezogen gespürt, wie in diesen Augenblicken, die so endlos zu sein schienen wie Stunden. Niemand konnte etwas mit ihr Anfangen, jeder wollte einfach immer nur seinen Nutzen oder Mittelerde helfen… ihr selbst wollte niemand wirklich helfen… und an allem war der Ring schuld… Sie ertrug es nicht länger…

„Hört auf… hört bitte auf!" rief sie flehend dazwischen und begann sich beide Ohren mit den Händen zuzupressen, wollte nichts mehr hören! Verschloss die Augen, wollte nichts mehr sehen!!

Doch der Rest des hohen Rates bekam das gar nicht mit. Sie stritten sich immer wilder über Felis Kopf hinweg und waren viel zu sehr damit beschäftigt sich gegenseitig mit Worten zu verletzen.

Frodo, im Moment der einzige der Felis verhalten überhaupt registrierte, hob hilflos beide Hände. Er wollte einfach nur in Ruhe eine Antwort von ihr, doch im Moment würde niemand diese aus ihr heraus bekommen. Genau aus diesem Grunde griffen seine Hände nach ihr um sie zu beruhigen doch in genau diesem Augenblick stürzte Arwen vor, auf den Ring zu und schrie: „Du willst es uns nicht sagen, nicht wahr, Fräulein Feli? Du kannst es uns nicht sagen!! Du kannst nicht mit ihm umgehen, du bist zu schwach!! Deshalb werde ich ihn nun nehmen, ich werde ihn an mich nehmen und ihn beherrschen!!"

Wie eine wilde Löwin stürzte sie nun vor, doch Feli stand im Wege, wurde angerempelt und dadurch musste sie die Augen öffnen. Als sie nun sah, dass Arwen nach den Ring schnappte und grabschte, riss sie beide Hände von den Ohren und beinahe glaubte sie endgültig den Verstand zu verlieren.

„Lasst mich doch endlich in RUHE!" schrie Feli nun, so laut und eindringlich, dass selbst die lautesten Streithähne es mitbekamen, drehte sich blitzschnell herum und griff nach dem Ring. Er schien in diesem Augenblick das einzige zu sein, dass ihr nicht wehtun wollte, dass ihr keine hämmernden Fragen stellte, dass einfach nur Stumm war.

Vor Hektik ergriffen stieß sie die Schale mit dem Wasser um. Wie eine Fontäne ergoss sie sich über die Anrichte, während die metallene Schale mit einem lauten Klong neben der Anrichte landete und Felis hastende Schritte übertönte.

Erst jetzt, als der Ring sich entfernte, gewann Arwen wieder die Gewalt über sich zurück.

Stolpernd, von plötzlichen Kopfschmerzen geplagt, taumelte sie nahe der Anrichte und hielt sich gerade noch daran fest ehe sie das Gleichgewicht verlor.

Sofort war Elrond zur Stelle und half seiner Tochter wieder auf die Beine.

„Arwen, was … was hast du getan?!" raunte er erschrocken, während sie sich langsam mit einer Hand über die Schläfe strich.

„Was… was ist geschehen??!" stammelte sie und blinzelte erschrocken um sich. „Warum ist das ganze Flusswasser hier verteilt? Und wo ist Fräulein Feli??!"

Elrond begann sie zu beruhigen. Er fühlte sich an gestern Abend zurückerinnert, als er die Kontrolle über sich wegen dem Ring verloren hatte.

Arwen war sehr stark gewesen, doch ewig hatte sie dem Ring nicht standhalten können. Er fragte sich was noch geschehen wäre, wenn Feli mit dem Ring geblieben wäre??

Ungläubig und auch erschrocken starrten alle Anwesenden zu Arwen, doch es gab auch zwei, die besorgt Feli hinterher blickten. Einer davon war Gandalf, der den Kopf schüttelte und Frodo, der zu den raschelnden Sträuchern blickte. Sie war schon nach wenigen Schritten über die steinernen Stufen nach rechts ausgewichen und in den nahen Sträucherwald geflüchtet.

„Feli… Feli bleib stehen!!" rief er noch, doch entweder konnte sie ihn nicht hören, oder wollte ihn nicht hören. Er verstand zwar nicht ganz, was mit Arwen gerade passiert war, aber er verstand Felis weglaufen nur zu gut. Aber was sollte er jetzt tun?

Unruhig blickte er zu Gandalf empor.

„Was ist hier gerade geschehen?!" stammelte er und der weiße Zauberer, schwer auf seinen Stab gestützt antwortete: „Etwas, dass nicht hätte geschehen dürfen und woran Fräulein Feli keine Schuld trifft. Sie ist verängstigt, verwirrt… sie muss glauben, dass niemand hier ist um ihr zu helfen… dass niemand sie hier versteht…!"

„Aber… das stimmt doch gar nicht!" protestierte Frodo und Sam näherte sich.

„Ich weiß es, du weißt es, aber sie weiß es nicht!!" antwortete der Zauberer und drehte seinen Kopf nun endlich zu ihm herum. „Lauf ihr hinterher. Du bist im Moment der Einzige, der sie versteht!"

Unruhig beleckte Frodos Zunge seine Lippen während Sam sich näherte.

„Lass sie doch… es ist egal. Sie hat dir bisher nichts als Schmerz und Angst bereitet…!"

„Vielleicht hat sie dass, Sam, aber sie kann nichts dafür! Ich kann sie sehr gut verstehen und im Moment bin ich der einzige, der wirklich mit ihr reden kann. Ich muss ihr Folgen…!"

„Aber Herr Frodo…!" begann Sam als Frodo begann Felis Weg zu folgen.

Doch da stellte sich Gandalfs Stab in den Weg.

Frodo war bereits die Stufen hinab gestiegen, verschwand nun im Dickicht der Sträucher und begann Felis Pfad zu folgen.

„Lass ihn Sam. Er bereitet ihr Schmerz und umgekehrt ist es nicht anders. Aber sie sind aufeinander angewiesen wie Tag und Nacht, doch noch wissen sie es nicht genau. Die Ringe, die sind es die sie verbindet. Der Ring von Sauron und der unbekannte Ring."

Gandalf drehte sich Sam entgegen und dieser blickte unglücklich seinem Herrn hinterher während die Worte Gandalfs ihn verwirrten.