Versammlung im Grimmauldplatz Nummer zwölf

Den ganzen Vormittag trainierten sie mit den Bällen. Harry warf Ron etliche Male einen stark mitgenommen aussehenden, roten Ball zu, welchen er von den Löchern, die das Geäst eines Baumes freigab, fernhalten musste. Es gelang Harry einige Male, ein Tor zu schießen, was Ron ein wenig frustrierte, doch als er Harry kleine, gelb angelaufene Golfbälle zuwarf, besserte sich seine Laune, obwohl Harry jeden Ball fing, bevor er auch nur drei Meter vom Erdboden entfernt war. Es machte den beiden unheimlichen Spaß, endlich einmal wieder so lange Quidditch zu spielen, wie sie wollten, ohne dass Hermine sie mit einer spitzen Bemerkung vor ihre Notizenstapel und Schulbücher zurückholte.

Nach dem Mittagessen teilte Mrs Weasley ihnen mit, dass sie und Mr.Weasley zum Grimmauldplatz reisen mussten und fragte, ob Harry, Ron, Hermine und Ginny mitkommen wollten.

Bei ihren Worten verkrampfte sich Harrys Magen; er war sich nicht sicher, ob er wirklich dorthin wollte, wo Sirius gewohnt hatte und es nun nicht mehr konnte, doch der Rest nickte begeistert, sodass er nicht widersprach.

„Immer schön der Reihe nach", sagte Mrs Weasley, während sie die Schale mit dem Flohpulver herumreichte.

Nacheinander stürtzen Ginny, Ron, Hermine, Harry, Mrs Weasley und Mr. Weasley aus dem verrußten Kamin des Grimmauldplatzes Nummer zwölf, als Lupin gerade ins Wohnzimmer kam.

„Oh, ihr seid's", sagte er fast lässig, und half ihnen auf die Beine.

Harry fiel auf, dass Lupin noch kränklicher und erschöpfter aussah als sonst, doch er ließ sich nichts anmerken, sondern führte sie in die Küche, wo er ihnen sechs Flaschen Butterbier hervorholte und mit einem eleganten Schlenker seines Zauberstabes öffnete.

Die Küche war seit Harrys letztem Besuch sehr schmutzig geworden. Überall lagen verstreut Teller und Gläser herum, ein paar Löffel waren achtlos auf dem Tisch liegengelassen worden und das Geschirrtuch hing angeschwärzt auf einer verrosteten Stange, die jede Sekunde zu zerfallen drohte.

„Gleich ist Versammlung", teilte er Mr.und Mrs Weasley mit, „Dumbledore wird auch gleich da sein."

„Ihr habt es doch gehört, gleich ist Versammlung", scheuchte Mrs Weasley sie die Treppe hinauf, als sich keiner rührte, „da habt ihr nichts zu suchen. Also los, rauf mit euch."

„Ich will aber-", setzte Harry an, aber Mrs Weasley unterbrach ihn.

„Dumbledore wünscht dich nach der Versammlung zu sprechen, Harry", sagte sie lächelnd und schob sie an den ausgestopften Elfenköpfen vorbei, „und jetzt geht nach oben und bleibt da. Und Ron, leer deine Taschen aus", fügte sie scharf hinzu. Harry hätte einiges dafür gegeben, wenn Mrs Weasley Letzteres nicht gesagt hätte.

Murrend reichte ihr Ron nacheinander drei Paar Langziehohren und einen widerlich stinkenden, weich wirkenden und unglaublich langen Fingernagel.

„Mist", sagte er verbittert, „ich hätte sie woanders verstecken sollen", während sie die Treppe zu dem Schlafzimmer hinaufstiegen, in dem Harry und Ron letzten Sommer geschlafen hatten.

Auch Harry fühlte Ärger in sich aufkommen. Hätte Mrs Weasley bloß nicht gefragt, dann hätten sie hier oben sitzen können und endlich mehr über den Stand der Dinge erfahren...

Kaum hatte Hermine die Tür hinter ihnen geschlossen, sagte Ginny erregt:„Schnell, schnappt euch welche, bevor es anfängt!", und holte breit grinsend fünf Paar Langziehohren unter ihrem T-shirt hervor.

„Voll krass!", hauchte Ron begeistert, „woher hast du die?"

„Ich hab sie in einer verhexten Schokofröscheschachtel in Freds altem Schrank gefunden", flüsterte Ginny und steckte sich ein Paar in die Ohren, „ist nicht schlecht, wenn man ein paar davon immer bei sich hat."

Rasch stopften sich Harry, Ron und etwas zögernd schließlich auch Hermine die Enden der fleischigen Langziehohren in ihre eigenen, kauerten sich dicht aneinandergedrängt an die Tür ( „Ginny, das ist mein Arm an dem du da gerade zwickst-", zischte Ron ) und warteten aufs Äußerste gespannt.

Langsam schienen alle Mitglieder des Ordens anzukommen, man hörte, dass Lupin den ein oder anderen begrüßte und wie Mrs Weasley jeden Neuankömmling in den Versammlungs-raum geleitete.

Nach knapp einer Viertelstunde hörte man eine Tür, die leise geschlossen und rasch verriegelt wurde, ein letztes Wispern von einem der Mitglieder und dann eine kräftige Stimme eines Mannes, der schon sehr alt sein musste. Harry erkannte diese Stimme sofort, und er sah Albus Dumbledore vor sich, wie er mit einer herzlichen Geste alle Anwesenden begrüßte und etwas sagte, was die gesamte Große Halle zum Klatschen brachte.

Doch sobald Dumbledore das erste Wort gesprochen hatte, wusste Harry, dass seine Vorstellung nicht stimmte...

„Ihr wisst, Voldemort ist nicht mehr lange in Schach zu halten", sagte er ruhig und sehr ernst, „und ihr wisst auch, dass wir einen Menschen verloren haben, der alles für diesen Orden getan hat-"

Harrys Magen verkrampfte sich; gleich würde Dumbledore von Sirius reden, über seinen Tod, über sein Opfer... er konnte es nicht ertragen, er konnte es einfach nicht...

Harry verspürte einen starken Drang, sich die Langziehohren auszureißen, doch seine Hand war wie gelähmt.

„-Sirius ist im Kampf gestorben, er ist ehrenvoll von uns gegangen und hat uns nie enttäuscht, er war immer bereit, für den Orden zu kämpfen. Durch seine Liebe zu einem Menschen hat er sein Leben gelassen-"

Harry spürte die Blicke der anderen in seinem Nacken, doch es störte ihn nicht , denn eine zischende Stimme in seinem Hinterkopf redete auf ihn ein– Sirius ist für dich gestorben, es ist deine Schuld gewesen... wärst du nicht so dumm gewesen, jedem deiner Träume Glauben zu schenken, wäre Sirius jetzt unter ihnen, er wäre frei, weil nun endlich jeder wusste, dass Voldemort zurückgekehrt war...

„-doch er hat es nicht vergeudet, er hat seine Treue und seinen Mut bewiesen... Sirius hat es in keinem Fall verdient zu sterben, er war ein kluger, aufrichtiger Mann..."

-aber du musstest ja wieder mal den Helden spielen... du hast alle deine Freunde verletzt, und was hat es genützt ? Nichts. Sirius ist tot. Er wird nie mehr wieder zu dir zurückkommen.

„NEIN!", stieß er plötzlich hervor und riss sich die Langziehohren so schnell aus den Ohren, sodass Hermine, die neben ihm gekniet hatte, erschrocken zurückwich.

Harry ertrug es nicht mehr, all seine Schuldgefühle drangen mit einem Mal wieder auf ihn ein, all seine Traurigkeit schien ihn in Besitz zu nehmen.

Ron, Hermine und Ginny starrten ihn bestürtzt an und schienen vergessen zu haben, dass sie eigentlich vorhatten, die Versammlung zu belauschen.

„Steck sie wieder rein, Mann", sagte Ron mit schwacher Stimme, „jetzt gerade erzählen sie was von Wachdiensten im Ministerium..."

Widerwillig steckte sich Harry wieder ein Langziehohr an sein rechtes Ohr und hielt inne, um weiter zu lauschen, auch wenn es ihm sehr schwer fiel.

„...nun, ich habe direkt nach dem Vorfall im Ministerium mit Cornelius gesprochen, und ich muss sagen, dass ich trotz seiner endlosen Entschuldigungen äußerst enttäuscht von ihm bin, auch wenn ich sein Verhalten nicht für unerwartet hielt. Doch wenn dieser Krieg erst anfängt, zählt weder Hass,Verachtung noch Enttäuschung. Das Band des Zusammenhalts muss nicht aus Freundschaft bestehen, auch, wenn es so am besten wäre, doch das kann ich unmöglich verlangen; dieses Band stellt uns alle auf eine Seite, die wir verteidigen müssen, und das ist das einzige, was zählt. Was ich mich in den letzten Wochen gefragt habe, ist, ob wir uns darauf konzentrieren sollten, die Riesen und Dementoren von uns zu überzeugen, oder Voldemort direkt anzugreifen. Und ich kann nur sagen, dass mir diese Frage sehr viel Schwierigkeiten bereitet hat. Ich hoffe nur, dass Mundugus Avery nicht aus den Augen verliert."

„Dumbledore", meldete sich, wie es schien, Tonks zu Wort, „wir können uns nicht festlegen, wir wissen nicht alles, was Voldemort plant. Ich habe neulich einen Hinweis erhalten, dass sich wohl mehrere Todesser in die Wälder aufgemacht haben sollen, um andere starke Tierwesen auf ihre Seite zu bringen, einige Chimäras haben sie eingefangen und nun versuchen sie es mit Zentauren. Hagrid ist gestern mit Moody noch einmal zu den Riesen aufgebrochen, aber Mad-Eye hat ihn in einen gewöhnlichen Zauberer verwandelt, damit sie nicht so leicht auffliegen. Mit Vielsafttrank natürlich, ist am sichersten."

„Oh nein", sagt Hermine mit panischer Stimme, „Hagrid ist wieder fortgegangen... müssen wir uns dann etwa wieder um Grwap kümmern? Ehrlich gesagt hab ich die Nase voll von ihm, wie kann Hagrid bloß so ein Monster mögen ? Natürlich ist das sehr lieb von ihm", fügte Hermine rasch hinzu, als Harry sie böse anblickte, „aber jetzt mal ehrlich, Harry: Das letzte Mal hat er uns fast zerquetscht, und dann sollen wir zu ihm hinspazieren und einfach-"

Doch weiter kam sie nicht, denn plötzlich wurde die Tür mit einer solchen Wucht aufgeschlagen, sodass Ginny rücklings auf ein Bett knallte und Ron mit einem Ächzen ans Fenster gedrückt wurde, Hermine knallte die Tür gegen das Gesicht und Harry schleuderte der Schlag einige Meter ans andere Ende des Zimmers.

Als er sich von seinem Schreck und den Schmerzen eingermaßen erholt hatte, blickte er auf und sah eine vor Wut rot glühende Mrs Weasley im Türrahmen stehen, die jetzt langsam in das dunkle Zimmer hineinschritt und ersteinmal schluckte.

„WAS – HAT – DAS – ZU – BEDEUTEN ?", brüllte sie, ballte die Fäuste und sah einem schreinenden Baby, dem gerade sein Lieblingsteddy entrissen wurde, fürchterlich ähnlich.

„Mum - wir", fing Ron an, offensichtlich, um Zeit zu gewinnen und nach einer glaubwürdigen Entschuldigung zu suchen, doch er brachte nur ein klägliches Würgen hervor.

„Spar dir die Worte, Ronald Weasley!", schrie sie lauthals, riss ihnen einem nach dem anderen die Langziehohren weg und ließ sie in ihrer Tasche verschwinden, kehrte ihnen den Rücken zu und knallte die Tür mit der gleichen Wucht zu, wie sie sie aufgemacht hatte.

„Das war's", sagte Ron bitter und zog sich an der steinernen Fensterbank hoch, „jetzt bekommen wir nie mit, was die da unten zu besprechen haben."

„Dabei hatte ich sie so gut versteckt", murmelte Ginny verdrießlich.

„Ich finde, wir haben genug gehört", sagte Hermine finster, während sie sich ihre Stirn rieb, wo sie die Tür hart getroffen hatte, „Hagrid ist weg, wir dürfen uns wahrscheinlich mit Grawp herumschlagen und ein fürchterlicher Krieg gegen Voldemort wird beginnen. Und dabei haben wir so noch viel zu tun, nächstes Jahr machen wir unser UTZ. Oh, wenn ich nur daran denke, wie viel ich noch zu lernen habe, ich sollte eigentlich schon jetzt anfangen, anstatt hier rumzusitzen..."

Harry saß immer noch an der Stelle, wo ihn die Tür hinbefördert hatte und verspürte keine große Lust, aufzustehen; die Klagen Hermines rauschten an ihm vorbei, einzig und allein hörte er die stechende Stimme von vorhin, die noch immer in seinem Kopf widerhallte, obwohl sie längst verschwunden war...

„Harry?"

Harry schreckte aus seiner Trance auf und bemerkte, dass sich Ron, Hermine und Ginny um ihn herum gestzt hatten und ihn traurig ansahen.

„Was ist los mit dir?", fragte Hermine besorgt, „seit wir hier sind, bist du so seltsam..."

Harry antwortete nicht. Er wusste, dass sie über Sirius sprechen wollte.

„Ich weiß nicht, wie du dich fühlst, Harry", sagte Hermine leise, „ich habe nie so eine Last tragen müssen wie du, aber bitte glaub mir.. es hilft nichts, ihm hinterherzutrauern. Ich weiß, das ist leicht gesagt, aber auch wenn du dir die Schuld für alles gibst, macht ihn das nicht wieder lebendig. Du musst versuchen zu akzeptieren, dass er fort ist, auch wenn du das nicht schaffen wirst, keiner kann den Verlust eines geliebten Menschen einfach so übergehen. Bitte, Harry", fügte sie mit zitternder Stimme hinzu, „du hast seit ewigen Zeiten nicht mehr richtig gelacht, weil du denkst, du hast alles verloren und bist an allem Schuld, aber so ist ist es nicht... wir sind bei dir und wollen dich unterstützen, bitte glaub uns."

Sie sah ihn mit feuchten Augen an und Harry wusste einfach nicht, was er sagen sollte...

Hermine hatte alles laut ausgesprochen, was er nicht zu sagen gewagt hatte, und er spürte, wie sich sein Körper leichter anfühlte, es war, als ob sie eine schwere Last von ihm genommen hätte. Denn Hermine hatte ihn davon überzeugt, dass Sirius' Tod nicht allein seine Schuld gewesen war.

Er konnte nicht sagen, wie dankbar er Hermine war, dass sie dies zu ihm gesagt hatte und wie sehr es ihn stärkte, dass Ron und Ginny bei Hermines letztem Satz lebhaft genickt hatten.

„Die Versammlung ist zu Ende, Harry", sagte plötzlich eine steife Stimme hinter ihnen.

Mrs Weasley war nach oben gekommen und wartet vor der Tür. Noch immer war die Zörnesröte nicht ganz aus ihrem Gesicht gewichen, während sie Harry stumm die Treppe hinunter führte.

„Dumbledore wartet in der Küche auf dich", sagte Mrs Weasley mit einer schwachen Bewegung gen Küchentür, „geh rein und schließ ab. Ich werde mir jetzt mal die Truppe da oben vorknöpfen", fügte sie in bissigem Ton hinzu und stapfte wieder hinauf.

Harry horchte noch kurz auf, um zu hören, ob Mrs Weasley schon mit ihrer Standpauke angefangen hatte, und drückte dann mit leicht klopfendem Herzen die Türklinke herunter.

Dumbledore saß am Küchentisch und hob langsam seinen Kopf, als Harry eintrat und die Tür hinter sich verschloss, wie ihm Mrs Weasley befohlen hatte.

Dumbledore sah aus, als wäre er kurz zuvor aus dem Bett geworfen worden, unter seinen Augen waren Ringe zu sehen und sein Gesicht wirkte merkwürdig grau.

„Guten Tag, Professor", sagte Harry.

„Setz dich bitte, Harry", wies ihn Dumbledore mit einer Handbewgung an.

Er ließ sich auf einem der alten Küchenstühle nieder und starrte Dumbledore an, der ihn mit seinen strahlend hellblauen Augen scharf beobachtete.

„Ich wollte noch einmal mit dir sprechen, weil ich glaube, dass wir das letzte Mal ein paar Sachen ausgelassen haben, die in jener Situation zu unwichtig erschienen", sagte Dumbledore ruhig, „aber ich sollte sie doch noch vor dem Schuljahr mir dir besprechen, denke ich. Es geht zuerst einmal um deinen Platz als Sucher in der Quidditchmannschaft. Ich glaube, du solltest ihn wieder einnehmen."

Harrys Herz machte einen Hüpfer - durfte er etwa wieder spielen ?

„Aber", fing Harry unsicher an, „ich hab doch lebenslanges Spielverbot-"

„Oh, diese Strafe hat dir Dolores erteilt, und nun, da sie fort ist, erlaube ich mir, sie für ungültig zu erklären", sagte Dumbledore lässig, „und außerdem habe ich hier etwas, das dir gehört."

Er holte Harrys Feuerblitz unter seinem Stuhl hervor und reichte ihn ihm.

Harry fühlte sich noch leichter als vor fünf Minuten, jetzt, da er endlich seinen Besen wiederhatte. Endlich durfte er wieder spielen, endlich konnte er wieder auf das Spielfeld und es der anderen Mannschaft zeigen...

Harry sah Dumbledore an und konnte nicht sagen, wie glücklich er war, wieder spielen zu dürfen.

„Sir, ich-", begann Harry und blickte wie gebannt auf seinen Feuerblitz, der aussah wie neu und nicht den kleinsten Kratzer abbekommen hatte.

„Außerdem", fuhr er unbeirrt fort, „ist es wieder an der Zeit, einen neuen Mannschaftskapitän zu wählen, und ich dachte, dieses Amt zu führen würde dir eventuell gefallen."

„Oh, a – aber natürlich", stammelte Harry, der sein Glück kaum fassen konnte, nicht nachdem, wie er sich in den letzten Wochen gefühlt hatte.

„Dann wäre das schon einmal geklärt", sagte Dumbledore, „nun komme ich zu einem anderen Punkt, eurem DA – Club..."

„I-ich weiß, das hätten wir nicht tun dürfen", brach es aus Harry hervor, „es war so dumm von uns, nur wegen diesen blöden Treffen ist das alles passiert, es tut mir -"

„Ich wollte eure die DA keineswegs kritisieren", unterbrach ihn Dumbledore lächelnd, „ich muss sogar sagen, dass ich diese Idee faszinierend finde und mich sehr freut, wie tatkräftig ihr seid. Ihr habt die DA nur zur falschen Zeit am falschen Ort gegründet. Aber nun ist die Zeit gekommen, wo es genau richtig ist, solch eine Versammlung jede Woche so oft ihr wollt stattfinden zu lassen. Ich möchte damit nur sagen", fügte er hinzu, „dass dieser, nun ja, zusätzliche Unterricht von nun an vollkommen legal ist und es mir eine Ehre war, für – Dumbledores Armee – einzuspringen."

Harry grinste schwach und starrte Dumbledore weiterhin an.

Mit einem mal spürte er keine Wut mehr auf Dumbledore in seinem Körper brodeln, es war vielmehr ein Gefühl der Dankbarkeit, das er ihm gegenüber empfand.

„Nun, das war's", sagte Dumbledore, „dies waren die beiden Sachen, die ich dir noch zu sagen hatte. Wenn dir noch etwas auf dem Herzen liegt, was du mir sagen möchtest..."

„Ja", sagte Harry rasch, „wissen Sie noch, unser letztes Gespräch vor den Ferien?"

„Aber natürlich, das habe ich nicht vergessen", antwortete Dumbledore mit dem Anflug eines Lächelns.

„Es – es tut mir sehr leid, dass ich so ausgerastet bin, es ist nur alles so.... viel gewesen, das mit Sirius", sagte Harry leise; von Sirius zu sprechen fiel ihm schwer, doch er wollte nicht mit Dumbledore auseinandergehen, ohne sich zu entschuldigen, „ich habe es nicht so gemeint, aber ich glaube, dass Fass ist einfach – übergelaufen, ich habe es nicht mehr ausgehalten..."

Dumbledore legte plötzlich seine Hand auf Harrys Schulter und blickte ihn sehr ernst an.

„Ich sage es nocheinmal", sagte er, „ich weiß, wie du dich fühlst, auch wenn du es mir nicht glaubst, und ich bin dir wegen deines Verhaltens nicht böse, ich kann es verstehen, du hattest allen Grund zur Wut auf mich. Aber bitte versprich mir, Harry, dass du nun Okklumentik lernst, so gut du kannst, verstanden ? Du weißt jetzt, warum es nötig ist, und diesmal werde ich dich ab der ersten Schulwoche jeden Montagabend um acht Uhr unterrichten."

„Ja", sagte Harry leise und meinte es auch so. Er würde jeden Abend versuchen, sich so lange von allen Gedanken und Gefühlen zu lösen, bis er keine Albträume mehr hatte, so lange, bis er nie wieder in Voldemorts Haut stecken müsste.

„Falls du sonst noch über irgendetwas reden möchtest", fügte Dumbledore hinzu und stand nun auf, „du weißt, wo ich bin. Aber jetzt muss ich los, entschuldige."

Gerade als er aus dem Türrahmen verschwand, wurde Harry bewusst, dass er ihm etwas vergessen hatte zu sagen.

„Professor!", rief Harry ihm hinterher und hastete den Gang entlang.

„Ja ?", fragte Dumbledore und drehte sich überrascht um, als Harry ihn eingeholt hatte.

„Nun, ähm - danke", sagte Harry leise.

Dumbledore erwiderte nichts, sondern blickte ihn fast beeindruckt an und lächelte sanft, dann kehrte er ihm den Rücken zu und verschwand im Nichts.