Kapitel 31.
kyóren - Ausbildung
Beim Mittagessen sah sie Frodo und Sam am anderen Ende des Tisches sitzen und die beiden schienen sich gerade angeregt mit Gimli zu unterhalten. Und so wie es aussah, war wohl sie das Gesprächsthema, denn ihre Blicke glitten immer wieder zu ihr herüber.
Ja klar, redet doch noch mehr über mich! dachte sie ungehalten und stocherte in ihrem Essen herum ehe sie Lustlos ihren Kopf wieder herumdrehte.
„Ich bin garantiert das Gespött des Tages mit meiner Waffenauswahl." murmelte sie und schaufelte sich einen riesigen Löffel voll des köstlichen Mahls in sich hinein.
Einer der Zwerge, die hier in Bruchtal residierten, sah sie von der Seite mit großen Augen an und überlegte sich gerade wohl wie soviel in so einen kleinen Mund hinein ging.
Feli beachtete ihn nicht, aß schnell zu Ende und war die erste die vom Tisch aufstand.
Bevor sie sich mit Legolas dort unten wieder treffen würde, damit dieser ihr das Bogenschiessen beibringen sollte, wollte sie sich noch für einen kurzen Moment zurückziehen. Sie musste erstmal mit dem Gedanken klar kommen, dass ihre Abreise jetzt langsam näher rückte.
Später, kurz vor Ablauf der Zeit des Treffens, glitt Feli über die große Treppe hinab zu den Ställen. Sie konnte bereits aus der ferne Legolas und Gimli sehen die ihr erfreut zuwinkten, doch als sie näher kam und ebenfalls winkte, entdeckte sie noch etwas anderes.
Unweit vom Übungsplatz hatten es sich ausgerechnet Frodo und Sam gemütlich gemacht… wollten sie etwa zusehen?
Felis Hand erstarrte in der Bewegung und sie hatte auf einmal Mühe das Ende der Treppe zu erreichen.
„Ah, da bist du ja, Fräulein Feli. Herzlich Willkommen zur ersten Unterrichtsstunde…" begrüßte Legolas sie, doch mit einem Wink ihrer Hand schwieg er.
„Müssen die beiden unbedingt zukucken?" murmelte sie hinter hervor gehaltener Hand und wurde etwas rot im Gesicht.
Gimli, der näher kam, zuckte mit den Schultern. „Ich glaube das ist meine Schuld. Ich habe ihnen am Mittagstisch erzählt wie gut du reiten kannst und dass du dich für das Bogenschießen entschieden hast. Da wollten sie unbedingt dabei sein."
Feli warf dem Zwerg einen giftigen Blick entgegen und dieser zog sich wieder zurück.
„Besten Dank auch, setzt mich noch mehr unter Druck! Ich möchte ja sowieso niemanden damit töten aber dass ihr das auch noch herumerzählt damit ich auch noch ein paar Leute habe die zukucken können, das find ich nicht mehr witzig!"
Sie blickte kurz zu Frodo und Sam herüber die bereits begannen miteinander zu tuscheln und auf sie zu zeigen. Freilich konnten sie nicht verstehen was sie hier mit dem Elben und dem Zwerg besprach, aber sie konnten sich wohl ihren Teil denken.
„Wenn es dich so sehr stört dann schicke ich die beiden wieder weg und vertröste sie dann bis dahin wenn du dich sicherer im Umgang mit dem Bogen fühlst…" bot Legolas an und Feli drehte ihren Kopf wieder herum.
„Nein, wenn ich jetzt darum bitte, dann sieht es so aus als würde ich kneifen. Lass uns einfach anfangen, OK?" murmelte sie ergeben. Sie wusste nicht genau warum sie dieses Angebot ausschlug aber vielleicht wollte sie sich ja einfach Beweisen dass es da doch etwas gab mit dem sie zurecht kommen würde, allein zurecht kommen würde…
Legolas nickte zustimmend und griff neben sich. Der Bogen und der Köcher hatten an einem Stein gelehnt und jetzt hielt er ihr beides entgegen.
„Wir fangen gleich richtig an. Das bedeutet, dass du den Köcher immer während des Übens auf dem Rücken tragen wirst, damit du lernst nach hinten zu greifen und die Pfeile bald schnell nacheinander abschießen kannst. Aber wir werden natürlich heute nicht gleich damit beginnen. Heute werde ich dir nur die Grundzüge erklären, worauf du achten musst. Wenn du es schaffst einen einzigen Pfeil abzuschießen, dann bist du schon sehr gut."
Feli nickte und schnallte sich den Köcher auf den Rücken. Sie hatte das schon in einem Robin Hood Film gesehen in ihrer Welt, doch da waren die Köcher immer kleiner gewesen, dieser hier wog mindestens einen ganzen Kilo, wenn nicht sogar noch mehr.
Das sollte sie eigentlich nicht weiter stören, ihre Schultasche die sie immerhin bis hierher geschleppt hatte, wog dreimal soviel, aber sie spürte den Köcher auf ihrem Rücken. Er reichte ihr vom Kopf bis zum Po…
„Der Köcher ist etwas ungewohnt auf dem Rücken." gab Feli zum Besten und Legolas nickte.
„Das ist er immer am Anfang, aber du wirst dich schnell daran gewöhnen." Erwiderte er und Feli nahm den Bogen in die Hand. Dabei riskierte sie einen kurzen Blick neben sich, sie entdeckte die beiden Hobbits die angespannt im Gras saßen und nun wohl darauf warteten dass etwas passierte. Sie sprachen nicht miteinander sondern beobachteten sie ganz genau. Feli kam sich beinahe vor als wäre sie in einer Prüfung und die beiden würden entscheiden ob sie durchfallen oder weiterkommen würde…
„OK, nun aufgepasst und lass dich nicht mehr ablenken. Die beiden können dir nicht beibringen wie man mit dem Bogen richtig umgeht!" zog Legolas die Aufmerksamkeit Felis wieder auf sich und diese drehte sich herum.
„Entschuldigung." murmelte sie und Gimli meinte: „Wenn die beiden so sehr ablenken, dann müssen wir sie wegschicken, sonst kommen wir nie dazu überhaupt einen einzigen Pfeil abzuschiessen!"
„Nein nein, ist schon gut, ich passe jetzt auf und blicke nicht mehr um mich." meinte Feli schnell und fragte sich nicht zum letzten Male heute warum sie das gesagt hatte… die beiden lenkten sie nämlich ab, sie war nervös…
„Gut, da das geklärt ist nimm bitte einen Pfeil aus dem Köcher, das ist die erste Übung."
Feli glitt mit ihrem rechten Arm hinter sich und… griff ins Leere hinein. Sie brauchte einen bis zwei Griffe bis sie den Köcher wieder fand und endlich die Feder der Pfeilenden spürte.
„Ohje, wenn ich für jeden Pfeil so lange zum suchen brauche, dann bin ich ja schneller Tod als ich den Pfeil abgeschossen habe." meinte Feli während sie den Pfeil mühsam aus dem Köcher herauszog und schließlich doch endlich zu sich nach vorn holte.
Legolas jedoch winkte ab. „Später wirst du das ganz schnell können, dir fehlt ja nur ein bisschen Übung und in der ersten Stunde an gleich so etwas gut zu können ist praktisch unmöglich." meinte er.
„Ja, du hast wohl Recht, Herr Legolas… aber was soll ich jetzt tun?"
Fragend blickte sie empor und dieser lächelte. „Ich zeige dir alles, keine Sorge." meinte er und glitt mit einer schnellen, unscheinbaren Bewegung, wie sie es wohl nur Elben drauf hatten, hinter ihr.
Schon lag sein Gesicht auf ihrer Schulter, er hatte sich ein Stück herabgebeugt und seine beiden Arme glitten links und rechts um ihren Körper herum. Der Elb war ihr sehr nahe, beinahe zu nahe wie sie selbst fand. Feli versteifte sich automatisch und Legolas bemerkte das sofort. „Du musst lockerer werden, dich entspannen, sonst wirst du nie den Pfeil in der Sehne halten können." murmelte Legolas direkt in ihr Ohr hinein und seine Hand nahm ihre die den Pfeil festhielt.
„Jetzt nimmst du den Bogen mit deiner anderen Hand hoch und legst den Pfeil mit der Kerbe in die Sehne hinein." erklärte der Elb und Feli spürte wie sie rot im Gesicht anlief. Er war nun beinahe Wange an Wange mit ihr und sie konnte nichts dafür, sie war es nur nicht gewohnt dass ihr jemand so nahe war.
Mit ungewöhnlich ungeschickten Fingerbewegungen, die mehr fahrig als gekonnt waren, schaffte sie es nicht die Kerbe des Pfeils in die Sehne hinein zu legen und der Bogen selbst war weit von ihr ausgestreckt in der Hand. Erst als der Elb ihr half bekam sie es hin.
„Sehr gut." raunte Legolas, obwohl dieser die meiste Arbeit getan hatte. „Und jetzt spann den Bogen an, spann ihn soweit an wie du nur kannst!"
Feli tat wie ihr geheißen, die Sehne jedoch war sehr straff gespannt und ihre Arme und Hände zitterten vor Anstrengung.
„Bevor du ihn abschießt werde ich dir die Regeln des Bogenschiessens erklären. Erstens, dein Körper muss frei sein, völlig unverkrampft, du musst locker dastehen. Alles was ich dir sage tu bitte auch, auch wenn es dir schwer fällt mit dem angespannten Bogen."
Feli nickte kaum merklich und versuchte sich zu entspannen, aber mit dem Elben im Rücken war das gar nicht so einfach. Ihre Wangen glühten und in ihrem Kopf drehte sich alles, aber sie bekam sich wenigstens soweit im Griff dass sie aufhörte wie verrückt zu schwitzen.
„Sehr gut machst du das." raunte ihr Legolas ins Ohr hinein. „Die zweite Regel lautet dass du dein Herz beruhigen musst, also musst du deine Atmung regulieren. Du musst bewusst aus- und einatmen, damit kannst du deinen Blutkreislauf und dein Herzschlag kontrollieren und sie werden ruhiger. Im Moment pocht dein Herz als wolle es gleich bersten." murmelte der Elb und Feli wurde es heiß und kalt gleichzeitig. Dem Elb entging auch gar nichts, aber wenn jemand so dicht hinter einem stand war das da so verwunderlich! Dennoch versuchte Feli genau das was der Elb ihr gesagt hatte. Sie begann sich selbst zu beruhigen, atmete langsam ein und aus und sie spürte tatsächlich nach dem vierten oder fünften Atemzug das ihr Herzschlag sich verringerte und sie wieder ruhiger wurde.
„Die dritte Regel ist denkbar einfach. Du darfst nur dein Ziel im Auge behalten, alles andere ist unwichtig. Blicke nicht nach links, blicke nicht nach rechts, weit über alles hinaus, dann wirst du dein Ziel erreichen können mit dem Pfeil."
Feli schloss ein Auge, bereit jederzeit die Sehne mit dem Pfeil los zu lassen. Sie konnte es spüren, etwas neues, eine Macht wie sie sie noch nie zuvor gespürt hatte. Sie konnte es schaffen, wenn sie wollte. Sie konnte es schaffen diesen Pfeil ins Ziel zu bringen. Geradeaus war ihr Blick gerichtet, ihr Atem war ruhig und besonnen und ihr Herz schlug regelmäßig. Sie blickte zu dem kleinen Wäldchen herüber und entdeckte einen Baum auf dem ein Kreis eingeritzt worden war. Es sah beinahe so aus als hätte dieser Baum ein einziges Auge dass sie nun anstarrte und darauf wartete dass etwas passierte.
„Die vierte Regel folgt jetzt. Lass dich niemals ablenken, egal was passiert. Deshalb stehe ich auch hinter dir, damit du gleich von Anfang an alles lernst was wichtig ist. Nur du, der Pfeil und dein Ziel, alles andere ist in diesem Augenblick unwichtig, selbst ich der mit dem Kopf auf deiner Schulter liegt ist unwichtig in anbetracht deines Ziels vor Augen."
Feli nickte, sie hatte verstanden, aber geahnt hatte sie es vorher auch schon, doch nun wusste sie es mit Gewissheit.
„Du hast dich bisher gut gehalten, deine Röte ist aus dem Gesicht gewichen, deine Hände haben sich entspannt wie auch dein ganzer Körper und dein Herz schlägt nicht mehr wie ein Trommelfeuer." meinte Legolas anerkennend und fuhr fort als Feli begann zu lächeln.
„Die fünfte Regel soll daher lauten: Niemals zaudern! Deine Gedanken sind auf das Ziel gerichtet und niemals Angst oder Furcht vor deinem Gegner zeigen. Dies spüren sie zu allererst und ein Gegner, der deinen Tod wünscht, wird nicht lange Zögern ihn dir zu schicken!"
Felis Gesichtsausdruck verfinsterte sich, ihr lächeln war verschwunden und einem bitteren Ernst gewichen. Sie hatte natürlich gewusst das dies garantiert eines der Regeln war, aber musste er es ausgerechnet jetzt sagen?
Sie begann wieder unsicher zu werden als sie daran dachte dass das da vorn vielleicht gar kein Baum sein könnte, sondern ein Ork, der sie töten wird wenn sie nicht schnell genug ihren Pfeil verschoss…
„Und nun gibt es nur noch eine einzige Regel zu beachten. Der Pfeil ist deine Reichweite, dein verlängerter Arm also. Die Sehne ist der Muskel der alles in Bewegung setzt und der Bogen der alles zusammen hält. Je weiter du die Sehne anspannst desto weiter wirst du deinen Pfeil schießen können. Genauso ist es auch wenn du die Sehne lockerer anspannst desto näher muss dein Ziel sein das du treffen willst. Also… versuche nun den Punkt in dem Baum dort hinten zu treffen!"
Feli nickte und erschrak kurz als sich der Elb zurückzog von ihrer Schulter. Es war ungewohnt mit einem Mal keine Ablenkung zu haben, sie war es nun gewohnt und hatte sich darauf eingestellt. Nun war wieder eine neue Situation entstanden auf die sie sich erstmal einrichten musste. Legolas schien dies zu wissen, denn er sagte nun nichts mehr und drängte sie auch nicht. Er wusste dass jeder für seinen ersten Pfeil solange brauchte wie er brauchen würde.
Um sich selbst zu beruhigen zählte Feli in Gedanken die ganzen Regeln, soweit sie sie noch im Kopf hatte, noch einmal auf und versuchte sich nur noch auf das Ziel vor sich zu konzentrieren. Sie würde es vielleicht schaffen, aber der Baum den sie treffen sollte, war mindestens 40 Meter entfernt, wenn nicht sogar noch mehr.
Erstens, unverkrampft, frei. Zweitens, Herz beruhigen, Atmung kontrollieren. Drittens, nicht ablenken lassen. Viertens, nur ich, der Pfeil und das Ziel. Fünftens, nicht Zaudern! Sechstens, je mehr desto weiter, je weniger desto näher!
Jetzt endlich spannte sie noch einmal an, versuchte die Entfernung abzuschätzen. Ein Auge schloss sich, das andere nahm Zielmaß. Der Zeigefinger am Bogen hielt die Pfeilspitze geradeaus auf das Ziel gerichtet. Ihre Finger, die das andere Ende des Pfeils hielten, vibrierten unter der Anspannung… der Wind spielte mit ihren Haaren, sie hörte von irgendwo einen Vogel und schließlich wie von selbst, ließ ihre Hand den Pfeil mit der Sehne einfach los…
Im nächsten Moment ging alles sehr schnell…
„AUAAAAA!" war das nächste was diese angespannte Stille durchbrach. Feli hielt sich erschrocken eine Hand gegen die Wange, es blutete etwas, sie konnte es spüren. Der Pfeil landete auf ihren Füßen, er war einfach aus der Sehne heraus geglitten. Sie hatte es nicht geschafft ihn abzuschiessen. Den Bogen hielt sie noch immer mit der anderen Hand fest, wie ein ertrinkender der sich an einen Rettungsring klammerte.
„Tut es sehr weh?" Legolas trat besorgt näher und nahm ihre Hand von der Wange.
Feli nickte etwas und ihre Augen füllten sich mit Schmerzenstränen.
„Der Schmerz lässt bald nach und es wird auch nichts zurückbleiben, keine Narben oder so etwas." meinte Legolas beruhigend nachdem er die kleine Verletzung in Augenschein genommen hatte. Behende zog er ein Tuch aus seiner Kluft hervor und tupfte geschickt das Blut aus ihrem Gesicht.
„Oh Nein, es ist doch nichts passiert oder!" eine wohl bekannte Stimme hatte sich genähert und schob sich an dem Elb vorbei. Erstaunt blickte Feli nun mit verwaschenem Blick zu Frodo herab.
„Nicht schlimm, es tut nur weh." erwiderte Feli an der Stelle des Elben und sie konnte Sam im Hintergrund durch einen Tränenschleier hindurch entdecken.
„Ich glaube du hast dich zu sehr auf das abschießen des Pfeils konzentriert, aber ich hätte dir sagen müssen, dass du natürlich deinen Kopf nicht zwischen Sehne und Bogen platzieren darfst." murmelte Legolas entschuldigend und drehte sich zu Gimli herum, der etwas Perpelx in der Gegend herum stand. „Geh bitte zu Elrond und besorg für Feli ein bisschen Salbe, dann ist die kleine Verletzung spätestens übermorgen abgeheilt und wird nichts hinterlassen."
„Ist gut." erwiderte der Zwerg und machte dass er davon kam.
„Setz dich erstmal." forderte der Elb und Feli ließ sich am Fuße der großen Treppe nieder.
Erst da schaffte sie es endlich sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen.
„Es tut schon nicht mehr so weh!" murmelte sie und log dabei, es tat höllisch weh.
Frodo musste das anscheinend spüren denn wie selbstverständlich nahm er nun ihre eine Hand und hielt sie fest.
„Wenn man nicht ständig auf dich aufpasst… bist du dir immer noch sicher das du allein durch Mittelerde reisen willst?" fragte er ehrlich besorgt und Feli war kurz davor ihre Hand wieder zurück zu ziehen, doch im allerletzten Moment besann sie sich eines besseren. Das war das erste Mal dass sie wieder mit Frodo sprach und sie wollte es nicht gleich wieder kaputt machen.
Doch sie warf ihm einen entschlossenen Blick zu und nickte heftig während es in ihrem Inneren ganz anders aussah…
„Das war der erste Pfeil den ich jemals versucht habe abzuschiessen, da kann ich ja auch nicht gleich erwarten dass alles so läuft wie ich es mir ausgedacht habe!" gab sie etwas barsch zurück, jedoch mehr der Schmerzen willen und weil sie ihren Standpunkt klar machen wollte.
Frodo jedoch ließ sich davon nicht Beeindrucken und nickte während Sam sich neben Frodo setzte. Wie ein Wachhund blickte er an seinem Herrn vorbei direkt in Felis blutendes Gesicht hinein. Feli dachte sich dass dazu eigentlich nur noch ein Halsband und eine Hundeleine passen würden, dann hätte Frodo ein kleines Hündchen das hinter ihm herhecheln würde ohne dass dieser ein einziges Mal die Leine straff ziehen brauchte.
Später, als die Wunde im Gesicht versorgt war, versuchte Feli es gleich noch einmal den Pfeil, der bis dahin im Gras gelegen hatte, abzufeuern und dieses mal gelang es ihr!
Sie schaffte es zwar nicht den Baum zu treffen, aber zumindest flog er ein Stück und landete ein paar Meter vor dem Baum waagerecht im Gras, die Spitze tief in den Boden hinein gegraben.
Feli lächelte triumphierend den beiden Hobbits zu ehe sie sich aufmachte den Pfeil zu holen während Legolas hinter ihr her lief und ihr eine Reihe von nützlichen Tipps gab.
„Das war schon sehr gut, nur musst du den Pfeil beim nächsten Mal straffer in der Sehne spannen, du willst ja schließlich ein Ziel weiter hinten treffen."
Feli nickte während sie sich bückte, den Pfeil aus dem Boden zog und die Spitze von der Erde befreite.
„Das habe ich mir schon fast gedacht", gab sie zurück und drehte sich herum um wieder an ihren Angestammten Platz zurück zu kehren. „Aber ich traute mich nicht ganz, weil es eben schief lief. Gib mir noch ein bisschen Zeit zum probieren, ich werde es schon hinkriegen wenigstens den Baum zu treffen, wenn ich schon den aufgemalten Kreis nicht treffen werde."
Legolas nickte anerkennend und meinte: „Das ist die richtige Einstellung, bloß nicht entmutigen lassen und klein anfangen. Bald wirst du es nicht nur schaffen den Baum zu treffen sondern auch das Ziel das darauf eingezeichnet ist. Beim ersten Mal schafft das keiner, aber das erwähnte ich bereits."
Der Elb zog wieder hinter ihr Posten während Feli sich konzentriert an der von Gimli gekennzeichneten Linie aufstellte, den Bogen wieder mit dem Pfeil anspannte und sich wieder die Regeln vor Augen hielt. Ihre Wange schmerzte, doch es war Lehrgeld das bezahlt werden musste und schließlich konnte es nur eine gute Übung sein. Sie musste ja schließlich später auch Pfeile verschießen können wenn sie irgendeine Verletzung davon getragen hatte…
Sie übte bis zum Dunkelwerden und schaffte es tatsächlich den Pfeil mit den letzten Strahlen der Sonne in dem Baum zu versenken, jedoch nicht in den aufgemalten Kreis hinein. Ein erleichterter Seufzer verließ ihre Seele während sie sich beide Handgelenke gleichzeitig rieb. Es war anstrengend die Sehne straff gespannt zu halten und sie war es nicht gewohnt.
Legolas, der sie beglückwünschte, bemerkte ihre Gestik.
„Keine Sorge, bald werden deine Handgelenke trainiert sein, jetzt jedoch werden sie noch eine weile Schmerzen."
Feli drehte sich zu ihm herum und nickte wissend. „Ich weiß, erster Tag, man sollte nicht zu ungeduldig sein… ich hör auch besser auf, sonst kann ich morgen keinen einzigen Pfeil verschiessen."
Der Elb nickte ernst zurück und meinte: „Ich werde dir Schoner für die Handgelenke geben, morgen, denn wenn du Morgen gleich so weitertrainierst wie heute dann wirst du deine Hände bald gar nicht mehr bewegen können."
Feli grinste dankbar und zog den Pfeil mit einem Ruck aus dem Baum heraus.
Abends saß sie in der großen Halle, dort wo sie sich schon lange nicht mehr hatte blicken lassen weil sie den Hobbits aus dem Wege gehen wollte. Heute jedoch wollte sie nicht allein auf ihrem Zimmer sitzen. Ihr Triumphgefühl war noch zu groß und sie wollte lieber den schönen Gedichten und Gesängen der Elben lauschen – schließlich wusste sie nicht wie lange sie dies noch genießen durfte.
Gerade jetzt stand ein Elb vor dem großen Kamin, in dem ein wahrlich gewaltiges Feuer prasselte und gab eine Kostprobe seines Könnens.
Leicht wiegte Feli sich im Takt des Liedes auch wenn sie die Zeilen nicht verstand während sie sich davon in seinen Bann ziehen ließ.
Der Stimmung nach zu urteilen schien dies ein trauriges Lied zu sein. Vor ihren geschlossenen Augen spielte sich eine kleine Geschichte ab, eine verzweifelte Liebe zwischen zwei Menschen, die sich nicht lieben durften und es trotzdem taten, obwohl sie aus zwei unterschiedlichen Welten kamen.
Vor ihren geschlossenen Augen starben beide Arm in Arm und sie selbst war von einer tiefen Traurigkeit geprägt, denn nun endete auch das Lied des Elben.
„Dies war das schönste was ich jemals gehört habe, auch wenn ich nicht verstanden habe worum es in dem Lied ging." murmelte Feli wahrlich berührt und öffnete die Augen. Sie saß neben den drei Hobbits und diese blickten, ebenfalls vom Lied angetan, zu ihr herüber.
„Es war das Lied von Beren, dem Menschen und Lúthien, der Elbin, einem unglücklichen Liebespaar. Er starb in einer großen Schlacht und Lúthien hat dies nicht verkraftet und ging nach Valinor um die Sterblichkeit zu erlangen und darum zu bitten Beren frei zu geben. So trafen sie sich wieder in Tol Galen, das Land der Toten, die Leben, wo sie ihre restliche Zeit als Sterbliche verbrachten." klärte Bilbo auf, der die elbische Sprache beinahe selbst schon fließend sprechen konnte.
Feli blickte ihm erstaunt ins Gesicht während sie antwortete: „Ich habe während des Liedes an ein Liebespaar gedacht, dass sich nicht lieben durfte und am Ende Arm in Arm starb." Sie wandte ihren Kopf zur Seite. „Dann war ich der Wahrheit ja gar nicht so fern."
„Das ist das schöne an elbischen Liedern, man versteht sie mit dem Herzen und nicht mit den Ohren." meinte Frodo ernst aber lächelnd und blickte in das prasselnde Feuer hinein.
„An was hast du gedacht als du dem Elbenlied gelauscht hast?" fragte Feli Grund heraus und Frodo drehte sich herum.
„So etwas Ähnliches wie du, nur starben sie am Ende nicht… sie wurden nur für immer voneinander getrennt." gab er zur Antwort. Sam ergriff sofort seine Hand und hielt sie fest.
Felis freundschaftliche Beziehung zu den Hobbits besserte sich in den nächsten Tagen. Es schien zwar nicht daran zu liegen das Frodo endlich Felis Wunsch akzeptierte, sondern vielmehr daran dass ihm etwas an dieser Freundschaft lag.
Sie saßen jetzt, wenn Feli nicht gerade auf Baran ausritt oder mit dem Bogen übte, irgendwo in Bruchtal auf einen der vielen steinernen Bänke und unterhielten sich, über ihre Welt, über Mittelerde und alles was der eine vom anderen erfuhr versetze den jeweils anderen in erstaunen und manchmal auch ungläubigem Kopfschütteln.
„Wenn du meine Welt sehen könntest… sie ist zwar auch nicht viel einfacher als deine aber wenigstens etwas ungefährlicher." sagte Feli einmal und Frodo nickte mit großen Augen.
„Wieso gibt es dort denn keine Hobbits!" Wollte dann Sam manchmal wissen und Feli konnte ihm darauf nur eine Antwort geben: „Weil es in meiner Welt nur Menschen gibt und keine Zauberwesen und dazu gehört ihr nun mal."
„Aber wir können doch gar nicht zaubern." empörte sich dann Sam und Frodo musste unweigerlich lachen.
Manchmal saßen sie aber auch einfach nur still da und starrten vor sich hin. Bei solchen Gelegenheiten hatte Feli immer eines ihrer Lehrbücher dabei und lernte daraus während die Hobbits den Garten, die Luft, die Sonne und einfach ihre Umwelt genossen.
Einigkeit ohne viele Worte nannte Feli es. Die Hobbits nannten es Glück…
So vergingen die Tage und verwandelten sich in Wochen. Sie war nun schon so geübt mit Baran dass sie es bereits schaffte über Hindernisse hinweg zu springen und der Pfeil traf auch schon das eine oder andere Ziel. Sie hatte sich an den straff gespannten Bogen gewöhnt und ihre Arme und vor allem ihre Handgelenke waren Stark geworden. Die Schoner, die Legolas ihr geschenkt hatte, waren wunderbar ausgearbeitet, mit Stickmustern auf den Handrücken eingearbeitet und geschmeidig in der Hand. Sie schützten die Sehnen vor Überlastung und Überdehnung.
Gimli und Legolas waren zufrieden mit ihrer gelehrigen Schülerin und meinten bereits dass sie wohl bald nicht perfekt aber zumindest in der Lage sein würde sich zu verteidigen.
Felis mulmiges Gefühl in der Magengegend wuchs dann ins Unermessliche.
Der Winter, der hier in Mittelerde höchstens ein paar Wochen in Anspruch nahm, war beinahe vorbei, der Frühling hielt Einzug ins Land, auch wenn die Blätter der Bäume alles andere als Frühling versprachen. Hier in Bruchtal begannen sie statt zu blühen immer weiter zu verwelken und die Bäume starben nacheinander ab.
Elrond wusste woran das lag, die Elben waren kurz davor das Land zu verlassen und dies schienen die Bäume und Pflanzen von Bruchtal zu spüren. Vor Trauer starben sie einfach und nicht nur Elrond bedauerte dies sehr, aber verhindern konnte er es ebenso wenig.
Schließlich, ca. sechs Wochen nach Felis Genesung in Bruchtal erreichte es die dringende Hilfedepesche von Arwen. Gandalf, Legolas und Gimli wurden nach Minas Tirith gerufen, die Orks scheinen sich zu rühren und planen einen Angriff, doch sie sind zu wenige, brauchen mehr Hilfe, mehr Unterstützung.
Beinahe lag in der Depesche etwas flehendes, etwas unausgesprochenes, dass es beinahe zu spät sein könnte. Die drei angerufenen nahmen sich nicht die Zeit eine weitere Depesche loszuschicken um von ihrer baldigen Ankunft zu verkünden, sie würden sich unverzüglich auf den Weg machen.
Am nächsten Morgen war es dann soweit. Gandalf ritt auf Schattenfell, das Pferd der Elben das er seit dem Ringkrieg nicht mehr hergegeben hatte und Legolas hatte Gimli auf seinem Pferd vorne drauf sitzen. Der Zwerg hätte nur mit einem Pony reiten können, doch das war eindeutig zu langsam, so besetzen sie zusammen ein Pferd.
Elrond, Feli, Frodo und Sam standen bei den Ställen, die einen direkten Ausgang in den Wald hinaus besaß und verabschiedeten sich von den Freunden.
„Bitte beeilt euch, ich weiss nicht was meine Tochter in ihrem Brief verschwiegen hat oder unter die Zeilen geschrieben hat, aus Angst sie könnte dem Feind in die Hände geraten." Elrond blickte flehentlich empor und die drei auf ihren Pferden nickten herab.
„Wir werden uns beeilen und so schnell es geht Minas Tirith erreichen." murmelte Gandalf während Legolas sich an Feli wandte: „Und du übe bitte weiter wie bisher, dann wirst du eines Tages eine Meisterschützin sein und niemand wird sich in deine nähe wagen."
Diese lächelte höflich und bezweifelte natürlich die Worte des Elben im höchsten maßen, aber sie hatte mittlerweile gelernt nicht so sehr die Worte in Frage zu stellen, weil es hier als Beleidigung galt also nickte sie und versprach immer fleissig zu trainieren.
„Wenn wir wiederkommen, dann möchte ich sehen wie du Pfeile spalten kannst." grinste Gimli herab und Felis lächeln wuchs zu einem grinsen.
„Ich versuche es Herr Gimli." erwiderte sie ehrlich und bemerkte aus den Augenwinkeln plötzlich wie sie heran gewunken wurde, von Gandalf.
Erstaunt setzte sie sich in Bewegung und hielt vor dem riesigen Pferd Schattenfell an. Der Zauberer beugte sich sogar zu ihr herab. Sein Gesichtsausdruck verriet angespannten ernst und der Mund war beinahe zu einem Strich zusammengeschrumpft unter dem wallenden weißen Bart.
„Bitte, ich weiss dass ich dir nichts sagen kann, weil du dir nichts sagen lässt, aber ich möchte dich doch Bitten auf mich zu warten bis ich zurückkomme und mit mir gemeinsam die Reise durch Mittelerde anzutreten. Du hast keine Vorstellung davon was es hier alles für Gefahren gibt die dir an jeder Abzweigung oder jedem Wegesrand über den Weg laufen kann." Er seufzte als er bemerkte wie Felis Augen sich verfinsterten und sie bereits begann eindringlich mit dem Kopf zu schütteln. Sofort hob er eine Hand und erstickte so die Gegenwehr im Keim.
„Bitte hör mir erstmal zu bevor du mich ablehnst. Ich würde dich auf dem schnellsten Wege zu den Ents bringen, sobald ich wieder da bin. Es könnte sich höchstens um ein paar Wochen dauern, dann wäre ich wieder hier in Bruchtal und mein Dienst in Minas Tirith erfüllt. Es gäbe auch dir genügend Zeit deine Bogen- und Reitkünste zu verfeinern." Begann er zu locken und Feli senkte ihren Kopf. Ihr Blick wanderte zu Schattenfell und das Pferd blickte zurück. Sogleich näherte sie sich dem Schimmel noch ein Stück und begann ihm über die Flanken zu streicheln, irgendwie beruhigte es sie und ihre Gedanken ordneten sich.
Sie überlegte schon die ganze Zeit ob das nicht doch eine ziemlich waghalsige Angelegenheit war die sie da anstrebte, aber auf der anderen Seite wollte sie sich auch beweisen, dass sie keinen Babysitter brauchte …
Keinen Babysitter brauchte? Sie war hier nicht in irgendeinem Ferienlager in ihrer Welt wo jeder Zentimeter beinahe schon erforscht worden war von unendlich vielen Ferienlagerern vor ihr und wo keine Zauberwesen auf sie lauern konnten.
Und wem wollte sie sich eigentlich etwas Beweisen? Gandalf? Den Hobbits? Sich selbst? Sie wusste darauf keine Antwort, nur einen einzigen guten Grund fand sie der sie zu diesem unternehmen bewegte: sie wollte nicht noch mehr in diese Sache hineinziehen.
So hob sie ihren Kopf und blickte Gandalf lächelnd in die Augen.
„Ich werde nichts versprechen, aber ich werde ohnehin erstmal in Bruchtal bleiben. Wenn nichts aufsehen erregendes dazwischen kommt, dann werde ich erstmal hier bleiben. Im Moment fühle ich mich sowieso noch nicht aufbruchsbereit, also könnte es durchaus sein wenn ihr Dienst erfüllt ist dass ich noch hier in Bruchtal verweile." war die vollständige Antwort und Gandalf nickte zufrieden lächelnd während er sich wieder auf Schattenfell zurecht setzte. Es war nicht ganz die Antwort die er erhofft hatte, aber er gab sich damit zufrieden. Freilich hatte er ihre Angst gesehen, Angst die sie nicht mehr loszulassen schien, vermischt mit etlichen Bedenken gegenüber ihrem eigenen Wagemut.
„Gut dann werde ich mich beeilen meinen Dienst bald erfüllt zu haben damit ich wiederkommen kann um dich abzuholen." murmelte er und Feli nickte zustimmend, was blieb ihr auch anderes übrig.
Und mit diesen Worten begann er Schattenfells Kopf in Richtung Ausgang zu bewegen, hinter Legolas und Gimli hinterher die bereits unter dem Torbogen auf den Zauberer warteten.
Feli blickte dem Dreiergespann mit einer Mischung aus Furcht und Hilflosigkeit hinterher. Irgendwie beschlich sie das Gefühl die Drei eine ganze Weile erstmal nicht wieder zu sehen.
Sie blieb nun allein mit ein paar Elben, Elrond, Bilbo, der sich nicht wohl gefühlt hatte und deshalb die drei Freunde nicht verabschiedet hatte, Frodo und Sam in Bruchtal zurück…
Es ist bereits eine Woche nach dem Aufbruch von Gandalf, Legolas und Gimli verstrichen.
In ein paar Tagen soll das Schiff nach Valinor auslaufen und Frodo hadert immer noch mit einer endgültigen Entscheidung.
Einerseits war da noch immer Bilbo und der Schmerz des Ringes der ihn antrieb nach Valinor zu reisen, auf der anderen Seite war da Sam und sein geliebtes Auenland.
Aber was war das Auenland wenn es ihm keine Heilung der Seele versprechen konnte?
Und was wurde aus Feli wenn er ging?
Schied sie nicht eigentlich von vorn herein aus? Sie war schließlich nicht einmal von dieser Welt und hatte sie nicht selbst gesagt dass sie auf die Hilfe anderer verzichten wollte und allein reisen wollte? Bis jetzt hatte sie noch keinen Aufbruchstermin genannt, geschweige denn sich dazu geäußert. Erst jetzt fiel ihm auf dass sie sehr verschlossen und schweigsam geworden war seit dem Gandalf, Legolas und Gimli Bruchtal verlassen hatten.
Wieso bezog er sie in seinen Überlegungen mit ein? Es war zum verzweifeln…
Er schloss das Buch in dem er gerade gelesen hatte mit einem lauten Knall, der an den Wänden seines Zimmers widerhallte und erhob sich mit einem Ruck von seinem Stuhl. Er wollte nicht mehr darüber nachdenken was ist, was sein könnte und was wäre wenn…
Es zermarterte ihm den Kopf und ließ ihn Schmerzen.
So begab er sich auf einen kleinen Rundgang durch Bruchtal, um seine Gedanken zu ordnen und endlich eine Entscheidung zu treffen. Sam selbst hatte er davon schicken müssen weil er sein immer wieder beinahe weinendes Gesicht nicht mehr ertrug zu sehen. Er wusste dass es gemein von ihm gewesen war, aber diese Entscheidung musste frei von Zwängen von statten gehen, ansonsten würde er es am Ende sicherlich bereuen.
Während er die große steinerne Treppe herab schritt hörte er ein zischendes Geräusch und wie etwas dumpf in einen Gegenstand einschlug.
Schnell verließ er die Treppe und bog um die letzte Ecke. Dort entdeckte er Feli die wie eine besessene das Bogenschiessen übte. Schweiss stand ihr auf die Stirn geschrieben, ihre Arme vibrierten und zitterten, aber diese Anstrengungen schienen sich zu lohnen, wie ein Blick auf ihr Ziel verriet.
Sie hatte bereits so viele Löcher und Pfeile in den Baum hineingetrieben, dass er beinahe aussah wie ein löchriger Käse.
„HAAA…" hörte er als nächstes, etwas zischte durch die Luft, der Pfeil traf sein Ziel, versank in der Borke und den Windungen des Baumes.
Feli selbst stieß die Luft mit einem Ruck aus ihren Lungen heraus und legte den Kopf in den Nacken. Die Sonne stach ihr wohl ins Auge, sie blinzelte, der Schweiss troff an ihren Schläfen herab und benetzten ihr hübsches Gewand.
Frodo wollte erst zu ihr laufen doch dann entschied er sich auf Abstand zu bleiben und sie eine kleine Weile zu beobachten.
Er fand nach kurzer Suche ein schattiges Plätzchen unter den umstehenden Bäumen. Selbst wenn sie direkt hierher blickte würde sie ihn so schnell nicht entdecken.
Sie selbst hatte ihren Blick wieder Geradeaus gerichtet und schnell griff eine Hand nach dem Köcher auf ihrem Rücken, hatten den Pfeil ergriffen und noch während sie ihn herumriss spannte sie bereits den Bogen an und schon war er in Windeseile eingespannt.
Kein Vergleich mehr zu den damaligen Übungsstunden, sie war bereits jetzt um Klassen besser geworden.
Frodo winkelte seine Beine an und schob sein Kinn darauf. Seine Arme schlangen sich ganz von selbst um seine Beine. Er spürte wie seine Augen müde wurden, schläfrig…
Feli spannte noch einmal den Bogen an, er konnte mit half wachen Augen sehen wie sie ein Auge zudrückte und Zielmaß nahm. Wieder kam ein Laut von ihren Lippen und der Pfeil zischte durch die Luft, kaum das sie die Sehne losgelassen hatte. Auch dieser Pfeil traf den Baum, direkt in die Mitte des Auges hinein dass darin eingeritzt worden war.
„Was machst du denn hier?"
Eine angenehme Stimme holte ihn aus seinen Träumen und etwas träge öffnete er die Augen. War er etwa eingeschlafen, hier, unter dem schattigen Plätzchen des Baumes?
Sein Kopf streckte sich nach vorn und blickte nun direkt in das fragende Gesicht von Feli hinein, die sich zu ihm hingehockt hatte. Ihren Bogen hatten sie bereits im Köcher verstaut, sie war wohl fertig mit dem Training. Um ihn herum war bereits die Abendröte aufgegangen und die stechende Sonne verschwunden, wie er nebensächlich bemerkte.
„Ich … ähm ich hab dir ein bisschen zugesehen und muss wohl dabei eingeschlafen sein." murmelte er schlaftrunken und rieb sich den Hinterkopf.
„Ach so…" machte Feli erstaunt und erhob sich langsam aus der Hocke. Jedoch beugte sie sich noch einmal vor und streckte ihm mit einem lächeln die Hand entgegen.
„Du möchtest doch wohl nicht hier die Nacht verbringen, oder?" meinte sie freundschaftlich und Frodo nahm die Hand dankbar entgegen.
„Nein natürlich nicht." antwortete er und erhob sich.
„Sam war bereits hier und hat nach dir gesucht, aber da wusste ich noch nicht dass du dich hier verkrümelt hast." grinste sie und ging voraus auf die große steinerne Treppe zu.
Frodo folgte ihr, jedoch war er noch ein wenig benebelt vom Schlaf, deshalb dauerte es bei ihm etwas länger.
„Der macht sich selbst im Auenland ständig sorgen dass ich verloren gehen könnte."
Nachsichtigkeit sprach aus den Worten von Frodo und Feli veranlasste es zu einem Grinsen.
Der Hobbit blieb stehen und runzelte die Stirn.
„Was gibt es da zu grinsen?" fragte er nicht gerade freundlich doch Feli ließ sich nicht beirren.
„Man könnte meinen ihr seit ein altes Ehepaar das ständig Angst hat einander verloren zu gehen…" kicherte sie und machte dass sie vor Frodo das obere Ende der Treppe erreicht hatte. Sie wusste nämlich nicht wie Hobbits auf solche Scherze reagierten.
Frodo selbst stand am unteren Ende der Treppe und war vollkommen baff. Er hatte mit allem möglichen gerechnet, nur nicht mit so etwas.
Er verschränkte die Arme vor der Brust und ein „Tz." kam von seinen Lippen. In diesem Augenblick hielt er Feli für ziemlich Unreif und Vorlaut, obwohl es doch eigentlich der Wahrheit entsprach was sie gesagt hatte.
„Nur spricht man so etwas nicht einfach so aus!" meinte er mehr zu sich selbst während er die steinerne Treppe emporstieg und sich mittlerweile sicher war dass er niemals zu einer endgültigen Entscheidung was Valinor betraf finden würde.
So das wars erstmal wieder. Bald geht's aber weiter und nicht vergessen, meldet euch Ich möchte mal wissen ob sich das noch lohnt hier zu posten.
Machts gut und bis bald
Cu chibi
